Entnommen: https://linkezeitung.de/2021/04/28/der-kriegs-wahlkampf-der-gruenen/
Der
Kriegs-Wahlkampf der Grünen
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 28. APRIL 2021
von
Ulrich Rippert – http://www.wsws.org
Wenn die herrschende Klasse in Deutschland eine Kriegs- und
Aufrüstungsoffensive vorbereitet, dürfen die Grünen nicht fehlen.
So war es 1998, als der grüne Außenminister Joschka Fischer mit der
Teilnahme der Bundeswehr am Krieg gegen Serbien den ersten deutschen
Kriegseinsatz organisierte, und so ist es heute wieder.
Während
die Bundesregierung die Militärausgaben drastisch erhöht, die Nato
unter dem Namen „Defender Europe 2021“ eines der größten
Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges direkt an der russischen
Grenze organisiert, die Polizei hochgerüstet wird, um den Widerstand
gegen die Corona-Durchseuchungspolitik und soziale Angriffe zu
unterdrücken, organisieren die Grünen einen Wahlkampf, in dem sie
die Kriegspolitik vorantreiben.
Seit Annalena Baerbock zur
Kanzlerkandidatin ernannt wurde, nimmt die Kriegshetze der Grünen
regelrecht hysterische Formen an. Es gibt kaum ein abstoßenderes
Schauspiel als eine Talkshow oder ein Interview mit Baerbock, in dem
die 40-Jährige von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof, ihrer frühen
Teilnahme mit den Eltern an Menschenketten gegen das Wettrüsten oder
ihren beiden Töchtern erzählt, um dann mit einem Lächeln auf den
Lippen zu verkünden, dass es dringend notwendig sei, der russischen
Aggression Einhalt zu gebieten, die Ukraine militärisch stärker zu
unterstützen und sie in die Nato und die EU aufzunehmen.
Man
fragt sich unwillkürlich: Ist sie verrückt? Hat sie jemals
überlegt, was das bedeutet?
Die Aufnahme der Ukraine in die
Nato käme einer Kriegserklärung gegen Russland gleich und würde in
Moskau Alarm auslösen. Sie würde die Gefahr eines bewaffneten
Konflikts mit der zweitgrößten Atommacht der Welt heraufbeschwören,
der in Europa Millionen Tote fordern und die ganze Menschheit
auslöschen könnte.
Es ist diese Mischung aus abgehobener
Selbstgefälligkeit, Ignoranz und Aggressivität, die die Grünen für
die herrschende Klasse so wertvoll macht, um ihre imperialistischen
Ziele und Interessen durchzusetzen. Deshalb werden die Grünen
gegenwärtig in allen Medien gehypet. Baerbock und ihr
Co-Vorsitzender Robert Habeck eilen von einem Interview zum
nächsten.
Am Sonntag war es wieder soweit: Groß aufgemachtes
Baerbock-Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
(FAS) und abends Gast bei Anne Will.
Die FAS fasst das
Gespräch mit Baerbock mit den Worten zusammen: „Grüne
Kanzlerkandidatin plädiert für die Zusammenarbeit mit Amerika, die
Eindämmung Chinas und eine härtere Haltung gegenüber
Russland.“
Auf die erste Frage, wie sie als Kanzlerin „auf
die Erpressung der Ukraine durch Russland“ reagieren und ob sie die
Bitte Kiews nach Lieferung von Flugabwehrkanonen unterstützen würde,
auch wenn Moskau nun den Truppenaufmarsch wieder reduziere, erwiderte
Baerbock: „Die Bedrohung der Ukraine durch Russland ist dennoch
weiterhin groß.“
Das Allerwichtigste sei es jetzt, die
Umsetzung des Minsker Abkommens sicherzustellen. Der uneingeschränkte
Zugang der OSZE-Beobachtermission „zu allen Teilen des russisch
besetzten Gebiets“ müsse mit der notwendigen Konsequenz
durchgesetzt werden. Dazu seien auch „dringend mehr Mittel für die
Luftaufklärung“ nötig.
Auf die Frage, ob sie ein
militärisches Eingreifen der Bundeswehr in irgendeiner Region der
Welt auch befürworten würde, wenn ein Mitglied des
UN-Sicherheitsrat sein Veto einlegt, antwortete Baerbock, dass die
Wahl zwischen militärischem „Handeln und Nichthandeln manchmal
eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera“ sei. Sie fügte hinzu:
„Es gibt Momente, in denen militärisches Agieren Schlimmstes
verhindern kann.“
Schon in früheren Interviews hatte sich
die grüne Kanzlerkandidatin für eine bessere personelle und
materielle Ausstattung der Bundeswehr eingesetzt. In einem Gespräch
mit der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift „Baerbock will
die Bundeswehr stärken“ plädierte sie für eine Erhöhung der
Verteidigungsausgaben, den Aufbau einer gut ausgerüsteten
europäischen Armee und eine deutsch-europäische Militärpolitik zur
besseren Vorbereitung von Kriegseinsätzen.
Auch jetzt betonte
sie wieder in der FAS: „Deutschland und Europa müssen sich mehr um
ihre eigene Sicherheit kümmern. Aber strategisch auf der Höhe der
Zeit.“ Deswegen halte sie „ein europäisches Cyberabwehrzentrum
für einen wichtigen Beitrag zur Lastenteilung, den wir Europäer
erbringen können“.
Das pauschale Zwei-Prozent-Ziel sei
dagegen nicht hilfreich und schaffe nicht mehr Sicherheit. Denn es
richte sich ja am Bruttoinlandsprodukt aus, was angesichts des
gegenwärtigen pandemiebestimmten Wirtschaftsrückgangs in ganz
falsche Richtung führe. „Nach dieser Logik müsste dann ja unsere
Ausgabenplanung heruntergefahren werden.“ Das sei doch absurd,
erklärte Baerbock.
Die FAS-Frage, ob die Forderung im grünen
Grundsatzprogramm nach „EU-Einheiten“ mit gemeinsamer
Kommandostruktur der Entwurf einer europäischen Armee sei, bejahte
Baerbock: „Das sind Schritte in diese Richtung. Aus meiner Sicht
müssen wir unsere Fähigkeiten als Europäer stärker bündeln. Die
Militärausgaben Europas sind drei- bis viermal so hoch wie die
Russlands, unsere Fähigkeiten aber sind begrenzt, weil wir vieles
doppeln. Das ist nicht effizient.“ Die Europäische Sicherheits-
und Verteidigungsunion müsse dringend weiterentwickelt und ausgebaut
werden.
Auch die Frage, ob die Ukraine und Georgien, die seit
Jahren darauf drängen, in die Nato aufgenommen werden sollten,
beantwortete Baerbock positiv. Der Druck auf Russland, damit das
Minsker Abkommen eingehalten werde, und die Stabilisierung hätten
unmittelbar Priorität, aber: „Souveräne Staaten entscheiden über
ihre Bündnisse selbst. Dazu zählt auch die Perspektive einer
Ukraine in der EU und in der Nato.“
Baerbock beschwerte
sich, dass die Sanktionen gegen Russland durch das Festhalten der
deutschen Regierung an der Gaspipeline Nord Stream 2 „permanent
konterkariert“ werde. „Ich hätte schon längst Nord Stream 2 die
politische Unterstützung entzogen.“
Auch der grüne
Ex-Außenminister Joschka Fischer trat in einem Spiegel-Interview für
den endgültigen Stopp des Baus der Pipeline und eine Verschärfung
der Sanktionen gegen Russland ein. Das „Säbelrasseln“ aus Moskau
dürfe nicht länger hingenommen werden, forderte er.
Die
Behauptung der Grünen und der Medien, Russland sei eine aggressive
und expansive Macht, ist eine groteske Verdrehung der Tatsachen. Am
22. Juni ist es 80 Jahre her, seit die Deutsche Wehrmacht die
Sowjetunion überfiel und in einem geplanten „Vernichtungskrieg“
25 Millionen Zivilisten und Soldaten umbrachte. In Russland sind
diese Gräuel in lebendiger Erinnerung. Seit der Auflösung der
Sowjetunion vor 30 Jahren rückt die Nato immer dichter an die Grenze
Russlands vor. Fast alle osteuropäischen Staaten, die einst mit der
Sowjetunion verbündet waren, sowie die ehemaligen baltischen
Sowjetrepubliken sind Mitglied des westlichen Militärbündnisses
geworden.
Auch die Krise in der Ukraine wurde von den
Westmächten gezielt provoziert. Washington und Berlin organisierten
Anfang 2014 in Kiew in enger Zusammenarbeit mit faschistischen
Kräften einen Putsch gegen den pro-russischen Präsidenten Wiktor
Janukowitsch und ersetzten ihn durch den pro-westlichen Oligarchen
Poroschenko. Die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen spielte dabei
eine führende Rolle. Seither versinkt das Land immer tiefer in
Bürgerkrieg und Korruption. Die Lage der Bevölkerung hat sich
drastisch verschlechtert.
Die Unterstützung des Putsches in
der Ukraine war Bestandteil einer gezielten Kampagne für eine
aggressivere Außen- und Großmachtpolitik. Deutschland sei „zu
groß und wirtschaftlich zu stark, als dass wir die Weltpolitik nur
von der Seitenlinie kommentieren könnten“, hatte der damalige
Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
(SPD) auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärt.
Die
Grünen hatten sich im Jahr zuvor an der Ausarbeitung des SWP-Papiers
„Neue Macht, neue Verantwortung“ beteiligt, das als Blaupause für
die Rückkehr des deutschen Militarismus diente. Nun sehen sie ihre
vorrangige Aufgabe darin, diese Kriegspolitik gegen die enorme
Opposition in der Bevölkerung durchzusetzen.
Die Interviews
mit Baerbock und Fischer machen vor allem eines klar: eine
Bundesregierung unter Beteiligung der Grünen – sei es im Bündnis
mit CDU/CSU, SPD, FDP oder Linkspartei – würde die Politik des
Militarismus, der inneren Aufrüstung und des Sozialabbaus
verschärfen.
https://www.wsws.org/de/articles/2021/04/28/baer-a28.html
Meine Meinung:
Auch kürzlich bei Anne Will: Annalena Baerbock kann herrlich im Politischen herumplätschern, bewegt sich in der Innenpolitik nur auf der Ebene von Floskeln, Allgemeinplätzen, auf Methoden und Macharten, von Inhalt und Tiefe keine Spur. Zu ihrer mit strammer Unkenntnis begleiteten Kriegspolitik gen Russland bei Anna Will kein Wort. Sie wurde auch nicht danach befragt! Leider. Hände weg von solchen und weiteren Kriegsmonstern. H.P.
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