Sonntag, 6. März 2022

Die Wut eines alten Rappers - malte kerber

 

Entnommen: http://www.rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2022/RF-290-03-22.pdf



RotFuchs, März 2022


Die Wut eines alten Rappers


Da Poeten im RF einen festen Platz haben, fragte der Journalist und langjährige Leiter eines Zeitschriftenverlages Dr. Malte Kerber aus Berlin, ob denn der „RotFuchs“ auch so „listig“ sei, mal einen Beitrag „ganz anderer Art in seine Seiten aufzunehmen“. Hier der Wortlaut seiner Zuschrift:


Rap hat in der Jugend und darüber hinaus einen breiten wachsenden Hörerkreis erobert. Und das Interessante daran: Diese Musik ist nicht nur laut und aggressiv, sondern sie beinhaltet stets auch politische und soziale Themen, prangert Mißstände an, verbreitet zur Veränderung aufrufende Botschaften. Dieser Musikstil entstand Mitte der 70er Jahre in den USA, vor allem in den afro-amerikanischen Diskotheken. Er mobilisiert gegenwärtig weltweit Jugendliche in ihrer als „Hip-Hop“ bezeichneten Kultur, die sich durch Aktivität und Kreativität auszeichnet. Darf linkes politisches Engagement und Auftreten das übersehen?


Rap – der rhythmische, markante, schnelle Sprechgesang hat Wirkung und Überzeugungskraft. Also versuchen wir es doch einmal mit dem Text eines alten Rappers. 

Nicht aufzuhalten, auszuhalten der Lauf durch die Zeiten der Zeit! Ach, die Zeiten! Ach, die alten Zeiten! Ach, die jetzig´ Digital-Zeiten. Die eilen, eilen immer schneller! Vernetzter! In rasendem Lauf. Sie proben den Untergang! Und stehen still die Zeiten! Und alles steht still und fürchtet zu ersticken. Wo geht es denn hin? Hin? Wo geht es denn lang? Wo lang? Wohin? Kannst nicht wählen! Du wirst nicht gefragt! Dir wird nur gesagt! Kannst drehen die Frage nach rechts! Kannst drehen die Frage nach links! Alle bieten dir eine Lösung! Schwindel! Schwindel! Die Zeit, die deine, die meine, die unsere, sie stellt sich uns quer! Wir rennen gegen die zeitigen Mauern! Du kommst nicht darüber! Doch Mauern, die fallen auch um! Die Zeit, die Zeit, sie bleibt uns nicht stehen! In heutigen Zeiten soll sein man einfach ein Fleck. Den putzt man weg, wenn nicht erfüllt er den Zweck! Alte und Junge, alle nur Zweck! Kleine und Große, nur Zweck! Gesunde und Kranke, nur für den Zweck! Für den globalen Profit nach westlicher Art und westlichem Wert. Übrig bleibt für die Masse, ob noch Klasse oder Schicht, übrig bleibt nur für sie: Nicht abhängen lassen! Doch abhängen allen verlebten Plunder! Wunder gibt‘s nur im Traum! Nicht abhängen lassen! Aufstehen! Aufstehen!


Stehen ist gut! Im Liegen liebt es sich besser! Doch kämpft es sich schlecht im Liegen! Im Stehen sieht man weiter! Sieht man die Bühne besser! Von vorn rauf! Rauf auf die Bühne! Nicht durch die Hintertür! Auf der Bühne wird das Spiel gespielt! Gespielt wird von oben! Laßt uns das Spiel spielen! Laßt uns von unten die Fragen stellen! Will man uns nicht fragen lassen! Dann stellen wir keinen Fragen mehr! Nehmen uns die Antworten her! Oho! Die machbaren Antworten! Die gibt es! Manche werden sich da wundern! Laßt machen uns Macht! Laßt machen uns Macht für alle! Macht macht mehr Macht! Dann runter von der Bühne! Unten wird unser Spiel Leben! Leben hier! Leben jetzt! Umarmt genug! Verarscht genug! Verlacht genug! Beleidigt genug, genug!! Verhöhnt genug! Belogen, ausgesogen und betrogen! Immer wieder! Es ist genug! Genug! Hier ist die Welt! Jetzt ist die Welt! Die nicht mehr zusammenhält: das Geld! Geld kein Kitt auf Dauer! Der Tod liegt auf der Lauer! Unsere Werte? Nicht westlich, nicht östlich! Nicht aus der Hölle der Waffen! Ich bin der Wert! Du bist der Wert! Wir sind der Wert! Und: Der Himmel! Der blaue Planet! Die Sterne! Laßt uns mit ihnen leben auf Dauer und in Harmonie.

malte kerber


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