Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/03/16/ukraine-die-rueckkehr-der-kriegspropaganda/
Ukraine: Die
Rückkehr der Kriegspropaganda
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 16. MÄRZ 2022
von
Thierry Meyssan – http://www.voltairenet.org
Bild: Stepan Bandera (Mitte) trägt das Deutsche
Verdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern. Er behauptete nicht, ein
Nazi zu sein, nur ein ukrainischer „Nationalist“. Bereits 1935
befürwortete Bandera politische Gewalt. Er ließ etwa sechzig
Persönlichkeiten ermorden, darunter zwei polnische Minister. Während
des Zweiten Weltkriegs organisierte er die Vernichtung jüdischer und
slawischer Intellektueller. Das neue ukrainische Regime errichtete
Denkmäler zu seinem Ruhm, darunter eines in Lemberg, der Stadt, in
der er ein Massaker beaufsichtigte.
Thierry Meyssan
unterbricht seine Chronik Serie über den gigantischen Konflikt
zwischen Russland und den Vereinigten Staaten. Er wendet sich an
alle, um die Lügen der Kriegspropaganda zu brechen.
Die
westliche öffentliche Meinung ist über den Krieg in der Ukraine
empört und wird aktiv, um fliehenden Ukrainern zu helfen. Für alle
ist es offensichtlich: Der Diktator Putin duldet die neue ukrainische
Demokratie nicht.
Wie bei jedem Konflikt wird uns gesagt, dass
die anderen die Bösen sind, während wir die Guten sind.
Unsere
Reaktion ist diejenige von Menschen, die von der Kriegspropaganda
missbraucht werden, weil sie sich nicht an frühere Konflikte
erinnern und nichts über die Ukraine wissen. Fangen wir von vorne
an.
WER HAT ANGEFANGEN?
Wie bei den gegenseitigen Kämpfen unserer
Klassenkameraden auf dem Schulhof, wollen wir wissen, wer angefangen
hat. Zu diesem Punkt gibt es keine Frage : Vor acht Jahren
organisierten die Vereinigten Staaten mit Hilfe bewaffneter Gruppen
einen Regimewechsel in Kiew. Diese Leute nennen sich selbst
„Nationalisten“, aber überhaupt nicht in dem Sinne, wie wir es
verstehen. Sie behaupten, echte Ukrainer skandinavischer oder
protogermanischer Herkunft zu sein und nicht Slawen wie die Russen.
Sie berufen sich auf Stepan Bandera [1], der Anführer der
ukrainischen Kollaborateure der Nazis, das Äquivalent von Philippe
Pétain in symbolischer Sicht für die Franzosen, aber vor allem
Joseph Darnand und die Soldaten der französischen SS-Division Karl
der Große. Die Ukrainer, die sich bisher sowohl als Skandinavier als
auch als Protogermanen einerseits und Slawen andererseits
betrachteten, nennen sie „Neonazis“.
Hier in Frankreich
ist das Wort „Nazi“ eine Beleidigung, die für alles verwendet
wird. Historisch gesehen ist es eine Bewegung, die eine rassische
Vision der Menschheit befürwortete, um Kolonialreiche zu erklären.
Ihrer Meinung nach gehören Menschen verschiedenen „Rassen“ an,
heute würden wir sagen, zu verschiedenen „Arten“. Sie könnten
keine Nachkommen zusammen haben, wie die Stuten und Esel. In der
Natur pflanzen sich diese beiden Arten zu Maultieren fort, aber diese
sind im Allgemeinen steril. Deshalb verboten die Nazis die
Vermischung zwischen den Rassen. Wenn wir verschiedenen Rassen
angehören, sind manche anderen überlegen, daher die westliche
Herrschaft über kolonisierte Völker. In den dreißiger Jahren galt
diese Ideologie als „Wissenschaft“ und wurde an Universitäten
gelehrt, vor allem in den Vereinigten Staaten, Skandinavien und
Deutschland. Sehr große Wissenschaftler haben sie verteidigt. Zum
Beispiel war Konrad Lorenz (Nobelpreis für Medizin 1973) ein
glühender Nazi. Er schrieb, dass Homosexuelle, um die Rasse
aufrechtzuerhalten, aus der Masse entfernt und eliminiert werden
müssten, wie ein Chirurg einen Tumor eliminiert, weil sie ihr
genetisches Erbe mit dem anderer Rassen vermischten, ohne dass man es
bemerkt.
Diese Wissenschaftler waren nicht seriöser als
diejenigen, die uns von der Apokalypse während der Covid-19-Epidemie
erzählten. Sie hatten den Titel „Wissenschaftler“, aber nicht
den vernünftigen Ansatz.
Das moderne Russland wurde auf der
Erinnerung an das aufgebaut, was die Russen den „Großen
Vaterländischen Krieg“ und wir den „Zweiten Weltkrieg“ nennen.
Er hat für sie überhaupt nicht die gleiche Bedeutung wie für uns.
Hier in Frankreich dauerte der Krieg nur wenige Monate, dann glaubten
wir an den Sieg der Nazis und gingen eine Kollaboration ein. Wir
haben gesehen, wie die Nazis und die Petain-Anhänger ab 1940 66.000
Menschen verhaftet haben, normalerweise wegen „Terrorismus“
(Widerstand). Dann verhaftet man ab 1942 76.000 Juden, weil sie einer
„minderwertigen Rasse“ angehörten, und schickte sie in den
Osten, in Wirklichkeit in Vernichtungslager. Im Gegensatz dazu
verhafteten die Nazis in der Sowjetunion niemanden. Sie wollten alle
Slawen in dreißig Jahren ausrotten oder versklaven, um einen
„Lebensraum“ zu schaffen, in dem sie ein Kolonialreich aufbauen
konnten (Generalplan Ost). Deshalb erlitt die UdSSR einen Verlust von
27 Millionen Menschen. In der russischen Erinnerung sind die Nazis
eine existenzielle Gefahr, nicht für uns.
Als diese Leute in
Kiew an die Macht kamen, bezeichneten sie sich nicht als „Nazis“,
sondern als „Nationalisten“ im Sinne von Stepan Bandera, der sich
auch „Nationalist“ und nicht „Nazi“ nannte, und sogar ihre
völkermörderischen Absichten gegen Slawen und Juden überbot. Sie
nannten das alte Regime „pro-russisch“, was faktisch falsch ist,
und verboten alles, was an die russische Kultur erinnert. Und zuerst
die russische Sprache. Die Ukrainer waren meist zweisprachig und
sprachen sowohl Russisch als auch Ukrainisch. Plötzlich wurde der
Hälfte von ihnen gesagt, dass sie ihre Sprache in der Schule und in
der Verwaltung nicht mehr sprechen dürften. Die Donbass-Region, die
sehr russischsprachig ist, hat sich erhoben. Aber auch die ungarische
Minderheit, die eine Ausbildung in ihrer eigenen Sprache erhielt und
in ihrem Anspruch von Ungarn unterstützt wurde. Die Ukrainer des
Donbass forderten, dass die Bezirke Donezk und Luhansk einen
Autonomiestatus erhalten und sie ihre Sprache wiedererlangen sollten.
Diese Präfekturen (Oblast auf Russisch) erklärten sich zu
Republiken. Dies bedeutete nicht, dass sie nach Unabhängigkeit
strebten, sondern nur nach Autonomie, wie die Republik Kalifornien in
den Vereinigten Staaten oder die ehemaligen Republiken der
UdSSR.
2014 setzten Präsident François Hollande und
Bundeskanzlerin Angela Merkel die Menschen von Kiew an einen Tisch
mit denen des Donbass und handelten die Minsker Vereinbarungen aus.
Es sind Frankreich, Deutschland und Russland, die dies
garantieren.
Kiew hat sich immer geweigert, sie umzusetzen,
obwohl es sie unterzeichnet hat. Stattdessen bewaffnete es
„nationalistische“ Milizen und schickte sie als Provokateure an
die Grenze des Donbass. Alle möglichen westlichen Extremisten kamen
dann dorthin, um in der Ukraine herumzuschießen. Diese Paramilitärs
erreichten im vergangenen Monat nach Angaben der Kiewer Regierung die
Zahl von 102.000. Sie bilden ein Drittel der ukrainischen Armee und
sind in die Territorialen Verteidigungskräfte integriert. 66.000
neue „Nationalisten“ – wenn auch Ausländer – sind gerade als
Verstärkung aus aller Welt anlässlich des russischen Angriffs
eingetroffen.
In den acht Jahren bis zu den Minsker
Vereinbarungen haben diese Paramilitärs nach Angaben der Kiewer
Regierung 14.000 Menschen im Donbass getötet. Diese Zahl beinhaltet
ihre eigenen Verluste, aber sie sind nicht groß. Russland hat seine
eigene Untersuchungskommission eingesetzt. Sie erfasste nicht nur die
Toten, sondern auch schwere Verletzungen. Sie fand 22.000 Opfer.
Präsident Putin spricht in Bezug auf sie von „Völkermord“,
nicht im etymologischen Sinne der Zerstörung eines Volkes, sondern
im juristischen Sinne eines Verbrechens, das auf Befehl der Behörden
gegen eine ethnische Gruppe begangen wird.
Hier liegt das
Problem: Die Regierung in Kiew ist nicht homogen und niemand hat
eindeutig den Befehl für ein solches Massaker gegeben. Russland
macht jedoch Präsident Petro Poroschenko und seinen Nachfolger
Wolodymyr Selenskyj dafür verantwortlich. Wir sind es auch, da wir
Garanten der Minsker Vereinbarungen sind, die aber nie umgesetzt
wurden. Ja, wir sind mitverantwortlich für dieses Massaker.
Das
Schlimmste steht noch bevor. Am 1. Juli 2021 verkündete Präsident
Selenskyj, der die „nationalistischen“ Paramilitärs bewaffnete
und sich weigerte, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen, das Gesetz
Nr. 38 über indigene Völker [2]. Es garantiert den Tataren und den
karäischen Juden (d.h. die den Talmud nicht anerkennen) die Ausübung
ihrer Rechte, einschließlich des Rechts, ihre Sprache zu sprechen,
aber nicht den Slawen. Diese gibt es nicht. Sie sind durch kein
Gesetz geschützt. Sie sind Untermenschen. Es war das erste Mal seit
77 Jahren, dass auf dem europäischen Kontinent ein Rassengesetz
verabschiedet wurde. Sie sagen sich, dass es
Menschenrechtsorganisationen gibt und dass sie protestieren mussten.
Aber nichts. Eine große Stille. Schlimmer noch: der Applaus von
Bernard-Henri Lévy.
Dmytro Jarosch. Hinter ihm die Flagge von
Stepan Bandera: schwarz-rot mit dem ukrainischen Dreizack. Agent der
Stay-Behind-Netzwerke der NATO. 2007 gelang ihm das Bündnis
europäischer Neonazis und Nahöstlicher Dschihadisten gegen
Russland. Er spielte eine zentrale Rolle beim Regimewechsel 2014. Er
ist jetzt Sonderberater des Chefs der ukrainischen Streitkräfte.
WARUM NUN DER EINSATZ VON KRIEG?
Unsere Sicht auf die Ereignisse ist durch unsere
Vorurteile verzerrt. Dies ist in den baltischen Staaten und in den
Ländern, die früher von der „Breschnew-Doktrin“ überrollt
wurden, noch ausgeprägter. Diese Völker stellen sich a priori vor,
dass die Russen die Erben der Sowjets sind. Die wichtigsten
sowjetischen Führer waren jedoch keine Russen. Josef Stalin war
Georgier, Nikita Chruschtschow Ukrainer usw., und sogar Leonid
Breschnew war Ukrainer.
Solange die Republiken Donezk und
Luhansk ukrainisch waren, war das Massaker an ihren Bewohnern eine
ausschließlich ukrainische Angelegenheit. Niemand durfte sie
beschützen. Mit der Unterzeichnung der Minsker Vereinbarungen und
ihrer Billigung durch den UN-Sicherheitsrat haben Frankreich und
Deutschland jedoch die Verantwortung dafür übernommen, ihnen ein
Ende zu setzen. Was sie aber nicht taten.
Die Art des Problems
änderte sich, als Russland am 21. Februar 2022 die Unabhängigkeit
der beiden Donbass-Republiken anerkannte. Das Massaker an seinen
Bewohnern war kein innenpolitisches mehr, sondern ein
internationales. Am 23. Februar trat der Sicherheitsrat erneut
zusammen, als sich die russische Armee auf eine Intervention
vorbereitete. UN-Generalsekretär António Guterres bestritt bei dem
Treffen weder die Legitimität der russischen Anerkennung der
Donbass-Republiken noch die der russischen Militärintervention gegen
die Neonazis. Er hat Russland nur gebeten, dem Frieden eine weitere
Chance zu geben [3].
Das Völkerrecht verbietet Krieg nicht,
sondern versucht, ihn zu verhindern. Da diese Sitzung des
Sicherheitsrates jedoch nichts gebracht hatte, war Russland
berechtigt, den Bewohnern des Donbass zu Hilfe zu kommen, die von den
Neonazis massakriert wurden. Was Russland am nächsten Tag, dem 24.
Februar, auch tat.
Präsident Wladimir Putin, der bereits acht
Jahre gewartet hatte, konnte es nicht länger aufschieben. Nicht nur,
weil jeden Tag Menschen sterben, nicht nur, weil die ukrainische
Armee am 8. März ein riesiges Massaker vorbereitete [4], sondern
weil das russische Gesetz ihn persönlich für das Leben seiner
Mitbürger verantwortlich macht. In Vorbereitung auf ihren
eventuellen Exodus hat die überwiegende Mehrheit der Bewohner des
Donbass in den letzten Jahren die russische Staatsbürgerschaft
erworben.
DER EXODUS VON 2 MILLIONEN UKRAINERN
Wie in allen NATO-Kriegen erleben wir die Flucht der
Bevölkerung. Für die Franzosen erinnert das an die Flucht von 1940
angesichts des Vormarsches deutscher Truppen. Es ist ein Phänomen
kollektiver Panik. Die Franzosen glaubten, dass die Wehrmacht die
gleichen Massenvergewaltigungen begehen würde, die dem Deutschen
(kaiserlichen) Heer zu Beginn des Ersten Weltkriegs untergeschoben
worden waren. Aber die Deutschen waren diszipliniert und übten diese
Art von Gewalt nicht aus. Am Ende hatte die Flucht der ziellosen
Franzosen keinen objektiven Grund, sondern nur die Angst.
Die
NATO hat seit dem Kosovo-Krieg das Konzept der Organisierung von
Bevölkerungsbewegungen entwickelt [5]. 1999 organisierte die CIA die
Umsiedlung von mehr als 290.000 Kosovaren, innerhalb von drei Tagen,
von Serbien nach Mazedonien. Wenn Sie über 30 sind, erinnern Sie
sich sicher an die schrecklichen Bilder dieser langen
Menschen-Schlange, die Dutzende Meilen, entlang Eisenbahnlinien,
hintereinander marschierten. Es ging nämlich darum, die angeblich
durch die Regierung von Slobodan Milošević provozierte ethnische
Unterdrückung glaubhaft zu machen und den bevorstehenden Krieg zu
rechtfertigen. Die Kosovaren wussten nicht, warum sie flohen, dachten
aber, sie würden dort, wo sie hinkamen, eine bessere Zukunft finden.
Sie erinnern sich sicher an den Exodus der Syrer vor sieben Jahren.
Es ging darum, das Land zu schwächen, indem man es seiner Menschen
beraubte. Diesmal geht es darum, Ihr Mitgefühl für Frauen und
Kindern zu wecken, ohne die Männer, die gegen die Russen kämpfen
müssen, gehen zu lassen.
Jedes Mal sind wir entsetzt. Aber
weil Kosovaren, Syrer oder Ukrainer leiden, heißt das nicht, dass
sie alle Recht haben.
Die Europäische Union nimmt alle
ukrainischen Flüchtlinge auf. Die Schengen-Staaten akzeptieren alle
Menschen, die sich als Flüchtlinge vor dem Krieg in der Ukraine
präsentieren. Nach Angaben der deutschen Verwaltung hat etwa ein
Viertel dieser „Flüchtlinge“, die bei ihrer Ehre behaupten, in
der Ukraine zu arbeiten und zu leben, keine ukrainischen Pässe,
sondern algerische, weißrussische, indische, marokkanische,
nigerianische oder usbekische Pässe; also Leute, die offensichtlich
die offene Tür nutzen, um in der Europäischen Union legal
registriert zu werden. Es wird keine Überprüfung ihres vorherigen
Aufenthalts in der Ukraine durchgeführt. Für die deutschen
Arbeitgeber ist es eine Regulierung unter falschem Etikett.
Wir
müssen uns fragen, warum das ukrainische Volk seine Unterstützung
für seine Regierung nicht demonstriert. Während des Kosovo-Krieges
hatten die Einwohner von Belgrad Tag und Nacht auf den Brücken der
Stadt gewacht, um die Bombardierung durch die NATO zu verhindern.
Während des Libyenkriegs hatten sich mehrere Millionen Menschen in
Tripolis versammelt, um ihre Unterstützung für den Führer Muamar
Gaddafi zu demonstrieren. Während des Syrienkriegs hatten eine
Million Menschen ihre Unterstützung für Präsident Baschar al-Assad
zum Ausdruck gebracht. Diesmal: nichts. Im Gegenteil, uns wird
erzählt, dass Teams der Territorialen Verteidigung „eingeschleuste
russische Saboteure“ jagen, obwohl die OSZE bescheinigt, dass sich
vor Beginn der Operation keine russischen Soldaten in der Ukraine
befanden.
Im Video des Bombenanschlags auf das Kernkraftwerk
Saporischschja wird nicht auf das Kraftwerk selbst geschossen.
DER SCHOCK DER BILDER
Wir hätten aus früheren Kriegen lernen sollen, dass
das erste Opfer immer die Wahrheit ist. Seit dem Kosovo-Krieg ist die
NATO zum Meister der Kriegspropaganda geworden. Damals wurde der
Sprecher der Organisation in Brüssel ausgetauscht. Sein Nachfolger,
Jamie Shea, schilderte jeden Tag eine exemplarische Geschichte,
entweder über die Schrecken der serbischen Verbrecher oder über den
vorbildlichen Widerstand der Kosovaren. Damals gab ich per Fax eine
Tageszeitung heraus, das Journal de la Guerre en Europe. Ich fasste
die NATO-Erklärungen und die Depeschen kleiner
Balkan-Nachrichtenagenturen zusammen. Jeden Tag sah ich, wie sich die
beiden Versionen ein wenig weiter auseinander bewegten. Meiner
Meinung nach musste die Wahrheit dazwischen liegen. Als der Krieg
vorbei war, erkannte man, dass Jamie Sheas Worte reine Erfindung
waren, die die Spalten leichtgläubiger Zeitungen schwärzen sollten,
während die Depeschen kleiner Balkan-Nachrichtenagenturen die
Wahrheit sagten. Und diese war nicht zugunsten der NATO.
Also
gehe ich mit einem gewissen Misstrauen an den westlichen
Medienkonsens heran. Wenn uns zum Beispiel gesagt wird, dass Russland
ein Atomkraftwerk bombardiert, denke ich an Präsident George W.
Bushs Lügen über die Massenvernichtungswaffen des Tyrannen
„Saddam“. Oder wenn uns gesagt wird, dass die Russen gerade eine
Entbindungsstation in Mariupol bombardiert haben, erinnere ich mich
an die kuwaitischen Babys, die von den schrecklichen irakischen
Soldaten aus ihren Brutkästen geholt wurden. Und wenn mir versichert
wird, dass der böse Putin verrückt ist und wie Hitler aussieht,
erinnere ich mich daran, wie wir Muammar Gaddafi oder Präsident
Bashar al-Assad behandelt haben.
Deshalb nehme ich diese
Vorwürfe nicht ernst. Die ukrainischen Soldaten der Schlangeninsel
wurden nicht durch Bomben massakriert, wie Präsident Zelensky
behauptete, sie ergaben sich den russischen Armeen, wie er später
zugab. Das jüdische Denkmal von Babi Jar wurde nicht von den Russen
zerstört, die alle Opfer der Nazi-Barbarei respektieren. Auch das
Kraftwerk Saporischschja wurde nicht bombardiert. Es war mehrere Tage
lang von gemischten russischen und ukrainischen Teams bewacht worden.
Darüber hinaus hat die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO)
bestätigt, dass es nie eine radioaktive Gefahr gegeben habe. Auch
die Entbindungsstation in Mariupol wurde nicht bombardiert. Sie war
drei Tage zuvor evakuiert und in Kasernen des Asowschen Regiments
(Neonazis) umgewandelt worden, wie damals von Russland an die UNO
gemeldet.
Wenn mir also dann gesagt wird, dass man den
„Diktator“ Putin töten muss, bleibe ich in Stein gemeißelt.
DIE
SCHLACHTEN
Wieso bemerken wir nicht, dass die Bilder, die wir
von den siegreichen „Schlachten“ der ukrainischen Armee sehen,
immer die gleichen sind? Wieso bemerken wir nicht, dass wir nur
einige zerstörte Fahrzeuge sehen? Haben unsere Kriegsreporter noch
nie echte Kriege gesehen? Wir interpretieren die Bilder nicht nach
dem, was wir auf ihnen sehen, sondern nach den Kommentaren, die sie
begleiten.
Seit einer Woche wird uns gesagt, dass die
russische Armee Kiew fünfzehn Kilometer entfernt von der Stadtmitte
umzingelt, dass sie jeden Tag voranschreitet (aber trotzdem fünfzehn
Kilometer entfernt bleibt) und den finalen Angriff durchführen wird.
Wenn uns gesagt wird, dass der „Diktator“ Putin den Kopf des
freundlichen Präsidenten Selenskyj verlangt (der die Neonazis
bewaffnet und das Rassengesetz verkündet hat), trete ich einen
Schritt zurück.
Die russischen Armeen hatten nie einen Plan,
die großen Städte einzunehmen. Sie halten sich auch davon fern
(außer Mariupol). Sie bekämpfen die „nationalistischen“
Paramilitärs, die Neonazis. Als Franzose, als Unterstützer des
Widerstands gegen die Nazis, haben die russischen Armeen meine ganze
Bewunderung.
Die russische Armee wendet in der Ukraine die
gleiche Taktik an wie in Syrien: Sie umzingelt Städte, die Feinden
als Zufluchtsort dienen, öffnet dann humanitäre Korridore, um
Zivilisten zur Flucht zu verhelfen, und beschießt schließlich die
Kämpfer, die drinnen bleiben. Deshalb blockieren die neonazistischen
Paramilitärs diese Korridore und hindern die Bevölkerung an der
Flucht. Das ist das Prinzip der menschlichen Schutzschilde.
Dies
ist ein Bewegungskrieg. Man muss schnell handeln. Die russischen
Truppen bewegen sich in Lastwagen und gepanzerten Fahrzeugen. Das
sind keine Panzerschlachten. Diese sind derzeit auf dem Schlachtfeld
unwirksam. Wir haben 2006 gesehen, wie die Hisbollah die israelischen
Merkava-Tanks zerstörte. Die russischen Truppen fahren in
Kraftfahrzeugen, weshalb sie gepanzerte Fahrzeuge haben. Da der
Westen Zehntausende von Panzerabwehrraketen an die ukrainische Armee,
einschließlich der Neonazi-Paramilitärs, geliefert hat, zerstören
unsere Waffen sie, wie sie ihre Lastwagen zerstören. Das sind keine
Schlachten, nur Hinterhalte.
Der Staat Israel hat sich dabei
nicht geirrt: Premierminister Naftali Benett riet Präsident
Selenskyj, die russischen Friedensbedingungen zu akzeptieren, nämlich
die Entfernung aller Stepan Bandera gewidmeten Denkmäler und die
Verhaftung der Nazis, die in die ukrainische Territorialverteidigung
eingegliedert wurden.
DREI NEUE PROBLEME
So als ob die Situation nicht schon kompliziert genug
wäre, verkündete Präsident Selenskyj auf der Münchner
Sicherheitskonferenz kurz vor dem Krieg seine Absicht, Atombomben zu
erwerben, was gegen die Unterzeichnung des Vertrags über die
Nichtverbreitung von Kernwaffen durch sein Land verstößt.
Dann
beschlagnahmten und veröffentlichten die russischen Armeen ein
Arbeitsdokument der Kiewer Regierung, das am 8. März einen
militärischen Angriff auf die Krim und den Donbass
plante.
Schließlich entdeckte die russische Armee noch etwa
fünfzehn Biowaffen-Forschungslabors, die für das Pentagon
arbeiteten. Sie kündigte an, die beschlagnahmte Dokumentation zu
veröffentlichen und vernichtete 320 Behälter mit
Krankheitserregern. Die Vereinigten Staaten, die das Übereinkommen
der Vereinten Nationen über biologische Waffen unterzeichnet haben,
respektieren es zu Hause, verletzen es aber im Ausland. Dokumente
waren bereits vor zwei Monaten von einer bulgarischen Journalistin
veröffentlicht worden. Am 8. März bat das chinesische
Außenministerium das Pentagon, die 330 biologischen Laboratorien zu
erklären, die es unter verschiedenen Namen in 30 Ländern unterhält.
Das Außenministerium bestritt daraufhin diese Praktiken. Aber
Unterstaatssekretärin Victoria Nuland, die im Senat interviewt
wurde, räumte ein, dass das Pentagon an diesen Programmen im Ausland
mitarbeite und dass sie besorgt sei, dass diese Forschung in
russische Hände fallen würde. Als Russland die Angelegenheit vor
den Sicherheitsrat brachte, richtete der Westen seine Anschuldigungen
gegen Russland und beschuldigte es, einen biologischen Angriff unter
falscher Flagge vorzubereiten. Die Weltgesundheitsorganisation
ihrerseits sagte, sie sei vor der ukrainisch-amerikanischen zivilen
biologischen Forschung gewarnt worden und habe die Ukraine
aufgefordert, ihre Krankheitserreger zu zerstören, um ihre
Ausbreitung zu verhindern.
So arbeitet also die Ukraine, die
mehr als hunderttausend „Nationalisten“ unterhält und sie in
ihre „territoriale Verteidigung“ eingliederte, dann ein
Rassengesetz verabschiedete, an illegalen biologischen Waffen und
hofft, die Atombombe zu erwerben. Wir haben uns entschieden, die
mutigen Exempel von Jean Moulin und Charles De Gaulle zu vergessen
und Präsident Selenskyj zu unterstützen!
Übersetzung
Horst
Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
https://www.voltairenet.org/article216073.html
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