Entnommen: https://www.freidenker.org/?p=15107
Ehemalige NVA-Generale warnen vor weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine
von Manfred Grätz, Generalleutnant a.D. und Sebald Daum, Generalmajor a.D.
Gerne veröffentlichen wir die nachfolgenden Stellungnahmen, die uns vom
befreundeten Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen
Volksarmee und der Grenztruppen der DDR erreicht haben.
Deutsche Panzer gegen Russland
-
Aufruhr meines Gewissens-
von Manfred Grätz, Generalleutnant a.D.
Es ist wieder so weit. Von ungezählten Menschen befürchtet, von einer
geschichtsvergessenen oder die Geschichte arrogant missachtenden
Minderheit, die sich berufen fühlt, unser Land zu regieren und in
Vasallentreue dem transatlantischen Bündnispartner folgt, herbeigesehnt
und -geredet, von einer einmalig gleichgeschalteten Medienlandschaft
eifrig unterstützt und nunmehr vom Bundeskanzler offiziell verkündet.
Panzer gen Osten ist beschlossenen Sache.
Bei vielen Menschen sträuben sich die Haare, werden ungute Erinnerungen
wach, auch bei mir. Damals waren es noch kindliche Erinnerungen.
Geboren 1935 bin oder war ich faktisch noch ein Kind des 2. Weltkrieges.
Zu jung, um schon für den Waffengang des deutschen Faschismus
missbraucht zu werden, aber alt genug, um zu verstehen, dass Krieg nur
unermessliches Leid, Elend und menschenverachtende Vernichtung bedeutet.
Ich verlor meinen Vater. Ein herzlos kalter Brief seines Kompaniechefs
vermeldete, dass er offensichtlich „in heldenhaften Abwehr-Kämpfen gegen
den bolschewistischen Feind für Führer, Volk und Vaterland gefallen
sei…“
Gelegentlich tauchen auch schlaglichtartig Erinnerungen auf, wie wir als
halbwüchsige Jungen am Bahndamm saßen und die vielen Militärtransporte
beobachteten, mit riesigen weißen Lettern beschriftet: „Räder müssen
rollen für den Sieg.“ Heute heißt es: „Deutsche Panzer Richtung
Russland.“ Parallelen, Ähnlichkeiten sind wohl unschwer zu erkennen.
Bombennächte, Fliegeralarm, das brennende Chemnitz unweit meines Dorfes
vor Augen, all das trug dazu bei, dass ich schon als Kind den Krieg
hassen lernte und den Frieden herbeisehnte. Das Ende des Krieges erlebte
ich schließlich als Befreiung Deutschlands vom Faschismus durch die
Sowjetarmee.
Seit jenen Ereignissen sind nahezu acht Jahrzehnte vergangen. Aus dem
damals halbwüchsigen Jungen ist ein 88-Jähriger geworden, in
ereignisreicher geschichtsträchtiger Zeit ein erfülltes Leben hinter
sich.
38 Dienstjahre für die Erhaltung des Friedens in unserer Nationalen
Volksarmee, davon sechs Jahre Studium in der SU, gehören dazu. Ich
bekenne mich freimütig, ich liebe dieses Land, wohl wissend, dass das
heutige Russland nicht mehr mit der SU vergleichbar ist. Aber die
Menschen, deren Väter und Großväter für ihr Vaterland gegen den
deutschen Faschismus gekämpft und auch uns befreit haben, sind
geblieben. Warmherzige, liebenswerte Menschen, Freunde!
All das und noch viel mehr geht mir durch den Kopf vor dem Hintergrund
all dessen, was sich gegenwärtig ereignet. Der Geist ist noch wach, auch
nach 88 Jahren.
Es ist eine ganze Gemengelage an Gefühlen und Empfindungen, die mich
bewegt, dominiert von Wut und Enttäuschung. Wut kocht in mir hoch, wenn
ich die völlig haltlose einseitige Schuldzuweisung an Russland, in der
Regel personell an Putin verfolgen muss, an Putin, den Aggressor, Putin
den Kriegsverbrecher. Putin ist an allem schuld, was gegenwärtig in der
Welt passiert. Vergessen oder bewusst verschwiegen die gesamte
Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine, vergessen der Wortbruch des
Westens bezüglich der NATO-Osterweiterung, vergessen die Rede Putins vor
dem Bundestag anno 2001, in der er die Hand ausstreckte, friedliche
Zusammenarbeit anbot und dann mit standing ovations verabschiedet wurde,
vergessen auch die Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, als
er die NATO-Osterweiterung als Bedrohung russischer
Sicherheitsinteressen ansprach.
Wut kommt auf, wenn Frau Baerbock, immerhin Außenministerin unseres
Landes und höchste Diplomatin, völlig ahnungslos und bar jeglichen
diplomatischen Geschicks oder gar Anstands vom Leder zieht „Wir werden
Russland ruinieren“.
Auf etwa der gleichen Ebene liegt das häufige Geschwätz über die Frage,
ob wir denn nun schon Kriegspartei sind oder nicht, oft dabei den
Anschein erweckend, zu suchen und auszuloten, ob wir denn nicht noch
einen Schritt weiter gehen dürfen oder nicht. Für mich brotlose Kunst.
Längst sind die Fronten klar. Wir sind mittendrin. Was sollte man denn
sonst noch tun müssen, wenn man schon Panzer und andere schwere Waffen
geliefert hat mit dem „hehren“ Ziel, Russland zu besiegen?
Gefährlich auch, wenn Politiker und sog. Experten in Talkshows oder bei
anderen Gelegenheiten über das Thema Eskalation, vielleicht mit
Kernwaffen, mit „kleinen taktischen“ zunächst, sinnieren, ahnungslos und
leichtsinnig. Vergessen schon Hiroshima und Nagasaki, jene zwei
japanischen Städte, die das Opfer des ersten Atombombenabwurfes auf
bewohntes Territorium wurden, ohne jede militärische Notwendigkeit. Zu
diesem Zeitpunkt war der 2. Weltkrieg längst entschieden, in Europa, wie
auch in Fernost. Und das waren bekanntlich nicht die Russen! Vergessen
all das Leid und Elend, all die nach Zehntausenden zählenden Toten, und
die Jahrzehnte währenden Langzeitwirkungen, die diese nach heutigen
Maßstäben „zwei kleinen Kaliber“ bewirkten. Unvorstellbar und
verantwortungslos ein solches Spiel mit dem Feuer in der Gegenwart! Da
sage ich als ehemaliger Militär all jenen, die an ein solches Abenteuer
nur denken: Kriegsverbrechen!
Apropos Kriegsverbrechen! Spricht da noch jemand davon im Zusammenhang
mit Hiroshima und Nagasaki? Vergessen! Zu den Akten gelegt, das bis dato
größte Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte, begangen von den
USA.
Nicht nur bedauerlich, sondern auch besorgniserregend finde ich, dass
unsere in Regierungsverantwortung stehenden Politiker auch noch
beratungsresistent sind. Ich denke hier dabei an die Tatsache, wie die
Meinung erfahrener Militärs, Spezialisten ihres Berufes, mehr und mehr
in den Hintergrund tritt, besser getreten wird, sie nicht mehr für die
Öffentlichkeit wahrzunehmen ist. Muss es nicht bedenklich stimmen, wenn
ein General Kujath, exzellenter Kenner der Materie, auch oder besonders
der NATO, seine beachtenswert realen Einschätzungen der Lage in einem
Schweizer Journal unterbreiten muss? Oder wenn sich ein General Vad,
ehemaliger militärischer Berater von Frau Merkel, im Journal EMMA von
Alice Schwarzer äußert (nicht missverstehen, Respekt für Frau
Schwarzer!)
Oder wenn sogar der Generalstabschef der US-Armee, General Milley, für
seine reale Einschätzung der Lage in der Ukraine von der
Biden-Administration einen Rüffel einstecken musste und über seine
Erkenntnisse der Mantel des Schweigens ausgebreitet wird?
Von anderen Militärs, gar von Ehemaligen aus der NVA, will ich hier gar nicht sprechen, die könnten ja die Russen gut kennen!
Alles nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“. Es
bleibt dabei, mit deutscher Vasallentreue folgen wir getreu der auf die
Weltherrschaft ausgerichteten Kriegspolitik der USA, unseres wichtigsten
transatlantischen Verbündeten. Quo vadis, Deutschland? Frage ich mich
da. Oder um es mit Heinrich Heine zu sagen: Denk ich an Deutschland in
der Nacht, so werd´ ich um den Schlaf gebracht!
Noch ein Wort an alle Mitglieder und Sympathisanten unseres Verbandes, an meine Genossen und Freunde.
Erhebt Eure Stimme, versteckt Euch nicht.
Schreibt, in welcher Form und in welchem Medium auch immer und vergesst Name und Dienstgrad nicht.
Sucht und findet unsere Verbündeten, besucht auch deren Veranstaltungen.
Gemeinsam sind wir stärker.
Geht mit auf die Straße, sofern Ihr noch rüstig und mobil seid. Redet
mit den Leuten, trotz unterschiedlicher Interessen, die dort vertreten
sind.
Krieg will von den Demonstranten keiner.
All das sagt mir mein Gewissen. Bitte, prüft auch das Eure.
Protest gegen die weitere Unterstützung der Ukraine mit Panzer und anderen schweren Kriegsgerät durch Deutschland.
von Sebald Daum, Generalmajor a.D.
Mit der Entscheidung des Bundeskanzlers der BRD Herrn Scholz und seiner
Regierung, nun doch der Ukraine 14 „Leopard-2“ Panzer zu liefern und den
anderen Ländern der NATO es zu gestatten auch diese Leopard-Panzer der
Ukraine zur Verfügung zu stellen, tritt Deutschland in eine neue Phase
der Kriegsbeteiligung gegen Russland ein und verwirklicht so die Aussage
seiner Außenministerin im Krieg mit Russland zu stehen.
Mit dieser Entscheidung verlängert Deutschland nicht nur das Sterben in
der Ukraine, sondern wird Kriegspartei. Gleichzeitig wird Russland immer
mehr zum Feind des deutschen Volkes aufgebaut und man zerstört
endgültig all das, was einmal wichtig war in den freundschaftlichen
Beziehungen zu Russland, insbesondere im Osten sowie in der BRD
insgesamt.
Ich möchte deshalb nur an einige wichtige Fakten erinnern:
– dass die Sowjetunion den größten Anteil an der Befreiung des
deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus hat mit über 27 Millionen Toten,
– dass nach 1945 die Rote Armee und das sowjetische Volk nicht Gleiches
mit Gleichen vergolten und Deutschland mit Hass überzogen haben, wie es
zur Zeit schon wieder in Deutschland gegen Russland getan wird,
– dass die Sowjetunion und Russland entscheidend war für die
Wiedervereinigung Deutschlands, denn ohne ihre Zustimmung hätte es kein
„Einig Deutsches Vaterland“ gegeben,
– dass Russland seine Besatzungstruppen freiwillig, im guten Glauben an
gute nachbarliche Beziehungen, abgezogen hat, während die amerikanischen
Besatzungstruppen weiter im Lande sind,
– dass Russland zugestimmt hat, dass Deutschland nicht neutral, sondern in der NATO bleiben darf,
– dass nicht Russland an die Grenzen Deutschlands oder der EU
herangerückt ist, sondern die NATO-Truppen heute an den Grenzen
Russlands stehen,
– und letztlich sei daran erinnert, dass es die USA und die NATO waren,
die 2014 in der Ukraine einen Staatsstreich organisiert, den gewählten
Präsidenten außer Landes vertrieben und die Ukraine militärisch
aufgerüstet und gegen Russland in Stellung gebracht haben, damit sie 8
Jahre Krieg gegen das eigene Volk führen konnte und geführt hat.
Hat man das alles vergessen, ist dass jetzt der Dank für all das was die
Sowjetunion und Russland für Deutschland getan haben, oder sind wir
schon wieder so weit, ein drittes Mal gegen Russland in den Krieg zu
ziehen? Sollen deutsche Panzer „Leopard“, wie einst deutsche „Tiger“
gegen Russland rollen. Hat man die Ergebnisse von Stalingrad und Kursk
so schnell vergessen, oder will man diese Niederlagen revidieren?
Nie wieder Krieg galt in Deutschland als ungeschriebenes Gesetz. Nie
wieder darf in Deutschland deshalb Hass und Kriegsgeschrei gegen
Russland die Oberhand gewinnen, nie wieder darf ein „wollt ihr den
totalen Krieg“- Geschrei uns gegen die Völker Russlands aufhetzen.
Deshalb erhebe ich meine Stimme zum Protest, gegen diese Lieferung von
Panzern und anderem schweren Kriegsgerät durch Deutschland, die für die
Verlängerung des Krieges und des Mordens in der Ukraine stehen. Mögen
die Stimmen der Vernunft die Oberhand gewinnen und mögen Unzählige in
diesem Sinne mithelfen, den Krieg zu verhindern.
Beide Autoren sind Mitglieder des Ältestenrates des Verbandes zur Pflege
der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR
Generalleutnant Manfred Grätz, zuletzt: 1986 – 1989 Stellvertreter des
Ministers für Nationale Verteidigung, 1990 Chef des Hauptstabes der NVA
Generalmajor Sebald Daum, zuletzt: 1985 – 1990 Stellvertreter Chef und Chef Ausbildung Militärbezirk III
Kommentar von Oberstleutnant a.D. Hans Schumann
Liebe Genossen unseres Verbandes !
Die Genossen Generalleutnant a.D. Manfred Grätz und Generalmajor a.D. Sebald Daum sprechen mir aus tiefen Herzen . Es erfüllt mich ebenso mit großer Sorge um unser Land und um den Frieden . 1934 in Plauen/V. geboren prägten mich gleiche Kriegs und - Nachkriegserlebnisse wie
Genossen Grätz. Am 19.März 1945 durch USA - Bombenvolltreffer auf unser Wohnhaus in der Südvorstadt verschüttet begann an jenem Tag mein politisches Denken und Handeln und führte mich mit Konsequenz 1952 in die bewaffneten Organe der DDR. Mit unserem Beitrag zur Erhaltung des Friedens sicherten wir, damit unseren Kindern und Enkelkinder Gleiches erspart blieb. Heute, in diesen Tagen sind sie selbst Eltern und Großeltern und müssen nicht nur um ihr, sondern auch um das Leben ihrer Familien und Nachkommen fürchten .
Leider lässt meine Gesundheit die Teilnahme an Demonstrationen und Besuche von Veranstaltungen nicht mehr zu . Aber schweigen werde ich zu solch gefährlicher Politik nicht !
Oberstleutnant a.D. Hans Schumann
gedient von 1952 bis 1986
Dem schließt sich Oberstleutnant a.d. Harry Popow aus vollem Herzen an. (Angehöriger der KVP/NVA von 1954 bis 1986)
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