Prof. Dr. Karl Hecht: Der Mensch in der DDR – Geborgenheit und soziales Wohlbefinden
Erstellt am 18. April 2024 von sascha313
Karl HechtDas Leben in der DDR war nicht problemlos, doch es unterschied
sich vom Leben in der BRD wie der hellerlichte Tag von der Finsternis.
Und das ist keineswegs übertrieben. Der Arzt und Neurophysiologe
Professor Dr. Karl Hecht (1924-2022) hat dieses 20. Jahrhundert
durchlebt, und er blieb aktiv und geistig rege bis an sein Lebensende.
Wie kaum ein anderer konnte er aus eigener Erfahrung einschätzen, wie
extrem die sozialen, kulturellen und die geistigen Unterschiede zwischen
beiden Staaten – der imperialistischen BRD und der sozialistischen DDR –
waren. Es war so, wie schon Peter Hacks einmal sagte: „Wenn die DDR ein
saurer Apfel war, dann ist die BRD ein fauler.“
Ein Plädoyer für unser sozialistisches Vaterland – die DDR
Angesichts der staatsfeindlichen Hetze gegen die DDR, die von der AfD
und von allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien und Abgeordneten
betrieben wird, ist es unumgänglich, hier noch einmal auf die
vergleichsweise wirklich hervorragenden Lebens- und Arbeitsbedingungen,
auf die soziale Geborgenheit und die beruflichen Perspektiven, auf das
unvergleichlich fundierte Bildungswesen, die kulturelle Vielfalt und die
hohe Leistungsfähigkeit von Wissenschaft und Produktion hinzuweisen.
Nicht ohne Grund hatte sich die DDR im Verlaufe ihrer Entwicklung vom
fast völlig zerstörten, von anglo-amerikanischen Bombengeschwadern
verwüstetem Land zu einem der hochentwickeltsten Länder, an zehnter
Stelle der Welt, heraufgearbeitet. Das war allein dem unermüdlichen
Fleiß der Werktätigen der DDR und der kameradschaftlichen Hilfe und
Unterstützung durch die Sowjetunion zu verdanken.
Der benachbarte westdeutsche Imperialismus…
Rabenschwarz dagegen ist die Geschichte der BRD – vom mit Nazis und
Kriegsverbrechern durchseuchten, militärisch hochgerüsteten Staat, der
nichts unversucht ließ, der DDR Schaden zuzufügen, der zu Tausenden gut
ausgebildete Arbeitskräfte aus der DDR abwarb, DDR-Grenzsoldaten erschoß
und mit allen Mitteln der Propaganda ideologisch auf seine, und nicht
zuletzt auch auf unsere Bevölkerung einwirkte, antikommunistische Hetze
verbreitete und selbst von einer Krise in die andere schlitterte. Was
hatten wir, die in der DDR aufwuchsen, doch für ein Glück, von alledem
verschont geblieben zu sein. Über diesen Gegensatz und das Leben und
Arbeiten in der DDR schrieb im Jahre 1969 der hochangesehene Arzt,
Wissenschaftler und Kommunist Prof. Dr. Karl Hecht.
Der Mensch in der DDR – Geborgenheit
und soziales Wohlbefinden
von Prof. Dr. med. Karl Hecht
Dem 20. Jahrestag der Gründung der
Deutschen Demokratischen Republik
gewidmet.
Dr. Karl Hecht
Die Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des
Sozialismus erfordert eine bewußte Formung unseres sozialistischen
Lebens, eine neue sozialistische Lebensweise. Die Entwicklung der
technischen Revolution hat zur Folge, daß die unmittelbaren
Produktionsfunktionen des Menschen kontinuierlich durch technische
Mittel ersetzt werden. Die körperliche und routinemäßige Arbeit wird
mehr und mehr von mechanischen Systemen und Automaten übernommen, die
der Mensch in seinen Dienst stellt. Zur Verdeutlichung dieser
Entwicklung sollen folgende Überlegungen dienen:
Die Funktionen des Arbeitsprozesses
Im Verlaufe des Arbeitsprozesses verrichtet der Mensch bekanntlich
bestimmte Funktionen, deren Zusammenwirken erst die Herstellung des
Produktes ermöglicht:
Die technologische Funktion (Veränderung der Form, Zusammensetzung und Struktur der Stoffe)
Die energetische Funktion (Das Aufbringen von Energie, Kraftaufwand bei der Arbeit)
Die Transportfunktion (Transportarbeiten mit kürzeren oder längeren Wegen)
Die logische Funktion (Steuerung und Kontrolle des Gesamtprozesses,
theoretische Vorbereitung, Festlegen der einzelnen Teiloperationen,
Kooperation).
Während früher der Mensch alle diese Funktionen selbst durchführte,
benutzt er bei dem gegenwärtigen Stand der Produktivkräfte im weiten
Maße für die technologischen, energetischen und Transportfunktionen
Maschinen, die er steuert und kontrolliert.
Der wissenschaftlich-technische Fortschritt
In der wissenschaftlich-technischen Revolution werden nunmehr
Möglichkeiten geschaffen, auch die logische Funktion des Menschen
wenigstens teilweise durch automatische Anlagen zu ersetzen. Beim Bau
dieser Anlagen werden Erkenntnisse über Steuerungs- und Regelvorgänge
der Gehirnfunktion verwendet. Das Ersetzen der logischen Funktion des
Arbeitsprozesses entlastet den Menschen von zeitraubender mechanischer,
organisatorischer und Routinearbeit, wodurch eine wesentliche
Voraussetzung für seine weitere allseitige geistig schöpferische
Entwicklung gegeben ist.
Welche Herausforderungen stehen vor dem Menschen?
Die sich anbahnende systematische Herauslösung des Menschen aus der
unmittelbaren Fertigung im Produktionsprozeß bedingt, daß seine
Wahrnehmungs- und Denkleistungen, seine Gefühlsäußerungen, seine
Willenskraft und seine Handlungen eine völlig neue Qualität erhalten.
Damit unterliegen die menschlichen Informationsaufnahmen von
Umweltimpulsen verschiedenster Art und noch mehr die
Informationsverarbeitung im Gehirn ebenfalls einer progressiven
Veränderung. So werden die geistig-schöpferische Tätigkeit und die
Verbindung von gesellschaftlich nützlicher Arbeit und Bildung immer
mehr zum Lebensinhalt des sozialistischen Menschen.
„Die entwickelte sozialistische Gesellschaft ist von der Lebensweise
der freien, allseitig entwickelten sozialistischen Menschen geprägt. Sie
verwirklicht somit in der Gesamtwirkung ihrer ökonomischen, politischen
und moralischen Kraft des materiellen und kulturellen Lebensniveaus
die historische Überlegenheit über den Kapitalismus“,
betonte Genosse Walter Ulbricht auf dem VII. Parteitag. Die Gestaltung
der neuen Lebensweise erfordert die Einbeziehung aller Teilsysteme des
gesellschaftlichen Lebens, einschließlich des Leitungssystems. Eine
nicht unbedeutende Rolle kommt dabei dem Gesundheitswesen der DDR zu.
Das bedingt, daß sich einige Tätigkeitsmerkmale des Arztes erheblich
verändern werden.
Der Beruf des Arztes im Sozialismus
Der Arzt kann nicht wie bisher nur ein biologisch-orientierter Mediziner
sein, der aus der Spezifik seines Fachgebietes entweder nur das Herz,
die Leber oder die Verdauungsorgane sieht, sondern er muß den gesunden
Menschen in seiner gesellschaftlichen Entwicklung und Umwelt
betrachten. Folglich muß er umfassende Kenntnisse über Gesetzmäßigkeiten
der gesellschaftlichen Entwicklung besitzen. Er muß in Betracht ziehen,
daß sich die Tätigkeit des Menschen verändert, daß nicht nur bestehende
und bekannte Krankheiten bekämpft, sondern neu entstehende in ihrer
Komplexität erkannt und vor ihrer Entwicklung im Keime beseitigt werden
müssen. Der Arzt tritt den Menschen unserer Gesellschaft immer mehr als
Berater und auch als Erzieher gegenüber. Diese Erziehungsfunktion des
Arztes setzt voraus, daß sowohl der kranke als auch der gesunde Mensch
aktiv und verantwortungsvoll mitwirkt, Krankheiten zu überwinden oder
zu verhindern.
Alles für das Wohl des Volkes !
Der Bürger unserer Republik hat nicht nur das Recht auf Gesundheit,
sondern auch die Pflicht, seine Lebensweise und seinen Lebensstil so zu
gestalten, daß er stets und ständig über eine hohe Leistungsfähigkeit
und über ein physisches und psychisch-emotionales Wohlbefinden verfügt,
um dadurch gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Walter Ulbricht sagte
auf dem VII. Parteitag:
„Aber wir müssen uns darüber klar sein, daß unser Leben so gut sein
wird – und nur so gut sein kann –, wie wir es selbst gemeinsam zu
gestalten vermögen.“
Die humanistischen Verpflichtungen der DDR-Medizin
In den Thesen zum Symposium „Sozialismus, wissenschaftlich-technische
Revolution und Medizin“ (Humanitas, Jg. 1967, Heft 12, Beilage) wird
dieser Gedanke folgendermaßen ausgedrückt:
„Die Erfassung und bewußte Gestaltung der Auswirkungen der
wissenschaftlich-technischen Revolution auf die Gesundheit des Menschen
zwingt zu einer breiten Kooperation der Medizin mit den verschiedensten
volkswirtschaftlichen Bereichen. Die wissenschaftlich-technische
Revolution bringt tiefgreifende Umgestaltungen des gesellschaftlichen
Zusammenlebens und -wirkens der Menschen mit sich, die von der
Umwälzung der materiell-technischen Basis der Gesellschaft ausgehen
und sich bis in alle Einzelheiten der individuellen Lebensgestaltung
erstrecken. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten für die
Weiterentwicklung der medizinischen Wissenschaft und des aktiven
Gesundheitsschutzes, die uns auch befähigen, neu auftretende Gefahren
für die Gesundheit rechtzeitig zu erkennen und ihnen zu begegnen.“
Frieden, Sicherheit und Geborgenheit in der DDR
Die Gestaltung einer sozialistischen Lebensweise hat für die
Leiterpersönlichkeiten unseres Staates ganz besondere Bedeutung.
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, daß zwischen Leitungs- und
Lebensstil eines Leiters enge Beziehungen bestehen. Das Leben eines
Leiters kann nicht nur angefüllt sein von unbegrenzter Arbeit, sondern
muß als wesentliche Ergänzung ein ausgeglichenes, abwechslungsreiches
Freizeitverhalten haben. Damit reproduziert er seine Arbeitskraft und
erhält sich eine hohe Leistungsfähigkeit. Die Verfassung der DDR sichert
auch den Führungskadern und Leitern das Recht auf Freizeit und
Erholung.
Gleiche Rechte, gleiche Pflichten für alle …
Nicht selten wird eine bereits überholte Vorstellung vertreten, wonach
körperliche Anstrengungen, Geschäftigkeit usw. der alleinige
Wertmaßstab für die Arbeitsleistungen seien. Teilweise wird sogar solche
unqualifizierte, aber anstrengende Tätigkeit glorifiziert und höher
bewertet als geistig-schöpferische Arbeit. Daraus resultiert auch die
falsche Meinung, daß Arbeit oder besser „Überarbeitung“ stets
gesundheitliche Schäden zur Folge habe. Die Arbeit schadet nicht der
Gesundheit, sie fördert diese sogar; aber die Umstände, unter denen die
Arbeit durchgeführt wird, können den Menschen in seinen Leistungen und
seinem Wohlbefinden beeinträchtigen.
Negative Erscheinungen müssen überwunden werden !
Solche Umstände sind nicht selten unbeachtete, nicht erkannte und
unberücksichtigte persönlichkeitspsychologische und soziologische
Faktoren negativer Art. An den meisten krankhaften Erscheinungen oder
Erkrankungen sind die mannigfaltigsten Einflüsse beteiligt. Größtenteils
sind es durchaus vermeidbare psychische Ursachen, die das Wohlbefinden,
die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit stören. Die Psychohygiene
sollte deshalb weiteste Verbreitung finden.
Medizin und Wissenschaft bilden eine Einheit
Alle neueren wissenschaftlichen Forschungen beweisen, daß es immer neue
Bestätigungen dafür gibt, daß die psychischen Faktoren für die
Gesundheit oder Krankheit von außerordentlich großer Bedeutung sind. So
ist einer Arbeit von Dr. Hans Szewczyk zu entnehmen, daß psychische
Faktoren negativen Charakters an der Entstehung krankhafter Zustände
beteiligt sind. (H. Szewczyk: Entwicklungsgeschichte und Kritik des
Begriffes „vegetative Dystonie“. Psychiatrie, Neurologie und
medizinische Psychologie, 1962, Heft 10)
Schädliche Einflüsse und Konflikte …
Der vor wenigen Jahren verstorbene Diabetologe Professor Katsch
(Greifswald) brachte das für die Zuckerkrankheit wie folgt zum
Ausdruck:
„Häufiger als durch eine starke einmalige seelische Erschütterung sehen
wir Verschlechterungen der Stoffwechsellage durch Dauerbelastung, durch
schwebende Konflikte, andauernde Höchstbeanspruchungen, widerwärtige
Prozeßkämpfe, Aufregungen am laufenden Band.“
(G. Katsch: Zivilisationsschäden und Diabetes. Zivilisationsschäden und
deren Physiko-Balneo-Klimato-Therapie. VEB Verlag G. Thieme, Leipzig
1957)
Weiterhin stellte er fest, daß eine ausgeglichene Gemütslage, eine
,Harmonisierung‘, die Regulation und damit die Stoffwechsellage der
Zuckerkranken verbessert. Die Beteiligung der Psyche beziehungsweise der
Hirnprozesse an der Entstehung von Krankheiten wird bedauerlicherweise
von den einschlägigen Spezialisten viel zu wenig beachtet.
Der Kapitalismus macht die Menschen krank !
Der bekannte amerikanische Herz- und Kreislaufforscher, Professor Page,
kam erst nach einem Herzinfarkt im Krankenbett zu der späten
Erkenntnis, daß das Außerachtlassen der psychischen Prozesse bei den
Herzkrankheiten eine Fehlorientierung war. Als sich sein Zustand
gebessert hatte, ließ er seine Mitarbeiter kommen und teilte ihnen
folgendes mit:
„In meiner Familie leben wir seit 30 Jahren enthaltsam fett-fleischarm,
salzfrei. Einem Faktor meines Lebens wurde nicht die gebührende
Bedeutung beigemessen (auch in meinen Experimenten nicht), der
psychischen nervalen Situation: Spannungen beruflicher und privater
Art, Aufregungen, unnötige Sorgen, Verkrampftheit u.ä. Die nervalen
Faktoren sind in der Pathogenese der kardio-vaskulären Erkrankungen
wichtiger, als wir ahnen, und es wäre vernünftiger, ich hätte besser und
schmackhafter gegessen, dafür weniger Aufregungen gehabt.“
Gesundheitsschutz im Sozialismus
Diese Beispiele lassen die Schlußfolgerung zu, daß auch die Leiter und
die Führungskader von der Psychohygiene, von den schädlichen psychischen
Prozessen und von den Prozessen der Umwelt, die die funktionellen
Abläufe des Gehirns stören, Kenntnisse haben müssen. Dazu gehören aber
auch Kenntnisse darüber, wie psychische Prozesse des Menschen positiv
gestaltet werden können, denn auch das ist aktiver Gesundheitsschutz. …
Die Erfassung und bewußte Gestaltung der Auswirkungen der
wissenschaftlich-technischen Revolution auf die Gesundheit der Menschen
muß zu einer breiten Kooperation zwischen den verschiedenen
volkswirtschaftlichen Bereichen und dem Gesundheitswesen führen. Das
ist eine wichtige prophylaktische Maßnahme, die sich aus der
sozialistischen Leitungstätigkeit ergibt.
Die dargelegten Erkenntnisse zeigen aber auch, daß die Bürger der
sozialistischen Gesellschaft die wissenschaftlich-technische Revolution
nicht zu fürchten brauchen. Im Gegenteil, sie wird zum Nutzen und zum
Wohl der Menschen gemeistert. Eine hohe Verantwortung für die
Gesundheit und eine gesunde Lebensführung werden die Krankheiten auf ein
Minimum beschränken und die Gesundheit als einen zu planenden
Lebensprozeß bewerten.
Die schädlichen Auswirkungen des Kapitalismus
Die Meldungen aus den kapitalistischen Ländern über bösartige Folgen der
technischen Revolution häufen sich bedrohlich. „Die nervliche
Überbelastung ist eine Krankheit des 20. Jahrhunderts“, sagen dort die
medizinischen Experten. Diese nervalen Überbelastungen sollen angeblich
die Ursache für die Selbstmordquoten sein. Im Herbst 1966 schrieb der
„Express“ (Paris):
„Von 10.000 Selbstmorden oder Selbstmordversuchen, die in Frankreich
jährlich registriert werden, fallen mehr als 2.000 in den Monat Oktober.
Ein Fünftel – und das ist eine Tragödie, denn die meisten sind doch
gerade erst aus dem Urlaub mit frischen Kräften zurückgekehrt. Oft
befinden sich unter den Selbstmördern Menschen, die – wie man so sagt –
alles hatten, um glücklich zu sein. So versuchte der bekannte
Schriftsteller Frederik Darr, der den ganzen Sommer in Griechenland und
Savoyen verbracht hatte, sich am 29. September in seinem Hause zu
erhängen. Am nämlichen Tage tötete der einflußreiche Industrielle André
Chautel seine Frau und schnitt sich selbst die Kehle durch. Kurz zuvor
hatte er eine Genesungskur in einer berühmten Klinik absolviert.“
Antihumane gesellschaftliche Verhältnisse
Die Ärzte der imperialistischen Welt nennen diese Erscheinungen die
Tragödie der Überanstrengungen. Sie berichten von Menschen, die über
das ganze Jahr hinweg über Müdigkeit, Depression und Zermürbtheit
klagen, und meinen, daß die Müdigkeit zu einem schrecklichen Fluch des
modernen Lebens geworden sei. Es werden aber unter diesen Ärzten auch
Stimmen laut, daß es besonders die Existenzangst und die hohe
Arbeitsintensität seien, die diesen Zustand auslösen. Die Meldungen
häufen sich aus dem kapitalistischen Lager, daß Nervenzerrüttungen eben
eine Folge der antihumanen Lebensweise sind, in der der Konkurrenzkampf
im kleinen und großen, die Angst um den Arbeitsplatz, einen
entscheidenden Faktor darstellt.
Das zerrüttete kapitalistische Gesundheitswesen
Die Feststellung von Professor Dr. T. Koszarowski, daß das gesunde oder
kranke Zentralnervensystem (auch im Hinblick auf den Nachwuchs) eine
immer größere Rolle spielt, ist völlig richtig. Maßgebend für die
Schädigungen des zentralen Nervensystems sind aber eben besonders die
kapitalistischen Lebensbedingungen. Der antihumanistische Charakter des
Ausbeutersystems bleibt nicht ohne negative Folgen für das
Gesundheitswesen dieser Länder. Symptomatisch hierfür ist die Meinung
des westdeutschen Arztes Dr. Luft, der es als Dekadenz bezeichnet, wenn
der Mensch „leicht und angenehm“ leben will.
Ein inhaltsleeres und perspektivloses Leben
Die Reizüberflutung der Menschen in den kapitalistischen Ländern
infolge der Hetzpropaganda, des Aberglaubens, der Existenzangst sowie
durch die „Bewußtseins- und Vergnügungsindustrie“ und die Reizverarmung
andererseits infolge eines monotonen, inhaltslosen und perspektivlosen
Lebens führt zum erheblichen Anstieg der Geistes- und
Nervenkrankheiten. Der amerikanische Psychiater Malzberg stellte fest,
daß die Zahl der geisteskranken Patienten, die in Anstalten aufgenommen
werden mußten, im Staate New York von 1889 bis 1935 von 260 auf 499 auf
100.000 Einwohner stieg. Im Jahre 1946 waren es bereits 604 von 100.000
Menschen.
Die verheerende Wirkung von Kriegen, Not und Elend
Der führende amerikanische Psychiater Menninger berichtete über die
Verbreitung der nervösen Erkrankungen in der Armee der USA folgendes: Im
ersten Weltkrieg wurden von annähernd 3 500 000 Untersuchten 69 000, im
zweiten Weltkrieg von annähernd 15.000.000 untersuchten Wehrpflichtigen
1.846.000 wegen neuropsychiatrischen Erkrankungen aus der Armee
entlassen. Interessant sind auch die Bemerkungen in der Zeitschrift
„Medizinische Klinik“, die in München erscheint. In den Heften 10 und
14 des Jahrganges 1957 beschäftigt sich die Zeitschrift mit diesem
Problem:
„Während man 1954 noch mit einem Achselzucken über die Erklärung der
amerikanischen Armee, daß mindestens jeder fünfte Wehrpflichtige geistig
nicht auf der Höhe sei, hinwegging, lehrt die Statistik heute, daß rund
10 Millionen Amerikaner an Geisteskrankheiten oder an vorübergehenden,
periodisch wiederkehrenden Störungen ihrer Gehirntätigkeit leiden. Etwa
10 % dieser Menschen sind dadurch pflegebedürftig… Dieses Problem ist
schließlich auch für die Wirtschaft nicht ohne Bedeutung, denn nach
vorsichtigen Schätzungen leidet jeder vierte Mensch in den USA an
Geistesstörungen, die auf eine emotionale Ursache zurückgehen. Der
Wirtschaft soll dadurch ein jährlicher Schaden von 2,5 bis Milliarden
Dollar entstehen.“
Die zunehmende „Amerikanisierung“ des Lebens in der BRD
Namhafte Wissenschaftler in den USA und auch in anderen ändern führen
die „Massenerscheinungen“ der nervösen Störungen hauptsächlich auf die
Umwelteinflüsse einer zunehmenden „Amerikanisierung“ des Lebens zurück.
Es ist leicht verständlich, daß ein so stark reizüberflutetes oder
infolge der monotonen Arbeit und des monotonen Lebens reizunterflutetes
Gehirn den Mehrbelastungen der technischen Revolution nicht
standhalten kann.
Warum ist der Sozialismus die einzige Alternative?
Im Sozialismus ist die Voraussetzung gegeben, daß schädliche Einflüsse
der „Amerikanisierung“ ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wird
unermüdlich Vorsorge getroffen, daß schädliche subjektive und objektive
Faktoren reduziert werden. Der Ausschluß der schädlichen Einflüsse
aller Art vollzieht sich nicht im Selbstlauf, sondern muß durch eine
wissenschaftliche Leitungstätigkeit unter Beachtung
gesundheitsschädigender und auch umgekehrt gesundheitsfördernder
Faktoren erfolgen.
Revolutionäre Veränderungen sind möglich !
Ideologische Klarheit und Überzeugtheit ist deshalb für die Gesundheit
des Leiters wie für die jedes Menschen eine wesentliche Voraussetzung.
Umgekehrt muß mit Sicherheit angenommen werden, daß eine unklare und
inkonsequente Haltung sowie Perspektivlosigkeit leichter zu krankhaften
Erscheinungen führen. Daraus erklärt sich auch, daß die sogenannte
„Amerikanisierung des Lebens“, verbunden mit einer idealistischen
Weltanschauung im Kapitalismus die Gesundheit, vor allem die geistige
Gesundheit, erheblich beeinträchtigt. Der Mensch ist aber nicht nur ein
denkendes, sondern auch ein fühlendes Wesen. Rubinstein brachte das
folgendermaßen zum Ausdruck:
„Der Mensch als Subjekt der praktischen und theoretischen Tätigkeit, das
die Welt erkennt und verändert, ist weder ein leidenschaftsloser
Betrachter der Vorgänge in seiner Umwelt, noch ein bloßer Automat, der
bestimmte Handlungen nach der Art einer gut funktionierenden Maschine
ausführt.“
Quelle: Karl Hecht „Gesundheit und Menschenführung“. Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin. 1969, S.5. 5-10, 54-57, 82.
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