Sonntag, 18. Juni 2023

5. Leseprobe - Ende der US-Dominanz - "Was die Stunde schlägt..." - "RotFuchs"/H.P.

5. Leseprobe


„WAS DIE STUNDE
   SCHLÄGT...
SOLANGE LEBEN IN UNS IST“

     

So der Titel eines neuen Sachbuches mit 696 Seiten von Harry Popow.  
 
Format: DIN A5, Taschenbuch 125x190 Softcover 90g creme, matt
Erscheinungsdatum: Mai 2023
ISBN: 9783757549183
Sprache: Deutsch
Preis: 22,99 Euro
Zu bestellen:


Zu bestellen: https://www.epubli.com/shop/was-die-stunde-schlaegt-9783757549183



Seiten 314 - 327

Ende der US-Dominanz

nur noch Frage der Zeit




Nach Einschätzungen des neo-liberalen UK-Wirtschaftsmagazins „The Economist“ geht es in Russland seit Mitte des Jahres wieder wirtschaftlich aufwärts. Auch der Internationale Währungsfonds hat Russland nach dem Sanktionschock zu Beginn des Jahres inzwischen wieder positive Raten des Wirtschaftswachstums attestiert. Der Rubel gehört zu den stärksten Währungen der Welt, die Anfang 2022 hochgeschnellte Inflationsrate ist drastisch gefallen und liegt jetzt weit unter dem Durchschnitt der EU-Länder.

Während es in Russland weder Engpässe bei Lebensmittel noch bei Energie gibt und die Industrie und das Geschäftsleben brummten, liegt die Volkwirtschaft der Ukraine dysfunktional am Boden. Zum Überleben hängt Kiew am Finanztropf von USA und EU. Zugleich versinken die Wirtschaften der EU-Länder in einem selbst verschuldeten Strudel aus hoher Inflation, Energie- und Rohstoffknappheit, zerbrochenen Lieferketten und massiver privater und staatlicher Überschuldung bei steigenden Zinsen. Wie bei einem richtigen Strudel wird ein Entkommen aus dieser Katastrophe erst wieder möglich sein, wenn die Krise den Boden erreicht hat und die Völker, die neoliberalen Desaster-Eliten, die das Elend der Bevölkerung sehenden Auges und willkürlich verschuldet haben, von der Herrschaft verjagt haben.

Die US-Weltmacht ruht neben ihrem riesigen Militär-Apparat auf der Dominanz der globalen Finanzmärkte. (…)

Dieser Pfeiler der amerikanischen Macht wird zur Zeit durch die intensive russischchinesische Zusammenarbeit untergraben. Bereits im Dezember letzten Jahres hatte der russische Präsident Wladimir Putin (…) mit seinem (…) chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Pläne für eine Rahmenordnung in der Neuausrichtung gemeinsamer internationaler Finanzfragen vereinbart, die unter dem Druck der westlichen Finanzsanktionen inzwischen recht weit und erfolgreich gediehen sind.

Da ist es kein Wunder, daß die US-Eliten um den Erhalt der bröckelnden US-Führungsmacht bangen. So hat jüngst US-Außenminister Blinken die befürchtete Abwendung der Welt von der US-geführten „regelbasierten Ordnung“ als einen möglichen Schritt in den chinesischen Abgrund beschworen. Tatsächlich stellt ein solcher Schritt eine Befreiung von der Unberechenbarkeit und Willkür des US-Alleinherrschers dar, weshalb viele Länder in der „Dritten Welt“ wieder Hoffnung schöpfen und einige Länder, wie die Türkei und etliche Staaten auf der arabischen Halbinsel, diesen Weg bereits gehen. Man dürfe nicht zulassen, daß die Welt ohne die Führung der USA bleibe, erklärte US-Außenminister Antony Blinken bei einer Veranstaltung an der US-Elite-Universität Stanford am 17. Oktober. Gemeinsam mit seiner Amtsvorgängerin, Ex-Außenministerin Condoleezza Rice, sprach er über die zukünftige Entwicklung und Bedeutung von Technologie, Diplomatie und nationaler Sicherheit und in diesem Zusammenhang ausgiebig über die Rolle Chinas. Unter anderem sagte Blinken: „Rundum stehen wir in einem Wettrennen (mit China), um – wie ich bereits aus unserer Perspektive erklärt habe – die Ära zu gestalten, die auf die Post-Kalte Krieg-Periode als nächstes folgt. Wie wird diese Zeit aussehen? Wessen Werte werden widergespiegelt werden? Wir haben eine einfache Entscheidung, denn die Welt organisiert sich nicht von selbst. Die USA haben die Wahl. Wenn wir uns an der Organisation nicht beteiligen und keine Führungsrolle übernehmen, bedeutet das eins von beiden: Entweder sie (die Welt) wird von jemand anderem übernommen, vielleicht von China, und zwar nicht in einer Weise, die voll und ganz mit unseren Interessen und Werten übereinstimmt, oder – was genau so schlimm ist – niemand tut es, dann entsteht ein Vakuum, das eher von schlechten Dingen gefüllt wird als mit guten.“

Hier haben wir sie wieder, die unausstehliche US-amerikanische Selbstverherrlichung, wonach nur die USA das Wahre, Gute und Schöne verkörpern, und daß sich die US-Oligarchen selbstlos aufopfern, um den Rest der Welt mit ihren Gaben zu beglücken, wenn nötig mit Bomben und Granaten, mit Sanktionen und Hungersnöten, mit Millionen Toten und noch mehr Verletzten und Flüchtlingen. Aber die Länder der Welt haben längst hinter die glitzernde Kulisse der US-Oligarchen-Demokratur geschaut. Sie haben erkannt, daß die politische Kaste sich einen feuchten Dreck um die existentiell notwendigen, täglichen Bedürfnisse der Masse der eigenen US-Bevölkerung kümmert, während sie zugleich dem Rest der Welt Demokratie und Prosperität vorgaukelt.

Was der neo-liberale Kriegstreiber Blinken in Stanford akademisch verklausuliert aufgetischt hat, wird in den letzten Jahren von westlichen US-Vasallen in Politik, Medien und Wissenschaft vermehrt als warnende Frage in die Länder der sogenannten Dritten Welt getragen; ob nämlich der lang ersehnte, jetzt von China und Russland ermöglichte, „vermeintlich befreiende Schritt nach vorn, weg von der ordnenden Pax Americana des US-Alleinherrschers und hin zu einer multipolaren Weltordnung, nicht womöglich ein Schritt in den Abgrund ist?“

Dieses Schreckensbild wird von den Vertretern und Profiteuren der im Westen immer noch tonangebenden, aber absterbenden neo-liberalen Ordnung propagiert. Aber welche Alternative kann eine multipolaren, von BRICS-Staaten geführte neue Ordnung gegenüber der kriminellen, US-geführten Kriegs- und Chaosversion bieten? Kann es für die Länder der Welt überhaupt schlimmer werden, als die angeblich „regelbasierte Ordnung“ der USA und ihrer Vasallen, die stets und überall auf Konfrontationskurs gegen alle Länder gehen, die sich der Ausbeuterordnung der Imperialisten nicht unterwerfen? Eine Ahnung von der im Entstehen begriffenen multipolaren Weltordnung bietet die Struktur der von China gegründeten und insbesondere von den BRICS-Staaten unterstützten „Asiatische Infrastruktur- und Investitionsbank“ (AIIB). Ein erklärtes Ziel dieser Entwicklungsbank ist es, die bis dahin weltweit allein geltenden, von den USA und ihren neo-liberalen Verbündeten aufgestellten Regeln der globalen Entwicklungsfinanzierung, d.h. den Washingtoner Konsens, auszuhebeln.

Wenn die US-geführte Weltbank z. B. in Afrika eine Wasseraufbereitungsanlage finanziert, dann muß sich das betroffene Land dazu verpflichten, weitere wirtschaftliche „Reformen“ in Richtung Marktwirtschaft und Deregulierungen der Wirtschaft durchzusetzen, u.a. Abbau von Schutzzöllen und Subventionen zur Entwicklung der eigenen Wirtschaft, Öffnung der eigenen Wirtschaft zur Ausbeutung durch westliche Raubtier-Konzerne, Abbau von Arbeitsschutz und Kürzung sozialer Sicherungsmaßnahmen usw.

Zugleich besteht die Weltbank in der Regel darauf, daß die neue oder die zu modernisierende Wasseraufbereitungsanlage marktwirtschaftlich arbeitet und profitabel ist und deshalb privatisiert werden muß. Das bedeutet, daß die Anlage in dem Entwicklungsland an den Meistbietenden, in der Regel an einen westlichen Konzern, für nen Appel und en Ei verhökert wird. (…)

In vielen Ländern dominieren private Monopole inzwischen den Bereich der einstmals sozial ausgerichteten öffentlichen Dienstleistungen. Wer nicht zahlen kann, bleibt von der Versorgung ausgeschlossen. Selbstredend sind dadurch mehr Krankheiten und Epidemien und insbesondere eine höhere Kindersterblichkeit vorprogrammiert. Aber für Freiheit und Markwirtschaft müssen schließlich Opfer gebracht werden, wie wir alle aus den unzähligen Propagandareden westlicher Eliten in Politik und Medien wissen!

Es ist die von den USA und ihren Vasallen kontrollierte Weltbank, die im Verein mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), für die westlichen Konzerne den Weg freiräumt, um die Länder der Dritten Welt auszuplündern. Die dabei angewandte neo-koloniale Methode stellt eine raffinierte Verfeinerung, aber nicht weniger brutale Abwandlung des alten Kolonialismus dar. Im Unterschied zu früher ersetzen heute in der Regel Finanzinstrumente die Kanonen, obwohl auch die immer wieder zum Einsatz kommen, um den Forderungen der westlichen „regelbasierten Ordnung“ Nachdruck zu verleihen.

Die „Asiatische Infrastruktur- und Investitionsbank“ (AIIB) arbeitet ganz anders. An ihre Kreditvergabe knüpft sie keine ideologischen oder politischen Vorleistungen der Entwicklungsländer. Die souveräne Regierung eines jeden Landes entscheidet selbst. Einzige Bedingungen sind a) Transparenz, also öffentliche Kontrolle zur Vermeidung von Korruption, und b) die finanzierten Projekte müssen umweltverträglich sein.

Politische oder andere Bedingungen im Stil des „Washingtoner Konsenses“ sind bei der neuen von China gegründeten AIIB-Entwicklungsbank vom Tisch. Die Privatisierung von staatlichen oder genossenschaftlichen Unternehmen ist keine Vorbedingung für die RotFuchs / Dezember 2022 Seite 13 Gewährung eines Kredits. Auch die Abschaffung oder Abschwächung von wirtschaftspolitischen Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der heimischen Wirtschaft ist keine Vorbedingung der AIIB.

So ist es kein Wunder, daß die AIIB den neoliberalen Globalisierern unter den westlichen Eliten ein großer Dorn im Auge ist. Denn die Regierungen in den Entwicklungsländern hatten plötzlich die Wahl, sich entweder für westliche Institute wie die Weltbank, IWF und Asiatische Entwicklungsbank oder für die chinesische AIIB zu entscheiden. Da die Attraktivität der AIIB im Vergleich zu westlichen Institutionen klar war, galt ihr wirtschaftlicher Erfolg schon bei ihrer Gründung im Jahr 2015 als sicher, weshalb auch europäische Großbanken nicht abseits stehen wollten. Die meisten westlichen Staaten, einschließlich Frankreich und Deutschland, und sogar England beeilten sich, Mitglied dieser chinesischen Entwicklungsbank zu werden, obwohl Washington vor diesem Schritt nachdrücklich (!) abgeraten hatte.

Nachdem die AIIB 2016 ihre Tätigkeit aufgenommen hatte, entwickelte sie sich schnell zu einem wichtigen Akteur in der globalen Finanzwelt. Anfang 2021 hatte sie bereits 102 zugelassene Mitgliedsstaaten. Die Teilnahme der größeren Volkswirtschaften Europas als Gründungsmitglieder hatte sicher dazu beigetragen, daß die AIIB bei den global führenden Rating-Agenturen eine erstklassige Bonitätsbewertung von AAA bekam.

Aber die AIIB war auch ein riesiger diplomatischer Triumph für China, das damit zeigte, daß es auch in der internationalen Wirtschaft eine andere Geschäftspolitik verfolgt als die Raubtier-Kapitalisten des „Washingtoner Konsenses“, nämlich eine Win-Win-Politik zum gegenseitigen Vorteil und zur gesellschaftlichen Entwicklung. Letzteres wird z.B. durch die beeindruckenden AIIB-finanzierten Investitionen in Afrika, Asien und auch in Latein-Amerika in Projekte der Verkehrsoder Gesundheits- und Sozialinfrastruktur belegt, z.B. Eisenbahnlinien, Krankenhäuser, Schulen etc.

Zugleich spielt die chinesische Währung, der Yuan, bei der Finanzierung neuer Infrastrukturprojekte in den Entwicklungsländern eine immer größere Rolle. Sie hat das Zeug, den Dollar im Handel mit diesen Regionen nach und nach weitgehend zu ersetzen.

Washington blieb im Abseits sitzen, sah aus der Ferne zu und schmollte.

Zugleich mußte es zusehen, wie weitere Pfeiler seiner „regelbasierten Ordnung“ mehr und mehr zerbröseln. Jetzt, wo die AIIB fest etabliert ist, plant sie, ihre eigene Kredit-Pipeline mit dem Ziel zu entwickeln, zur weltweit führenden Finanzinstitution für Infrastruktur zu werden. Ihre Standards werden in Zukunft in den Ländern der Dritten Welt fundamental wichtig sein, was für die Wall-Street vollkommen inakzeptabel ist.

Aber ohne Beachtung der AIIB-Standards werden die rein westlichen Finanzakteure in den Ländern der Dritten Welt immer mehr an Boden verlieren. Das ist der Grund, weshalb westliche Eliten in Politik und Medien dazu aufrufen, daß „Wir“, also die USA und ihre Vasallen, den Chinesen nicht erlauben dürfen, in Industrie, Technik und Finanzen die Standards für die Märkte der Zukunft zu setzen. Denn das sind die Instrumente, die bisher die Ausbeutung der Welt durch den Westen erheblich erleichtert haben. (…) Wie eh greift Washington zu seinem bevorzugten „altbewährten Rezept“ im Umgang mit Staaten zurück, die nicht gewillt sind, die Interessen Washingtons auf Kosten der eigenen zu bedienen:

• Drohung mit Krieg • Verhängung von Wirtschaftssanktionen, um Chinas Entwicklung zu blockieren

• Destabilisierungsversuche in Hong Kong und Förderung der lokalen Unabhängigkeitsbewegung, was zu schweren Unruhen führte

• schwere Provokationen Pekings in bezug auf Taiwan – de-facto Aufkündigung des US-China-Abkommens zur „Ein-China-Politik“, in dem Washington ausdrücklich die Zugehörigkeit Taiwans zur Volksrepublik China anerkannt hat

• massive Waffenlieferungen an Taiwan

Ähnlich wie zuvor im blutigen Ukraine-Russland-Konflikt übt Washington derzeit auch massiven Druck auf seine europäischen Vasallen aus, die der US-Führungsmacht in ihrer Konfrontationspolitik gegen China zu folgen haben. Auch damit hat Washington bei den meisten deutschen Parteien Erfolg, vor allem bei der „Grünen“-US-Sekte. Denn aus deren Reihen haben sich bereits freiwillig viele „Selbstmord-Attentäter“ gegen die deutsche Wirtschaft gemeldet.

Rainer Rupp 28. Oktober 2022


https://www.rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2022/RF-299-12-22.pdf

Redaktionell gekürzt https://apolut.net/ende-der-us-dominanznur-noch-frage-der-zeit/ 



Einladung zu einem weiteren Buch von Autor Harry Popow unter dem Titel „DER SCHÜTZE VON SANSSOUCI“:
Das Buch (ISBN 9783757535292) hat 704 Seiten und kostet 24,99 Euro. Erscheinungsdatum: 04.04.2023. Die email-Adresse des Verlages für eine Bestellung des Buches:

 https://www.epubli.com/shop/der-schuetze-von-sanssouci-9783757535292

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