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Die Teilung der Welt in Gut und Böse
Von Dr. Wolfgang Bittner
Schon
seit einigen Jahren erleben wir zunehmend eine Teilung der Welt in
die angeblich Guten und die angeblich Bösen. Was damit einhergeht,
ist eine Emotionalisierung der Bevölkerung und eine erschreckende
Militarisierung (bezeichnend die Aussage des Verteidigungsministers
Pistorius: „Wir müssen kriegstüchtig werden“). Die
Militärausgaben für das Jahr 2022 betrugen weltweit die ungeheure
Summe von 2,2 Billionen Dollar, wovon etwa 40 Prozent auf die USA
entfielen. Ihr Etat für die größte Streitmacht der Welt betrug im
Jahr 2022 insgesamt 877 Milliarden Dollar. Demgegenüber gab Russland
86,4 Milliarden für sein Militär aus, erhöhte aber für 2024
seinen Militäretat um 70 Prozent. Ein Vortrag von Wolfgang Bittner,
gehalten auf dem Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie am
24. November 2023.
Wo wir hinschauen, herrschen Konfusion,
Chaos und Krieg. Und es ist festzustellen, dass in fast allen Fällen
die USA dafür verantwortlich sind. Sie haben es geschafft, überall
in der Welt Krisenherde zu schaffen und auch Europa zu spalten.
Nachdem die Regime Changes in Venezuela, Iran, Syrien und
Weißrussland nicht gelangen, sind zurzeit Georgien und Moldawien im
Visier der USA. Vorgegangen wird nach der in der Ukraine angewandten
Methode: Die Unzufriedenheit von Bürgern und deren EU-Begeisterung
sollen unter Einsatz von „Interventionsaktivisten“ genutzt
werden, um Unruhe zu verursachen und schließlich einen
Regierungswechsel herbeizuführen.
In der Ukraine ist das 2014
gelungen, und seither ist das Land in den Händen der USA, die sich
ihrer Handlanger bedienen. Es ist eindeutig: Was in der Ukraine mit
diesem provozierten Krieg geschieht, der zurzeit in den Medien vom
Nahostkonflikt überlagert wird, haben die USA zu verantworten (wie
sie auch seit mehr als 100 Jahren die Entwicklung in Europa bestimmt
haben). Deutschland schuldet der Ukraine und ihrer von Nationalisten
und Faschisten geführten Regierung gar nichts. Ukrainische
Geflüchtete, die in Deutschland Sonderrechte erhalten haben, könnten
ohne Weiteres in der Westukraine in speziell einzurichtenden Refugien
versorgt werden. Aber die Berliner Politiker haben die Staatsgrenzen
preisgegeben, sie vertreten nicht deutsche Interessen, sondern
befolgen offensichtlich die Vorgaben aus Washington auf Kosten der
eigenen Bevölkerung.
US-Präsident Joseph Biden wähnt sich
jetzt am Ziel seiner jahrzehntelangen Bemühungen, Russland den
westlichen Begehrlichkeiten und strategischen Interessen zu
unterwerfen. Aber Russland ist eine Atommacht und wird eine
Niederlage, die Vasallenschaft und eine Zerstückelung des Landes zur
Folge hätte, niemals zulassen. Daher wird der Ukraine-Krieg enden,
wenn die USA feststellen werden, dass Russland nicht aufgibt und
gewinnen wird. Bis dahin soll das Land in diesem Stellvertreterkrieg
noch weiter geschwächt werden.
Auszuschließen ist aber
nicht, dass es durch einen provozierten Zwischenfall zu einem großen
Krieg kommt. Sollte es dazu kommen, würde Deutschland endgültig von
der Landkarte verschwinden, denn die Militärbasen der USA befinden
sich im Visier der russischen Raketen. Dennoch wird gegen alles
Mögliche demonstriert, aber nur sehr vereinzelt gegen Aufrüstung,
Krieg und die Verbreitung von Völkerhass. Die Indoktrination der
Bevölkerung hat gewirkt, nur wenige nehmen wahr, dass die Bombe
bereits über ihnen schwebt. Dass die deutsche Regierung, aber auch
die französische, sich den Intrigen, Ränkespielen und Vorschriften
der USA nicht entzogen haben, vielmehr die Sanktions- und
Kriegspolitik zu Lasten ihrer Bevölkerungen willfährig mittragen,
ist genau genommen Hochverrat. Auch EU-Institutionen unterliegen
offensichtlich dem Einfluss der USA. Ursula von der Leyen, die
mächtigste Frau Europas, stand nicht einmal auf der Wahlliste. So
werden die führenden Positionen mit willfährigem Personal
besetzt.
Deutschland – verraten und verkauft
Inzwischen
ist klar, dass die Vereinigten Staaten auf einen Regime Change in
Moskau hinarbeiten, durch Unterwanderung und auch militärisch. Dabei
ist zu bedenken, dass Russland das größte Land der Welt mit enormen
Ressourcen ist. Seit Langem wird schon versucht, das Land den
wirtschaftlichen und geostrategischen Zielen des Westens zu öffnen.
Europa wird momentan in den Ruin getrieben und als Konkurrent der USA
ausgeschaltet. Die US-Wirtschaft, die vor dem Zusammenbruch stand,
erholt sich allmählich, während die deutsche Industrie zusehends
schrumpft, viele Unternehmen abwandern oder insolvent gehen. Und der
deutsche Bundeskanzler lässt sich in Washington instruieren, der
Wirtschaftsminister will nach einem Gespräch mit Joseph Biden in
Europa „dienend führen“, die Außenministerin will Russland
ruinieren.
Die Haltung der Berliner Politiker ist an
Inkompetenz und Devotion kaum zu überbieten. Hinzu kommt ein
grundlegendes Problem: Den führenden deutschen Politikern und
Journalisten fehlt es an geschichtlichen Kenntnissen und an
Geschichtsbewusstsein, und sie haben keinen geopolitischen Überblick.
Insofern bleiben Politik und Berichterstattung unglaubwürdig, umso
mehr, als sie unter dem bestimmenden Einfluss der USA und der NATO
stehen.
Dabei liegt die Strategie der USA seit Langem offen.
2015 hatte der Direktor des einflussreichen Washingtoner Thinktanks
Stratfor, George Friedman, in einer Rede gesagt, für die Vereinigten
Staaten sei seit einem Jahrhundert die Hauptsorge, dass sich
deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischen
Rohstoff-Ressourcen und russischer Arbeitskraft verbänden. Das sei
eine Konkurrenz, wirtschaftlich wie militärisch, die die USA nicht
dulden würden. Deswegen habe man einen „Cordon Sanitaire“, einen
Sicherheitsgürtel um Russland herum aufgebaut. So viel zur
Langzeitstrategie der Vereinigten Staaten, die 1904 von ihrem
Präsidenten Theodore Roosevelt pauschal zur Ausübung einer
„internationalen Polizeigewalt“ und zur kompromisslosen
Durchsetzung wirtschaftlicher und strategischer Interessen ermächtigt
wurden.
Dass diese „Ermächtigung“ weiterhin gilt, hat
sich offenkundig mit der Sprengung der Ostseepipelines erwiesen. Der
amerikanische investigative Journalist Seymour Hersh ist nach
umfangreichen Recherchen zu dem Ergebnis gekommen, dass die USA diese
Sprengungen, also diesen Angriff auf die deutsche Infrastruktur
durchgeführt haben. Die deutsche Regierung, die aller
Wahrscheinlichkeit nach Bescheid weiß, schweigt dazu – wieder ein
Zeichen für die mangelnde Souveränität. Und Hersh wird, wie alle,
die etwas sagen, was nicht genehm ist, scharf angegriffen und
diffamiert.
Dissoziale Persönlichkeitsstörungen in der
Führungselite
Dass führende Politiker und Journalisten an
den Lügen- und Hetzkampagnen teilnehmen, zeugt von der Verkommenheit
in der politischen und medialen Szene. Es hat den Anschein, als
hätten wir es in vielen Bereichen mit ideologisch verwirrten
Fanatikern, Irren und Verbrechern zu tun, deren höchste Instanz aus
Washington die westliche Welt im Zangengriff hält. Dabei sind nicht
nur Krieg und Not in der Welt, sondern auch die Problemlösungen.
Aber sie werden nicht zur Kenntnis genommen, geschweige denn
umgesetzt. Es scheint so, als würde die Menschheit von Psychopathen
in den Abgrund getrieben. Und die Bevölkerung in ihrer großen
Mehrheit hält still.
Zu befürchten ist, dass nicht wenige
der führenden Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und
Journalismus unter einer „dissozialen Persönlichkeitsstörung“
leiden, auch „antisoziale Persönlichkeitsstörung“ (APS)
genannt, eine psychische Erkrankung. Kennzeichnend dafür sind
insbesondere eine mangelnde Empathie sowie Gefühlskälte anderen
gegenüber und weitgehendes Fehlen von sozialer Verantwortung und
Gewissen. Der Begriff wird im medizinischen
Diagnoseklassifikationssystem ICD folgendermaßen beschrieben: „Eine
Persönlichkeitsstörung, die durch eine Missachtung sozialer
Verpflichtungen und herzloses Unbeteiligt-Sein an Gefühlen für
andere gekennzeichnet ist. Zwischen dem Verhalten und den
herrschenden sozialen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz. …
Es besteht eine geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige
Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten, eine
Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige
Rationalisierungen für das Verhalten anzubieten…“.
Hinzu
kommt, dass die US-amerikanische Gesellschaft in weiten Teilen und
bis in den Kongress hinein religiös-fundamentalistisch fanatisiert
ist. Bis in die Gegenwart ist hier die Wahlverwandtschaft zwischen
Puritanismus und Kapitalismus, eine „ökonomische
Prädestinationslehre“ (wen Gott liebt, den lässt er reich werden)
tief verwurzelt. Darüber hinaus sind viele der Hardliner
offensichtlich der Ansicht, dass alles, was den USA nützt, letztlich
der ganzen Welt zugutekommt, woraus sich ihr Anspruch auf globale
Vorherrschaft ergibt.
Diese Politik führte auch Präsident
Obama rigoros unter Missachtung der Regeln des internationalen Rechts
weltweit fort. In seiner Rede vor der US-Militärakademie Westpoint
am 28. Mai 2014 sagte er unter anderem: „Von Europa bis Asien sind
wir der Dreh- und Angelpunkt aller Allianzen, unübertroffen in der
Geschichte der Nationen … So sind und bleiben die Vereinigten
Staaten die einzige unverzichtbare Nation“ [›the one
indispensable nation‹]. Friedman hat also nur das ausgesprochen,
was seit jeher die Politik der US-Regierung bestimmt.
Die USA
wollen mit aller Macht ihren durch nichts begründeten Anspruch auf
globale Herrschaft durchsetzen, selbst wenn es dabei zum großen
Krieg kommt. Diese Hybris geht von den Neokonservativen in Washington
mit den dortigen Finanz- und Wirtschaftseliten sowie der
Rüstungsindustrie und ihrer Gallionsfigur Joseph Biden aus, der fast
alle Konflikte und Kriege der letzten Jahrzehnte mitzuverantworten
hat. Er wirkt zwar senil, aber er ist immer noch in der Lage,
Deutschland zur bedingungslosen Unterstützung der Ukraine zu
verpflichten, zur Teilnahme an einem Abnutzungskrieg, von dem die USA
wirtschaftlich profitieren.
2014 sagte Biden in einer Rede,
die USA beabsichtigten, Russland zu ruinieren, und Präsident Obama
habe die führenden europäischen Politiker sozusagen genötigt,
dabei mitzumachen. Diesseits des Atlantiks wird Deutschland als
Speerspitze gegen Russland eingesetzt, jenseits des Pazifiks stehen
Japan und Südkorea als Vorhut gegen China. Das ist seit Längerem
geplant: Die USA wollen ihre Kriege mit fremden Soldaten auf fremdem
Territorium führen. Dabei beschreiten Vasallen wie Deutschland einen
höchst problematischen Weg. Was geschieht, wenn die USA die
Konfrontation mit China auf die Spitze treiben? Werden deutsche
Soldaten dann unter Berufung auf einen NATO-Bündnisfall in einem
Krieg mit China eingesetzt? Und welche Folgen hat es, dass sich die
geopolitische Tektonik durch die aggressive Politik der USA insgesamt
verändert? Wenn sich die deutsche Regierung weiter derart
unreflektiert auf Washington einlässt und die USA abstürzen – was
ja nicht völlig auszuschließen ist –, dann wird Deutschland mit
untergehen. Auch das scheint der Berliner Politikerkaste nicht klar
zu sein.
Die Charta der Vereinten Nationen scheint nur noch
eine geschichtliche Erinnerung zu sein.
Von den großartigen
Verpflichtungen der Charta der Vereinten Nationen für den
Weltfrieden ist ebenso wenig übriggeblieben wie von den
Vereinbarungen des Nordatlantikvertrages, weshalb die Forderung,
Deutschland möge aus der NATO austreten, überaus berechtigt ist.
Auch mehren sich die Stimmen, die eine von den USA unabhängige
Politik für Deutschland fordern, nachdem deutlich geworden ist, dass
die USA eine Langzeitstrategie verfolgen, die nicht den deutschen,
aber auch nicht den europäischen Interessen dient – im
Gegenteil.
Was den Europäern als „Partner“ der
Vereinigten Staaten aufgebürdet wird, ist einem Interview zu
entnehmen, in dem 2007 der Viersternegeneral Wesley Clark, zeitweise
Oberbefehlshaber der NATO, rückblickend sagte, dass seinerzeit schon
die Bush-Administration den Krieg gegen sieben Länder geplant habe.
Das waren außer Afghanistan der Irak, Syrien, Libanon, Libyen,
Somalia, Sudan und letztlich noch der Iran. Es gab also schon
unmittelbar nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 11.
September 2001 einen Plan für Regimewechsel und Kriege im Nahen
Osten und in Afrika. Hinzu kamen Einflussnahmen auf südamerikanische
und osteuropäische Länder.
Das ist bis heute die Strategie
der USA, die dadurch in permanente Konflikte mit Russland und China
geraten. Anstatt die NATO 1991 nach der Auflösung des Warschauer
Pakts ebenfalls aufzulösen, und zwar zugunsten eines
gesamteuropäischen Sicherheitsbündnisses einschließlich Russlands,
wurde das transatlantische Militärbündnis immer mehr zu einem
Aggressionsinstrument entwickelt. Die aktuellen Konflikte und Kriege
sind nicht durch Zufall entstanden, sie sind von gewissenlosen
Psychopathen – anders kann man sie wohl nicht nennen – in
Politik, Wirtschaft und Militär geplant worden. Neben
Kriegshandlungen sind ökonomische Sanktionen zu einer Waffe für die
Durchsetzung der globalen Vorherrschaft geworden.
Das
Völkerrecht außer Kraft
Die weitaus große Mehrheit der
Bevölkerung nimmt das alles widerspruchslos hin. Die inzwischen seit
mehreren Jahren erfolgte Indoktrinierung hat gewirkt. Es hat den
Anschein, als seien sehr viele Menschen durch den von der Regierung
ausgeübten Corona-Terror geradezu paralysiert. Und nach der
geschürten Angst vor einer Corona-Infektion kam die Angst vor dem
Krieg. Bekanntlich kann Angsterzeugung ein Mittel zur Reglementierung
der Bevölkerung sein, die sich in Ausnahmesituationen selbst einer
drastischen Beschneidung der Bürgerrechte unterwirft – wie sich
gezeigt hat.
Abgesehen von der akuten atomaren Bedrohung sind
die Folgen der von den USA provozierten Auseinandersetzung
gravierend. Russland hat schon länger damit begonnen, sich vom
Westen abzukoppeln, neue Wege mit neuen Partnern zu gehen und sich
gegen die Aggressionspolitik der USA zur Wehr zu setzen. Damit ist
Russland nicht allein. Mehr als die Hälfte der Menschheit will sich
die Zumutungen und die Unterdrückung durch die USA nicht mehr
gefallen lassen. So ist zu registrieren, dass die BRICS-Organisation
und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit immer mehr Zulauf
erhalten. Der Übergang von einer monopolaren zu einer multilateralen
Weltordnung hat schon lange begonnen.
Unter anderem ist die
Herrschaft des US-Dollars als Weltleitwährung in Frage gestellt, was
allerdings weitere, hochgefährliche Auseinandersetzungen nach sich
zieht. Denn die USA werden sich nicht ohne Gegenwehr in den Bankrott
treiben lassen. Sie verfügen über die größte Militärmacht der
Welt, und das ist bei allem zu berücksichtigen, was künftig in den
Bemühungen um eine friedlichere Welt unternommen wird. Aktuell
stehen sich zwei Atommächte in einem Stellvertreterkrieg gegenüber,
der jede Minute ausufern kann. Damit uns das erspart bleibt, müssen
wir alles tun, was in unseren Kräften steht. Und das tun
wir.
Titelbild: Yta23/shutterstock.com
Der
Schriftsteller und Publizist Dr. jur. Wolfgang Bittner ist Autor
zahlreicher Bücher, u.a. „Deutschland – verraten und verkauft“
und „Ausnahmezustand – Geopolitische Einsichten und Analysen
unter Berücksichtigung des Ukraine-Konflikts“, Verlag zeitgeist
2021 und 2023. Siehe auch wolfgangbittner.de
Die Teilung der Welt in Gut und Böse