VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 3. JULI 2019
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in dieser Woche den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Moskau empfangen. Dass sich beide sehr gut verstehen, zeigt sich auch daran, dass sie sich in den vergangenen sechs Jahren fast 30 mal persönlich getroffen haben. Präsident Xi bezeichnete Putin als seinen engsten Freund und internationalen Verbündeten.
Noch wichtiger ist dabei, dass die beiden Nationen eine strategische Partnerschaft eingegangen sind, die sich prägend auf die Geopolitik des 21. Jahrhunderts auswirken könnte.
Putin und Xi, die in dieser Woche auch das jährlich in St. Petersburg stattfindende Internationale Wirtschaftsforum besucht haben, unterzeichneten eine ganze Reihe bilateraler Handelsabkommen, um den Handel in Eurasien und in der ganzen Welt voranzutreiben.
Von besonderer Bedeutung sind dabei die ständigen Bemühungen Moskaus und Pekings, den internationalen Handel in den jeweiligen Landeswährungen abzuwickeln und damit den US-Dollar als internationales Zahlungsmittel abzulösen. Das ist ein entscheidender Schritt zu Beseitigung der „hegemonialen Kontrolle“ des globalen Finanzsystems durch Washington. Mit der Erhöhung oder Drosselung der umlaufenden Dollarmenge hat Washington seine privilegierte Stellung immer wieder zur Durchsetzung eigener Interessen und zur Unterdrückung anderer Staaten missbraucht. Dieser Missbrauch muss aufhören, und er wird aufhören, weil Russland und China den Weg zu einem neuen und fairen internationalen Handels- und Finanzsystem ebnen.
Putins und Xis Vision von Zusammenarbeit und Partnerschaft beruht auf gegenseitigem Respekt und soll mit friedlichen Mitteln Wohlstand nicht nur für Russland und China, sondern für alle schaffen, die an ihrer Realisierung mitarbeiten. Die Allianz zwischen Russland und China weckt daher große Hoffnungen auf eine progressive und friedliche Zukunft unseres Planeten.
Diese positive Vision ist besonders willkommen in einer Zeit, in der die USA unter ihrem Präsidenten Donald Trump ständig neue Konflikte lostreten, um ihre globale Überlegenheit zu behaupten. Mit Sanktionen und Drohungen gegen zahlreiche Staaten – auch gegen Russland und China und sogar gegen die eigenen Verbündeten in Europa – unternimmt die US-Regierung verzweifelte Versuche, ihre hegemonialen unipolaren Ambitionen doch noch durchzusetzen.
Deshalb lehnt die US-Regierung die von den Führungen Russlands und Chinas entworfene Vision von Solidarität und Partnerschaft natürlich ab. Die Vorstellungen der USA sind nicht nur irreal, sie kennzeichnen auch eine Nullsummen-Mentalität, die nur zu Zerstörung und Krieg führen würde – also auf einen Irrweg, auf dem niemand irgendetwas gewinnen kann.
Die Geschichte hat uns doch gelehrt, wohin dieser Weg führt. Denn schon in den beiden mörderischen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, die über 100 Millionen Menschenleben gekostet haben, ging es vor allem um die Konkurrenz zwischen egomanen Imperialisten mit Nullsummen-Mentalität (s. dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Nullsummenspiel ).
Russland und China sind die beiden Staaten, die dabei am stärksten verwüstet wurden. Sie kennen beide nicht nur die schrecklichen Folgen von Kriegen, sondern auch die Möglichkeiten, die der Frieden bietet. Deshalb ist es ermutigend, dass gerade diese beiden Staaten mit der neuen Zielsetzung zu internationaler Zusammenarbeit eine Entwicklung anstoßen wollen, die das Wohlergehen aller Menschen anstrebt.
Der vielgerühmte Multilateralismus während der so genannten Pax-Americana-Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wurde gewaltig überschätzt. Er sollte immer nur das Streben Washingtons nach globaler Hegemonie verdecken. Der gegenwärtige Zerfall der von den USA dominierten westlichen „Weltordnung“ legt das hässliche Gesicht des US-Strebens nach Vorherrschaft frei und macht es für alle sichtbar.
Während Putin und Xi in dieser Woche ihre Vision für die Zukunft vorstellten, richteten die Regierungen der USA und anderer westlicher Staaten ihren Blick ironischerweise zurück in die Vergangenheit. Mit zur Schau gestellter „Kameraderie“ sollten offenbar der Streit und die Konkurrenz übertüncht werden, die derzeit zwischen den USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland herrschen.
Präsident Trump und andere priesen am 75. Jahrestag des D-Day die Landung in der Normandie im Juni 1944. Damit war im Westen endlich eine Zweite Front gegen die Nazis eröffnet worden, die sicher auch zur Niederlage des Dritten Reiches und zur Befreiung Europas im Mai 1945 beigetragen hat. Die westliche Seite hat aber den falschen Eindruck erweckt, der D-Day sei der entscheidende Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg und die Grundlage für den Sieg über die Nazis gewesen.
Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass der Sieg über Nazi-Deutschland und die Befreiung Europas vom Faschismus vor allem der sowjetischen Roten Armee und den riesigen Opfern der Bürger der Sowjetunion zu verdanken ist. Der entscheidende Schlag gegen die Kriegsmaschinerie der Nazis erfolgte bereits im Februar 1943 in Stalingrad, rund 16 Monate bevor die westlichen Verbündeten ihren schon langen überfälligen D-Day starteten.
Wenn sich Vertreter westlicher Regierungen nun in vergangenen „Ruhmestaten“ sonnen, können sie diese objektive historische Wahrheit nicht damit auslöschen. Außerdem könnten diejenigen, die unsere Geschichte verfälschen und nicht aus ihr lernen wollen, wieder die gleichen Fehler machen und in ähnlichen Sackgassen landen, denn sie verhalten sich buchstäblich wie „Leute von gestern“.
Putin und Xi haben sich nicht wie der Westen in D-Day-Nostalgie geflüchtet und „Ruhmestaten“ des 20. Jahrhunderts gefeiert. Stattdessen waren sie damit beschäftigt, eine Allianz für das 21. Jahrhundert zu schließen.
(Wir haben den die russische Sicht der jüngsten Ereignisse widerspiegelnden Artikel komplett übersetzt und mit einem Link in Klammern versehen. Wir überlassen es unseren Lesern, sich eine eigene Meinung dazu zu bilden.)
https://www.strategic-culture.org/news/2019/06/07/russia-china-a-strategic-alliance-for-the-21st-century/
http://luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_19/LP07719_030719.pdf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen