Entnommen: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27181&css=print
Transhumanismus: WEF-Gründer Schwab prophezeit
"Verschmelzung physischer und digitaler Identität"
Auf den
Trümmern von Millionen Existenzen
Von RT Deutsch
Bereits seit geraumer Zeit ist
vom "Great Reset" die Rede. Als Vordenker gilt Klaus
Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums. Die Corona-Krise solle
Startschuss sein für die "Vierte Industrielle Revolution",
bei der digitale Innovationen und Technologie eine Schlüsselrolle
spielen. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Diese
Binsenweisheit hat durchaus auch etwas Beruhigendes. Sie erinnert
daran, dass die Zukunft nicht in Stein gemeißelt, nicht vorhersehbar
ist und dass vom Heute nicht zwangsläufig auf das Morgen geschlossen
werden kann. Nur wenige Dinge der menschlichen Existenz sind
unabwendbar. Die Zukunft verläuft nicht linear, sie ist auch geprägt
von Brüchen und unvorhergesehen Ereignissen. Ein Mann sieht das
allerdings ganz anders: Klaus Schwab. Die globale Corona-Krise und
die dadurch angerichteten sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen
Verwüstungen stellen für ihn, den Mastermind hinter dem sogenannten
"Great Reset", ein einmaliges "Fenster der
Möglichkeiten" (window of opportunity) dar. Die einzigartige
Möglichkeit besteht darin, auf den Trümmern von Millionen
Existenzen eine neue Weltwirtschaftsordnung aufzubauen, die zugleich
"grün", "inklusiv" und "digital" sein
solle: die "Vierte Industrielle Revolution". Sie soll die
sich global jetzt erst recht zuspitzenden Probleme lösen.
Im
Juli dieses Jahres veröffentlichte Schwab (gemeinsam mit Thierry
Malleret) ein Buch zum Thema ("The Great Reset", "COVID-19.
Der große Umbruch"). Doch bereits Jahre zuvor hatte es ihm als
dem Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF) diese Idee angetan.
"Es
ist dringend notwendig, dass die globalen Akteure bei der
gleichzeitigen Bewältigung der direkten Folgen der COVID-19-Krise
zusammenarbeiten. Um den Zustand der Welt zu verbessern, startet das
Weltwirtschaftsforum die Initiative 'The Great Reset' ", heißt
es beim WEF zu dem Thema. (1)
Der "Great Reset" ist
dabei nach Lesart Schwabs verknüpft mit der Idee des
"Transhumanismus".
"Die internationale Bewegung
und Denkrichtung [des Transhumanismus] sucht nach Möglichkeiten, die
biologischen Grenzen der Menschen durch den Einsatz von Technologie
und Wissenschaft zu verändern und zu überwinden. Transhumanisten
gehen davon aus, dass die nächste Evolutionsstufe der Menschheit
durch die Fusion mit Technologie erreicht wird", heißt es zum
Begriff des Transhumanismus unter zukunftsinstitut.de. (2)
Für
Schwab stellt diese Entwicklung eine gar nicht mehr zu hinterfragende
Entwicklung dar, sie sei vielmehr integraler Bestandteil der "Vierten
Industriellen Revolution".
"Die 'Vierte Industrielle
Revolution' wird zu einer Verschmelzung unserer physischen, digitalen
und biologischen Identität führen", erklärte Schwab jüngst
vor dem Chicago Council on Global Affairs.
Auch zum Thema der
Zukunft der nächsten industriellen Revolution veröffentlichte
Schwab sein Buch "Die Vierte Industrielle Revolution" im
Jahr 2016 zunächst auf Englisch, das noch im selben Jahr auch auf
Deutsch erschien. In diesem Buch legte Schwab bereits Wert darauf,
dass es gelte, die neuen disruptiven Technologien zum Wohle der
Menschheit und Umwelt einzusetzen. Es gelte, unter anderem zu
ergründen, "wie und wo in diesen neuen Technologien menschliche
Werte einfließen und wie sie so gestaltet werden können, dass sie
das Gemeinwohl, die ökologische Verantwortung und die Menschenwürde
fördern", schrieb Schwab auch damals schon.
Auch in
seiner Rede vor dem Chicago Council on Global Affairs kam der
zweifache Doktor (der technischen Wissenschaften und der
Wirtschaftswissenschaften) nun mit einigem Stolz wieder auf sein
schriftliches Werk zu sprechen. So sei sein Buch "Shaping the
Future of the Fourth Industrial Revolution" weltweit über eine
Million Mal über den Ladentisch gegangen. Schwab hob hervor, dass
allein 800.000 Exemplare in drei bemerkenswerten Ländern verkauft
worden seien: in China, Südkorea und Japan.
Allein das
koreanische Militär, unterstrich der WEF-Gründer, habe 16.000
Exemplare erstanden. Der Grund dafür läge auf der Hand:
"Weil
die 'Vierte Industrielle Revolution' auch erhebliche Auswirkungen auf
die moderne Kriegsführung haben wird", so Schwab.
In
seinem Buch führt er zudem aus, wie es die neuen digitalen
Technologien Behörden ermöglichen werden, etwa auch "in den
bisher privaten Raum unseres Geistes einzudringen, unsere Gedanken zu
lesen und unser Verhalten zu beeinflussen".
Schwab sagt
voraus, dass dies den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen werde,
Programme zur Verbrechensvorhersage zu implementieren. In der Tat
werden derlei Technologien bereits getestet, basierend vor allem auf
Auswertung von Big Data mittels Ansätzen der Künstlichen
Intelligenz (KI).
"In dem Maße, wie sich die Fähigkeiten
in diesem Bereich verbessern, wird die Versuchung für
Strafverfolgungsbehörden und Gerichte zunehmen, Techniken
einzusetzen, um die Wahrscheinlichkeit krimineller Aktivitäten zu
bestimmen, die Schuld zu bewerten oder möglicherweise sogar
Erinnerungen direkt aus den Gehirnen der Menschen abzurufen",
schreibt Schwab.
Selbst "das Überschreiten einer
Landesgrenze könnte" es eines Tages erforderlich machen, "einen
detaillierten Gehirnscan" bei Personen vorzunehmen, um deren
Risikopotenzial "einzuschätzen".
"Tatsächlich
haben einige von uns bereits das Gefühl, dass unsere Smartphones zu
einer Erweiterung unserer selbst geworden sind. Die heutigen externen
Geräte – von tragbaren Computern bis hin zu
Virtual-Reality-Headsets – werden sich mit ziemlicher Sicherheit in
unseren Körper und unser Gehirn implantieren lassen", stellt
Schwab als Entwicklung im Rahmen der von ihm postulierten "Vierten
Industriellen Revolution" fest.
Auch die gern nur in
Kreisen von Verschwörungstheoretikern verortete Diskussion um
"aktive implantierbare Mikrochips, die die Hautbarriere unseres
Körpers durchbrechen", fehlt nicht in Schwabs Ausführungen
darüber, was der Menschheit offensichtlich geradezu unausweichlich
bevorsteht.
So spricht er über die Entwicklung "implantierter
Geräte, (die) wahrscheinlich auch dazu dienen werden, Gedanken, die
normalerweise verbal über ein 'eingebautes' Smartphone ihren
Ausdruck finden, und möglicherweise unausgesprochene Gedanken oder
Stimmungen durch das Lesen von Gehirnströmen und anderen Signalen zu
kommunizieren".
Es läuft – den Ausführungen Schwabs
nach zu urteilen – genau auf das hinaus, was Raymond "Ray"
Kurzweil – ein Pionier in der KI-Forschung und der sogenannte Kopf
der transhumanistischen Bewegung – als die nahende "Singularität"
beschreibt. Also eine Entwicklung bis zu jenem Moment, in dem die KI
mit der menschlichen Intelligenz gänzlich verschmilzt. Dieser Guru
der jahrzehntealten Idee eines Transhumanismus ist nicht irgendwer,
sondern Kurzweil ist heute Leiter der technischen Entwicklung beim
Internetkonzern Google. Dieses Unternehmen ist also damit alles
andere als schlecht darauf vorbereitet, selbst ein Treiber des
Schwabschen "Great Reset" und damit der "Vierten
Industriellen Revolution" zu werden.
Schwab selbst
konstatiert lediglich, Zweifel oder gar Kritik an der prophezeiten
Entwicklung werden in seinen Ausführungen nicht laut. Er ist in dem
Sinne ein Befürworter des Transhumanismus, als dass er ihn als
unausweichlich ansieht und nicht grundsätzlich hinterfragt. Daher
geht es ihm in allererster Linie darum, die Menschheit und
insbesondere auch die gesellschaftlichen sowie politischen
"Stakeholder" dazu zu animieren, nun "die Zukunft der
'Vierten Industriellen Revolution' aktiv mitzugestalten".
Und
längst hat die Botschaft dieses "Großen Umbruchs" ihren
Weg in die Köpfe auch der politischen Elite gefunden – nämlich
über das Weltwirtschaftsforum WEF. So war es etwa der kanadische
Premierminister Justin Trudeau, der während einer UN-Videokonferenz
jüngst von COVID-19 ebenfalls als der "Möglichkeit für einen
Umbruch" (opportunity for a reset) sprach.
Und auch in
deutschen Politikerkreisen ist die Vision Schwabs längst angekommen.
So äußerte sich unter anderem vor wenigen Tagen auch die
Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen während einer
Dialog-Veranstaltung des WEF zum "Great Reset" sehr positiv
über diesen. (3)
"Seit dem Beginn der Pandemie konnten
wir eine Explosion bei der digitalen Innovation und dem Gebrauch von
Technologie beobachten. Sie ermöglichten es Fabriken, weiterhin
geöffnet zu bleiben. Sie ermöglichten es Unternehmen, ihre Produkte
zu verkaufen (…) wir müssen mit dieser Veränderung Schritt
halten. Das bedeutet, wir werden ein neues Regelwerk für die
digitale Wirtschaft und die digitale Gesellschaft brauchen. Die
Notwendigkeit für globale Kooperation und die Beschleunigung des
Wandels werden beide Treiber des 'Great Reset' sein. Und ich sehe das
als eine beispiellose Möglichkeit", erklärt von der
Leyen.
Schon bald werden die großen Wirtschaftslenker und
politischen Führungspersönlichkeiten der Welt Gelegenheit dazu
haben, sich über ihre gemeinsame Zukunftsvision noch intensiver
auszutauschen. Unter dem Motto "The Great Reset" (4) soll
Anfang des kommenden Jahres ein Zwillingsgipfel zum 51.
Weltwirtschaftsforum stattfinden [NRhZ-Anmerkung: laut Handelsblatt
verlegt nach Singapur, 13. bis 16. Mai 2020].
Fußnoten:
1
https://www.weforum.org/great-reset
2
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/transhumanismus-die-cyborgisierung-des-menschen/
3
https://www.weforum.org/agenda/2020/11/the-great-reset-building-future-resilience-to-global-risks/
4
http://www3.weforum.org/docs/WEF_The_Great_Reset_AM21_German.pdf
Mit
Dank übernommen von RT Deutsch - dort veröffentlicht am
29.11.2020
Online-Flyer Nr. 759 vom 18.12.202
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen