Mittwoch, 7. Dezember 2022

Kriegswillige Machtgruppen - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/12/07/die-vereinigung-bestimmter-machtgruppen-die-zum-schlimmsten-faehig-sind-macht-den-weltkrieg-moeglich/

Die Vereinigung bestimmter Machtgruppen, die zum Schlimmsten fähig sind, macht den Weltkrieg möglich

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 7. DEZEMBER 2022 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR

von Thierry Meyssan – http://www.voltairenet.org 

Wenn wir auch mit Entsetzen auf das Wiederaufleben faschistischer, nationalsozialistischer oder japanischer imperialer Gruppen reagieren, sehen wir nicht, dass es nicht diese Ideologien waren, die den Weltkrieg provoziert haben, sondern ein Zusammenschluss von Machtgruppen, die zum Schlimmsten bereit waren. Die gleiche Konfiguration besteht jetzt mit anderen Gruppen. Wenn wir jetzt nicht reagieren, könnte in ein paar Monaten ein Dritter Weltkrieg möglich werden.

Der Zweite Weltkrieg kann uns eine Lehre sein. Er ist nicht aus heiterem Himmel ausgebrochen. Es handelte sich nicht um einen Kampf der Guten gegen die Bösen. Er wurde nur durch eine unerwartete Umgruppierung von Kräften ausgelöst, die fähig waren, alles zu zerstören.

Nach der Wirtschaftskrise von 1929 war die ganze Welt zu Recht davon überzeugt, dass der damalige Kapitalismus vorbei war. Die Sowjetunion allein schlug eine Alternative vor, den Bolschewismus. Bald dachten die Vereinigten Staaten an eine andere, die Strukturreform des New Deal, und dann brachte Italien eine dritte Lösung, den Faschismus. Die großen angelsächsischen Kapitalisten beschlossen, ein neues Regime zu unterstützen, den Nazismus, der dem Faschismus nahestand. Sie glaubten, dass Deutschland die UdSSR angreifen und so ihre Interessen wahren würde, die sowohl durch bolschewistische Kollektivierungen als auch durch US-Wirtschaftsreformen bedroht waren. Nichts jedoch funktionierte wie geplant, da Italien, Deutschland und Japan, mit ihrer eigenen Logik, die Achse bildeten und der Krieg nicht gegen die Sowjets geführt wurde, sondern gegen die großen Vermögen, die ihn vorbereiteten.

Ganz allgemein machen wir die großen angelsächsischen Kapitalisten nicht verantwortlich, den Nationalsozialismus in seinen frühen Tagen unterstützt zu haben. Im Gegenteil, wir erinnern uns, dass das britische und das amerikanische Volk am Sieg teilgenommen haben.

Von dieser Erfahrung müssen wir lernen, dass auch die geschicktesten Pläne ihren Erfindern entgleiten können. Der Frieden war durch das Bündnis zwischen drei sehr unterschiedlichen Regimen, Faschismus, Nationalsozialismus und Hakkō ichiu, bedroht. Diese Vereinigung wurde von keinem Spezialisten für internationale Beziehungen und anderen Geopolitikern der Zeit vorhergesehen. Alle, ohne Ausnahme, haben sich geirrt.

Allen drei Ideologien war gemein, dass sie die Weltordnung verändern wollten, ohne sich um die menschlichen Konsequenzen ihres Handelns zu kümmern. Das bedeutet nicht, dass ihre Gegner demokratisch und friedlich waren, ganz im Gegenteil, sondern nur, dass sie sich selbst verbaten, ganze Völker auszurotten.

Lassen Sie uns nicht auf den falschen Gegner setzen. Wir müssen sehr wachsam sein, nicht gegenüber einer bestimmten Art von politischem Regime, sondern um sicherzustellen, dass Staaten, die von Männern regiert werden, die zum Schlimmsten fähig sind, sich niemals zusammenschließen. Die gegenwärtige Gefahr ist weder Faschismus, noch Nationalsozialismus, noch Hakkō ichiu, drei von ihrer Zeit geprägten Ideologien, die heute nichts mehr bedeuten. Wovor wir uns aber hüten müssen, ist ein globales Bündnis von Ideologien, die zum Schlimmsten bereit sind.

Aber genau das ist es, was uns droht: Die derzeitigen Beamten des US-Außenministeriums, die der Kiewer Regierung und die der kommenden Regierung in Tel Aviv kennen keine Grenzen. Die Vereinigung von „Straussianern“, „ukrainischen integralen“ Nationalisten und israelischen „revisionistischen Zionisten“ kann die Welt ohne Zögern in einen Dritten Weltkrieg stürzen. Glücklicherweise teilt die CIA deren Ideen nicht, die Kiewer Regierung ist durch die russische Militärintervention eingeschränkt und die Koalition des israelischen Premierministers hat ihre Regierung noch nicht gebildet.


Professor Leo Strauss (1899-1973). Obwohl er ausführlich über das Naturrecht und jüdische Philosophie schrieb, hinterließ er nichts über seine politischen Ansichten, die er einigen seiner Schüler vorbehielt. Viele Augenzeugen haben uns seine „mündlichen“ Gedanken vermittelt.
DIE US-AMERIKANISCHEN „STRAUSSIANER“
Diese kleine Gruppe von etwa hundert Personen kontrolliert die US-Außenpolitik, darunter Außenminister Antony Blinken, seine Stellvertreterin Victoria Nuland und der nationale Sicherheitsberater Jacob Sullivan.

Sie teilt die Denkweise des jüdischen Philosophen Leo Strauss [1], für den die Demokratien in den 30er Jahren ihre Schwächen gezeigt haben. Der einzige Weg, um sicherzustellen, dass sie nicht vom nächsten antisemitischen Regime massakriert werden, bestehe darin, dass die Juden ihre eigene Diktatur aufbauen; um auf der Seite der Starken zu sein.

Die „Straussianer“ haben bereits gezeigt, wozu sie fähig sind, indem sie die Anschläge des 11. September organisiert und verschiedene Kriege zur Zerstörung des „Erweiterten Nahen Ostens“ begonnen haben.

Es ist erstaunlich, dass trotz der Kontroversen, die die herrschende Klasse der USA unter der Regierung Bush Jr. auseinandergerissen haben, die meisten aktuellen Politiker nicht wissen, wer die Straussianer sind.


Der Dichter Dmytro Donzow (1883-1973). Er schuf eine Mythologie, mit der er Millionen von Ukrainern dazu brachte, die Russen zu bekämpfen. Als Geheimagent des Zweiten und Dritten Deutschen Reiches beteiligte er sich als Verwalter des Reinhard-Heydrich-Instituts an der Überwachung der Juden- und Zigeunervernichtung in Europa, bevor er von den angelsächsischen Geheimdiensten freigesprochen wurde.
DIE UKRAINISCHEN „INTEGRALEN NATIONALISTEN“
Das ist eine Gruppe von Hunderttausenden von Menschen, vielleicht Millionen. Sie hat ihren Ursprung im Ersten Weltkrieg, hat sich aber in der Zwischenkriegszeit, dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg gefestigt [2].

Sie berufen sich auf den Dichter und Verbrecher gegen die Menschlichkeit Dmytro Donzow. Sie halten sich für Waräger-Wikinger, bereit, die letzte Schlacht gegen das Böse zu liefern, das heißt, ihrer Meinung nach, gegen die russische Zivilisation.

Der Ausdruck „integraler Nationalist“ sollte nicht irreführen. Er wurde von Donzow in Anlehnung an die Denkweise des Franzosen Charles Maurras gewählt. Donzow war nie ein Patriot oder Nationalist im klassischen Sinne. Er hat nie das ukrainische Volk oder das ukrainische Land verteidigt. Ganz im Gegenteil.

Die ukrainischen „integralen Nationalisten“ haben seit 1919 gezeigt, wozu sie fähig waren. Sie ermordeten mehr als 4 Millionen ihrer Mitbürger, darunter 1,6 Millionen Juden. Seit 2014 führen sie einen Bürgerkrieg, der etwa 20 000 ihrer Mitbürger das Leben gekostet hat. Sie haben auch ihr Land 1921 amputiert, indem sie Galizien und Wolhynien den Polen schenkten, damit die polnische Armee gegen die UdSSR kämpft.

Sie schlossen ein Bündnis mit den Straussianern im Jahr 2000 auf einem großen Kongress in Washington, dessen Ehrengast der Straussianer Paul Wolfowitz war.

Es ist sehr gefährlich zu behaupten, wie es nämlich die NATO tut, dass „integrale Nationalisten“ in der Ukraine marginal sind. Zugegeben, im Geiste dieser Organisation geht es nur darum, den Diskurs Russlands zu diskreditieren und für die Ukraine zu mobilisieren. Aber diese Leute ermorden heute, ohne Urteil oder Prozess, diejenigen ihrer Mitbürger, die der russischen Kultur angehören.

Es ist besonders gefährlich, sich am Wahn der „integralen Nationalisten“ zu beteiligen, wie es der Bundestag gerade getan hat, indem er eine Resolution zum „Holodomor“, also „Völkermord durch Hunger“, verabschiedet hat. Die Hungersnot der Jahre 1932-33 wurde absolut nicht von den Sowjets im Allgemeinen oder von Josef Stalin im Besonderen provoziert. Sie betraf viele andere Regionen der UdSSR, nicht nur die Ukraine. Es war eine klimatische Katastrophe. Darüber hinaus betraf sie in der Ukraine selbst, nicht die Städte, sondern nur das Land, weil die Sowjets beschlossen haben, diese Not zu bewältigen, indem sie die Arbeiter statt der Bauern ernährten. Dem Mythos eines geplanten Völkermords Glauben zu schenken, bedeutet, antirussischen Hass zu fördern, wie die Nazis einst antijüdischen Hass förderten.


Wladimir Jabotinsky (1880-1940), Gründer der Jüdischen Legion, und dann der Irgun-Armee. Er forderte, dass Israel sich über das gesamte britische Mandatsgebiet erstreckt, d.h. sowohl über den heutigen Staat Israel, die palästinensischen Gebiete, als auch über das Königreich Jordanien.
DIE ISRAELISCHEN „REVISIONISTISCHEN ZIONISTEN“
Die „revisionistischen Zionisten“ machen etwa 2 Millionen Israelis aus. Sie konnten eine parlamentarische Mehrheit bilden, indem sie mehrere politische Parteien hinter Benjamin Netanyahu vereinten.

Sie berufen sich auf den Ukrainer Wladimir Jabotinsky; der Mann, der behauptete, Palästina sei „ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land“. Mit anderen Worten, palästinensische Araber existieren nicht. Sie könnten keine Rechte haben und müssten aus ihren Häusern vertrieben werden.

Im September 1921 schmiedete Jabotinsky ein geheimes Bündnis mit ukrainischen „integralen nationalistischen“ Antisemiten, dem ersten Glied der im Entstehen befindlichen Achsenmächte. Diese Vereinigung erregte die Empörung der gesamten jüdischen Diaspora und Jabotinsky wurde aus der Zionistischen Weltorganisation ausgeschlossen. Im Oktober 1937 schmiedete Jabotinsky ein neues Bündnis mit den Antisemiten von Marschall Rydz-Smigly, Nummer 2 in Polen hinter Józef Piłsudski. Er wurde erneut vom Diaspora-Judentum abgelehnt.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wählte Jabotinsky Bension Netanyahu, Benjamins Vater, zu seinem Privatsekretär.

Es ist empörend, dass 75 Jahre nach der Gründung des Staates Israel die meisten Leute weiterhin unterschiedliche und oft gegensätzliche Meinungen vermischen, nur auf Grund der Religion jener, die diese Meinungen äußern.

Der „revisionistische Zionismus“ ist das Gegenteil des Zionismus von Nahum Goldman und des Jüdischen Weltkongresses. Er kümmert sich nicht um das jüdische Volk und hat daher auch nicht gezögert, ein Bündnis mit antisemitischen Streitkräften einzugehen.

Die „revisionistischen Zionisten“, darunter Menachem Begin und Ariel Sharon, haben mit der Nakba, der 1948 erzwungenen Vertreibung der Mehrheit der arabischen Bevölkerung aus Palästina, gezeigt, wozu sie fähig waren. Es ist dieses Verbrechen, dessen Erinnerung sowohl Araber als auch Israelis verfolgt, das den Frieden in Palästina bis heute unmöglich macht.

Benjamin Netanyahu schloss im Jahr 2003 auf einem großen Kongress hinter verschlossenen Türen in Jerusalem ein Bündnis mit den Straussianern [3]. Seit der Wahl von Wolodymyr Selenskyj, von dem er ein persönlicher Freund geworden ist, hat Netanjahu auch Jabotinskys Bündnis mit den „integralen Nationalisten“ erneuert.

Die Achse ist gebildet.

DIE GEMEINSAME IDEOLOGIE DER NEUEN ACHSE
Ebenso wie der italienische Faschismus, der deutsche Nationalsozialismus und der japanische Hakkō ichiu wenig miteinander zu tun hatten, denken auch die Straussianer, die „integralen Nationalisten“ und die „revisionistischen Zionisten“ unterschiedlich und verfolgen unterschiedliche Ziele. Nur die Nazis waren antisemitisch bis zu dem Punkt, dass sie versuchten, ein ganzes Volk zu töten. Die Faschisten verachteten die Juden, versuchten aber nicht sie auszurotten. Die Japaner ließen sich nie auf diesen Hass ein, und schützten sogar die Juden zu Hause und in den von ihnen besetzten Gebieten. So wie heute, da die „integralen Nationalisten“ obsessiv gegen die russische Kultur sind und alle Russen, Männer, Frauen und Kinder töten wollen, verachten die Straussianer sie auch, ohne sie ausrotten zu wollen, und die „revisionistischen Zionisten“ verfolgen andere Ziele.

Jede dieser drei isolierten Gruppen stellt eine Gefahr für bestimmte Bevölkerungsgruppen dar, aber alle drei zusammen bedrohen die gesamte Menschheit. Sie teilen einen gemeinsamen Kult für Gewalt und Macht. Sie haben gezeigt, dass sie sich in Vernichtungskriege stürzen können. Alle drei denken, dass ihre Zeit gekommen ist. Sie müssen jedoch nicht nur ihre inneren Gegensätze überwinden, sondern ihre Achse ist auch noch ungewiss. Die Straussianer, zum Beispiel, haben gerade die „revisionistischen Zionisten“ vor einer möglichen Ausweitung jüdischer Siedlungen in den palästinensischen Gebieten gewarnt.

Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1] „Russland erklärt den Straussianern den Krieg“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.

[2] „Wer sind die ukrainischen integralen Nationalisten?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 15. November 2022.

[3] « Sommet historique pour sceller l’Alliance des guerriers de Dieu », Réseau Voltaire, 17 octobre 2003.

 

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https://www.voltairenet.org/article218481.html


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