Wie
das russische Fernsehen über die Eskalation zwischen Israel und den
Palästinensern berichtet
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅
16. MAI 2021
von Thomas Röper –
http://www.anti-spiegel.ru
Da sich die Medienberichte in
Russland und Deutschland oft stark unterscheiden, habe ich einen
Beitrag der russischen Abendnachrichten vom 15. Mai über die
Eskalation in Israel übersetzt.
Anti-Spiegel-Leser wissen,
dass das russische Fernsehen oft völlig anders berichtet, als das
deutsche Fernsehen. Da derzeit die Eskalation in Israel weltweit die
Schlagzeilen beherrscht und ich gefragt werde, wie in Russland
darüber berichtet wird, habe ich den Bericht des russischen
Nahost-Korrespondenten Evgeni Poddubnyi aus den Abendnachrichten des
russischen Fernsehens vom 15. Mai übersetzt.
Beginn der
Übersetzung:
In der palästinensischen Enklave finden
reihenweise Beerdigungen statt. Täglich fallen Dutzende Bewohner des
Gazastreifens den israelischen Angriffen zum Opfer. Wohngebäude und
Bürogebäude werden beschossen. Die israelische Armee zerstört
absichtlich Hochhäuser im Zentrum von Gaza. Die Liste der
eingestürzten Türme umfasst Al-Shuruq, Al-Jawhara und Al-Hanadi.
Und heute ist das internationale Medienzentrum eingestürzt. Jüdische
Flugzeuge haben den Komplex getroffen, in dem weltweite und arabische
Medien untergebracht waren.
Die israelische Armee rechtfertigt
sich: Angeblich war in dem Gebäude eine militärische Einrichtung
der Hamas. Aber die Organisation ist seit 2007 die regierende Kraft
in Gaza, und es wäre seltsam, wenn Strukturen der Regierung von Gaza
nicht in den Bürozentren der Enklave angesiedelt wären.
Die
israelischen Verteidigungsstreitkräfte erhöhen täglich den Einsatz
und zerstören methodisch die zivile und militärische Infrastruktur
der palästinensischen Enklave, während die politische Führung der
Hamas ihre militärischen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft hat.
Alle israelisch-palästinensischen Vermittler haben über
diplomatische Kanäle aus Gaza erfahren, dass die Bewegung zu
Verhandlungen bereit ist, sobald Tel Aviv seine aggressiven Aktionen
einstellt. Offenbar gibt die Hamas der israelischen Führung die
Gelegenheit, die Pläne für eine Bodenoperation aufzugeben, ohne das
Gesicht zu verlieren. Die Frage ist: Will Israel eine solche
Gelegenheit?
Die Hamas antwortet auf die israelischen Angriffe
weiterhin mit wahllosen Raketenangriffen auf jüdische Städte. Der
militärische Flügel der Bewegung setzt auch Kamikaze-Drohnen ein.
Dabei konnten Gazas Artilleristen die israelische Raketenabwehr
teilweise überwinden. Knapp die Hälfte aller in den letzten 24
Stunden auf Israel abgefeuerten Raketen haben ihr Ziel erreicht.
Die
offizielle Reaktion der islamischen Länder in der Region auf die
israelischen Schläge ist noch eher verhalten. Dafür protestieren
palästinensische Flüchtlinge im Libanon, in Jordanien und Syrien
aktiv und versuchen sogar, Israels Grenzgebiete anzugreifen. Die
libanesische Armee ist zum Beispiel gezwungen, Straßen im Süden zu
blockieren, um zu verhindern, dass palästinensische Aktivisten
erneut den Norden Israels angreifen.
Im Westjordanland
marschierten Kämpfer der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden, dem bewaffneten
Flügel der Fatah, mit Waffen in der Hand durch die Straßen von
Jenin. Sie riefen die Bewohner der Autonomie auf, ihren Kampf gegen
die israelischen Sicherheitskräfte zu verstärken. Unter dem
Einfluss der Eskalation sind radikalisierte Kämpfer zurück auf den
Straßen der Städte im Westjordanland. Es ist schon jetzt klar, dass
die Regierung der Westbank irgendwie auf die Konfrontation zwischen
Gaza und Tel Aviv reagieren muss.
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