Entnommen: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28718
Debatte: Anmerkungen zu Ernst Wolffs Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt"
"Globale Diktatur" oder "multipolare Welt"?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Ernst Wolff sieht durch die Einführung von digitalen
Zentralbankwährungen (englisch: Central Bank Digital Currencies oder
CBDCs) die Errichtung einer globalen Diktatur. Die Annahme, dass die
BRICS-Staaten, insbesondere China, dabei einen Gegenpol bilden, sieht er
als nicht gegeben an. Er schreibt in seinem Artikel "Das Märchen von
der multipolaren Welt" vom Operieren von BlackRock in China und führt
aus: "Zhu Min, der Vorsitzende des Nationalen chinesischen Institutes
für Finanzforschung, sitzt nicht nur zusammen mit Klaus Schwab und Larry
Fink im Vorstand des WEF, sondern auch im Führungsgremium des vom WEF
ins Leben gerufenen Digital Currency Governance Consortium." Als Quelle
dafür ist die website des Weltwirtschaftsforums (WEF) angegeben. Was ist
dort zu finden?
In der WEF-Darstellung zu "Leadership and Governance" (Führung und
Governance) heißt es: "Das Weltwirtschaftsforum ist die internationale
Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit... Den Vorsitz des
Forums hat der Gründer und geschäftsführende Vorsitzende Professor Klaus
Schwab inne. Es wird von einem Kuratorium [Board of Trustees] geleitet,
außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die als Hüter der Mission und der
Werte des Forums fungieren und die Arbeit des Forums zur Förderung einer
echten globalen Bürgerschaft überwachen." Aufgeführt sind 28 Personen.
Neben Gründer Klaus Schwab sind als Bestandteil des WEF-Leitungsgremiums
u.a. genannt:
Laurence D. Fink (Chairman and Chief Executive Officer, BlackRock)
Al Gore (Vice-President of the United States 1993-2001; Chairman and Co-Founder, Generation Investment Management LLP)
Christine Lagarde (President, European Central Bank)
David M. Rubenstein (Co-Founder and Co-Chairman, Carlyle)
Zhu Min (Vice-Chairman, China Center for International Economic Exchanges, CCIEE)
Zhu Min ist also in der Tat Mitglied des WEF-Leitungsgremiums. In der
WEF-Darstellung zum "Digital Currency Governance Consortium" ist über
die laufende "Phase II" zu lesen: "Das Digital Currency Governance
Consortium (DCGC) zielt darauf ab, den verantwortungsvollen Eintritt
digitaler Währungen in das globale Währungssystem zu unterstützen...".
In einem dort verlinkten 223-seitigen "White Paper" von November 2021
heißt es im Vorwort: "Da digitale Währungen allmählich eine
entscheidende Rolle in der Weltwirtschaft spielen, müssen ihre
verantwortungsvolle Gestaltung und ihr Einsatz im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgern in aller Welt stehen... China
hat groß angelegte Pilotprojekte für seinen elektronischen
Zahlungsverkehr in digitaler Währung (DC/EP) gestartet... Das Digital
Currency Governance Consortium (DCGC) des Weltwirtschaftsforums –
bestehend aus einer globalen, sektorübergreifenden Gruppe von mehr als
85 führenden Organisationen – ist seit Anfang 2020 zusammengekommen."
In diesem Papier ist ein 19-köpfiger Lenkungsausschuss aufgeführt. Dazu
gehört wiederum der Chinese Zhu Min. Er ist hier als Vorsitzender des
Nationalen Instituts für Finanzforschung (National Institute of
Financial Research) angegeben. Vertreten sind hier desweiteren u.a.
Western Union Company
Visa Inc.
Mastercard
PayPal
Fidelity International
Desweiteren gibt es in diesem Lenkungsausschuss einen Finanzberater des
Premierministers des Vereinigten Königreichs und Sondergesandten der
Vereinten Nationen für Klima und Finanzen sowie einen Vertreter der Bank
für Internationen Zahlungsausgleich (BIZ, Bank for International
Settlements, BIS) mit Sitz in Basel – der Zentralbank der Zentralbanken,
über die während des Zweiten Weltkriegs unter Leitung eines US-Bankers
die Kriegsmaschinerie Hitler-Deutschlands finanziert wurde. Es ist also
nicht auszuschließen, dass die Kräfte der Hochfinanz sich auf
verschiedenen Ebenen scheinbar widersprüchlich verhalten – militärischer
Konflikt auf der einen, Zusammenwirken auf der anderen Seite (damals
gleichzeitig gegen wie auch mit Deutschland).
Dennoch kann die Beantwortung der Frage, welche Rolle China tatsächlich
spielt, aus dem Mitwirken von der Zhu Min in Gremien des WEF nicht ohne
weiteres entnommen werden. Ob er damit an der "Errichtung einer globalen
Diktatur" beteiligt ist oder er (insgeheim) die Interessen einer sich
von der Vorherrschaft des Dollar lösenden "multipolaren Welt" vertritt,
bedarf weiter gehender Recherchen.
Ein Hinweis darauf, wie China in das Weltgeschehen eingebunden ist, gibt
dessen Verhalten bei der Umsetzung der WHO-Planungen, den weltweit in
die Staatenhoheit eingreifenden Pandemievertrag abzuschließen, in dem
kritische Stimmen die Errichtung einer "WHO-Weltdiktatur" sehen. Das
"China Global Television Network" mit Sitz in Chinas Hauptstadt Beijing
berichtet am 23. Mai 2023 unter der Überschrift "World Health
Organization pushes for global pandemic treaty"
(Weltgesundheitsorganisation drängt auf globalen Pandemie-Vertrag): "Die
Weltgesundheitsorganisation drängt darauf, dass die Nationen einen
globalen Pandemievertrag unterzeichnen, um die kollektive Reaktion der
Welt auf künftige Pandemien zu verbessern. Das internationale Abkommen
war eines der Hauptthemen auf der Tagesordnung des ersten Tages der 76.
Weltgesundheitsversammlung am Montag [22. Mai] in Genf. Ziel der
Veranstaltung ist es, die Lehren aus der COVID-19-Pandemie
hervorzuheben, um die Bekämpfung künftiger Ausbrüche zu unterstützen."
Eine Distanz Chinas zu den WHO-Planungen ist darin nicht zu erkennen.
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