Entnommen: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28041
Der
Kampf um Eurasien
Mit
ukrainischen Faschisten zur Herrschaft über die Weltinsel
Von
Wolfgang Effenberger
Die Frage, wer einen Konflikt
herbeigeführt hat, begleitet uns vom Sandkasten bis ins Altersheim.
Dabei ist, wie schon Machiavelli wusste, nicht unbedingt derjenige
der Aggressor, der zuerst zu den Waffen greift; schuld ist für ihn
vielmehr derjenige, der den anderen dazu nötigt. Um den Konflikt
zwischen der Ukraine und Russland zu verstehen, muss also
notgedrungen der Gesamtkomplex und damit die von der amerikanischen
Geopolitik geprägte europäische Nachkriegsgeschichte in den Blick
genommen werden. Am Nachmittag des 11. Februar 1946 wurden dem
Feldmarschall der früheren deutschen Wehrmacht, Friedrich Paulus,
vom Hauptanklagevertreter der USSR, General Rudenko, Fragen zu einem
Befehl des Wehrmachtführungsstabs gestellt, der Richtlinien für die
Unterwühlungstätigkeit auf dem Sowjetgebiet nach dem Überfall
Deutschlands auf Russland enthielt.
„In diesem Befehl wurde
darauf hingewiesen“, so Paulus, „daß zur Unterstützung eines
blitzartigen Schlages gegen die Sowjetunion Abw. II (1) ihre
Unterwühlarbeit gegen Rußland mit Hilfe eines V-Mann-Netzes auf die
Entfachung des Nationalhasses zwischen den Völkern der S.U. zu
steuern habe.“ Paulus gab an, dass er dazu mit den im Dienste der
deutschen Abwehr stehenden ukrainischen Nationalisten Kontakt
aufgenommen habe: „Ich hatte unter anderem persönlich den
Anführern der ukrainischen Nationalisten – [Andrij, W.E.] Melnyk
(Deckname, ›Konsul I‹) und Bandera [Deckname, ›Konsul II‹,
W.E.] – die Weisung gegeben, sogleich nach dem Überfall
Deutschlands auf Russland provokatorische Putsche in der Ukraine zu
organisieren mit dem Ziele, die Sowjettruppen in ihrem unmittelbaren
Hinterlande zu schwächen, sowie auch die internationale öffentliche
Meinung im Sinne einer sich angeblich vollziehenden Zersetzung des
sowjetischen Hinterlandes zu beeinflussen.“ (2)
Diese
Weisung der nationalistischen Führung zu Kriegsbeginn gegen die
Sowjetunion klingt heute bedenklich aktuell. Doch es gibt einen
Unterschied: Hat 1941 der Offizier Andrij Melnyk (1890–1964)
Befehle der deutschen NS-Machthaber entgegengenommen, treibt heute
der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk (1975-) die rot-grüne
deutsche Polit-Elite samt Bundespräsident Steinmeier vor sich her.
Es scheint ihm zu gelingen, Deutschland in einen dritten Krieg gegen
Russland zu verwickeln.
Botschafter Melnyk ist ebenso wie sein
Namensvetter in Lemberg/Lwiw, der nur 70 Kilometer von der polnischen
Grenze entfernten Hauptstadt Ostgaliziens, geboren. Zu Ehren des
Offiziers und Nationalisten Melnyk ließ der Vater des Botschafters
seinen Sohn auf den Namen Andrij taufen (3) – oder spielten auch
verwandtschaftliche Beziehungen eine Rolle?
Offizier
Melnyk kämpfte im Ersten Weltkrieg auf der Seite Österreich-Ungarns,
geriet 1916 in russische Gefangenschaft und wurde zwischen 1924 und
1928 von der polnischen Regierung wegen terroristischer Aktivitäten
inhaftiert.
Polen war es im März 1919 unter Ausnutzung des
russisch/sowjetischen Bürgerkriegs gelungen, mit unterstützenden
ausländischen militärischen Verbänden bis nach Kiew vorzustoßen
und weite Teile der Ukraine und Weißrusslands zu erobern. Dieser
Übergriff wird im polnischen „Narrativ“ gern ausgeblendet -
gehalten hat sich nur der Mythos vom "Wunder an der Weichsel":
Mitte August 1920 stand der sowjetische Reitergeneral Michail
Tuchatschewski, der mit seiner Armee die polnischen Eindringlinge
zurückgeworfen hatte, vor den Toren Warschaus. Mit Unterstützung
Frankreichs führte Marschall Jósef Pilsudski nun den Gegenangriff
und konnte die sowjetischen Kräfte bis weit in die Ukraine
zurückdrängen. Der anschließend in Riga (18.3.1921) erzwungene
Friedensschluss (die Sowjets waren durch die Konterrevolution
geschwächt) verlegte die am 8. 12. 1919 festgelegte
polnisch-russische Grenze ("Curzon-Linie") um ca. 250 km
nach Osten. (4) Die Bevölkerung zwischen der alten und der neuen
polnisch-russischen Ostgrenze umfasste etwa 6 Millionen Ukrainer und
Weißrussen, etwa 1,4 Millionen Juden und nur etwa 1,5 Millionen
Polen. (5) Das eroberte Gebiet ging als „Ostpolen“ in die
Geschichtsbücher ein. (6) In diesen von Polen besetzten Gebieten
wurde aufkeimender Widerstand mit harter Hand niedergehalten.
Anfang
1929 wurde in Wien der 1. Kongress ukrainischer Nationalisten
abgehalten und die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN)
gegründet. Die Mitglieder mussten sich den Zehn Geboten des
ukrainischen Nationalisten – dem so genannte „Dekalog“ –
unterwerfen (7)
Du wirst den ukrainischen Staat erkämpfen oder im
Kampf für ihn sterben.
Du wirst niemandem erlauben, den Ruhm und
die Ehre deiner Nation anzuschwärzen.
Erinnere an die großen
Tage unserer Befreiungskämpfe.
Sei stolz darauf, dass du der Erbe
des Kampfes für den Ruhm des Trysub von Wolodymyr bist.
Räche
dich für den Tod der großen Ritter.
Sprich nicht über die Sache
mit wem es möglich ist, aber mit wem es notwendig ist.
Du sollst
nicht zögern, die allergefährlichste Tat zu begehen, wenn die Sache
dies verlangt.
Begegne den Feinden Deiner Nation mit Hass und
rücksichtslosem Kampf.
Weder Bitten, noch Drohungen, noch Folter
noch Tod werden Dich zwingen, Geheimnisse zu verraten.
Du wirst
dich bemühen, die Macht, den Reichtum und den Ruhm des Ukrainischen
Staates zu erweitern.
Noch im gleichen Jahr wurde der bewaffnete
Kampf gegen die polnischen Okkupanten aufgenommen. Dabei genossen die
Aufständischen die Unterstützung der deutschen Reichswehr und
Litauens. (8) Im Herbst 1930 kam es zu massivem militärischen
Eingreifen des polnischen Staates. (9) Dies führte zu einer weiteren
Verhärtung der Positionen, so dass die OUN Zulauf von jungen
Ukrainern erhielt. 1938 wurde Melnyk von einem Flügel der OUN zum
Führer gewählt, welcher die den Faschismus von Benito Mussolini
bewunderte, den Nationalsozialismus jedoch verurteilte. Stepan
Bandera, 1909 in Galizien geboren, stieg unter Melnyk in der
Hierarchie der OUN schnell auf und gehörte bereits Anfang der
1930er-Jahre zu deren Führungskader. 1934 wurde Bandera in Polen
zunächst zum Tod verurteilt (später in lebenslange Haftstrafe
umgewandelt), weil man ihm eine Beteiligung an der Ermordung des
polnischen Innenministers Bronislaw Pieracki vorwarf. Mit der
Besetzung „Ostpolens“ im September 1939 durch die Sowjetunion kam
Bandera wieder frei.
Der nicht von Polen besetzte Teil der
Ukraine gehörte zum Einflussbereich der Sowjetunion. Die von Stalin
Anfang der 30er Jahre angeordnete Kollektivierung führte durch ihren
rücksichtslosen Krieg gegen die Bauern fahrlässig eine Hungersnot
herbei. Millionen starben. (10) Da Stalin aber überzeugt war, dass
der ukrainische Nationalismus Schuld an der unzureichenden
Getreideversorgung war, wurden umfassende Säuberungen gegen die
ukrainischen Nationalkommunisten und die nationale ukrainische
Intelligenz vorgenommen.
So wundert es nicht, dass ukrainische
Nationalisten die Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischen
Deutschland suchten. Bereits vor dem Krieg Deutschlands gegen die
Sowjetunion 1941 wurden im (deutschen) „Generalgouvernement“ –
so hießen nun die vom Dritten Reich besetzten polnischen Gebiete –
aus den Reihen der OUN unter deutscher Aufsicht Kampfverbände wie
die Legion Ukrainischer Nationalisten gebildet. Aufgrund von
Differenzen zwischen dem NS-nahen Bandera und dem national
eingestellten Anführer der OUN, Andrij Melnyk, kam es 1940
schließlich zur Spaltung in eine konservative OUN-M(elnyk) unter der
Führung von Andrij Melnyk und eine revolutionäre und radikal
antisemitische OUN-B(andera) unter der Leitung Banderas. Die von
Bandera aufgestellten Milizen übernahmen nach dem Einmarsch der
deutschen Wehrmacht in Lwiw (Lemberg) am 30. Juni 1941 teilweise die
Polizeigewalt und beteiligten sich maßgeblich an Pogromen gegen die
jüdische Zivilbevölkerung.
Mitte Oktober 1942 wurde als
militärischer Flügel der OUN die Ukrainische Aufständischen-Armee
(UPA) gegründet. Sie war vorwiegend in der Westukraine aktiv. Anfang
1943 wurde begonnen, die SS-Freiwilligen-Division "Galizien"
aufzustellen. (11)
Nach Kriegsende ließen sich etwa 40.000
UPA-Angehörige (12) im Gebiet der Karpaten von der Roten Armee
überrollen und begannen nach 1945 in der Westukraine einen blutigen
Guerillakrieg, dem nach Einschätzung der CIA bis 1951 etwa 35.000
Menschen zum Opfer fielen. (13) Die terroristischen Operationen
richteten sich nicht nur gegen Polizeikräfte und kommunistische
Parteifunktionäre, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung,
darunter vor allem die überlebenden Juden. (14) Der Guerillakrieg
wurde ab 1949 von der CIA unterstützt, die bis 1953 sogar
Exilukrainer per Fallschirm in der Ukraine absetzte. An diesen
Operationen beteiligte sich auch der britische Secret Intelligence
Service (SIS). Gegen diese von den USA und Großbritannien gelenkten
Operationen meldete die Sowjetunion 1957 vor der UNO formell
Protest an. (15)
Nachdem einer der profiliertesten Außen- und
Sicherheitspolitiker, der aus polnischem Adel stammende Zibigniew
Brzezinski (16) 1977 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy
Carter geworden war, stockten die USA die Gelder für die
antisowjetische ukrainische Propaganda weiter auf. Neben Literatur
und Radiosendungen wurden nun auch Videokassetten hergestellt.
Unter
Präsident Reagan wurde die Strategie, die Sowjetunion durch das
Schüren der Nationalitätenfrage zu destabilisieren, weiter
zugespitzt. Am 2. September 1982 legte Reagan in der
Präsidentendirektive NSDD54 fest, den sowjetischen Einfluss auf die
Region zu lockern und dadurch ihre letztliche Wiedereingliederung in
die europäische Staatengemeinschaft zu erleichtern.
Vorrangiges
Ziel der USA war es, die sowjetische Kontrolle in der Region
insgesamt zu schwächen. (17) Die CIA produzierte Material, das sich
an verschiedene ethnische Gruppen in der Sowjetunion richtete und
separatistisch-nationalistische Tendenzen schürte. Im Jahr 1983
empfing US-Präsident Ronald Reagan sogar den Stellvertreter von
Bandera, den OUN-B-Führer und Kriegsverbrecher Jaroslaw Stezko im
Weißen Haus und versicherte ihm: „Ihr Kampf ist unser Kampf. Ihr
Traum ist unser Traum.“ (18)
Erst mit dem Zerfall der
Sowjetunion 1991 konnte durch eine heterogen zusammengesetzte
Koalition zivilgesellschaftlicher Kräfte Eigenstaatlichkeit und
Demokratisierung in der Ukraine verwirklicht werden. Die
US-Administration unter Bush (sen.) erkannte die geopolitische
Bedeutung und reagierte unmittelbar: Mit Deutschland wurde das
Marshall-Center gegründet, eine Kaderschmiede für Militärs und
Politiker aus dem ehemaligen Sowjetreich. (19) Bereits im Februar
1992 wurde in einem klassifizierten Papier (Defense Planning
Guidance) festgehalten, dass „mögliche aufstrebende Konkurrenten
zu verhindern seien“ (20). Zu dieser Wolfowitz-Doktrin lieferte die
RAND-Corporation Strategien, wie man Russland „überdehnen“ und
nach Kissinger „brechen“ kann. (21) Die Balkankriege im
jugoslawischen Raum eröffneten dann einen Reigen der
Interventionen.
Auch die Ukraine geriet in den Fokus der
westlichen Geopolitik. Zibigniew Brzezinski (22) wies 1997 in seinem
Buch „Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der
Vorherrschaft“ (23) auf die geopolitische Bedeutung der Ukraine
hin: „Die Unabhängigkeit der Ukraine beraubte Russland seiner
beherrschenden Position am Schwarzen Meer, wo Odessa das
unersetzliche Tor für den Handel mit dem Mittelmeerraum und der Welt
jenseits davon war.“ – „Ohne die Ukraine ist Russland kein
eurasisches Reich mehr.“ – „Unter geopolitischem Aspekt stellte
der Abfall der Ukraine einen zentralen Verlust dar, denn er beschnitt
Russlands geostrategische Optionen drastisch.“ (24)
Mit dem
nur fünf Tage vor dem Jugoslawienkrieg verabschiedeten so genannten
„Seidenstraßenstrategiegesetz“ (Silk Road Strategy Act)
definierten die USA 1999 ihre umfassenden wirtschaftlichen und
strategischen Interessen in einem militärisch abgesicherten breiten
Korridor, der sich vom Mittelmeer über das Schwarze Meer bis nach
Zentralasien erstreckt. (25)
Nun setzten die „farbigen“
Revolutionen ein. Mithilfe der US-Organisation Freedom-House –
verlinkt mit dem US-Außenministerium und der CIA – und anderer
regierungsnaher US-NGOs konnte 2000 mit der Bürgerbewegung „Otpor“
der serbische Präsident Slobodan Milosevic gestürzt werden, 2003
folgte mit Unterstützung serbischer Aktivisten die georgische
Studentenrevolte „Kmara“ und der Sturz von Präsident Eduard
Schewardnadse. Hier spielte auch der Direktor des Open Society
Institute von George Soros in Tiblissi, Alexander Lomaia, eine
Schlüsselrolle. Im März 2004 organisierte Freedom House eine
Konferenz in Washington zur Koordination des gewaltlosen Kampfs in
der Ukraine, in Kuba und im Iran. (26) Im Dezember war dann die
„orangene“ Revolution in der Ukraine erfolgreich. Da Anfang 2010
der auf weitgehenden Ausgleich bedachte ukrainische Oppositionsführer
Wiktor Janukowytsch zum Präsidenten gewählt wurde, erlitt die
Westannäherung der Ukraine einen Rückschlag. Das wurde mit dem
Putsch auf dem Maidan am 21. Februar 2014 dann nachhaltig korrigiert.
Von Anfang an spielten rechtsextreme Kräfte auf dem Maidan eine
wichtige Rolle: Die ultranationalistische Partei Swoboda (Freiheit),
die mit gut zehn Prozent der Stimmen in der Werchowna Rada, dem
ukrainischen Parlament, sitzt, stellt drei Minister, den Vizechef der
Regierung und den Generalstaatsanwalt. Parteichef Oleh Tjahnibok
schimpfte einst über die "russisch-jüdische Mafia", die
die Ukraine kontrolliere. (27)
Swobodapartei mit Konterfei
von Andrij Melnyk und Stepan Bandera (28)
Der
Osteuropa-Experte Alexander Rahr sieht den "Rechten Sektor"
als einen der zentralen Akteure des Maidan: "Der rechte Sektor
war aus meiner Sicht entscheidend für den Umsturz, weil er eine
Organisation ist, die auch bereit war, in Kampfhandlungen mit den
Polizisten, mit den Sicherheitskräften einzutreten. Sie waren gut
organisiert, sie hatten auch immer wieder einen Plan, wie sie
angriffen, wie sie sich verteidigten, so dass sie einen großen
Anteil am Erfolg des Maidans gehabt haben." (29)
Am
13.03.2014 forderte der LINKEN-Politiker Gregor Gysi, dass der Westen
die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands auf der Krim anerkennen
und dass ein Status für die Krim gefunden werden muss, mit dem die
Ukraine, Russland und Westeuropa leben können. Russland muss
garantiert werden, dass die Ukraine nicht Mitglied der NATO wird.
Gysi warf der EU und der NATO vor, dass sie bis heute kein Verhältnis
zu Russland gesucht und gefunden haben, was sich gründlich ändern
müsse: „Sicherheit in Europa gibt es weder ohne noch gegen
Russland, sondern nur mit Russland.“ (30)
Nachdem die
Russische Föderation die abtrünnigen Gebiete Donezk und Luhansk, im
Gegensatz zur Krim, nicht aufnehmen wollte, rechtfertigten die
Separatisten ihren bewaffneten Kampf gegen Kiew als Notwehr gegen
mordende Nationalistenbanden. Dieser achtjährige Krieg forderte bis
zu 14.000 Menschenleben.
Das brennende Gewerkschaftshaus
in Odessa am 2. Mai 2014 (Sceenshot Ukrainian Agnony, Nuoviso
2015)
Am 2. Mai 2014 demonstrierten vor dem Gewerkschaftshaus
in Odessa junge Ukrainer gegen den Putsch auf dem Maidan und den
Einfluss des „Rechten Sektors“. Vor dem rechten Mob flüchteten
die Maidan-Gegner in das Gewerkschaftshaus, das dann jedoch gestürmt
und in Brand gesteckt wurde. Bis 200 pro-russische Ukrainer sollen in
dem Haus ums Leben gekommen sein. In den europäischen und
amerikanischen Leitmedien war nur von einem Brand die Rede, bei dem
es einige Tote gegeben hätte. Die Tagesschau vom 2. Mai: „In
Odessa sind nach Zusammenstößen zwischen pro-russischen Aktivisten
und Regierungsanhängern mindestens 46 Menschen ums Leben gekommen“
(Tagesschau 2. Mai 2014).
Wenige Monate nach dem Maidan-Putsch
trat die US-Langzeitdoktrin TRADOC 525-3-1 „Win in a Complex World
2020-2040“ in Kraft. Darin wurden die US-Streitkräfte angewiesen,
an erster Stelle die Bedrohung durch Russland und China
abzubauen.
Ab 2015 nahm die Manövertätigkeit der NATO vor
der Haustür Russland ständig zu. 2021 wurde sogar im Rahmen
Defender 21 die Verlegung einer US-Panzerdivision aus den USA
geprobt.
Im April 2015 erklärte das ukrainische Parlament die
Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN)
offiziell zu Unabhängigkeitskämpfern.
Botschafter Melnyk
erregte 2015 den Unmut des Bundestags, als er seinen Besuch am Grab
des OUN-Führers und NS-Kollaborateurs Stepan Bandera in München auf
Twitter publik machte und ihn als „unseren Helden“ bezeichnete.
Daraufhin verurteilte die Bundesregierung „die von der Organisation
Ukrainischer Nationalisten, OUN, teilweise unter Leitung Banderas
begangenen Verbrechen an polnischen, jüdischen und ukrainischen
Zivilisten und Amtsträgern. Dabei ist sie sich bewusst, dass ein
erheblicher Anteil an diesen Verbrechen in Kollaboration mit
deutschen Besatzungstruppen begangen wurde.“ (31)
Seit
Russland am 24. Februar 2022 in Teile der Ukraine einmarschiert ist,
postet Melnyk auch über Twitter seinen Frust gegenüber der
Bundesregierung in die Welt hinaus. Er wirft ihr vor, zu wenig zu
tun. Da stimmt er mit seinem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
überein. Der sagte am 14. April gegenüber der BBC: "Einige
unserer Freunde und Partner verstehen, dass jetzt eine andere Zeit
ist, dass es nicht länger um Geschäfte und Geld geht. Dass es eine
Frage des Überlebens ist". Der Tadel galt u.a. der
Bundesrepublik, während die USA, Großbritannien und einige andere
europäische Staaten für Waffenlieferungen gelobt wurden: "Aber
wir brauchen sie trotzdem früher, früher und schneller. Das
Schlüsselwort lautet "jetzt". (32) Alle „Wünsche“ aus
Kiew dürften mit Washington abgesprochen sein. Wieder einmal sind es
Großbritannien und die USA, die in Eurasien die Politik bestimmen.
Es wird wirklich Zeit, dass Eurasien zu einer gemeinsamen
Sicherheits- und Friedenspolitik findet.
In diesem Krieg geht
es mitnichten um die Ukraine. Sie ist nur das Bauernopfer in diesem
geopolitischen Schachspiel. Es geht um nichts Geringeres als die
Vorherrschaft auf der Weltinsel Eurasien.
Fußnoten:
1)
Abteilung II/Abwehr II Diversion und Sabotage. Abw.I für Spionage
und Aufklärung
2)
http://www.zeno.org/Geschichte/M/Der+Nürnberger+Prozeß/Hauptverhandlungen/Sechsundfünfzigster+Tag.+Montag,+11.+Februar+1946/Nachmittagssitzung
3)
DER SPIEGEL 10/22 unter
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukraine-krieg-der-undiplomat-unterwegs-mit-botschafter-andrij-melnyk-a-db55c567-5483-490f-a8eb-c2009f0c6dd3
4)
Vgl. Norman Davies: White Eagle – Red Star. The Polish Soviet War
1919–1920. Pimlico, London 1972
5) Nach Angaben auf Grund
polnischer Quellen (“Polen. Deutschland und die Oder-Neiße-Grenze;
Ostberlin, 1959, S. 863, 928 f.)
6) Parallel zum
polnisch-sowjetischen Krieg überfiel Polen Litauen und eroberte im
Oktober 1920 die litauische Hauptstadt Vilnius (polnisch Wilno).
7)
Swjatoslaw Lypowezkyj: The Organization of Ukrainian Nationalists
(Banderites). Kiew 2010, S. 90.
8) Frank Golczewski: Orhanizacija
Ukraïnskych Nacionalistiv. In: Wolfgang Benz: Handbuch des
Antisemitismus – Organisationen, Institutionen, Bewegungen. De
Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 468–471, S. 468.
9) Wlodzimierz
Borodziej, Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010, S.
168.
10)
https://osteuropa.lpb-bw.de/simon-holodomor-als-voelkerm
11)
später: 14. Galizische SS-Freiwilligen-Infanterie-Division
14.
Waffen-Grenadier-Division der SS (gal. Nr. 1)
14.
Waffen-Grenadier-Division der SS (ukrain. Nr. 1) aus:
https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/GrenadierdivisionenSS/14GDSS-R.htm
12)
Christopher Simpson: „Blowback“ , New York 1989, S. 163
13)
Schriftwechsel Frank Wisner (Chef des CIA-Directorate of Plans) mit
der US-Einwanderungsbehörde INS 1951, zitiert in: John Loftus: „The
Belarus Secret“ , Knopf, New York 1982, S. 102/103
14) „Nature
and Extent of Disaffection and Anti-Soviet Activity in the Ukraine“
(Bericht des US-Militärattachés der US-Botschaft in Moskau, 17.
März 1948), zitiert in: Christopher Simpson: „Blowback“ , New
York 1989, S. 171
15) United Nations: „Official Records of the
General Assembly“ (11th Session [November 12, 1956 – March 8,
1957], Annexes Volume II – Agenda Item 70, S. 1–14)
16)
Brzezinskis Familie stammt aus der heutigen Ukraine, der Stadt
Brzezany.
17)
https://www.reaganlibrary.gov/public/archives/reference/scanned-nsdds/nsdd54.pdf
18)
Russ Bellant: Old Nazis, the New Right, and the Republican Party,
Boston 1991, S. 72
19) Wolfgang Effenberger: Das amerikanische
Jahrhundert, Teil 2 Wiederkehr des Geoimperialismus mit einem Vorwort
von Willy Wimmer, S. 87f.
20) Das Dokument wurde unter der Leitung
von des stellvertretenden US-Verteidigungsministers Paul D. Wolfowitz
erstellt und war an die New York Times lanciert worden, die es am 8.
Mai 1982 auf der Titelseite brachte.
21)
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html
22)
Brzezinskis Familiestammt aus der heutigen Ukraine, der Stadt
Brzezany.
23) „The Grand Chessboard: American Primacy and Its
Geostrategic Imperatives", die deutsche Ausgabe erschien mit
einem Vorwort von Hans-Dietrich Genscher 2001
24) Zitiert aus
https://www.tagesspiegel.de/politik/brzezinski-buch-von-1997-erklaert-putins-vorgehen-ohne-die-ukraine-ist-russland-keine-grossmacht/28075052.html
25)
Wolfgang Effenberger: Das amerikanische Jahrhundert, Teil 2
Wiederkehr des Geoimperialismus mit einem Vorwort von Willy Wimmer,
S. 101.
26) Wolfgang Effenberger: Schwarzbuch EU & NATO.
Höhr-Grenzhausen 2020, S. 311
27)
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.html
28)
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.html
29)
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.html
30)
https://www.youtube.com/watch?v=ezEjykTJjVk
31)
https://www.fr.de/politik/ultra-rechts-nationalistisch-ukraine-botschafter-andrij-melnyk-asow-regiment-91425243.html
32)
https://www.finanzen.at/nachrichten/aktien/selenskyj-kritisiert-deutschland-scharf-wegen-russischer-oelkaufe-1031357697
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