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Schießprogramm
Von Arnold Schölzel
Der
antirussische Hass, den die Kriegsmedien des Westens tagaus, tagein
verbreiten, wird zumeist nebenbei, also argumentationsfrei
praktiziert. So schreibt z. B. der Politikressortleiter der
Süddeutschen Zeitung (SZ), Stefan Kornelius, am Montag in einem
Kommentar zur Reise des US-Präsidenten nach Saudi-Arabien: »Der
Ölpreis wird nach wie vor durch die globale Fördermenge bestimmt,
und wenn Russland als Marktfaktor ausfällt beziehungsweise zum
unkalkulierbaren Preistreiber wird, braucht auch ein Joe Biden das
Wohlwollen der Golfstaaten, um den Preis an der Tankstelle zu
stabilisieren.« Wer den Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland
für eine Art Naturgesetzlichkeit hält, muss russische Reaktionen
für »unkalkulierbar« und preistreiberisch halten. Kornelius hat so
en passant durchblicken lassen: Nach den »Regeln« der Biden, Scholz
etc. sind die Russen eine Art Irrläufer im politischen Kosmos. Warum
reagieren die auf Sanktionen mit Mehrverkauf von Öl an andere
Länder, anstatt um die vom Westen geklauten Finanzen zu betteln? Sie
sehen eben nur wie Europäer aus, wie eine weise Frau bei »Lanz«
gesagt hat.
Ähnlich lügt am selben Tag dpa mit Wahrem. Die
Nachrichtenagentur baut in einen Text unter der Überschrift
»Ukraine: Russische Armee greift bei Awdijiwka nahe Stadt Donezk an«
den Satz ein: »Donezk war zuletzt häufig das Ziel ukrainischer
Artillerieangriffe.« Das ist richtig. Mit der vom Westen gelieferten
Artillerie war der Beschuss von Schulen, Krankenhäusern und
Wohnblöcken so stark wie noch nie seit acht Jahren. Die
Faschistenbataillone, die hier seit 2014 in der »antiterroristischen
Operation« russischsprachige »Schaben« zu vernichten versuchen,
verfügen endlich über die erwünschten Kanonen. Selbstverständlich
steht weder bei dpa noch sonst irgendwo in den freien Stimmen etwas
vom Krieg Kiews seit 2014, es geht ja nur um 14.000 Tote.
Neben
solch anstrengungslos abgesonderter Nebensatzesoterik findet sich
auch die gute alte Untermenschenrhetorik, zivilisiert versteht sich.
Also wurde z. B. der von einem Altnazitheologen erzogene Kriegspfaffe
Joachim Gauck bei »Lanz« am 13. Juli vor die Kameras gesetzt, um zu
bekennen, dass er gegen den Russen zu den Waffen greifen und schießen
würde (siehe jW vom 20. Juli). Wer noch ARD, ZDF etc. einschaltet,
war offenbar nicht überrascht. Es gab kaum öffentliche Reaktionen.
Gauck ist schließlich die Verkörperung des heutigen
Fernsehprogramms.
Genug ist das aber nicht. Also legte die Taz
am 20. Juli nach und veröffentlichte online einen Kommentar des
Ex-SDSlers, Exmaoisten, Exgrünen und auf Rügen in den 90ern als
stellvertretender Landrat gescheiterten Exkommunalpolitikers Udo
Knapp aus der Taz-Zeitschrift Futurzwei: »Gibt der Westen auf?«
Knapp wittert, was Gauck fehlt: Zum Ruf nach der Knarre gehört in
der westlichen Zivilisation der nach der Bibel. Die enthält
allerdings auch Friedensgebote, also Böses. Knapp sorgt sich, der
Westen handele z. B. nach Matthäus 5,39: »Ich aber sage euch, dass
ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand
auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.«
Denn Waffenlieferungen und Wirtschaftskrieg sind nach Prophet Knapp
nur Hinhalten der anderen Backe, letztlich Selbstaufgabe. Genau die
wolle Putin erzwingen. Vermeiden könne »der Westen diese
Entwicklung nur, wenn er sich dazu durchringen würde, mit eigenen
Bodentruppen an der Seite der ukrainischen Armee die
völkerrechtswidrig eingedrungenen Armeen Putins hinter die Grenzen
Russlands zurückzutreiben«. Die Frage steht demnach: Matthäus oder
Udo Knapp einschließlich Taz, SZ, »Lanz«, Gauck und alle übrigen
Freunde des dritten Weltkrieges. Sieht Knapp richtig.
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