Ein Verbrechen braut sich vor unseren Augen zusammen, werden wir es verhindern?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 25. OKTOBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
von Thierry Meyssan – http://www.voltairenet.org
Die israelische Armee bereitet sich vor, in Übereinstimmung mit dem
alten Traum der jüdischen Suprematisten den Gazastreifen ethnisch zu
säubern. In Israel und in den Vereinigten Staaten erheben sich jedoch
viele Bürger gegen dieses Verbrechen. Im Nahen Osten dagegen bereiten
sich viele Freiwillige darauf vor die Bewohner des Gazastreifens zu
retten, indem sie den jüdischen Staat angreifen.
Entgegen der Wahrnehmung, die wir von diesem Konflikt haben, ist die
Unmöglichkeit, ihn seit 76 Jahren zu lösen, nicht auf den bösen Willen
seiner Protagonisten zurückzuführen. Sondern aus der fehlenden Wahl
zwischen zwei Systemen: einer „regelbasierten Weltordnung“ oder eine
Welt “auf der Grundlage des Völkerrechts”.
DIE VORBEREITUNG DES VERBRECHENS
Die Ereignisse in Israel/Palästina überschlagen sich. Jeder sieht, wie
die israelische Armee die ethnische Säuberung des Gazastreifens
vorbereitet und beginnt. Nach UN-Angaben am Freitagabend war bereits ein
Drittel von Gaza-Stadt niedergebrannt, während fast alle Einwohner der
Stadt in den Süden geflohen waren und keine andere Wahl hatten, als auf
den Feldern zu kampieren.
Nachdem der israelische Generalstab einen Krieg zur Aufstandsbekämpfung
nach dem Vorbild der Schlacht von Algier oder der Operation Phoenix in
Vietnam erwogen hat, erwägt er nun, Gaza-Stadt dem Erdboden
gleichzumachen und dann seine Armee zu entsenden, um die Überlebenden zu
eliminieren. Nach Angaben von Tsahal (IDF: Israelische
Verteidigungsstreitkräfte) sollte dieser Plan drei Monate in Anspruch
nehmen.
Der Generalstabschef der Armee, General Herzl Halevi, sagte am 21.
Oktober: “Wir werden den Gazastreifen für eine operative und
professionelle Mission betreten: um Hamas-Aktivisten und Infrastruktur
zu zerstören… Gaza ist komplex und dicht, der Feind bereitet dort viele
Dinge vor, aber wir bereiten uns auch auf ihn vor.”
Am 14. Oktober protestierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegen
die israelische Anordnung zur Evakuierung der Krankenhäuser in Gaza. Sie
wies darauf hin, dass die Verlegung von Kranken in
Intensivstationspflege ihr Todesurteil bedeuten würde [1]. Drei Tage
später wurde das Al-Ahli-Krankenhaus zerstört. Israelis und
Palästinenser geben sich gegenseitig die Schuld an dem Massaker. Darüber
hinaus hat keiner von Israels Verbündeten versucht, den Bewohnern des
Gazastreifens zu helfen, obwohl die USA, Deutschland und Großbritannien
über Feldlazarette, Medikamente und Lebensmittel verfügen, die sie per
Flugzeug auf Gaza abwerfen könnten. Tatsächlich bereiteten sich alle
drei darauf vor, der israelischen Armee zu helfen, anstatt einer
Bevölkerung in Not beizustehen.
Die USA schickten Tsahal Tausende 155-Millimeter-Granaten und eine
unbekannte Anzahl von durchschlagenden JDAM-Bomben (Joint Direct Attack
Munition), die bis 30 oder 40 Meter tief in den Boden eindringen und in
einem Radius von 400 Metern alles zerstören.
ISRAEL GESPALTEN
Seit Monaten haben massive Proteste Benjamin Netanjahus jüdische
suprematistische Verbündete und die Reform der Grundgesetze
angeprangert, welche die Justiz unter die Kontrolle der Exekutive
stellen würde. Nichts half, der “Staatsstreich” fand in diesem Sommer
statt.
Mit “jüdischen Suprematisten” meine ich die Partei Jüdische Kraft (Otzma
Yehudit), die erklärte Erbin der Bewegung der American Jewish Defense
League von Rabbi Meir Kahane. Diese Organisation lehnte jeglichen
Kontakt mit der Sowjetunion ab und auch jetzt mit Russland. Sie rief zur
Ermordung von Neonazis auf und ermordete den Direktor des
amerikanisch-arabischen Antidiskriminierungskomitees. Sie ist explizit
rassistisch und lehnt jede Ehe zwischen Juden und Nichtjuden ab. Seit
2001 wird sie in den USA als terroristische Organisation eingestuft. Sie
wurde heimlich von Yitzhak Shamir aus Mitteln des Staates Israel
finanziert [2].
In einer “göttlichen Überraschung” hat der Angriff des Vereinigten
Palästinensischen Widerstands (mit Ausnahme der Fatah) am 7. Oktober den
jüdischen Suprematisten die Gelegenheit gegeben, ihr oft erklärtes Ziel
zu erreichen: Palästina ethnisch von palästinensischen Arabern zu
säubern, sei es durch die Umsiedlung der Bevölkerung oder deren
Ausrottung.
Angesichts der Aufregung der israelischen Bevölkerung und der Gefahr,
die dem jüdischen Staat droht, hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
wie alle seine Vorgänger in solchen Fällen eine Notstandsregierung
gebildet. Doch während Golda Meir während des Sechstagekriegs ein paar
Stunden brauchte, benötigte er während der Operation Al-Aqsa-Sintflut
sieben Tage. Ein Kriegsrat wurde innerhalb der Regierung gebildet, um
die jüdischen Suprematisten in Schach zu halten.
Aber seit seiner ersten Sitzung war dieses kleine Kabinett Schauplatz
einer Konfrontation zwischen den Befürwortern der Zerstörung des
Gazastreifens und den Befürwortern einer gezielten Operation gegen den
palästinensischen Widerstand. Die meisten Minister haben sich begnügt,
öffentlich nur über Maßnahmen gegen die Hamas zu sprechen, da die
militärische Zensur verbietet, über die Handlungen anderer
palästinensischer Fraktionen zu sprechen. Verteidigungsminister General
Yoav Gallant kritisierte sowohl den Premierminister, den er für
wahnsinnig hält, als auch seinen Vorgänger, General Benny Ganz, den er
für schwach hält. Im Juni hat der Premierminister seinem
Verteidigungsminister verboten, sein Büro im Armeehauptquartier zu
betreten, ein Verbot, das immer noch gilt. Er weigert sich, mit dem
militärischen Chef für die Reparatur der Infrastruktur, General Roni
Numa, zusammenzuarbeiten. Er hat daher einen hochrangigen Beamten
ernannt, um das Gleiche zu tun, Moshe Edri, aber dieser hängt von dem
suprematistischen jüdischen Finanzminister Bezalel Smotrich ab, und die
militärischen und zivilen Beziehungen in diesem Bereich sind weder
organisiert noch geplant. Erinnern wir uns, dass General Numa vor zwei
Wochen die Demonstrationen gegen den Premierminister angeführt hat. Er
hat eine Klage gegen die “Reformen” eingereicht, die er zu Recht als
“Staatsstreich” bezeichnet. Darüber hinaus haben mehrere
Schlüsselministerien (Nationale Sicherheit, Bildung, Information,
Nachrichtendienste und Kultur) immer noch keine Generaldirektoren. Die
militärische Zensur, die diese Unruhen vertuscht, ist derart, dass der
Informationsminister, Distel Atbaryan, mitten im Krieg abdankte.
Vor dem Krieg versicherten die breite Masse der Reservisten, dass sie
keine kriminellen Befehle der antidemokratischen Regierung ihres Landes
befolgen würden. Heute sind sie mobilisiert worden und niemand weiß, was
sie tun werden. Benjamin Netanjahu besuchte einige von ihnen, um sich
ihrer Loyalität zu versichern. Im Moment sind israelische Infanterie und
Kavallerie (Panzer) vor Gaza und vor der libanesischen Grenze
stationiert und warten auf Befehle, die nicht kommen. Dennoch
bombardiert die Luftwaffe Gaza-Stadt in einem noch nie dagewesenen
Tempo. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sie bereits mindestens
ein Drittel des Stadtgebietes in Schutt und Asche gelegt.
Gilad Erdan, der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen,
bemüht sich nach Kräften, alle UN-Organisationen und Mitgliedsstaaten
dazu zu bringen, die Hamas zu verurteilen. Während er in den ersten
Tagen des Krieges gut empfangen wurde, hat er nun zunehmend
Schwierigkeiten, den Standpunkt seines Landes zu Gehör zu bringen.
DER GESPALTENE WIDERSTAND
Während es dem palästinensischen Widerstand in Gaza dank der vom Iran
organisierten Konsultationen im Libanon Anfang des Jahres gelungen ist,
sich wieder zu vereinen, setzt die Fatah-Partei von Präsident Mahmud
Abbas ihre Politik der Zusammenarbeit mit Israel fort. Er kennt keine
Hemmung, allen seinen Gesprächspartnern zu sagen, dass nur er nicht mit
der Muslimbruderschaft (d. h. der Hamas) kollaboriert.
Er hoffte wahrscheinlich, somit der Einzige zu bleiben, mit dem man in
den Augen des Westens sprechen könnte, aber er verlor sofort jede
moralische Autorität bei den Palästinensern im Allgemeinen und besonders
bei jenen des Westjordanlands. Als US-Präsident Joe Biden angesichts
der Proteste in Jordanien den von ihm dort einberufenen Gipfel absagte,
an dem Präsident Abbas teilnehmen sollte, verweigerte dieser, Bidens
Telefon-Anruf anzunehmen. Die Kontroverse, die durch die Zerstörung
eines Krankenhauses in Gaza ausgelöst wurde, hat der Palästinensischen
Autonomiebehörde, die nicht mehr weiß, wie sie sich verhalten soll, die
willkommene Gelegenheit geboten, ihre Fehler zu verschleiern. Sie hatte
gerade ein Mitglied des Zentralkomitees der Fatah, Abbas Zaki,
sanktioniert, das die Operation “Al-Aqsa-Sintflut” gelobt und bedauert
hatte, dass die Fatah nicht daran teilgenommen habe.
Auch die Hamas ist gespalten zwischen Anhängern des Widerstands in Gaza
und Anhängern des politischen Islam im Ausland. Während ihre Kämpfer
erbittert kämpfen, dankte Chalid Maschal, der Vorsitzende des
Politbüros, der libanesischen Hisbollah dafür, dass sie einen Teil der
israelischen Armee an der libanesischen Grenze in Alarmbereitschaft
halte, aber kritisierte sie, nicht genug zu tun. Das Ziel von Maschal
(Israelis zu töten) ist absolut nicht das der Hisbollah (den Staat
Israel zu besiegen) und auch seiner eigenen Hamas-Kämpfer.
DIE USA SIND GESPALTEN
US-Präsident Joe Biden besuchte Israel, um dem Land seine Unterstützung
zuzusichern. Er traf sich nicht mit den jüdischen Suprematisten, sondern
nahm an einem Kriegsrat teil. Er sagte, er sei sich bewusst, dass die
Israelis der Hamas ein Ende setzen müssten. Er versicherte seinen
Gesprächspartnern, dass er sie mit 155-Minuten-Granaten und
durchschlagenden Bomben versorgen würde… aber bat sie, Mäßigung zu üben.
Seine zweideutigen Worte wurden von den Befürwortern ethnischer
Säuberungen als Freifahrtschein interpretiert, von anderen jedoch als
Befehl zur Zurückhaltung.
In den Vereinigten Staaten demonstrierten jüdische Pazifisten vor dem
Kongress. Die Polizei des Kapitol, die sich an den Sturm der
Trump-Anhänger erinnerte, ging hart gegen sie vor. 500 von ihnen wurden
verhaftet und könnten vor Gericht gestellt werden.
Ein hochrangiger Beamter des US-Außenministeriums, Josh Paul,
beschuldigte die Biden-Regierung, keine Politik zu verfolgen und
letztlich eine sich anbahnende ethnische Säuberung zu vertuschen, und
trat mit einem Paukenschlag am 18. Oktober zurück. Nach einer
herausragenden Karriere im Büro von Verteidigungsminister Robert Gates
und im Kongress war er elf Jahre lang Direktor des Büros für politische
und militärische Angelegenheiten. Er war derjenige, der alle
Waffenlieferungen genehmigte.
In gleicher Weise versammelten sich 441 Kongressmitarbeiter in einem
Gebäude neben dem Kapitol, um die Gewissenlosigkeit der Biden-Regierung
und der Mitglieder beider Kammern anzuprangern. Wenn Josh Paul auch ein
der J Street, der pro-israelischen Anti-Netanjahu-Lobby nahestehender
Jude ist, dann kommen diese Rebellen sowohl aus der jüdischen als auch
aus der muslimischen Minderheit. Sie bestreiten nicht den Kampf gegen
die politischen Islamisten der Hamas, sie warnen vor der Begehung von
Völkermord. Sie alle sind sich bewusst, dass ihre Haltung sie der
Entlassung aussetzt.
Beamte des US-Außenministeriums haben unabhängig von ihrem Rang in der
Hierarchie die Möglichkeit, ihre Meinungsverschiedenheiten in einem
speziellen Forum zum Ausdruck zu bringen. Dabei handelt es sich meist um
eine Kritik an den Missbräuchen eines Abteilungsleiters. Doch nun
tauschen sich die Beamten über den moralischen Bankrott der
Biden-Regierung aus, die den Rat ihrer Experten ignoriert. Die
bösartigsten E-Mails wurden von vielen Bürokollegen unterschrieben, so
dass dieses Forum Anlass zu einer Meuterei gab [3].
Mitch McConnell, republikanischer Minderheitsführer im Senat, reichte
einen Resolutionsentwurf ein, um die von Präsident Joe Biden geforderte
Nothilfe für Israel in Höhe von 14,3 Milliarden US-Dollar zu verbieten.
Tim Scott (Republikaner, South Carolina), Präsidentschaftskandidat,
kündigte an, dass er sich weigern werde, für Israel zu stimmen. Er ist
der republikanische Vorsitzende des Senatsausschusses für Banken,
Wohnungsbau und städtische Angelegenheiten.
US-VASALLEN IN ABWARTENDER HALTUNG
Die Vasallen der Vereinigten Staaten halten blindlings an ihrer
Ausrichtung auf die Positionen Washingtons fest. Eine Sitzung des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen hinter verschlossenen Türen wurde
zu dem Theater einer stupiden Opposition zwischen der Ständigen
Vertreterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, und ihrem russischen
Amtskollegen Wassili Nebenzia. Während die beiden Länder viele Krisen im
Nahen Osten einvernehmlich gelöst haben, haben die aktuellen Spannungen
zwischen ihnen Washington dazu veranlasst, sein Veto einzulegen.
Im Mittelpunkt der Sitzung stand ein russischer Vorschlag für einen
sofortigen humanitären Waffenstillstand. Die Botschafterin warf Russland
vor, die Hamas zu schützen, weil sein Resolutionsentwurf die Hamas
nicht verurteile. Grundsätzlich dürfen jedoch alle humanitären Aktionen
seit Henry Dunant und der Gründung des Internationalen Roten Kreuzes in
dem Konflikt, in den sie eingreifen, nicht Partei ergreifen. Unabhängig
davon, ob man von den Hamas-Kommandos oder von der israelischen
Luftwaffe schockiert ist, sollte man keine von ihnen verurteilen oder
gar ihre Taten verurteilen, sondern nur den Opfern zu Hilfe kommen.
Washington, das eine einäugige moralische und keine humanitäre oder
politische Haltung einnimmt, verurteilt jedoch massenhaft. Und es
bezeichnet nicht die barbarischen Handlungen, sondern manche Individuen,
die solche begehen.
Während der Sitzung äußerten sich Frankreich, Japan und das Vereinigte
Königreich in ähnlicher Weise wie ihr Oberherr. Frankreich hat zum
ersten Mal seit 1976 von seinem UN-Veto Gebrauch gemacht und einen
Blankoscheck für einen Völkermord ausgestellt. Da das Treffen hinter
verschlossenen Türen stattfand, veröffentlichen die Vereinten Nationen
weder ein Wortprotokoll noch Berichte, aber Botschafter Nicolas de
Rivière hat dies bestätigt, während die Tageszeitung Le Monde es
dementiert hat.
Dieselbe Haltung vertrat auch der französische Justizminister Éric
Dupont-Moretti. Er betonte vor der Nationalversammlung, dass die
Unterstützung der muslimischen Suprematisten der Hamas gleichbedeutend
mit der Unterstützung der von ihr begangenen Terrorakte sei und dass
dies zu 5 Jahren Gefängnis führe. Das stimmt, aber die Unterstützung der
jüdischen Suprematisten, die begonnen haben Gaza-Stadt zu zerstören,
ist genau das gleiche Vergehen. Ursprünglich hatte Frankreich
pro-palästinensische Demonstrationen verboten, bis der Staatsrat diese
Bestimmung aufhob, die gegen das verfassungsmäßige Recht auf
Meinungsäußerung verstößt.
Auf einer zweiten Sitzung des Sicherheitsrats wurde ein identischer
Resolutionsentwurf Brasiliens abgelehnt. Der Entwurf wiederholte
ausdrücklich die offizielle Version, dass der Anschlag vom 7. Oktober
allein von der Hamas verübt worden sei, und verurteilte die
Organisation. Diesmal waren es Großbritannien und Russland, die ihn
anprangerten. Am Ende wurde kein Text angenommen.
Gleichzeitig gelang es Katar, die Freilassung von zwei
amerikanisch-israelischen Hamas-Gefangenen zu erwirken, im Austausch für
die Durchfahrt von 20 Lastwagen voller humanitärer Hilfe, von 7
Tanklastwagen mit Treibstoff und für andere nicht genannte
Verpflichtungen. Vor dem Krieg waren es mindestens 100 Lastwagen pro
Tag. Die Frage des Gefangenenaustauschs wird immer komplexer: Seit
Beginn des Krieges haben israelische Sicherheitskräfte weitere 1070
Palästinenser festgenommen und in Hochsicherheitsgefängnissen
inhaftiert.
Abu Ubaida, der Sprecher der Izz el-Deen al-Qassam-Brigaden, sagte, die
Hamas habe erwogen, zwei weitere Gefangene freizulassen, aber Israel
hatte seinen Vorschlag nicht umgesetzt.
Der britische Premierminister Rishi Sunak besuchte Israel nach dem
US-Präsidenten. In ähnlicher Weise hat er Israels Reaktion auf die Hamas
unterstützt. Die Verteidigung des Vereinigten Königreichs und Israels
ist an einen Vertrag gebunden, der vor zwei Jahren unterzeichnet wurde
und dessen Bedingungen nie veröffentlicht wurden. In London gingen 100
000 Bürger auf die Straße, um ihre Regierung davon abzubringen, das
geplante Verbrechen zu unterstützen. Um ihnen zu antworten, organisierte
der Jewish Leadership Council eine Versammlung von einigen tausend
Menschen am Trafalgar Square.
Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni pilgerte nach
Tel Aviv. Der zypriotische Präsident Nikos Christodoulídis, der
französische Präsident Emmanuel Macron und der niederländische
Interims-Premierminister Mark Rutte werden bald erwartet.
Bei der Feier seiner Sonntagsmesse sagte Papst Franziskus: “Der Krieg,
jeder Krieg in der Welt – ich denke auch an die geplagte Ukraine – ist
eine Niederlage. Krieg ist immer eine Niederlage; er ist eine Zerstörung
der menschlichen Brüderlichkeit. Brüder, hört auf! Hört auf!”.
DER NAHE OSTEN WILL DIE PALÄSTINENSER RETTEN
Auf Initiative von Präsident Abdel Fatah al-Sisi fand in Kairo eine
internationale Friedenskonferenz statt. Anwesend waren
UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Ratspräsident Charles Michel und
der Hohe Vertreter der EU Josep Borrell, Jordaniens König Abdullah II.,
und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas,
der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohamed bin Zayed,
König von Bahrain, Hamad bin Issa al-Khalifa, Kronprinz von Kuwait,
Scheich Meshal al-Ahmad al-Sabah, der irakische Premierminister,
Mohammad Chia el-Sudani, der zyprische Präsident Nikos Christodoulides,
die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der spanische
Regierungschef Pedro Sánchez, der britische Premierminister Rishi Sunak,
der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Insgesamt waren
dreißig Staaten vertreten. Doch weder die USA, noch China, Russland und
vor allem nicht Israel nahmen an dem Gipfel teil. Der Emir von Katar,
Tamim bin Hamad Al Thani, kam mit dem Heiligenschein seiner Freilassung
der “US-Geiseln”, hielt aber angesichts der Anti-Hamas-Position des
Westens keine Rede.
Der algerische Präsident Abdelmadschid Tebbun hatte die Einladung
abgelehnt. Algerien hatte im Oktober 2022 eine Konferenz für die Einheit
des palästinensischen Volkes organisiert. Es änderte die Resolution der
Arabischen Liga dahingehend, dass sie sich von der „Doppelmoral“
distanziere, die keine Hierarchie zwischen den Rechten der Palästinenser
und den Verstößen Israels dagegen aufstellten.
António Guterres sagte, dass der Angriff vom 7. Oktober “niemals eine
kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes rechtfertigen kann”.
Mahmoud Abbas erklärte seinerseits: “Wir werden nicht gehen, wir werden in unserem Land bleiben”.
Ägypten hält an der Position der Arabischen Liga von 1969 fest: Die
Aufnahme neuer palästinensischer Flüchtlinge würde bedeuten, sich an der
ethnischen Säuberung ihrer historischen Heimat mitschuldig zu machen.
Eine intellektuell richtige Position, die jedoch die Angst vor einer
palästinensischen Invasion, wie sie der Libanon und Jordanien erlebt
hatten, nur schlecht verdeckt. Damals hatten die Palästinenser versucht,
mit Waffengewalt die Macht in Beirut (Libanonkrieg) und später in Amman
(Schwarzer September) zu übernehmen und in Ermangelung von Alternativen
dort den Staat Palästina zu errichten.
Letztendlich war der Gipfel nutzlos: Jeder beharrte auf seinen
Positionen. Auf der einen Seite standen diejenigen, die die Hamas
verurteilen wollten, auf der anderen Seite diejenigen, die den
palästinensischen Widerstand unterstützen wollten, in dem die Hamas die
wichtigste Komponente ist.
Im Nahen Osten sammeln viele Gruppen Freiwillige, um Palästinenser zu
retten und Israel anzugreifen. Die iranischen Revolutionsgarden
versuchen einen gemeinsamen Generalstab aufzubauen, der palästinensische
Kämpfer der Hamas, der PFLP und des Islamischen Dschihad, libanesische
Kämpfer der Hisbollah, der SSNP und der Jamaa Islamiya sowie Jordanier
und Iraker vereinen soll.
WARUM GELINGT ES UNS NICHT, DIESEN KONFLIKT ZU LÖSEN?
Die in allen Lagern weit verbreitete Spaltung macht eine
Entscheidungsfindung unmöglich. Obwohl es unwahrscheinlich erscheint,
dass Israel seine Armee in den Dienst des völkermörderischen Projekts
seiner jüdischen Suprematisten stellt, ist die Zeit kein Verbündeter des
Friedens. Während jede Seite versucht, ihre Position zu festigen,
regnet es weiterhin Bomben auf Gaza und Waffen kommen weiterhin in
Israel an. Es gibt schon 1300 tote Israelis und 4137 Palästinenser.
Die Unmöglichkeit, den israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen,
liegt nicht an der israelischen Böswilligkeit. In Wirklichkeit sind wir
alle Komplizen: Sie zeigt die Dummheit der “regelbasierten Welt”, die
der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister
Winston Churchill 1942-45 zu schaffen versuchten und die wir nach der
Auflösung der UdSSR akzeptiert haben. Diese Welt funktioniert auf der
Grundlage der von den Angelsachsen erlassenen, heute durch die G7
öffentlich bekannt gemachten Regeln. Dagegen forderte der
Generalsekretär der KPdSU, Josef Stalin, und der Chef der französischen
Exilregierung, Charles De Gaulle, eine “Welt auf der Grundlage des
Völkerrechts”. In diesem sind die Staaten souverän und müssen sich nur
an die von ihnen unterzeichneten Verträge halten. Auf dieser Grundlage
wurden nämlich die Vereinten Nationen gegründet. Es liegt an uns, zum
Gründungstext, der Charta von San Francisco, zurückzukehren. Auf den
aktuellen Konflikt angewandt, bedeutet dies zunächst, dass Israel seine
eigene Unterschrift unter seinem Beitrittsschreiben zur UNO und die
Palästinensische Autonomiebehörde ihre Unterschrift unter den Osloer
Verträgen respektieren.
Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
https://www.voltairenet.org/article219897.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen