Entnommen: https://linkezeitung.de/2020/09/15/globale-wirtschaft-die-ruhe-vor-dem-sturm/
Globale
Wirtschaft: Die Ruhe vor dem Sturm
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 15.
SEPTEMBER 2020
von Ernst Wolff
– http://www.antikrieg.com/
Wir erleben in der Weltwirtschaft und im globalen
Finanzsystem in diesen Tagen die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
Der Einbruch an den Finanzmärkten im März ist in der öffentlichen
Aufmerksamkeit ebenso in den Hintergrund gerückt wie die Stilllegung
ganzer Industriezweige und die Unterbrechung globaler Lieferketten in
den Monaten März und April.
Zwar ist inzwischen allgemein bekannt, dass wir es
zurzeit mit der schlimmsten Rezession der Neuzeit zu tun haben, dass
das Finanzsystem diesmal nur durch Billionenspritzen am Leben
erhalten werden konnte und dass es noch nie in der gesamten
Geschichte der Wirtschaft eine solche Entlassungswelle und so viel
Kurzarbeit wie in diesem Jahr gegeben hat – aber das scheint für
die Mehrheit der Menschen momentan kein Thema zu sein.
Hinter dieser Haltung dürften sich vor allem zwei Gründe verbergen: Zum einen konzentrieren sich Politik und Mainstream-Medien seit Monaten mit erheblichem Erfolg darauf, die von ihnen erzeugte Angst um die Folgen von Covid-19 in immer neue Höhen zu treiben. Zum anderen tun beide so, als sei die Wirtschaft inzwischen wieder auf dem Weg der Erholung und eine Besserung bereits in Sicht.
Da das Ansehen und die Glaubwürdigkeit sowohl der
Politik als auch der Mainstream-Medien in den vergangenen Monaten
stark gelitten haben, dürfte die Zahl der Menschen, die tatsächlich
an eine solch wundersame Erholung der Wirtschaft glauben, nicht sehr
groß sein. Dass die Mehrheit das Thema dennoch eher meidet, liegt
vermutlich daran, dass die Panikmache der vergangenen Monate bei
vielen Menschen mittlerweile eine tiefsitzende allgemeine
Zukunftsangst erzeugt hat, die sie veranlasst, mehrheitlich den Kopf
in den Sand zu stecken.
Die derzeit wichtigste Aufgabe besteht deshalb darin,
diese lähmende Starre zu durchbrechen. Aber wie? Es gibt nur einen
Weg: Indem man der verunsicherten Mehrheit auch dann, wenn sie es
nicht hören mag, reinen Wein einschenkt, sie schonungslos über die
aktuellen Entwicklungen aufklärt und so ausschließlich durch
korrekte Analysen ihr Vertrauen gewinnt. Das erfordert Geduld, ist
aber ein Prozess, der sich nicht künstlich beschleunigen lässt.
Um ihn in Gang zu setzen, muss man den Menschen zunächst klarmachen, dass der Lockdown eine Kette von Entwicklungen in Gang gesetzt hat, die sich aktuell mit unerbittlicher Logik entfaltet und die – sofern sich ihr niemand wirkungsvoll widersetzt – unsere Gesellschaft in ihrer bisherigen Form zerstören, gewaltige soziale Verwerfungen auslösen und einem zahlenmäßig winzigen Triumvirat aus Politik, Finanzinstitutionen und Digitalkonzernen die Möglichkeit verschaffen wird, auf den Trümmern des bestehenden Systems eine digital-finanzielle Diktatur zu errichten.
Was uns alle erwartet, sieht folgendermaßen aus:
Die
durch einen Einbruch auf der Angebotsseite und einen gleichzeitigen
Nachfrageschock von zwei Seiten in die Zange genommene Wirtschaft
wird sich nicht wieder erholen. Allein in Deutschland werden in
diesem Herbst und Winter hunderttausende Arbeitsplätze in der
Industrie entfallen. Sowohl in der Auto- als auch in der
Luftfahrtindustrie wie auch im Tourismus, im Einzelhandel und in der
Bankenbranche stehen Massenentlassungen an. Mehr als eine halbe
Million Betriebe können ihre Schulden nur durch die Aufnahme neuer
Schulden bedienen, zigtausende Einzelhändler und Gastronomiebetriebe
stehen vor dem Aus.
Die Banken sitzen auf Grund dieser Situation auf
einem stetig wachsenden Berg fauler Kredite – mit der Folge, dass
Sparkassen und Raiffeisenbanken, die hauptsächlich von diesem
Geschäft leben, immer tiefer in den Abgrund gerissen werden. Um
gegenzusteuern, hat die Regierung bereits sowohl das Kurzarbeitergeld
als auch die Aussetzung der Insolvenzpflicht verlängert.
Beide
Maßnahmen lösen die zugrunde liegenden Problem jedoch nicht,
sondern schieben sie nur auf und schaffen dafür ein neues Problem:
Die so entstehenden Ausgaben vergrößern zusammen mit den
einbrechenden Steuereinnahmen das bereits riesige Loch im
Staatshaushalt und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass wir in
Zukunft eine weitaus schärfere Sparpolitik als bisher erleben
werden, und das heißt in erster Linie: drastische Kürzungen bei den
Sozialausgaben, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und
öffentliche Infrastruktur.
Da durch all diese Entwicklungen die allgemeine
Kaufkraft sinkt, wird den Verantwortlichen nichts anderes übrig
bleiben als zum Mittel des Helikoptergeldes zu greifen. Das wird sehr
rasch zu einer immer stärkeren Währungsentwertung führen, gegen
die es nur noch ein Mittel geben wird: die Einführung digitaler
Zentralbankwährungen.
Da es sich bei diesen Währungen um halb-privates Geld handelt, würde damit der Übergang in ein System vollzogen, in dem wir von einem Kartell aus Digitalkonzernen, Finanzdienstleistern und Zentralbanken reguliert, kontrolliert und manipuliert werden und aus dessen Fängen wir uns nur sehr schwer wieder befreien könnten.
Muss man angesichts dieser in allen Schritten
voraussehbaren Entwicklung und der ungeheuren Macht derer, die sie
vorantreiben, nicht verzweifeln? Ist der Kampf dagegen nicht längst
verloren?
Ganz bestimmt nicht, denn die Zeit, in der die Zwecklüge von der wirtschaftlichen Erholung aufrechterhalten werden kann, geht zu Ende. Wir stehen im Herbst 2020 an einer historischen Wende. Vor uns liegen Wirtschafts- und Finanzzusammenbrüche von monumentalen Ausmaßen. Sie werden dafür sorgen, dass Millionen von Menschen die verheerenden Folgen der Corona-Politik am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie werden diese Menschen damit aber nicht nur in einen sehr persönlichen, oft existenziellen Konflikt mit dem bestehenden System führen, sondern ihre Ohren auch für solche Stimmen öffnen, die sie bisher nicht gehört haben oder nicht hören wollten.
Vor uns allen liegt damit eine historische Chance – nämlich die, eine große Anzahl von Menschen nicht etwa mit Gewalt und auch nicht mit Parolen oder Propaganda, sondern mit systematischer Aufklärungsarbeit zu erreichen und ihnen klarzumachen, dass es an der Zeit ist, die Welt der Wirtschaft und die darauf aufbauenden sozialen Strukturen neu zu ordnen – und das nicht im Interesse einer winzigen von Gier getriebenen Minderheit, sondern im Interesse der arbeitenden und steuerzahlenden Mehrheit der Menschen.
Erschienen am 14. September 2020
auf > KenFM > Artikel
http://www.antikrieg.com/aktuell/2020_09_14_globalewirtschaft.htm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen