Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/08/05/biden-will-krieg-mit-china/
Biden will Krieg mit China
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 5. AUGUST 2022
von Andre Damon – http://www.wsws.org
Die Taiwan-Reise der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi,
hat den Konflikt zwischen den USA und China extrem verschärft und die
größte militärische Krise in der Straße von Taiwan seit Jahrzehnten
ausgelöst.
Taiwan wurde de facto einer Militärblockade unterworfen, als China rund
um die Insel Schießübungen mit scharfer Munition durchführte. In den
umliegenden Gewässern steuerten zwei chinesische Flugzeugträger einem
amerikanischen Flugzeugträger-Verband und zwei Amphibious Ready Groups
(ARG) entgegen – Kampfgruppen der US Navy, die amphibische Landungen
durchführen können.
Obwohl eine militärische Krise entstanden ist, die den Krieg gegen
Russland in der Ukraine in den Schatten zu stellen droht, hat sich kein
US-Medienvertreter ernsthaft um eine Erklärung bemüht, geschweige denn
die offenkundige Frage gestellt: Warum ist die Sprecherin des
US-Repräsentantenhauses mit Unterstützung des Weißen Hauses nach Taiwan
gereist?
Die Aussage des Sprechers des Weißen Hauses, John Kirby, die Reise
ändere „nichts“ an den Beziehungen der USA zu China, ist völlig absurd.
Die Regierungen Trump und Biden haben gezielt festgestellt, welche
Maßnahmen China als nicht hinnehmbare Verletzung seiner Souveränität
ansieht, und diese Maßnahmen dann eine nach der anderen durchgeführt.
Die Ein-China-Politik, die in den 1970er Jahren eine Normalisierung der
Beziehungen zwischen den USA und China in die Wege leitete, wurde
systematisch unterhöhlt.
US-Präsident Joe Biden weiß ganz genau – und China hat öffentlich davor
gewarnt –, dass China die Insel militärisch zurückerobern will, wenn die
Vereinigten Staaten die Ein-China-Politik aufgeben und Taiwan de facto
als unabhängige Nation anerkennen. Biden persönlich hat in Aussicht
gestellt, in diesem Fall China den Krieg zu erklären.
Mit anderen Worten: Die Biden-Regierung hat in ihrem Vorgehen bewusst
einen Kurs eingeschlagen, von dem sie weiß, dass er zu einem
militärischen Konflikt mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt
führt. Biden will de facto oder de jure einen Kriegszustand mit China
herbeiführen, dem Land, von dem in den Augen Washingtons die größte
Bedrohung für die amerikanische Weltherrschaft ausgeht.
Im März letzten Jahres erklärte US-Außenminister Antony Blinken, Biden
habe das „Verteidigungsministerium angewiesen, China als seine
maßgebliche Herausforderung zu betrachten“. Blinken fügte damals hinzu:
„China ist das einzige Land, das wirtschaftlich, diplomatisch,
militärisch und technologisch stark genug ist, um das stabile und offene
internationale System ernsthaft infrage zu stellen.“
Die geopolitischen Beweggründe der USA wurden von Elbridge Colby
dargelegt. Der Hauptautor der Nationalen Verteidigungsstrategie von 2018
erklärte am Dienstag auf Twitter, dass ein Konflikt mit China wegen
Taiwan „für die konkreten wirtschaftlichen Interessen der Amerikaner
sinnvoll ist“.
Sollte China nicht militärisch in die Schranken verwiesen werden, so
Colby, drohe es „einen kontrollierenden Einfluss auf mehr als 50 Prozent
des globalen BIP“ zu gewinnen. Es wird Torwächter und Zentrum der
Weltwirtschaft sein.“ Und: „Der Yuan wird zur dominierenden Währung
werden.“
In seinem Buch The Strategy of Denial aus dem Jahr 2021 plädiert Colby
für eine Politik, die China zu militärischen Aktionen verleiten soll.
„Die klarste und manchmal auch wichtigste Methode, um sicherzustellen,
dass China auf diese Weise [als der Aggressor] gesehen wird, besteht
schlicht darin, dafür zu sorgen, dass es den Erstschlag führt. Nur
wenige moralische Empfindungen des Menschen sind so tief verwurzelt wie
die, dass derjenige, der angefangen hat, der Aggressor ist und daher
einen größeren Teil der moralischen Verantwortung trägt.“
Mit anderen Worten: Die Vereinigten Staaten versuchen, alle „roten
Linien“ Chinas zu identifizieren, sie zu überschreiten und dann so zu
tun, als wären sie überrascht, wenn China mit militärischen Maßnahmen
reagiert.
Die geopolitischen Ziele des US-Imperialismus sind nur eine Komponente
seiner Kriegstreiberei. Angesichts einer unkontrollierbaren
medizinischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise im Inneren versucht
die herrschende Klasse, mithilfe militärischer Konflikte eine „nationale
Einheit“ herbeizuführen.
Die Eskalation des Konflikts mit China wird mit weitreichenden Angriffen
auf die sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Arbeiterklasse
einhergehen. Von den Arbeitern wird verlangt werden, ihren
Lebensstandard für die Kriegsanstrengungen zu opfern.
Bidens wahnwitzige Kriegspläne werden vom gesamten politischen Establishment der USA unterstützt.
Am Dienstag veröffentlichte der Fraktionsvorsitzende der Republikaner im
Senat, Mitch McConnell, zusammen mit 25 Senatsabgeordneten seiner
Partei eine Erklärung, in der es heißt: „Wir unterstützen die Reise der
Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi nach Taiwan.“
„Die Taiwan-Krise braut sich zusammen“, titelte das republikanisch
orientierte Wall Street Journal, und fügte hinzu: „Waffen müssen
beschleunigt geliefert werden, und zwar solche Waffen, die eine mögliche
Invasion am ehesten verhindern.“
Senator Bob Menendez, Vorsitzender des Senatsausschusses für auswärtige
Angelegenheiten, lobte in einem Gastbeitrag in der New York Times
Pelosis Reise mit den Worten: „Frau Pelosi hatte Recht, als sie China
nicht entscheiden ließ, wer Taiwan besuchen darf und wer nicht.“
Menendez kündigte an, dass er und der republikanische Senator Lindsey
Graham einen Gesetzentwurf namens „Taiwan Policy Act of 2022“ einbringen
würden, um die US-Militärausgaben für die Bewaffnung Taiwans deutlich
zu erhöhen.
Menendez schrieb:
Unsere Gesetzgebung würde die Sicherheit Taiwans stärken, indem sie in
den nächsten vier Jahren knapp 4,5 Milliarden Dollar an Sicherheitshilfe
bereitstellt und Taiwan als „wichtigen Nicht-NATO-Verbündeten“
anerkennt – eine äußerst wirkungsvolle Kategorie, die engere
militärische und sicherheitspolitische Beziehungen ermöglicht. Damit
würde Taiwan auch mehr diplomatischen Spielraum gewinnen, weil es in
internationale Organisationen und multilaterale Handelsabkommen
einbezogen wird.
Dies würde in der Praxis das Ende der Ein-China-Politik in den
Vereinigten Staaten bedeuten. Mit anderen Worten: Die Demokraten machen
sich die Politik der Trump-Regierung zu eigen.
Der „progressive“ Flügel der Demokratischen Partei in Gestalt von
Senator Bernie Sanders und Senatorin Elizabeth Warren schweigt zu
Pelosis Reise und hat auf direkte Fragen von Reportern nicht
geantwortet.
Die Haltung von Sanders zeigt sich jedoch in den Aussagen seines
außenpolitischen Beraters Matt Duss, der in einem Interview mit The
Intercept die Ziele der militärischen Aufrüstung der USA uneingeschränkt
unterstützte.
Duss sprach sich dafür aus, „die Sicherheit Taiwans zu erhöhen“ und
„Taiwans Sicherheit und Selbstverteidigung Priorität einzuräumen“.
Er verurteilte die „hemmungslosen Übertreibungen der Gefahr“ durch
diejenigen, die vor den Folgen von Pelosis Taiwan-Reise warnten, und
bezeichnete sie als „kontraproduktiv“.
Mit anderen Worten: Das eigentliche Problem sind nicht die
Brandstifterin Pelosi und das US-Militär, sondern diejenigen, die davor
warnen, dass Pelosis Verhalten eine Gefahr für die gesamte Menschheit
darstellt. Der Interviewer von Intercept prangerte die „Progressiven“
an, die die Beziehungen zwischen den USA und China so darstellen würden,
„als ginge es in erster Linie um das Vorgehen der USA, obwohl in
Wirklichkeit der Autoritarismus in China zunimmt“.
Diese Äußerungen sind ein weiterer Beleg dafür, dass es in der
Demokratischen Partei und im politischen Establishments der USA
niemanden gibt, der sich ernsthaft gegen den US-Militarismus ausspricht,
wie skrupellos oder gefährlich das Vorgehen des Weißen Hauses auch sein
mag.
Angesichts der Tatsache, dass das gesamte politische Establishment der
USA die Eskalation gegen China unterstützt, ist es die Arbeiterklasse,
die die soziale Basis für den Kampf gegen den Krieg bildet. Die
Arbeiter, die bereits jetzt mit einer extremen Steigerung ihrer
Lebenshaltungskosten und einer drohenden Rezession konfrontiert sind,
müssen „Opfer“ im Namen der Anti-China-Kampagne der USA ablehnen und
sich im Kampf gegen den Krieg mit ihren chinesischen Arbeitskollegen
zusammenschließen.
https://www.wsws.org/de/articles/2022/08/04/pers-a04.html
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