Entnommen: https://www.kommunisten.de/rubriken/kapital-a-arbeit/8091-blackrock-so-maechtig-wie-nie
BlackRock so
mächtig wie nie
Zwar
konnte sich BlackRock-Mann Friedrich Merz nicht als CDU-Vorsitzender
durchsetzen, aber das ficht den größten Vermögensverwalter der
Welt wenig an. Zum Einen ist der politische Einfluss auch so enorm
und vor allem konnte BlackRock im Krisenjahr 2020 seine Anlagen auf
den Rekordwert von fast 8,7 Billionen US-Dollar steigern. Im Jahr
davor verwaltete BlackRock für Anleger noch rund 7,43 Billionen
Dollar. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag 2020
mit 3,329 Billionen Euro (4,04 Billionen USD) um 5,0% unter dem
Vorjahreswert.
Hintergrund des Vermögensanstiegs
waren sowohl die Kursentwicklungen wie auch Mittelzuflüsse vonseiten
der Investor*innen, umschreibt BlackRock in seinem Bericht[1] die
Tatsache, dass die Reichen in der Krise noch reicher werden und ihr
Geld von Vermögensverwaltern wie BlackRock noch weiter vermehren
lassen. Allein im vierten Quartal 2020 steckten sie netto rund 127
Milliarden Dollar in die Investmentinstrumente von BlackRock. Auf das
Gesamtjahr 2020 gerechnet, verzeichnete BlackRock eigenen Angaben
zufolge Nettomittelzuflüsse von 391 Milliarden Dollar. Zudem meldete
das Unternehmen für 2020 einen Gewinnsprung um 20 Prozent . Der
bereinigte Nettogewinn stieg im Schlussquartal 2020 auf 1,57
Milliarden Dollar, verglichen mit 1,31 Milliarden Dollar im Vorjahr.
[1]
″immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen
verhelfen″
″Während dieser Krise ist unsere
Überzeugung, immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen zu
verhelfen, stärker denn je″ teilt BlackRock mit und verweist auf
das ″Geschäftsmodell, das uns in die Lage versetzt hat, nahtlos
einen Handelsvolumina-Rekord zu bewältigen und Risiken in einem noch
nie dagewesenen Markt zu managen″.
In den Genuss dieses
Geschäftsmodells kommen Menschen und Institutionen mit einem
Anlagevermögen ab etwa 50 Millionen US-Dollar. Zu dem lukrativen
Geschäftsmodell zählt auch, dass BlackRock keine Bankschalter und
keinen öffentlichen Kundenverkehr unterhält. Die Superreichen
überweisen direkt. Deshalb hat der Management-Apparat von BlackRock
für die fast 9 Billionen US-Dollar an verwaltetem Kapital nur 16.000
Beschäftigte – während die Deutsche Bank für nicht einmal ein
Hundertstel an Kapital 87.000 Beschäftigte gewinnmindernd
durchfüttern muss.
Desweiteren zählt zum Geschäftmodell von
BlackRock, dass BlackRock der größte Organisator von
Briefkastenfirmen ist. Das Kapital der Superreichen wird, für jeden
einzelnen in einer besonderen Briefkastenfirma in einer jeweils
passenden Finanzoase zwischen Delaware, den Cayman Islands und
Luxemburg angelegt. Gleichzeitig werden diese Kapitalgeber
anonymisiert, vor Öffentlichkeit, Finanzämtern und Finanzaufsicht
namenlos und unsichtbar gemacht.
″So sind die etwa fünf Prozent
der Aktien des Braunkohlekonzerns RWE auf 154 Briefkastenfirmen in
einem Dutzend Finanzoasen verteilt, unter Namen wie BlackRock Holdco
4 LLC, BlackRock Holdco 6 LLC u.ä. BlackRock begeht damit natürlich
nicht selbst Steuerflucht, bietet aber die Möglichkeit dazu;
rechtlich gesehen: Beihilfe.″ [2]
Damit BlackRock in der
Lage ist, ″immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen zu
verhelfen″, müssen andere Menschen dafür bluten. Unternehmen, in
denen BlackRock sich als Miteigentümer einkauft, werden
gewinnbringend "restrukturiert", abgeschrumpft,
teilverkauft, fusioniert, mit Abbau von Arbeitsplätzen,
Auslagerungen, Tarifflucht u.ä.. Immerhin ist BlackRock Großaktionär
in etwa 18.000 Unternehmen, Banken und Finanzdienstleistern in den
USA, in der EU, in Großbritannien, Asien, Lateinamerika - in
Deutschland bei allen DAX-Konzernen.
Klimarisiko als
Anlagerisiko
BlackRock bleibe ″unerschütterlich″ beim Einsatz
für seine Anleger*innen, ″denen wir helfen, ihre Anlage- und
Sparziele zu erreichen″, versichert BlackRock-Chef Larry Fink,
warnt aber vor den Klimarisiken, die die Anleger*innen zwingen, ″ihre
zentralen Annahmen zur modernen Finanzwirtschaft zu überdenken. …
Was passiert, wenn es keinen funktionierenden Markt mehr für
Hochwasser- und Brandschutzversicherungen gibt? Und wie entwickeln
sich die Inflationsraten und damit auch die Zinsen, wenn die
Lebensmittelpreise infolge von Dürre und Überschwemmungen steigen?
... Auch für Anleger spielen diese Fragen eine immer größere
Rolle, denn sie erkennen, dass das Klimarisiko auch ein Anlagerisiko
ist.″ [3]
Um dem zu begegnen, werde Nachhaltigkeit zum
zentralen Teil der Anlagestrategie des Unternehmens, verspricht Larry
Fink. Reines ″Greenwashing″ sagen Umweltorganisationen, die zwölf
der klimaschädlichsten Großprojekte weltweit untersucht haben: Zum
Beispiel Ölförderprojekte in der Tiefsee vor Guyana, Gasfelder in
Mosambik und neue Kohlekraftwerke in Bangladesch. Das Ergebnis:
BlackRock ist insgesamt betrachtet der größte Investor. Einem
Report der Nichtregierungsorganisation Urgewald zufolge ist das
Unternehmen über Anteile und Anleihen mit mehr als 110 Milliarden
Euro dabei.[4]
BlackRock Studie UrgewaltBlackRock betont, man
werde künftig sein Engagement bei Kohleproduzenten zurückfahren,
Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen und die Zahl nachhaltiger
Investments stark ausbauen. Vor allem bei Fonds, die nach
ökologischen und sozialen Kriterien zusammengestellt sind. Nach
Testergebnissen der Zeitschrift "Finanztest" von Juli 2020
schneiden die untersuchten "nachhaltigen" Fonds von
BlackRock aber in vier von fünf Fällen in puncto Nachhaltigkeit am
schlechtesten ab. Auch die Nichtregierungsorganisation Facing Finance
hat die Nachhaltigkeits-Fonds von BlackRock unter die Lupe genommen.
Einer der untersuchten Fonds zum Beispiel verzichte zwar auf
Beteiligungen an Kraftwerkskohle oder Ölsanden. Trotzdem investiere
auch er in Ölkonzerne wie Total oder den umstrittenen
Rohstoffkonzern Glencore.
"Die Analyse der
BlackRock-Investitionen zeigt, dass das Geld über seine Indexfonds
uneingeschränkt in den Kohlesektor fließt, auch in Unternehmen, die
aus seinen aktiven Fonds verbannt sind, wie PGE (Anm.: größter
polnischer Energiekonzern) oder Coal India", heißt es in einer
aktuellen Untersuchung vom Januar 2021 von Reclaim Finance and
Urgewald.[5]
BlackRock bleibt eben ″unerschütterlich″
beim Einsatz für seine Anleger*innen, um ihnen zu helfen, ″ihre
Anlage- und Sparziele zu erreichen″.
Die ″Viererbande″
Neben BlackRock gehören noch die Vermögensverwalter
Vanguard (5,6 Billionen USD), Fidelity (2,961 Billionen USD) und
Capital Group (1,9 Billionen USD) zur ″Viererbande″ der
superreichen Vermögensverwalter. Diese Finanzgiganten sind natürlich
in den fünf Internetriesen Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet und
Facebook beteiligt und haben durch ihr Finanzengagement die
Börsenwerte dieser Technologiekonzerne rapide nach
obengetrieben.
Diese vier dominanten Geld-Konzerne sind zudem
auch untereinander verflochten. Vanguard hält bei BlackRock 10,5%
der Aktien, Capital Research 4,55%, umgekehrt ist BlackRock bei
Vanguard mit 9,76% beteiligt. Eine exklusive und geschlossene
Gesellschaft. Einen derartig großen und unheimlichen Macht-Cluster
aus ökonomisch-gesellschaftspolitischem Potenzial und Geldmacht hat
es in der Wirtschaftsgeschichte bisher nicht gegeben.
Anmerkungen:
[1] INVESTOR
RELATIONS, January 14,
2021
https://ir.blackrock.com/files/doc_financials/2020/Q4/BLK-4Q20-Earnings-Release.pdf
[2] Telepolis, 17.1.2021, Werner Rügemer: Noch mehr
BlackRock in der
US-Regierung
https://www.heise.de/tp/features/Noch-mehr-BlackRock-in-der-US-Regierung-5023050.html?seite=all
[3] Larry Fink, Eine grundlegende Umgestaltung der
Finanzwelt
https://www.blackrock.com/de/privatanleger/larry-fink-ceo-letter
[4] Urgewalt, 27.1.2020: BlackRocks neue Policy betrifft
weniger als 20% der
Kohle-Industrie
https://urgewald.org/medien/blackrocks-neue-policy-betrifft-weniger-20-kohle-industrie
[5] urgewalt, 13.1.2021: Ein Jahr nach
Nachhaltigkeitsversprechen: BlackRock hält $85 Mrd in
Kohlefirmen
https://urgewald.org/medien/jahr-nachhaltigkeitsversprechen-blackrock-haelt-85-mrd-kohlefirmen
Reclaim Finance, 12.1.2021: ONE YEAR ON: BlackRock still
addicted to fossil
fuels
https://reclaimfinance.org/site/en/2021/01/12/one-year-on-blackrock-still-addicted-fossil-fuels-2/
https://reclaimfinance.org/site/wp-content/uploads/2021/01/OneYearOnBlackRockStillAddictedToFossilFuels.pdf
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