Opferrente
für Traumatisierte?
Am
29.07.2019 um 22:01 schrieb User ALEX:
„Angst,
beschossen zu werden...“ Unter dieser
Überschrift berichteten BERLINER ZEITUNG und BERLINER KURIER über
einen Flüchtling, der von Ost nach West wollte und viele Stunden im
Schlamm liegend vor den Schüssen der DDR-Grenzer fürchtend doch
noch flüchten konnte. Die Angst, entdeckt und beschossen zu werden
traumatisierte ihn dermaßen, dass er jetzt noch wegen nachwirkender
Traumatisierung eine Opferrente beanspruchen möchte.
Halten wir mal fest: Jedes
Opfer, jeder Tote, jeder in Angst und Schrecken Leidende ist ein
Opfer zuviel. Überall in der Welt. Aber ich meine, dass dieser
Flüchtling (und andere) nach den Gesetzen der DDR wissen musste,
worauf er sich mit dem illegalen Grenzübertritt einlässt.
Am 19. März 1945 wurde
ich infolge US-amerikanischer Bombenangriffe mit meinen Eltern und
drei Geschwistern verschüttet. Die Explosion der Fliegerbombe und
die Verschüttung, unsere dramatische Rettung in letzter Minute, die
Leichen im Keller und in den Ruinen, sie verfolgen mich noch heute.
Ich wüsste keinen Tag, der mich vor der Erinnerung daran in meinem
weiteren Leben und der sich für mich daraus ergebenden
Entscheidungen unbelastet leben lies .
In unserem
Gemeinschaftswerk „EISZEIT-BLÜTEN“,
von mehreren Usern verfasst, habe ich darüber
geschrieben.
Als bewußt gelebter DDR -
Bürger und ihr Soldat und Offizier der NVA käme ich mit all meinen
Erinnerungen an diese prägenden Ereignisse und meinen späteren
persönlichen und politischen Entscheidungen für ein Leben ohne
Krieg und Bomben nie auf den Gedanken, als Traumatisierter eine
Opferrente anzustreben.
Nach wie vor verfolgt mich
täglich der besagte 19. März 1945 in Plauen in der Bickelstrasse 17
im Schlaf UND bei Tag.
Ich komme davon nicht mehr
frei. Opferrente? Die Einvernahme in die BRD bescherte mir eine
Strafrente .
Nun bekomme ich zwar
unbeschwert die mir (zustehende?) Rente. Ich wüßte aber nicht, bei
wem ich wegen meiner in Folge auch meiner Traumatisierung getroffenen
Entscheidungen für den bewaffneten Schutz der DDR und das friedliche
Leben ihrer Bürger Opferrente beanspruchen sollte. Selbst wenn ich
es wüßte . . ., aber man kann ja zumindest mal über die
Würdelosigkeit nachdenken ...
Antwort von Harry
Lieber
ALEX, wenn zur Zeit die weinerlichen und oberflächlichen Berichte
im rbb zwecks einer süßlichen Verdummung - auch am 12.07.2019 in
der Abendschau - die Gründe des Geschehens am 13. August 1961 in der
Versenkung gelassen werden, jedoch vom Reporter dann das Wort
„TEILUNGSWAHNSINN“ fällt, dann ist es alarmierend höchste Zeit,
nochmals an die damaligen politischen und militärischen Gründe des
„Mauerbaus“ zu erinnern. Es fällt wohl sehr schwer daran zu
denken: „Teilungswahnsinn“ geht vor nochmaligem KRIEGSWAHNSINN.
(Siehe das Buch „Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben“ von Armeegeneral a. D. Heinz Keßler, Generaloberst a. D. Fritz
Streletz, 2011 Verlag Das Neue Berlin, edition ost, Berlin, ISBN 978
3-360-01825-0, 224 Seiten.) H.P.