Entnommen: https://www.freidenker.org/?p=9095
Säkulare
Weihnacht: Aufklärung bringt Hoffnung und Licht in dunkler Zeit
Stellungnahme des Koordinierungsrats
säkularer Organisationen KORSO e.V.
Das bevorstehende Weihnachtsfest soll in besonderer
Weise eine Zeit der Ruhe und Besinnung, der Familie und der
Mitmenschlichkeit werden. Weihnachten wird jedoch von Politik und
Medien noch immer fast ausschließlich als christliches Fest
dargestellt. Die dahinterstehende verengte Sichtweise ist historisch
angreifbar, kulturell einseitig und gesellschaftspolitisch
verfehlt.
Der Koordinierungsrat säkularer Organisationen
stellt fest:
*Der natürliche Anlass des Weihnachtsfestes
ist die Wintersonnenwende. Wenn die Tage wieder länger werden,
stellt dies einen Kraftquell für alle dar. Die Weihnachtsgeschichte
dagegen ist eine Legende für Gläubige. Die Geburt Jesu wurde erst
in der Spätantike auf Feiertermine des Sonnengottes bzw. des
Mithraskultes gelegt und hat nach historisch-kritischen Erkenntnissen
nicht in Bethlehem stattgefunden. Das säkulare Menschenbild der
Aufklärung kennt neben dem Verstand durchaus auch das Gefühl, neben
dem Sachlichen auch das Poetische, neben dem Verständnis der Fakten
auch die Freude an der Fiktion. Es bleibt jedoch stets darauf zu
achten, beides nicht zu verwechseln.
*Zentrale Elemente der Ausgestaltung dieser
Festzeit wie etwa der Genuss von Lebkuchen und Plätzchen oder der
geschmückte Tannenbaum sind keineswegs christlichen Ursprungs,
sondern entspringen natürlichen Bedürfnissen der Menschen in der
Winterzeit auf der Nordhalbkugel. Naturverbundenheit durch immergrüne
Zweige, Kränze und Bäume im Wohnbereich, Wärme und Helligkeit
durch Kerzen und Leuchtschmuck, Zeit für Familie und Freunde,
Besinnung, Verbundenheit und Liebe sind säkulare Feiermotive. Eine
einseitig christliche Vereinnahmung des Weihnachtsfestes ist daher
abzulehnen.
*Generell
ist daran zu erinnern, dass menschliches Feierbedürfnis und
symbolische Feierkultur nicht von Religionsstiftern erfunden wurden
und nicht von Religionsvertretern gepachtet werden können. Der
Geist der Aufklärung gebietet vielmehr den Respekt vor einer
bewussten Innerlichkeit, die keiner religiösen Außenprojektion
bedarf.
*Weihnachten ist von jeher das Fest des Friedens.
Es verweist somit auf die humanistischen Ideale der Verständigung
und Gemeinschaft zwischen allen Menschen. Dieses Ideal
durchbricht starre Gruppenidentitäten und steht über den
partikularen Interessen einzelner Glaubensgemeinschaften. Weihnachten
ist grenzüberschreitend und menschheitsverbindend. Der
Weihnachtsfriede weitet den kulturellen Horizont hin zur planetaren
Schicksalsgemeinschaft und zur internationalen Solidarität.
*In einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft können die inneren Ursachen menschlicher Hoffnung nicht mehr religiös vereinnahmt werden. Die Alternative zu Konsumrausch und Gefühlsverflachung liegt keineswegs allein in der Versenkung in eine musikalisch umrahmte Legende. Ein Großteil der heutigen Menschen wartet nicht auf das Jesuskind, sondern auf Problemlösungen. Sonderregelungen für Gottesdienste in Pandemiezeiten sind daher abzulehnen.
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