Sonntag, 31. Mai 2015

61 Lügen über Stalin




Die 61 Lügen Chruschtschows über Stalin


Interview mit dem amerikanischen Historiker Prof. Dr. Grover Furr über sein Buch „Die stalinfeindliche Fälschung“


Eine der ungewöhnlichsten Neuheiten der letzten Zeit ist das Buch des amerikanischen Historikers, des Professors der staatlichen Universität Montclerc Grover Furr „Die stalinfeindliche Fälschung“ („Algorithmus“ Verlag, 2007), der bis ins Detail mit der berüchtigten Rede von N.S. Chruschtschow auf dem ХХ. Parteitag der KPdSU befasst hat. In kürzester Zeit konnten sich Tausende Leser mit dem Buch bekanntmachen, es ist in einigen Buchhandlungen in die Kategorie der Bestseller avanciert, es wurde in kritischen Rezensionen beschimpft und verleumdet, und es wurde nun sogar schon zu einer bibliographischen Rarität…
Deshalb schien es uns interessant, uns an Professor Furr zu wenden, um den Autor besser kennenzulernen, und um aus erster Hand seine Meinung kennenzulernen.
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Herr Professor, sagen Sie, warum haben Sie, der Sie ein Absolvent von Princeton sind, und dessen Dissertation zum Dr. phil. dem französischen Mittelalter gewidmet ist, sich für die sowjetische Geschichte, die Epoche Stalins interessiert?

Meine hauptsächliche Spezialisierung war das Mittelalter. Es gibt nicht irgendein besonderes Zertifikat, das einem das Recht auf das Studium der Geschichte UdSSR unter Stalin einräumt. Dafür konnte ich mir aber dank des Mittelalters professionelle Fertigkeiten in historischen Forschungen aneignen: wie zum Beispiel, nicht englischsprachige Primärquellen zu lesen und zu untersuchen, und mich niemals auf „allgemeingültige“ Ansichten zu verlassen, nicht auf Meinungen „anerkannter Autoritäten“ zu vertrauen, wenn ich von etwas nicht überzeugt war.

Als Aspirant nahm ich 1965-1969 an den Protestaktionen gegen den Vietnam-Krieg der USA teil. Und einmal sagte jemand zu mir: die vietnamesischen Kommunisten und alle diese „Stalinisten“ können einfach keine „guten Kerle“ sein – „Stalin hat Millionen unschuldiger Menschen“ umgebracht. Diese Bemerkung habe ich mir eingeprägt. Wahrscheinlich habe ich mir deshalb Anfang 1970 die Erstausgabe des „Großen Terrors“ von R. Conquest besorgt. Und ich war erschüttert von dem Gelesenen!

Man muss sagen, dass ich schon zu jenen Zeiten auf Russisch las, da ich schon in der Schule begonnen hatte, diese Sprache zu studieren. Und so habe ich das Buch von Conquest auf sorgfältigste Weise studiert. Bis jetzt hatte wahrscheinlich niemand etwas Derartiges mit dem Buch dieses ehrwürdigen Sowjetologen gemacht. Mir wurde hier klar, dass die historischen Belege über den „Großen Terror“ vom Autor auf betrügerischste Weise verwendet worden waren. Die getroffenen

Schlussfolgerungen entsprechen einfach nicht dem, was Conquest hier als Beweise in den Verweisen des Buches anbringt. Nun, und alle seine Quellen wurden, unabhängig von ihrer Zuverlässigkeit, je nach dem Grad ihrer Feindschaft gegenüber Stalin ausgewählt.
Daraus wurde bei mir schließlich die Idee einer eigenen Erforschung dieses Themas des sogenannten „Terrors“ geboren. Für die Arbeit ist ziemlich viel Zeit draufgegangen. Der erste Artikel „Alte Geschichten über den Marschall Tuchatschewski im neuen Licht“ erschien im Jahre 1988 … Nach einiger Zeit sah ich, dass dies mit neueren historischen Forschungen übereinstimmte, und ich widmete mich dann dem Studium der Werke auch solcher Wissenschaftler, wie John Ach Getty[1], Robert W. Thurston[2] , Robert J. Manning[3], Sheila Fitzpatrick[4], Jerry F. Hough[5], Lewis H. Siegelbaum[6]  und Lynne Viola[7].

Ich denke, diese Namen sagen dem russischen Leser kaum etwas. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass nach Conquest die Vertreter irgendwelcher neuer westlicher „Schulen“ fähig sind, ein anderes Verständnis für die Geschichte der Sowjetunion aufzubringen.

Ganz im Gegenteil. Die Schulen, über die ich sprach, sind als eine Antithese zu Conquest und zu den Konzeptionen der totalitären, sowjetologischen Zeiten des „kalten Krieges” entstanden. Es wurden alle vorhandenen Belege durchstudiert und, was noch wichtiger sind, man bemühte sich, Objektivität zu bewahren. Die Wissenschaftler der neuen Schule haben gezeigt, dass die trotzkistischen, chruschtschowistischen und Gorbatschow-Jelzinschen Interpretationen der sowjetischen Vergangenheit in keiner Weise stichhaltig sind. Die Letzteren haben es sogar fertiggebracht, sich durch ihre politische Voreingenommenheit zu kompromittieren, so dass ihre Äußerungen schneller als Propaganda – als ein Umschreiben der Geschichte – erkannt wurden.

In der wissenschaftlichen Welt wurde das Buch „Quellen der großen Säuberung“ [8]von einem der Begründer der neuen Schule, J.A. Getty, zu einer echten Sensation, weil es dem Wissenschaftler gelang, eine Menge schwülstiger Mythen zu widerlegen, unter anderem die Vorstellung über die Repressalien der 1930er Jahre als einer Aktion, die von Stalin im Voraus geplant worden sei. Das ganze „Unglück“ dieses Wissenschaftlers bestand nun darin, dass in den USA sein Werk in den Jahren der „Perestrojka“ veröffentlicht wurde, als unter dem „Schutz der Öffentlichkeit“ in der UdSSR nur die Literatur seiner Gegner in Massenauflagen verlegt wurde. Woher sollten auch den russischen Lesern die Pionierarbeiten Gettys bekannt werden, wenn in Russland bis heute keines seiner Bücher über die sowjetische Geschichte herausgebracht wurde?

So verhält sich die Sache mit der Mehrzahl der von mir genannten Historiker. Aber es gibt zum Glück auch Beispiele anderer Art: vor einigen Monaten wurde in einer ukrainischen Internet-Zeitschrift die hervorragende Arbeit von Professor M. Tauger[9]von der Universität West Virginia veröffentlicht, die Stück für Stück den nazistischen Mythos über einen von den Behörden inspirierten „Golodomor“ 1932-1933 widerlegt.

Und wie und warum ist bei Ihnen das Interesse für die Rede Chruschtschows auf dem ХХ. Parteitag entstanden?

Die „geschlossene“ – oder wie wir im Westen sagen: die „geheime“ – Rede Chruschtschows ist ohne Übertreibung eine der einflussreichsten Reden des 20. Jahrhunderts. Wie soll man auch die Rede unter einem positiven oder negativen Vorzeichen bewerten, wo sie doch den Verlauf der Geschichte der UdSSR und Russlands so radikal verändert hat. Es ist nicht unwesentlich, dass diese Rede eines der Fundamente der politischen Konzeption des „Antistalinismus“ und eine ihrer grundlegenden Quelle wurde, was man bedingt als „Paradigma des ХХ. Parteitages“ bezeichnen kann. Mit einem Wort, niemand der sich für die Vergangenheit der Sowjetunion interessiert, kann an einem so wichtigen Dokument vorbeigehen.

Dieses Thema wurde ja oft bearbeitet. Womit lässt sich Ihrer Meinung nach das Interesse für „stalinfeindliche Fälschungen“ erklären?

Schwer zu sagen. Mögen die Leser darüber zu urteilen … Ich spreche mal darüber, was mich als Forscher verwundert hat. Als ich über diese Arbeit nachdachte, erschien es mir wünschenswert, die „entlarvenden“ Thesen des „geschlossenen“ Vortrags den historischen Zeugnissen gegenüberzustellen, die dank der Öffnung der Dokumente aus den ehemaligen sowjetischen Archiven bekannt wurden. Eine solche Forschung hätte auch ein russischer, oder sagen wir, ein chinesischer Historiker machen können, da den Wissenschaftlern in den letzten 10-15 Jahren eine Menge neuer Quellen zur Verfügung standen, die es ermöglichten, eine objektive Einschätzung dieser oder jener Thesen der Chruschtschowschen Behauptungen zu geben. Hier begann sich ein ziemlich interessantes Bild abzuzeichnen: es zeigte sich, dass – nach eingehender Prüfung – von all den „beschuldigenden“ Behauptungen der Rede, keine einzige wahr war. Nicht eine einzige!

Die Unwahrheit war natürlich auch schon früher bekannt. So haben zum Beispiel im Verlaufe der Klausurtagung einige der Delegierten des Parteitages bemerkt, dass eine Reihe der Chruschtschowschen „Entlarvungen“ (wie z.B. die absurde Behauptung, dass Stalin „militärische Operationen“ angeblich am Globus geplant hätte) – gelinde gesagt – fern von aller Wahrheit waren. Doch die ganze Rede strotzte nur so von derartigen „Entlarvungen“ … Darüber hätte man sich schon wundern müssen.

Übertreiben Sie da nicht? Die Rede bestand doch durchweg ausUnwahrheiten, die sehr schwierig nachzuprüfen waren. Sie verteidigen Stalin und setzen doch damit Chruschtschow und seine epochale Rede einfach herab.

Ich muss Sie enttäuschen. Ich „verteidige“ weder Stalin, noch irgendjemanden anderes. Als Forscher und Wissenschaftler habe ich mit Tatsachen und Beweisen zu tun. Wenn ein Forschungsgegenstand wie die Rede Chruschtschows, sagen wir, vom Kosmos, vom Mais oder vom Programm der KPdSU gehandelt hätte, dann hätte ich ebenso die Quellen studiert, die zu dem entsprechenden Sachgebiet gehören. Aber hier ging es darum, dass eine Rede, welche die Verbrechen Stalins und Berijas aufdeckt, zum Thema meiner Forschung wurde.

Mir gelang es, 61 „beschuldigende“ Behauptungen herauszufinden. Ich habe jede von ihnen anhand der historischen Beweise untersucht, bis im Ergebnis klar wurde, dass Chruschtschow in der „geschlossenen“ Rede über Stalin und Berija absolut nichts gesagt hatte, was der Wahrheit entspricht. Wobei die „Verteidigung“ Stalins hier darin besteht, dass die Beweislast die beschuldigende Seite trägt. Und alle „entlarvenden“ Behauptungen der „geschlossenen“ Rede sind als Beweise untauglich.

Und nun etwas zum „Glauben“ daran. Kein ernstzunehmender Forscher ist berechtigt, etwas für wahr zu halten, was Überzeugungen entspricht oder infolge von Präferenzen entstanden ist. Es mag jemandem gefallen oder nicht, aber angesichts der wissenschaftlichen-historischen Beweise über die „stalinfeindlichen Fälschungen“ ist es unmöglich, die Geschichte der Sowjetunion weiterhin durch den Zerrspiegel der „geschlossenen“ Rede zu betrachten.

Ist denn nicht der Titel „Stalinfeindliche Fälschungen“ eine allzu übertriebene Bezeichnung für eine Forschungsarbeit?

Das Buch ist in der Anlage mit einem bibliographischen Verzeichnis, einem Namenregister, sowie Hinweisen und Dokumenten versehen – mit einem Wort, ich bin über die Anforderungen hinausgegangen, die an eine solide akademische Arbeit gestellt werden. Es gab auch eine hohe Auflage. Was will man als Autor mehr?

Natürlich war der Arbeitstitel während der Arbeit am Manuskript ein anderer. Es war auch ein origineller Titel, der das Wesen der gemachten Forschung widerspiegelte, aber wegen der Länge, meine ich, oder aus irgendwelchen anderen Gründen habe ich ihn nicht verwendet. Der Verlag hat mir einen anderen Titel vorgeschlagen. Auch das ist normal. Schließlich haben doch gerade der Verlag, der Redakteur, der Grafiker, die Korrektoren sich bemüht und sind berechtigt, einen kommerziellen Erfolg zu erwarten.

Doch trotzdem ist am Ende nicht klar: einerseits wurde die Rede Chruschtschows, wie Sie schreiben, aus  Lügen zusammengestellt, und andererseits hat sich in der Führungsspitze der UdSSR niemand gefunden, der die Falschheit der „Entlarvungen“ aufgedeckt hätte.

Darüber hinaus wurde von allem Chruschtschow gegenüber einheitlich und stillschweigend volle Unterstützung zugesagt. Und gerade stoßen wir hier auf eine der spannendsten Fragen. Trotz der weitverbreiteten Vorstellung, war nicht Stalin die Hauptzielscheibe der „geschlossenen“ Rede, sondern der politische Kurs und eine bestimmte Tendenz, die sich mit seinem Namen verbanden. Der russische Historiker Juri Shukow erklärte das so: Das Ziel Chruschtschows bestand gerade darin, mit den demokratischen Reformen, die noch zu Lebzeiten Stalins begonnen worden waren, aber nicht beendet wurden, Schluss zu machen.

Heute sind für viele (und man muss sagen, nicht ohne Einfluss der Chruschtschowschen Rede) die Begriffe „Stalin“ und „Demokratie“ in der Vorstellung gegensätzliche Begriffe, zwei unvereinbare Extreme, die zwei gegensätzliche Pole kennzeichnen. Aber eine solche Meinung ist falsch. Stalin teilte die Leninschen Ansichten über eine repräsentative Demokratie und war bestrebt, deren Prinzipien im Staatsapparat der UdSSR zu verwirklichen. Gerade Stalin stand an der Spitze des Kampfes für die Demokratisierung der sowjetischen Gesellschaft, eines Kampfes, der sich in den Jahren 1930 bis 1950 in der UdSSR im Herzen der politischen Prozesse abspielte. Ihr Wesen wurde darauf zurückgeführt, dass damit die Rolle der kommunistischen Partei bei der Verwaltung des Staates (wie auch in anderen Ländern) bis hin zu „normalen“ Grenzen eingeschränkt worden wäre, und die Aufstellung der Staatslenker nicht nach deren Parteimitgliedschaft zu geschehen hat, sondern aufgrund demokratischer Prozeduren.
Nicht nur Chruschtschow, sondern offenbar auch andere sowjetische Führer waren mit dem Kurs solcher Reformen nicht einverstanden. Jedenfalls waren Malenkow, Molotow und Kaganowitsch – die bedeutendsten, mit Stalin verbundenen politischen Figuren, wenn auch ungern, doch im geheimen, mit dem unausgesprochenen Sinn der „geschlossenen“ Rede einverstanden und haben ihm zugestimmt. An die Macht kommen, und mit der Ideen einer solchen explosiven „geschlossenen“ Rede zu übertölpeln, konnte Chruschtschow nur, weil er die sowjetische Parteielite auf seine Seite brachte.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um den Historikern Juri Shukow (Russland) und John A. Getty (die USA) meine Dankbarkeit auszusprechen, deren Arbeiten mich für die Arbeit an der „geschlossenen“ Rede begeistert haben, und die die zu Chruschtschows Zeiten noch tief versteckte Tatsache der Zuneigung Stalins gegenüber den demokratischen Prinzipien erneut aufgedeckt haben.

Das Gespräch führte S. Charzisow

Von der Redaktion:

Wir sind seit langem mit den Arbeiten Furrs bekannt – sie enthalten aber auch für den russischen Leser, der von Anfang an mit dem Thema bekannt ist, enthalten sie einiges Neue. Der enorme Wert dieser Arbeit besteht darin, dass diese westliche Forschung von unabhängigen Fachleuten durchgeführt wurde. Von Anfang an hatte das Solidaritätskomitee mit dem Sowjetischen Volk für seine Arbeiten geworben – den Arbeiten eines amerikanischen Historikers wird oft mehr geglaubt als den russischen Quellen.

In Wirklichkeit versteht man im Westen sehr gut, dass die angebliche „Stalinschen Massenmorde“ u.a.m. – nichts  anderes sind als ein frecher Betrug, der nicht einmal einfachsten wissenschaftlichen Anforderungen standhält. Furr war weder jemals Kommunist, noch ein besonderer Anhänger der UdSSR, doch immer war er ein einfacher und ehrlicher Wissenschaftler. Wir werden künftig  beachten, dass es im Westen eine Schule gibt, deren Vertreter Furr bereits aufzählte. Sie übernehmen es, sich mit den gegnerischen Stalinfeinden auseinanderzusetzen – nicht etwa, weil sie Propagandisten unter der Maske von Wissenschaftlern sind, sondern ausschließlich sie Wissenschaftler sind. Gerade deshalb werden sie heute auf eine beliebte „demokratische Weise“ behandelt – ihre Informationen werden völlig verschwiegen. Was wurde über sie bekannt? Die Informationen über sie werden praktisch vollständig blockiert und den breiten Massen in Wirklichkeit vorenthalten. Während die Lügen ihrer Gegner auf größtmögliche Weise verbreitet werden.

Die endlosen Hinweise auf die Rede Chruschtschows sind schon nicht mehr lustig – Furr hat wieder einmal gezeigt, dass die Anschuldigungen Chruschtschows zu 100 % Verleumdungen sind. Es ist übrigens im Westen nicht leicht, die Arbeiten Furrs zu finden. Versuchen Sie beispielsweise einmal, das von ihm erwähnte Buch im Internet zu kaufen – es wird von keiner westlichen Handelskette übernommen. Die vorhandene Zensur im Westen hindert ihn, seine Ansichten frei und demokratisch zu äußern. Und deshalb ist es unmöglich, offiziell unerwünschte Standpunkte kennenzulernen.

Versuchen Sie beispielsweise einmal, den 20teiligen Dokumentarfilm „Der unbekannte Krieg“ von Burt Lancaster (der in Russland als „Der Große Vaterländische Krieg“ bekannt ist) zu finden, so ist das in der Regel tatsächlich unmöglich, da sogar Informationen über die Existenz eines solchen Filmes entfernt wurden.


Freitag, 29. Mai 2015

Userin H. Fleiss zu "Wider das Vergessen"

Die Userin Hanna Fleiss zu „Wider das Vergessen“

Hanna Fleiss, Geschichte

16. Was KZs waren und warum der neue Pappi Kommunist wurde

Die Familie saß beim Abendbrot. Jo konnte den neuen Pappi immer noch nicht leiden. Sie beobachtete jede seiner Gesten und Blicke und fand immer etwas auszusetzen: Mal sah er sie zu streng an, Jo fand: sehr unfreundlich, mal beachtete er sie nicht. Nein, mit dem neuen Pappi konnte sie sich nicht anfreunden.

Der neue Pappi schob den Teller von sich und beugte sich über den Tisch. "Also erzähl mal, Jo – wie war es in Wiek auf Föhr? Stimmt es, das mit den Knüppeln?" Sein Blick wurde streng. "Aber diesmal schwindelst du nicht! Sonst lernst du mich kennen!"

"Ja, Ehrenwort! Ich habe zweimal Keile gekriegt." Jo hob die Schwurhand.

Die Mutter warf ein: "Na, dann wirst du sie auch verdient haben!"

"Eben nicht. Ich war unschuldig, jedesmal. Ein Mädchen hat Keile gekriegt, weil sie ihre Nase nicht geputzt hatte. Und Mariechen fast jeden Tag, weil sie Bettnässerin war. Und ich, weil ich gebrochen habe und dann war die Puppe kaputt. So war das!"

"Du bist immer unschuldig, wenn du erwischt wirst."

"Rita, lass mal", der neue Pappi grinste, "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."

"Na hör mal!" Die Mutter brauste auf. "Komm mir nicht so! Das ist, weil sie so lange bei meiner Mutter war. Da konnte sie tun und lassen, was sie wollte."

"Ich werde mich beschweren", sagte der neue Pappi. "Das ist ja unglaublich, wie man in dem Sanatorium mit den kranken Kindern umgegangen ist. Die Schwestern, Rita, wenn du meine Meinung wissen willst, müssen KZ-Aufseherinnen gewesen sein. Die sind dort in Wiek untergekrochen. Na, das gibt einen ordentlichen Krach! Und die Gesichter, die will ich sehen!"

Jo saß nachdenklich da. "Was war das eigentlich – ein Kazett? Ich bin schon groß, mir kannst du jetzt alles erzählen."

"Ein KZ, Jo", und jetzt wurde der neue Pappi sehr ernst, "ein KZ war das Schlimmste, was sich ein Mensch vorstellen kann. Es war ein Gefangenenlager, dort wurden Menschen ermordet. Mit Absicht, ja, Jo. Mit Hunger und Prügel und Gas. Wie Fliegen sind sie gestorben. Es war viel schlimmer als der Hunger und die Kälte in Russland, viel, viel schlimmer. Aber den Russen, denen ging es ja auch nicht gut, die hatten selbst gehungert. Und wir, dem Hitler seine Soldaten, wir waren schuld daran."

"Aber dass sie Tante Heidelinde …"

"Hör mir auf, Rita, mit Tante Heidelinde! Was meinst du, was wir Deutschen in Russland getan haben? Ich war im Kaukasus, glaub mir, fein waren wir auch nicht."

Die Mutter war beleidigt. "Du musst es ja wissen."

Jo wurde immer nachdenklicher. "Das verstehe ich nicht. Warum wurden dort Menschen ermordet? In den Kazetts?"

"Jo, darüber kann man lange reden. Weil die Kapitalisten … Sie haben zu Hitler gesagt, jetzt regier du mal, wir haben die Schnauze voll von den Arbeitern, und der hat sie in seine KZs gesteckt und ermordet."

"Wen?"

"Na, die Arbeiter. Und die Juden. Und die Polen. Und die Tschechen. Und die Italiener und Franzosen. Und die Rotarmisten. Alle, alle waren seine Feinde. Die ganze Welt war sein Feind."

"Dann war der Hitler aber ein Mörder!"

"Worauf du Gift nehmen kannst. Übrigens, Jo: Ab Herbst gehst du in der Pflugstraße zur Schule."

"Pflugstraße? Aber das ist doch im Russensektor!"

"Na und? Die Russen sind scharf auf kleine Mädchen wie dich, die braten dich am Spieß, und die Knochen werfen sie in die Latrine." Er lachte.

Der neue Pappi wurde wieder ernst. "Du wirst dich schon zurechtfinden im Russensektor. Der Weg ist genausoweit wie zur Schule Müllerstraße. Aber vorher, Jo – vorher verreist du. In ein FDJ-Ferienlager, an den Üdersee. Weißt du, wo das ist?"

"Nee. Ich kenn nur die Nordsee und den Nordhafen."

"Ich zeig ihn dir auf dem Atlas." Der neue Pappi kramte in seinen Papieren. "Da ist er doch. Also der Üdersee. Da ist er doch! Der blaue Fleck, das ist er, der Üdersee. Bei Finowfurth. Schön ist es da, ich war da mal mit den Jungpionieren, in den zwanziger Jahren, im Zeltlager. Ihr schlaft in Zelten."

"Und was ist FDJ?"

"Tja, die FDJ, also die FDJler, das sind große Jungs und große Mädchen. Die wollen jetzt, dass es keinen Krieg mehr gibt. Aber früher wollten sie für Hitler sterben. Sie sind schon größer als du, du bist dort die Kleinste. Ich habe das durchgedrückt. Arbeiterkinder gehören an die frische Luft. Nächste Woche geht es los."

"Und wo ist die Nordsee? Zeig sie mir!"

"Was willst du denn noch mit der Nordsee? Hier, das Blaue, das ist sie."

Jo staunte. "Ooch, so groß ist das Meer! Viel größer als der Üdersee. Aber am Meer war es schön. Die Wellen, und die Möwen …"

"Am Üdersee ist es auch schön. Und Lebertran gibt es dort auch nicht."

"Kein Lebertran? Dann fahre ich mit! Aber nur, wenn es keinen Lebertran gibt!"

"Rita, pack den Koffer, Jo will verreisen!" Der neue Pappi lachte. "Du bist mir vielleicht eine Marke. Schade, dass Veronika noch nicht mitdarf, die müsste auch mal an die frische Luft. Aber, mein Fräulein: Benimm! Sonst wirst du zurückgeschickt. Und wenn du den großen Jungs die Hucke vollschwindelst – na, du weißt, was große Jungs dann mit dir machen!"

"Ach, da habe ich keine Angst. Ich kann schnell rennen! Außerdem war ich unschuldig, damals in der Schule, wegen Herrn Wipprecht. Immer hacken alle auf mir rum."

"Zum Beispiel ich, Jo." Die Mutter räumte den Abendbrottisch ab. "Marsch, ins Bett!"

"Ich muss aber noch was sagen."

"So, was denn?"

"Du bist nicht mehr der neue Pappi. Du bist jetzt ein richtiger Pappi."

"Und wie komme ich zu dieser Ehre?"

Jo sah den Pappi zweifelnd an. "Bist du Kommunist? Ingo sagt, du bist eine rote Kommunistensau. Und ich auch. Was ist das, Kommunist?"

"Tja, Kind, wenn ich dir das erklären könnte."

"Erklär es mir, bitte."

"Eine schwierige Frage." Der Pappi schmunzelte. "Kommunist, Jo, ist einer, der nicht will, dass Kinder hungern müssen oder im Luftschutzeller ersticken oder immer im Hinterhof spielen müssen und niemals verreisen können. Kinder sollen lachen können. Und immer soll Frieden auf der Welt sein. Und KZs soll es auch nie mehr geben. Deshalb bin ich Kommunist geworden." Er wurde wieder sehr ernst. "Damit es nie wieder Krieg gibt. Deshalb."

"Hm. Und da können dich die anderen nicht leiden?"

Nun lachte der Pappi. "Auf den Tod nicht! Die würden mich am liebsten aufhängen! Und deinem Ingo kannst du sagen, wenn er noch mal rote Kommunistensau zu dir sagt, kriegt er es mit mir zu tun."

"Ich sag es dir, wenn er es wieder sagt. Pappi!" Und Jo gab dem Pappi endlich den Kuss, auf den er so lange hatte warten müssen.

*

Die Woche verging schnell. Ein paarmal geschlafen – schon war der Koffer gepackt, und Jo verreiste, an den Üdersee, zu den Großen ins FDJ-Zeltlager – die zweite große Reise in ihrem Leben.

Pappi brachte sie zum Ostbahnhof. Ein paar LKWs standen bereit. FDJler in blauen Blusen hockten auf ihren Rucksäcken und Koffern, sie sangen. Andere fassten sich an die Hände und gingen in die Hocke. "Laurenzia, liebe Laurenzia mein …", sangen sie dabei. Plötzlich ein Pfiff. "Auf die LKWs! Los geht's! Beeilung!" Alles stürzte zu den LKWs. Pappi hob Jo hoch. Ein FDJler nahm sie in Empfang. "Was willst denn du Würmchen? Doch nicht etwa mitkommen?" Jo war beleidigt, sie streckte die Zunge heraus.

Eine FDJlerin fragte, wie alt sie sei. "Schon sieben!" Die FDJlerin lachte. "Na, dann bist du ja groß genug, deinen Koffer selbst zu tragen."

Der FDJler mischte sich ein: "Ich nehm deinen Koffer. Aber die Zunge, die nimmst du zurück, ich kann sonst sehr ungemütlich werden. Ich bin hier schließlich Org.-Leiter."

Die LKWs fuhren einer nach dem anderen los. "Jo, Jo!", Pappi rannte neben den LKW her. "Schreib uns, ein paar Ansichtskarten! Und bade, soviel du kannst!"


Jo sah ihn winken und schrie etwas zurück. Dann bog der LKW um die Ecke.

Donnerstag, 28. Mai 2015

User Derolli zu" Wider das Vergessen"

Hallo Harry

Ersteinmal will ich dir meine Hochachtung für dein Engagement aussprechen, es ist eines im Stillen daran zurückzudenken und etwas anders, so wie du, Energie zu investieren, dass die Erinnerungen lebendig bleiben.

Ich selbst bin im Westen großgeworden, als Kind eines in der DDR geborenen und dann, als Baby exportierten. Ich habe also nur noch am Rande die Trennung und Entzweiung der Familie erlebt und muss sagen, dass ich sogar bessere Erinnerungen an meine Verwandtschaft in der DDR habe, also an einen der in meiner nächsten Nähe weilte.
Außerdem habe ich immer wieder Menschen kennengelernt, die viel mehr von den positiven Seiten dieses Sozialistischen Staates geredet haben, denn von ihren negativen Erinnerungen daran.

Viel Erfolg bei Eurer Sammlung und Auswertung der jüngsten Vergangenheit

Liebe Grüße

Derolli

Wider das Vergessen

Entnommen: http://www.erinnerungsbibliothek-ddr.de/index.htm

Erinnerungsbibliothek DDR e.V.
Der Anlass für die aus der Startseite des Vereins entnommenen Zeilen ist eine Mitgliederversammlung am 27. Mai 2015, an der auch ich – Harry Popow - teilgenommen hatte. Dabei wurde nicht nur ein neuer Vorstand gewählt, sondern die erfreuliche Tatsache mitgeteilt, dass der aktuelle Bestand von über 700 Büchern mit Erinnerungen an die Zeit der DDR nunmehr im Bestand des Bundesarchivs vertraglich eingegangen ist. Die lebendige Aussprache zeigte – so mein persönlicher Eindruck – dass die Autoren mit klarem und erhobenen Kopf mit Freude weiter an ihren Erinnerungen – erfreulichen und weniger erfreulichen – schreiben oder auch auf verschiedenen Wegen den Weg in die Öffentlichkeit suchen werden. Herzlichen Glückwunsch aller Versammelten und Mitglieder des Vereins für die Wiederwahl Dr. Rolf Fundas, dem bisherigen und neuen Vorsitzenden des Vereins.
Mögen diese Zeilen auch jene erreichen, die sich bisher mit ihrer persönlichen Geschichte als Zeitzeugen zurückgehalten haben.

Hier der Inhalt aus der Startseite des Vereins:

Sammlung und Aufbewahrung von DDR - Biographien

Die DDR ist Geschichte. An der Bewertung dieses kleinen Staates im Osten Deutschlands scheiden sich noch heute die Geister. Dabei geht die Bandbreite von Verklärung bis Verteufelung dieses ersten Versuches, auf deutschem Boden einen sozialistischen Staat aufzubauen.

Dieser Versuch ist gründlich gescheitert, nicht zuletzt durch eigene gravierende Fehler.
Wir meinen aber, dass die DDR mehr war als Mauer, Stasi und Unrecht, dass Generationen von Menschen hier gelebt, gearbeitet, geliebt und gelacht haben, auch gelitten haben ob der unverzeihlichen Defizite dieses Staatswesens, die am Ende sein Scheitern herbeigeführt haben.
Um folgenden Generationen zu helfen, ein objektiveres Bild von dem, was DDR war zu gewinnen, haben wir einen Verein gegründet.
Zweck des Vereins ist gemäß seiner Satzung die Sammlung und Bewahrung von literarischen Zeugnissen aus verschiedenen Lebensbereichen, die von Zeitzeugen der DDR in persönlicher Erinnerung verfasst wurden, gleich ob in Buch- oder Manuskriptform, im Verlag oder Eigenverlag publiziert.
Die inhaltliche Ausrichtung dieser Sammlung zielt auf Lebenserinnerungen aus der DDR ohne zeitliche und inhaltliche Begrenzung, die selbst erlebte zeitgeschichtliche Entwicklungen und die eigene Mitwirkung im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld dokumentiert bzw. auch mit rein autobiographischem Charakter Lebenserfahrungen im familiären und privaten Umfeld widerspiegeln. Diese schließen persönliche Entwicklungs- und Reifeprozesse in Raum und Zeit, insbesondere auch unter dem Einfluss der Ereignisse vor und nach der Wende mit einschneidenden persönlichen Erlebnissen und Betroffenheiten ein.

Berichte von Zeitzeugen, deren Biographie maßgeblich in der DDR geprägt wurde, sind bei aller subjektiven Wertung in ihrer Vielfalt authentische Quellen von zeithistorischem Wert, die es für die Forschung zu erschließen und zu sichern gilt.

Das erstmalige historische Experiment einer sozialistisch ausgerichteten Gesellschaftsordnung auf deutschem Boden mit Erfolgen, Problemen und Widersprüchen wird somit in einem spannenden persönlichen Umfeld, welches die Autoren zum Schreiben drängt, widergespiegelt – sei es aus dem Lebensalltag der DDR, der Politik, Wissenschaft, Bildung, Kultur, Industrie, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Sport u.a.
Die Bewahrung, Erschließung und Zugänglichmachung dieser Lebenserinnerungen in Gegenwart und Zukunft für eine objektive historisch- kritische Aufarbeitung der Geschichte der DDR versteht sich als ein Bestandteil deutscher Erinnerungskultur, für die sich der Verein in seinem Wirken verpflichtet fühlt.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Machenschaften der Bilderberger

Entnommen: http://www.macht-steuert-wissen.de/artikel/231/bilderberger-treffen-im-juni-2015-und-die-katastrophalen-fol.php

Bilderberger Treffen im Juni 2015 und die katastrophalen Folgen für uns alle!

von Heiko Schrang in KW 22 am 2015-05-27 13:49:33 0 Kommentare | 4.598 Leser

"Niemand ist hoffnungsloser versklavt als der, der fälschlich glaubt frei zu sein!" (Goethe)

Was noch vor nicht allzu langer Zeit als obskure „Verschwörungstheorie“ abgetan wurde, nimmt jetzt konkrete Formen an. Die Rede ist von der Abschaffung des Bargeldes wie aktuell vom Wirtschaftsweisen Prof. Peter Bofinger gefordert. Sein Vorschlag an die Bundesregierung lautet, sie sollen sich für die Abschaffung von Bargeld einsetzen. "Das wäre jedenfalls ein gutes Thema für die Agenda des G-7-Gipfels auf Schloss Elmau". Vom 7.-8. Juni 2015 findet nämlich die jährliche Showveranstaltung für das Wahlvolk statt, wo einige Nebelkerzen gezündet werden, um die Bevölkerung vom Wesentlichen abzulenken. Aktuelles Interview auf Querdenken TV zum Thema: „Lügenpresse – nur ein Unwort oder die Wahrheit“: 
https://www.youtube.com/watch?v=Ykv-NbiGxUs

Die Entscheidung über die Abschaffung des Bargeldes wird höchstwahrscheinlich eine Woche später fallen, genau gesagt vom 10.-14. Juni 2015 im 45 km entfernten Telfs beim Treffen der Bilderberger. Sie gelten als geheime Weltregierung und dort treffen sich zwischen 100 und 150 Gäste, unter ihnen Regierungschefs, die Hochfinanz Westeuropas, der USA und Kanadas sowie führende Industrielle und die Chefetagen der größten und bekanntesten Medienunternehmen der Welt. Sie waren maßgeblich an den wichtigsten Entscheidungen der letzten Jahrzehnte beteiligt, wie z.B. die Einführung des Euros, was der Bilderberger Ehrenpräsident Davignon selbst zugab. (Mehr zu den Bilderbergern hier: 
http://www.macht-steuert-wissen.de/artikel/147/bilderberger-steinbrueck-gegen-bilderberger-merkel-die-show-.php?hc_location=ufi )

Ihre Erfüllungsgehilfen in der Politik verkaufen den Bürgen dann die Vorgaben der Bilderberger als ihre Ideen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass so gut wie nichts in den offiziellen Medien darüber berichtet wird. Anders sieht es beim G 8-1 (G 7) Treffen aus, dort wird über alle noch so kleinen Details berichtet, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine bedeutsame Veranstaltung handelt.

Die Abschaffung des Bargelds wird neben den Themen Ukraine-Konflikt und die Förderung der Flüchtlingsströme nach Europa ganz oben auf der Agenda beim diesjährigen Bilderberger Treffen stehen. Sie würden so einem ihrer Hauptziele, der totalen Kontrolle jedes Einzelnen erschreckend nah kommen.

Das gesamte Finanzsystem wäre dann nur noch rein virtuell und absolut intransparent, da es kein physisches Geld mehr benötigt. Die Banken brauchten dann noch nicht einmal mehr die 1-2% Eigenkapital wie bislang, da niemand mehr in der Lage ist, wirkliches Geld abzuheben. Das virtuelle Kontogeld kann dann vollständig beliebig aus dem Nichts generiert werden. Dadurch wären die Notenbanken in der Lage, ihre Bilanzen unendlich aufzublähen, da sie virtuell alles manipulieren und die Zinsen ewig auf Minus halten könnten.

Der Preis für die Bürger wäre nicht nur der Verlust ihres Geldes, sondern auch gleichzeitig die Aufgabe des letzten Stückes Freiheit. Für diejenigen, die nicht systemkonform sind, kann in Nullkommanichts das Konto gesperrt werden. Und dann geht im wahrsten Sinne des Wortes das Licht aus. Damit würde den Menschen jede Lebensgrundlage entzogen. Wie solche essenziellen Dinge gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden, sieht man an der folgenden Aussage des jetzigen EU-Kommissionspräsident Juncker:
"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." (DER SPIEGEL 52/1999)

Damit es nicht dazu kommt, ist es wichtig, dass immer mehr Menschen von diesen Machenschaften erfahren. Deswegen teilt bitte diesen Artikel mit Freunden und Bekannten.

Mit besten Grüßen

Heiko Schrang

Neu im Macht-steuert-Wissen Verlag erschienen: „Die Souveränitätslüge“ und das Buch „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen 2“, jetzt auch als Hörbuch 
http://shop.macht-steuert-wissen.de/

P.S.: Ich erhebe keinen Anspruch auf Absolutheit für den Inhalt, da er lediglich meine subjektive Betrachtungsweise wiedergibt und jeder sich seinen Teil daraus herausziehen kann, um dies mit seinem Weltbild abzugleichen. Weitere Anregungen auch unter 
www.macht-steuert-wissen.de




Samstag, 23. Mai 2015

Weitere Gemälde von mir...

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Lektüre im Dreier-Pack



Lektüre
im Dreier-Pack








IN DIE STILLE GERETTET

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

ZWISCHEN START UND LANDUNG

Eckhard Lange, (den mündlichen Lebensbericht von E. Lange schrieb auf und gestaltete Harry Popow.)

Alle Rechte liegen bei Eckhard Lange
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PLATONS ERBEN IN AUFRUHR

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

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Samstag, 16. Mai 2015

Mein neuestes Gemälde

Mein neues Acryl-Gemälde, soeben fertiggestellt: Altes Bad in Schöneiche, 60 x 80 cm, auf Pappkarton, ausgestellt in "meiner ständigen Ausstellung" im Schaufenster der Postfiliale.
H.P.


Dienstag, 12. Mai 2015

Ein stets zeitgemäßes Gemälde

Der liebe Herbst

Titel „ Der liebe Herbst „
Öl 90x60cm (ohne Rahmen), gerahmt, Holz, goldfarben

Künstler: Moskvjak, Roman



Von einem Freund übermittelt

Kriegshetze


Aus: Ausgabe vom 12.05.2015, Seite 8 / Ansichten

Kriegshetze

Skandalöse Äußerungen Merkels in Moskau

Von Arnold Schölzel
Was gehört dazu, sich als Repräsentantin eines deutschen Staates in Moskau 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hinzustellen und von einer »verbrecherischen und völkerrechtswidrigen Annexion der Krim« zu sprechen? Antwort: Erstens das Fehlen jeglichen Funkens Anstand. Das war bereits klar, als der Boykott der russischen Feierlichkeiten zum 9. Mai angekündigt wurde – insofern war es eine Wiederholungstat. Zweitens das verordnete Vergessen dessen, was »verbrecherische Annexion« an solch einem Tag der Erinnerung an Vernichtung und Kolonisierung – auch der Krim – durch einen deutschen Staat bedeutet. Der keiner linken Neigung verdächtige Historiker Götz Aly wies in der Berliner Zeitung am vergangenen Dienstag auf den ersten Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten Berlins Nikolai Bersarin vom 2. Mai 1945 hin, in dem von Wiederherstellung des Gesundheitswesens, von Lebensmittelversorgung und Hilfe für kranke Kinder die Rede war. Aly setzte hinzu: »Ersparen wir uns erste Wehrmachtsbefehle in Minsk, Kiew oder Smolensk«. Der Name von Bersarin sollte nach 1990 auf Betreiben der SPD aus dem Berliner Stadtbild verschwinden, um seine Ehrenbürgerschaft gab es eine lange Auseinandersetzung auf Frontstadtniveau. Das war ein Beispiel für die Staatspolitik, die Angela Merkel mit ihrem Vokabular würdig vertreten hat.
Diese zutiefst reaktionäre, ja revanchistische Haltung ist drittens auch Quelle jener Ignoranz, die die Regierungschefin eines Staates, der unter ihrer Führung an jeder staatsterroristischen Aktion des Westens in den vergangenen zehn Jahren teilgenommen hat, gegenüber Meinungen auch deutscher Völkerrechtler zur »Annexion« der Krim pflegt. Dort gab es keine Annexion, so argumentieren nicht wenige Juristen, sondern eine Sezession, die durch ein Referendum legitimiert wurde.
Der Affront übersteigt das gewohnte Maß auf dem diplomatischen Parkett des Kalten Krieges. Es handelt sich um Kriegshetze, wie sie ansonsten von den in Kiew durch die von den USA installierten Kreaturen à la Jazenjuk zu hören ist. Mit ihrer Wortwahl hat sich die Kanzlerin fest an die Seite der »Fuck the EU«-Strategen gestellt. Lügen und Russophobie sind wichtigste Bestandteile der dazugehörigen westlichen Propaganda.

Fest steht zugleich: Derzeit zeigen die USA und ihre bundesdeutsche Lobby Angela Merkel die Instrumente. Die Vorgänge um die BND- und NSA-Affäre haben dazu geführt, dass die SPD öffentlich auf Distanz zu ihr persönlich geht und von »Lügen« aus dem Kanzleramt spricht. Das besagt, dass der Druck aus Washington, schärfer gegenüber Moskau aufzutreten, zunimmt. Gleichzeitig lässt aber der Druck des deutschen Kapitals, wenigstens den Handel mit Russland nicht weiter einzuschränken, nicht nach. Merkels Worte sind insofern ein deutliches Signal: Sie hat sich für Eskalation, wenn nicht für Krieg entschieden.

Sonntag, 10. Mai 2015

ALEX: Hochachtung vor Manolis Glezos

Der 93jährige - ein Erlebnis

Deine Impression zum Tag der Befreiung findet, es kann nicht anders sein, meine Zustimmung.
Dass Manolis Glezos noch so aktiv politisch wirkt war mir unbekannt. Er ist bewundernswert. Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich ein Erlebnis war, diesen Helden zu erleben. (...) Gegenüber den mir aus der Vergangenheit bekannten Politikern ist  Manolis Glezos  mit 93 Jahren ein leuchtender Stern und der Rest der meisten  mir erinnerlichen Politiker und Regenten sind mitunter blass schimmernde Funseln....

Harry-Antwort: So eine von ihm frei gehaltene feurige toll Rede habe ich von Politikern noch niemals gehört.

Freitag, 8. Mai 2015

Hanna Fleiss zum Tag der Befreiung

Mai 45

Was wusste ich von Krieg,
von Tod, mit meinen drei Jahren,
ich sah die Ängste der Mutter,
fror in der Kälte des Bunkers

Bist du ein Soldat, fragte ich,
und der Soldat lachte, was er
sagte, begriff ich nicht, sah nur
den leuchtend roten Stern

Fort zog mich die Mutter,
dann eine große Stille,
nur in den Ruinen zwitscherte
ein kleiner grauer Vogel

Tag der Befreiung

Der achte Mai – kein Tag wie jeder Tag.
Ich war ein Kind, da war der Krieg am Ende.
Die Stille dröhnte wie ein Hammerschlag,
viel Hoffen nun, dass man die Lieben fände.

Berlin ein Leichenfeld. So schwarz der Rauch.
Ich weiß noch, dass da auch die Spatzen schwiegen.
Der Tag war schön, ein warmer Frühlingshauch,
als stumm-erschöpft wir über Trümmer stiegen.

Der Russe wird sich rächen, hieß es bald:
Ich sah die Rotarmisten Brot verteilen.
Die Menschen drängten sich auf dem Asphalt,
im Arm das Brot – so sah ich sie enteilen.

Inzwischen ist so viel mit uns geschehen.
Und wer weiß noch, was damals wirklich war?
Dem Tode konnten wir noch mal entgehen –
das ist so vielen Menschen nicht mehr klar.

Und wieder haben wir den achten Mai,
den Tag, der die Befreiung, Leben brachte,
das Ende aller Furcht und Barbarei,

den Tag, an dem sogar die Sonne lachte.

Impression zum Tag der Befreiung

Klartext im Atrium
Das war am 7. Mai 2015: Vor dem Paul-Löbe-Haus bereits vor 17 Uhr ein ziemliches Gedränge, obwohl die Festveranstaltung anläßlich des 70. Jahrestages der Befreiung Deutschlans vom Faschismus erst 18 Uhr beginnen sollte. Eingeladen hatte die Linksfraktion. Ich hatte mich als78jähriger mit angemeldet. Hatte also noch eine wache Erinnerung an den Mai 1945, den ich in Berlin-Schöneberg erlebt habe. Der Grund für die frühzeitige Anmeldeprozedur: Die Sicherheitskontrolle. Jacke ausziehen, Schlüssel und Brieftasche abgeben, sich durchleuchten und von oben bis unten abklopfen lassen. Nichts dagegen, denn überall lauern "Gefahren". Auch von den über 700 eingeladenen Gästen, Freunden, Ausländern und Parteifreunden? Um mal sarkastisch zu werden: keine Sicherheitskontrolle ist imstande, Gedanken zu lesen oder das zu führende scharfe Wort als Waffe vorauszusehen.
Das Atrium war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch viele, sehr viele junge Leute. Beeindruckend die Internationalität dieser Gedenkveranstaltung. Da sprachen nicht nur der russische Botschafter, sondern auch Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges und andere Zeitzeugen sowie Manolis Glezos, Widerstandskämpfer aus Griechenland. (Im Internet ist dazu zu lesen: Am 30. Mai 1941 erklomm er zusammen mit Apostolos Sandas die Akropolis und riss die dort seit der deutschen Einnahme von Athen am 27. April 1941 gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese erste Widerstandshandlung in Griechenland, durch die Glezos ein antifaschistischer Held wurde, war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte.)
Alles Gesagte mündete wie im Chor in einer Schlußfolgerung aus der Geschichte: Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg. Auch fiel von einem Redner angesichts neuer Macht- und Kriegsgelüste das Wort "mir graut vor diesem Deutschland". Beifall und ein 700mündiges Ja zum Antrag an den Bundestag, den 8. Mai "als Tag der Befreiung den Status eines gesetzlichen Gedenktages zu verleihen".
Die Sätze und Worte in Reden – sie hallten wider im großen Atrium, sie schnitten sich ein ins Gedächtnis der Erinnerung, sie waren Waffen der Wahrheit, die auch durch noch so viele Sicherheitskontrollen nicht aufgehalten werden können. Eine Befreiung von der Diktatur des Großkapitals steht noch aus. In diesem Bewusstsein trug wohl jeder Teilnehmer seine Nachdenklichkeit mit nach Hause.

H.P.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Generaloberst a.D. Horst Stechbarth warnt vor Krieg

(Entnommen: https://www.jungewelt.de/2015/05-06/006.php)

Aus: Ausgabe vom 06.05.2015, Seite 3 / Schwerpunkt

»Und schon haben wir den dritten Weltkrieg ...«

Der frühere Chef der DDR-Landstreitkräfte warnt angesichts der Ukraine-Krise vor einer militärischen Eskalation in Europa. Ein Gespräch mit Horst Stechbarth

(13.04.1925 - 08.06.2016)

Interview: Peter Wolter

Früher gehörte Rumänien zum Warschauer Vertrag – mittlerweile üben die Streitkräfte des Landes gemeinsam mit NATO-Truppen (21. April 2015)
Foto: AP Photo/Octav Ganea

Horst Stechbarth ist Generaloberst a. D. der vor 25 Jahren aufgelösten Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR. Von 1972 bis 1989 war er Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef der Landstreitkräfte. Er hat am 13. April seinen 90. Geburtstag gefeiert.

Der Sieg über den deutschen Faschismus vor 70 Jahren hat Europa viele Jahrzehnte des Friedens beschert. Der ist jetzt bedroht. Der Schriftsteller Günter Grass hat angesichts des Ukraine-Konflikts kurz vor seinem Tode noch gewarnt, dass ein dritter Weltkrieg bevorstehen könne. Wie sehen Sie das?

Da muss ich ein wenig ausholen. Wie ist man mit der russischen Führung nach der Wende umgegangen? Man hatte ihr versprochen, die NATO werde nicht nach Osten erweitert, Länder des Warschauer Vertrages würden nicht in das Bündnis aufgenommen. Und was ist geschehen? Schritt für Schritt rückte die NATO an die Grenze Russlands heran. Dann kam noch der Raketenschild hinzu. Man glaubte, man könne mit dem russischen Partner umgehen, wie man will. Dazu wäre es auch gekommen, wenn Boris Jelzin Präsident geblieben wäre. Wladimir Putin hat schließlich das Ruder übernommen, in kurzer Zeit Jelzins Schulden bezahlt und gesagt: Wir machen jetzt unsere eigene Politik.

Das passte natürlich nicht in die Strategie des US-Imperialismus hinein. Putin wurde von Anfang an mit Distanz behandelt. Hinzu kommt, dass schon lange vorher die Ukraine als eine Art Zwischenstaat ausgesucht worden war, als Kandidat für die Einbeziehung in die NATO. Und während im vergangenen Jahr die Lage in der Ukraine eskalierte, kam die Sache mit der Krim hinzu. Diese Halbinsel war in den 50er Jahren vom damaligen Staats- und Parteichef der UdSSR, Nikita Chruschtschow, an die Ukraine verschenkt worden. Wäre Putin nicht auf das Unabhängigkeitsbegehren der Krimbewohner eingegangen, dann wäre heute die NATO-Flotte in den Stützpunkten, die Russland von der Ukraine gepachtet hatte. Die Südflanke des Landes wäre damit weiter geschwächt. Putin konnte gar nicht anders handeln, er wäre sonst nicht mehr Staatspräsident. Die Bevölkerung hätte ihm das niemals verziehen.

Und jetzt geht es um den Ostteil der Ukraine, da leben ja auch Russen. Auf der anderen Seite stehen die ukrainischen Faschisten, mit den Bandera-Leuten vorneweg. Das wiederum sind Russenhasser. Ich verstehe schon, dass Putin seine Brüder, die jetzt unter Beschuss stehen, nicht im Stich lässt.

Welche Strategie verfolgt der Westen dabei?

Der US-Imperialismus glaubte, er könne Putin beseitigen, Russland zerstückeln und seinem Ziel näherkommen, auf dessen Rohstoffe zugreifen zu können. Das hat Putin erst einmal vereitelt, deshalb trifft ihn der geballte Hass. Es ist gelungen, viele Nachbarstaaten Russlands auf NATO-Position zu bringen. Was noch fehlte, war die südliche Flanke mit dem Schwarzen Meer und der Krim. Und da hat Putin dem Westen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Lage ist brenzlig: Die NATO besteht aus 28 Staaten, wenn nur einer von denen in einen Konflikt mit Russland verwickelt wird, sind alle anderen laut Vertrag zum Beistand verpflichtet. Und schon haben wir den dritten Weltkrieg. Der kann nur verhindert werden, wenn die Völker aufstehen und sagen: Russland hat im Zweiten Weltkrieg schon genug Tote zu beklagen gehabt, wollt ihr schon wieder einen Krieg anfangen? Deswegen ergreifen jetzt Militärspezialisten wie ich mit dem Aufruf der NVA-Generäle das Wort. Wir warnen vor dem Krieg!

In dem von mir herausgegebenen Buch »Soldat im Osten« hatte ich einen Fehler zugelassen, leider habe ich den zu spät bemerkt: Ich hatte den Frauen der Berufssoldaten zu wenig Platz eingeräumt. Die Familien mußten angesichts der vielen Versetzungen zehn- oder zwölfmal umziehen, immer lag es in den Händen der Frauen, das alles zu bewältigen. Und da habe ich mir gesagt: Den Fehler musst du gutmachen, zu deinem 90. Geburtstag lädst du die Frauen mit ein, um ihnen ein Dankeschön für ihre Lebensleistung auszusprechen. Sie haben ihren Männern den Rücken freigehalten für deren schweren Dienst in der NVA, sie haben ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des militärischen Gleichgewichts geleistet, dass es also zu keiner kriegerischen Auseinandersetzung kam.

Gesetzt den Fall, die apokalyptischen Befürchtungen von Günter Grass würden wahr: Was bliebe von Mitteleuropa übrig?

Das Reaktorunglück von Tschernobyl hat ein Warnzeichen gesetzt, es hat uns gezeigt, welches Gefährdungspotential durch eine radioaktive Verseuchung gegeben ist.

Foto: jW Archiv

Europa würde die Hauptlast eines Krieges tragen, und bei Einsatz von Kernwaffen würde unser Kontinent nicht mehr als Lebens- und Wirtschaftsraum existieren. Dies ist ein unvorstellbar schreckliches Szenario, ich wundere mich, dass die Öffentlichkeit so wenig sensibilisiert ist.

Sie waren als Generaloberst Chef der Landstreitkräfte, es dürfte kaum jemanden geben, der die militärische Leistungsfähigkeit der DDR besser beurteilen kann. Gab es eine Besonderheit, die die NVA von anderen Armeen unterschied?

Unsere Soldaten waren militärisch besser geschult. Ein Beispiel: Als ich im Verteidigungsministerium für den Bereich Ausbildung verantwortlich war, hatte ich die Möglichkeit, auf Programme und Vorschriften zur Gefechtsausbildung Einfluss zu nehmen. Wenn wir neue Vorschriften aus der Sowjetarmee übernehmen sollten, habe ich mir mit Hilfe der Verwaltung Aufklärung die entsprechenden NATO-Regelungen kommen lassen. Wenn es darin z. B. hieß: Nach der Zieleinweisung muss der Panzer nach zehn Sekunden den ersten Schuß abgeben, habe ich in unsere Fassung reingeschrieben: Nach neun Sekunden.

Eigentlich wollte ich ja kein Gewehr mehr in die Hand nehmen – aber nachdem die Bundeswehr in die NATO eingegliedert worden war, sah das für mich anders aus: Wir mussten besser als die NATO-Armeen sein, damit es keinen Krieg gibt. Das ist uns auch weitgehend gelungen.

Im Rahmen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die 1975 in Helsinki zum Abschluss kam, war vereinbart worden, dass beide Seiten als vertrauensbildende Maßnahme alle größeren Manöver anmelden und Beobachter der jeweils anderen Seite zulassen. Als ich dem Minister einmal meine Manöverplanung vorstellte, ermahnte er mich: »Junge, zeig nicht alles!« Innerlich sagte ich mir aber: Nein, du musst alles zeigen, damit sie wissen, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist.

Was konnte die NVA, was die Bundeswehr nicht konnte?

Als die Bundeswehr die NVA übernahm, haben deren Offiziere nicht schlecht gestaunt, 80 Prozent unserer Panzer waren nämlich aufmunitioniert – der Rest waren Lehrgefechtsfahrzeuge, die wenig später einsatzbereit gewesen wären. Im Kriegsfall wären wir in einer halben Stunde aus den Kasernen heraus gewesen und in den Konzentrierungsraum gefahren. Wir hätten aus dem Stand heraus Krieg führen können. Das hat viele Bundeswehr-Offiziere ziemlich erschreckt, als sie unsere Bestände übernahmen.

Wie gespannt die Situation bisweilen war, sieht man daran, dass die NATO an der Grenze zur DDR einen Gürtel von Atomminen angelegt hatte. Damals wurde auf der Generalstabsakademie in Moskau noch gelehrt: Panzer her und durch! Die wären dann durch die Atomzone hindurch in die Tiefe des Raumes hineingerollt.

Die in der DDR stationierte Sowjetarmee war übrigens genauso vorbereitet wie wir. Alle Gefechtsfahrzeuge waren aufmunitioniert. Auch die polnischen Streitkräfte konnten sich durchaus mit unseren vergleichen. Bei den Armeen der anderen Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages sah das schon ein wenig anders aus.

Die DDR hat viele Befreiungsbewegungen in aller Welt unterstützt. Sind dabei auch Soldaten der NVA zum Einsatz gekommen?

Wir hatten viele Kontakte zu Streitkräften außerhalb unseres Bündnisses, zu denen in Kuba etwa oder in Vietnam. Auch zu denen in Ägypten, Irak, Syrien, Angola. Wir haben einen Teil der Offiziere ausgebildet, schließlich wurde in Prora für diesen Zweck die »Offizierschule Otto Winzer« gegründet. In Vietnam haben wir ein Ausbildungszentrum eingerichtet, ich habe mir das selbst an Ort und Stelle angesehen. Außerdem wurden Spezialisten von uns für den Aufbau eines Zentrums zur Dekontamination von Giftgas in den Irak geschickt. Ansonsten wurde niemand im Ausland eingesetzt.