Freitag, 4. Februar 2022

Njet, njet, vielleicht - jW

 

Entnommen: https://www.jungewelt.de/artikel/419886.njet-njet-vielleicht.html


Njet, njet, vielleicht


NATO und USA antworten Moskau


Von Reinhard Lauterbach

Was sich USA und NATO als Antwort auf die russischen Forderungen nach Sicherheitsgarantien haben einfallen lassen, ist einerseits erwartbar gewesen. Freiwillig lässt sich eine Organisation wie die NATO ihre Selbstermächtigung zur Eingemeindung immer weiterer »Gastgebernationen« in der Umgebung Russlands nicht abkaufen. Und die USA, die in allen Punkten für sich selbst sowie ihre »Alliierten und Partner« zu sprechen beanspruchen, machen deutlich, dass sie ohnehin für die Ukraine mitzuverhandeln gedenken, egal ob die der NATO formal angehört oder nicht.

Aber was USA und NATO nun noch an Voraussetzungen dafür draufsatteln, legt den Verdacht nahe, dass sie auf das Scheitern der Gespräche setzen, bevor diese auch nur begonnen haben, und nur noch nach Vorwänden suchen, Russland die Verantwortung hierfür zuzuschieben. Natürlich sind beispielsweise die russischen Friedenstruppen in Transnistrien ein Mittel Moskauer Machtprojektion, dabei eines, das auch aus russischer Sicht nur noch bedingt etwas taugt. Aber ihren Abzug als Vorbedingung von Verhandlungen zu verlangen, anstatt ihn gegebenenfalls als Ergebnis anzustreben, das zeugt von einem Maximalismus, der sich zumindest nicht von dem unterscheidet, den der kollektive Westen Russland bei der Präsentation seiner Forderungen im Dezember vorgeworfen hat. Dann gar noch gleich die Entmilitarisierung der Krim zu fordern – da will der Westen das Ergebnis eines Krieges vorwegnehmen, von dem er entgegen seinem selbstbewussten Auftreten längst nicht sicher sein kann, dass er ihn auch gewinnen würde.

Dabei ist es nicht so, dass sich der Westen nicht tatsächlich auch Sorgen wegen diverser russischer Fortschritte in der Waffentechnologie machen würde. Stichwort sind die sowohl atomar als auch konventionell beladbaren »Iskander«-Raketen in Kaliningrad, die Hyperschallwaffen und die offenbar recht erfolgreichen Tests russischer Antisatellitenwaffen – die NATO beschwert sich über den bei diesen Versuchen entstehenden Weltraummüll. Es könnte lächerlich sein, wenn es nicht so ernst wäre. Die NATO als kosmische Sperrmüllabfuhr?

Die einzige Hoffnung, dass es jetzt nicht ganz schnell in eine ganz eiskalte Konfrontation geht, ist die Erwartung, dass hinter verschlossenen Türen vielleicht doch etwas professioneller geredet wird als für das Publikum. Gegen diese Hoffnung spricht die beispiellose Formierung der westlichen Öffentlichkeit, in der Verständnis für die Position Russlands inzwischen schon nah am Hochverrat steht. Die so hetzen, führen etwas im Schilde.


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