Frieden und vernünftige
Beziehungen mit Russland!
Von Wolfgang Bittner
80 Jahre nach dem
Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion steht die nach dem
Zweiten Weltkrieg neu gegründete, 1990 mit der DDR vereinigte
Bundesrepublik Deutschland an der Seite der USA gegen Russland. Als
hätten Russland und Deutschland nicht schon bis zur völligen
Erschöpfung unter den Menschheitskatastrophen des Ersten und Zweiten
Weltkriegs gelitten.
Die USA verfolgen – nicht erst seit
1945 – eine Langzeitstrategie, die allein ihren imperialen
Interessen dient. Der ehemalige Direktor des einflussreichen
Thinktanks Stratfor, George Friedman, hat das 2015 in einer Rede in
Chicago plastisch erläutert. Er sagte, das Hauptinteresse der
US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und
Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg, seien die Beziehungen zwischen
Deutschland und Russland gewesen. Und das Hauptziel sei gewesen, eine
Kooperation, die die Vormachtstellung der USA infrage stellen könnte,
zu verhindern. Denn wenn sich deutsches Kapital und deutsche
Technologie mit russischen Rohstoff-Ressourcen und russischer
Arbeitskraft verbänden, hätten die USA ein großes Problem,
wirtschaftlich wie militärisch. Deswegen legten sie um Russland
herum einen Sicherheitsgürtel, einen „Cordon Sanitaire“, wie
Friedman das nannte.
Damit haben wir es zu tun, das ist die
Strategie: Keine Kooperation zwischen Deutschland und Russland, die
USA sichern ihre Stellung als Weltmacht Nr. 1. Der russische
Präsident Putin hat in den vergangenen Jahren versucht, dieser durch
nichts gerechtfertigten, die globale Situation vergiftenden Hybris
friedenspolitisch entgegenzuwirken. Bereits 2001 hat er in seiner
beeindruckenden Rede vor dem Deutschen Bundestag und danach immer
wieder Kooperation angeboten. Dem setzten die USA ihren unipolaren
Anspruch mit einer Aggressionspolitik und militärischen Einkreisung
Russlands entgegen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert,
im Gegenteil, die Konfrontation ist noch bis an die Grenze zum Krieg
forciert worden. Es ging und geht darum, Russland als Machtfaktor und
Regulativ in der internationalen Politik auszuschalten und das Land
den westlichen Kapitalinteressen zu unterwerfen, was allerdings nicht
gelungen ist. Die westliche Propaganda ignorierend, tritt Wladimir
Putin weiterhin für eine Verständigung zwischen Ost und West ein,
für Abrüstung sowie einen gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum
von Wladiwostok bis Lissabon, zuletzt in einem Gastbeitrag in der
Zeit vom 22. Juni 2021.(1) Er betonte mehrmals, dass er sich ein
besseres Verhältnis zu den USA wünsche und dass es in Russland
nicht die Obsession gebe, eine weltbeherrschende Supermacht zu sein.
Auch in Deutschland wünscht eine große Mehrheit der
Bevölkerung Frieden und normale Beziehungen mit Russland.(2) Immer
mehr Menschen wird allmählich klar, dass die Konfrontationspolitik
nicht von Russland ausgeht, wie ständig unterstellt wird, sondern
vom Westen, insbesondere von den USA und der von ihr dominierten
NATO. Diese Einsicht, die trotz der permanenten Hetze und
Indoktrination durchdringt, könnte einen Politikwechsel bewirken,
wann auch immer. Jedenfalls werden wir die Hoffnung auf bessere,
friedlichere Zeiten niemals aufgeben.
In jüngster Zeit gab
es zwei Lichtblicke: Dass die Zeit sich nicht scheute, den
Gastbeitrag des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu
veröffentlichen, und die erstaunlich versöhnliche Rede des
Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 18. Juni zum 80.
Jahrestag des Angriffs Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion.(3)
Der Schriftsteller und Publizist Dr.
jur. Wolfgang Bittner lebt in Göttingen. Kürzlich erschien im
Verlag zeitgeist sein Buch „Deutschland – verraten und verkauft.
Hintergründe und Analysen“.
Quellen
(1)
Wladimir Putin: Offen sein, trotz der Vergangenheit | ZEIT
ONLINE
(2) Umfrage_Russland-in-Europa.pdf
(koerber-stiftung.de)
(3) www.bundespraesident.de: Der
Bundespräsident / Reden / 80 Jahre Überfall auf die
Sowjetunion
Erstveröffentlichung:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=73691
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