Entnommen: https://www.rationalgalerie.de/home/hitler-wars
HITLER WARS
Das deutsche Nazi-Erbe
Autor: Uli Gellermann
Datum: 06.02.2023
Deutschland sei eine Demokratie, sagt man. Dass während des
Corona-Regimes eine Reihe Grundrechte ohne massiven Widerspruch außer
Kraft gesetzt wurden, ließ, Zweifel am Gehalt dieser Demokratie
aufkommen. Wenn zur Zeit eine übergroße Koalition in Politik und Medien
aktive Kriegshetze betreibt, obwohl es im Artikel 1 des Grundgesetzes
ein Friedensgebot gibt, ohne dass diese Grundgesetzverletzung auf
drastischen Widerstand tritt, vermehren sich die Zweifel an der
deutschen Demokratie. Diese Zweifel treffen immer wieder auf dieselbe
Formel: Eine Mehrheit in der Bevölkerung sei, durch Wahlen immer wieder
bezeugt, mit der herrschenden Politik einverstanden. Also dürfe man
davon ausgehen, dass die Grundsätze der Demokratie nicht verletzt werden
würden.
Legende von der „Stunde Null“
In welcher Gesellschaft wurzelt die deutsche Demokratie? Ohne die Phase
der DDR zu berücksichtigen, muß man festhalten, dass die Bundesrepublik
auf Gesetzen, Gewohnheiten und Vermögensverhältnissen aufgebaut wurde,
die ziemlich ungebrochen aus dem Nazi-Reich stammen. Zwar schwebt die
Legende von der „Stunde Null“ durch den gesellschaftlichen Raum, die für
eine Zeit um 1945 den Deutschen die Unschuld eines unbelasteten
Neuanfangs attestiert. Diese Legende wird wesentlich durch die Erzählung
einer„Entnazifizierung“ untermauert, die eine weitgehende Vernichtung
der Nazi-Strukturen behauptet. Aber diese Behauptung bedarf einer
Prüfung.
Nazi-Unkraut nie ausgerissen
Fraglos konnten die offenen Nazi-Strukturen mithilfe der Alliierten
zerschlagen werden: Die Nazi-Partei, die Nazi-Organisationen und -Medien
wurden nach Ende des Krieges verboten. Herausragende
Nazi-Persönlichkeiten wurden in den „Nürnberger Prozessen“ mehr oder
minder abgestraft. Aber der Boden, in dem das große Naziverbrechen
wurzelte, wurde in der Bundesrepublik nie umgepflügt, geschweige dass
das Nazi-Unkraut mit der Egge einer offenen und öffentlichen Debatte
ausgerissen worden wäre.
Wiederauflage der Russophobie
Spät und eher verschwiemelt fokussierte die bundesdeutsche
Anti-Nazidebatte auf den Antisemitismus und dessen Verbrechen. Die
schwere deutsche Schuld am Nazi-Krieg und der Rassismus gegen die
slawischen Völker wurden zweitrangig behandelt; es gab und gibt sogar
eine durch den obligaten Antikommunismus bemäntelte Wiederauflage der
Russophobie und die Ausblendung der sowjetischen Nazi-Opfer.
„Hitler wars“
„Hitler wars“ und mit dessen primär moralischer Verurteilung schien die
Analyse des Faschismus auch schon erledigt. Dass es eine
interessengesteuerte (gegen die Arbeiterorganisationen) Finanzierung der
Nazis durch das große Kapital gab, spielte weder im Schulunterricht
noch in der allgemeinen öffentlichen Diskussion eine Rolle. Weder die
Justiz noch die Polizei wurde konsequent von Nazis gesäubert. Mit dem
Artikel 131 des Grundgesetzes wurden im Gegenteil Nazi-Beamte
versorgungsrechtlich abgesichert.
Freundeskreis des Reichsführers der SS
Es ist eine Binsenweisheit, dass der Schicht, die über größere Vermögen
verfügt, auch mehr möglich ist: Mehr Möglichkeiten des Einflusses auf
die Gesellschaft und deren politische Ausrichtung. Dass aus dem
„Freundeskreis des Reichsführers der SS“ zum Beispiel der Chef der
Bundesbank, der prägende Unternehmer Friedrich Flick, der spätere Chef
von Bosch und auch ein Chef der Reederei HAPAG stammten, war kein Thema
in der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Und dass auch die Erben des
Bertelsmann-Konzerns bis heute mit Profiten aus der Kooperation
Bertelsmanns mit den Nazis hantieren, ist ein Faktum aber kaum bekannt.
Nazi-Formierung hat die Kostüme gewechselt
Die Nazi-Formierung Deutschlands hat die Kostüme gewechselt, aber nicht
die Inhalte: Die damals durch staatlichen Druck erzielte Einheitlichkeit
der herrschenden Meinung wird heute durch die „gemeinsamen Interessen“
der Eliten erzielt. Zu deren Interessen gehört keine kritische
Öffentlichkeit, keine Opposition gegen das Profitsystem, keine offene
gesellschaftliche Debatte. Im Gegenteil: Abweichende Meinungen werden
als „rechts“ gebrandmarkt und sind damit erledigt. Man glaubt aus der
Antisemitismuskampagne zu wissen, dass man sich mit den Inhalten
oppositioneller Positionen gar nicht auseinandersetzen muss, wenn man
sie als moralisch verwerflich erklärt. Das gilt sogar für abweichende
wissenschaftliche Meinungen: Als wissenschaftlich gilt nur noch das, was
Regierung und Konzernen gefällt. Damit hat sich die demokratische
Diskussion erledigt.
Wer anders denkt, wird diffamiert
Wenn heute versucht wird, die wissenschaftliche, von der
Mehrheitsmeinung abweichende Position von Professor Bhakti zur
Corona-Impfung entweder überhaupt nicht zu diskutieren oder den Menschen
Bhakti zum Antisemiten zu machen, dann erinnert dieser Diskussions-Stil
fatal an die „jüdische, also verwerfliche Physik“, die von den Nazis
gegen den Wissenschaftler Einstein erfunden wurde: Wer anders denkt,
wird diffamiert. Ähnlichkeiten sind nicht zufällig.
Opposition hat im Parlament stattzufinden
Der Nazi-Stil von Befehl und Gehorsam wurde in der Bundesrepublik
fortgesetzt. Zwar gab und gibt es eine demonstrative Ablehnung der
Uniformierung und eine Betonung der Individualität, aber beide sind eher
modische Aspekte. Der Staat, als scheinbar über den
Interessengegensätzen stehendes Wesen, gilt bis heute als sakrosankt.
Seine erfolgreiche Maskierung durch den Parlamentarismus gibt den
Anschein von Demokratie. Diese Demokratie gilt aber nur, wenn die
eingeübten Regeln eingehalten werden. Opposition hat im Parlament
stattzufinden. Wer außerhalb des Parlamentes argumentiert, fällt unter
das Medien-Schweigegebot und wird zudem als „rechts“ diffamiert.
Perfide Ironie
Es ist eine besonders perfide Ironie, dass ein System von Nazi-Erben
seine außerparlamentarische Opposition gern als „rechts“ bezeichnet.
Aber dieses geschickte Spiel der Verwischung von links und rechts ist
der Opposition erfolgreich implantiert worden: Nicht wenige in der
Demokratiebewegung halten den Unterschied zwischen links und rechts für
unwichtig und übernehmen so eine Position der Herrschenden, ohne das zu
bemerken. Dieser ideologische Sieg über die demokratische Alternative
legt sie lahm und macht sie partiell handlungsunfähig. Es wäre an der
Zeit, sich mit der Aufarbeitung der Geschichte auch Klarheiten über den
Staat zu verschaffen, den man bekämpft.
Der Text erscheint parallel im Print-Magazin DIE VIERTE.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen