Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/04/29/ukrainekrieg-eskaliert-russland-droht-mit-blitzartigen-vergeltungsschlaegen-gegen-nato/
Ukrainekrieg
eskaliert: Russland droht mit „blitzartigen“ Vergeltungsschlägen
gegen Nato
VERÖFFENTLICHT
VON LZ ⋅ 29. APRIL 2022
von Andre Damon –
http://www.wsws.org
Nachdem
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin diese Woche erklärt hatte, die
USA wollten Russland „schwächen“ und würden bereits einen
„Kampf“ gegen das Land führen, sprach der russische Präsident
Wladimir Putin seine bisher offenste Drohung aus, mit
Vergeltungsschlägen gegen die Nato auf deren Beteiligung im
Ukrainekrieg zu reagieren.
Putin erklärte am Mittwoch vor
Duma-Abgeordneten: „Wenn sich jemand dafür entscheidet, sich von
außen in die derzeitigen Ereignisse einzumischen und inakzeptable
strategische Bedrohungen für uns schafft, dann sollte er wissen,
dass unsere Reaktion auf diese drohenden Schläge schnell,
blitzartig, sein wird.“
„Wir haben alle notwendigen
Werkzeuge dafür – Werkzeuge, mit denen niemand prahlen kann. Und
wir werden nicht prahlen. Wir werden sie benutzen, wenn nötig. Und
ich möchte, dass das alle wissen. Wir haben bereits alle
Entscheidungen in dieser Hinsicht getroffen.“
Am gleichen
Tag erklärten russische Regierungsvertreter, eine große
Waffenlieferung von Nato-Mitgliedsstaaten an die Ukraine sei durch
einen Raketenangriff im Zentrum der Ukraine zerstört worden.
Einen
Tag zuvor hatte der russische Außenminister Sergei Lawrow gewarnt,
die russischen Streitkräfte würden Nato-Waffenlieferungen in der
Ukraine als „legitime Ziele“ betrachten.
„Lagerhäuser,
auch im Westen der Ukraine, sind mehr als einmal zu derartigen Zielen
geworden. Wie sollte es sonst sein? Die Nato führt faktisch einen
Stellvertreterkrieg gegen Russland und bewaffnet diesen
Stellvertreter. Krieg heißt Krieg.“
Am Mittwoch stellte
Russland als Reaktion auf die verheerenden Sanktionen der USA und der
Europäischen Union die Erdgaslieferungen an Polen und Bulgarien ein.
Der Kreml droht außerdem, die Lieferungen an andere Nato-Mitglieder
wie Deutschland einzustellen, das in hohem Maße von russischem
Erdgas abhängig ist.
Am Mittwoch wurden außerdem Brände in
Waffenlagern auf russischem Staatsgebiet gemeldet. Am gleichen Tag
erwähnte US-Außenminister Antony Blinken in einer Rede vor dem
Senat die Möglichkeit, dass die Ukrainer „den Kampf über ihre
Grenzen ausdehnen sollten“, womit er offenkundig Angriffe auf
russisches Staatsgebiet meinte.
Das russische Militär
erklärte, Angriffe im Inneren Russlands würden Vergeltungsschläge
auf „Entscheidungszentren in Kiew“ nach sich ziehen. Das
Verteidigungsministerium erklärte, Angriffe auf Russland würden
„sofort zu einer angemessenen Reaktion führen… Wie wir gewarnt
haben, stehen die russischen Streitkräfte in 24-stündiger
Bereitschaft, um mit Angriffen durch Langstrecken-Präzisionswaffen
auf die Entscheidungszentren in Kiew zu reagieren.“
Auch aus
der Republik Moldau wurden Explosionen gemeldet. Die Financial Times
schrieb: „Die mysteriösen Explosionen beim Ministerium für
Staatssicherheit, einem Funkmasten und einer Militäreinheit
ereigneten sich wenige Tage nachdem ein russischer Befehlshaber
behauptete, in Moldau würden russischsprachige Menschen unterdrückt
werden.“
Derweil dringen russische Streitkräfte tiefer in
die Ostukraine vor und haben mehrere Dörfer eingenommen. Nachdem
sich das russische Militär aus den Vororten der Hauptstadt Kiew
zurückgezogen hat, konzentriert es seinen Vormarsch auf den Süden
und Osten des Landes.
Die Reporter David E. Sanger und Steven
Erlanger von der New York Times schrieben in einem Artikel über die
Ausweitung des Krieges mit dem Titel „Die Befürchtung wächst,
dass sich der Ukrainekrieg über die Landesgrenzen
ausdehnt“:
Präsident
Biden und die westlichen Verbündeten haben seit neun Wochen betont,
dass der Krieg um die Ukraine auf die Ukraine begrenzt bleiben
muss.
Jetzt wird in Washington und den europäischen
Hauptstädten befürchtet, dass sich der Konflikt bald auf
Nachbarstaaten, den Cyberspace und die Nato-Staaten ausweiten könnte,
denen Russland plötzlich den Gashahn abdreht. Langfristig könnte
eine solche Ausweitung zu einem direkteren Konflikt zwischen
Washington und Moskau führen…
Weiter
heißt es:
Seth
G. Jones, der Leiter des Europäischen Sicherheitsprogramms des
Center for Strategic and International Studies in Washington,
erklärte am Mittwoch: „Die Gefahr einer Ausweitung des Krieges ist
jetzt sehr groß.“
Jones erklärte: „Die Zahl der
russischen Todesopfer steigt, und die USA sind entschlossen, stärkere
Waffen zu schicken, die für diese Opfer verantwortlich sind. Früher
oder später wird der russische Militärgeheimdienst beginnen, diese
Waffenlieferungen schon an den Grenzen der Nato-Staaten
anzugreifen.
Sanger
und Erlanger warnen, Russland habe „noch nie… Lieferketten auf
Nato-Staatsgebiet angegriffen. Doch jetzt mehren sich die Anzeichen,
dass diese Zurückhaltung bröckelt.“
In den US-Medien wird
derweil immer offener und unverhohlener ein Atomkrieg gefordert. Seth
Cropsey, ein Unterstaatssekretär der Marine, veröffentlichte am
Mittwoch eine Kolumne im Wall Street Journal mit dem Titel „Die USA
sollten zeigen, dass sie einen Atomkrieg gewinnen können.“
Er
schrieb: „Tatsache ist, wenn sich die USA nicht darauf vorbereiten,
einen Atomkrieg zu gewinnen, riskieren sie eine Niederlage. Robert C.
O’Brien, ein ehemaliger nationaler Sicherheitsberater des Weißen
Hauses, hat eine Reihe von konventionellen Reaktionen vorgeschlagen,
die zwar notwendig, aber nicht ausreichend sind.“
Cropsey
kommt zu dem Schluss: „Der Schlüssel ist die Fähigkeit, den Krieg
zu gewinnen. Wenn man Überwasserschiffe mit taktischen Atomwaffen
ausrüstet und gleichzeitig ein Atomraketen-U-Boot angreift und damit
Russlands Zweitschlagfähigkeit schwächt, würden die USA Russlands
Fähigkeit zur Führung eines Atomkriegs beeinträchtigen.“
Weiter
erklärt er:
„Russlands Zweitschlagfähigkeit zu gefährden,
würde die militärischen Risiken spürbar erhöhen. Putin könnte
sein Atomarsenal nicht mehr ungestraft einsetzen, sondern müsste
damit rechnen, dass die Nato den Kreml enthaupten könnte — auch
wenn sie dabei Opfer erleiden würde.“
Der
Stellvertreterkrieg in der Ukraine entpuppt sich immer offener als
Krieg zwischen Russland und der Nato und droht, sich auf den ganzen
europäischen Kontinent auszuweiten. Die USA haben systematisch jede
Aussicht auf eine friedliche Lösung des Krieges sabotiert und tun
alles in ihrer Macht stehende, um Öl ins Feuer zu gießen und den
Konflikt am Leben zu erhalten.
Die USA verfolgen in diesem
Krieg immer offener Ziele, die unweigerlich zur Ausweitung des
Konflikts führen werden. Von der Fiktion, die USA und die Nato
würden keinen Krieg gegen Russland führen, ist nichts mehr übrig.
Der amerikanische Imperialismus riskiert einen Atomkrieg, um in
Russland einen Regimewechsel herbeizuführen, das Land zu zerteilen
und seine immensen Rohstoffvorkommen
auszuplündern.
https://www.wsws.org/de/articles/2022/04/28/vrgt-a28.html
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