Freitag, 28. November 2014

Sahra Wagenknecht: Spiel mit dem Feuer





junge Welt dokumentiert auszugsweise die Rede von Sahra Wagenknecht, Erste Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Bundestag, in der Haushaltsdebatte am Mittwoch:


Sahra Wagenknecht (Die Linke): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundeskanzlerin, Sie werden hier gleich ans Mikrofon treten und wieder ausgiebig Ihre Politik loben. (Unruhe bei der CDU/CSU)

Aber wenn man sich die derzeitige Politik und die derzeitige Situation in Deutschland, in Europa und in der Welt ansieht und wenn man vor allen Dingen Ihre ganz persönliche Mitverantwortung für diese Situation in Rechnung stellt, dann fragt man sich schon, wie Sie darauf auch noch stolz sein können.

Ja, wir leben in einem reichen Land, das gute Autos und international gefragte Maschinen produziert. Aber es ist ein zutiefst gespaltenes Land. Es ist ein Land, in dem selbst fleißige Arbeit nicht mehr vor Armut schützt und in dem inzwischen die Auswahl des Elternhauses wichtiger geworden ist als die Auswahl des Berufs. Es ist ein Land, in dem kaum noch investiert wird, in dem Straßen und Brücken verrotten, in dem viele Kinder in verwahrlosten Wohngebieten aufwachsen,


Norbert Barthle (CDU/CSU): Sprechen Sie jetzt von Afrika?

in dem ihnen elementare Bildung vorenthalten wird.


Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Um Gottes willen! Wo leben Sie eigentlich?

Was tun Sie, Frau Bundeskanzlerin? Statt Problemlösungen liefern Sie Taschenspielertricks, statt solider Finanzierungen liefern Sie kreative Buchführung, und statt wirtschaftspolitischer Rationalität liefern Sie okkulte Opferrituale vor Ihrer neuen Göttin, der schwarzen Null, die Ihnen trotz aller Beschwörungsformeln im nächsten Jahr wieder nicht erscheinen wird. (Unruhe bei der CDU/CSU)

Solide öffentliche Finanzen gibt es eben nicht ohne eine dynamische Wirtschaft. Es gibt sie nicht ohne Konsumenten, die genug Geld in der Tasche haben, um sich ein gutes Leben leisten zu können, und es gibt sie auch nicht ohne Unternehmen, die genau wegen dieser Nachfrage Anreize haben zu investieren, statt ihr Geld zu bunkern oder ihre Aktionäre mit immer neuen Rekorddividenden glücklich zu machen. Es gibt solide öffentliche Finanzen auch nicht, wenn gerade die reichsten Familien und die größten Konzerne kaum noch einen müden Euro zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen und der Staat dabei wegschaut.

Und deswegen ist für mich die schwarze Null eigentlich ein Ausdruck einer Null-Kompetenz in der Wirtschaftspolitik.

Das ist das Urteil des Wirtschaftsweisen Peter Bofinger über Ihre Politik, Frau Kanzlerin. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch, was Sie im August im schönen Lindau am Bodensee von den Wirtschaftsnobelpreisträgern zu hören bekommen haben. Ich gebe eine kleine Kostprobe:

Merkel verfolgt ... eine völlig falsche Politik.

Merkel scheint den Ernst der Lage nicht kapiert zu haben.

Merkels Rede sei eine einzige Katastrophe gewesen. Wohlgemerkt: Das ist kein Mitschnitt aus einer Mitgliederversammlung der Linken. Das waren die Urteile international renommierter Wirtschaftsnobelpreisträger über Ihre Politik, Frau Merkel. Wenn Sie vielleicht einmal zuhören könnten, vielleicht würde Ihnen das zu denken geben; (Beifall bei der Linken) aber offensichtlich interessiert Sie das überhaupt nicht.

Weggucken, wegducken, wegreden – das ist Ihr Dreiklang im Umgang mit den Gefahren und Problemen der Gegenwart.


Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Das sieht die ganze Welt anders!


Aber die Gefahren sind einfach zu groß und die Probleme zu ernst, als dass wir so weiter mit ihnen umgehen könnten. Die deutsche Wirtschaft stagniert. Alle Prognosen für das nächste Jahr mussten nach unten korrigiert werden.

Aus konjunkturellen wie aus prinzipiellen Gründen braucht dieses Land endlich mehr Investitionen. Sie haben nun lauthals ein Investitionsprogramm angekündigt. Aber was sieht man, wenn man in das Kleingedruckte schaut? Dann sieht man, dass nach Ihren eigenen Planungen der Anteil der Investitionsausgaben des Bundes weiter sinken soll, nämlich von aktuell 10,1 Prozent auf nur noch 8,3 Prozent im Jahr 2018. So viel wirtschaftspolitische Ignoranz kann einem wirklich die Sprache verschlagen.


Norbert Barthle (CDU/CSU): War das ein Versprechen?


Gunther Krichbaum (CDU/CSU): Das wäre schön! Wir wollen Gysi!


Sie können sich ruhig aufregen. Es wäre aber besser, wenn Sie sich nicht nur aufregen würden, sondern auch Konsequenzen ziehen würden. (Beifall bei der Linken)

Es geht nicht nur um Straßen, es geht auch nicht nur um Brücken, es geht auch um Zukunftstechnologien und Innovationen. Wer meint, dafür wird schon der Markt sorgen, der sollte sich einmal fragen, warum sich eigentlich alle wichtigen digitalen Technologien heutzutage in der Hand von US-Unternehmen befinden, die Möglichkeit zur globalen Überwachung inklusive. Nicht, weil der Markt jenseits des Atlantiks so viel besser funktioniert, sondern weil sich der Staat das zumindest früher ziemlich viel hat kosten lassen. Fast die gesamte Technologie, die heute in einem iPhone steckt, ist doch nicht in Steve Jobs Garage entwickelt worden. Die ist in staatlichen Forschungszentren entwickelt worden. Wer glaubt, dass ein fundamentaler technologischer Umbruch wie die Energiewende möglich wäre ohne massive öffentliche Investitionen in die Erforschung und Umsetzung alternativer Technologien, der hat wirklich nichts verstanden.


Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Sie hatten doch nur Robotron! Die größten Chips der Welt!


Aber statt über solche Fragen auch nur nachzudenken, verhandelt diese Regierung lieber über Investorenschutz. Genaugenommen verhandelt sie nicht, sondern der Wirtschaftsminister führt einen unglaublichen Eiertanz auf, um der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen. Ich rede von den geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP,


Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Eine große Chance! Die müssen wir schnell umsetzen!


und ich rede von den Sondergerichten für große Konzerne, mittels derer diese Konzerne den deutschen Staat in Zukunft für jede Mindestlohnerhöhung und für jedes Umweltschutzgesetz vor den Kadi ziehen können.

(...)

Man hat allerdings den Eindruck, es gibt etwas, das Ihnen, Frau Merkel, noch wichtiger ist als die Interessen der deutschen Unternehmen: Das sind die Interessen der amerikanischen Regierung und der amerikanischen Wirtschaft. Bei Ihrer Rede in Sydney, Frau Merkel, haben Sie sich furchtbar darüber empört, dass es 25 Jahre nach dem Fall der Mauer immer noch altes Denken in Einflusssphären gibt, das das internationale Recht mit Füßen tritt. »Wer hätte das für möglich gehalten?« wurden Sie zitiert. Man fragt sich ernsthaft, Frau Merkel: Wo leben Sie eigentlich? Und wo haben Sie in den letzten Jahren gelebt?


Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Bei Ihrer Rede frage ich mich auch, wo Sie leben!


Wo haben Sie gelebt, als die USA das internationale Recht im Irak mit Füßen getreten haben, um ihre Einflusssphäre auf das irakische Öl auszudehnen? Wo waren Sie, als unter Beteiligung Deutschlands das internationale Recht in Afghanistan mit Füßen getreten wurde, was es im Übrigen immer noch wird? Wo waren Sie, als Libyen bombardiert wurde und als die syrische Opposition aufgerüstet wurde, Waffenlieferungen an den IS eingeschlossen? War das alles Ihrer Meinung nach in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht? Selbstverständlich ging es dabei auch nie um Einflusssphären.

Ich darf Ihnen die Lektüre eines Buches von Zbigniew Brzezinski, langjähriger Vordenker der US-Außenpolitik, empfehlen.


Max Straubinger (CDU/CSU): Sie lesen die falschen Bücher!


Das Buch aus dem Jahr 1997 trägt den schönen Titel »Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft«. In bezug auf Europa plädiert Brzezinski darin für eine konsequente NATO-Osterweiterung zunächst nach Mitteleuropa, dann nach Süden und über die baltischen Republiken bis zur Ukraine, und zwar weil, wie der Autor schlüssig begründet – ich zitiere – »mit jeder Ausdehnung … automatisch auch die direkte Einflusssphäre der Vereinigten Staaten erweitert« wird.

Dieses alte Denken in Einflusssphären, das sehr erfolgreich umgesetzt wurde, ist Ihnen wirklich nie aufgefallen, Frau Merkel? Dabei gehörten Sie doch zu denen, die genau das in Europa weiter umgesetzt und unterstützt haben. Sie gehörten doch zu den Vasallen, um in der Sprache Brzezinskis zu bleiben, die genau diese Strategie mitgetragen haben. (...)

Frau Merkel, jetzt haben Sie Deutschland in die Neuauflage eines kalten Krieges mit Russland hineingetrieben, der das politische Klima vergiftet und den Frieden in ganz Europa gefährdet. (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Sie haben einen sinnlosen Wirtschaftskrieg angezettelt, der vor allem der deutschen und der europäischen Wirtschaft massiv schadet. (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) Da Sie so stöhnen: Sie müssen ja nicht in den Unternehmen sitzen, denen die Aufträge wegbrechen. Sie sind da nicht Arbeitnehmer oder Unternehmer. Sie müssen das nicht ausbaden, was Sie angerichtet haben.

Sie warnen vor einem Flächenbrand, Frau Merkel. Aber Sie gehören doch zu denen, die mit brennendem Zündholz herumlaufen. »Verbale Aufrüstung war noch immer der Anfang von Schlimmerem.« Das hat Ihnen Hans-Dietrich Genscher nach Ihrer Rede in Sydney zugerufen.

Nein, man muss Putin wirklich nicht mögen. Man muss auch den russischen Kapitalismus mit seinen Oligarchen nicht mögen. Aber Diplomatie heißt, die Interessen des Gegenübers ernst zu nehmen und sich nicht ignorant über sie hinwegzusetzen. Es fällt schon auf, dass Helmut Kohl und Michail Gorbatschow nahezu wortgleich warnen, dass ohne eine deutsch-russische Partnerschaft keine Stabilität und keine Sicherheit in Europa möglich sind. Der frühere SPD-Vorsitzende Platzeck hat darauf hingewiesen, dass der Handel zwischen Russland und den USA in diesem Jahr zugenommen hat, während der Handel zwischen Russland und Europa und vor allen Dingen Deutschland massive Einbrüche erlebt hat. Als Reaktion arbeitet die CDU/CSU daran, sogenannte vermeintliche Russland-Versteher wie Herrn Platzeck aus dem Petersburger Dialog herauszudrängen.

Statt auf Verstehen setzen Sie offenbar lieber auf Unverstand. In der Ukraine kooperieren Sie mit einem Regime, in dem wichtige Funktionen des Polizei- und Sicherheitsapparates mit ausgewiesenen Nazis besetzt werden. Der Präsident Poroschenko redet vom totalen Krieg und hat den Krankenhäusern und den Rentnern in der Ostukraine alle Zahlungen abgeklemmt. Für Premier Jazenjuk sind die Aufständischen – ich zitiere – »Unmenschen, die es auszulöschen gilt«. Statt sich mit solchen Hasardeuren zu verbünden,


Carsten Schneider (Erfurt) (SPD): Ja, sind die gewählt oder sind die nicht gewählt?


brauchen wir endlich wieder eine deutsche Außenpolitik, der Sicherheit und Frieden in Europa wichtiger sind als Anweisungen aus Washington. (Beifall bei der Linken – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)

In einem Jahr, in dem sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. und der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal jährt, wäre es dringend angebracht, sich an die Aussage Willy Brandts zu erinnern: »Krieg ist nicht mehr die Ultima ratio, sondern die Ultima irratio.« Krieg darf kein Mittel der Politik mehr sein, Frau Merkel.

Deshalb: Kehren Sie auf den Weg der Diplomatie zurück! Stellen Sie die Sanktionen ein! Sollten sich in der SPD tatsächlich die Stimmen der außenpolitischen Vernunft durchsetzen – von Helmut Schmidt bis Matthias Platzeck –, dann, bitte, Frau Merkel, hören Sie auf Ihren Koalitionspartner. Beenden Sie dieses Spiel mit dem Feuer! (...)


Johannes Kahrs (SPD): Ziemlich mäßige Rede!


Vollständiger Wortlaut und Video: www.sahra-wagenknecht.de

Mittwoch, 19. November 2014

Buchtipp: Zweiter Weltkrieg


Rezension des Buches "Zweiter Weltkrieg" von Kurt Pätzold


Die entscheidende Königsfrage

Buchtipp von Harry Popow

Es ist ein Geschenk für alle, die Geschichte ernst nehmen und ernsthaft nach den Ursachen von Kriegen, speziell der Deutschen Schuld am zweiten Weltkrieg, fragen. Kein Geringerer als Kurt Pätzold hat nunmehr im PapyRossa Verlag mit 143 Seiten einen Abriss über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges vorgelegt. Ein Geschenk deshalb, weil die Ursachen sowohl des Ersten als auch des Zweiten Weltkrieges weitgehend umgangen werden. Der Autor kommt damit, wie er schreibt, dem „Bedürfnis nach gedrängter erste Orientierung ermöglichender Literatur“ der jüngsten Generation entgegen. Das umso mehr, da es „noch immer unterschiedliche, teils konträre Sichten auf den Krieg, namentlich auf seine Vorgeschichte gibt.“ (S. 6)


Auf Seite 132 schreibt er von Ignoranz, wenn von 1200 Titeln zum Zweiten Weltkrieg nur zehn aus der DDR genannt werden, als habe es „eine ostdeutsche Geschichtsforschung über den Krieg der Jahre 1939 bis 1945 nicht gegeben“. Im Anhang zählt er dagegen 26 DDR-Titel auf.

Kurt Pätzold, Prof. Dr. phil., geboren 1930. Er lehrte bis 1992 als Professor für Deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. International renommierter Historiker und Faschismusforscher. Veröffentlichte zuletzt bei PapyRossa: „Kein Streit um des Führers Bart. Kontroversen um Deutschlands ´dunkle Jahre´ 1933 bis 1945“.

Interessierte Leser werden mit diesem faktenreichen Buch auf ihre Kosten kommen. Hieb- und stichfest bringt der Autor auf den Punkt, welche Umstände und internationale Konflikte zum Kriege geführt haben und dass Ende des Jahres 1941 bereits 38 Staaten in ihn verwickelt waren. (S. 51). Gründlich geht er auf die Gründe dieses Verbrechens ein. „Anders als 1914 gab es 1939 in Europa nur einen Staat, der den Krieg geplant hatte, ihn wollte und begann: das faschistische Deutschland und dessen revanche- und expansionshungrige Kreise in Politik, Militär und Wirtschaft“, so Kurt Pätzold auf Seite 22. Man wollte sich mit den Resultaten des ersten verlorenen Krieges und mit den Bedingungen des "Versailler Diktates" auf Dauer nicht abfinden, so liest man es auf Seite 12. Eine große Rolle spielte, so der Autor, die Hoffnung Frankreichs und Großbritanniens, „Deutschland werde seine aggressiven Kräfte nach Osteuropa und gegen die UdSSR richten und damit eine Aufgabe erledigen, die im Interesse aller Kräfte des internationalen Kapitals lag“. Das Ziel: Die Vernichtung der UdSSR und die Eroberung eines Kolonialreiches. Hitler schwebte vor, über Ressourcen zu gebieten, um am Ende jedem Gegner in einem beliebig langen Krieg siegreich zu trotzen. (S. 36)



Kurt Pätzold

Quelle: wikipedia

Der Autor streift in diesem Abriss der Geschichte bekannte und auch stark diskutierte Themen. In Bezug auf den „Holocaust“ schreibt Pätzold auf Seite 54: In der Judenverfolgung vollzogen die Rassisten-Antisemiten in der deutschen Führung „den Übergang von der Politik der Vertreibung zur Praxis der Vernichtung“ - und das schon im Verlauf des Krieges. Auf Seite 18 widmet er sich dem Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 zwischen der UdSSR und Deutschland, mit dem die SU hoffte, Zeit für die „Fortdauer einer Friedensperiode“ zu gewinnen. Nicht unerwähnt bleibt der Krieg der UdSSR gegen Finnland im Jahre 1939/1940, der 2. japanisch-chinesische Krieg 1937, die Angriffe des Faschismus auf Frankreich, England, Niederlande, Dänemark Norwegen oder Äthiopien, Jugoslawien, Griechenland und und und...

Schließlich der schwere Weg zur Antihitlerkoalition, die mit der Eröffnung der Zweiten Front im Juni 1944 in die Tat umgesetzt wurde, endlich, nach der Niederlage in Stalingrad bereits im Jahre 1943. Wie die Nazipropaganda darauf reagierte, beschreibt der Autor auf Seite 69 mit folgenden Worten: „Der Glaube an den Endsieg musste reanimiert werden, und da rationale Argumente rar waren, blieb wie üblich nur die Flucht ins Irrationale und Mystische.“ Der Herrgott werde uns schon helfen.

Mehrfach geht Kurt Pätzold auf die Friedensdemagogie der Faschisten vor dem Beginn des Völkermordens ein sowie auf Durchhalteparolen bis zum „Endsieg“. Kein Wunder, so der Autor, dass überall deutsche Soldaten weiterhin den Befehlen ihrer Vorgesetzten folgten. Auch im Hinterland hielten die „dumpfe Gefolgschaft und der selbstmörderische Gehorsam“ an. (S. 99)

Bemerkenswert die Meinung des Autors zu den Überlebenden und Vertriebenen, die von der bürgerlichen Geschichtsschreibung „sämtlich unter die von `Sowjets´, ´Russen´ oder Polen Vertriebenen subsumiert und sie und die Toten zu unschuldigen Opfern“ erklärt worden sind. Pätzold: „Opfer waren sie gewiss, aber die des von ihrem Land verschuldeten, häufig von ihnen selbst mitverschuldeten Krieges und derer, die sie in der Januarkälte ins Ungewisse geschickt hatten.“ (S. 102)

Sehr warmherzig schildert der Autor an zahlreichen Stellen die Not der im Hinterland unter dem Bombenkrieg leidenden Bevölkerung. So auf Seite 73: „Damit sie den Bombardements mit den Nächten in Kellern und Bunkern und Schlimmerem entgingen, wurden Kinder, kleinere mit Müttern, ältere zu Pflegeeltern in ländliche Gebiete evakuiert.“

Was ab 1945 nach der Befreiung vom Faschismus geschah, kleidet Kurt Pätzold in folgende Worte: „Eröffnet wurde der Kalte Krieg, der mit politischen, wirtschaftlichen, propagandistischen und geheimdienstlichen Mitteln geführt wurde. Sein Prophet und Propagandist wurde schon 1946 Churchill, der zur weltweiten Formierung wider den `Kommunismus´ rief, die als Abwehrfront deklariert wurde.“ (S. 113) So standen sich denn der West- und der Ostblock im Kalten Krieg gegenüber. Aktuell fügt der Autor auf Seite 128 hinzu: „Nach dem Zerfall der östlichen Führungsmacht und des Bündnisses der Warschauer Vertragsstaaten dehnten sich die von den bürgerlichen Staaten geschaffenen Zusammenschlüsse, die NATO und die EU, territorial aus.“

Der Autor mahnt, die Analyse der Herkunft und des Charakters des Faschismus und des imperialistischen Eroberungskrieges fortzusetzen, um fortlebende Missdeutungen „im Zeichen eines um geschichtliche Tatsachen unbekümmerten, verbissenen reanimierten Antikommunismus“ zurückzudrängen. Es gehe um die Königsfrage, „die jede tiefere Analyse geschichtlicher Ereignisse und Entwicklungen zu stellen hat: Warum?“ (S. 130) (PK)

Kurt Pätzold: „Zweiter Weltkrieg“, Basiswissen Politik/Geschichte/Ökonomie, PapyRossa Verlag; Auflage: 1 (25. Juli 2014), broschiert, 143 Seiten, ISBN-10: 3894385588, ISBN-13: 978-3894385583, 9,90 Euro

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

Sonntag, 16. November 2014

Disput zur "Toröffnung"


Disput zur „Toröffnung“

Das Jubelfest zum 25. Jahrestag des Mauerfalls ist vorüber, nicht aber die Gespräche und die Erinnerungen, warum und unter welchen Umständen diese starke Grenzziehung zwischen beiden deutschen Staaten überhaupt notwendig geworden war. Wer mit geistigem Tiefgang und zusammenhängender Sicht darauf eine Antwort sucht, wird von einigen Leuten als „Ewiggestriger“, als „Rückwärtsgewandter“ oder gar als vom Staat der DDR „Missbrauchter“ betitelt. Fragt man danach, welchen Inhalt denn Vorwärtsgewandte zu bieten haben, dann schlägt einem oft ein großes Schweigen entgegen. Prikärer wird die Frage, ob denn das deutsche Volk nicht missbräuchlich und verbrecherisch in den Krieg getrieben wurde, und ob jener Teil der Deutschen, die nach der Befreiung durch die Antihitlerkoalition in ihrem Staat gegen jeglichen Krieg und Faschismus antraten, auch „missbraucht“ wurden. Die Antworten dürften große Unterschiede im Bewusstseinsstand ans Tageslicht fördern. Hier einige Meinungen.



Hanna Fleiss


Lieber Harry Popow,

    ich bin Jahrgang 1941. Die ersten Jahre meines Lebens habe ich im Bunker verbringen müssen. Wir hatten einen in der Nähe, Reinickendorfer/Ecke Sellerstraße im Wedding, nicht weit entfernt von dem Ort, an dem sich später der Grenzübergang Chausseestraße befand und nicht weit entfernt vom neuerrichteten Protzbau der bundesdeutschen Geheimdienste auf dem Grund des Stadions der Weltjugend. 1949, im Dezember, kurz nach Gründung der DDR, sind meine Eltern nachts auf einem Pferdefuhrwerk vom Wedding nach Köpenick gezogen. Das war damals schon keine ganz einfache Sache, als es die „Mauer“ noch nicht gab, keiner durfte es wissen, dass wir in den Russensektor flüchten wollten. So gesehen, auch ein Flüchtlingsschicksal, wenn auch für heutige Propaganda-Bedürfnisse nicht relevant.

Ich hatte den Westen also bereits sehr jung erlebt und konnte mich 1989 noch ganz gut an diese Zeit erinnern, an die Hetze der Erwachsenen gegen die “Kommunistenschweine“ und die „scheiß Russen“, ich hatte erlebt, dass sich über Nacht die Schaufenster mit den traumhaftesten Dingen füllten, als die Westalliierten im Juni 1948 die separate Währungsreform einführten, die nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland spaltete. Damals wusste ich das natürlich noch nicht, ich freute mich über meinen ersten Vivil-Kaugummi, Stück einen Groschen. Die Erwachsenen aber redeten sich die Köpfe heiß, ein Riss ging durch die Familien. Schon damals sprach man vom „reichen Westen“ und vom „armen Osten“, es reichte ein Gang über die Sektorengrenze, um zu begreifen, dass Berlin gespalten war.

Im November 1989 wurden Tränen vergossen, als „die Mauer fiel“. Ich erlaube mir festzustellen, dass es diese Mauer auch ohne den August 1961 gegeben hatte. Und ich erlaube mir des weiteren festzustellen, dass die Spaltung Berlins und ganz Deutschlands im Interesse der Westalliierten lag, nicht dagegen im Interesse der DDR und schon gar nicht der Sowjetunion. Die USA wollten die BRD zur Speerspitze gegen die Sowjetunion ausbauen,
den ersten Staat der Arbeiter und Bauern vernichten, egal, was es kostete, und egal, wer die Kosten bezahlen musste. Dass es auch wir, die Deutschen in Ost und West, sein würden – wem war das klar?

Du, Harry, führst in Deinem Beitrag all die politischen Ereignisse auf, die folgten bis 1961 und die meine Feststellung bekräftigen. Zu erinnern sei an die sogenannte Stalin-Note, die von Adenauer auf Drängen der USA abgelehnt wurde: Lieber ein halbes Deutschland ganz als ein ganzes Deutschland halb. Es hätte nicht zur Mauer kommen müssen – wenn der Westen sie nicht provoziert hätte. Ich kann mich an die erbärmlichen Hetzreden des damaligen Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt erinnern, als die Mauer dann stand, da hatten wir uns unseren ersten Fernseher gekauft. Ja, sie trennte Familienverbände, sie trennte den Osten vom Westen, aber auch den Westen vom Osten, die Westberliner konnten zum Beispiel nicht mehr für ein Taschengeld Großeinkäufe bei der HO tätigen, ja das tat weh, nicht alle Westberliner waren reiche Leute, sie traten in Ostberlin nur so auf. Berlin war vor der Mauer bekanntlich die größte Agentenzentrale der Welt. Noch ein Grund zum Trauern im Westen, dass da plötzlich eine Mauer stand. Was mich anging, so hielt sich mein Wunsch, noch einmal im Leben Westberliner Boden betreten zu wollen, übrigens in Grenzen. Und ehrlich gesagt, wäre ich ganz froh gewesen, wenn mir dieses Erlebnis erspart geblieben wäre. Und als sich Ost und West an der Bornholmer Brücke unter Schluchzen in die Arme fielen, als ich die Bilder im Fernsehen sah, taten mir die naiven Ostdeutschen einfach nur leid. Wer von ihnen ahnte, was uns erwartete?

Was wir am 9. November dieses Jahres erlebt haben, war ein Fest grenzenloser Heuchelei. Es traf sich, was Rang und Namen hatte, es trafen sich die sogenannten Bürgerrechtler, die uns mit ihren rührenden Geschichten, die in 25 Jahren zur Legende erstarrt waren, an die Hirne wollten, auch jene, die stillschweigend im Nachhinein beim DDR-Volk Ablass erbaten, es trafen sich die bekannten kalten Krieger, und es traf sich die Politprominenz jenes „neuen Deutschlands“, das sich in der „Verantwortung“ fühlt, wieder Kriege führen zu dürfen, dekorativ umrahmt von der „dankbaren Berliner Bevölkerung“. Das Fernsehen sendete pausenlos Lügenmärchen über die DDR, über den Sozialismus, und ich sehe noch die Bilder, wie unsere obersten Heuchler Kränze im Gedenken an die Mauertoten niederlegten – ohne jedes schlechte Gewissen. Eine reife Leistung.

Wer von all diesen „menschlich bewegten“ Gestalten dachte eigentlich an die Opfer des 9. November 1938? Man hörte beiläufig von einer Veranstaltung mit Kranzniederlegung. Schließlich erforderte dies die Merkelsche „Staatsräson“.

Dir, Harry Popow, möchte ich danken für diesen Beitrag, in dem du die Ereignisse benennst, die zum Bau der Mauer führten. Einiges hatte ich vergessen, nicht, weil es unwichtig war, sondern nur, weil es im Alltagsgeschehen unterging. Zu vieles gibt es, das man vergessen möchte, will man die geballte Heuchelei dieses 9. November 2014 ertragen können.

Eines möchte ich noch nachtragen: Ich bin der DDR dankbar, dass ich vierzig Jahre lang ein Leben in Würde führen konnte, eben als Mensch. Und ich wäre froh, könnte ich dies von den vergangenen 25 Jahren ebenfalls so uneingeschränkt behaupten.



Am Tag, als die Mauer fiel Von Hanna Fleiss
Ein großer Tag, als da die Mauer fiel.
Viel Tränen, ach, sie sind so heiß geflossen,
man fiel sich in die Arme, selbst Genossen
versuchten es mit Charme im neuen Stil.

Er war nichts wert, der andre deutsche Staat,
nun wollen wir ihn eins, zwei, fix vergessen,
von Bayern unten bis nach Oberhessen.
Der dient heut bestenfalls noch als Zitat.

Schon immer hat der uns ins Fleisch gepiekt.
Nun ist er weg, als sei er nie gewesen,
ganz friedlich und ganz ohne Federlesen.
Was sind wir froh, jetzt haben wir gesiegt!

Dass da ein Menschheitstraum verlorenging,
wer will das heutzutage denn noch wissen.
Man passt sich an, sieht es nicht so verbissen,
auf den gibt man doch keinen Pfifferling.

Nostalgiker, die haben es jetzt schwer.
Die Masse jubelt, schwenkt die deutsche Fahne,
besoffen schier vom nationalen Wahne.
Mir stinkt das bloß wie alter Camenbert.

30.10.14

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Horst


Der Blärrkopf von damals hatte doch recht gehabt mit seinen blühenden Landschaften. Es grünt und blüht, vor allem auch den Dächern und in den Ruinen der einstigen Betriebe. Auf den Dächern wachsen bald Birkenwälder, bald kann man dort Pilze sammeln, auf den Geländen gibt es mehr oder weniger große Feuchtbiotope. Bei genauem Hinschauen findet man sogar noch Reste einer einstigen Zivilisation die dort einen Teil ihres Lebens verbrachten.
Auch kann man Reste einer damals modernen Technologie erkennen. Manche solcher Brachen sind gänzlich verschwunden und Heimat für Schafe und Rindviecher. Von den einstigen Vasallen, die dort werkelten, fehlt aber jede Spur. Die haben sich in alle vier Winde verstreut schuften heute für fremde Lehnsherren, ruhen sich auf dem Altenteil aus oder sind alle den Weg allen irdischen Dingen gegangen.

Gut, mit der damaligen Technologie ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen und neue Betriebe entstanden bzw. entstehen. Aber zu welchem Preis für die jetzigen Vasallen? Heute gewinnt das Wort "Sklaverei" eine ganz neue Bedeutung. Wohl dem, der zur jetzigen Zeit in Rente ist oder kurz davor steht und sich hie und da etwas Zubrot noch erarbeiten kann. Ich will hier nicht wieder die "Ostalgie DDR" hochpushen, aber wir haben z.T. ruhiger gelebt, auch wenn wir nicht alles haben konnten. Die große Toröffnung hätte man viel ruhiger angehen sollen, erst mal das Für und Wider abklären. Ob dann der große Run auf die Mauer auch so gekommen wäre? Sozusagen sechs Monate Einarbeitungsfrist, vielleicht wäre schon eher die Kündigung seitens der DDR erfolgt.

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Wolfgang D.


Ich vermute mal, Kohl wollte sich ein Denkmal setzen. So dominant, wie Deutschland heute die EU kommandiert, hätte Westdeutschland damals eine überhastete Vereinigung zweier völlig gegensätzlicher Gesellschaftssysteme ablehnen müssen und auch können. Der berühmte Satz :
"Kommt die D-Mark, bleiben wir - kommt sie nicht, gehn wir zu ihr!" ist der dümmste Spruch, den ich im Leben gehört habe. Die Mehrzahl der DDR-Bürger waren nicht so dämlich, nicht zu begreifen, dass es nicht gut gehen kann. Man hat einfach einer demonstrierenden Minderheit "gehorcht", mehr nicht. Die große Masse ist ihrer Arbeit weiter nachgegangen, bis, ja bis die Firma platt gemacht wurde.
 
Dieses "der Minderheit gehorchen", nur weil es ins Konzept passt, erinnert ganz stark an die sogenannte Revolution in Kiew, mit den bekannten Folgen. Ich habe da nun mal meine eigene differenzierte Sichtweise zur ganzen Einheit, die ich zwar generell begrüße, die Verfahrensweise
jedoch kritisiere, denn das war keine Vereinigung, sondern eine Vergewaltigung ohne Verurteilung der Täter (Treuhand). Gut, wir werden´s nicht ändern können, dazu sind kommende Generationen gefragt. Ich habe mein Arbeitsleben hinter mir, kann nur für meine Kinder und Enkel hoffen, dass sie genug Kraft finden, ihr Leben so zu gestalten, dass es für sie zum Vorteil gelingt.


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Stefan Mehling

Hallo User X, dass Du Dich in (D)eine spirituelle Welt zurückziehen willst, ist völlig in Ordnung. Dass Du aber deshalb jede gesellschaftskritische Entwicklung bis zur Bedeutungslosigkeit zu relativieren suchst, ist kein guter Rat. Natürlich sollten wir uns das Leben nicht von Bedrohungen und Möglichkeiten verderben lassen. Sollen wir deshalb aber Wegsehen, wenn mächtige Geldfürsten unsere ohnehin immer schlechter werdenden Lebensbedingungen noch weiter ruinieren wollen? Wir befinden uns ohne Zweifel gerade wieder in der Phase, die früher immer in Kriege mündete, und unweit von hier wird er bereits geführt, wenn auch nicht offiziell erklärt. Sollen wir vielleicht auf das Prinzip Hoffnung setzen und auch die Feuerwehr abschaffen, während immer mehr Tankanlagen gebaut werden? Verdrängen und leugnen sind mögliche Strategien. Aber sind sie auch sinnvoll? Du bist einer, der den minimalistischen Weg gehen will und ich finde dies prinzipiell auch gut, so es denn wirklich zur eigenen Persönlichkeit passt. Begnügsamkeit ist für mich eine wichtige Tugend, die es zu fördern gilt.

Jetzt kommt das Aber. Und an dieser Stelle wird es für Dich als Psychologe dürftig, denn Du müsstest etwas besser wissen, wie Menschen funktionieren und wie sehr sie in aller Regel ihrer Gemeinschaft/Staatsform ausgeliefert sind. Es ist sehr schnell dahergesagt, wie sie sich klüger verhalten sollten, du weißt aber auch, dass sie immer der Masse hinterher laufen. Und deshalb sind wir, in Summe gesehen, so manipulierbar. Das haben Strategen längst erkannt, die eben nicht das Gesamtinteresse im Blick haben, sondern nur das eigene. Und sie kennen weder Maß, noch Ziel, sind bereit, ihrer persönlichen Vorteile wegen alles zu zerstören. Die Umwelt, die Infrastruktur, ja die Menschen, die sie als entbehrlich ansehen. Sie herrschen ihrer Skrupellosigkeit wegen, während dies für die allermeisten der Beherrschten nicht möglich ist, ihrer moralischen Fesseln im Normalzustand wegen. Sie müssen erst in den Zustand der Erregung gebracht werden, damit sie ihre „guten“ Grundsätze vergessen. Auch das wissen die Manipulateure, weshalb sie Zwietracht säen. So schaffen sie die Bereitschaft für Kriege. Kriege, in denen sie leiden und vielleicht sterben werden, während die Initiatoren sich in ihren Luxusbunkern die Hände reiben. Du willst zwar nur, dass es Deinen Klienten besser ergeht, was im Einzelfall auch gelingen mag, gleichzeitig aber stabilisierst Du das hinterhältige, verlogene System. Und wenn du die akute Kriegsgefahr leugnest, noch mehr. Unsere Regierungen vertreten nicht unsere vitalen Interessen, sondern sie vollstrecken gnadenlos und völlig vernagelt die Interessen dieser inzwischen recht gut bekannten Bande.

Mir ist auch bewusst, dass das Prinzip "dafür" psychologisch das bessere ist, also sollte es besser heißen "für Frieden". Dass er in Gefahr ist, können nur noch Dummköpfe leugnen. Amerikanische Idioten vertreten sogar das pervertierte Motto: "Frieden schaffen mit immer mehr Waffen". Dazu fällt mir nichts mehr ein.

All das wird zu einem Brei verrührt, in dem sich fast niemand mehr auskennt. Auch das ist so gewollt, denn umso leichter fällt es dann, die verwirrten, absichtlich überforderten Leute vor den eigenen Karren zu spannen und ihnen auch noch zu erzählen, es wäre ihr Wille gewesen. Die Frage, woraus er resultierte, soll dann wieder nicht gestellt werden.

 

Mittwoch, 12. November 2014

Die große Toröffnung


Anti-Jubel zum Fall der Mauer vor 25 Jahren

siehe auch Entnommen:
http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/anti-jubel-zum-fall-der-mauer-vor-25-jahren

mit zusätzlichen Quellenangaben.


Die große Toröffnung

Von Harry Popow
Der neunte November. Maueröffnung. Hurra, hurra!! Nicht endenwollender Jubel. Auch nach 25 Jahren Leben in der BRD noch? Für wen? Jubeln solle man, das ist die Freude Jedermanns, vor allem aber derjenigen, die sich raubritterartig einstiges Volkseigentum unter den Nagel rissen. Die haben sogar Mehr-Wert-Grund zum großmäuligen Jubeln. So eine Toröffnung, so ein Einfallstor für´s Kapital. So eine gierige Wiederinbesitznahme von Land, Leuten und Betrieben, von Straßen und Eisenbahnnetzen. Deren Geheimcode: Nie wieder Enteignungen. Nie wieder links. Nie wieder Sozialismus. Der Antikommunismus lässt grüßen. Freie Bahn für Investoren. Grünes Licht für neue Ausbeutung, freies Geleit für Emporkömmlinge, für Karrieristen und Halsabschneider.



Der Fall der Mauer vor 25 Jahren


Wer wollte das? Das ganze Volk der DDR? Da brüllte jemand eilfertig von jenseits der Staatsgrenze: Blühende Landschaften sollt Ihr haben! Also nun zurück gebläkt, im Chor natürlich: „Deutschland einig Vaterland!“ Wem soll man das verdenken? Da strömten sie in Scharen. Bürgerbewegungen, die nach Veränderungen innerhalb des Bisherigen strebten, versackten und verstummten mit feuchten Lippen in der Schlammflut der Profitmacher-Eliten. Was fiel da bei uns ein? Was hat es gebracht? Teure Wohnungen und Rausschmisse. Die Herrschaft der Immobilien-Spekulanten, größtenteils. Arbeitslosigkeit. Korruption. Zunehmend klaffende Wunden zwischen Oben und Unten. Armut. Egoismus. Obdachlosigkeit. Manipulierte Einäugigkeiten. Geschichtsfälschungen am laufenden Band, besonders, was die Ursachen von Kriegen betrifft. Während des Ukraine-Konfliktes und zuvor bereits drastische Schreie der Deutschen nach einer Vormachtstellung in Europa und in der Welt. Politisches Gebrülle nach Mitspracherecht in der von USA/NATO dirigierten Expansionspolitik. Ein neuer Ritt gen Osten?

Also großer Jubel, begleitet durch den unerhörten Trommelwirbel der Medien. Den Blick auf die Geschichte der DDR lassen sie nur durch ein Schlüsselloch zu – aus Angst, Vernünftiges könnte überschwappen. Wen juckt es? Zu wenige, aber immerhin diejenigen, die sich noch im Wachzustand befinden. Erkenntnisse über den heutigen BRD-Zustand mögen individuell und lokal bedingt groß sein. Im Inneren kocht es bei so einigen Leuten. Schreibt es nieder. Geht demonstrieren. Lest. Ruft es hinaus. Oder geht im Zweifelsfalle shoppen. Sich ablenken. Ruhig bleiben. Dabei nicht in die Brieftasche schauen. Da könntest du einen Schock bekommen. Also sich anpassen? Das fehlte noch. Da rühren die Allmächtigen am Schlaf der Welt, rühren wieder die Kriegstrommeln – und keiner regt sich auf? Basta. Kann das sein? Wie schon einmal, als die Braunen zum Generalangriff auf den Bolschewismus bliesen und allzu viele jubelten und dann ?

Die große Absicherung

Gewiss – ein notwendiges Übel. Wie wird daran erinnert? Werden etwa die Kalten Krieger gebrandmarkt? Diejenigen, die seit der Befreiung vom Faschismus stets und immer wieder zur „Befreiung“ der Ostzone aufriefen? Dass die Gefahr eines Atomkrieges bestand? Dass dies auch Kennedy bestätigte? Wird daran gedacht? Werden ins Kalkül gezogen u.a. Die Hallstein-Doktrin? Die Delegitimierung der „Ostzone“ von Anbeginn? Die Truman-Doktrin, die ideologische Begründung für den Kalten Krieg. Die Stalin-Note 1952 und die Absage Adenauers? „Rheinischer Merkur“ 20.7.1952: Befreiung sei die Parole? Der Beitritt der BRD zur NATO? Juni 1948: Die separate Währungsunion? 1948 der Beitritt zur Westunion? Marshallplan? 1950: Himmeroder Denkschrift - „Heimatdienst“ (deutscher Verteidigungsbeirat)? 8.8.1961 – bereit, weitere 6 Divisionen nach Europa zu verlegen, so US-Außenminister Dean Rusk? 9.7.1961: Bonner Rundschau – in der Lage sein, alle Mittel des Krieges anzuwenden? 1996: Kinkel, Zweifel am Potsdamer Abkommen? Fazit: Die BRD sollte unter den Fittichen der USA als Speerspitze gegen den Osten funktionieren.

Verbarrikadierte Seelen?

Keine Fragen danach? Zugemauerte arme Seelen? Mit massiver Beihilfe durch die bürgerlichen Medien? Knallharte Geschichtsfakten zu vergessen, ja bewusst zu unterdrücken, kommt einem gesellschaftlichen Kriminalakt gleich. Bleiben als „Argumente“ nur noch Tränen, Familientrennungen und Opfer in der Medien-Berichterstattung übrig? Der Mauerbau 1961. Natürlich, den kannst du „so oder so“ betrachten. Nimmst du ihn nur als „Todesstreifen“ zur Kenntnis, als Trennendes zwischen Deutschen, als einsperrende Maßnahme, als Gefängnis für die DDR-Bewohner, dann verzerrt sich dein Geschichtsbild, gehörig sogar, dann lässt du dich blenden von denen, die dafür verantwortlich sind, dass Deutschland in den Krieg getrieben wurde und dann die Folgen zu tragen hatte, auch die der Zweistaatlichkeit. Siehst du den Mauerbau aber auch als Schutzmaßnahme gegen die Ausplünderung des ersten Deutschen Friedensstaates, als Abwehrkampf gegenüber dem Alleinvertretungsanspruch der BRD, als Maßnahme der Friedenserhaltung - was sich ja auch nachträglich jahrzehntelang bestätigt hat - dann siehst du mehr als nur mit einem Auge. Wer Ursache und Wirkung allerdings nicht auseinanderhalten kann, nicht in Zusammenhängen denken gelernt hat, der steht in einer politischen Notsituation. Dem bleibt nichts weiter übrig, als sich mit Hasstiraden oder gar kriminellen Aktionen zu „rechtfertigen“. Das aber ist politisches Glatteis. Die Frage nach dem „Jubel“ anlässlich des 9. November 1989 bekommt damit eine viel größere und wichtigere Funktion, eine politische Dimension. Zu kurz gedacht? (PK)


Erstveröffentlichung in der NRhZ: 

Sonntag, 9. November 2014

Kommentare - "Die Popows"


Zur Dokumentation im ZDF "Die Popows", im November 2014 (Persönliche Bemerkung)
Es gab einen Ansturm von zustimmenden Reaktionen per Mail, Telefon oder auf der Straße, unerwarteterweise besonders viel aus den alten Bundesländern. Das freut uns natürlich sehr.
Auch diese Anfrage gab es, ob wir fürs Geld ins Fernsehen gegangen sind. Wir können beruhigen: Nein!! Das hätte auch nicht zu uns gepasst. Auch interessierte es, ob ich heute einer Partei angehöre. Nein!! Ich wäre auch viel zu kritisch.
 
Kommentare von Usern:

zeynab:
Sehr geehrter Herr Popow,

   ich bin eine ehemalige Flüchtige, aber mir liegt es weit entfernt zu feiern, weder den Mauerfall noch die sogenannte Freiheit oder sonst etwas. Meine Motive der Flucht waren nicht an Floskeln und Phrasen geknüpft, wie etwa raus aus der Diktatur oder Reisen oder Bananen, es waren Schicksale im rein privaten Bereich und mein Freiheitsverständnis deckte sich schon damals nicht mit den Werten der Herren der Welt.

Interessiert habe ich den Beitrag bei moma-ZDF verfolgt und Ihren Wunsch an Ihre
Kinder und Enkel. Fast möchte ich meinen das meine Zeilen an Sie überflüssig sind, 
dennoch möchte ich sicher gehen und Sie fragen, ob Sie Noam Chomsky kennen und gelesen haben? (…) Kämpfen Sie weiter für Aufklärung und werden Sie es nicht müde. Auch ich nehme gerne Anregungen entgegen. Meinen Dank an Sie (...) Mein Wissenshunger ist wie andauernder Durst. Danke für den Hinweis auf die NRhZ. 47 Buchrezensionen bedeutet viel Arbeit, wo kann ich diese am besten einsehen? Bei Gelegenheit möchte ich auch auf Ihre Bücher zurückgreifen, nicht sofort, jedoch sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Wenn es soweit ist darf ich dann auf Ihre persönliche Signatur hoffen? Es wäre mir eine persönliche Ehre und große Freude.
 
Ich hoffe und wünsche, dass eines Tages die große Gier besiegt wird. Die Geschichte wiederholt sich wieder und wieder, was mich oft müde werden lässt. Die heraufbeschworenen Schlachten, verbunden mit unerträglichem Leid, lassen mich oft nicht schlafen. Schlachten um noch mehr Macht und Vorherrschaft, Ressourcen ergaunert, Völker die dafür tagtäglich der schleichenden Ausrottung zum Opfer fallen, Menschen, die aus ihren sogenannten Sicherheiten herausgerissen werden, schlicht über Nacht, auch ein Doktortitel hilft da wenig.
 
Wir wiegen uns in Sicherheit, die nichts als Verblendung ist. Aufwiegelungen innerhalb von Volksgruppierungen und Religionen, weil die Elite es so wünscht und die Regierungen dieses dreckige Spiel mitspielen. Die Grausamkeit hat Dimensionen erreicht, für die wir eine neue Definition brauchen. Aufklärung ist ein weniges. Wie heißt es doch. " Rechte bekommt man nicht geschenkt, leidvoll muss man sie erkämpfen". Das wenige was mir dafür zur Verfügung steht, das nutze ich, das sind meine Worte und ein schlicht gewähltes Leben, beschränkt auf das was sich in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 definiert. Ich halte den Manipulationen weitestgehend stand, auch wenn ich Internet und TV besitze und mir mit jedem Einkauf, sei es das Brot und die Butter dazu, bewusst bin, den ganz Großen in die Hände zu spielen, und der Rüstung mit meinen Steuern einen großen Dienst erweise und der boomenden high-technology wie auch der Biotechnologie. Weniger ist mehr, sagten immer meine Großeltern und so versuche ich mein Bewußtsein damit zu bestärken. Menschen wie Sie ermuntern mich und geben mir Kraft und bestärken meine Hoffnung auf positive Veränderung. Dafür meinen großen Dank.
 
WUTANFALL Das ganze Geschrei über "Political Correctness", das seit einiger Zeit von den Eliten erhoben wird,ist im Grunde nur Ausdruck eines Wutanfalls,weil es den herrschenden Schichten nicht gelungen ist, die politische Dissidenz und Aktivität, die sich während der letzten dreißig Jahre in der Bevölkerung entwickelt hat, zum Schweigen zu bringen. N.Chomsky Aphorismen und Sarkasmen Vielen Dank und herzliche Grüße c.
 
 
SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS


Matthias Götze:

Guten Tag Herr Popow,

    mit großen Interesse verfolgte ich die Beiträge über Ihre Familie im ZDF. Davon ganz abgesehen, ich „könnte“ Ihr Sohn sein!!! Die ehemalige DDR hatte ich von anderen Seiten erleben müssen. Aber deswegen vermisse ich die DDR. Zu dieser Zeit hatte MAN wenigstens ein geregeltes Ein- sowie Auskommen. Ein Brot 1ne Ostmark, das Brötchen 0,05 Pfennige, Miete und die dazu gehörigen Kosten waren erschwinglich.

Ich war damals weder in der FDJ und auch nicht in der SED - was auch ein Grund war, dass ich nicht studieren durfte. Meine Arbeit hatte mir damals sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte als Wagenmeister in Mukran gearbeitet. Auch diese Arbeit war durch diese „schöne“ Wende „entsorgt“ worden.

Ich bin ein Gegner, dieses „vereinigten Deutschlands“. Würde es nach mir gehen, da würde ich die Mauer wieder aufbauen lassen, nur noch etwas höher. Die „ostdeutsche“ Frau Merkel kann aber im Westen bleiben - wo sie ja auch zur Welt gekommen war (Hamburg).

(...)
Ich habe die DDR bewusst miterlebt. Ich hatte eine geregelte Schulausbildung na ja, die hatte ich nicht gerade besonders gut abgeschlossen und darum konnte ich auch nicht meinen Traumberuf ausüben. Aber deswegen bin ich trotzdem im technischen Bereich geblieben und hatte bei der Bahn den Beruf als Wagenmeister erlernt und ausgeübt.

So einige schwarze Zeiten musste ich in der damaligen DDR auch durchleben, aber deswegen hatte ich nicht den geringsten Grund, meine Heimat zu verdammen. Es steht nun mal fest, ich bin ein ehemaliger DDR-Bürger. Aber leider hatte mich das Schicksal in die alten Bundesländer verschlagen. Mit den Menschen aus den alten Bundesländern komme ich einfach nicht klar. Deren Einstellung zieht einen einfach die “Schuhe” aus! Wenn man noch die Kommentare zu hören bekommt, wie schlecht es doch in der DDR gewesen sein soll - eine Antwort darauf kann man sich wirklich verkneifen. Ich hatte damals mit meiner Familie in Bergen auf Rügen gewohnt. Gut, wenn ich für meine Kinder Bananen kaufen wollte (falls es welche gab), da musste ich mich anstellen. Bin ich aber davon gestorben???

Auch wenn man sich diese Beiträge über die DDR im Fernsehen anschaut, was soll dieser Müll??? Bei uns hatte es damals nicht gegeben, dass Menschen unter der Brücke schlafen mussten. Gut, wer keinerlei Interesse auf Arbeit hatte, wurde zur “Arbeit verpflichtet”.

Mit der Reisefreiheit - jetzt haben die Leute DIESE Reisefreiheit. Können sich diese Leute noch eine Reise leisten? Also so, wie dieses Land abgestürzt ist.

Aber die andere Seite ist ja auch, Kohl hatte GRÜNE LANDSCHAFTEN versprochen. Es war aber auch ein Versprechen, was wirklich eingehalten wurde.


Ich bin am 12. 06. 1966 in Bergen auf Rügen zur Welt gekommen. Meine Eltern hatten sich damals scheiden lassen. Meine Mutter ist damals mit meinem Bruder und mir in das Land Brandenburg gezogen (Rückersdorf). Auch meine Mutter war eine Genossin der SED und ich verheimliche es auch nicht. Ich hatte damals weder zur FDJ noch zur SED einen „Faden“ gefunden. War auch ein gewisser Grund dafür, dass ich in Dresden nicht studieren „durfte“. Als ich damals geheiratet hatte, da bin ich mit meiner Familie zurück nach Rügen gezogen. Dort hatte ich in Mukran als Wagenmeister - bei der Deutschen Reichsbahn - gearbeitet.
Nach der „Wende“ wurde Mukran „heruntergefahren“ (Verbindung zur UdSSR) und ich bin in den Bergbau gewechselt. Als aber auch aus dem Bergbau „grüne Landschaften“ gemacht wurden, da hatte ich Arbeiten angenommen, die sich mir angeboten hatten. Ich habe keinerlei „rechte Gesinnung“! 1999 hatte ich bei Cottbus einen schweren Autounfall, durch den ich schwer behindert bin. Zu Adolfs Zeiten, hätte man Menschen wie mich „verheizt“!

Was ich aber auch nicht verstehen kann ist, warum werden in den Medien so viele Unwahrheiten über die ehemalige DDR gesendet. Ein Beispiel ist schon der Winter, in dem die Insel Rügen von der Welt abgeschnitten war. Mein Bruder und ich, wir waren mit den letzten Zug in Sassnitz auf Rügen (bei unseren Großeltern) angekommen. Unsere Mutter war in dem Zug, der stecken geblieben war und geborgen werden musste. Vor einiger Zeit war über diesen Zug ein Beitrag im mdr. Dieser Beitrag war doch eine „Ausgeburt“ von Müll!

Ich unterhalte mich mit sehr vielen Menschen aus meiner Heimat (Osten). Gut, es gibt so einige, die befürworten diese „Wiedervereinigung“. Aber es gibt auch Menschen, die sind meiner Meinung. Die DDR-Zeit hatte ich ja „nur“ als ein Kind und als Jugendlicher miterlebt. Aber ganz ehrlich, ich vermisse diese DDR. Die DDR hätte weiter als ein eigener Staat bestehen bleiben sollen und alle, die gen Westen ausreisen wollten, hätte die Ausreise gewährt, die Wiedereinreise verweigert werden müssen.


Davon ganz abgesehen, Sie – Herr Popow - waren in der SED und Sie hatten Ihre Arbeit bei der Armee. Durch meinen Beruf (Fährhafen Mukran) wurde ich ja „glücklicherweise“ nicht einberufen. Gut, ich hatte zu der damaligen Zeit auch sehr viele Fehler gemacht. Aber diese Fehler jetzt noch zu bereuen, dazu ist es jetzt eh zu spät.

In der „Glotze“ sind jetzt Beiträge „25 Jahre Mauerfall“. Was soll dieser Müll? Die 100 DM Begrüßungsgeld mussten wir Ostdeutsche doch doppelt und dreifach zurückzahlen! Mit diesem Begrüßungsgeld wollte der Westen ja auch nur wissen, wie viele Ostdeutsche auf diesen Müll hereinfallen.

Die Beiträge im Fernsehprogramm am 9. November waren jedenfalls „wieder einmal“ zum davonlaufen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ehemalige Bürger der DDR so einen Müll erzählen können. Im hr - Fernsehen war gestern ein Beitrag über den Lebenswandel ehemaliger DDR Bürger. Beim hr wurde erzählt, das Essbesteck in der DDR „wäre aus Aluminium“ gewesen. Die Mitropa war nun wirklich NUR eine „Billiggaststätte“. Ich kann mich nicht daran erinnern, dort mein Essen mit Alu-Besteck gegessen zu haben! Leider habe ich keinerlei Bildmaterial aus der Zeit der DDR! Es muss doch eine Möglichkeit bestehen, diese „Lügerei“ zu widerlegen!

Matthias Götze


Mittwoch, 5. November 2014

SPURENSICHERUNG!!!





Egon Krenz

1949 und 1989 – Wendepunkte

europäischer Geschichte

Rede auf der Veranstaltung zum 65. Jahrestag der Gründung der DDR

bei der „RotFuchs“-Regionalgruppe Berlin am 10. Oktober 2014

Zitiert:

Was sich zwischen 1945 und 1989 in Deutschland vollzog, hat viel mit den Jahren 1933 bis 1945 zu tun. Und damit, wie beide deutsche Staaten daraus Schlußfolgerungen zogen. Wer seinen Blick dafür verliert und einseitig auf Schmähungen der DDR setzt, wird dem hohen Anspruch, aus der Geschichte zu lernen, nicht gerecht werden können. In diesem Zusammenhang möchte ich an einen der theoretischen Köpfe der PDS, nämlich an Michael Schumann, erinnern. Er hatte auf dem Sonderparteitag im Dezember 1989 gewarnt: „Wenn ... die gesamte Geschichte unserer Republik und unserer Partei ins Spiel kommt, wir aber den Scheinwerfer auf eine bestimmte Achse unserer Entwicklung richten, besteht die Gefahr eines Bildes der Vergangenheit, das nur eine einzige Farbe hat. Ein solches Bild wäre unwahr, und es wäre ungerecht. ... Aber die Bürger unseres Landes und die Mitglieder unserer Partei, die sich allzeit guten Glaubens mit Herz und Hand für den Sozialismus auf deutschen Boden eingesetzt haben, brauchen die Gewißheit, daß sie eine gute Spur in der Geschichte gezogen haben. ...“


Diese gute Spur darf nicht versanden. Vor allem muß sie berücksichtigen, daß die DDR eine über vierzigjährige Geschichte hat. Wer diese auf die extrem schwierigen Jahre von 1985 bis 1989 reduziert, als die Sowjetunion bereits auf dem Sterbebett lag, oder nur Zitate eines totkranken Honeckers anführt, der verwischt diese gute Spur. Auf keinen Fall kann sie durch die undefinierte Vokabel „Unrechtsstaat“ ersetzt werden. (...)