Montag, 4. Dezember 2023

Die Teilung der Welt in Gut und Böse - Dr. Wolfgang Bittner

Entnommen:  https://www.nachdenkseiten.de/?p=107942 

Die Teilung der Welt in Gut und Böse



Von Dr. Wolfgang Bittner



Schon seit einigen Jahren erleben wir zunehmend eine Teilung der Welt in die angeblich Guten und die angeblich Bösen. Was damit einhergeht, ist eine Emotionalisierung der Bevölkerung und eine erschreckende Militarisierung (bezeichnend die Aussage des Verteidigungsministers Pistorius: „Wir müssen kriegstüchtig werden“). Die Militärausgaben für das Jahr 2022 betrugen weltweit die ungeheure Summe von 2,2 Billionen Dollar, wovon etwa 40 Prozent auf die USA entfielen. Ihr Etat für die größte Streitmacht der Welt betrug im Jahr 2022 insgesamt 877 Milliarden Dollar. Demgegenüber gab Russland 86,4 Milliarden für sein Militär aus, erhöhte aber für 2024 seinen Militäretat um 70 Prozent. Ein Vortrag von Wolfgang Bittner, gehalten auf dem Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie am 24. November 2023.

Wo wir hinschauen, herrschen Konfusion, Chaos und Krieg. Und es ist festzustellen, dass in fast allen Fällen die USA dafür verantwortlich sind. Sie haben es geschafft, überall in der Welt Krisenherde zu schaffen und auch Europa zu spalten. Nachdem die Regime Changes in Venezuela, Iran, Syrien und Weißrussland nicht gelangen, sind zurzeit Georgien und Moldawien im Visier der USA. Vorgegangen wird nach der in der Ukraine angewandten Methode: Die Unzufriedenheit von Bürgern und deren EU-Begeisterung sollen unter Einsatz von „Interventionsaktivisten“ genutzt werden, um Unruhe zu verursachen und schließlich einen Regierungswechsel herbeizuführen.

In der Ukraine ist das 2014 gelungen, und seither ist das Land in den Händen der USA, die sich ihrer Handlanger bedienen. Es ist eindeutig: Was in der Ukraine mit diesem provozierten Krieg geschieht, der zurzeit in den Medien vom Nahostkonflikt überlagert wird, haben die USA zu verantworten (wie sie auch seit mehr als 100 Jahren die Entwicklung in Europa bestimmt haben). Deutschland schuldet der Ukraine und ihrer von Nationalisten und Faschisten geführten Regierung gar nichts. Ukrainische Geflüchtete, die in Deutschland Sonderrechte erhalten haben, könnten ohne Weiteres in der Westukraine in speziell einzurichtenden Refugien versorgt werden. Aber die Berliner Politiker haben die Staatsgrenzen preisgegeben, sie vertreten nicht deutsche Interessen, sondern befolgen offensichtlich die Vorgaben aus Washington auf Kosten der eigenen Bevölkerung.

US-Präsident Joseph Biden wähnt sich jetzt am Ziel seiner jahrzehntelangen Bemühungen, Russland den westlichen Begehrlichkeiten und strategischen Interessen zu unterwerfen. Aber Russland ist eine Atommacht und wird eine Niederlage, die Vasallenschaft und eine Zerstückelung des Landes zur Folge hätte, niemals zulassen. Daher wird der Ukraine-Krieg enden, wenn die USA feststellen werden, dass Russland nicht aufgibt und gewinnen wird. Bis dahin soll das Land in diesem Stellvertreterkrieg noch weiter geschwächt werden.

Auszuschließen ist aber nicht, dass es durch einen provozierten Zwischenfall zu einem großen Krieg kommt. Sollte es dazu kommen, würde Deutschland endgültig von der Landkarte verschwinden, denn die Militärbasen der USA befinden sich im Visier der russischen Raketen. Dennoch wird gegen alles Mögliche demonstriert, aber nur sehr vereinzelt gegen Aufrüstung, Krieg und die Verbreitung von Völkerhass. Die Indoktrination der Bevölkerung hat gewirkt, nur wenige nehmen wahr, dass die Bombe bereits über ihnen schwebt. Dass die deutsche Regierung, aber auch die französische, sich den Intrigen, Ränkespielen und Vorschriften der USA nicht entzogen haben, vielmehr die Sanktions- und Kriegspolitik zu Lasten ihrer Bevölkerungen willfährig mittragen, ist genau genommen Hochverrat. Auch EU-Institutionen unterliegen offensichtlich dem Einfluss der USA. Ursula von der Leyen, die mächtigste Frau Europas, stand nicht einmal auf der Wahlliste. So werden die führenden Positionen mit willfährigem Personal besetzt.

Deutschland – verraten und verkauft

Inzwischen ist klar, dass die Vereinigten Staaten auf einen Regime Change in Moskau hinarbeiten, durch Unterwanderung und auch militärisch. Dabei ist zu bedenken, dass Russland das größte Land der Welt mit enormen Ressourcen ist. Seit Langem wird schon versucht, das Land den wirtschaftlichen und geostrategischen Zielen des Westens zu öffnen. Europa wird momentan in den Ruin getrieben und als Konkurrent der USA ausgeschaltet. Die US-Wirtschaft, die vor dem Zusammenbruch stand, erholt sich allmählich, während die deutsche Industrie zusehends schrumpft, viele Unternehmen abwandern oder insolvent gehen. Und der deutsche Bundeskanzler lässt sich in Washington instruieren, der Wirtschaftsminister will nach einem Gespräch mit Joseph Biden in Europa „dienend führen“, die Außenministerin will Russland ruinieren.

Die Haltung der Berliner Politiker ist an Inkompetenz und Devotion kaum zu überbieten. Hinzu kommt ein grundlegendes Problem: Den führenden deutschen Politikern und Journalisten fehlt es an geschichtlichen Kenntnissen und an Geschichtsbewusstsein, und sie haben keinen geopolitischen Überblick. Insofern bleiben Politik und Berichterstattung unglaubwürdig, umso mehr, als sie unter dem bestimmenden Einfluss der USA und der NATO stehen.

Dabei liegt die Strategie der USA seit Langem offen. 2015 hatte der Direktor des einflussreichen Washingtoner Thinktanks Stratfor, George Friedman, in einer Rede gesagt, für die Vereinigten Staaten sei seit einem Jahrhundert die Hauptsorge, dass sich deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischen Rohstoff-Ressourcen und russischer Arbeitskraft verbänden. Das sei eine Konkurrenz, wirtschaftlich wie militärisch, die die USA nicht dulden würden. Deswegen habe man einen „Cordon Sanitaire“, einen Sicherheitsgürtel um Russland herum aufgebaut. So viel zur Langzeitstrategie der Vereinigten Staaten, die 1904 von ihrem Präsidenten Theodore Roosevelt pauschal zur Ausübung einer „internationalen Polizeigewalt“ und zur kompromisslosen Durchsetzung wirtschaftlicher und strategischer Interessen ermächtigt wurden.

Dass diese „Ermächtigung“ weiterhin gilt, hat sich offenkundig mit der Sprengung der Ostseepipelines erwiesen. Der amerikanische investigative Journalist Seymour Hersh ist nach umfangreichen Recherchen zu dem Ergebnis gekommen, dass die USA diese Sprengungen, also diesen Angriff auf die deutsche Infrastruktur durchgeführt haben. Die deutsche Regierung, die aller Wahrscheinlichkeit nach Bescheid weiß, schweigt dazu – wieder ein Zeichen für die mangelnde Souveränität. Und Hersh wird, wie alle, die etwas sagen, was nicht genehm ist, scharf angegriffen und diffamiert.

Dissoziale Persönlichkeitsstörungen in der Führungselite

Dass führende Politiker und Journalisten an den Lügen- und Hetzkampagnen teilnehmen, zeugt von der Verkommenheit in der politischen und medialen Szene. Es hat den Anschein, als hätten wir es in vielen Bereichen mit ideologisch verwirrten Fanatikern, Irren und Verbrechern zu tun, deren höchste Instanz aus Washington die westliche Welt im Zangengriff hält. Dabei sind nicht nur Krieg und Not in der Welt, sondern auch die Problemlösungen. Aber sie werden nicht zur Kenntnis genommen, geschweige denn umgesetzt. Es scheint so, als würde die Menschheit von Psychopathen in den Abgrund getrieben. Und die Bevölkerung in ihrer großen Mehrheit hält still.

Zu befürchten ist, dass nicht wenige der führenden Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und Journalismus unter einer „dissozialen Persönlichkeitsstörung“ leiden, auch „antisoziale Persönlichkeitsstörung“ (APS) genannt, eine psychische Erkrankung. Kennzeichnend dafür sind insbesondere eine mangelnde Empathie sowie Gefühlskälte anderen gegenüber und weitgehendes Fehlen von sozialer Verantwortung und Gewissen. Der Begriff wird im medizinischen Diagnoseklassifikationssystem ICD folgendermaßen beschrieben: „Eine Persönlichkeitsstörung, die durch eine Missachtung sozialer Verpflichtungen und herzloses Unbeteiligt-Sein an Gefühlen für andere gekennzeichnet ist. Zwischen dem Verhalten und den herrschenden sozialen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz. … Es besteht eine geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten, eine Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige Rationalisierungen für das Verhalten anzubieten…“.

Hinzu kommt, dass die US-amerikanische Gesellschaft in weiten Teilen und bis in den Kongress hinein religiös-fundamentalistisch fanatisiert ist. Bis in die Gegenwart ist hier die Wahlverwandtschaft zwischen Puritanismus und Kapitalismus, eine „ökonomische Prädestinationslehre“ (wen Gott liebt, den lässt er reich werden) tief verwurzelt. Darüber hinaus sind viele der Hardliner offensichtlich der Ansicht, dass alles, was den USA nützt, letztlich der ganzen Welt zugutekommt, woraus sich ihr Anspruch auf globale Vorherrschaft ergibt.

Diese Politik führte auch Präsident Obama rigoros unter Missachtung der Regeln des internationalen Rechts weltweit fort. In seiner Rede vor der US-Militärakademie Westpoint am 28. Mai 2014 sagte er unter anderem: „Von Europa bis Asien sind wir der Dreh- und Angelpunkt aller Allianzen, unübertroffen in der Geschichte der Nationen … So sind und bleiben die Vereinigten Staaten die einzige unverzichtbare Nation“ [›the one indispensable nation‹]. Friedman hat also nur das ausgesprochen, was seit jeher die Politik der US-Regierung bestimmt.

Die USA wollen mit aller Macht ihren durch nichts begründeten Anspruch auf globale Herrschaft durchsetzen, selbst wenn es dabei zum großen Krieg kommt. Diese Hybris geht von den Neokonservativen in Washington mit den dortigen Finanz- und Wirtschaftseliten sowie der Rüstungsindustrie und ihrer Gallionsfigur Joseph Biden aus, der fast alle Konflikte und Kriege der letzten Jahrzehnte mitzuverantworten hat. Er wirkt zwar senil, aber er ist immer noch in der Lage, Deutschland zur bedingungslosen Unterstützung der Ukraine zu verpflichten, zur Teilnahme an einem Abnutzungskrieg, von dem die USA wirtschaftlich profitieren.

2014 sagte Biden in einer Rede, die USA beabsichtigten, Russland zu ruinieren, und Präsident Obama habe die führenden europäischen Politiker sozusagen genötigt, dabei mitzumachen. Diesseits des Atlantiks wird Deutschland als Speerspitze gegen Russland eingesetzt, jenseits des Pazifiks stehen Japan und Südkorea als Vorhut gegen China. Das ist seit Längerem geplant: Die USA wollen ihre Kriege mit fremden Soldaten auf fremdem Territorium führen. Dabei beschreiten Vasallen wie Deutschland einen höchst problematischen Weg. Was geschieht, wenn die USA die Konfrontation mit China auf die Spitze treiben? Werden deutsche Soldaten dann unter Berufung auf einen NATO-Bündnisfall in einem Krieg mit China eingesetzt? Und welche Folgen hat es, dass sich die geopolitische Tektonik durch die aggressive Politik der USA insgesamt verändert? Wenn sich die deutsche Regierung weiter derart unreflektiert auf Washington einlässt und die USA abstürzen – was ja nicht völlig auszuschließen ist –, dann wird Deutschland mit untergehen. Auch das scheint der Berliner Politikerkaste nicht klar zu sein.

Die Charta der Vereinten Nationen scheint nur noch eine geschichtliche Erinnerung zu sein.

Von den großartigen Verpflichtungen der Charta der Vereinten Nationen für den Weltfrieden ist ebenso wenig übriggeblieben wie von den Vereinbarungen des Nordatlantikvertrages, weshalb die Forderung, Deutschland möge aus der NATO austreten, überaus berechtigt ist. Auch mehren sich die Stimmen, die eine von den USA unabhängige Politik für Deutschland fordern, nachdem deutlich geworden ist, dass die USA eine Langzeitstrategie verfolgen, die nicht den deutschen, aber auch nicht den europäischen Interessen dient – im Gegenteil.

Was den Europäern als „Partner“ der Vereinigten Staaten aufgebürdet wird, ist einem Interview zu entnehmen, in dem 2007 der Viersternegeneral Wesley Clark, zeitweise Oberbefehlshaber der NATO, rückblickend sagte, dass seinerzeit schon die Bush-Administration den Krieg gegen sieben Länder geplant habe. Das waren außer Afghanistan der Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und letztlich noch der Iran. Es gab also schon unmittelbar nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 einen Plan für Regimewechsel und Kriege im Nahen Osten und in Afrika. Hinzu kamen Einflussnahmen auf südamerikanische und osteuropäische Länder.

Das ist bis heute die Strategie der USA, die dadurch in permanente Konflikte mit Russland und China geraten. Anstatt die NATO 1991 nach der Auflösung des Warschauer Pakts ebenfalls aufzulösen, und zwar zugunsten eines gesamteuropäischen Sicherheitsbündnisses einschließlich Russlands, wurde das transatlantische Militärbündnis immer mehr zu einem Aggressionsinstrument entwickelt. Die aktuellen Konflikte und Kriege sind nicht durch Zufall entstanden, sie sind von gewissenlosen Psychopathen – anders kann man sie wohl nicht nennen – in Politik, Wirtschaft und Militär geplant worden. Neben Kriegshandlungen sind ökonomische Sanktionen zu einer Waffe für die Durchsetzung der globalen Vorherrschaft geworden.

Das Völkerrecht außer Kraft

Die weitaus große Mehrheit der Bevölkerung nimmt das alles widerspruchslos hin. Die inzwischen seit mehreren Jahren erfolgte Indoktrinierung hat gewirkt. Es hat den Anschein, als seien sehr viele Menschen durch den von der Regierung ausgeübten Corona-Terror geradezu paralysiert. Und nach der geschürten Angst vor einer Corona-Infektion kam die Angst vor dem Krieg. Bekanntlich kann Angsterzeugung ein Mittel zur Reglementierung der Bevölkerung sein, die sich in Ausnahmesituationen selbst einer drastischen Beschneidung der Bürgerrechte unterwirft – wie sich gezeigt hat.

Abgesehen von der akuten atomaren Bedrohung sind die Folgen der von den USA provozierten Auseinandersetzung gravierend. Russland hat schon länger damit begonnen, sich vom Westen abzukoppeln, neue Wege mit neuen Partnern zu gehen und sich gegen die Aggressionspolitik der USA zur Wehr zu setzen. Damit ist Russland nicht allein. Mehr als die Hälfte der Menschheit will sich die Zumutungen und die Unterdrückung durch die USA nicht mehr gefallen lassen. So ist zu registrieren, dass die BRICS-Organisation und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit immer mehr Zulauf erhalten. Der Übergang von einer monopolaren zu einer multilateralen Weltordnung hat schon lange begonnen.

Unter anderem ist die Herrschaft des US-Dollars als Weltleitwährung in Frage gestellt, was allerdings weitere, hochgefährliche Auseinandersetzungen nach sich zieht. Denn die USA werden sich nicht ohne Gegenwehr in den Bankrott treiben lassen. Sie verfügen über die größte Militärmacht der Welt, und das ist bei allem zu berücksichtigen, was künftig in den Bemühungen um eine friedlichere Welt unternommen wird. Aktuell stehen sich zwei Atommächte in einem Stellvertreterkrieg gegenüber, der jede Minute ausufern kann. Damit uns das erspart bleibt, müssen wir alles tun, was in unseren Kräften steht. Und das tun wir.

Titelbild: Yta23/shutterstock.com


Der Schriftsteller und Publizist Dr. jur. Wolfgang Bittner ist Autor zahlreicher Bücher, u.a. „Deutschland – verraten und verkauft“ und „Ausnahmezustand – Geopolitische Einsichten und Analysen unter Berücksichtigung des Ukraine-Konflikts“, Verlag zeitgeist 2021 und 2023. Siehe auch wolfgangbittner.de

Die Teilung der Welt in Gut und Böse












Sonntag, 3. Dezember 2023

PRIVATE GLÜCKSTAGE - H,P.

 

22.630 Glückstage!


Just in diesen Tagen feierten wir am 30.November 2023 ganz in Familie meinen 87. Geburtstag und am 23. Dezember wird es der 62. Hochzeitstag sein. Mit meiner Cleo! Welch ein Geschenk.

Und welche Freude an Aufmerksamkeiten.

So von Tochter Irina mit einem herzlichen Glückwunsch. (Übrigens eine Abbildung meines Gemäldes, dass sie in ihrem Auto angebracht hat, auf dem Armaturenbrett.



So von Maria mit einem Text, der es in sich hat:





Das Lachen und die Freude, gemeinsam auf die „Zukunft“ anstoßen zu können!!!





Beste Wünsche an die Leser! Harry







Samstag, 2. Dezember 2023

US-Kriegsmisserfolge - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/12/02/ukraine-ein-weiterer-historischer-us-kriegsmisserfolg-wie-in-vietnam-irak-afghanistan-und-anderen-laendern/

Ukraine: Ein weiterer historischer US-Kriegsmisserfolg wie in Vietnam, Irak, Afghanistan und anderen Ländern

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 2. DEZEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


von https://strategic-culture.su

Übersetzung LZ

Das kriegsverschuldete US-Imperium taumelt seinem historischen und endgültigen Untergang entgegen. Jedes Imperium hat seinen Platz an der Sonne.

Das von den USA geführte NATO-Bündnis hielt diese Woche in Brüssel seine erste Tagung des NATO-Ukraine-Rates ab. Wie üblich wurden die klischeehaften Versprechen, das Kiewer Regime bis zum Ende zu unterstützen, von allen und jedem vorgetragen.

In Wahrheit werden diese NATO-Veranstaltungen für die Ukraine und ganz allgemein zu Gähnfesten.

Die ganze schmutzige Scharade verschiebt nur die Realität, dass der Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen Russland ein Debakel für die Westmächte ist. Das ist nichts, worüber man sich freuen sollte. Es ist eine Tragödie und eine Abscheulichkeit.

Bis zu 400.000 ukrainische Soldaten und Zehntausende russische Militärangehörige sind getötet worden. Die Gesamtzahl der Todesopfer geht zweifellos in die Millionen. Darüber hinaus wurden Millionen von Zivilisten als Flüchtlinge in Russland und ganz Europa vertrieben. Hunderte von Milliarden Dollar und Euro wurden den westlichen Steuerzahlern entzogen, um dieses blutige Fiasko zu finanzieren. Darüber hinaus haben sich die internationalen Spannungen zwischen den Atommächten in einem Maße verschärft, wie es seit der Kuba-Krise 1962, dem Höhepunkt des Kalten Krieges, nicht mehr der Fall war.

Washington muss zur Vernunft kommen und eine friedliche Lösung zu Moskaus Bedingungen aushandeln. So einfach ist das und so unverblümt ist das. Dies hätte vor dem Ausbruch des Konflikts im Februar 2022 erreicht werden können, als Moskau ein verhandelbares Sicherheitsabkommen anbot. Der Westen hat diese Bedingungen damals rundheraus abgelehnt. Jetzt wird er sie akzeptieren müssen. Die Bedingungen sind in erster Linie, dass es keine weitere NATO-Erweiterung an den Grenzen Russlands und insbesondere keine Einbeziehung der Ukraine in den von den USA geführten kriegerischen Militärblock geben wird.

An dem NATO-Gipfel in dieser Woche nahm der amerikanische Außenminister Antony Blinken zusammen mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und den Außenministern der anderen 30 NATO-Mitgliedstaaten teil. Kuleba erklärte mit wahnhafter Unverbundenheit: “Wir werden de facto zu einer NATO-Armee.” Er mag in gewisser Weise Recht haben, dass die Ukraine als Ersatztruppe für die NATO eingesetzt wurde, aber es ist eine verbrauchte und dezimierte Armee.

Blinken schien darauf bedacht zu sein, die in verschiedenen Medienberichten auftauchenden Risse zu überdecken, die darauf hindeuten, dass die USA dem Kiewer Regime heimlich sagen, es solle seine Verluste begrenzen und eine Art Friedensabkommen mit Russland schließen. Blinkens großspurige Rhetorik erinnert an die leeren Versprechen, die die USA im Laufe der Jahrzehnte Afghanistan und zahllosen anderen Stellvertreterregimen gemacht haben, bevor Washington schmachvoll den Stecker zog und sich aus dem Staub machte.

Die Einladung der Ukraine zu einem NATO-Ratsgipfel ist reines Theater und Augenwischerei, um in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, das Bündnis biete der ehemaligen Sowjetrepublik etwas Substanzielles an. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine leere Worthülse. Dies ist vergleichbar mit den überzogenen Versprechungen führender Politiker der Europäischen Union wie der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula Von Der Leyen, die immer wieder die Aussicht auf einen künftigen Beitritt der Ukraine zum Block anpreisen. Die Chancen dafür sind für einen kaputten, zügellos korrupten, gescheiterten Staat wie die Ukraine unvorstellbar. Wieder leere, zynische Versprechungen.

Das ganze Gerede der NATO und der EU ist ein PR-Getöse, das die brutale Realität verschleiern soll, dass die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten durch ihre ruchlosen geopolitischen Spielchen mit Russland ein riesiges Elend in der Ukraine angerichtet haben. Das übrige Europa, ja die ganze Welt hat einen schrecklichen Preis für diese imperialen Spiele gezahlt.

Aber Washington und seine NATO-Verbündeten können die abscheuliche, belastende Realität nicht zugeben, wie unser Kolumnist Martin Jay diese Woche darlegt. Das Militärbündnis nähert sich seinem 75. Jahrestag seit seiner Gründung im Jahr 1949. Jahrestag seiner Gründung. Daher besteht ein enormer Druck, den Ukraine-Konflikt wie eine Art Sieg aussehen zu lassen, um das zerbrechliche Image des veralteten Bündnisses und den politischen Ruf der inkompetenten westlichen Führer zu schützen.

Ein weiterer unserer Kolumnisten in dieser Woche, Declan Hayes, ist sehr lesenswert, denn er beklagt den Mangel an strategischem Denken in den USA und ihren NATO-Vasallen. Hayes beschreibt auf amüsante Weise, wie amerikanische militärische Unternehmungen unter dem Deckmantel des NATO-Multilateralismus durchgeführt werden, als ob die Protagonisten in einem Cowboy-Matinee-Film Regie führen würden. Kein Wunder, dass diese Cowboy-Politiker und Militärs im Laufe der Jahrzehnte so viele Kriege verloren haben. Selbst der letzte Krieg, den sie angeblich gewonnen haben – der Zweite Weltkrieg – wurde in Wirklichkeit von der Roten Armee der Sowjetunion gewonnen. Die Amerikaner warfen Atombomben auf die japanische Zivilbevölkerung ab, um ihren Weg zu einem vermeintlichen Sieg im asiatisch-pazifischen Raum zu ebnen.

Die Katastrophe in der Ukraine ist das Ergebnis eines erbärmlichen Gruppendenkens der Regierung Biden und ihrer europäischen Lakaien. Das Denken der amerikanischen und europäischen so genannten Führer ist oberflächlich, narzisstisch und durch Russophobie verzerrt. Keiner der westlichen politischen Klasse verfügt über den Intellekt oder das historische Verständnis, um sich aus dem von ihnen verursachten Morast zu befreien.

Doch dies ist nicht nur ein typischer Fehler der heutigen westlichen Regime. Der sinnlose und rücksichtslose Krieg in der Ukraine wurde seit dem vermeintlichen Ende des Kalten Krieges im Jahr 1990 über Jahrzehnte vorbereitet. Der verräterische Bruch der Versprechen amerikanischer Präsidenten, insbesondere von Bill Clinton und George W. Bush, gegenüber Russland, die NATO nicht zu erweitern, und das heimtückische Drängen der Ukraine, dem Bündnis ab 2008 beizutreten, führten zum aktuellen Ausbruch des Konflikts.

Biden und andere westliche Partner waren über viele Jahre hinweg einfach das letzte schwache Glied in der Kette der Ereignisse.

Wenn die Vereinigten Staaten doch nur Leute vom Kaliber eines Professor John Mearsheimer hätten. Neben anderen echten amerikanischen politischen Denkern warnt er seit mehreren Jahren davor, dass die US-Politik der verräterischen NATO-Erweiterung schließlich zu einem Konflikt mit Russland führen würde.

Mearsheimer bestätigt in einem kürzlich erschienenen Artikel auch, was andere Quellen belegen, nämlich dass die USA und Großbritannien die Chance auf einen Frieden mit Russland in der Anfangsphase des gegenwärtigen Krieges absichtlich zunichte gemacht haben. Die Regierung Biden und der britische Premierminister Boris Johnson sabotierten ein vermeintliches Friedensabkommen, das Russland mit der Ukraine im März 2022, also nur etwa vier Wochen nach Beginn des Konflikts, ausgearbeitet hatte. Das Ergebnis dieser Sabotage durch die USA und Großbritannien waren fast zwei Jahre katastrophaler Feindseligkeiten und bis zu einer halben Million Tote.

Ein weiterer angesehener amerikanischer Denker, dessen Fähigkeiten und Einsichten im Washingtoner Establishment schmerzlich vermisst werden, ist Jeffrey Sachs. Der Wirtschaftswissenschaftler und geopolitische Analyst hat ebenso wie Mearsheimer wiederholt betont, dass die USA die vorhersehbare Katastrophe in der Ukraine verursacht haben. In einem kürzlichen Interview bemerkte Sachs, dass die Geschichte mit gescheiterten Stellvertreterkriegen der USA übersät ist, von Vietnam über Afghanistan und Irak bis hin zur Ukraine.

“Dies ist die Standardprozedur der Vereinigten Staaten”, sagte Sachs. “Die Vereinigten Staaten versprechen immer zu viel und verkaufen zu viel”, sagt er, wodurch Kriege und Vernichtung angezettelt und in die Länge gezogen werden.

Das Scheitern in der Ukraine bezeichnet er als einen weiteren “absolut dummen und unvermeidlichen Krieg”.

Das höllische Problem ist jedoch, dass Millionen unschuldiger Menschen für diese dämonischen imperialen Machenschaften bezahlen.

Mit Blick auf die Verwüstungen in der Ukraine zieht Jeffrey Sachs eine äußerst logische Schlussfolgerung: “Die USA müssen anfangen, wie ein Erwachsener zu verhandeln.”

Man könnte hinzufügen, wie ein intelligenter und moralisch angepasster, gesetzestreuer Erwachsener.

Sachs plädiert dafür, dass Washington die vernünftigen Bedingungen Russlands für eine Friedensregelung in der Ukraine akzeptieren muss. Das bedeutet keine NATO-Erweiterung. Die Schande ist, dass dies, wie oben erwähnt, das war, was Russland vor dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges und in der Tat für viele Jahre davor angeboten hat.

Auch hier besteht das verblüffende Dilemma darin, dass die imperiale Macht der Vereinigten Staaten dem Aufbau normaler, vernünftiger und gesetzestreuer Beziehungen entgegensteht. Der nationale Sicherheitsstaat der USA, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat, basiert auf einem hypermilitarisierten Unternehmenskapitalismus, der keine gegenseitigen internationalen Beziehungen duldet. Er basiert auf einer Nullsummen-Hegemonie. Im Wesentlichen handelt es sich um einen Schurkenstaat, der sich selbst als über dem Gesetz stehend betrachtet. Kurz gesagt, das ist die Definition von Imperialismus und Faschismus.

Der 60. Jahrestag der Ermordung von Präsident John F. Kennedy durch den nationalen Sicherheitsstaat der USA ist eine eindringliche Erinnerung an die zutiefst verderbliche und dunkle Natur der imperialen Macht der USA und daran, dass sie keinerlei Herausforderung oder Widerspruch duldet. JFK wurde 1963 am helllichten Tag in Dallas durch den imperialen Staat hingerichtet, was faktisch ein Staatsstreich gegen die amerikanische Demokratie war, um Politiker zu installieren, die der herrschenden Elite gehorchen würden. Der herrschenden Elite gefielen Kennedys Entspannungspläne mit der Sowjetunion nicht. Der internationale Frieden ist für den kapitalistischen US-Imperialismus weder profitabel noch mit ihm vereinbar.

Die Litanei von Kriegen und Zerstörungen, die die Vereinigten Staaten in den letzten acht Jahrzehnten verursacht haben, zeugt von dieser barbarischen Realität. Die Konformität der US-amerikanischen und westlichen Nachrichtenmedien beim Verschweigen oder zumindest Verharmlosen dieser abscheulichen Realität ist ein Lehrstück in Sachen Massenpropagandakontrolle. Denken Sie einmal darüber nach, warum es so umstritten erscheint, die Vereinigten Staaten als die größte Terrororganisation der Welt zu bezeichnen, wenn dies empirisch gesehen der Fall ist. Das spricht für die heimtückische Macht des Wahrnehmungsmanagements der westlichen Medien.

Der Tod von Henry Kissinger in dieser Woche hat viele Lobeshymnen auf einen “großen Staatsmann und Diplomaten” hervorgerufen. Kissinger war weder das eine noch das andere. Er war ein weiterer amerikanischer Kriegsverbrecher – wenn auch ein scheinbar gelehrter – in einer überfüllten Gruft ähnlicher amerikanischer Kriegstreiber, die hohe Ämter in US-Regierungen innehatten. Kissinger sabotierte ein Friedensabkommen in Vietnam, das 1969 möglich gewesen wäre, bis er 1973 aus Zweckmäßigkeitskalkül nachgab und damit Millionen von unnötigen Toten verursachte. Derselbe Modus Operandi, unnötige Kriege und Tote zu provozieren, herrscht heute in der US-Politik vor, wie wir in der Ukraine gesehen haben. Die Kriegstreiber kommen und gehen, aber die Politik der kriminellen Zerstörung bleibt die gleiche, weil sie dem Kern der korrupten imperialen Macht dient.

Bedauerlicherweise ist das elende Chaos in der Ukraine kein Einzelfall. Leider gehört es zum imperialen Kurs der USA. Solange die grundlegende Natur der amerikanischen imperialen Macht bestehen bleibt, wird derselbe zerstörerische Kurs fortgesetzt.

Doch glücklicherweise steuert das kriegsverschuldete US-Imperium auf sein historisches und endgültiges Ende zu. Jedes Imperium hat seinen Tag in der Sonne.

Schließlich sei noch angemerkt, dass die imperialen Machenschaften der USA nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ukraine durch die frühe Zusammenarbeit der CIA mit dem besiegten Nationalsozialismus begannen, um den einstigen Verbündeten, die Sowjetunion, zu bekämpfen. Im Jahr 1945 und in den folgenden Jahren wurden Nazi-Kriegsverbrecher in der Ukraine rekrutiert, um Uncle Sam zu dienen. Das war typischer Verrat. Trotz all des Hollywood-Glanzes über den Sieg über Nazideutschland setzten die USA die Kriegsmaschinerie des Dritten Reichs für ihre imperialen Nachkriegspläne ein. Wie passend, dass dasselbe Gebiet acht Jahrzehnte später nun das Ende des amerikanischen Imperiums bedeutet


Freitag, 1. Dezember 2023

Was die arabischen Staaten tun können, um Israel zu bestrafen LZ

 Entnommen:

https://linkezeitung.de/2023/12/01/was-die-arabischen-staaten-tun-koennen-um-israel-zu-bestrafen/

Was die arabischen Staaten tun können, um Israel zu bestrafen

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 1. DEZEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


von Karim Schami – https://new.thecradle.co

Übersetzung LZ

Die einheitliche Haltung der OPEC, sich den USA zu widersetzen und die Ölförderung zu drosseln, hat den arabischen Führern weltweites Gewicht verliehen. Das Gleiche gilt für eine einheitliche Haltung gegen Israels Blutbad im Gazastreifen.

Am 10. November, kaum einen Monat nach dem Beginn der Al-Aqsa-Flutoperation des palästinensischen Widerstands und dem Beginn des brutalen Angriffs Israels auf den Gazastreifen, kündigte das saudische Außenministerium einen außerordentlichen gemeinsamen Gipfel der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Riad an.

Die Entscheidung, die ursprünglich getrennt anberaumten Treffen zusammenzulegen, war Berichten zufolge darauf zurückzuführen, dass sich die arabischen Staaten nicht einig waren, wie sie gemeinsam auf Israels völlig unverhältnismäßige Aggression gegen die 2,3 Millionen Zivilisten im Gazastreifen reagieren sollten.

Berichten zufolge konnten sich die arabischen Staaten nicht auf eine Reihe von umstrittenen Maßnahmen einigen, die einige ihrer Mitglieder vorgeschlagen hatten. Dazu gehörten Beschlüsse, die Nutzung regionaler US-Militärstützpunkte für Waffenlieferungen an Israel zu verbieten, alle arabischen Beziehungen zu Israel auszusetzen und ein Ölembargo gegen die Besatzungsmacht zu verhängen.

Ein ganz gewöhnlicher Gipfel

Trotz der weit verbreiteten Stimmung gegen die israelischen Aggressionen in Westasien und der gesamten islamischen Welt endete der Gipfel, wie von vielen erwartet, ohne konkrete Maßnahmen gegen Israel, was die Schwäche und den mangelnden Willen der 22 arabischen Führer unterstreicht, Israel und seinen westlichen Verbündeten entgegenzutreten.

Das wirft eine zentrale Frage auf: Was können die einzelnen arabischen Staaten anstelle einer kollektiven Entscheidung der Arabischen Liga tun, um Palästina zu unterstützen, und warum haben sie dies nicht bereits getan?



Karte der arabischen Welt

Um die Komplexität der arabischen Geopolitik zu entschlüsseln und die verschiedenen Weltanschauungen und Prioritäten der Region zu vereinfachen, können die arabischen Staaten in drei politische Hauptgruppen eingeteilt werden, die jeweils von nicht-arabischen Akteuren beeinflusst werden: den USA, der Türkei und dem Iran.

Die Außenpolitik von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Bahrain, Oman, Jordanien, Ägypten, Marokko und Dschibuti – die meisten dieser Länder werden von Erbmonarchien regiert – ist eng mit den USA und dem Westen verbunden. Obwohl diese Staaten zahlreiche US-Militärstützpunkte beherbergen, könnten sie paradoxerweise eine wichtige Rolle in der

Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, der Sudan, Ägypten und Jordanien haben alle wirtschaftliche, politische und sicherheitspolitische Beziehungen zu Israel. Doch im Gegensatz zu weit entfernten lateinamerikanischen Ländern hat keines von ihnen die Beziehungen abgebrochen, obwohl Bahrain seine wirtschaftlichen Beziehungen ausgesetzt hat.

Stattdessen wurden die israelischen Botschaften in Jordanien, Marokko, Ägypten und Bahrain aufgrund massiver Proteste zur Unterstützung der Palästinenser auf Anordnung von Außenminister Eli Cohen und des Generaldirektors des Ministeriums evakuiert.

Die strategisch wichtigsten Staaten in dieser Gruppe sind Jordanien und Ägypten, die beide an Israel grenzen und die am längsten bestehenden Beziehungen zu Tel Aviv haben.

Ägypten, das seit der Unterzeichnung des Camp-David-Abkommens 1979 eine Schlüsselrolle spielt, hat die Möglichkeit, die Ereignisse in Gaza unmittelbar zu beeinflussen. Doch von Präsident Anwar Sadat bis zum heutigen Abdel Fattah el-Sisi hat Kairo stattdessen Überstunden gemacht, um Israels Südgrenze zu sichern, und sich aktiv an Energiegeschäften beteiligt, um die Wirtschaft beider Länder anzukurbeln.

Wenn es sich dafür entscheidet, kann Ägypten israelische Schiffe im Suezkanal blockieren, den Rafah-Übergang zum Gazastreifen öffnen, um das belagerte Gebiet mit lebenswichtigen Hilfsgütern zu überschwemmen, und die Zusammenarbeit der Geheimdienste einstellen – heute und unblutig.

Jordanien, das die längste Grenze mit dem Besatzungsstaat hat, verfügt nicht über nennenswerte Mittel, um dem israelischen Einfluss entgegenzuwirken. Amman könnte jedoch die Beziehungen zu Israel kappen und Tel Aviv damit drohen, dass es seine Grenzkontrollen lockert, wodurch ausländische Kämpfer und Waffen in das besetzte Westjordanland eindringen könnten – ein Szenario, das Tel Aviv sehr fürchtet.

Die Monarchien des Persischen Golfs

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Kuwait und Oman produzieren zusammen über 20 Prozent des weltweiten Erdöls. Ein strategischer Schachzug, wie die Einstellung der Ölexporte nach Israel und in Länder, die einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen nicht unterstützen, könnte erheblichen Druck auf ein Europa ausüben, das bereits mit Versorgungsengpässen und steigenden Energiepreisen zu kämpfen hat.

Die 27 US-Stützpunkte in diesen arabischen Ländern, darunter die wichtige fünfte US-Flotte mit Sitz in Bahrain, bieten ihnen das nötige Druckmittel gegenüber Washington.


US-Militärpräsenz in Westasien

Indem sie ihre Zusammenarbeit mit dem US-Militär neu kalibrieren, so dass letzteres gezwungen ist, auch ihre nationalen und regionalen Verantwortlichkeiten zu berücksichtigen und zu respektieren, könnten diese Staaten die unbestrittenen Waffenlieferungen des US-Zentralkommandos an Israels Kriegsmaschinerie beeinträchtigen.

Der Reichtum und das Medienimperium Saudi-Arabiens haben ihren Einfluss auf die gesamte arabische Welt und darüber hinaus ausgedehnt und verleihen dem Land einen entscheidenden Einfluss auf arabische Entscheidungen. In den 1980er Jahren hetzte Riad die muslimische Jugend gegen die Sowjets in Afghanistan auf und wiederholte ein ähnliches Szenario in Syrien in den 2010er Jahren.

Das Potenzial der Saudis, Millionen zur Unterstützung einer Sache zu mobilisieren, ist offensichtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Riad den Wahhabismus als eine Form der Außenpolitik und der Soft-Power-Projektion in die muslimische Welt exportiert hat – auch wenn dies in den letzten Jahren unter der modernisierenden, reformorientierten Führung des De-facto-Herrschers Kronprinz Mohammed Bin Salman nachgelassen hat.
Obwohl Israel 60 Prozent seiner Ölimporte aus den mehrheitlich muslimischen Ländern Aserbaidschan und Kasachstan bezieht, kann Saudi-Arabien als großer Ölproduzent und OPEC-Schwergewicht einen Stopp der Energieexporte nach Israel fordern, was unmittelbare und schwächende Auswirkungen auf Tel Avivs Kriegsanstrengungen hätte.

Politische Entscheidungen der arabischen Führer sind jedoch nach wie vor schwer zu fassen, da die arabischen Verbündeten der USA weder die Militärhilfe für Tel Aviv noch die Sperrung des Luftraums für israelische und US-amerikanische Flugzeuge behindern. Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien haben stattdessen Raketen abgeschossen, die auf Israel gerichtet waren, um es vor Angriffen von außen zu schützen, da ihre Führer lieber die Grenzen Israels verteidigen als ihre Macht zu verlieren.

Die arabischen Verbündeten der Türkei

Die langjährigen Beziehungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Muslimbruderschaft haben in der jüngsten Vergangenheit den Einfluss Ankaras in der arabischen Welt gefestigt. Katar, der wichtigste arabische Verbündete der Türkei, teilt trotz der ausgezeichneten Handelsbeziehungen Ankaras mit Israel gemeinsame außenpolitische Ansichten und Ansichten zur palästinensischen Sache.

Außerdem können sich die Hamas-Führer in dem kleinen Golfstaat frei bewegen. Doha ist eine der wichtigsten Quellen für die finanzielle Unterstützung des belagerten Gazastreifens und spielt auf diplomatischer Ebene eine führende Rolle bei der Aushandlung von Waffenstillständen und dem Austausch von Gefangenen zwischen dem palästinensischen Widerstand und Israel, wie das jüngste von Katar vermittelte Abkommen zeigt.

Taten sagen mehr als Worte, und Katar, der weltweit größte Exporteur von verflüssigtem Erdgas (LNG), könnte die globalen Gasmärkte erheblich beeinflussen und das energieabhängige Europa veranlassen, einige seiner veralteten Politik gegenüber Palästina zu überdenken.

Dennoch bleibt Katar im Großen und Ganzen auf der Seite des westlichen Lagers, dem auch der NATO-Verbündete Türkei angehört. Trotz seines riesigen Medienimperiums, das sich offen für die palästinensische Sache einsetzt, und seiner standhaften Ablehnung einer Normalisierung ohne palästinensische Staatlichkeit ist die Unterstützung Katars nach wie vor begrenzt und bleibt hinter seinem vollen Potenzial zurück.

Die Achse des Widerstands

Heute spielen arabische Staaten und nichtstaatliche Akteure, die mit dem Iran verbündet sind, die bei weitem wichtigste Rolle bei der Unterstützung der palästinensischen Sache, insbesondere dort, wo es am meisten zählt – im bewaffneten Kampf für die nationale Befreiung. Trotz aller Herausforderungen leisten sie weiterhin Widerstand und tragen zur breiteren Achse des Widerstands in der Region bei.

Seit dem 8. Oktober hat der Widerstand im Libanon unter Führung der Hisbollah erfolgreich eine langsame Militärpolitik betrieben, um die volle Aufmerksamkeit des israelischen Militärs vom Gazastreifen auf die Nordgrenze zu lenken, wo es fast täglich zu Zusammenstößen kommt.

Indem sie Israels Kommunikations- und Überwachungsnetze strategisch ins Visier genommen und ausgeschaltet hat, hat die Hisbollah im Wesentlichen ein Drittel der Besatzungstruppen gezwungen, die Nordgrenze zu besetzen und ganze Siedlungen und Militärstützpunkte im Umkreis von fünf Kilometern zu entvölkern.

Heute gilt Syrien, der wichtigste arabische Staat in der Achse des Widerstands, als das schwächste Glied in diesem Bündnis. Seit den 1970er Jahren unter einem repressiven westlichen Sanktionsregime stehend, hat sich die wirtschaftliche Lage Syriens seit dem Ausbruch des vom Ausland bewaffneten Regimewechsel-Konflikts 2011, der weite Teile des Landes zerstörte, erheblich verschlechtert.

Israel nutzt diese Verwundbarkeit, um regelmäßig Luft- und Raketenangriffe gegen Syrien zu fliegen, und tut dies auch weiterhin, obwohl es militärisch an der Süd- und Nordgrenze des Landes festsitzt.

Die Syrer sind jedoch keineswegs aus dem Spiel. Gelegentlich werden Raketen auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert, während Panzerabwehrlenkraketen wie die russische Kornet, die gegen israelische Panzerfahrzeuge im Gazastreifen und im Südlibanon eingesetzt werden, von Damaskus geliefert werden.

Syrien ist auch weiterhin eine wichtige Route für den Transfer, den Transport und die Lagerung von Waffen und Arbeitskräften in der gesamten Achse.

Die mit der Ansarallah verbündeten jemenitischen Streitkräfte haben sich in den letzten Wochen ebenfalls mit dem Gazastreifen solidarisiert und Raketen und Drohnen abgefeuert, die das etwa 2.000 km entfernte Südisrael erreicht haben. Die Jemeniten haben auch ihre Marineoperationen im Roten Meer verstärkt und stellen eine Bedrohung für israelische Schiffe dar, die in diesem strategischen Schifffahrtsweg operieren.

Ansarallah-Führer Abdul-Malik al-Houthi versprach am 14. November, dass die jemenitischen Streitkräfte “die Schiffe des israelischen Feindes im Roten Meer ins Visier nehmen und zerstören werden; wir werden nicht zögern, sie ins Visier zu nehmen und die ganze Welt davon wissen zu lassen”.

Fünf Tage später wurde das israelische Schiff Galaxy Leader mit seiner Besatzung an Bord im Roten Meer gekapert und in den jemenitischen Hafen Hodeidah gebracht. Am 25. November folgte ein Drohnenangriff auf ein Frachtschiff der israelischen Reederei ZIM.

Im Irak, der seit 2003 im Wesentlichen von den USA zerstückelt und besetzt ist, gibt es mehrere von Teheran unterstützte Widerstandsgruppen, die sich verpflichtet haben, US-Interessen und Militärstützpunkte im Irak und in Syrien anzugreifen.

Die USA gaben bekannt, dass sie seit Oktober 66 Mal im Irak angegriffen worden sind. Außerdem wurden von diesen Gruppen Raketen auf Israel abgefeuert, die jedoch von Jordanien abgefangen wurden.

Eine ‘Einheit der Fronten’

Die Furcht vor einem Mehrfrontenkrieg, an dem die Hisbollah, Syrien und ihre Verbündeten, einschließlich palästinensischer Widerstandsgruppen in Syrien und im Libanon, beteiligt sind, zwang die USA und ihre Verbündeten, eine gewaltige Marinepräsenz in die Region zu entsenden. Dazu gehörten Marineschiffe, Flugzeugträger, Zerstörer und U-Boote im östlichen Mittelmeer, um Tel Aviv zu unterstützen.

Ausgelöst wurde der verstärkte Militäreinsatz durch die Aktionen einer relativ kleinen Widerstandsgruppe im krisengeschüttelten Libanon. Man kann nur erahnen, welch immensen Einfluss und Druck eine vereinte Front arabischer Staaten gegen Israel und seine wenigen begeisterten Anhänger ausüben könnte.

Das nordafrikanische Algerien, ein Ausreißer, spricht sich für die Palästinenser aus und lehnt eine Normalisierung mit Tel Aviv strikt ab. Algerien ist auch einer der wenigen arabischen Staaten, die positive Beziehungen sowohl zum Iran als auch zu Syrien pflegen. Als wichtiger Gasproduzent könnte allein die Drohung, die Gasexporte zu stoppen, massiven Druck seitens der EU auf Israel ausüben. Obwohl noch keine militärischen Maßnahmen ergriffen wurden, hat das algerische Parlament einstimmig dafür gestimmt, Palästina notfalls mit militärischen Mitteln zu unterstützen.

Die anhaltenden Bombardierungen und die absichtlichen Angriffe auf Zivilisten im Gazastreifen könnten die öffentliche Meinung in der arabischen Welt zugunsten einer Unterstützung des Widerstands beeinflussen, sofern sich diese Gefühle nicht bereits vollständig durchgesetzt haben. Im Gegensatz dazu wird die Untätigkeit der mit den USA verbündeten arabischen Monarchien mit ziemlicher Sicherheit die Kontrolle über diese Regime verstärken und ihre innenpolitische und regionale Legitimität untergraben.

Je länger Israel seinen Völkermord in Gaza betreibt, desto schwieriger wird es, seine Untätigkeit zu erklären. Während ein schneller Waffenstillstand dieses Problem für die arabischen Monarchien und andere pro-westliche arabische Staaten lindern könnte, dürften Israel – und seine Unterstützer, die USA – stattdessen ihren Krieg gegen den Gaza-Streifen intensivieren. Dabei ist noch nicht einmal der Krieg berücksichtigt, den Israel seit Wochen im besetzten Westjordanland führt, einem Gebiet, das von einer US-freundlichen Behörde regiert wird, die von Tag zu Tag an Glaubwürdigkeit und Unterstützung einbüßt.

Die entscheidende Lösung besteht darin, dass die arabischen Staaten ihre internen Spaltungen überwinden und eine einheitliche Front schmieden, um gemeinsam Einfluss zu nehmen und den Gaza-Krieg zu beenden. So wie die wichtigsten arabischen OPEC-Staaten eine übergroße Schlagkraft entwickelten, als sie sich Washington widersetzten, um die Ölproduktion zu drosseln, werden sie wahrscheinlich feststellen, dass eine harte, kollektive Haltung gegen Israel ihre Stärke auf der Weltbühne nur bestätigen wird.

https://new.thecradle.co/articles/what-arab-states-can-do-to-punish-israel