Mittwoch, 27. September 2023

Kampf gegen Imperialismus - nur vereint...LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/27/den-kampf-gegen-den-imperialismus-koennen-wir-nur-vereint-mit-den-unterdrueckten-voelkern-der-welt-fuehren/

“Den Kampf gegen den Imperialismus können wir nur vereint mit den unterdrückten Völkern der Welt führen”

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 27. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


Vom 6. – 8. Oktober findet in Berlin der zweite Kommunismus-Kongress der Kommunistischen Organisation (KO) statt. Die LZ hat dazu Anna von der KO befragt.

Ihr bereitet aktuell den zweiten Kommunismus-Kongress vor, der dieses Jahr unter dem Titel „Antiimperialismus! Klassenkämpfe und nationale Befreiung heute“ steht. Worum wird es dabei gehen und was ist der aktuelle Bezug?

Wir befinden uns in einer Situation, in der der Deutsche Imperialismus, gemeinsam mit den anderen NATO Imperialisten, Krieg gegen Russland führt. Doch eine wirkliche Gegenbewegung dazu bleibt hierzulande aus. Gewerkschaften und linke Kräfte sind gut integriert in den Kriegskurs der Regierung. In der Friedensbewegung und leider auch bei großen Teilen der Kommunistischen Kräfte machen sich äquidistante Positionen breit, wodurch diese Kräfte defacto ins NATO Lager übergewandert sind. Durch das Hervorheben einer vermeintlich imperialistischen Politik Russlands und des Kampfes gegen Russland wird die Rolle der NATO im Krieg kleingeredet und der Kampf gegen den Deutschen Imperialismus abgeschwächt. Zwar gibt es Widerspruch in der Bevölkerung gegen die Kriegsführung, doch der ist unorganisiert und die Lücke, die kommunistische Kräfte lassen, wird beispielsweise von rechten Kräften gefüllt, denen es eigentlich nur um einen Aufstieg des Deutschen Imperialismus geht.

Gleichzeitig erleben wir außerhalb der imperialistischen Zentren viel Bewegung. Dass Russland sich der NATO in der Ukraine entgegenstellte, scheint Gegenbewegungen zur G7 Dominanz zu verstärken – wie erst vor kurzem der BRICS Gipfel zeigte. Auch antiimperialistische Kämpfe in der Welt nehmen zu: Z.B. in Westafrika, wo immer mehr korrupte, pro-westliche Regierungen gestürzt werden und Widerstand gegen den fortlaufenden Neokolonialismus Form annimmt. Auch in Palästina organisiert sich der Widerstand gegen das siedlerkoloniale Apartheidsregime wieder zunehmend stärker – die dritte Intifada ist in vollem Gang. Wenn die Kämpfe in den unterdrückten Ländern zunehmen, dann wird sich die Situation hier weiter zuspitzen. Schließlich profitieren die imperialistischen Staaten von den Extraprofiten aus der Ausbeutung der unterdrückten Länder. Mit diesen Extraprofiten wird auch die Arbeiterklasse hierzulande bestochen. Wenn das nicht mehr so stark möglich ist, wird das auf dem Rücken der Arbeiterklasse ausgetragen. Die soziale Situation wird sich verschärfen und die Schuld wird auf andere Länder geschoben. Rassistische Hetze wird zunehmen, um die Zustimmung der deutschen Bevölkerung zum Kriegskurs hochzuhalten. Doch den Kampf gegen den Imperialismus können wir nur vereint mit den unterdrückten Völkern der Welt führen. Es ist also zentral, über die Kämpfe dieser Völker Bescheid zu wissen, sie einordnen zu können und sie mit dem Kampf hier zu verbinden. Auch brauchen wir ein besseres Verständnis davon, wie antiimperialistische Kämpfe mit dem Kampf um Sozialismus verbunden werden können. Darum wird es auf dem Kongress gehen.

Kannst du ein paar Beispiele nennen, welche Themen ihr in eurem Programm angehen wollt und welche Referenten ihr eingeladen habt?

Das Programm hangelt sich an drei Hauptpodien entlang: Von der Veränderung der Weltordnung, zur Internationalen Strategie der Arbeiterklasse, zur Situation und Kampfperspektive in Deutschland. Von Fragen darüber, inwiefern die USA wirklich absteigen, wie es um ihre Herrschaftsinstrumente steht und wie Kräfte wie die BRICS einzuschätzen sind, kommen wir zu den Fragen, wie die antiimperialistischen Kämpfe in der Welt miteinander verbunden werden können und was die Aufgabe der Kommunisten darin ist. Schließlich richten wir den Blick nach Deutschland, fragen uns, was die Zeitenwende konkret bedeutet und wie wir uns aufstellen können, um dieser zu begegnen. Dabei sollen brenzlige Fragen, wie die nach möglichen Bündnispartnern, diskutiert werden. Für alle drei Podien konnten wir Experten gewinnen. Auf Podium 1 wird neben den erfahrenen Journalisten Arnold Schölzel (DKP, Rotfuchs) und Jörg Kronauer (German Foreign Policy) auch Dimitrios Patelis, Mitglied der World Antiimperialist Platform (WAP) und marxistischer Philosophieprofessor aus Griechenland sprechen. Auf Podium zwei haben wir versucht Vertreter verschiedener internationaler Organisationen mit Einblick in internationale Kämpfe zusammenzubringen: Renate Koppe (DKP), Joti Brar (WAP), Pawel Wargan (Progressiv International) und Willi Langenthaler (Antiimperialistische Koordination) – sie alle haben langjährige Erfahrung in der internationalen Organisierung. Für Podium 3 konnten wir verschiedene Stimmen aus oder um die Friedensbewegung herum gewinnen: Klaus Hartmann (Freidenker Verband), Harri Grünberg von Aufstehen, der für die Gründung einer Wagenknecht Partei wirbt, Rainer Perschewski (DKP), der langjähriger Gewerkschafter ist und Susann Witt-Stahl, die den Übergang der Linken ins pro-imperialistische Lager schon lange dokumentiert.

Schon allein mit den Podien können wir uns also auf sehr spannende Diskussionen freuen, aber auch drum herum hat der Kongress viel zu bieten. Besonders freuen wir uns über unsere internationalen Gäste, beispielsweise Alexey Albu von Borotba, der zur Situation der Volksrepubliken referieren wird, Tings Chak von Dongsheng News, mit der wir uns der Frage der nationalen Befreiung in China widmen werden oder auch Zaid Abdulnasser von Samidoun, mit dem wir über den palästinensischen Widerstand und die Repression in Deutschland sprechen. Auch aus Deutschland haben wir spannende Gäste: Andreas Wehr wird zur Rolle der EU für den deutschen Imperialismus referieren und Hans Bauer erklärt, was Antiimperialismus in der DDR bedeutete. Damit sind nur einige Beispiele aus dem umfangreichen Programm genannt, wer sich selbst ein Bild machen will, findet das Programm auf unserer Website.

Wie unterscheidet sich der anstehende Kongress vom ersten, der sich ja auch zum Schwerpunkt Imperialismus war?

Wir schließen an die Diskussionen im Vorjahr an. Aus der Frage, wie der Ukrainekrieg zu beurteilen ist, haben sich viele weitere Fragen ergeben. Wir weiten unseren Blick bezüglich der Weltordnung und der Einschätzung bestimmter Kämpfe mit dem klaren roten Faden des Antiimperialismus. So diskutierten wir beispielsweise schon letztes Jahr um die Situation der Volksrepubliken im Donbass, wollen die Diskussion aber nun vertiefen. Auch sind viel mehr internationale Vertreter aus verschiedenen internationalen Kämpfen als letztes Jahr anwesend. Gewissermaßen hat sich jedoch der Fokus der Diskussion verschoben. Im letzten Jahr fand der Kongress unter den Umständen tiefgreifender Auseinandersetzungen in unserer Organisation statt, was produktive Diskussionen teils erschwerte. Wir sind im letzten Jahr und auch mit der Planung dieses Kongresses tiefer in die Fragen eingestiegen, inwiefern man überhaupt von Multipolarität sprechen kann, wie genau sich die imperialistische Konkurrenz ausdrückt und auch welche Kämpfe international überhaupt stattfinden. Gleichzeitig wurde im letzten Jahr die Spaltung in der internationalen Kommunistischen Bewegung immer deutlicher. Statt wissenschaftlich begründeter, öffentlicher Diskussion, kam es vermehrt zu  Beschimpfungen und Etikettierungen als “Revisionisten”. Besonders die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE), um die sich der sogenannten „Revolutionäre Pol“ formiert, nimmt dabei eine negative Rolle ein, wie zuletzt ihre Auflösung der Europäischen Initiative der kommunistischen und Arbeiterparteien zeigte. Auch wenn wir die äquidistanten Positionen dieser Parteien ablehnen, wollen wir weiterhin mit ihnen diskutieren und haben sie auch explizit zu unserem Kongress eingeladen. Jedoch mussten wir feststellen, dass die Diskussionsbereitschaft innerhalb dieses Teils der Kommunistischen Bewegung sehr gering ist, wenn wir überhaupt Antworten bekamen, waren sie ablehnend. So konnten wir keine Vertreter dieser Parteien für Vorträge oder Podien gewinnen. Dadurch werden bestimmte Diskussionen von Seiten der Referenten weniger präsent sein. Doch wir wollen weiterhin eine offene und konstruktive Diskussion in der auch große Kontroversen angepackt werden müssen.

 Was erhofft ihr euch bzw. was ist das Ziel des Kongresses? Und an wen richtet er sich?

Uns geht es um die Entwicklung einer Kampfperspektive. Kampf und Klärung gehört für uns zusammen. Wir führen die Diskussionen nicht um der Diskussion willen, sondern weil wir es für notwendig halten, dass sowohl die kommunistische als auch antiimperialistische, linke und Friedensbewegung zusammenkommt und ihre Perspektive schärft. Einerseits soll der Kongress den Raum für internationale Vernetzung geben, wir wollen mehr über konkrete Kämpfe in anderen Ländern lernen. Andererseits soll er scharfe Diskussionen ermöglichen, an dessen Ende wir hoffentlich klarer sind, an welchen Fragen wir weiterarbeiten müssen und das bestenfalls auch gemeinsam mit anderen Kräften tun können. Auch unsere Kampflosungen hoffen wir dadurch schärfen zu können. Dazu laden wir alle fortschrittlichen Kräfte, sowie alle, die sich für diese Themen interessieren und Austausch suchen, lernen wollen oder beides, ein. Diskussionen in der Kommunistischen Bewegung dürfen nicht hinter verschlossenen Türen geführt werden.

Kannst du abschließend nochmal erklären, wer die KO eigentlich ist und welchen Stellenwert der Kommunismus-Kongress für euch hat?

Als KO haben wir uns 2018 gegründet, mit der dem Anspruch, die Zersplitterung der Kommunistischen Bewegung durch Klärung der zentralen Fragen zu Strategie und Taktik, Imperialismus, Arbeiterbewegung etc. zu überwinden und damit der Gründung einer revolutionären Kommunistischen Partei näher zu kommen. Dabei haben wir erlebt, dass auch wir selbstverständlich Teil der Krise der Kommunistischen Bewegung sind: In den letzten Jahren deutete sich ein Dissens innerhalb unserer Organisation zur Imperialismusfrage an, u.a. in Auseinandersetzungen zur Einschätzung des Abzugs der westlichen Truppen aus Afghanistan oder der Situation in Kasachstan Anfang 2022. Er manifestierte sich schließlich mit der Militärintervention Russlands in der Ukraine. Während wir eine Klärung dazu forcierten, versuchte ein anderer Teil der Organisation mit unlauteren Mitteln ihre Position eines zwischenimperialistischen Krieges zwischen Russland und dem Westen durchzusetzen. Dabei wich diese Fraktion auch immer stärker von unserer Aktionsorientierung gegen den Deutschen Imperialismus ab und es kam schließlich zur Spaltung und zur Existenz von zwei KOs. Deshalb ist es wichtig auf unsere korrekte Website hinzuweisen: Kommunistische-organisation.de

Für uns ist weiterhin klar: Wir müssen gegen den Deutschen Imperialismus kämpfen, nicht gegen Russland. Dazu haben wir viele Aktionen auf die Straße getragen, z.B. zu den Brüdern Kononovich, in Solidarität mit den Völkern Westafrikas und gegen den Deutschen Kriegskurs. Dazu haben wir eine klare Orientierung gegen die NATO. Aber wir sehen weiterhin viele offene Fragen und Probleme in der Kommunistischen Bewegung, an denen wir arbeiten wollen. Wir nehmen auch die Klärung ernst: Die durch die Spaltung verzögerte Arbeit der Klärung zu Fragen zum Ukraine Krieg, die die andere KO so nicht mehr durchführen wollte, haben wir fortgesetzt. Dazu haben wir in thematischen Arbeitsgruppen an Fragen zu Deutschen Kriegszielen, der US Strategie, dem Charakter Russlands und vielem mehr gearbeitet. Teile der Ergebnisse werden wir auf dem Kommunismus Kongress vorstellen, um sie einer kritischen Diskussion zu unterziehen. Der Kongress insgesamt ist für uns ein zentraler Ankerpunkt der Klärung, also auch unserer Arbeit insgesamt. Wir hoffen auf eine breite Beteiligung und scharfe Diskussionen, um mit gestärkter und klarerer Kampfperspektive aus dem Kongress herauszugehen. Es werden sich weitere Themen abzeichnen, an denen die Diskussion fortgesetzt werden muss, insofern orientiert der Kommunismus Kongress auch unsere weitere Arbeit.

https://kommunistische-organisation.de


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