BUCHTIPP
„TEUFELSPACK
IN ATEMNOT
Vom Erwachen des Dr. FAUSTUS“
Wahres
& Fiktives
556 Seiten
Format: Taschenbuch 125x190 Hardcover 90g weiß, matt
Erscheinungsdatum: 05.08.2023
ISBN: 9783757575588
Sprache: Deutsch
Herausgeber : epubli; 1. Edition (5. August 2023)
Preis: 44,99 Euro
Zu bestellen: https://www.epubli.com/shop/teufelspack-in-atemnot-vom-erwachen-des-dr-faustus-9783757575588
(Sonett von Andreas Gryphius)
Nach nahezu 200 Jahren völliger Stille in der Gruft von Dr. Faustus, den Goethe als den modernen Menschen darzustellen versuchte, erwacht Faust durch ungeheuren Lärm. Neue Särge werden in den Friedhof verbracht und neue Gräber geschaufelt. Bis das Getöse immer aufdringlicher wird. Er hält es nicht mehr aus - der Greis im Oberrock des 18. Jahrhunderts. Klettert aus der Grube und will es wissen: Was passiert in der Welt? Manche schreien außerhalb des Friedhofs das Wort „Pandemie“, andere wieder „Klima“, andere wieder „Krieg“, dazu fuchtelt die Politik hilflos mit den Armen und jagt den Völkern Angst ein. Im Streben nach Erkenntnissen will Faust ein Mensch bleiben. In dieser 556 Seiten umfassenden Lektüre bemüht sich Dr. Faustus – gemeinsam mit seinen gleichgesinnten Freunden – um die Dialektik der Widersprüche, um die Lösung der Menschheitsfragen.
Kurzvita des Autors
Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Das Zeugnis Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit über 60 Jahren sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel, zwei Enkelinnen und einen Urenkel.
„Teufelspack in Atemnot – Vom Erwachen des Dr. Faustus“ - Autor: Harry Popow
DER PAKT MIT
DEN KONZERNEN
Buchtipp von Elke Bauer
„Abstand halten!“ Hört man allerorts. Ein Schrei voller Unterwürfigkeit.
Das angstmachende Gesäusel in den Medien, Kriegsgeschrei gegen
Russland, Drohungen gegen Ungeimpfte, gegen Linke, dazu die
Phrasendrescherei der Politiker...“Mehr Zukunft wagen“. Und wer mit
Worten Fragen stellt, Zweifel äußert, der sogar friedlichen Widerstand
leistet sei ein Antidemokrat. Oder sogar ein Volksfeind...
Der Ausweg? Abstand halten zum Pakt mit den Konzernen, den eigentlichen
Verursachern und Gewinnern der Krise. Das wäre dringend geboten. Ich las
zwei von zahlreichen im Netz gelesenen kritischen Beiträgen, die jenen
Michels, die noch im Dunkeln umherirren, ein Licht aufsetzen könnten.
Der erste stammt von Egon Krenz, veröffentlicht im Dezemberheft der
Zeitschrift „RotFuchs“, der zweite ist eine Buchankündigung mit dem
Titel „Der Mensch im Teufelskreis“. Also zweimal Gegenwehr gegen
Volksverdummung. Vom Letzteren soll hier die Rede sein.
Es umfasst 556 Seiten und überzeugt, das sei vorangestellt - durch seine
Tiefgründigkeit und polemische Auseinandersetzung mit geschichtlichen
und gegenwärtigen gesellschaftlichen Erscheinungen. Der Autor
identifiziert sich aus alter Liebe zur klassischen Literatur mit Goethes
Faust, mit seinem Wissensdrang, die Welt in ihren Zusammenhängen zu
verstehen und zu verbessern. Er lässt ihn aus seiner Gruft auferstehen.
Das Buch vermeidet, trotz Herausarbeitung klassischer Ansichten der
Geistesgeschichte, in Rückbesinnung zu versinken. Im Gegenteil. In der
Gegenüberstellung der Gesellschaftsentwicklung vor zweihundert Jahren,
gelingt es dem Autor, die heutigen Verhältnisse klar und kritisch
herauszuarbeiten. Deshalb beginnen die Berichte im Buch mit den
heutigen, die Menschen bewegenden Ereignissen. Bereits im ersten Kapitel
"Friedhofslärm" stellt er die gespenstischen Vorgänge der stärker
zunehmenden Beerdigungen dar. So würden die Friedhofsangestellten bald
keinen Platz mehr für die zunehmende Anzahl von Coronatoten haben.
Einige in der Menge der auf dem Friedhof arbeitenden Bestatter wollen
vom "Grufti" Faust nichts hören und sehen. Andere sind sehr angetan von
seiner Auferstehung, weil er gegen Mephisto, das Böse im Menschen und
der Gesellschaft, angetreten ist und sie betonen, dass diese Haltung in
der Gegenwart ganz besonders nötig sei. Es ist ein Aufschrei an die
Heutigen, sich mit dem gegenwärtig Bösen auseinanderzusetzen.
Faust erklärt, er sei aufgewacht, die Erdenkinder vor Unheil zu
schützen. Damit ist unter Zuhilfenahme einer klassisch positiven
Menschheitsperson, dem Faust, der Grundtenor des Buches gekennzeichnet,
mit ihm die negativen Zeiterscheinungen aufzuzeigen und mögliche Wege zu
Überwindung. Um sein Anliegen noch stärker zu formulieren, bringt er
den deutschen Dichter Andreas Gryphius ins Spiel, der mit seinem Sonett
"Thränen des Vaterlandes" bedauernwerte Zustände des menschlichen Lebens
beschreibt : "Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth: Das auch der
Seelen Schatz / so vielen abgezwungen."
Es ist meine Absicht als Rezensentin, die Aufklärung der bedauernswerten
Zustände in der Gesellschaft durch den Autor zu verfolgen. Doch möchte
ich jene Leser warnen, die seichtes Geplänkel auf dem Niveau der
gegenwärtigen Parteienpolitik erwarten und als Lektüre bevorzugen. Das
richtige Mass an das Buch zu legen heißt: Es bringt hohen geistigen
Gewinn, denn nur so kann man die gesellschaftlichen Verhältnisse
wahrhaft beleuchten.
Faust will gemeinsam mit gleichgesinnten Freunden Schritt für Schritt
und tiefschürfend das gesellschaftliche Leben im 21. Jahrhundert mit
seinen Kämpfen um die Macht, mit seinen geistigen Triebkräften
erkunden. Es geht dabei weniger um Handlungsabläufe als vielmehr um
vielfältige Schauplätze, die jeweils neue Gesichtspunkte, Denkanstöße
für Streitbares und Korrekturen für bisherige und veraltete Einsichten
bieten, wobei die Satire nicht zu kurz kommt. Es geht vor allem um die
Philosophie und um die Ökonomie, um die Dialektik der Widersprüche, um
die sich bereits das Denken von Goethe und fortschrittlichen deutschen
Dichtern und Denkern gedreht hat. Faust und seine Gesinnungsfreunde
stoßen auf Konflikte, lösbare und unlösbare. Im letzteren Fall auf eine
bodenlose Ignoranz gegenüber den friedlichen Interessen des Volkes, das
im Teufelskreis der Geldherrschaft nach wie vor gefangen ist und sein
Dasein fristet.
Faust wird bei seinem Aufstieg in die Welt auf dem Friedhof sofort mit
der Pandemie konfrontiert. Das entspricht ja auch dem Sinn dieses
Buches: Mit den Augen eines Zeitgeistes vor 200 Jahren, die
gegenwärtigen Verhältnisse zu untersuchen, den bürgerlichen Humanisten
Faust auf die heutigen gesellschaftlichen Zustände blicken zu lassen.
Sein Erschrecken ist sehr verständlich, denn er will als Humanist die
Angelegenheiten der Menschen geregelt sehen und ist als erstes ob der
ihm menschenverachtenden Zustände auf Friedhöfen (Verbringung der Toten
in Plastesäcken, wie eine Bestatterin beklagte) und zugehörigen
Verhältnissen entsetzt. Das betrifft die "staatlichen Zwangsmaßnahmen",
die nötig sind. Solche hat schon 1871 Bismark zur Beherrschung der
Pockenepidemie verordnen müssen und diese so ausgemerzt. Aber es muß
darauf hingewiesen werden, dass das chaotische Umgehen mit den
Verhältnissen eine Folge der kapitalistischen Gesundheitspolitik ist,
die möglichst wenig Geld den Versicherungskonzernen und - kassen
abverlangen will und mit katastrophalem Unvermögen gegen die
gewinnorientierte Gesundheitsvorsorge im Land vorgeht. Das macht die
staatlich Agierenden zu Kaspern der Gesundheitskonzerne, sowohl der
Pharmazie als auch der stationären und ärztlichen Bemühungen. Somit sind
die" Plastesäcke" ein Nichtbeherrschen der Pandemie durch die, die in
der Gesellschaft das Sagen an sich gerissen haben.
Der "Buchnarr", er ist auch der Autor, stellt dem Faust am Ehrenmal im
Treptower Park seine Freunde und Bekannten vor. Es sind vor allem die
Nachkriegskinder, die den Aufbau in der DDR, die Liquidierung des
Kapitalismus, des faschistischen Gedankengutes sowie mit Entsetzen die
wachsende Aggressivität der BRD gegenüber der DDR miterlebten und in
Form des Sinnbildes vom Bogenschützen die DDR auch zu verteidigen
wußten. Dabei spielt auch die Mutter des Buchnarren eine Rolle, die in
der Krypta als Wandgemälde verewigt wurde.
Auf der Straße. Faust wird zum Ersten mit einer sichtbaren Erscheinung
der Zeit (Obdachlosigkeit) in Bekanntschaft gebracht und so stellt sich
ihm die Frage: Warum gibt es Obdachlose? Warum speist man sie mit
Almosen ab, statt ihnen Arbeit zu geben? Faust hält der Gesellschaft
deutsche Geister vor, Kant, Hegel, Schiller,...die Humanität forderten
und diese Humanität er auch heute noch vermisst. Der Buchnarr nimmt
Faust mit zu den „Errungenschaften“ des Sozialstaates, z.B. der "Tafel
der Armen", der intensiven Bekanntschaft mit Obdachlosen, die Kreation
von 15 qm Holzhäusern für freies Wohnen - wo steht in solchen
eigentlichen "Gartenhäuschen" die Badewanne, das WC, der Ofen und Herd -
auf 15 qm?
Faust erlebt die Siegermentalität einiger Bundesbürger beim Gartenfest.
Dabei lernt er die wirklichen Sorgen der Menschen in diesem
Wohlstandsstaat BRD kennen. Wie sie sich zum Beispiel die User Alex,
Hanna, Judith und Lotti mit dem Buchnarr Gedanken darüber machen, was
schief läuft im Lande. Aber auch kluge Warner über die Schieflagen der
Gesellschaft, wie Rainer Mausfeld und Daniela Dahn, Dr. Hartmut König
und Dr. Wolfgang Bittner werden im Anhang zitiert und denen zur Kenntnis
gebracht, die immer nur die regimetreuen Veröffentlichungen und Bücher
lesen. Nachdenklich und auffordernd bringt die Figur des Buchnarren und
seiner Frau Greta viele gesellschaftliche Erscheinungen aufs Tapet und
wohl dem, der aus humaner Lebenshaltung, ebenso wie aus sehr
progressiver/auch linker Auffassung heraus, am Nachdenken über die Zeit,
an Zeitereignisse interessiert ist. Die Leser können sich auf sehr
hohem Niveau mit dem Gedankengut bekannmachen und weiterdenken. Es ist
jedem klugen Geist geraten und möglich, sich in diesem Buch mit
deutscher geistiger und staatsmännischer Haltung und dem Wissen zu
beschäftigen, um den eigenen Standpunkt zu ergänzen oder in Frage zu
stellen.
Als nach Wahrheit Strebenden lässt es Faust keine Ruhe, in die Tiefe der
gesellschaftlichen Zusammenhänge zu dringen. So lernt er mit Hilfe des
Buchnarren und kluger und bewußter Männer und Frauen aus der einstigen
DDR nicht nur das verlogene Menschenbild des Imperialismus, (siehe im
Kapitel “Pfundsachen“) sondern auch im Verlies der „Festung“ den
Ursprung der Machtgier in der Marktwirtschaft kennen.
Im Kapitel „Das Gespenst“ beschäftigen sich die Freunde des Dr. Faustus
mit den für Faust noch unbekannten Philosophen Marx und Engels. Die
literarische Gestalt Goethes erkennt, dass es seit der Pariser Kommune
und mit dem „Kommunistischen Manifest“ bei den Völkern - trotz
technischer und sozialer Fortschritte - angesichts des global würgenden
Finanzkapitals keinen Klassenfrieden zwischen Oben und Unten geben kann.
Sowohl im „Auerbachs Keller“ als auch in der Berliner Gaststätte „Zur
letzten Instanz“ stoßen die Freunde mit Faust auf geschichtliche und
philosophische Zusammenhänge an, auf die eigentlichen Ursachen von
Ausbeutung und Kriegen.
Sehr gut ist die Darstellung der Warnung Goethes vor der Vereinnahmung
des Menschen durch Geld und Gier, die die Menschen in tiefes Unglück
stürzen. Der Autor lässt Faust aufstehen, um sich die Welt anzusehen
(nicht nur anzugucken). Dass er nicht als Rächer, Aufklärer, Nörgler
oder gar Besserwisser und Politiker oder gar als Rebell agieren will ist
ein guter Einstieg. Verbunden mit dem Willen, Widersprüche zu erkennen
und Lösungen zu suchen. Damit hat der Autor das Ziel seines Buches
erreicht: Den strebenden, friedliebenden und liebenden Menschen in den
Focus zu rücken. Er legitimiert sein Buch damit, dass Goethisches
Bestreben im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts immer hochaktuell
ist und in Kämpfen stets neu erstritten werden muß.
Faust muss sich am Ende des Buches fragen, ob sein Ausstieg aus der alten
Gruft nunmehr zu einer größeren und digital von Konzernen gesteuerten
führen kann? Erst tot und dann noch toter? Wer lässt sich das schon
gefallen? Er wird weitermachen, sich nicht unterbuttern lassen. Weitere
Gesinnungsfreunde suchen. Mit dafür sorgen, zum Pakt mit den Konzernen
Abstand zu halten und gleichzeitig aufzuklären. Damit der Mensch aus dem
jahrzehntelangen Teufelskreis entkommen kann. Nunmehr endgültig
gewappnet mit gehörigen Lehren.
Kurzvita der Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Abitur 1953,
Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für
Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität
Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer
eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001,
Rentnerin.
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