5. Leseprobe
„WAS
DIE STUNDE
SCHLÄGT...
SOLANGE LEBEN IN UNS IST“
So der Titel eines neuen Sachbuches mit 696 Seiten von
Harry Popow.
Format: DIN A5, Taschenbuch 125x190
Softcover 90g creme, matt
Erscheinungsdatum: Mai 2023
ISBN:
9783757549183
Sprache: Deutsch
Preis: 22,99 Euro
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Seiten 314 - 327
Ende der US-Dominanz
nur noch Frage der Zeit
Nach Einschätzungen des neo-liberalen UK-Wirtschaftsmagazins „The
Economist“ geht es in Russland seit Mitte des Jahres wieder
wirtschaftlich aufwärts. Auch der Internationale Währungsfonds hat
Russland nach dem Sanktionschock zu Beginn des Jahres inzwischen wieder
positive Raten des Wirtschaftswachstums attestiert. Der Rubel gehört zu
den stärksten Währungen der Welt, die Anfang 2022 hochgeschnellte
Inflationsrate ist drastisch gefallen und liegt jetzt weit unter dem
Durchschnitt der EU-Länder.
Während es in Russland weder Engpässe bei Lebensmittel noch bei Energie
gibt und die Industrie und das Geschäftsleben brummten, liegt die
Volkwirtschaft der Ukraine dysfunktional am Boden. Zum Überleben hängt
Kiew am Finanztropf von USA und EU. Zugleich versinken die Wirtschaften
der EU-Länder in einem selbst verschuldeten Strudel aus hoher Inflation,
Energie- und Rohstoffknappheit, zerbrochenen Lieferketten und massiver
privater und staatlicher Überschuldung bei steigenden Zinsen. Wie bei
einem richtigen Strudel wird ein Entkommen aus dieser Katastrophe erst
wieder möglich sein, wenn die Krise den Boden erreicht hat und die
Völker, die neoliberalen Desaster-Eliten, die das Elend der Bevölkerung
sehenden Auges und willkürlich verschuldet haben, von der Herrschaft
verjagt haben.
Die US-Weltmacht ruht neben ihrem riesigen Militär-Apparat auf der Dominanz der globalen Finanzmärkte. (…)
Dieser Pfeiler der amerikanischen Macht wird zur Zeit durch die
intensive russischchinesische Zusammenarbeit untergraben. Bereits im
Dezember letzten Jahres hatte der russische Präsident Wladimir Putin (…)
mit seinem (…) chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Pläne für eine
Rahmenordnung in der Neuausrichtung gemeinsamer internationaler
Finanzfragen vereinbart, die unter dem Druck der westlichen
Finanzsanktionen inzwischen recht weit und erfolgreich gediehen sind.
Da ist es kein Wunder, daß die US-Eliten um den Erhalt der bröckelnden
US-Führungsmacht bangen. So hat jüngst US-Außenminister Blinken die
befürchtete Abwendung der Welt von der US-geführten „regelbasierten
Ordnung“ als einen möglichen Schritt in den chinesischen Abgrund
beschworen. Tatsächlich stellt ein solcher Schritt eine Befreiung von
der Unberechenbarkeit und Willkür des US-Alleinherrschers dar, weshalb
viele Länder in der „Dritten Welt“ wieder Hoffnung schöpfen und einige
Länder, wie die Türkei und etliche Staaten auf der arabischen Halbinsel,
diesen Weg bereits gehen. Man dürfe nicht zulassen, daß die Welt ohne
die Führung der USA bleibe, erklärte US-Außenminister Antony Blinken bei
einer Veranstaltung an der US-Elite-Universität Stanford am 17.
Oktober. Gemeinsam mit seiner Amtsvorgängerin, Ex-Außenministerin
Condoleezza Rice, sprach er über die zukünftige Entwicklung und
Bedeutung von Technologie, Diplomatie und nationaler Sicherheit und in
diesem Zusammenhang ausgiebig über die Rolle Chinas. Unter anderem sagte
Blinken: „Rundum stehen wir in einem Wettrennen (mit China), um – wie
ich bereits aus unserer Perspektive erklärt habe – die Ära zu gestalten,
die auf die Post-Kalte Krieg-Periode als nächstes folgt. Wie wird diese
Zeit aussehen? Wessen Werte werden widergespiegelt werden? Wir haben
eine einfache Entscheidung, denn die Welt organisiert sich nicht von
selbst. Die USA haben die Wahl. Wenn wir uns an der Organisation nicht
beteiligen und keine Führungsrolle übernehmen, bedeutet das eins von
beiden: Entweder sie (die Welt) wird von jemand anderem übernommen,
vielleicht von China, und zwar nicht in einer Weise, die voll und ganz
mit unseren Interessen und Werten übereinstimmt, oder – was genau so
schlimm ist – niemand tut es, dann entsteht ein Vakuum, das eher von
schlechten Dingen gefüllt wird als mit guten.“
Hier haben wir sie wieder, die unausstehliche US-amerikanische
Selbstverherrlichung, wonach nur die USA das Wahre, Gute und Schöne
verkörpern, und daß sich die US-Oligarchen selbstlos aufopfern, um den
Rest der Welt mit ihren Gaben zu beglücken, wenn nötig mit Bomben und
Granaten, mit Sanktionen und Hungersnöten, mit Millionen Toten und noch
mehr Verletzten und Flüchtlingen. Aber die Länder der Welt haben längst
hinter die glitzernde Kulisse der US-Oligarchen-Demokratur geschaut. Sie
haben erkannt, daß die politische Kaste sich einen feuchten Dreck um
die existentiell notwendigen, täglichen Bedürfnisse der Masse der
eigenen US-Bevölkerung kümmert, während sie zugleich dem Rest der Welt
Demokratie und Prosperität vorgaukelt.
Was der neo-liberale Kriegstreiber Blinken in Stanford akademisch
verklausuliert aufgetischt hat, wird in den letzten Jahren von
westlichen US-Vasallen in Politik, Medien und Wissenschaft vermehrt als
warnende Frage in die Länder der sogenannten Dritten Welt getragen; ob
nämlich der lang ersehnte, jetzt von China und Russland ermöglichte,
„vermeintlich befreiende Schritt nach vorn, weg von der ordnenden Pax
Americana des US-Alleinherrschers und hin zu einer multipolaren
Weltordnung, nicht womöglich ein Schritt in den Abgrund ist?“
Dieses Schreckensbild wird von den Vertretern und Profiteuren der im
Westen immer noch tonangebenden, aber absterbenden neo-liberalen Ordnung
propagiert. Aber welche Alternative kann eine multipolaren, von
BRICS-Staaten geführte neue Ordnung gegenüber der kriminellen,
US-geführten Kriegs- und Chaosversion bieten? Kann es für die Länder der
Welt überhaupt schlimmer werden, als die angeblich „regelbasierte
Ordnung“ der USA und ihrer Vasallen, die stets und überall auf
Konfrontationskurs gegen alle Länder gehen, die sich der
Ausbeuterordnung der Imperialisten nicht unterwerfen? Eine Ahnung von
der im Entstehen begriffenen multipolaren Weltordnung bietet die
Struktur der von China gegründeten und insbesondere von den
BRICS-Staaten unterstützten „Asiatische Infrastruktur- und
Investitionsbank“ (AIIB). Ein erklärtes Ziel dieser Entwicklungsbank ist
es, die bis dahin weltweit allein geltenden, von den USA und ihren
neo-liberalen Verbündeten aufgestellten Regeln der globalen
Entwicklungsfinanzierung, d.h. den Washingtoner Konsens, auszuhebeln.
Wenn die US-geführte Weltbank z. B. in Afrika eine
Wasseraufbereitungsanlage finanziert, dann muß sich das betroffene Land
dazu verpflichten, weitere wirtschaftliche „Reformen“ in Richtung
Marktwirtschaft und Deregulierungen der Wirtschaft durchzusetzen, u.a.
Abbau von Schutzzöllen und Subventionen zur Entwicklung der eigenen
Wirtschaft, Öffnung der eigenen Wirtschaft zur Ausbeutung durch
westliche Raubtier-Konzerne, Abbau von Arbeitsschutz und Kürzung
sozialer Sicherungsmaßnahmen usw.
Zugleich besteht die Weltbank in der Regel darauf, daß die neue oder die
zu modernisierende Wasseraufbereitungsanlage marktwirtschaftlich
arbeitet und profitabel ist und deshalb privatisiert werden muß. Das
bedeutet, daß die Anlage in dem Entwicklungsland an den Meistbietenden,
in der Regel an einen westlichen Konzern, für nen Appel und en Ei
verhökert wird. (…)
In vielen Ländern dominieren private Monopole inzwischen den Bereich der
einstmals sozial ausgerichteten öffentlichen Dienstleistungen. Wer
nicht zahlen kann, bleibt von der Versorgung ausgeschlossen.
Selbstredend sind dadurch mehr Krankheiten und Epidemien und
insbesondere eine höhere Kindersterblichkeit vorprogrammiert. Aber für
Freiheit und Markwirtschaft müssen schließlich Opfer gebracht werden,
wie wir alle aus den unzähligen Propagandareden westlicher Eliten in
Politik und Medien wissen!
Es ist die von den USA und ihren Vasallen kontrollierte Weltbank, die im
Verein mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), für die westlichen
Konzerne den Weg freiräumt, um die Länder der Dritten Welt
auszuplündern. Die dabei angewandte neo-koloniale Methode stellt eine
raffinierte Verfeinerung, aber nicht weniger brutale Abwandlung des
alten Kolonialismus dar. Im Unterschied zu früher ersetzen heute in der
Regel Finanzinstrumente die Kanonen, obwohl auch die immer wieder zum
Einsatz kommen, um den Forderungen der westlichen „regelbasierten
Ordnung“ Nachdruck zu verleihen.
Die „Asiatische Infrastruktur- und Investitionsbank“ (AIIB) arbeitet
ganz anders. An ihre Kreditvergabe knüpft sie keine ideologischen oder
politischen Vorleistungen der Entwicklungsländer. Die souveräne
Regierung eines jeden Landes entscheidet selbst. Einzige Bedingungen
sind a) Transparenz, also öffentliche Kontrolle zur Vermeidung von
Korruption, und b) die finanzierten Projekte müssen umweltverträglich
sein.
Politische oder andere Bedingungen im Stil des „Washingtoner Konsenses“
sind bei der neuen von China gegründeten AIIB-Entwicklungsbank vom
Tisch. Die Privatisierung von staatlichen oder genossenschaftlichen
Unternehmen ist keine Vorbedingung für die RotFuchs / Dezember 2022
Seite 13 Gewährung eines Kredits. Auch die Abschaffung oder Abschwächung
von wirtschaftspolitischen Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der
heimischen Wirtschaft ist keine Vorbedingung der AIIB.
So ist es kein Wunder, daß die AIIB den neoliberalen Globalisierern
unter den westlichen Eliten ein großer Dorn im Auge ist. Denn die
Regierungen in den Entwicklungsländern hatten plötzlich die Wahl, sich
entweder für westliche Institute wie die Weltbank, IWF und Asiatische
Entwicklungsbank oder für die chinesische AIIB zu entscheiden. Da die
Attraktivität der AIIB im Vergleich zu westlichen Institutionen klar
war, galt ihr wirtschaftlicher Erfolg schon bei ihrer Gründung im Jahr
2015 als sicher, weshalb auch europäische Großbanken nicht abseits
stehen wollten. Die meisten westlichen Staaten, einschließlich
Frankreich und Deutschland, und sogar England beeilten sich, Mitglied
dieser chinesischen Entwicklungsbank zu werden, obwohl Washington vor
diesem Schritt nachdrücklich (!) abgeraten hatte.
Nachdem die AIIB 2016 ihre Tätigkeit aufgenommen hatte, entwickelte sie
sich schnell zu einem wichtigen Akteur in der globalen Finanzwelt.
Anfang 2021 hatte sie bereits 102 zugelassene Mitgliedsstaaten. Die
Teilnahme der größeren Volkswirtschaften Europas als Gründungsmitglieder
hatte sicher dazu beigetragen, daß die AIIB bei den global führenden
Rating-Agenturen eine erstklassige Bonitätsbewertung von AAA bekam.
Aber die AIIB war auch ein riesiger diplomatischer Triumph für China,
das damit zeigte, daß es auch in der internationalen Wirtschaft eine
andere Geschäftspolitik verfolgt als die Raubtier-Kapitalisten des
„Washingtoner Konsenses“, nämlich eine Win-Win-Politik zum gegenseitigen
Vorteil und zur gesellschaftlichen Entwicklung. Letzteres wird z.B.
durch die beeindruckenden AIIB-finanzierten Investitionen in Afrika,
Asien und auch in Latein-Amerika in Projekte der Verkehrsoder
Gesundheits- und Sozialinfrastruktur belegt, z.B. Eisenbahnlinien,
Krankenhäuser, Schulen etc.
Zugleich spielt die chinesische Währung, der Yuan, bei der Finanzierung
neuer Infrastrukturprojekte in den Entwicklungsländern eine immer
größere Rolle. Sie hat das Zeug, den Dollar im Handel mit diesen
Regionen nach und nach weitgehend zu ersetzen.
Washington blieb im Abseits sitzen, sah aus der Ferne zu und schmollte.
Zugleich mußte es zusehen, wie weitere Pfeiler seiner „regelbasierten
Ordnung“ mehr und mehr zerbröseln. Jetzt, wo die AIIB fest etabliert
ist, plant sie, ihre eigene Kredit-Pipeline mit dem Ziel zu entwickeln,
zur weltweit führenden Finanzinstitution für Infrastruktur zu werden.
Ihre Standards werden in Zukunft in den Ländern der Dritten Welt
fundamental wichtig sein, was für die Wall-Street vollkommen
inakzeptabel ist.
Aber ohne Beachtung der AIIB-Standards werden die rein westlichen
Finanzakteure in den Ländern der Dritten Welt immer mehr an Boden
verlieren. Das ist der Grund, weshalb westliche Eliten in Politik und
Medien dazu aufrufen, daß „Wir“, also die USA und ihre Vasallen, den
Chinesen nicht erlauben dürfen, in Industrie, Technik und Finanzen die
Standards für die Märkte der Zukunft zu setzen. Denn das sind die
Instrumente, die bisher die Ausbeutung der Welt durch den Westen
erheblich erleichtert haben. (…) Wie eh greift Washington zu seinem
bevorzugten „altbewährten Rezept“ im Umgang mit Staaten zurück, die
nicht gewillt sind, die Interessen Washingtons auf Kosten der eigenen zu
bedienen:
• Drohung mit Krieg • Verhängung von Wirtschaftssanktionen, um Chinas Entwicklung zu blockieren
• Destabilisierungsversuche in Hong Kong und Förderung der lokalen Unabhängigkeitsbewegung, was zu schweren Unruhen führte
• schwere Provokationen Pekings in bezug auf Taiwan – de-facto
Aufkündigung des US-China-Abkommens zur „Ein-China-Politik“, in dem
Washington ausdrücklich die Zugehörigkeit Taiwans zur Volksrepublik
China anerkannt hat
• massive Waffenlieferungen an Taiwan
Ähnlich wie zuvor im blutigen Ukraine-Russland-Konflikt übt Washington
derzeit auch massiven Druck auf seine europäischen Vasallen aus, die der
US-Führungsmacht in ihrer Konfrontationspolitik gegen China zu folgen
haben. Auch damit hat Washington bei den meisten deutschen Parteien
Erfolg, vor allem bei der „Grünen“-US-Sekte. Denn aus deren Reihen haben
sich bereits freiwillig viele „Selbstmord-Attentäter“ gegen die
deutsche Wirtschaft gemeldet.
Rainer Rupp 28. Oktober 2022
https://www.rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2022/RF-299-12-22.pdf
Redaktionell gekürzt https://apolut.net/ende-der-us-dominanznur-noch-frage-der-zeit/
Einladung zu einem weiteren Buch von Autor Harry Popow unter dem Titel „DER SCHÜTZE VON SANSSOUCI“:
Das Buch (ISBN 9783757535292) hat 704 Seiten und kostet 24,99 Euro.
Erscheinungsdatum: 04.04.2023. Die email-Adresse des Verlages für eine
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https://www.epubli.com/shop/der-schuetze-von-sanssouci-9783757535292
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