Sonntag, 5. November 2023

Bankrott der Linksfraktion - Arnold Schölzel

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Bankrott der Linksfraktion


Am 12. Oktober 2023 verabschiedete der Bundestag einstimmig, d. h. auch mit den Stimmen der Fraktion Die Linke und der AfD, einen Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU und FDP zur Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zur Lage in Israel. Zu diesem Zeitpunkt hatte der jüdische Staat, der seit 2007 die inzwischen 2,3 Millionen Einwohner Gazas in einer Art Freiluftgefängnis hält, mit massiver Bombardierung der palästinensischen Stadt weit mehr als 2000 Menschen getötet. Die Versorgung mit Strom, Wasser und Lebensmitteln wurde von Israel unterbrochen. Die Entschließung des Bundestages enthält eine faktische Zustimmung zum Massen-, wenn nicht Völkermord an den Palästinensern. Denn nur das Selbstverteidigungsrecht Israels wird darin erwähnt, nicht die Rechte der Zivilbevölkerung Gazas. Das deutsche Parlament übernimmt den Apartheid-Blick israelischer Faschisten auf die Kolonisierten. Finanzminister Bezalel Smotrich brachte deren Haltung auf den Punkt, als er meinte, es gebe kein palästinensisches Volk, ein eigener Staat sei daher nicht nötig. Selbst US-Präsident Joseph Biden mahnte mehrfach die Einhaltung des Kriegsrechts, d. h. die Schonung der Zivilbevölkerung Gazas, an. Spanien kritisierte Israel wegen der wahllosen Vernichtung sogar scharf. Das deutsche Papier ist vor diesem Hintergrund ein blutrünstiges imperialistisches Dokument. Die Zustimmung der anwesenden Abgeordneten der Linksfraktion zu diesem unglaublichen Bruch mit elementarer Menschlichkeit, vom Völkerrecht zu schweigen, besiegelt deren politischen und moralischen Bankrott. Die zielstrebig angesteuerte Auflösung der Partei wäre nur noch ein formaler Akt. Als sozialistische Opposition gibt es Die Linke seit dem 12. Oktober 2023 nicht mehr.

In der Entschließung wird allein die Hamas verurteilt, bei deren Angriff am 7. Oktober vor allem israelische Zivilisten getötet wurden – insgesamt mehr als 1300 Menschen. Die Abgeordneten bekundeten nur ihnen Mitgefühl, nicht den palästinensischen Opfern der Kriegswalze Israels. Zu den Ursachen des Konflikts, d. h. zum illegalen Besatzungsregime Israels – kein Wort. Die Verfasser spekulieren vielmehr, daß die Hamas-Attacke vom Iran gesteuert wurde und eine Annäherung Israels an Staaten wie Saudi-Arabien verhindern solle. Dieser Verschwörungswahn des deutschen Parlaments dient allein der Kriegsmobilisierung. Ein Feldzug gegen den Iran ist ein lang gehegter Wunsch von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, vor allem aber ist ein Regimewechsel in Teheran mindestens ein so erstrangiges Ziel des kollektiven Westens wie ein Umsturz in Moskau. Selbst die USA verkündeten aber nach dem 7. Oktober mehrfach, es gebe keinerlei Beweise für eine Mitwirkung des Iran. Der deutsche Bundestag wußte jedoch mehr als CIA und NSA. Das unmittelbare Ergebnis des palästinensischen Angriffs war eine chauvinistische Welle in Israel und die Bildung eines Notstandskabinetts unter Einbeziehung von Teilen der Opposition. Der Westen unter Führung der USA, der durch den Ukraine-Krieg bereits zu neuer militaristischer Geschlossenheit fand, rückte noch enger zusammen und stärkte den reaktionären und faschistischen Kräften in Israel den Rücken. Die alte Erfahrung der Arbeiter- und der nationalen, antikolonialen Befreiungsbewegungen bestätigte sich: Der Griff zu Terror als Mittel des politischen Kampfes hilft dem Feind, der in diesem Fall auch ein Klassengegner ist.

Warum gerade jetzt das Aufflammen dieses Kriegsherdes? Mit dem Aufstieg der ehemals kolonisierten Länder, insbesondere Chinas, veränderte sich das Kräfteverhältnis auf der Erde. Der Imperialismus wehrt sich gegen den Abstieg oder, wie es Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor am 15. Oktober formulierte: „Was wir in der Welt beobachten, ist ein zunehmender Rückschlag gegen die Kräfte, die kollektives Handeln, internationale Solidarität und globale Zusammenarbeit fördern wollen. Wir sehen das Wiederaufleben von Tendenzen zu rechtem Nationalismus, Unilateralismus und Populismus als einen anhaltenden Trend.“ Das war auch der Boden für die Entschließung des Bundestages – die AfD hatte kein Problem mit ihr.

Auf dem Rednerpult, an dem Pandor in Johannesburg sprach, war übrigens zu lesen: „Dialoge in Richtung Sozialismus“. Sie beendete ihre Rede mit einem Aufruf Fidel Castros an alle Ausgegrenzten dieser Erde, sich zusammenzuschließen. Es ist höchste Zeit, aktiv zu werden! Arnold Schölzel



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