Sonntag, 31. Juli 2022

MORGENROT - Leseproben - 5. Folge - H.P.

 

MORGENROT


LEBENS-TRÄUME
IN
TITANIC-ZEITEN





Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Harry Popow im Juni 2022 aus aktuellem Anlass sein neues Buch.




Sprache: Deutsch
Format: DIN A5 hoch
Seiten: 480
Altersempfehlung: Erwachsene (18 - 99)
Erscheinungsdatum: 18.06.2022
ISBN: 9783756506316

Zu bestellen:



https://www.epubli.de//shop/buch/MORGENROT-Harry-Popow-9783756506316/127368



Klappentext:


Das von Harry Popow vorgelegte Werk nennt sich nicht ohne Grund „MORGENROT“. Ein Titel, der vor allem an jene Generation erinnern soll, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben, zunächst mit viel Erfolg, einen neuen Staat zu errichten, dem als wichtigstes Anliegen nicht nur die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz des Arbeiter- und Bauern- Staates.


Die 480 Seiten umfassende Lektüre teilt der Autor in fünf Abschnitte: Mit Vorkriegszeit skizziert er die erneute brandgefährliche Vorkriegssituation des Jahres 2022. In den weiteren Kapiteln berichtet er vom persönlichen Erleben vor und nach 1945, den neunjährigen Aufenthalt in Schweden nach der Annexion der DDR, die Rückkehr nach Deutschland sowie die nach wie vor geistig intensiven Jahre am Rande Berlins als Blogger, Rezensent und Autor.


Der bald 86-Jährige versteht dies als sehr kleinen persönlichen Beitrag im Widerstand gegen die Diktatur der Kapitalmacht, als Traum von einem Neubeginn hin zu einem neuen MORGENROT.


Das Buch ist gleichzeitig ein nach über 60 Ehejahren sehr authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, zwischen allen Kindern, Enkeln und Urenkeln einer großen und wunderbaren Familie.



Leseproben

5. Folge


S.76

Geologen-Zeit


September des Jahres 1954. Schwerin. Schmalbrüstige Straßen. Herbstluft. Nach der Bergmanns-Zeit als Lehrling: Neuer Arbeitsort für Henry: Ein zweistöckiges kleines Gebäude in der Schlossstraße. Ein schmales Arbeitszimmer für Henry. Seine Aufgabe: Erste physikalische Bodenuntersuchungen vorzunehmen. Die Bodenproben haben Mitarbeiter herbeigeschafft und in kleinen Kartons verstaut. Daraus entnimmt Henry die Steine oder Erdklumpen. Er tröpfelt verdünnte Salzsäure darauf. Wenn es schäumt, ist Kalk drin. Er untersucht, registriert, füllt in Reagenzgläser ab und beschriftet sie. Viel auf Reisen. In einem kleinen Heftchen – seine ersten Tagebucheintragungen - hält er folgendes fest: Von der Geologischen Kommission bekommen - Rucksack, Kartentasche, Regenmantel, Gummianzug, Gummistiefel, hohe Lederschuhe. Notwendige Ausrüstung für den kartierenden Geologen (ohne Zeltübernachtung): Derbe Kleidung (Gummistiefel, Reithosen, Skihosen), Kartentasche, Geologenrucksack, Bleistift, Zeichenblock, Notizbuch, Messtischblatt, Geologenhammer, gute Lupe, Erdbohrer, Nähzeug usw. Kartentasche habe ich schon, Gummistiefel noch nicht und vieles andere. Wohne in der Buchholzallee, einem Einfamilien-Reihenhaus, sein Zimmer befindet sich gleich im Parterre links. Seine Vermieter sind ältere und fortschrittliche Leute, er aber säuft. Henrys Sparplan: 209 DM monatliche Einnahmen. Davon 40 DM für Kost, 25 DM für Miete (1 Zimmer), 17 für Mittagessen, 10 für Beiträge, 50 für Mama, Rest eventuell zum Sparen. Küchenrezepte für Ledige mit Einzelzimmer: 1. Bratkartoffeln mit Ei usw. 2. Pellkartoffeln mit Fisch und Gurkensalat. 3. Fleischsalat und Brot. 4. Käse. 5. Eierkuchen. 6. Obstsuppe. 7. Büchsenfleisch. 8. Wurst - Butter - Brot. Auf der Lebensmittel-Zusatzkarte D bekommt er 1950 Gramm Fleisch und 1300 Gramm Fett. Er rechnet sich aus, wieviel er alle zwei Tage verbrauchen darf. Und ist trotzdem sehr zufrieden. Der tägliche Weg durch den bunten herbstlichen Park und am Schloss vorbei, in dem ein Pädagogisches Institut (Mädchen vor allem) untergebracht ist, der Duft nach Laub, seine vielen Spaziergänge am Wochenende, seine kleine Freiheit. Am Schloss hat er eine Zeichnung angefertigt. Aber alleine sein und ausgehen ist großer Mist, findet er. Wenn er in einem Tanzlokal sitzt, ist er verklemmt, mimt, mit einem Skizzenblock bewaffnet, den französischen Maler Henri de Toulouse-Lautrec, denn er fühlt sich so blöd, einfach so nach den Mädchen zu gieren ... Am 27.9. will er sich in der Volkshochschule anmelden - Fach Geologie.


Der Kollektor bekommt Post. Seine Mama schreibt ihm: „Deine 50,- DM haben wir bekommen, ich habe nur Angst, das du selbst zu wenig Geld hast, um so essen zu können, wie es in Deinem Alter unbedingt sein muss. Schreibe mir, wo du Dein Mittag bekommst ... muss ich denn immer bei Dir betteln, dass Du mir etwas mehr schreibst? Über alles,- nicht nur über Schönheiten der Natur ...“ Im gleichen Brief einige Zeilen auch von Schwester Sophia: „Im Übrigen solltest Du Dich nicht so viel mit Mädchen abgeben, denn ich bin auch noch da u. mit mir Ingrid, weißt Du, die uns gegenüber im Hinterhaus wohnt. Sie hat sich in Dich bis über beide Ohren verlieb ... Ich habe in Mathematik mündlich schon eine Eins bekommen. Das wären 0,50 DM, stimmt’s? Die brauchst Du mir aber nicht zu schicken. Es ist bloß zu Deiner Information.“


Henry notiert weiter: Am 23. September in der Frühe 04 Uhr mit dem BMW der Außenstelle nach Richtenberg gefahren und weiter nach Binz auf Rügen. Dort „Aufnahme“ gut geglückt. Das heißt, wir haben ein Stück des Hochufers mit weißen „Binden“ verklebt, von der Wand abgenommen, eingerollt, im Auto verpackt und mit nach Schwerin genommen zur weiteren geologischen Untersuchung. Gutes Wetter, herrliche Gegend. In Göhren übernachtet. Am ersten Abend tanzen gewesen. Am 25. zum Wildland bei Groß Zicker. Ödland. Kein Mensch. Nur Gesträuch, Bäume, Gräser, Steilküste und viele Fossilien. Wildland war mal bewohnt. Es wurden drei Steinbeile gefunden. An der Küste wieder eine kleine Bleistiftzeichnung angefertigt.


Henry ist glücklich. Er hat eine tolle Arbeit, und er würde auch gerne studieren. Das ist kein Traum. Er bewirbt sich in Freiberg im Erzgebirge. Bald kommt eine positive Antwort. Es ist Anfang Oktober. Er soll zur Aufnahmeprüfung: Lagerstättenkunde, Mineralogie, historische, regionale und angewandte Geologie, Aufbau des Meeres, Tektonik. Das Studium der Geologie kann im nächsten Jahr beginnen. Bis dahin: Arbeiten und büffeln – büffeln und arbeiten. Henry ist ganz bei der Sache. Nach der Rückkehr nach Schwerin jedoch ein „Überfall“. Zwei unbekannte Männer wollen mit ihm sprechen. Sie sitzen vor ihm in „seinem“ Labor. Sie kommen vom Wehrkreiskommando (hieß damals wohl anders). Sie lächeln, sind ausgesucht nett. Er, Henry, könne bei der Kasernierten Volkspolizei Militärgeologie studieren, dazu müsse er nach Erfurt und drei Jahre die Offiziersschule besuchen. (Sehr viele Jahre später wird er in einem geschichtlichen Abriß nachlesen: In den ersten drei Monaten des Jahres 1954 wurden nur 27 Prozent der Jahresaufgabenstellung für die Auffüllung der KVP erreicht ...) Das Angebot der beiden Männer klingt verlockend. Geologe sein und Offizier noch dazu! Henry fühlt sich sehr persönlich angesprochen: „Ausgerechnet mich will man haben, mich, den ruhigen Typ?“ Fühlt er sich geehrt? Sieht er noch eine größere Chance als die bisherige in Aussicht genommene Laufbahn? Zum Beispiel so richtig eingebunden zu sein in einer großen festgefügten Gemeinschaft? Sucht er Halt? Braucht er den? Er will Bedenkzeit. Und so geht dem noch Siebzehnjährigen die Frage durch den Kopf, ob er nach der Offiziersschule zum Studium nach Freiberg überwechseln könne? Wenn nicht, so seine naive Vorstellung, will er erst zum Geologiestudium. Seine Bedingung außerdem: Zu Weihnachten will er zu Hause sein in Leipzig bei seiner Mutter und seinen Geschwistern Sophia und Axel. „Aber selbstverständlich,“ antworten Tage später die Werber. Ein älterer Mitarbeiter der Außenstelle betritt darauf das kleine Arbeitszimmer des Henry und gibt dem sehr viel jüngeren Mitarbeiter zu bedenken, nach spätestens zwei Jahren hätte er das Militär gründlich satt. Henry hat seine eigene Meinung. Er denkt: „Will der mich abhalten?“ Das geht ihm irgendwie gegen den Strich. Soviel weiß er schon, nicht alle Leute sind für „unseren Staat“. Von Papa erhält Henry einen Brief. Er schreibt, Angehöriger unserer KVP zu sein sei „eine große Ehre und Verpflichtung“. Natürlich könne man als Geologe seiner Gesellschaft „auch sehr viel geben“. Also klar: Er muss schon selber wissen, was er will. Gegen die Gesellschaft hat er nichts. Im Gegenteil: Menschliches ist hier gewiß gut aufgehoben. Das entspricht seinem inneren Gefühl, seinem Bild von einem vernünftigen Leben. Er sagt zu. Mitte November soll es losgehen. Und in seinem Notizheft hält er fest: „Voll Hoffnung und mit frohem Glauben, Geh aufs Ganze, verzage nicht, Vorwärts ...“, so schreibt A.S. Puschkin in ‚Ruslan und Ludmilla‘.


Siebenter Oktober - Tag der Gründung der Republik. Feiertag, arbeitsfrei. In der Schlossstraße spricht man von „Wachsamkeit“ gegenüber Provokationen. Es wird Vorsorge getroffen, dass niemand die Außenstelle irgendwie „stört“. Man teilt auch den jungen Mitarbeiter zur Wache ein, von 20 bis 22 Uhr. Was er zu tun hat, wenn jemand „was will“, weiß er nicht, aber er fühlt sich gut, weil man ihm vertraut. Später erst wird er in einer Beurteilung lesen, dass dies sozusagen sein erster Einsatz in der Kampfgruppe war, den er auch gut bestanden hätte. Noch bevor er sich in den Zug setzt, der ihn nach Erfurt führen soll, schreibt seine Mutter ihm u.a. die folgenden Zeilen: „Nun, mein guter, bester Junge, was macht KVP, - schon da gewesen? Frau Gerda Müller war bei mir gestern, die war in Westen vier Wochen, die sagt das Wehrpflicht in Westen ist beschlossene Sache. Diese Scheißdreck fehlt uns noch zum vollen Glück. Man weiß nicht, was nun zu tun ist ...“























Samstag, 30. Juli 2022

Russland ist nicht isoliert - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/07/30/lawrows-juengste-reise-beweist-dass-russland-alles-andere-als-isoliert-ist/ 

Lawrows jüngste Reise beweist, dass Russland alles andere als isoliert ist

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 30. JULI 2022

von Andrew Korybko – https://korybko.substack.com 

Übersetzung LZ

Russland und seine über hundert Partner im globalen Süden stehen an der Spitze des globalen Systemwechsels, während die USA und ihre Vasallen im Staub liegen, weil sie in ihrem Wahn an einer überholten Weltordnung festhalten wollen.

Die von den USA geführten westlichen Mainstream-Medien (MSM) haben bereits in den letzten fünf Monaten behauptet, dass Russland angeblich „isoliert“ sei, aber das stimmt nur in Bezug auf die Goldene Milliarde und die mit ihr verbundenen Organisationen. Im gesamten Globalen Süden ist die eurasische Großmacht jedoch beliebter denn je, wie die jüngste Tournee von Außenminister Lawrow beweist. Beobachter achteten vor allem darauf, dass er in vier afrikanische Länder reiste, aber auch mit Vertretern der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga in Äthiopien bzw. Ägypten zusammentraf. Im Anschluss daran reiste er nach Usbekistan, wo er an der Außenministertagung der SCO teilnahm.

Zusammengenommen repräsentieren die Afrikanische Union, die Arabische Liga und die SCO die große Mehrheit des Globalen Südens. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass diese drei multipolaren Organisationen fast die gesamte östliche Hemisphäre abdecken, mit Ausnahme der ASEAN, der EU und einiger weniger Länder dazwischen. Russland ist weit davon entfernt, isoliert zu sein, sondern befindet sich mitten im Zentrum des globalen systemischen Übergangs zur Multipolarität und wird von fast jedem Land in diesem Teil der Welt aktiv umworben. Der Globale Süden begrüßt Russland enthusiastisch, da er die Bemühungen seiner Führung schätzt, der schwindenden unipolaren Hegemonie Amerikas ein Ende zu setzen, wie Präsident Putin in seinem globalen revolutionären Manifest erklärt hat.

Es ist auch erwähnenswert, dass nur Länder in der „Einflusssphäre“ der USA in der Goldenen Milliarde ihrem Beispiel gefolgt sind und Russland sanktioniert haben, während kein einziges Land im globalen Süden dasselbe getan hat. Dies spricht dafür, dass nur die zweitgenannte Kategorie von Staaten wirklich souverän ist, während die erstgenannten nichts anderes als neoimperiale Vasallen sind. Es mag für einige Beobachter intellektuell schockierend sein, aber die malische Junta ist unabhängiger als der deutsche EU-Chef, während das winzige Tadschikistan viel mehr Souveränität besitzt als beispielsweise Frankreich. All dies zeigt, wie tiefgreifend sich die internationalen Beziehungen zu diesem historischen Zeitpunkt verändern.

Die entstehende multipolare Weltordnung ist durch souveräne Staaten und entsprechende Integrationsorganisationen wie die Afrikanische Union, die Arabische Liga, die SOZ und andere gekennzeichnet. Die im Niedergang begriffene unipolare Weltordnung hingegen gleicht einem Gefängnis von Nationen, die im Laufe der Jahrzehnte von Amerika gefangen genommen wurden. Die erste ist dynamisch, während die zweite stagniert. Aus der Sicht Russlands hat es keinen Sinn, sich mit der Goldenen Milliarde zu befassen, da sie schnell zu einem Relikt der Vergangenheit wird, da ihre schwindende Führungsrolle in den internationalen Beziehungen schnell durch die wachsende Rolle des globalen Südens im Weltsystem ersetzt wird. Die einzigen isolierten Länder sind diejenigen, die unter amerikanischer Kontrolle stehen und sich nicht an diesen Prozessen beteiligen dürfen.

Russland und seine mehr als hundert Partner im gesamten Globalen Süden stehen an der Spitze des globalen Systemwechsels, während die USA und ihre Vasallen im Staub zurückbleiben, da sie in ihrem Wahn versuchen, an einer veralteten Weltordnung festzuhalten. Indem sie sich buchstäblich isolieren, stellen sie sicher, dass sie nicht in der Lage sind, die entstehende Ordnung zu gestalten, die zum ersten Mal seit einem halben Jahrtausend um die Interessen nicht-westlicher Länder herum aufgebaut wird. Die Entdollarisierung schreitet voran, die Süd-Süd-Zusammenarbeit floriert, und die laufende globale Revolution, die dadurch ausgelöst wurde, dass Russland offen seine Absicht erklärt hat, die Unipolarität zu überwinden, verändert die gesamte Welt vor aller Augen.


https://korybko.substack.com/p/lavrovs-latest-tour-proved-that-russia


Freitag, 29. Juli 2022

USA - Förderer des internationalen Terrors - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/07/29/an-den-eigenen-massstaeben-gemessen-die-usa-foerdern-den-internationalen-terror/

 An den eigenen Maßstäben gemessen: Die USA fördern den internationalen Terror

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 29. JULI 2022

von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru  

Im US-Kongress wurde eine Resolution eingebracht, die Russland beschuldigt, den internationalen Terror zu fördern. Wer sich die Kriterien anschaut, der stellt fest, dass die USA nach ihren eigenen Maßstäben ein Förderer des Terrors sind.

Eine in den US-Kongress eingebrachte Resolution fordert das US-Außenministerium auf, Russland als Staat einzustufen, der den internationalen Terror unterstützt. Interessant wird es, wenn man die Resolution liest, denn erstens wird dort teilweise auf Ereignisse Bezug genommen, die 20 Jahre in der Vergangenheit liegen, und zweitens bedeuten die in der Resolution genannten Punkte, dass die USA selbst der größte Förderer des internationalen Terrorismus sind.

Wir schauen uns hier die Resolution und die darin enthaltenen Vorwürfen gegen Russland an und wenden dabei die gleichen Maßstäbe, die der US-Kongress gegen Russland anwendet, an die USA an.

Tschetschenien
Die ersten „Sünden“ Russlands, die in der Resolution genannt werden, betreffen den Tschetschenien-Krieg vor 20 Jahren. Zu diesem Krieg gibt es zwei Sichtweisen. Die westliche Sichtweise spricht von dem Unabhängigkeitskampf des tschetschenischen Volkes, die russische Sichtweise ist eine andere: Es waren keineswegs die Tschetschenen, die für ihre Unabhängigkeit kämpften, sondern eingesickerte arabische Salafisten, die dort – Zitat der Rebellen damals – „einen islamischen Staat, ein Kalifat“ errichten wollten. Diese Begriffe, die im Westen erst ab 2012 bekannt wurden, als arabische wahhabitische Islamisten im Irak und in Syrien ihr Terrorregime errichteten, waren in Russland bereits seit 1994 ein Thema. Das Ziel der Islamisten war es, den gesamten Kaukasus, also das russische, aber islamisch geprägte, Gebiet zwischen Schwarzem und Kaspischen Meer unter Kontrolle zu bekommen. Darüber habe ich detailliert berichtet.

Die Salafisten konnten in einem sehr blutigen Krieg aus Tschetschenien vertrieben werden, wofür die Tschetschenen dem russischen Präsidenten Putin bis heute dankbar sind. Nicht umsonst stellen Tschetschenen bei allen bewaffneten Konflikten, an denen Russland seitdem beteiligt ist, ganze Regimenter an Freiwilligen. Ich habe mit vielen Tschetschenen gesprochen und sie alle sind Putin dankbar. Wie passt es zu der Legende, die im Westen über den Krieg verbreitet wird, wenn diejenigen, die den Krieg in ihrem Land miterlebt haben, ihn vollkommen anders erlebt haben, als westliche Medien erzählen?

Trotzdem nennt die Resolution zum Beispiel die Zerstörung von Grosny als Beispiel für russischen Terror. Vielleicht sollten die Autoren der Resolution mal nach Grosny fahren, sich die Stadt heute anschauen, und mit den Menschen dort sprechen?


Grosny heute
Wenn die Zerstörung von Städten vor 20 Jahren ein Grund ist, einen Staat heute als Terrorstaat einzustufen, was bedeutet das für die USA, die in ihrem illegalen Irakkrieg vor 20 Jahren ungezählte irakische Städte bis auf die Grundmauern zerbombt haben?

Unterstützung von „Separatisten“ im Donbass
Der nächste in der Resolution genannte Grund dafür, Russland als Terrorstaat einzustufen, ist laut US-Kongress die Unterstützung von „Separatisten“ im Donbass. Die USA haben übrigens seinerzeit die „Unabhängigkeitskämpfer“ in Tschetschenien unterstützt. Wenn man die Erzählung des Westens über den Tschetschenien-Krieg als Maßstab nimmt, haben die USA in Tschetschenien auch „Separatisten“ unterstützt. Sind die USA auch ein Terrorstaat?

Was im Westen immer vergessen wird, wenn es um die Ukraine geht, ist, dass den Ereignissen im Donbass der Maidan-Putsch vorausgegangen ist, den allen voran die USA organisatorisch und mit viel Geld unterstützt haben. Bei dem Putsch sind in Kiew anti-russische Nazis an die Macht gekommen, und im Donbass haben sich die Menschen gegen dieses Staatstreich gestellt. Anstatt Verhandlungsdelegationen zu schicken und mit den Menschen im Donbass zu reden, hat Kiew sechs Wochen nach dem Putsch Panzer gegen die Zivilisten im Donbass geschickt. Diese Ereignisse des Jahres 2014 habe ich in meinem Buch über die Ukraine-Krise detailliert und chronologisch aufgearbeitet.

Übrigens schreibe ich diese Zeilen in Donezk und hier findet sich niemand, der nach acht Jahren Beschuss durch die ukrainische Armee noch unter Kiewer Herrschaft leben möchte. Dafür konnte ich hier mit vielen Zeitzeugen der Ereignisse von vor acht sprechen, als Kiew Panzer und Bomber gegen Zivilisten geschickt hat, anstatt mit ihnen zu reden.

Ist es eigentlich Terror, wenn ein Staat (USA) in anderen Ländern Putsche organisiert und die an die Macht geputschten Regierungen dabei unterstützt, dass sie ihre eigene Bevölkerung abschlachten?

Syrien
Ein weiterer, in der Resolution genannter Grund dafür, Russland als Terrorstaat einzustufen, ist laut US-Kongress die Unterstützung der syrischen Regierung, die aus Sicht der Autoren der Resolution ebenfalls den Terror unterstützt. Das ist für sich genommen schon lächerlich, denn man kann der syrischen Regierung sicher eine Menge vorwerfen, aber nicht, dass sie den Terrorismus unterstützt. Der Grund ist, dass die im Westen als „syrische Opposition“ bezeichneten Gruppen der IS, die Al-Kaida und ihre Ableger waren. Die syrische Regierung hat gegen diese Terrorgruppen gekämpft, die vom Westen unterstützt wurden.

Wer unterstützt hier den internationalen Terrorismus?

Mehr noch: Der Krieg in Syrien konnte nur beginnen, weil die CIA ihn mit viel Geld und Waffenlieferungen an eben diese Terroristen erst möglich gemacht hat. Darüber wird in Deutschland allerdings nicht berichtet, dabei wurde das von der US-Regierung offen zugegeben. Die CIA-Operation hieß „Timber Sycamore“, Details darüber finden Sie hier.

Die syrische Regierung hat Russland 2015 um Hilfe im Kampf gegen den IS und die anderen Terrorgruppen gebeten und Russland ist dem Hilferuf gefolgt. Zwei Jahre später war der IS vom Westen unterstützte IS in Syrien weitgehend Geschichte.

Übrigens ist es keineswegs meine Fantasie, dass die USA und ihre Verbündeten islamistische Terrororganisationen unterstützen. 2018 hat die Nachrichtenagentur AP – ganz sicher kein russischer Propagandist – aufgedeckt, dass die USA mit Al-Kaida zusammenarbeiten, was deutsche Medien ihren Lesern allerdings verschwiegen haben. 2019 hat sogar der Spiegel, wenn auch Überraschung heuchelnd, berichtet, dass Saudi-Arabien mit Al-Kaida zusammenarbeitet.

Wieder stellt sich die Frage, wer den internationalen Terrorismus unterstützt und wer gegen ihn kämpft.

Wagner-Gruppe
Ein weiterer Vorwurf in der Resolution ist, dass Russland mit der privaten Sicherheitsfirma Wagner zusammenarbeitet, der vom Westen – wie immer, ohne Belege zu liefern – alle möglichen Verbrechen vorgeworfen werden. Allerdings hat Russland, wenn es denn überhaupt eine offizielle Zusammenarbeit zwischen dem russischen Staat und Wagner gibt, nur bei den USA gelernt.

Erinnern Sie sich noch an Blackwater, die private Sicherheitsfirma, die im Irakkrieg ganz offiziell mit dem Pentagon zusammengearbeitet hat und für die „Drecksarbeit“ zuständig war? Um die Verbrechen der Blackwater-Söldner gab es viele Skandale, inzwischen wurde die Firma übrigens in academi umbenannt.

Wenn die Zusammenarbeit eines Staates mit Kriegsverbrechen verübenden Söldnern privater Sicherheitsfirmen ein Merkmal für Staatsterrorismus ist, was sind dann die USA?

Georgien
Laut der Resolution ist ein weiterer Terrorakt Russlands, in Georgien zivile Ziele angegriffen zu haben. Dabei geht es um den Kaukasuskrieg 2008, über den im Westen so viel gelogen wird, wie über kaum einen anderen Krieg der letzten Jahre.

Am 8. August 2008 marschierten georgische Truppen um kurz nach Mitternacht in Südossetien ein. Eine ganze Nacht lang beschossen sie Wohngebiete der Stadt Zchinwali, es gab hunderte tote Zivilisten. Die russische Armee erschien erst am nächsten Tag in dem Kriegsgebiet und schlug die georgische Armee zurück. Der Krieg dauerte nur fünf Tage und endete mit der Zerschlagung der georgischen Armee und einer vorübergehenden Besetzung von Teilen Georgiens durch russische Truppen. Jedoch zogen diese sich schon wenige Tage später wieder zurück.

Der Krieg wurde später vom Europarat untersucht. In ihrem Bericht kam die eingesetzte Kommission zu dem Ergebnis, dass der Angriff Georgiens einen Bruch des Völkerrechts darstellte, das russische Eingreifen aber vom Völkerrecht gedeckt war. Die vorübergehende Besetzung von Teilen Georgiens war demnach auch kein Bruch des Völkerrechts, sei jedoch eine überzogene Reaktion gewesen. Der Untersuchungsbericht des Europarates hat eine sehr eindeutige Beurteilung der Vorkommnisse abgegeben und eindeutig Georgien die Schuld an den Vorgängen gegeben.

Davon, dass Russland sich dabei terroristisch verhalten hätte, ist in dem Bericht keine Rede. Wenn jemand sich damals terroristisch verhalten hat, dann war es das von den USA unterstützte Georgien, das unbestritten zivile Ziele beschossen und unschudlige Zivilisten abgemetzelt hat.

Waffenlieferungen und Morde
In der Resolution wird Russland als „Terrorakt“ auch vorgeworfen, die syrische Regierung mit Waffen beliefert zu haben. Aber was ist Terrorismus? Wenn ein Staat (Russland) einem anderen, von der UNO anerkannten Staat, Waffen liefert, damit der gegen Terroristen von IS und Al-Kaida kämpfen kann? Oder ist es Terrorismus, wenn ein Staat (USA) dem IS und der Al-Kaida Waffen liefert, siehe Timber Sycamore und weitere US-Waffenlieferungen an „syrische Rebellen“?

In der Resolution werden auch noch die Skripals erwähnt, die angeblich von Russland vergiftet wurden, wobei es dafür keinerlei unabhängige Belege, dafür aber viele berechtigte Zweifel an der Version des Westens, gibt. Allerdings gibt es keinerlei Zweifel daran, dass die USA im Zuge ihrer Drohnenmorde tausende unschuldiger Zivilisten in vielen Ländern der Welt ermordet haben.

Wieder stellt sich mir die Frage wer hier ein Terrorstaat ist.

Wer unterstützt den internationalen Terror?
Die USA haben weltweit Regierungen weggeputscht, was ein ehemaliger nationaler Sicherheitsberater eines US-Präsidenten gerade erneut bestätigt hat. Ist das Terror? Ist das demokratisch?

Die USA unterstützen seit Jahrzehnten islamistische Terroristen mit Waffen, ist das Unterstützung des internationalen Terrors?

Die USA ermorden unschuldige Zivilisten in vielen Ländern der Welt mit ihren Drohnen, ist das Terror?

Die USA haben alleine in den letzten 20 viele Länder in illegalen Kriegen zerstört, man denke nur an den Irak, Libyen, Syrien, den Jemen und viele andere, die weniger Schlagzeilen gemacht haben. Dabei sind insgesamt weit über eine Millionen unschuldiger Zivilisten ermordet worden. Ist das noch Terror, oder ist das schon Völkermord?

Die Liste der Verbrechen der USA würden ganze Bücher füllen, nur berichten deutsche Medien darüber nicht. Oder haben Sie zum Beispiel in Deutschland davon gehört, dass die USA 2017 den Tabqa-Staudamm in Syrien mit 2.000 Pfund schweren bunkerbrechenden Bomben angegriffen haben? Wäre der Damm zerstört worden, hätte es hunderttausende Tote geben können.

Wie gesagt, die Liste der US-Unterstützung für den internationalen Terrorismus ist sehr lang. Die Resolution, die nun im US-Kongress behandelt wird, ist der zynische Versuch, des größten Terrorstaates der Welt, einem anderen Land Terrorismus vorzuwerfen


Donnerstag, 28. Juli 2022

MORGENROT - Leseproben, 4. Folge, H.P.

 

MORGENROT


LEBENS-TRÄUME
IN
TITANIC-ZEITEN



Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Harry Popow im Juni 2022 aus aktuellem Anlass sein neues Buch.




Sprache: Deutsch
Format: DIN A5 hoch
Seiten: 480
Altersempfehlung: Erwachsene (18 - 99)
Erscheinungsdatum: 18.06.2022
ISBN: 9783756506316


Zu bestellen:


https://www.epubli.de//shop/buch/MORGENROT-Harry-Popow-9783756506316/127368



Klappentext:


Das von Harry Popow vorgelegte Werk nennt sich nicht ohne Grund „MORGENROT“. Ein Titel, der vor allem an jene Generation erinnern soll, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben, zunächst mit viel Erfolg, einen neuen Staat zu errichten, dem als wichtigstes Anliegen nicht nur die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz des Arbeiter- und Bauern- Staates.


Die 480 Seiten umfassende Lektüre teilt der Autor in fünf Abschnitte: Mit Vorkriegszeit skizziert er die erneute brandgefährliche Vorkriegssituation des Jahres 2022. In den weiteren Kapiteln berichtet er vom persönlichen Erleben vor und nach 1945, den neunjährigen Aufenthalt in Schweden nach der Annexion der DDR, die Rückkehr nach Deutschland sowie die nach wie vor geistig intensiven Jahre am Rande Berlins als Blogger, Rezensent und Autor.


Der bald 86-Jährige versteht dies als sehr kleinen persönlichen Beitrag im Widerstand gegen die Diktatur der Kapitalmacht, als Traum von einem Neubeginn hin zu einem neuen MORGENROT.


Das Buch ist gleichzeitig ein nach über 60 Ehejahren sehr authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, zwischen allen Kindern, Enkeln und Urenkeln einer großen und wunderbaren Familie.



Leseproben

4. Folge


S.59


1945: Weiße Armbinden


Donnerwetter, so ein Glück, sagen Mama und Papa, als sie ihr Mietwohnhaus in Berlin–Schöneberg unzerstört wiedersehen. Hier hat die Familie vor der Evakuierung gewohnt. Aber deren Wohnung in der dritten Etage links ist inzwischen besetzt, die Ziebells dürfen in die zweite Etage rechts. Aber noch heulen herzzerreißend und furchterregend die Sirenen. Nacht für Nacht, manchmal auch tagsüber. Sie müssen im Keller bleiben. Provisorisch sind Bettgestelle aufgebaut, manchmal liegen nur Matratzen da. Brot auf Zuteilung, gleich für mehrere Tage. Wenn irgendwo Bomben heulend und krachend in Häuser schlagen und die Erde bebt, dröhnt und stöhnt, dann bleibt das Herz stehen vor Angst. Jede Sekunde kann es auch das eigene Miethaus erwischen, jede Minute ... Papa muss nun doch noch an die Front, zum Volkssturm, wie er sagt. Nach drei Tagen ist er wieder da. Dort, wo er sich melden sollte, seien schon die Russen. Wie froh die Kinder sind ... Henry hört, wie er Mama von Menschen berichtet, die an Laternen aufgehängt wurden, an ihnen ein Schild mit der Aufschrift: Ich bin ein Verräter. Es ist alles so schrecklich und gruselig. Eines Nachts nimmt Papa seinen Größten mit aufs Dach des Hauses. Der Ängstliche sieht die langen bläulich-weißen Strahlen der Scheinwerfer, die den Himmel nach Flugzeugen abtasten. Dann schrillen wieder die Sirenen. Henry schaut tapfer und zitternd. Papa lässt ihn wieder frei und Mama schimpft unten im Keller.

Nach vielen, vielen Tagen stehen an der Kellertür Soldaten, später erfährt Henry, es waren Mongolen. Sie wollen irgendetwas. Man holt Mama, sie sei doch Russin. Die Soldaten wollen nur etwas Tee, doch zuvor muss sie einen Schluck nehmen. Das ist selbstverständlich, sagt Mama, sie müssen vorsichtig sein, sind natürlich misstrauisch. Es muss der neunte Mai gewesen sein, Henry streift sich nach dem Aufstehen soeben lange Strümpfe über, da sagt seine Mutter ganz leise, als würde sie es noch nicht glauben, den folgenschweren Satz: „Ab heute ist Frieden.“ Sie drückt ihren Ältesten und hat Tränen in den Augen ...























Mittwoch, 27. Juli 2022

Russische Großstrategie - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/07/27/putins-globales-revolutionaeres-manifest-ist-lesenswert-um-die-russische-grossstrategie-zu-verstehen/


Putins globales revolutionäres Manifest ist lesenswert, um die russische Großstrategie zu verstehen

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 27. JULI 2022

von Andrew Korybko – https://oneworld.press  

Übersetzung LZ


Das postsowjetische Russland hatte dies nie beabsichtigt, aber es tritt nun in die globalen revolutionären Fußstapfen seines kommunistischen Vorgängers, was auf einen faszinierenden Trend hinweist, der mit der historischen Rolle dieses Zivilisationsstaates in den internationalen Beziehungen zusammenhängt.

Präsident Putin teilte am Mittwoch sein globales revolutionäres Manifest mit, als er auf der Plenarsitzung des Forums „Starke Ideen für eine neue Zeit“ sprach. Der russische Staatschef wetterte gegen die Ungerechtigkeit der Goldenen Milliarde, die bisher die internationalen Beziehungen dominierte, sagte aber zuversichtlich voraus, dass ihre unipolare Hegemonie nach dem Beginn der laufenden militärischen Sonderoperation seines Landes in der Ukraine unwiderruflich schwinden wird. Diese rassistische und neokoloniale Weltordnung, wie er sie treffend bezeichnete, wird schnell zu einem Relikt der Vergangenheit, da sich wirklich souveräne Staaten erheben, um das supranationale System der westlichen Eliten zu zerschlagen, das andere Länder durch Stellvertreter kontrolliert.

Das sich abzeichnende Ergebnis, so Präsident Putin, sei, dass Afrika, Asien und vor allem Indien nicht mehr so ausgeraubt werden, wie es schon seit Jahrhunderten der Fall war. Er wiederholte auch die Schlussfolgerung von Außenminister Lawrow Ende letzten Monats, dass der Westen Angst vor Ländern wie dem seinen habe, die ihre Souveränität verteidigen, da sie dadurch in der Lage seien, ihre nationalen Entwicklungsmodelle zu schützen, auch im soziokulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Der russische Staatschef beendete den entsprechenden Teil seiner Rede mit der Feststellung, dass „eine verantwortungsbewusste, aktive, national gesinnte und national orientierte Zivilgesellschaft zweifellos die wichtigste Komponente der Souveränität ist“, was das hehre Ziel sei, das sein Land anstrebe.

All dies ist von entscheidender Bedeutung, denn es spiegelt Russlands sich entwickelnde große Strategie angesichts der dramatisch veränderten internationalen Bedingungen wider, die durch die spezielle Militäroperation in der Ukraine entstanden sind, zu der es gezwungen war, um die Integrität seiner nationalen Sicherheitslinien zu verteidigen. Präsident Putin hat erkannt, wie kontraproduktiv das Vorgehen des Westens unter Führung der USA gegen sein Land im Hinblick auf seine eigenen objektiven Interessen war, und scheint beschlossen zu haben, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt gekommen ist, der supranationalen Elite den Todesstoß zu versetzen, um den Rest der Welt endlich von ihrem Joch zu befreien.

China hatte diese Rolle bisher informell übernommen, wenn auch indirekt und mit rein wirtschaftlichen Mitteln im Zusammenhang mit der weltweiten Reihe von Megaprojekten der Belt & Road Initiative (BRI), aber jetzt geht Russland noch weiter, nachdem es buchstäblich dazu gezwungen wurde, um die Integrität seiner nationalen Sicherheitslinien nachhaltig zu wahren. Nichts weniger als eine echte Revolutionierung der internationalen Beziehungen durch eine echte Multipolarität wird ausreichen, um seine objektiven Interessen zu wahren. Während China dieses Ziel schrittweise durch die BRI verfolgte, die ihm zwangsläufig gewisse Grenzen setzte, setzt Russland ein hybrides Instrumentarium ein, das wirtschaftliche, militärische und politische Mittel umfasst.

Das postsowjetische Russland hatte dies nie beabsichtigt, aber es tritt nun in die globalen revolutionären Fußstapfen seines kommunistischen Vorgängers, was auf einen faszinierenden Trend hinweist, der mit der historischen Rolle dieses Zivilisationsstaates in den internationalen Beziehungen zusammenhängt. Aufgrund seiner enormen Größe, seiner kosmopolitischen Bevölkerung (die ihm grenzenlose Kreativität verleiht) und seiner konsequenten Verteidigung der staatlichen Souveränität stand Russland immer an vorderster Front, wenn es um die Gestaltung globaler Trends ging, was in den meisten Fällen dazu führte, dass es sich bemühte, das Weltsystem zu reformieren, um es gleicher, fairer und gerechter zu machen. So ist es auch in der Gegenwart, wo Russland wieder zur führenden revolutionären Kraft der Welt geworden ist.

https://oneworld.press/?module=articles&action=view&id=3095 


Dienstag, 26. Juli 2022

MORGENROT - Leseprobe - 3. Folge - H.P.

 

MORGENROT


LEBENS-TRÄUME

IN

TITANIC-ZEITEN



Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Harry Popow im Juni 2022 aus aktuellem Anlass sein neues Buch.




Sprache: Deutsch
Format: DIN A5 hoch
Seiten: 480
Altersempfehlung: Erwachsene (18 - 99)
Erscheinungsdatum: 18.06.2022
ISBN: 9783756506316

Zu bestellen:


https://www.epubli.de//shop/buch/MORGENROT-Harry-Popow-9783756506316/127368


Klappentext:

Das von Harry Popow vorgelegte Werk nennt sich nicht ohne Grund „MORGENROT“. Ein Titel, der vor allem an jene Generation erinnern soll, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben, zunächst mit viel Erfolg, einen neuen Staat zu errichten, dem als wichtigstes Anliegen nicht nur die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz des Arbeiter- und Bauern- Staates.

Die 480 Seiten umfassende Lektüre teilt der Autor in fünf Abschnitte: Mit Vorkriegszeit skizziert er die erneute brandgefährliche Vorkriegssituation des Jahres 2022. In den weiteren Kapiteln berichtet er vom persönlichen Erleben vor und nach 1945, den neunjährigen Aufenthalt in Schweden nach der Annexion der DDR, die Rückkehr nach Deutschland sowie die nach wie vor geistig intensiven Jahre am Rande Berlins als Blogger, Rezensent und Autor.

Der bald 86-Jährige versteht dies als sehr kleinen persönlichen Beitrag im Widerstand gegen die Diktatur der Kapitalmacht, als Traum von einem Neubeginn hin zu einem neuen MORGENROT.

Das Buch ist gleichzeitig ein nach über 60 Ehejahren sehr authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, zwischen allen Kindern, Enkeln und Urenkeln einer großen und wunderbaren Familie.



Kurzvita



Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow noch die letzten  Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Das Zeugnis Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit über 60 Jahren sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel, zwei Enkelinnen und einen Urenkel.



Leseproben

3. Folge

S. 57

Ein gutes Wort für jeden ...

Was war los? Die französischen Kriegsgefangenen, die im Stall hausen und für den Bauern arbeiten mussten, mochten Mama sehr. Sie hatte für jeden ein gutes Wort und behandelte sie menschlich. Vier Mädels aus dem Dorf kommen eines abends überraschend in die kleine Wohnung, als Josef, einer der Franzosen, gerade Londoner Nachrichten hört. Er dreht das Radiogerät ab und wird blass ... Die Mädels gucken boshaft, registrieren diesen „Verstoß“. Sie wissen, melden sie es nicht, dann sind sie selber dran. Und sie tun ihre „Pflicht“. Also mussten die Ziebells schnellstens verschwinden. Jahre später wird Henry von seiner Mama erfahren, dass Pommerening, der Ortsgruppenführer, von den Rotarmisten auf der Flucht erschossen wurde. Die vierköpfige Familie flieht in die Winternacht. Papa hat einen Lastwagen besorgt. Einen Holzvergaser. Der rumpelt auf schneebedeckten und oft vollgestopften Landstraßen endlos lange dahin. Soldaten, Flüchtlinge, Handwagen, Pferdefuhrwerke. Mama und Sophia, Axel und der kleine Berno dürfen im Führerhaus sitzen. Henry, der älteste, hockt – unter einem Teppich verstaut – auf der offenen Ladefläche. Ihm ist kalt, er schließt einfach die Augen. Und er hat ein Bild vor seinen Augen, es stammt aus einem Lesebuch: Eine grüne Wiese mit Kühen. Ein Häuschen, Wäsche im Sommerwind, ein Flüsschen. In der Ferne ein Dorf. Ein biederes Bild voller Ruhe, Stille, Harmonie ... Das hat sich ihm eingeprägt. Für immer.


Tiefflieger


Löcknitz - Zwischenaufenthalt auf dem Rückzug nach Berlin. Arnswalde, wo Arnold geboren wurde, haben die Ziebells hinter sich gelassen. Dort wohnten sie zur Untermiete in einer Villa am See. Henry geht entlang am See zur Schule in die Stadt. Eines Tages halten ihn mehrere Jugendliche an. Ringsumher nur Wald, keine andere helfende menschliche Seele. Die Jungs umringen den Kleinen, bedrängen ihn mit einem Messer. Er hat Schiß in den Hosen, was denn sonst. Es stellt sich heraus, die haben Hunger, sie wollen nur etwas zum Fressen. Er verspricht seinen hungernden Peinigern, ein paar Brote zu bringen. Sie lassen ihn laufen. Und er läuft um sein Leben. Nahezu einen Kilometer durch den Wald. Endlich! In der Haustüre steht bereits seine Mama, die schon auf ihn gewartet hatte. Er erzählt ihr alles und versteckt sich im Haus, aber niemand hat ihn verfolgt, keiner klopft oder stürmt das Haus.


Doch nun zu Löcknitz. Die Familie durfte eine Baracke am Waldrand beziehen. Zwei kleine Zimmer. Schwester Sophia und Henry ziehen mit einem kleinen Handwagen, außen blau und innen rot, in den Wald, um Holz zum Feuern zu holen. Manchmal dröhnen über der Baracke die Bomber. Einmal versucht Tamara im Ort Milch für Berno und Arnold zu besorgen. Es dauert sehr lange. Papa Erich, das ist zu spüren, wird sehr unruhig. Sie kommt nicht. Dafür Tiefflieger. Sie schießen auf alles, was sich am Boden bewegt. Sophia, Henry, Axel und mit ihnen ihr Papa – sie zittern vor Angst. Alle kleben am Fenster, jeder will sie als erster entdecken, falls ... Dann kommt sie. Die Kinder erkennen sie von weitem an ihrem rötlichen Fuchsmantel. Da ist sie, ihre gute liebe Mama. Sie drücken sie ganz fest, ganz fest. Neben der Baracke werden mehrere kleine Holzhäuschen errichtet. Französische Kriegsgefangene schlagen Holzpfosten in den gefrorenen Boden. Auch für die vielköpfige Familie soll so ein Haus sein. Doch bevor es fertig ist, geht es mit einem LKW, den Papa mit sehr viel Mühe besorgt hat, weiter nach Berlin.



Montag, 25. Juli 2022

Schießprogramm - Arnold Schölzel - jW

 

Entnommen: https://www.jungewelt.de/artikel/431086.schie%C3%9Fprogramm.html


Schießprogramm


Von Arnold Schölzel

Der antirussische Hass, den die Kriegsmedien des Westens tagaus, tagein verbreiten, wird zumeist nebenbei, also argumentationsfrei praktiziert. So schreibt z. B. der Politikressortleiter der Süddeutschen Zeitung (SZ), Stefan Kornelius, am Montag in einem Kommentar zur Reise des US-Präsidenten nach Saudi-Arabien: »Der Ölpreis wird nach wie vor durch die globale Fördermenge bestimmt, und wenn Russland als Marktfaktor ausfällt beziehungsweise zum unkalkulierbaren Preistreiber wird, braucht auch ein Joe Biden das Wohlwollen der Golfstaaten, um den Preis an der Tankstelle zu stabilisieren.« Wer den Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland für eine Art Naturgesetzlichkeit hält, muss russische Reaktionen für »unkalkulierbar« und preistreiberisch halten. Kornelius hat so en passant durchblicken lassen: Nach den »Regeln« der Biden, Scholz etc. sind die Russen eine Art Irrläufer im politischen Kosmos. Warum reagieren die auf Sanktionen mit Mehrverkauf von Öl an andere Länder, anstatt um die vom Westen geklauten Finanzen zu betteln? Sie sehen eben nur wie Europäer aus, wie eine weise Frau bei »Lanz« gesagt hat.

Ähnlich lügt am selben Tag dpa mit Wahrem. Die Nachrichtenagentur baut in einen Text unter der Überschrift »Ukraine: Russische Armee greift bei Awdijiwka nahe Stadt Donezk an« den Satz ein: »Donezk war zuletzt häufig das Ziel ukrainischer Artillerieangriffe.« Das ist richtig. Mit der vom Westen gelieferten Artillerie war der Beschuss von Schulen, Krankenhäusern und Wohnblöcken so stark wie noch nie seit acht Jahren. Die Faschistenbataillone, die hier seit 2014 in der »antiterroristischen Operation« russischsprachige »Schaben« zu vernichten versuchen, verfügen endlich über die erwünschten Kanonen. Selbstverständlich steht weder bei dpa noch sonst irgendwo in den freien Stimmen etwas vom Krieg Kiews seit 2014, es geht ja nur um 14.000 Tote.

Neben solch anstrengungslos abgesonderter Nebensatzesoterik findet sich auch die gute alte Untermenschenrhetorik, zivilisiert versteht sich. Also wurde z. B. der von einem Altnazitheologen erzogene Kriegspfaffe Joachim Gauck bei »Lanz« am 13. Juli vor die Kameras gesetzt, um zu bekennen, dass er gegen den Russen zu den Waffen greifen und schießen würde (siehe jW vom 20. Juli). Wer noch ARD, ZDF etc. einschaltet, war offenbar nicht überrascht. Es gab kaum öffentliche Reaktionen. Gauck ist schließlich die Verkörperung des heutigen Fernsehprogramms.

Genug ist das aber nicht. Also legte die Taz am 20. Juli nach und veröffentlichte online einen Kommentar des Ex-SDSlers, Exmaoisten, Exgrünen und auf Rügen in den 90ern als stellvertretender Landrat gescheiterten Exkommunalpolitikers Udo Knapp aus der Taz-Zeitschrift Futurzwei: »Gibt der Westen auf?« Knapp wittert, was Gauck fehlt: Zum Ruf nach der Knarre gehört in der westlichen Zivilisation der nach der Bibel. Die enthält allerdings auch Friedensgebote, also Böses. Knapp sorgt sich, der Westen handele z. B. nach Matthäus 5,39: »Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.« Denn Waffenlieferungen und Wirtschaftskrieg sind nach Prophet Knapp nur Hinhalten der anderen Backe, letztlich Selbstaufgabe. Genau die wolle Putin erzwingen. Vermeiden könne »der Westen diese Entwicklung nur, wenn er sich dazu durchringen würde, mit eigenen Bodentruppen an der Seite der ukrainischen Armee die völkerrechtswidrig eingedrungenen Armeen Putins hinter die Grenzen Russlands zurückzutreiben«. Die Frage steht demnach: Matthäus oder Udo Knapp einschließlich Taz, SZ, »Lanz«, Gauck und alle übrigen Freunde des dritten Weltkrieges. Sieht Knapp richtig.


Unter der Asche die Glut - Gedichte von Wolfgang Bittner

 

Unter der Asche die Glut



 

Von Wolfgang Bittner



Gedichte



Allitera Verlag

ISBN – 978-3-96233-348-5



Kontakt und Bestellungeninfo@allitera.de



TIEFBLICK


Manchmal möchte man verzweifeln am jämmerlichen Zustand unserer so schönen Erde. Nicht allein etwa wegen des Klimawandels... Da ist es so dringend und schön, Freunde zu haben. Einer von ihnen ist für mich als Buchrezensent der Göttinger Schriftsteller Wolfgang Bittner. Seit Jahren vertiefe ich mich mit Freude in seine sehr gründlichen Analysen gesellschaftlicher Probleme und Widersprüche. Er hält sich nicht zurück, mutig die Verursacher von Menschenrechtsverletzungen und Kriegen anzuprangern, ob in der Geschichte oder erst recht in der aktuellen Zeit.

Gleichzeitig spürt man in seinen Texten eine sehr sachliche und liebevolle Hinwendung zu den Menschen, stets auch Zuversicht ausstrahlend.

Und nun überrascht ein neues Werk seine Leser. Es nennt sich „Unter der Asche die Glut“. Allein diese Titel lässt einen aufmerken. Hallo, hier sind Gedanken mit Tiefsinn zu erwarten. Ganz ehrlich, diese Gedichte fesseln dich als neugieriger Leser sogleich, ziehen dich in ihren Bann. Mir fällt ein Gedicht ins Auge mit dem Titel



(S. 52)

Gedenken


Wenn die Toten zu uns kommen,

als träumten wir.

Aber sie begleiten uns,

unaufdringlich-wirklich,

sprechen zu denen,

die sie verstehen.


Sie sind uns gewogen,

unsere Toten.

Wenn wir wollen, hören wir sie,

Sie sind uns nah, viele,

Uns Lebenden

gilt ihr Beileid.


Nicht jeder mag vielleicht Gedichte, aber die von Wolfgang Bittner mögen jeden mit Nachdenklichkeit behafteten Leser aufmuntern und ein wenig Mut machen.


Ich kann es nicht anders sagen: Das, was Wolfgang Bittner seinen Leser mitteilt, in aller Kameradschaftlichkeit und herzlicher Zuneigung, packt einen am Herzen und fließt ungebremst ins Hirn. Ich bin als Rezensent glücklich, dass er seine Leser mit dazu anhält, unter der Asche die Glut zu entdecken.


Wolfgang Bittner lebt als Schriftsteller in Göttingen. Der promovierte Jurist erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen und ist Mitglied im PEN. Er schreibt für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, war freier Mitarbeiter bei Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen und veröffentlichte etwa 80 Bücher, darunter die Romane „Niemandsland“ und „Die Heimat“, „Der Krieg und der Goldene Westen“, den Erzählband „Am Yukon“ sowie die Gedichtbände „Der schmale Grat“ und „Südlich von mir“.

Harry Popow



Sonntag, 24. Juli 2022

MORGENROT - Leseproben - Folge 2 - H.P.

 

MORGENROT


LEBENS-TRÄUME

IN

TITANIC-ZEITEN


Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Harry Popow im Juni 2022 aus aktuellem Anlass sein neues Buch.



Sprache: Deutsch

Format: DIN A5 hoch

Seiten: 480

Altersempfehlung: Erwachsene (18 - 99)

Erscheinungsdatum: 18.06.2022

ISBN: 9783756506316


Zu bestellen: https://www.epubli.de//shop/buch/MORGENROT-Harry-Popow-9783756506316/127368


Klappentext:


Das von Harry Popow vorgelegte Werk nennt sich nicht ohne Grund „MORGENROT“. Ein Titel, der vor allem an jene Generation erinnern soll, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben, zunächst mit viel Erfolg, einen neuen Staat zu errichten, dem als wichtigstes Anliegen nicht nur die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz des Arbeiter- und Bauern- Staates.


Die 480 Seiten umfassende Lektüre teilt der Autor in fünf Abschnitte: Mit Vorkriegszeit skizziert er die erneute brandgefährliche Vorkriegssituation des Jahres 2022. In den weiteren Kapiteln berichtet er vom persönlichen Erleben vor und nach 1945, den neunjährigen Aufenthalt in Schweden nach der Annexion der DDR, die Rückkehr nach Deutschland sowie die nach wie vor geistig intensiven Jahre am Rande Berlins als Blogger, Rezensent und Autor.


Der bald 86-Jährige versteht dies als sehr kleinen persönlichen Beitrag im Widerstand gegen die Diktatur der Kapitalmacht, als Traum von einem Neubeginn hin zu einem neuen MORGENROT.


Das Buch ist gleichzeitig ein nach über 60 Ehejahren sehr authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, zwischen allen Kindern, Enkeln und Urenkeln einer großen und wunderbaren Familie.



Leseproben

2. Folge


S. 54

Ohrfeige für Henry


Kindheits- und Jugenderinnerungen der Mutter Tamara, und nicht nur ihre ... Henry erinnert sich (von Schweden will er viele Seiten später berichten): Ja, da war jenes Dorf Stemmnitz in Pommern, von dem seine Mutter schrieb. Es war ein kleines Dorf an der Wipper, nördlich von Schlawe, heute Slavno, das Henry und seine Geschwister Sophia, Axel und Berno in den Jahren 1942/43 kennenlernen sollten. Sie wohnten in Berlin-Schöneberg in der Wartburgstraße. Berlin lag wohl schon zunehmend unter dem Bombenhagel der Allierten. Jedenfalls wurden Frauen mit Kindern evakuiert. Die Eltern wählten Stemmnitz, da dort Verwandte des Vaters lebten. Eines Nachts mussten die Kinder sehr früh aus den Betten. Etwa um zwei Uhr. Knapp drei Stunden später sollte der Zug nach Stettin fahren. Ein Taxi brachte die Familie, auch Oma Emma, zum Stettiner Bahnhof: Regennässe. Kopfsteinpflaster. Ein verdunkeltes Bahnhofsgebäude. Zugqualm. Pfeiftöne. Müdigkeit. Man fror. Endlich Abfahrt. Umsteigen in Stettin. Wie lange waren sie unterwegs? Henry weiß es nicht mehr. Nur soviel, dass sie auf einem sehr abgelegenen kleinen Bahnhof ausstiegen. Soweit er sich erinnern kann, stand mitten im Dorf eine weiße Kirche mit einem hohen und schlanken Turm, die Straße führte rechts und links vorbei. Bauernhäuser mit riesigen Gehöften, mit Stallungen und großen Misthaufen. In der Nähe eine alte Windmühle. Die Familie kam auf einem Bauernhof in den oberen zwei Zimmern unter. Kopfsteinpflaster auf dem großen Hof, Kuhgebrüll, Schweinegekreische und Hühnergegacker. Auf der anderen Straßenseite haben Verwandte ihren Hof, ebenfalls Ziebells. Deren Tochter heißt Ruht und der Sohn Herrmann, der etwa siebzehn Jahre alt ist. Der nimmt den oft verträumten aber neugierigen Jungen mit zum Angeln an die Wipper. Einmal soll der Siebenjährige die Fische zum Hof bringen. Der spürt die Wichtigkeit dieses Auftrages und hofft, bald einen Abnehmer zu finden, um sich der Verantwortung zu entledigen. Aber im Hause des Onkels rührt sich nichts. Was tun? Henry kommt ein rettender Gedanke. Er legt die Fische auf ein umgedrehtes Holzfass. Er sieht nur seine Aufgabe, übersieht aber die in der Nähe schnatternden und aufgeregten Gänse. Sein Fehler? Nein, seine erste Erfahrung. Nämlich umsichtig sein. Für alle Fälle! Denn kaum kehrt der Stadtjunge ihnen den Rücken, fallen sie auch schon über die reiche Beute her. Sein großer Freund Herrmann hat später geschimpft, und der Kleine bekommt zur Strafe abends keinen Fisch ab. Überhaupt, Henry und seine Geschwister – sie fühlen sich als Stadtkinder sehr wohl auf dem Dorf, denn da riecht es – laut Henry - so gut nach Dung und Heu. Sehr wohl fühlt sich auch seine Schwester Sophia, denn sie wandert oft und gerne und man muss sie manchmal suchen. Wo treibt sie sich herum? Das hört Henry seine Mutter fragen. Man findet das eigenwillige Mädchen auf dem Friedhof, da hat sie sich die Blümchen auf den Grabstellen angesehen. Was sich besonders eingeprägt hat – das herrliche Vesper am Feldrand während der Ernte. Da gibt es immer Kaffee und Kuchen, meist Streuselkuchen.

Im September muss Henry zur Schule, wie unangenehm. Eine Schiefertafel wurde besorgt und mehrere Griffel zum Schreiben. Der Gänsekiel, mit dem Henry so gerne geschrieben hätte, war nur für die größeren Kinder vorgesehen. Der Lehrer ist klein und dicklich, ein Herr Pommerening. Gelbe Uniform und Hakenkreuz am Ärmel, ein Ortsgruppenführer, wie aus den Reden der Eltern zu hören ist, und es klingt nicht gut. Eines Tages im Unterricht fragt er den Henry-Knirps, wer Hitler sei. Der erschrickt. Er weiß es so genau nicht. Das war kein Thema zu Hause. Und rund heraus gesteht er seine Unwissenheit. Da hat er plötzlich eine Ohrfeige im Gesicht, dann noch eine zweite auf die andere Wange. „Raus!“, brüllt der Dicke. Der gedemütigte Junge muss den Unterricht verlassen. Mama und eine Bekannte – Papa arbeitet in einem anderen Ort und ist selten zu Hause - schauen sich bedeutungsvoll an, sagen, dass es nicht so schlimm sei, den Namen dieses Hitler nicht zu wissen, und der Schuljunge, der tief beleidigte, denn Schläge sind den Ziebellkindern eine unbekannte Größe, atmet erleichtert auf. Irgendwann taucht der kleine Hakenkreuzmensch – es ist bereits abends - bei den Ziebells zu Hause auf. „Frau Ziebell, ich habe keine Nachricht von meinem Sohn an der Ostfront, haben sie keine Verbindung mit ihren Landsleuten ...?“ Mama ist schlau und auf der Hut. Sie zuckt mit den Schultern, sagt nichts. Wie auch, das wäre lebensgefährlich für sie gewesen, weiß Henry später.




Freitag, 22. Juli 2022

IMPERIALISMUS - VERURSACHER VON CHAOS UND KRIEG - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/07/22/der-imperialismus-unter-fuehrung-der-usa-ist-der-weltweit-fuehrende-verursacher-von-chaos/

Der Imperialismus unter Führung der USA ist der weltweit führende Verursacher von Chaos

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 22. JULI 2022

von Danny Haiphong – http://www.antikrieg.com  

Die westliche kapitalistische Achse der Vorherrschaft ist für die meisten Krisen der Welt verantwortlich. Die Legitimationskrise reicht von Großbritannien bis Japan, und der US-Imperialismus ist an jeder neuen Katastrophe beteiligt.

Zu sagen, dass der Westen, der derzeit unter dem Diktat des US-Imperialismus steht, in Schwierigkeiten ist, wäre eine Untertreibung. Der britische Premierminister Boris Johnson ist am 7. Juli inmitten einer eskalierenden politischen Legitimationskrise zurückgetreten. Drei Wochen vor Johnsons Rücktrittsankündigung verlor das sogenannte zentristische Bündnis von Emmanuel Macron seine parlamentarische Mehrheit in Frankreich. US-Präsident Joe Biden sieht sich weiterhin mit seiner eigenen Legitimitätskrise konfrontiert, die sich in sinkenden Beliebtheitswerten und öffentlichen Demütigungen durch demokratische Loyalisten wie Debra Messing äußert. Im Westen wird die politische Krise durch ein noch nie dagewesenes Systemchaos untermauert, das der großen Mehrheit der Arbeiter und Unterdrückten wenig Vertrauen in die Zukunft gegeben hat.

Dieses Chaos wurde durch die Ermordung des ehemaligen japanischen Premierministers Shinzo Abe am 7. Juli noch verschlimmert. Abe war ein Imperialist, ein Neoliberaler, und der höchste Ausdruck dessen, was es bedeutet, eine Marionette des amerikanischen Imperiums zu sein. Abes sogenannte Liberaldemokratische Partei (LDP) war buchstäblich eine Schöpfung der Central Intelligence Agency (CIA). Zu den weiteren verabscheuungswürdigen Eigenschaften Abes gehörten seine Verehrung für Japans faschistische Kriegsverbrecher, seine Mitgliedschaft in der faschistischen Sekte Nippon Kaigi und seine unverblümte Verteidigung von Japans Geschichte der Brutalisierung und Superausbeutung von „Trostfrauen“ aus seinen Kolonien. Am wichtigsten für die Vereinigten Staaten von Amerika war jedoch Abes unbestrittene Loyalität gegenüber dem Neuen Kalten Krieg und der militärischen Einkreisung Chinas.

Die Ermordung Abes und die damit einhergehenden politischen Krisen im Westen sind ein klarer Beweis dafür, dass der von den USA geführte Imperialismus der weltweit führende Verursacher des Chaos in der Welt ist. Auf wirtschaftlicher Ebene verlängern die USA und die EU ihren Stellvertreterkrieg mit Russland durch massive Waffentransfers und Sanktionen, die als Bumerang zurückkommen und Knappheit und Inflation anheizen. Die Inflation ist mit politischen Kosten verbunden. Die ohnehin unpopulären kapitalistischen Regime im Westen werden zunehmend als unfähig entlarvt, die steigenden Lebenshaltungskosten in den Griff zu bekommen. Es ist nicht hilfreich, dass die so genannte militärische Überlegenheit der USA und ihrer imperialistischen Partner auch durch Russlands erfolgreiche militärische Sonderoperation in der Ukraine in Frage gestellt wird.

Dank der US-amerikanischen Besessenheit von der NATO-Erweiterung ist die Zukunft der 2014 eingesetzten, von den USA unterstützten Putschregierung in der Ukraine düster. Russlands militärische Sonderoperation in der Ukraine hat in der Donbass-Region immense Fortschritte gemacht. Die ohnehin schon schwache und privatisierte ukrainische Vasallenwirtschaft wird noch mehr leiden, wenn die USA und ihre Juniorpartner in der NATO die Rückzahlung ihrer exorbitanten Hilfspakete fordern. Und die Ukraine ist nur der Anfang. Die jüngste Aufnahme Schwedens und Finnlands in die NATO ist eine weitere Kriegserklärung an Russland, die die Tür zu künftigen Konflikten öffnet, die noch zerstörerischer sind als der laufende Stellvertreterkrieg der USA in der Ukraine.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass der US-Imperialismus, wohin er auch geht, vom Chaos begleitet wird. In Lateinamerika gibt es nur dort Stabilität, wo linke Regierungen ausreichende Souveränität erlangt haben. In Afrika hat die Ausbreitung des US-Afrika-Kommandos (AFRICOM) nach der US-NATO-AFRICOM-Invasion in Libyen im Jahr 2011 zu einer weit verbreiteten Destabilisierung und politischen Unsicherheit geführt. In Asien hat der US-Militarismus den Krieg im Westen begünstigt und versucht, eine Koalition von Vasallenstaaten gegen China im Osten zu organisieren. Die Einmischung der USA in Taiwan hat eine Müllhalde für Rüstungsunternehmen geschaffen und Joe Biden dazu veranlasst, dreimal zu erklären, dass die USA bereit sind, militärisch zu intervenieren, um die Insel zu „verteidigen“, und zwar in einem garantierten Szenario eines nuklearen Austauschs.

Der US-Militarismus ist das Haupthindernis für politische Stabilität in der Welt, die eine Voraussetzung für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Armut ist. Die Sanktionen der USA und der EU töten Tausende von Menschen in ärmeren, nicht-weißen Ländern. Von den USA geförderte farbige Revolutionen und Soft-Power“-Manöver sind das Vorspiel für einen Regimewechsel. Die so genannte „Soft Power“ der USA stärkt die reaktionärsten Kräfte der Welt. Die rechtsextremen und faschistischen Contras in Latein- und Mittelamerika, ISIS in Westasien und das Asow-Regiment in der Ukraine sind allesamt Auswüchse der als „Soft Power“ getarnten Einmischung der USA.

Zwischen der Innen- und Außenpolitik der USA besteht eine dialektische Beziehung. Der US-Imperialismus ist eine fortgeschrittene Stufe des kapitalistischen Systems, das auf Sklaverei, Kolonialismus und Rassismus beruht. Der brutale Mord an Jayland Walker durch die Polizei von Akron ist in den Vereinigten Staaten fast an der Tagesordnung. Schwarze Amerikaner und indigene Völker sind seit Jahrhunderten den grausamsten Formen rassistischer Gewalt ausgesetzt. Die endlosen Kriege der USA sind Ausdruck dieser Gewalt, die auf imperialistische Ziele ausgerichtet ist.

Die Geier des Chaos sind nach Hause gekommen, um sich zu rächen. Die euro-amerikanische imperialistische Weltordnung leidet unter unheilbaren Widersprüchen. Politische Instabilität ist an der Tagesordnung. Eine weitere Wirtschaftskrise steht angeblich bevor, ist aber höchstwahrscheinlich bereits eingetreten. Imperialistische Kriege bieten keine Aussicht mehr auf einen wirklichen „Sieg“ ohne schwerwiegende Folgen für den Kriegstreiber.

Obwohl die materiellen Bedingungen viele Möglichkeiten bieten, gibt es keine organisierte und unabhängige linke Herausforderung an die Vorherrschaft des US-Kapitals und seiner bewaffneten Staatsgarde. Das ist die Aufgabe, die vor der Volksbewegung liegt, die im Bauch der imperialistischen Bestie wohnt. Angesichts des beispiellosen Chaos, das von seinem führenden Verursacher, den Vereinigten Staatenvon Amerika produziert wird, ist dies zweifellos die schwierigste Aufgabe, die die Arbeiterklasse und die Unterdrückten in der langen und geschichtsträchtigen Entwicklung des Widerstands zu bewältigen haben. Aber eine solche Aufgabe kann man sich nicht aussuchen. Sie wird uns durch das Gewicht des Imperialismus, das uns im Nacken sitzt, aufgezwungen.

Wir dürfen nicht ruhen, bis wir den Stiefel mit allen Mitteln loswerden.

erschienen am 13. Juli 2022 auf >Black Agenda Report> Artikel

http://www.antikrieg.com/aktuell/2022_07_20_derimperialismus.htm


Mittwoch, 20. Juli 2022

MORGENROT - Leseproben - H.P.

 

MORGENROT


LEBENS-TRÄUME

IN

TITANIC-ZEITEN


Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Harry Popow im Juni 2022 aus aktuellem Anlass sein neues Buch.




Sprache: Deutsch

Format: DIN A5 hoch

Seiten: 480

Altersempfehlung: Erwachsene (18 - 99)

Erscheinungsdatum: 18.06.2022

ISBN: 9783756506316


Zu bestellen: https://www.epubli.de//shop/buch/MORGENROT-Harry-Popow-9783756506316/127368



Klappentext:


Das von Harry Popow vorgelegte Werk nennt sich nicht ohne Grund „MORGENROT“. Ein Titel, der vor allem an jene Generation erinnern soll, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben, zunächst mit viel Erfolg, einen neuen Staat zu errichten, dem als wichtigstes Anliegen nicht nur die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz des Arbeiter- und Bauern- Staates.


Die 480 Seiten umfassende Lektüre teilt der Autor in fünf Abschnitte: Mit Vorkriegszeit skizziert er die erneute brandgefährliche Vorkriegssituation des Jahres 2022. In den weiteren Kapiteln berichtet er vom persönlichen Erleben vor und nach 1945, den neunjährigen Aufenthalt in Schweden nach der Annexion der DDR, die Rückkehr nach Deutschland sowie die nach wie vor geistig intensiven Jahre am Rande Berlins als Blogger, Rezensent und Autor.


Der bald 86-Jährige versteht dies als sehr kleinen persönlichen Beitrag im Widerstand gegen die Diktatur der Kapitalmacht, als Traum von einem Neubeginn hin zu einem neuen MORGENROT.


Das Buch ist gleichzeitig ein nach über 60 Ehejahren sehr authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, zwischen allen Kindern, Enkeln und Urenkeln einer großen und wunderbaren Familie.



Leseproben

1. Folge

S. 41

Der Volltreffer


Plauen. Offiziersschule. Die Nacht zum 15. Februar 1957, einem Freitag, da schrillte die Sirene. Alarm! In Sekunden schlüpfen die Schüler des dritten Lehrjahres geübt in die Klamotten. Waffen empfangen, abmarschbereit! Ein kilometerlanger Marsch. Bei Eis und Schnee. Über Wald- und Feldwege, im unwegsamen Gelände. Zwischendurch die berüchtigten Einlagen: „Flieger von rechts, Maschinengewehrfeuer von links, chemischer Alarm, vor uns Baumsperre!“ Schnelles Fassen von Entschlüssen. Und da ist jeder mal dran, schließlich müssen die Männer jetzt ganze Züge im „Gefecht“ führen. Da entscheidest du im Ernstfall mit über Tod oder Leben von dreißig Mann. Viel Kopfarbeit ist also angesagt. Erst am späten Nachmittag marschieren (oder schleichen) die Schüler durch das Kasernentor zurück in die Unterkunft. Etwa fünfzig Kilometer haben sie unter die Füße genommen. Kaputt und todmüde sind sie. Da heißt es auf einmal, noch am gleichen Abend sollen oder dürfen sie zum Faschingsabend, also zum Tanz! Die DAKO, die Damenkonfektion von Plauen, der Patenbetrieb, hätte eingeladen. Einige Unentwegte jubeln. Andere fluchen, auch Henry. Er denkt an Erfurt zurück. Nach einem zweitägigen 70-Kilometermarsch, bei einigen Schülern drang bereits das Blut durch die Socken, hieß es in der Kaserne plötzlich, wer will, kann noch ausgehen. Und die ganz Kühnen zogen sich um, die Blasen bekamen Jod, und ab durch das Kasernentor. Henry nicht. Sich mit mehr oder weniger Schmerzen über die Tanzfläche schleichen oder einfach nur Bier saufen? Wozu die Mühe? So, und heute Abend? Kurze Überlegung: Immerhin eine weitere gute Gelegenheit – muss er sich ehrlich eingestehen – auf nette und niveauvolle Bekanntschaften, keine Weiber von gewöhnlichen Schwofabenden. Sein Entschluss: Er wird dabei sein. Was er nicht bedachte, auch die Näherinnen und Bandarbeiterinnen sowie die Lehrlinge der DAKO freuten sich auf den Abend mit den Jungs. Nur eine nicht, wie Henry später erfuhr. Sie mochte das ganze nicht. Im Gegenteil. Sie wollte wieder fort, so schnell wie möglich. Und so belagert sie den Lehrausbilder, um eine Unterschrift zu bekommen für das Berichtsheft, denn die Teilnahme wird als gesellschaftliche Tätigkeit bewertet. Nach dem Vermerk hätte sie sofort verschwinden können. Doch sie muss vorerst bleiben. Mit Widerwillen sitzt sie also still und ungeduldig an einem Tisch, sieht sich kaum um, und wenn, dann mit einem geringschätzigen und abwertenden Blick. Doch einmal, da stutzt sie. Geht doch einer der Offiziersschüler, sehr schlank, schmales Gesicht, schwarze Haare, über die Tanzfläche. Und wie der geht, stolz und fast schwebend. „Mein Gott, wie ist denn das passiert“, denkt sie. Wie und durch wen kam der denn in diesen Verein? Der sieht ja aus wie einer aus dem Adelsnest. Hoffentlich kommt der nicht und holt dich, da kriegste nur Probleme. Und damit stößt sie diese Gedanken wieder weit von sich, für sie hat sich ja ohnehin alles erledigt. Schon schaut sie wiederholt auf ihre Armbanduhr. Was geht es sie an, wer da noch so rumscharwenzelt von diesen Uniformierten, die sie ohnehin nicht mag, überhaupt nicht.

Den sie da trotzdem genauer kurz ins Auge fasst, das ist Henry. Er spürt trotz aller Müdigkeit sehr genau, jemand mustert ihn. Sein Blick geht nach links. An einem Tisch sitzen zwei junge Mädchen. Die eine kannst du vergessen, doofes Gesicht, furchtbar gewöhnlich. Aber die rechts daneben!! Ho, ho! Zwei ernste und wunderschöne Augen. Mit einem Schlag ist der junge Mann hellwach. Die Augen des Mädchens schauen in seine Richtung, aber es verzieht keine Miene. Ihr Blick scheint durch ihn hindurch zu gehen, er wirkt gedankenverloren, rätselhaft. Eine Kraft geht von diesem jungen Mädchen aus – er kann das nicht näher deuten. Und warum sieht sie überhaupt her? Henry wird ein wenig unruhig, denn die faszinierenden Augen schweifen schließlich ab, denken gar nicht mehr daran, bei ihm zu bleiben. Guck doch noch mal, bitte, dann weiß ich, quatsch, dann kann ich hoffen, mit dir tanzen zu dürfen, dieser Gedanke schießt Henry durch den Kopf. Ihm wird heiß, denn nun muss er einen Entschluss fassen, was aber nicht gelehrt wurde wie bei der vorangegangenen Übung. Und schon legt die Drei-Mann-Kapelle wieder los. Ob sie mit mir tanzen wird? Noch ehe er aufspringt, ist Dieter, der Lockenkopf, bereits am Ball – bei der Schönen. ,Ich blöder Kerl‘, Henry ist entsetzt. Ihm bleibt fast die Luft weg. Und verteufelt noch mal, er kann es nicht fassen, da legt doch der Dieter, der Mädchen Aufreißer, sofort seinen Kopf an den ihren, aber sie wehrt ihn ab, hält ihn auf Abstand. Gott sei Dank. Ein Pressefotograf sucht seine Motive, wie dem Offiziersschüler scheint, hat er auch SIE im Visier. Schließlich gelingt es ihm, er tanzt mit ihr. Sie ist zart, sehr schmal, in dunkler Spitzenbluse. Ihm fällt auf, sie lässt sich nicht ohne weiteres wie andere führen. Auch ihn hält sie auf Abstand. Aber sie zittert kaum merklich, Henry spürt das. Ist sie unsicher? Was geht in ihr vor? Und was soll man reden? Fragen über die Berufsziele? Eine etwas niveauvolle „Blabla-Unterhaltung“ kommt zustande, da sind die drei Tanzrunden beendet. Ehe er nach dem Tanz seine weitere Strategie durchhecheln kann und schnell mal einen neuen Augenblick zu ihrem Platz wirft, ist sie plötzlich weg. Zur Toilette? Und wenn sie nun schon nach Hause wollte? Er holt seinen Mantel aus der Garderobe und stürzt hinaus. Keine Menschenseele. Im Laufschritt zur Straßenbahnendstelle, vielleicht erwische ich sie noch, bangt er. Tatsächlich, Henry entdeckt sie auf der hinteren Plattform der Straßenbahn. Da klingelt der Schaffner bereits ab. Mit Schrecken fällt ihm ein, er hat ja keine Adresse. Blitzschnell springt er auf die Plattform, und die ernste Schöne sagt ihm mit einer verdächtigen Schnelligkeit ihren Namen und wo sie wohnt. Mit Mühe wiederholt Henry auf dem Weg zum Kasernengebäude so für sich Vorname, Name, Straße und Hausnummer, bis er im Hundert Mann-Schlafsaal aus dem Nachtschrank endlich Zettel und Bleistift angelt und mit zitternder Hand notieren kann: Cleo, Diesterwegstraße... Sehr viel später erfährt er, sie hatte lediglich Mitleid mit ihm …