Entnommen: https://linkezeitung.de/2021/06/03/die-neue-weltordnung-great-reset-oder-global-concert/
„Die
neue Weltordnung: ‚Great Reset‘ oder ‚Global Concert‘?“
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 3. JUNI 2021
von
Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru
Die russische Analyse lässt einen deutschen Leser einige
Male erblassen und tief durchatmen, weil darin vieles steht, was man
in Deutschland kaum denken oder sagen darf, wenn man nicht Gefahr
laufen will, dass einem alle möglichen Vorwürfe gemacht werden. Wer
in Deutschland von „weltweiten Eliten“ spricht, die die Welt
lenken, der gilt mindestens als Verschwörungstheoretiker. Und wenn
in dem Text dann noch irgendwo das Wort „Jude“ vorkommt, dann ist
es nicht mehr weit bis zum Vorwurf des Antisemitismus. Die
Diskussionskultur in Deutschland ist längst zu einer
Diskussionsverhinderungs-Kultur geworden.
Bei den
geopolitischen Thinktanks (egal, ob in Russland, den USA oder anderen
souveränen Staaten) gibt es diese Denk- und Diskussionsverbote
nicht, denn dort analysiert man nüchtern eine Situation und versucht
Vorschläge zu erarbeiten, wie das eigene Land mit einer Situation
umgehen sollte. Dabei sind Denkverbote kontraproduktiv.
Der
russische Thinktank Russtrat (von dem ich schon einige Analysen
übersetzt habe, zum Beispiel diese oder diese) hat eine sehr lange
Analyse zum Thema Great Reset herausgebracht, die zwar schwere Kost
und nicht eben für Laien geschrieben, aber dennoch ausgesprochen
lesenswert ist. Dabei ist es nicht einmal wichtig, ob man der Analyse
in allen Punkten zustimmt, wichtig für an Geopolitik interessierte
Menschen ist vielmehr, zu wissen, worüber die Strategen der
Geopolitik derzeit diskutieren. Daher habe ich die Analyse von
Russtrat übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Die
neue Weltordnung: ‚Great Reset‘ oder ‚Global Concert‘?
Nur
eine Allianz zwischen Moskau und Peking kann die neuen
menschenfeindlichen Konzepte des tiefen Staates brechen, die auf eine
radikale Neuformatierung der Welt abzielen
Das vor einigen
Jahren „vorhergesagte“ Coronavirus-Epos ist wahrscheinlich
menschengemachter Natur. Sowohl die Dynamik der Ereignisse als auch
gewisse Zufälle zeugen davon. Im Sommer 2020 tauchte das Projekt
„Great Reset“ (Klaus Schwab) auf, das an die Epidemie als Faktor
anknüpft, der die Transformation der Weltordnung im Interesse der
Konzerne ermöglicht. Nach Bidens Einzug ins Weiße Haus präsentiert
Richard Haas, der Präsident des Council on Foreign Relations, ein
neues „globales Konzert“, ähnlich dem, vom Beginn des 19.
Jahrhunderts.
Club of Rome, Globalisierung und Globalismus
Das Projekt, eine Welt der Konzerne zu formen, gibt
es schon seit langem. Eine detaillierte Ausarbeitung erfolgte durch
den Club of Rome in einer Reihe von Programmberichten, die einen
Fahrplan für eine gesteuerte Globalisierung vorschlugen. Nach dem
Zusammenbruch der UdSSR wurden ihre wichtigsten Ideen – die
Begrenzung der Entwicklung, der Bevölkerung und des
Energieverbrauchs durch mystische „Grenzen des Wachstums“, und
die Aufteilung der Welt in Zonen mit engen wirtschaftlichen
Spezialisierungen, die interkonfessionelle Vereinigung der Welt auf
der Grundlage einer „einzigen Weltreligion“, etc. – in der
„Agenda-XXI“ zusammengefasst.
Daraus werden acht
„Entwicklungsziele des Jahrtausends“ extrahiert (2000-2015), die
dann in siebzehn nachhaltige Entwicklungsziele (2015-2030)
umformuliert werden. Gleichzeitig bildet sich ein System von
Global-Governance-Institutionen. Die allgemeine Idee ist wie folgt:
Die Menschheit wird in höhere und niedere Kasten eingeteilt. Die
Überlegenen („Elite“) erlangen dank bahnbrechender
Biotechnologien, wenn nicht Unsterblichkeit, so doch ein
unvorstellbar langes körperliches Leben. Die Unterlegenen sind das
dienende Personal, das mit Hilfe sozialer und medizinischer
Technologien in Chaos und Archaik versinkt, um eine
Selbstorganisation von Protest zu vermeiden.
Die stark
reduzierte Zahl der Minderwertigen wird weiter reguliert und durch
externe Kontrolle auf einem Niveau von bis zu 500 Millionen Menschen
für den gesamten Planeten gehalten; Industrie und Landwirtschaft
werden zerstört. Es herrscht ein „goldenes Zeitalter“ auf dem
Planeten – endlose hierarchische Unveränderlichkeit, verstärkt
durch die Zerstörung der Identität und die Auslöschung des
historischen Gedächtnisses.
Die konzeptionelle Rechtfertigung
für die Pläne der menschlichen Segregation war die Erweiterung der
Theorie der natürlichen Selektion (Charles Darwin) und der
Bevölkerungstheorie (Thomas Malthus) auf die soziale Sphäre, an
deren Kreuzung die Eugenik erschien (Francis Galton), die versuchte,
religiöse und moralische Beschränkungen auf dem Weg der selektiven
„Verbesserung“ der menschlichen Natur zu entfernen.
Hinzu
kamen die wichtigsten Entwicklungen der britischen und amerikanischen
Geopolitik zur See und zu Lande. Die Umsetzung der oben erwähnten
theoretischen Ansichten in die Praxis bildete die zivilisatorische
Aufgabe des Westens in Form einer allmählichen Expansion von der
Peripherie zum Zentrum Eurasiens.
In der konzentriertesten
Form wurde das im nationalsozialistischen Generalplan „Ost“
skizziert, wie auch in ähnlichen westlichen Projekten der
Zerstückelung von „Großrussland“ und der Kolonisierung seiner
Trümmer. Die Transformation der Welt der Staaten in eine Welt der
Konzerne sollte durch die Globalisierung erreicht werden, durch die
Zerstörung von Staaten und die Fragmentierung von Identitäten,
gefolgt von der Atomisierung der Individuen und der globalen
wirtschaftlichen Integration.
Der Zweite Weltkrieg wurde
entfesselt, um zur Vision einer Weltregierung zurückzukehren, deren
Errichtung auf der Grundlage des Völkerbundes durch die Große
Oktoberrevolution unterbrochen worden war. Die entscheidende
Niederlage Nazi-Deutschlands durch die Rote Armee und die vollwertige
Beteiligung der UdSSR an der Gestaltung der Nachkriegsweltordnung
verhinderte jedoch erneut, dass der UNO der Status einer „Obersten
Behörde“ zuerkannt wurde, was diese Organisation zu einer Arena
der Konfrontation zwischen den Supermächten im Kalten Krieg gemacht
hat.
Betrachtet man heute das globale Spiel, das nach dem
Zusammenbruch der UdSSR „gespielt“ wurde, so haben die
herrschenden Kreise des Westens es nicht geschafft, die Kontrolle
über die Entwicklung der Welt zu behalten, da sie das Potenzial
Russlands und Chinas unterschätzt haben, die eine solidarische
Herausforderung für die US-Hegemonie in Eurasien darstellen.
Bei
der Analyse der möglichen Optionen für die weitere Entwicklung der
aktuellen Trends sollte man die oben beschriebenen Erfahrungen bei
der Bildung der globalen Weltordnung nach den Weltkriegen im Auge
behalten und berücksichtigen. Die erste Option, die derzeit
hauptsächlich umgesetzt wird, ist mit der internen systemischen
Herausforderung des Westens durch Russland und China verbunden. Das
heißt, unsere Länder akzeptieren insgesamt die etablierten Regeln
des globalen Spiels und kämpfen dafür, die Kontrolle über deren
Umsetzung zu übernehmen, einschließlich des entsprechenden Systems
der globalen Institutionen.
In diesem Fall ist eine extreme
Konfrontation unvermeidlich, bis hin zu einer militärischen
Auseinandersetzung und einem groß angelegten Konflikt, denn die
Niederlage in einem solchen Wettbewerb ist gleichbedeutend mit einer
Kapitulation und der Verdrängung des Verlierers an den Rand sowohl
des kapitalistischen Weltsystems als auch des welthistorischen
Prozesses insgesamt.
Die zweite Variante, von der einige
Elemente auch in den gegenwärtigen Bedingungen vorhanden sind, wenn
sie auch nicht dominieren, ist die Wiederholung der Erfahrung der
Großen Oktoberrevolution, verbunden mit der Bildung einer
systemischen Alternative, d.h. eines anderen Weltsystems mit eigenen
Spielregeln. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die
BRICS und eine Reihe von verwandten Finanzinstitutionen – die
Asiatische Infrastrukturinvestmentbank, die New Development Bank,
sowie postsowjetische Integrationsprojekte und die chinesische
Initiative der neuen Seidenstraße – sind genau der Prototyp einer
solchen systemischen Alternative.
Die Metamorphose der
„nachhaltigen Entwicklung“
Man kann Menschen unter bestimmte Bedingungen mit
Gewalt oder Druck zu einem gewünschten Verhaltensmuster zwingen.
Alternativ kann man sie einer „Gehirnwäsche“ unterziehen, indem
man ihnen eine bestimmte Menge an notwendigen Einstellungen
einpflanzt und sie davon überzeugt, dass diese Einstellungen ihre
Überzeugungen darstellen. Die Überzeugungen wiederum sind bei
Gläubigen in religiösen Systemen und bei Atheisten in ideologischen
Systemen fixiert. Wie miteinander verbundene Gefäße haben Religion
und Ideologie in ihrer Projektgenese die Eigenschaft, sich
gegenseitig zu ersetzen und zu ergänzen.
Die Integration des
religiösen Faktors, verbunden mit der Bildung der „einen
Weltreligion“, wurde durch das Zweite Vatikanische Konzil
(1962-1965) ausgelöst, dessen Hauptentscheidung darin bestand, das
Christentum in das Fahrwasser des Judentums zu stellen, indem die
„Seniorität“ des letzteren und das „Blut“ des Erlösers
gegenüber dem jüdischen Volk anerkannt wurde (das heißt, das
Ideelle wurde durch das Materielle ersetzt: der christliche Geist
durch den ethnischen Faktor).
Dieser Trend war mit dem
ökumenischen Prozess gekoppelt. Im Jahre 1995 wurde auf der
Grundlage der Internationalen Gorbatschow-Stiftung und mit der
Unterstützung von George Bush, Margret Thatcher, Zbigniew Brzezinski
und anderen Weltführern und Ideologen des Globalismus das Forum
„Zustand der Welt“ (World Forum) gegründet, dessen wichtigstes
Ziel die Organisation des interreligiösen Dialogs war. Im Jahr 2001
wurde die Ökumenische Charta unterzeichnet, die Katholiken und
Protestanten vereinte
Gegenwärtig wird über das „Ökumenische
Patriarchat“ von Konstantinopel versucht, die orthodoxen Kirchen in
dieses Bündel hineinzuziehen, außerdem wird die protestantische
Expansion in den asiatisch-pazifischen Ländern, vor allem in
Südkorea und China, vorangetrieben.
Im ideologischen Bereich
wurde der Prozess der globalen Integration ebenfalls in den 1960er
Jahren mit der Gründung des Club of Rome eingeleitet, der mit dem
Heiligen Stuhl, der ökumenischen Bewegung und den oligarchischen
Clans, die ihn bevormunden, verbunden ist. Das gemeinsame „Spiel“
wurde über die Vatikanbank (Istituto per le Opere di Religione) und
deren Verbindungen zum Bankensektor abgewickelt. Die Methode der
Einbindung „katholischer“ Banken in von der Oligarchie
kontrollierte Bankennetzwerke und -allianzen durch katholische Orden
(Malteser, Opus Dei etc.) sowie die Einschleusung entsprechender
Agenten des oligarchischen Einflusses in staatliche Institutionen
wurde ebenfalls genutzt.
Der Club of Rome wählte Ökologie
und die „grünen“ Themen, weil es unter den Bedingungen des
Kalten Krieges keine anderen gemeinsamen Themen zwischen West und Ost
gab.
Fragen der Umweltsicherheit wurden zunächst aus dem
allgemeinen Bereich der nationalen Sicherheit herausgenommen. Dann
wurde die „breite“ Auslegung der Ökologie, die die Sphären der
wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung einschloss,
verabsolutiert und über die Sicherheit als solche erhoben. Der
„breite“ Umweltimperativ wurde genutzt, um den „Eisernen
Vorhang“ zwischen Ost und West zu überwinden.
So entstand
das konvergente ideologische Schlüsselkonzept des Globalismus, das
„sustainable development“ („nachhaltige Entwicklung“). Es
soll eine Entwicklung sein, die die Natur nicht zerstört und das
Gleichgewicht zwischen der Biosphäre und der Technosphäre nicht
stört; tatsächlich legen die Autoren in das „sustainable
development“ die ideologische Dominante der Nicht-Entwicklung, die
die Erosion der westlichen Dominanz verhindern soll.
Der
Globalismus trat in den 1970er Jahren in seine aktive Phase ein, was
sich in der folgenden Ereigniskette widerspiegelt:
1971 –
Ablösung des Bretton-Woods-Systems des Goldstandards durch das
losgelöste Jamaika-System;
1972 – Gründung des „konvergenten“
Internationalen Instituts für Angewandte Systemforschung (IISA) in
Wien unter Beteiligung der USA und der UdSSR sowie weiterer NATO- und
Warschauer-Pakt-Staaten;
1972 – Veröffentlichung des ersten
Berichts an den Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“,
entwickelt am Massachusetts Institute of Technology (MIT). In diesem
Dokument wurden zwei grundlegende Aufgaben formuliert und festgelegt,
unter deren Vorzeichen alle aktuellen Ereignisse stehen: die
Reduzierung der Bevölkerung und die Begrenzung der industriellen
Entwicklung (jetzt verschlüsselt als „Bekämpfung der
anthropogenen Emissionen“);
1972/1973 – Die Gründung der
Trilateralen Kommission (Rockefeller und Brzezinski), die die Eliten
Nordamerikas, Westeuropas und Japans zu einer Weltarchitektur mit
drei Blöcken vereinte; 1975, erstellte es unter der Leitung von
Huntington, Croisier und Watanuki den im Westen weit verbreiteten
Bericht „Die Krise der Demokratie“ vor, in dem sie die Erhaltung
des Kapitalismus mit dem Traditionalismus durch einen „neuen
Faschismus“ verbanden;
1973/1974. – In den USA wurden die
bisherigen Präsidenten und Vizepräsidenten Nixon und Agnew
schrittweise durch die nicht gewählten Platzhalter der Oligarchie,
Gerald Ford und Nelson Rockefeller, ersetzt;
1975 – Schlussakte
der KSZE in Helsinki, bei der die UdSSR im Austausch für „Garantien“
der Nachkriegsgrenzen zustimmte, in „globale Fragen“ einbezogen
zu werden;
1975 – Gründung der Vanguard Group, der
systembildenden Vermögensverwaltungsgesellschaft; unter den
Bedingungen des eingetretenen totalen Monopols kontrolliert dieser
Typus von „globalen Investoren“ die Weltwirtschaft durch fast
alle transnationalen Banken und Konzerne; sie spielen auch eine
Schlüsselrolle im neu geschaffenen Rat für einen integrativen
Kapitalismus im Vatikan.
Wir erinnern daran, dass um 2010 in
einer Studie der Schweizerischen Eidgenössischen Technischen
Hochschule die Struktur des Aktienbesitzes und der
Cross-Partnerschaften von 43.000 Banken und Unternehmen analysiert
wurden, wobei im Ergebnis ein „breiter“ Kern aus 1.318 Subjekten
festgestellt wurde. Innerhalb dieses Kerns wurde ein „enger“ Kern
von 147 wichtigen Finanz- und Industriekonzernen identifiziert. Die
Vermögensverwaltungsgesellschaften, deren Gesamtzahl auf zehn bis
fünfzehn geschätzt wird, bilden den „ultra-engen“ Kern der
globalen kapitalistischen Wirtschaft.
Die Einbeziehung der
UdSSR in globale Fragen erfolgte mit direkter Unterstützung des
Vorsitzenden des Ministerrats Kosygin. Die Sowjetunion gehörte zu
den Gründern des Wiener Instituts für Systemforschung. Seine
Niederlassung und eine Reihe von verwandten Instituten wurden in der
Sowjetunion gegründet. 1983 wurde auf geheimen Befehl von Andropow
die Politbüro-Kommission des Zentralkomitees der KPdSU für die
Wirtschaftsreform gegründet, die von Ministerpräsident Tichonow und
seinem Stellvertreter Ryschkow geleitet wurde; die faktische Leitung
hatten Schatalin und Gwischiani inne. Der Kommission gehörte eine
Gruppe von zukünftigen „Reformern“ an, darunter Gaidar,
Tschubais, Aven und andere. (Anm. d. Übers.: Die letzten drei wurden
nach dem Zusammenbruch Sowjetunion in den 90er Jahren unter Jelzin zu
mächtigen Figuren bei der Privatisierung, die wiederum die
russischen Oligarchen hervorgebracht hat, zu denen mindestens Aven,
wenn nicht alle drei gezählt werden konnten)
Generell besteht
immer noch ein signifikanter semantischer Unterschied zwischen den
Kategorien „sustainable development“ und „Nachhaltige
Entwicklung“, dessen Essenz sich in den Reden der Führer Russlands
und Chinas auf dem Klimagipfel, der auf Initiative von Joe Biden am
22. und 23. April dieses Jahres stattfand, widerspiegelt.
Der
Westen sieht den Klimaprozess als einen Weg, um Zugang zu den
Ressourcen der Entwicklungsländer zu bekommen, als ein Werkzeug, um
sie zu zwingen, zu deindustrialisieren und westliche „grüne“
Produkte und „grüne“ Technologie zu kaufen (mit Hilfe der
CO2-Steuer) und als ein Mittel, um ein globales System von
„ökologischen“ Werten zu bilden, die vom Westen aufgezwungen
werden. Auch werden die Trends der Zukunft aufgezwungen, vor allem
die Technologieführerschaft im Rahmen der „grünen“
Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz, denen eine
entscheidende Rolle bei der Gestaltung der „neuen Weltordnung“
zugewiesen wird.
Das ist der wirkliche Sinn des Projektes
Great Reset. Für Russland und China ist die Teilnahme am
Klimaprozess ein Instrument zur Stärkung der Souveränität, aber
auch zur technologischen Entwicklung und zur Lösung „aufgeschobener“
Umweltprobleme. Deshalb setzte Putin die Frage der Verknüpfung von
Industrieemissionen mit ihrer Absorption durch die natürliche
Umgebung wieder auf die Tagesordnung und wies auf den fast 30-fachen
Überschuss des Methan-Treibhauseffekts gegenüber CO2 hin.
Daraus
folgt, dass der Klimawandel durch das Recycling von Methan und nicht
durch den Handel mit CO2-Zertifikaten bekämpft werden muss. Die
wichtigste Ressource für eine CO2-arme Entwicklung ist laut Putins
Rede die Kernkraft, nicht die berüchtigten erneuerbaren Energien,
die im letzten Winter in Europa ihr Versagen demonstriert haben.
Darüber hinaus stellte Xi Jinping in Aussicht, dass die Emissionen
in China bis 2030 maximal ansteigen und die „CO2-Neutralität“
erst 2060, also in nicht-absehbarer Zeit, erreicht werden soll.
Im
Gegensatz zu ihren westlichen Gegnern verbinden unsere Länder
Ökologie nicht mit Außenpolitik oder Global Governance, sondern mit
innerer Entwicklung.
„Nachhaltige Entwicklung“ und
„Friedensförderung“.
Das System der Institutionen des „sustainable
development“, das sich herausgebildet hat, umfasst zwei
Hauptrichtungen oder Schienen. Die erste integriert in einer
„breiten“ Auslegung die Umwelt mit der Wirtschaft und der
sozialen Sphäre und wird durch die Institution der UN-Konferenzen
für Umwelt und Entwicklung repräsentiert. Diese finden alle zehn
Jahre statt, und auf der ersten Konferenz nach dem Zusammenbruch der
UdSSR, der Rio-92-Konferenz, wurden die grundlegende Rio-Deklaration
über Umwelt und Entwicklung sowie die Agenda 21 und eine Reihe
weiterer oben genannter internationaler Dokumente verabschiedet.
Die
zweite Schiene dehnt das Thema der nachhaltigen Entwicklung auf die
politische Sphäre aus, und der Übergang erfolgt durch eine andere
Art von Institution, die Weltgipfel zu den Entwicklungszielen, von
denen der erste, bekannt als Millenniumsgipfel, im Jahr 2000
stattfand und die nachfolgenden alle fünf Jahre einberufen
werden.
Der Gipfel im Jahr 2000 legte die
Millenniumsentwicklungsziele vor; der Gipfel 2015 aktualisierte sie
mit den nachhaltigen Entwicklungszielen. Der Inhalt der
Entwicklungsziele lehnt sich im Wesentlichen an die Millenniumsziele
an, detailliert diese aber durch eine Verdoppelung der Gesamtzahl der
„Ziele“. Das letzte „Ziel“ ist in beiden Fällen die „globale
Partnerschaft“.
Sie schlägt die Brücke zum Konzept der
„Präventivdiplomatie“, die ein Mechanismus zur
„Nachkonflikt“-Lösung von innerstaatlichen Konflikten und von
nicht von zwischenstaatlichen Konflikten ist. Dazu werden innere
Konflikte zunächst gezündet und dann internationalisiert, um eine
ausländische Intervention zu ermöglichen und das Land unter
westliche Kontrolle zu bringen. Dies wird als
„Friedenskonsolidierung“ bezeichnet, die von einem speziellen
Gremium innerhalb der UN-Struktur, der Kommission für
Friedenskonsolidierung, geleitet wird.
Die grundlegenden
Konzepte der „sustainable development“ und des „peacebuilding“
werden von den einschlägigen UN-Dokumenten unterstützt.
„Sustainable development“, wie sie im Bericht „Our Global
Neighborhood“ der UN Commission on Global Governance and
Cooperation von 1995 skizziert wurde, zielt darauf ab, eine „globale
Gemeinschaft“ zu bilden, in der die Sicherheit nicht bei den
Staaten, sondern bei „Planet und Menschen“ liegt.
Dies ist
ein Mechanismus der totalen Intervention überall; derzeit wird er
unter dem Slogan der Menschenrechte durchgeführt, in Zukunft wird
der Grund sein, dass Länder „internationale Standards“ des
Umweltschutzes nicht einhalten. Die Ressourcen selbst werden in
„globale Gemeingüter“ umgewandelt, für deren Nutzung die Länder
„globale Steuern“ an die UNO zahlen. (Anm. d. Übers.: Dass das
keine Fantasie ist, kann jeder erkennen, denn derzeit wird neben dem
Genozid auch der Ökozid als internationaler Straftatbestand
eingeführt, was dann Interventionen des Westens möglich macht, die
nicht mehr mit Menschenrechten, sondern mit Umweltschutz begründet
werden können.)
Die Ziele des „peacebuilding“ werden im
Bericht des hochrangigen Panel der Vereinten Nationen „A More
Secure World: Our Shared Responsibility“ (2004) aufgezeigt. Beide
Dokumente haben eine Gemeinsamkeit. Es handelt sich um Pläne zur
Reform der UNO, die den Sicherheitsrat an den Schwenk der
Globalisierung zum Regionalprinzip anpassen sollen.
Russische
und chinesische Opposition zum Globalismus
Schwabs Plan des Great Reset ist direkt mit den
genannten nachhaltigen Entwicklungszielen verknüpft, er zielt also
auf das Jahr 2030. Methodisch gesehen, verbindet das Konzept des
Great Reset sustainable development und Digitalisierung. Und hier
sollten wir nach einer Antwort auf die Frage suchen, warum der Club
of Rome seinerzeit die globalen Probleme mit dem „Umweltschutz“
verbunden hat, um sie dann mit dem wirtschaftlichen und sozialen
Faktor zu verknüpfen, von wo aus sie in die „große Politik“
gelangten.
Im Zentrum aller theoretischen Konstruktionen, die
mit dem „Great Reset“ verbunden sind, steht die Allianz der drei
Kräfte, die für die Förderung globaler Veränderungen
„verantwortlich“ sind: der staatliche Faktor, die Wirtschaft und
die Zivilgesellschaft. In diese Kombination ist jedoch eine
Besonderheit der Interpretation und Bedeutung eingebettet. Auf
UN-Ebene ist die Wirtschaft durch den Global Compact vereint, dessen
Sinn es ist, Banken und Konzerne der Entwicklungsländer die
Bedingungen aufzuerlegen, die von den Industrieländer als
sustainable development definiert wurden.
Was die „globale
Zivilgesellschaft“ anbelangt, so wird sie auch spezifisch
verstanden – als die Gesamtheit ihrer organisierten Spitze,
repräsentiert durch NGOs. Alle offiziellen Dokumente, die sich auf
„sustainable development“ beziehen, sowohl innerhalb als auch
außerhalb der UN, appellieren an sie, trotz ihrer offensichtlichen
Abhängigkeit nicht von der Zivilgesellschaft als solcher, sondern
von externen Kräften, die an einem bestimmten Schwerpunkt ihrer
Aktivitäten interessiert sind. Gleichzeitig wird die Beziehung
zwischen Unternehmen und NGOs und Regierungen, wie sie von
Globalisten gesehen wird, durch ein vielsagendes Zitat aus dem
UN-Bericht „Our Global Neighbourhood“
charakterisiert:
„Governance und Zusammenarbeit ist die
Gesamtheit der vielen Wege, auf denen Einzelpersonen und
Organisationen, sowohl staatliche als auch private, ihre gemeinsamen
Geschäfte führen. Es ist ein ständiger Prozess des Ausgleichs von
gegensätzlichen Interessen und Unterschieden, um gemeinsam zu
handeln. Ein solcher Prozess umfasst das gesamte System der Regierung
und der formellen Institutionen, die darauf ausgerichtet sind, die
Anpassung, die Vereinbarung und die bestehenden informellen
Vereinbarungen zwischen Individuen und Organisationen zu
gewährleisten, die in ihrem Interesse sind“
Das heißt, die
Rolle der Staaten besteht nicht darin, Sicherheit zu gewährleisten,
sondern die privaten Interessen bestimmter Gruppen zu sichern.
Inzwischen werden die „inoffiziellen Absprachen“, die „den
Interessen“ von „Einzelpersonen und Organisationen“
entgegenkommen, als mafiöse Geschäfte bezeichnet. Die Einbindung
„offizieller Institutionen“ in sie wird als Korruption angesehen.
Aber hier geht es um „große Politik“ – ein Prozess, der „das
gesamte Regierungssystem umfasst“ (der Autor des Berichts, der im
Auftrag der UN erstellt wurde, ist der ehemalige Ministerpräsident
von Schweden und Vizepräsident der Sozialistischen Internationale
Karlson).
Wie ist dieser Fall zu erklären? „Individuen und
Organisationen“ ist nichts anderes als ein Euphemismus für die
globale Oligarchie. Mit anderen Worten, die Staaten werden in die
„Allianz“ zwischen der Wirtschaft und der NGOs einbezogen, nicht
als gleichberechtigte Partner und schon gar nicht als Träger der
Globalisierungstendenzen, sondern als Objekt, das im Rahmen dieser
Partnerschaft Vorrechte und Befugnisse an diese neuen Subjekte –
die Wirtschaft und die NGOs – abgeben soll. Also an diejenigen, die
hinter ihnen stehen und ihre Aktivitäten lenken.
Dies ist die
Logik hinter der Gründung des Rates für inklusives Kapital, der im
November 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In dieser Logik
wurde der Vatikanische Rat für einen inklusiven Kapitalismus
gegründet, der sich selbst zum „Hauptquartier der globalen
Bewegung“ erklärte. Dies veranlasst uns, den Rat als eine globale
Partei zu behandeln, oder vielmehr sein Zentralkomitee. Die
entsprechende Hierarchie hat vier Ebenen. An der Spitze steht der
Jesuit Papst Franziskus.
Die zweite „Etage“ von oben
gehört den Oligarchen, verkörpert durch die exemplarische Figur der
Lynn de Rothschild. Den „guardians“ in der Liste, die zwar
„Vormünder“ genannt werden, aber in Wirklichkeit passender mit
„Wächter“ übersetzt werden, gehört die führende Rolle der
großen Geschäftsleute und Vertretern von NGOs („informeller
Sektor“), aber es gibt überhaupt keine Vertretung staatlicher
Interessen.
Insgesamt handelt es sich um eine Art Politbüro.
Darunter, in der dritten („srewards“) und vierten („allies“)
Ebene, gibt es kleinere Vertreter. Es ist sehr deutlich, dass sich
unter den insgesamt 69 „Wächtern“, „Bewahrern“ und
„Verbündeten“ kein einziger Vertreter Russlands und Chinas
befindet. Ein Bündnis ohne Russen und Chinesen ist ein Bündnis
gegen Russen und Chinesen, das ist ein ehernes Gesetz der
Weltpolitik.
Es gibt noch eine weitere sehr wichtige Nuance,
auf die die Schöpfer des Projekts ihre Aufmerksamkeit nicht richten
wollen. Unter den Mitgliedsorganisationen des „inklusiven“ Rates
ist eine gewisse JLens, die selbst folgendes über sich
sagt:
„JLens“,
gegründet 2012, ist ein Netzwerk von Investoren, das die jüdische
Perspektive auf Impact Investing erforscht und als Brücke zwischen
der jüdischen Gemeinschaft und den Bereichen Socially Responsible
Investing (SRI) und Corporate Social Responsibility (CSR) dient.
Impact Investing ist ein neuer Begriff für ein altes Konzept: Werte,
Ethik und Mission erstrecken sich auf Investitionsentscheidungen. In
den letzten Jahren hat sich das Feld jedoch zu einer globalen
wertebasierten Bewegung entwickelt und ein aufregendes neues Forum
für die Anwendung jüdischer Weisheit geschaffen.
JLens
beaufsichtigt die Einbindung jüdischer Werte für die
Interessenvertretung der jüdischen Gemeinschaft sowohl in die
Propaganda-Bemühungen als auch in die Portfoliostrategie bei etwa
dreihundert der einflussreichsten Unternehmen in den Vereinigten
Staaten.
…JLens veranstaltet auch einen jüdischen Impact
Investing Summit am Vatikan, der Kapitalmanager der jüdischen
Community zusammenbringt, um zu lernen und gemeinsam jüdische
Führung im Bereich Impact Investing zu fördern. JLens hat die
jüdische Gemeinde bereits dreimal im Vatikan vertreten, zuletzt beim
Gipfel zu Religionen und nachhaltiger Entwicklung 2019.“
Die
Allianz zwischen Katholizismus und Judentum, die in der ersten Hälfte
der 1960er Jahre durch das Zweite Vatikanische Konzil formalisiert
wurde, wird also von den Jesuiten in Richtung der Kontrolle jüdischen
Kapitals über wichtige amerikanische Unternehmen gefördert, und es
scheint, dass es nicht nur um amerikanische Unternehmen geht. Wie
wahrscheinlich ist es, dass dies der Sinn und das ultimative Ziel des
gesamten päpstlichen Konzils ist und damit auch des gesamten
Projekts des „Great Reset“? Und inwieweit ist diese Frage
rhetorisch, wenn die Antwort ganz offensichtlich ist?
In
diesem Schema ist die Digitalisierung kein Ziel, geschweige denn ein
Weg zur technologischen Perfektion, sondern ein Instrument der
technokratischen Monopolisierung der Kontrolle über die Menschheit,
um sie mit Hilfe der künstlichen Intelligenz allumfassend und
totalitär zu machen.
Offiziell wird der Termin 2030 für das
Projekt „Great Reset“ mit dem Zeitplan der nachhaltigen
Entwicklung erklärt, aber informell wird zugegeben, dass es um das
schnelle Erstarken Chinas geht, dessen Entwicklung ihm bis 2030 einen
Sieg im strategischen Wettbewerb mit dem Westen sichern wird. Die
Kombination der strategischen Projekte Chinas (Seidenstraße) und
Russlands (Eurasische Wirtschaftsunion) führt unser Land
gewissermaßen aus der Abhängigkeit von den Programmvorgaben des
Globalismus heraus.
Bezeichnenderweise wurde die
Unabhängigkeit Russlands und Chinas durch den Klimagipfel im April
demonstriert, eine Fortsetzung der Position, die beide Länder im
Februar in den Reden von Präsident Putin und Präsident Xi auf dem
„virtuellen Davos“ erklärt hatten. Damals klangen diese Reden im
Verhältnis zum Rest dissonant; sie überschnitten sich jedoch in
ihrer Bedeutung so sehr, dass klar war: Die beiden Texte wurden auf
diplomatischem Wege abgestimmt, um die Gemeinsamkeit der Ansichten
Moskaus und Pekings zum Weltgeschehen zu erklären.
Zwei
Hypostasen des modernen Globalismus
Dass sich das im Frühjahr erschienene neue Konzept
des „globalen Konzerts“ zusammen mit dem „Great Reset“ auf
die Erfahrungen des Wiener Kongresses (1814-1815) und die nach den
napoleonischen Kriegen geschaffene Weltordnung bezieht, ist insofern
aufschlussreich, als „sustainable development“ nicht erwähnt
wird. Mit Blick auf die Schwächung des Westens, unterstützt durch
die Offensive der „Nicht-Demokratien“, womit eindeutig Moskau und
Peking gemeint sind, stellt Richard Haas, der Präsident des Council
on Foreign Relations, fest, dass die liberale Weltordnung der
„Demokratien“ nicht in der Lage war, globale Stabilität zu
gewährleisten. Weder materielle noch geistige Ressourcen seien
ausreichend vorhanden.
Es wird eine Vereinheitlichung ohne
formalisierte Mitgliedschaft vorgeschlagen, eine Art „runder Tisch“
zum Interessenausgleich, um übermäßige Spannungen zu vermeiden.
Haas sieht das „Konzert“ als beratendes Gremium; die getroffenen
Vereinbarungen, verkörpert in „Empfehlungen“, werden von
offiziellen Institutionen umgesetzt. Gleichzeitig wird der „Great
Reset“ weder abgesagt noch abgelehnt; er wird einfach beiseite
geschoben, als ob man merkt, dass er jetzt nicht umgesetzt werden
kann.
Die Vereinigung soll keine formale Mitgliedschaft haben,
sondern eine Art „runder Tisch“ zum Interessenausgleich sein, um
übermäßige Spannungen zu vermeiden. Haas sieht das „Konzert“
als beratendes Gremium; die getroffenen Vereinbarungen, verkörpert
in „Empfehlungen“, werden von offiziellen Institutionen
umgesetzt. Gleichzeitig wird der „Great Reset“ nicht abgesagt
oder abgelehnt; er wird einfach beiseite geschoben, weil man
versteht, dass er jetzt nicht umgesetzt werden kann.
Es
entsteht der Eindruck, dass das „Konzert“ keine Alternative ist,
sondern eine Vorbereitungszeit, die dazu führt, dass das
Hauptszenario (und die Verärgerung) hinter einer Verkleidung aus dem
Vordergrund verschwindet. Und sobald das „Konzert“ die ihm
gestellten Ablenkungsaufgaben erfüllt hat, wird alles im
Globalismus, einschließlich der „sustainable development“, zur
Normalität zurückkehren. Warum?
Erstens weist Haas‘ Kritik
an der UNO eindeutig auf die Unterminierung des vorgeschlagenen
„Konzert-Sextetts“ durch das bestehende System unter Führung des
Sicherheitsrates hin. Nimmt man Bidens Versprechen hinzu, ein „Forum
der Demokratien“ ohne Russland und China zusammenzustellen, so
stellt sich heraus, dass unseren beiden Ländern beim „Sextet“
eine „Demoforum“-Agenda angeboten wird, die gegenüber der
UN-Agenda als vorrangig angesehen wird.
Die Ablehnung schließt
ein System der „kollektiven Isolierung von Revisionisten“ ein,
wie Haas ausdrücklich schreibt. Und das Wichtigste: Die zentrale
Rolle der UN, die Moskau und Peking befürworten, wird damit enden.
Die Abwertung der UN als Teil des „Konzerts“ ist notwendig, um
den „Great Reset“ zu fördern. Gleichzeitig versuchen die Autoren
der Initiative, ein zusätzliches Ziel zu erreichen: das von Putin
initiierte Sechs-Parteien-Treffen durch ein Treffen der Führer der
fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats zu
ersetzen.
Zweitens: Wenn sich das Zentrum des Weltgeschehens
auffällig zum „Sextet“ verlagert, wird das Kräfteverhältnis in
der Welt kardinal verändert. Im UN-Sicherheitsrat steht es drei zu
zwei zugunsten des Westens, aber mit einem Vetorecht, was die
Mehrheitsverhältnisse aufhebt; in der Sechsergruppe wird es vier zu
zwei und ohne Veto sein, d.h. die Mehrheit bestimmt die
Entscheidungen.
Hinzu kommt die mehrfache „Stimme“ der EU,
die zwei ständige Mitglieder im Sicherheitsrat hat – die USA und
Frankreich – und zusätzlich zu ihnen ein weiteres –
Großbritannien, sowie Deutschland. In diesem Fall wird sich der
Westen hinter den Ambitionen Deutschlands, Japans und Indiens
verstecken, die unbedingt Mitglieder im Sicherheitsrat werden wollen,
und er wird beginnen, sie aufzuhetzen. Ganz zu schweigen von der
Tatsache, dass der Westen im Rahmen der Sechs eine Opposition gegen
China und Indien kultivieren wird, die die Shanghaier Organisation
für Zusammenarbeit und die BRICS untergräbt und damit auch
Russlands Interessen schadet.
Drittens proklamieren die
Prioritäten des „Konzerts“ die Unterstützung bestehender
Grenzen und die gewaltsame Unterdrückung der Selbstbestimmung sowie
die Suche nach kollektiven Antworten auf globale Herausforderungen.
Die Annahme dieser Bestimmungen setzt jedoch die UN-Charta außer
Kraft, zu der sie im Widerspruch stehen. Darüber hinaus sollte man
sich darüber im Klaren sein, dass die UdSSR bereits
zusammengebrochen ist, während sich dieser Trend im Westen erst
abzuzeichnen beginnt (Schottland, Katalonien usw.).
Unter
diesen Bedingungen legt der erzwungene Status quo die Unumkehrbarkeit
des Zerfalls Russlands fest, während der Westen dies vermeidet. Das
„Konzert“ ist also notwendig, damit die NATO unter dem Deckmantel
von Verhandlungen weiter auf Kosten ehemaliger Sowjetrepubliken
expandieren kann. Und auch, das sollten wir hinzufügen, um die
US-Eingriffe in die chinesische Souveränität zu vertuschen, bis hin
zur „legitimen“ Entfesselung eines Krieges um Taiwan.
Viertens:
Das berüchtigte „Konzert“ hat unser Land auch im 19. Jahrhundert
nicht vor separaten Allianzen des Westens verschont. Diese Prozesse
kulminierten im Krimkrieg sowie in den Opiumkriegen in China. Das
geschah, weil der Konsens des „Konzertes“ auf den Westen
beschränkt und gegen den Osten gerichtet war. Das Gleiche wird jetzt
vorgeschlagen. Haas hypt die „Andersartigkeit“ des Ostens und
leugnet sie gleichzeitig.
Und schließlich fünftens: Für den
Hauptsitz des „Konzerts“ werden zwei Adressen vorgeschlagen, die
mit sehr konkreten historischen Parallelen und zeitgenössischen
Bedeutungen ausgestattet sind. Es handelt sich um Genf und Singapur,
die eng mit dem Clan der Rothschild-Oligarchen verbunden sind. Und
hier wird der Zusammenhang zwischen dem „globalen Konzert“ und
dem „Great Reset“ auf einer symbolischen Ebene visuell
wahrgenommen, sozusagen „nach Freud“.
Daraus lässt sich
eine mathematische Formel für die erzwungene Aufteilung des einen
globalistischen Projekts in zwei Phasen ableiten. Das „Konzert“
ist gleich „Reset“ minus „sustainable development“. Mit
dieser Hilfe hoffen die Autoren des Projekts, China und Russland zu
„beruhigen“, damit sie sich nicht gemeinsam auf den auf dem
Weltwirtschaftsforum und dem Klimagipfel erklärten Weg
begeben.
Schlussfolgerungen
Erstens. Das Aufkommen der Projekte „Great Reset“
und „Global Concert“ deutet auf Versuche hin,
Globalisierungsprozesse zu intensivieren, die auf das Ende der
Geschichte und das Aufhalten der Entwicklung abzielen. Die
Aufspaltung des Homo sapiens in zwei verschiedene Unterarten ist im
Gange. Die obere, elitäre Schicht, die sich auf einige hundert
aristokratische und oligarchische Familien und Vertreter der
Wissenschaft beschränkt, erreicht eine bedeutende Erweiterung der
physischen Existenz. Die Anzahl der Menschen der „unteren“
Schicht wird durch eine Reihe von Krisen, Epidemien, Kriegen usw.
radikal reduziert.
Die Globalisierung wird als ein Werkzeug
der Erosion und des Zusammenbruchs von Staaten und der Atomisierung
von Identitäten gesehen, gefolgt von einer „Wiederzusammensetzung“
dieser Trümmer auf korporativer Basis zu einer neuen Gemeinschaft
durch universelle wirtschaftliche Integration. Als Modell dieser
Prozesse gilt die Aufteilung der Welt über Grenzen hinweg in eine
„globale Stadt“ – ein System von Megalopolen-Agglomerationen,
die durch moderne Kommunikationsmittel miteinander verbunden sind –
und ein „globales Dorf“ – das Gebiet dazwischen, das in Chaos
und Archaik versinkt. Mit der Ausbreitung der Segregation vertiefen
sich die Widersprüche zwischen „Stadt“ und „Dorf“, was zur
Entstehung und Eskalation von Konflikten führt.
Zweitens. Das
Konzept der „sustainable development“ ist die Ideologie und
Methode der kontrollierten globalen Veränderungen in die oben
genannte Richtung und bildet den Trend, die Entwicklung durch
Begrenzung des industriellen Fortschritts zu stoppen, getarnt als
Kampf gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel. Hinzu kommt die
Verschleierung von bahnbrechenden Technologien und die Konzentration
der Kontrolle über natürliche Ressourcen und Geburtenraten.
Im
Zentrum des Leitbildes des „sustainable development“ stehen in
der Praxis die Sustainable Development Goals (2015-2030), die die
zweite Version der Millennium Development Goals (2000-2015) sind.
„Die Ziele sind ein Abriss der „Agendas“ für das 21.
Jahrhundert und bis 2030.“ (Agenda-XXI,
Agenda-2030).
Spezialisierte Programme, Agenturen und Fonds
der Vereinten Nationen werden aktiv genutzt, um diese Prozesse zu
überwachen. Die Steuerung durch das UN-Sekretariat wird durch
spezielle „sustainable development“-Institutionen –
UN-Konferenzen zu Umwelt und Entwicklung und UN-Weltgipfel zu den
Entwicklungszielen – dupliziert. Beide sind durch die
Verabsolutierung des Umweltschutzes als Grundlage mit dem
„sustainable development“ verbunden.
Drittens. Die größte
Herausforderung für das festgelegte System der Global Governance
geht derzeit von dem raschen Zusammenrücken Russlands und Chinas
aus. Das trägt dazu bei, das Gesamtpotenzial in Eurasien zu formen
und die militärische, politische und wirtschaftliche Macht des
kollektiven Westens auszubalancieren; die alternative Sichtweise
Moskaus und Pekings auf „sustainable development“ und Global
Governance insgesamt liefert die ideologische Grundlage dafür.
Um
sie zu fördern, verwenden unsere Länder eine wörtliche
Interpretation der Dokumente und der Ziele der „sustainable
development“, die sie im Interesse der Mehrheit der Menschheit,
insbesondere der Entwicklungsländer, der Stärkung der staatlichen
Souveränität, der universellen, ehrlichen und gleichberechtigten
Teilnahme an der Global Governance ausüben.
Viertens. Die
Position Russlands und Chinas missfällt den „Meistern“ des
Projekts „sustainable development“ radikal, die, um den
russisch-chinesischen „Revisionismus“ ihrer Pläne zu überwinden,
begonnen haben, globale Institutionen höherer Ordnung zu bilden. Die
erste dieser Institutionen, die im Rahmen der praktischen Umsetzung
des „Reset“-Projekts entstand, war der Rat für einen inklusiven
Kapitalismus im Vatikan.
Das Vatikanische Konzil zum
inklusiven Kapitalismus vereint die Interessen der Oligarchie und den
von ihren Eliten gefütterten NGOs, um Staaten und Souveräne zu
Gunsten einer globalen „kollektiven Souveränität“ zu
untergraben. Den römischen Papst in den Mittelpunkt der vom Konzil
gebildeten hierarchischen Organisationsstruktur zu stellen, deutet
darauf hin, dass das Konzil mit einer ökumenischen
Handlungsbedeutung ausgestattet ist, die sich aus dem in den 1960er
Jahren geschlossenen Bündnis der römisch-katholischen Kirche mit
den großen Zentren des Weltjudentums ergibt.
Den westlichen
Eliten fehlt das Potenzial, den Widerstand zwischen Russland und
China gegen das Projekt „Great Reset“, dessen Exekutivorgan der
Rat für integrativen Kapitalismus ist, direkt zu überwinden. Dies
führt zu beschönigenden Lösungen, wie dem bereits erwähnten
Projekt des „globalen Konzerts“, das seine Zugehörigkeit zum
Globalismus verschleiert, indem es vorgibt, das „sustainable
development“ zu ignorieren. Die taktische Seite dieses Zickzacks
hängt mit dem Versuch zusammen, Moskau und Peking einzubinden und
gleichzeitig die zentrale Rolle der UNO zu schwächen; strategisch
ist das Konzert eindeutig die Anfangsphase des „Reset“.
Fünftens.
Die wichtigste und einzige alternative Bedingung, um den
globalistischen Plänen wirksam zu begegnen, bleibt die umfassende
Stärkung der russisch-chinesischen strategischen Partnerschaft mit
der Möglichkeit, sie gegebenenfalls in ein vollwertiges politisches
und sogar militärisches Bündnis zu verwandeln. Die Gründe dafür
liegen in der zunehmenden Kombination von Russlands militärischem
Potenzial und Chinas wirtschaftlicher Stärke, die durch eine
gemeinsame technologische Basis in hohem Maße verstärkt
wird.
Dabei spielt das vom Westen abweichende Wertesystem
Russlands und Chinas eine entscheidende Rolle. Die Projektion dieser
Vorteile auf die moderne Etappe der menschlichen Entwicklung lässt
erwarten, dass der Globalismus aufhört und in der Konkurrenz mit dem
System der nationalstaatlichen Souveränitäten besiegt wird, was der
wichtigste Inhalt dieses weltgeschichtlichen Moments ist.
Ende
der Übersetzung
Interessant finde ich, dass auch diese
Analyse wieder die Wichtigkeit der NGOs als Herrschaftsinstrument der
westlichen Oligarchen bezeichnet, wie ich es auch in meinem Buch
„Abhängig beschäftigt – Wie Deutschlands führende Politiker im
Interesse der wirklich Mächtigen handeln“ herausgearbeitet habe.
In dem Buch habe ich an Beispielen aus der Realität aufgezeigt, wie
diese Herrschaft einiger weniger reicher und mächtiger westlicher
Oligarchen funktioniert und wie sie dabei dem „dummen Volk“ sehr
erfolgreich eine „Demokratie“ vorspielen, während der Westen in
Wahrheit eine Oligarchie (oder Plutokratie) ist.
Das Buch
erscheint am 7. Juli ist derzeit ausschließlich hier direkt über
den J.K. Fischer Verlag bestellbar.
Hier geht es zum neuen
Buch
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