Unter Vormundschaft
Wie deutsche Politiker im Einvernehmen mit den USA das eigene Land ruinieren
Ein Kommentar von Wolfgang Bittner
Die USA schaffen nach dem Prinzip „teile und herrsche“ seit Jahrzehnten
zerstörte und zerstückelte Länder: Korea, Vietnam, Cypern, Jugoslawien,
Libyen, Irak, Syrien – um nur einige zu nennen. Deutschland ist ein ganz
spezieller Fall, seit 1945 nach der bedingungslosen Kapitulation in der
Hand der USA. Wie würde Deutschland, wie würde Europa heute dastehen,
wenn es zu dem von Michail Gorbatschow und Wladimir Putin
vorgeschlagenen „europäischen Haus“ gekommen wäre, einem gemeinsamen
Wirtschaftsraum von Wladiwostok bis Lissabon? Aber das haben die USA
verhindert. Und es ist auch nicht gelungen, das Chaos und die Konfusion
in Deutschland zu verhindern. Die Bevölkerung ist tief gespalten,
indoktriniert und aufgehetzt – ein absurdes Theater.
Der Verrat deutscher Interessen
Der Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck ist dabei, die
deutsche Wirtschaft zu ruinieren. Nach seinem Antrittsbesuch in
Washington im März 2022 erklärte er, Deutschland sei Kriegspartei[1] und
müsse „dienend führen“[2]. Mitte Juni 2023 stellte er dann klar: „Würde
das russische Gas nicht in dem Maße, wie es noch immer durch die
Ukraine fließt, nach Osteuropa kommen, gilt, was europäisch verabredet
wurde: Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie
drosseln oder gar abschalten.”[3]
Dazu passt eine Aussage der Außenministerin Annalena Baerbock, die
Russland in Übereinstimmung mit Joseph Biden ruinieren will [4] Auf
einer Podiumsdiskussion zur Ukraine-Politik am 31. August 2022 in Prag
äußerte sie: „Wenn ich den Menschen in der Ukraine sage: ‚Wir stehen bei
euch, so lange, wie ihr uns braucht, dann möchte ich auch liefern.
Egal, was meine deutschen Wähler denken: Ich möchte den Menschen der
Ukraine beistehen. … Und das bedeutet, dass alle Maßnahmen, die ich
ergreife, Bestand haben müssen, solange die Ukraine mich braucht.“[5]
Aus den Aussagen dieser führenden Politiker ergibt sich, dass
Deutschland nach wie vor fremdbestimmt ist. Sie ignorieren auf
kriminelle Weise den Eid, den sie bei Antritt ihrer Ämter abzulegen
hatten. Er lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des
deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden,
das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine
Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben
werde.“ Die Politik der Berliner Regierung ist weit davon entfernt.
Feindstaat Deutschland
Gehen wir in die jüngere Vergangenheit zurück, haben zwei Weltkriege die
Menschen wie auch die geopolitische Position Deutschlands gravierend
geprägt: Seit 1918 hat das Deutsche Reich, bis dahin eine bedeutende
zentrale Macht in Europas, etwa ein Drittel seines Staatsgebiets
verloren. Und aufgrund der bedingungslosen Kapitulation am Ende des
Zweiten Weltkriegs konnten die Siegermächte Deutschland übernehmen und
zergliedern. In der Folge gelang es den USA, Westdeutschland gegen die
Sowjetunion erneut in Stellung zu bringen. Nach der Vereinigung der
beiden Staatsrelikte BRD und DDR entstand dann die Bundesrepublik
Deutschland in der jetzigen Form, ein Staat unter Vormundschaft der USA
bis zur Gegenwart.[6]
Kaum bekannt ist, dass es in Deutschland – neben kleineren
US-Stützpunkten – elf große Militärbasen der USA gibt. Allein Grafenwöhr
mit Landebahnen für Langstreckenbomber ist 233 Quadratkilometer groß,
und in Ramstein befindet sich die Kommandozentrale der Luftstreitkräfte
der NATO. Die stationierten Streitkräfte haben Sonderrechte; zum
Beispiel kann die gesamte deutsche Kommunikation kontrolliert werden.
Zurzeit befinden sich etwa 35.000 amerikanische Soldaten in Deutschland.
Ebenso wenig ist bekannt, dass Deutschland noch keinen Friedensvertrag
hat, theoretisch also immer noch im Krieg ist, also auch mit Russland.
Außerdem ist Deutschland nach der Charta der Vereinten Nationen, immer
noch ein Feindstaat. Angeblich hat das keine Bedeutung mehr, aber wenn
dem so wäre, hätte dieser Passus schon lange gestrichen werden können.
Die Feindstaatenklausel besagt, dass Zwangsmaßnahmen ohne besondere
Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat verhängt werden können, falls
Deutschland erneut eine aggressive Politik verfolgen würde. Eine
aggressive Politik gegen wen? Das ist weit auslegbar und das schließt
gegebenenfalls militärische Interventionen ein. Es ist also ein
permanenter Unsicherheitsfaktor in der Politik. Zwar wurde Deutschland
im Vereinigungsvertrag von 1990, also dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag, volle
Souveränität zugesprochen. Aber die Vereinbarung wurde durch
Zusatzverträge zum Beispiel über Truppenstationierung und militärische
Zusammenarbeit wieder relativiert.[7]
Jetzt steht Deutschland zum dritten Mal – wieder initiiert durch die USA
und Großbritannien – gegen Russland. Und wie bekannt wurde, plant
Russland, taktische Atomwaffen in Weißrussland zu stationieren, und zwar
als Antwort auf die zunehmende Verlegung von US-Waffen nach Europa. Der
Aufschrei im sogenannten Wertewesten war schrill und verlogen. Denn
bekanntlich befinden sich in mehreren westeuropäischen Ländern
Atomwaffen der USA, so auch in Deutschland, und es werden immer mehr
Hightechwaffen nach Europa gebracht.
Gravierende Folgen
US-Präsident Joseph Biden wähnt sich kurz vor dem Ziel seiner
jahrzehntelangen Bemühungen, Russland den westlichen Begehrlichkeiten
wie auch den strategischen Interessen zu unterwerfen. Aber Russland ist
eine Atommacht und wird eine Niederlage, die Vasallenschaft und eine
Zerstückelung des Landes zur Folge hätte, niemals zulassen. Daher wird
der von den USA inszenierte und weiter betriebene Ukraine-Krieg enden,
wenn festzustellen ist, dass Russland nicht aufgibt und gewinnen wird.
Bis dahin soll das Land noch weiter geschwächt werden. Auszuschließen
ist aber nicht, dass es zu einem großen Krieg kommt, und sei es durch
einen unvorhergesehenen Zwischenfall. Sollte es dazu kommen, würde
Deutschland gänzlich von der Landkarte verschwinden.
Abgesehen von der akuten atomaren Bedrohung sind die Folgen der von den
USA provozierten Auseinandersetzung gravierend. Russland hat schon
länger damit begonnen, sich vom Westen abzukoppeln, neue Wege mit neuen
Partnern zu gehen und sich gegen die Aggressionspolitik der USA zur Wehr
zu setzen. Damit ist Russland nicht allein. Mehr als die Hälfte der
Menschheit will sich die Zumutungen und die Unterdrückung durch die USA
nicht mehr gefallen lassen.
Zu registrieren ist, dass die BRICS-Organisation und die Shanghaier
Organisation für Zusammenarbeit immer mehr Zulauf erhalten. Gearbeitet
wird an einem anderen als dem westlichen, von den USA dominierten
Wirtschafts- und Finanzsystem. Unter anderem ist die Herrschaft des
Dollar als Weltleitwährung infrage gestellt, was allerdings weitere,
hoch gefährliche Auseinandersetzungen nach sich zieht. Denn die USA
werden sich nicht ohne Gegenwehr in den Bankrott treiben lassen. Sie
verfügen über die größte Militärmacht der Welt, und das ist bei allem zu
berücksichtigen, was künftig in den Bemühungen um eine friedlichere
Welt unternommen wird. Zurzeit stehen sich zwei Atommächte in einem
Stellvertreterkrieg gegenüber, der jede Minute ausufern kann. Es ist
höchste Zeit, dass die Menschen aufwachen und ihre existenziellen
Interessen wahrnehmen. Die Weltuntergangsuhr zeigt 90 Sekunden vor
Mitternacht.
Anmerkungen
[1] Vgl. Bild, 31.3.2022;
www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/ukraine-krieg-wirtschaftsminister-habeck-kuendigt-harte-zeiten-an-79632310.bild.html
[2] Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.3.2022;
www.faz.net/aktuell/politik/inland/habeck-zu-ukraine-krieg-deutschland-muss-dienend-fuehren-17870492/es-gibt-im-moment-keine-17870488.html
[3] Zit. wie
www.bild.de/politik/inland/politik-inland/schock-satz-von-habeck-muessten-industrie-drosseln-oder-abschalten-84317384.bild.html
[4] Vgl. Annalena Baerbock: Angriff auf die Ukraine! EU-Paket mit
Sanktionen? „Das wird Russland ruinieren“; 25.2.2022;
www.youtube.com/watch?v=r2Vskc9XxmY (25.8.2022)
[5] Zit. wie www.youtube.com/watch?v=78-_Ou5sH3k, ab ca. 1:23 h (15.9.2022)
[6] Dazu: Wolfgang Bittner, „Der neue West-Ost-Konflikt – Inszenierung einer Krise“, Verlag zeitgeist 2019, S.141 ff.
[7] Ebd., S. 146 ff.
Der Schriftsteller und Publizist Wolfgang Bittner ist Autor zahlreicher
Bücher. Zuletzt erschien das Sachbuch „Ausnahmezustand – Geopolitische
Einsichten und Analysen unter Berücksichtigung des Ukraine-Konflikts“,
Verlag zeitgeist 2023.
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