Freitag, 14. Februar 2020

VI. Sag mir, wo du stehst...? - Prof. Dr. Achim Dippe



Teil VI
Über den Klassenkampf von oben und die notwendige Gegenwehr von unten

Von Prof. Dr. Achim Dippe

Sag mir, wo du stehst – und wohin du gehst!

Genau hier wollte die Initiative „Aufstehen“ ansetzen, um dem Kapital und damit dem Klassenkampf von oben eine breit gefächerte große Front entgegenzustellen. Es sollte keine neue Partei entstehen, sondern über Partei- und Organisationsgrenzen hinweg eine Sammlungsbewegung geschaffen werden, die große, unter die Haut gehende soziale und friedenspolitische Forderungen mit einer Stimme vertritt und weitgehend einheitlich handelt. Viele Gründe haben zum Abbremsen und zum Stillstand dieser Initiative geführt. Maßgeblich war aber offensichtlich die Verweigerungshaltung der Linken gegenüber dieser Sammlungsbewegung. Man fürchtete eine politische Abwertung der Linken und sah nicht die Chancen einer Neubelebung der Partei durch diese konsequent sozial- und friedenspolitisch ausgerichtete Bewegung.

Das aktive Handeln im Klassenkampf hat seine Wurzeln im klassenmäßigen Herangehen an die gesellschaftlichen Prozesse. Es geht um die Konsequenzen aus der Beantwortung der Frage: Was nützt – was schadet den abhängig Beschäftigten, den Arbeitslosen, den von Armut bedrohten Rentnern, Kin - dern und Jugendlichen, den in Angst lebenden Mietern, den am Rande der Gesellschaft vegetierenden Obdachlosen? Für die Linke bedeutet das, sich illusionslos als entschlossener Akteur im Klassenkampf zu begreifen und sich mit einer klaren politischen Strategie dem Klassenkampf von oben zu stellen. Das wird nur gelingen, wenn sie es vermag, in Grundfragen, die heute praktisch jede Diskussion bestimmen, eine weitgehend einheitliche Grundauffassung herauszuarbeiten, die im Klassenkampf eine wirksame Hilfe sein kann. Dazu zählen solche Themenkreise: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft in der DDR und die Ursachen ihres Scheiterns; Politik, Wirtschaft und das wirkliche Machtgefüge in der BRD; der Charakter der EU und der NATO; die Rolle Rußlands und Chinas in der internationalen Politik; wesentliche Charakteristika der USA und Israels.

Es geht hier nicht um akademische Erörterungen, sondern um politische Standortfindungen und klare Antworten auf die Frage, auf welcher Seite des Klassenkampfes Linke und Sympathisanten dieser Partei stehen und handeln sollten. Die Passivität der Führung der Linkspartei, ihr Ausweichen vor dem politisch-theoretischen Streitgespräch, die widersprüchlichen Auffassungen von Spitzenpolitikern der Linken und ihre oft fabrizierten Kopien bürgerlicher Standpunkte haben schon vor Jahren dazu geführt, daß die politische Standortfindung in der Regel dem einzelnen überlassen blieb, man auf seinen gesunden Menschenverstand vertraute. Eine solche ideologische und theoretische Zerfaserung innerhalb der Linken liegt als Geschenk im operativ-taktischen und strategischen Kalkül des Kapitals. Seine Klassenkampfstrategie ist darauf ausgerichtet, in der schon spürbaren Rezession, in den Vorläufern einer weltweiten Überproduktionkrise, gekoppelt mit den politischen, ökonomischen und militärischen Abenteuern der USA und der NATO, jenen Rahmen zu sehen, um mit einer neuen Agenda rücksichtsloser, soziale und ökologische Standards mißachtend, die Profitmaschinerie am Laufen zu halten. Die Gesetze des Klassenkampfes werden in den kommenden Monaten und Jahren mit großer Wucht, finanziell und sozial einschneidend das Arbeitsleben der abhängig Beschäftigten, die persönliche Sphäre aller Bürger beeinflussen.

Wie ist die Linke, wie sind die Gewerkschaften auf die sich abzeichnende größere Schärfe und Kompromißlosigkeit im Klassenkampf von oben eingestellt?







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