Prigozhins Meuterei gegen Moskau
Von der Washington Post angekündigt
von Uli Gellermann
24.Juni 2023
Es war ausgerechnet die Washington Post (s.Link), die im Mai behauptete,
dass der Inhaber des Söldnerunternehmens, das unter dem Namen
„Wagner-Gruppe“ bekannt ist, der aktuellen ukrainischen Regierung
strategische Unterlagen der russischen Armee angeboten haben soll. In
einem Krieg der Oligarchen – der Chef der Wagner-Gruppe Yevgeny
Prigozhin gehört auch zu dieser einflußreichen Gruppe in Russland –
spielt Geld nicht nur eine Rolle für den Waffenkauf, sondern auch für
die jeweilige Loyalität. Es ist denkbar, dass die Ukraine-Oligarchen
Prigozhin einfach genug für den Seitenwechsel geboten haben: Seine
Truppe marschiert jetzt gegen Russland.
Kapitalisten kennen kein Vaterland
Schwer vorstellbar ist, dass die russische Regierung die Information
ignoriert hat. Doch offenkundig war sie vor der Ankündigung der
Washington Post einer Meuterei gegen die russische Militärführung nicht
informiert genug, um rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zu treffen.
Dieser Mangel wiegt um so schwerer, als Prigozhin seit seinen Sankt
Petersburger Tagen in der Umgebung von Wladimir Putin verortet wurde: Er
erhielt eine Reihe von Staatsaufträgen, unter anderem lieferte er Essen
an die Russische Armee. Die Meuterei Prigozhins bestätigt die
marxistische Erkenntnis, dass Kapitalisten kein Vaterland kennen, ihre
Heimat ist der Profit. Die Meuterei, da darf man sicher sein, war nicht
billig.
Ukraine als Aufmarschgebiet gegen Russland
Bisher gelang es Wladimir Putin den Ukraine-Krieg unter der Flagge der
Nation zu führen. Tatsächlich soll der Krieg die nationalen Interessen
sichern. Denn solange es den USA und ihrer NATO gelingt, die Ukraine als
Aufmarschgebiet gegen Russland zu formieren, solange ist die
internationale Position Russlands erheblich geschwächt. Diese Schwäche
würde sich auf Dauer auch auf die russischen Handelsbedingungen
auswirken, von der Verteidigungsfähigkeit des Landes ganz zu schweigen.
Vorbereitung eines Putsches gegen die russische Regierung
Prigozhins Meuterei muß als Vorbereitung eines Putsches gegen die
russische Regierung gewertet werden. Die erfahrenen britischen
Imperialisten lassen Prigoschins Meuterei durch ihr
Verteidigungsministerium als „die größte Herausforderung für den
russischen Staat in jüngster Zeit“ einschätzen. Wladimir Putin selbst
bestätigt diese Wertung, wenn er sagt, der Aufstand sei „genau die Art
von Schlag gewesen, der Russland 1917 zugefügt wurde, als das Land den
Ersten Weltkrieg führte, aber der Sieg wurde ihm genommen. Intrigen,
Streitereien, Politik hinter dem Rücken der Armee und des Volkes führten
zum größten Schock: der Zerstörung der Armee und dem Zusammenbruch des
Staates, dem Verlust riesiger Gebiete. Am Ende – die Tragödie des
Bürgerkriegs.“
Niederlage Russlands wäre ein schwerer Schlag für freie Nationen
In den nächsten Tagen und Wochen wird sich das Schicksal Russlands
entscheiden. Und mit ihm die Frage, ob Europa komplett unter die Stiefel
der USA gerät. Falls die Russen den Kampf gegen die USA nicht gewinnen
würden, kann das auch die Chinesen nicht unberührt lassen: Ein Sieg der
USA würde das internationale Kräfteverhältnis zugunsten der westlichen
Kräfte verschieben. Für die Handlungsspielräume aller Nationen, die ihre
Selbstständigkeit, ihre Freiheit und Unabhängigkeit schätzen, wäre eine
Niederlage Russlands ein schwerer Schlag.
https://www.washingtonpost.com/national-security/2023/05/14/prigozhin-wagner-ukraine-leaked-documents/
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