Donnerstag, 14. April 2022

ZEITNAHES aus Literatur&Wissenschaft - H.P.

 

ZEITNAHES


Aus Literatur&Wissenschaft


1. Folge


Werner Mittenzwei:

Das Leben des

Bertolt Brecht

oder Der Umgang mit den Welträtseln“, Bd. 2,

Aufbau-Verlag Berlin 1986


USA-Politik


S. 192/193:

Nach dem Kriege wurde das Zurückdrängen des sowjetischen Einflusses zum „A-I-Prioritätsjob“ der USA-Politik. Diese Losung, die der Unterstaatssekretär im Kriegsministerium John J. McCloy bereits im November 1945 ausgab, in der Öffentlichkeit durchzusetzen stellte sich keineswegs als einfach heraus. Noch standen die Menschen in den USA unter dem Eindruck der enormen Opfer, die die Sowjetvölker im Kampf gegen den Hitlerfaschismus gebracht hatten. Um das Ruder herumzureißen, machte sich eine massive politische Beeinflussung nötig. Die Politiker sprachen jetzt davon, daß das amerikanische Volk „zusammenhalten“ müsse, um das „langwierige Tauziehen“ mit dem Kommunismus durchzustehen. Alles ziele darauf ab, die amerikanische Öffentlichkeit umzupolen. Der Antikommunismus wurde jetzt zu einem mächtigen Faktor der Innen- wie der Außenpolitik.


Was sich dann in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre in den USA abspielte, bewies sehr deutlich, daß die Angst vor dem Kommunismus in diesem Land noch immer eine Formel war , die sich jederzeit beschwören ließ und die Folgen zeitigte. Das amerikanische Wertesystem basierte auf der ungebrochenen Vorstellung von Privatinitiative und freiem Unternehmertum. Selbst die große Wirtschaftskrise hatte das Vertrauen des amerikanischen Bürgers in diese Grundsätze, die wie ein Naturgesetz verstanden wurden, nicht wesentlich ins Wanken gebracht. Jeder Gedanke, der außerhalb dieses Wertesystems lag, war stets als unamerikanische Haltung betrachtet worden. Die mehr als hundertjährige europäische Denkkultur, die auf den Ideen des wisschenschaftlichen Sozialismus, eines Lebens ohne ökonomische Ausbeutung beruhte, war letztlich auf die amerikanische Öffentlichkeit ohne tiefgreifenden Eindruck geblieben.“


S. 299/300


Hatten die kapitalistischen Siegermächte Westdeutschland zuerst die Rolle eines Exporteurs von Kohle, Holz und Schrott zugedacht, so änderte sich das, als die USA darangingen, in Europa einen Stoßkeil gegen die Sowjetunion und die sozialistische Bewegung zu bilden. Fortan wurde Westdeutschland von den USA so gehätschelt, daß es sich als Konfrontationszone gegenüber den Ländern östlich der Elbe bereit fand.“


S. 302


So wurde Europa zu einem Probierfeld amerikanischer Stärke präpariert.“

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