Montag, 13. November 2023

Phänemonales - Irrsinniges und Lesetipps

 

Phänemonales


Es ist der 13. November 2023. Wir hören morgens Radionachrichten. Bestürzende Aussage u.a.: Die Jugendkriminalität in Deutschland wachse enorm. Und die Gewalt. Einer gegen den anderen. Auf den Straßen und überall Das sei etwas Phänemonales.


Und die Ursachen???

Guter Rat: Die politische Führung möge sich bei "Opfer – Täter – Polizei" melden, die kriegen heraus, was Sache ist.

Falls nicht – hier einige Zitate aus der Zeitschrift "RotFuchs", Ausgabe November 2023.


ENTNOMMEN: https://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2023/RF-309-11-23.pdf


Autor: Arnold Schölzel, S. 5

Zitat:

Die allgemeine Krise des Kapitalismus ist an einem Punkt, an dem die reale Möglichkeit besteht, das „kolumbianische Zeitalter“, wie es der verstorbene Philosoph Domenico Losurdo schon 2011 nannte, zu beenden, d. h. eine Weltordnung hinter uns zu lassen, die von Kapitalismus und damit von Kolonialismus, Neokolonialismus und dem Diktat stärkerer Staaten gegenüber abhängigen faktisch mehr als 500 Jahre geprägt war. Es geht nicht unmittelbar um die sozialistische Weltrevolution, sondern darum, daß, wie Losurdo formulierte, „die Sache des Friedens nicht von der Sache der Demokratisierung der internationalen Beziehungen zu trennen ist“. Die abhängigen und unterdrückten Nationen können sich zum ersten Mal Gehör, Respekt und ökonomisch faire Behandlung erkämpfen. Das ist der historische Einschnitt, dessen Zeugen wir sind.“

Uli Jeschke, S. 15

Zitat:


Es ist allerhöchste Zeit zu erkennen, daß der Keim all des gegenwärtigen Übels, von Krieg, Umweltzerstörung, Armut bis zu Migration, in der imperialistischen Form der kapitalistischen Produktionsweise liegt und nur die konsequente Umwälzung derselben auf absehbare Zeit die Weiterexistenz der Menschheit auf diesem Planeten sichern kann. Gelingt das nicht, werden Untergangsszenarien zur realen Möglichkeit der Zerstörung des gesamten Planeten. Dazu braucht es keinen Einschlag eines Kometen aus dem Kosmos.“ Uli Jeschke


Arnold Schölzel, S. 29, Aus: junge Welt, 2./3.10.23


DDR-Anschluß heute

Im Niedergang


Bei Reportagen über Ostdeutsche habe sie oft das Gefühl, sie nehme an einer „Zooführung“ teil, schreibt Redakteurin Anja Reich am 30. September in der Berliner Zeitung: „Dem westdeutschen Publikum wird erklärt, was mit den Ostdeutschen nicht stimmt.“ Gegenwärtig wird allerdings der in Großmedien allein zugelassene „Zooblick“, der Abnormes und Ekliges am östlichen deutschen Bevölkerungskörper beäugt, mit einer Gegenanschauung beantwortet: Jüngst teilte stern. de mit, laut einer Umfrage meinten 60 Prozent aller Bundesbürger, das Trennende zwischen Ost und West überwiege, im Osten waren es 75 Prozent. Einen ähnlichen Stand soll es 2008 gegeben haben. 2019 war bundesweit immerhin eine knappe Mehrheit von 51 Prozent bei der jährlichen Umfrage der Auffassung, das „Zusammenwachsen“ sei gelungen. Der DDR-A nschluß w ird nämlich in „Zooblick“-Redaktionen und vom politischen Personal fast ausschließlich in Gefühls- und Stimmungslagen oder in Gärtner- („wachsen“) und Reisekategorien („in der Demokratie ankommen“) gemessen. Die ersparen das Studium der Verhältnisse – schon gar bei Eigentum oder Macht – und füllen jede Feiertagsrede ohne Folgen. Nur die Bundesbank schert aus und teilte zum Beispiel im April mit, daß 2021 das sogenannte Medianvermögen – die Mitte zwischen armen und reichen Haushalten – im Osten bei 43 400 Euro lag, im Westen bei 127 900 Euro, also ungefähr dem Dreifachen. Bei Jahreseinkommen lauten die Durchschnittszahlen 58 000 Euro West, 45 000 Euro Ost. Nicht zu vergessen: Laut Bundesbank besitzen zehn Prozent aller Bundesbürger 56 Prozent von allem. Und selbst der „Ostbeauftragte“ der Bundesregierung – einer für Bayern wäre wichtiger – notiert in seinem jüngsten „Elitenmonitor“: Im Jahr 2022 waren nur zwölf Prozent der Führungspositionen mit Ostdeutschen besetzt. In den Medien acht Prozent, in der Justiz zwei. Will da einer Chef sein? Mehr als Verwaltung plus schöner Lackierung des Niedergangs ist 33 Jahre nach dem DDR-Anschluß für Führungskräfte nicht drin. War 2008 in der anbrechenden Weltwirtschaftskrise vom „Abgrund“ die Rede, hat die amtierende Bundesregierung dem Trend dorthin einen gewaltigen Schub gegeben: fossile Energie aus Rußland abbestellen, dann händeringend nach Ersatz suchen – auch beim neuen Erzfeind. Minister zwecks Gehirnklau von den Philippinen bis nach Südamerika um Fachkräfte betteln lassen und feststellen: Die wollen nicht zu „uns“. Wer einfach so kommt, weil er nach 20 Jahren Afghanistan-Krieg und allen übrigen „Werte“-Feldzügen dazu gezwungen ist, darf im Mittelmeer ertrinken oder soll ins Lager. Fabriken für Spitzentechnologie werden mit Milliardensubventionen aus den USA oder Taiwan gelockt. Krieg, Hochrüstung und Waffenlieferungen gehören notwendig dazu. Wenn wesentlich mehr Ostdeutsche als Westdeutsche da nicht mitmachen wollen, besagt das etwas über Sinn für Realität. Erfaßt kein „Zooblick“. Arnold Schölzel Aus: junge Welt, 2./3.10.23


Peter Blechschmidt, Raimon Brete S. 33

UNVERGESSEN


In der Bundesrepublik nehmen die rechtsradikalen und nazistischen Vorfälle und Straftaten immer mehr Fahrt auf. In einem Land, das sich offiziell als Rechtsnachfolger des 3. Reiches sieht und zugleich die Last eines durch Hitlerdeutschland entfesselten Weltkrieges mit über 60 Millionen Toten tragen muß. Über und über Opfer, Männer, Frauen und Kinder, in Vernichtungslagern der Nazis, der Holocaust mit mehr als sechs Millionen Ermordeten und hunderttausenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, verhungert und erschlagen. Mit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung vom Grauen des Krieges, folgte die Mehrzahl der Menschen in ganz Deutschland dem Schwur der Buchenwaldhäftlinge „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ Doch schon im Zuge der Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen begann eine zweigeteilte Entwicklung in Deutschland. Im Osten wurden die Grundlagen für die Entwicklung einer antifaschistischen Ordnung gelegt, wurde die Entnazifizierung in der Gesellschaft, u.a. durch Antifaschisten und Kämpfer gegen den Faschismus in Verwaltung, Justiz und Polizei sowie Neulehrer, vorangetrieben. In den drei Westzonen und später in der BRD sorgte man dafür, daß Hitlers Akteure, Parteigänger und Helfer wieder in Amt und Würden kamen. Exemplarisch dafür stehen Globke als Staatssekretär, Filbinger als Ministerpräsident, Gehlen als Chef des neuen Geheimdienstes, Heusinger als Generalinspekteur der Bundeswehr, Buback als Generalbundesanwalt, Schleyer als Arbeitgeberpräsident. Kasernen der Bundeswehr und Straßen sowie Plätze tragen oder trugen Namen von früheren faschistischen Funktionären oder Offizieren/Generälen, wie von Manteuffel, Moeller, Freiherr v. Fritsch, Rommel, Lent, Marseille, Lilienthal. Nach Angliederung der DDR an die BRD kamen sogenannte Aufbauhelfer und „Neubürger“ in den Osten. Zu ihnen gehören beispielsweise der Gymnasiallehrer Höcke, Richter Meyer, der Oberst der Bundeswehr Paderski, der Bundeswehrfallschirmjäger Oberfeldwebel Kalbitz. Sie zeichnen hauptsächlich mitverantwortlich für den Aufbau rechter sowie nazistischer Strukturen und Parteien in den neuen Bundesländern. Der gesellschaftliche Umbruch zurück in kapitalistische Verhältnisse war im Osten geprägt von einem Sturm zur Tilgung des Vermächtnisses von Antifaschisten. Erinnerungsorte, Straßen und Denkmäler für Menschen, die für ihre Überzeugung und ihren Kampf gegen den Faschismus Haft und Folter erfuhren oder gar den Tod fanden, wurden gestohlen, entfernt bzw. geschleift. In Chemnitz, unserem Wirkungskreis, fand nach 1990 eine durch nichts zu rechtfertigende Straßennamenstürmerei statt, Gedenktafeln wurden zerstört oder entfernt und vor allem Schulen ihres antifaschistischen Erbes beraubt. Allein für Chemnitz stehen über 30 entfernte Straßennamen und über 15 getilgte oder mit dem Abriß der Schulen verschwundene Schulnamen. Der bis heute andauernde Angriff auf das Wertesystem der Menschen in der DDR schließt zugleich den Bruch mit allen antifaschistischen Traditionen der DDR ein. Doch der Kampf der Menschen, die sich gegen Faschismus und Krieg erhoben, war nicht umsonst. Die Erinnerung an sie wird unauslöschlich sein.“

Peter Blechschmidt, Raimon Brete Chemnitz


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