Mittwoch, 30. März 2022

Nadia: "Ich Sowjetunion" - Brief von ALEX

 

MAIL VON FREUND ALEX



Heute Morgen begrüßte ich nach längerer Zeit wieder und erfreut Nadia ( Name geändert ) von unserer Putzkolonne. Während der kurzen Fahrt von der obersten zur untersten Etage meine kurze aber ungeschickte Frage an Nadia : "Sind sie Ukrainerin oder Russin?"

 

Mit einer eindeutigen Antwort auf meine dämliche Frage und ablehnender Gestik kam von Nadia:


Nix Russisch. Nix Ukrainisch . 

Ich Sowjetunion!“


Ich war auf die klare, geschickte und stolze Antwort von Nadia so nicht gefasst und froh, dass sie mir nicht den nassen Wischmopp um die Ohren wedelte. Der Fahrstuhl hatte sein Ziel im Erdgeschoss erreicht. Ich stieg perplex aus. Mein Sankt Georgsband, das meine innere Verbindung mit den Menschen der ehemaligen Sowjetunion und ihren Kriegsveteranen ausdrückt, trage ich ja nur, wenn wir den Toten des Großen Vaterländischen Krieges am Treptower Ehrenmal und an anderen Stätten gedenken. Das weiß Nadia natürlich nicht.


Warum eigentlich? Warum dieses Bekennen nur zu besonderen Anlässen? Und nur an bestimmten Orten? Und warum gerade jetzt, wo es darum geht, mit größtem deutschen Einsatz einen dritten Weltkrieg zu verhindern ?


Diese Gedanken, lieber Harry, befielen mich beim Lesen des Briefes von den Veteranen und Kriegskindern des Großen Vaterländischen Krieges an das deutsche Volk und die deutsche Regierung. Und Nadia's Verzicht auf meine Frage im Fahrstuhl, mir stellvertretend als "auch Deutscher " mit dem nassen Wischmopp zu antworten, ist Anlass genug, nicht nur gründlich nachzudenken und beschämt zu sein.


In fünf Wochen, am 8.Mai, jährt sich die Befreiung des Deutschen Volkes vom Faschismus zum 77ten Mal. In vergangenen Jahren war ich zum 8.Mai und zum Tag des Sieges am 9. Mai wiederholt in Karlshorst. Bei Freunden. Bei den Enkeln der Befreier.Wir feierten! Vor einigen Tagen bemerkte ich, dass aus dem ehemaligen Museum des Sieges, nachdem es nach der Geschichtswende „Deutsch - Russisches Museum“ wurde, eine erneute Umbenennung in ein Museum unter gehisster ukrainischer Flagge geschah.

 

Ich bin leider nicht in der Lage, den neuesten Stand einer eventuellen weiteren Umbenennung festzustellen. Aber wie leicht es fällt, eine Fahne in den Wind zu hängen ... na ja, der Schwabe sagt zu so was , "das hat ein Geschmäckle" - Leider kein Gutes !


Und unsere Nadia von der post-sowjetischen Putzkolonne darf bei Deutschen selbstbewußt weiter putzen. Egal ob Ukrainerin oder Russin. Oder wird sie nach ihrem tollen Bekenntnis nunmehr als „Feindin“ bezeichnet? Alles ist möglich: Hoch die Fahne nach dem Wind! Ironie der Geschichte? Leider .

 

Dein Freund und Genosse Hans ALEX



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