Entnommen: https://linkezeitung.de/2021/04/05/das-russische-fernsehen-ueber-die-eskalation-in-der-ukraine/
Das
russische Fernsehen über die Eskalation in der
Ukraine
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 5. APRIL
2021
von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru
Wie jeden Sonntag in diesem Jahr waren auch an diesem
Sonntag die Eskalationen in der Ukraine wieder Thema im russisches
Wochenrückblich. In Kiew wird inzwischen offen von einem Krieg mit
Russland gesprochen.
Natürlich waren die Eskalationen aus
Kiew und deren Unterstützung aus den USA am Sonntag wieder Thema im
Wochenrückblich des russischen Fernsehens. Neben dem, wovon im
russischen Fernsehen die Rede war, sind noch einige andere Dinge in
Kiew vorgefallen, über die ich in den nächsten Tagen ein neues
Ukraine-Update schreiben werde. Hier beschränke ich mich auf die
Übersetzung des Berichtes aus der russischen Sendung „Nachrichten
der Woche.“
Die deutschen Medien haben Kiews Schritte zur
Eskalation seit Januar verschwiegen. Aber da sie das Thema Ukraine
nun auch wieder für sich entdeckt haben und Russland schon jetzt die
Schuld für das geben, was demnächst kommen wird, dürfte es für
viele interessant sein, wie im russischen Fernsehen darüber
berichtet wird.
Beginn der Übersetzung:
Schlechte
Nachrichten aus der Ukraine. In Kiew spricht man mehr und mehr von
Krieg. Auf der Website des ukrainischen Verteidigungsministeriums
wurde ein Bericht über die Telefongespräche von
Verteidigungsminister Andrej Taran mit seinem amerikanischen
Amtskollegen Lloyd Austin veröffentlicht. Taran hat dabei Russland
natürlich militärische Aggression vorgeworfen und Austin versprach
der Ukraine militärische Unterstützung: „Der
US-Verteidigungsminister betonte, dass die Vereinigten Staaten im
Falle einer Eskalation der russischen Aggression die Ukraine nicht
allein lassen werden.“
Pentagon-Sprecher John Kirby
seinerseits fügte hinzu, Austin Lloyd habe in diesem Gespräch die
Eskalation der „Eskalationen russischer Provokationen“ verurteilt
und die Position von US-Verteidigungsminister Austin klargestellt:
„Er bekräftigte auch das Engagement der USA, die Fähigkeiten der
ukrainischen Streitkräfte aufzubauen, um sich wirksamer gegen die
russische Aggression zu verteidigen.“
Gleichzeitig erinnerte
Kirby selbst daran, dass Washington der Ukraine in den vergangenen
fünf Jahren mehr als zwei Milliarden Dollar für der Bereich der
Sicherheit bereitgestellt habe. Dieses Geld ist Kiew zu Kopf
gestiegen und jetzt zieht es den Krieger in die Schlacht. Ihre
Vorbereitungen rechtfertigen sie plötzlich mit den regelmäßig
stattfindenden russisch-weißrussischen Militärübungen. Dabei ist
bei „Sapad-21“ nichts Neues geplant, aber es werden echte Ängste
geschürt. (Anm. d. Übers.: Die Manöver „Sapad“ finden derzeit
alljährlich statt, sind also tatsächlich nichts Neues, auch wenn es
im Westen jetzt oft so dargestellt wird)
Und es wurde über
das erste Telefongespräch zwischen den Präsidenten Biden und
Selensky berichtet. Informationen gibt es kaum, aber laut dem Weißen
Haus hat „Präsident Biden die anhaltende Unterstützung der
Vereinigten Staaten für die Souveränität und territoriale
Integrität der Ukraine angesichts der anhaltenden russischen
Aggression im Donbass und auf der Krim bestätigt.“
Die
Bedeutung all dieser diplomatischen Fragmente kann man beispielsweise
mit einem Blick auf die jüngste Rede des Oberbefehlshabers der
ukrainischen Streitkräfte, Khomtschak, im Parlament beurteilen. Er
klang recht aggressiv und versicherte den Abgeordneten, dass die
Ukraine zu einem Krieg mit Russland bereit sei: „Unser gemeinsames
Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen, einen dauerhaften Frieden zu
gewährleisten und die territoriale Integrität wiederherzustellen.
Dies erfordert die Konsolidierung der Kräfte des ganzen
Volkes.“
Der militaristische Qualm im Parlament war so
dicht, dass er sogar Abgeordnete der Fraktion „Diener des Volkes“
des Präsidenten erschreckt hat. Eine von ihnen, Anna Kolesnik,
schickte zwei Textnachrichten an Freunde, die von Journalisten auf
ihrem Handybildschirm fotografiert wurden: „Wir hören Khomchak.
Aus diesem Land muss man verschwinden.“ (Anm. d. Übers.: Die
Bilder werden in dem Beitrag gezeigt und mal wieder ist
bemerkenswert, dass ukrainische Abgeordnete, die vehement gegen alles
Russische hetzen, ihren Freunden Textnachrichten auf Russisch
schreiben)
Währenddessen sprach Putin mit Merkel und Macron
am Telefon unter anderem über die Ukraine. Die Pressestelle des
Kremls berichtet: „Während eines ausführlichen Meinungsaustauschs
über die Lage in der Ukraine wurde die Alternativlosigkeit des
Minsker Abkommens aus dem Jahr 2015 als Grundlage für die Lösung
des inneren Konflikts in dem Land bestätigt. Der russische Präsident
betonte, wie wichtig es sei, dass die Kiewer Regierung alle zuvor auf
höchster Ebene getroffenen Vereinbarungen erfüllt, vor allem die
Aufnahme eines direkten Dialogs mit Donezk und Lugansk und die Lösung
der rechtlichen Aspekte des Sonderstatus des Donbass. Auf russischer
Seite wurde ernste Besorgnis über die von der Ukraine provozierte
Eskalation der bewaffneten Konfrontation auf der Kontaktlinie und
über die faktische Weigerung geäußert, die im Juli 2020 in der
Kontaktgruppe vereinbarten „zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung
der Waffenruhe“ umzusetzen. Die politischen Berater der Staats- und
Regierungschefs werden die gemeinsame Arbeit fortsetzen.“
Selensky
war bei dem Gespräch nicht dabei. Er setzt seine Versprechen nicht
um, auch nicht die, die er während des Normandie-Treffens in Paris
gemacht hat. Das bedeutet, dass es erst einmal nichts mit ihm zu
besprechen gibt. Dafür ist er auf einem anderen Gebiet aktiv, dem
amerikanischen. Und die drängen ihn in den Krieg. Was bedeutet ihnen
schon Selensky? Oder die Ukraine?
In Kiew wird das nicht
einmal verborgen. Zum Beispiel sagt der Vertreter der Ukraine in der
Trilateralen Kontaktgruppe zum Donbass, Alexej Arestovich, was der
Sinn der kommenden Nato-Manöver „Defender Europe 2021“ im Mai
und Juni ist:
„Defender Europe 2021 bedeutet übersetzt
„Europa schützen“. Der Sinn ist, dass von der Ostsee bis zum
Schwarzen Meer – nun, lassen Sie es uns offen sagen – der Krieg
gegen Russland geübt wird, die bewaffnete Konfrontation mit Russland
trainiert wird“, sagte Arestovich. Defender Europe 2021 ist das
größte Manöver seit dem Kalten Krieg.
Für den Donbass ist
die alarmierende Situation auch ohne Berichte über militärische
Garantien aus Amerika an Kiew klar. Die Zahl der Soldaten der
ukrainischen Streitkräfte im Donbass wurde in letzter Zeit unter dem
Deckmantel der Rotation um ein Drittel erhöht. Das Minsker Abkommen
ist vergessen. Im Donbass spürt man das alles am Boden. Zum ersten
Mal seit Ende Juli wurde das Gebiet der Lugansker Republik
beschossen. Die Eskalation ist offensichtlich. Kiew wetzt die
Krallen.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich für
die Ukraine nach dem Maidan und für die Ereignisse des Jahres 2014
interessieren, als der Maidan stattfand, als die Krim zu Russland
wechselte und als der Bürgerkrieg losgetreten wurde, sollten Sie
sich die Beschreibung zu meinem Buch einmal ansehen, in dem ich diese
Ereignisse detailliert auf ca. 670 Seiten genau beschreibe. In diesen
Ereignissen liegt der Grund, warum wir heute wieder von einem neuen
Kalten Krieg sprechen. Obwohl es um das Jahr 2014 geht, sind diese
Ereignisse als Grund für die heutige politische Situation also
hochaktuell, denn wer die heutige Situation verstehen will, muss ihre
Ursachen kennen
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