Freitag, 30. Oktober 2015

Unausrottbare Naivität

Entnommen: http://www.rotfuchs.net/buecherschau-lesen/gefaehrliche-illusionen-die-transformationspolitik-in-der-kritik.html


Gefährliche Illusionen – 

Die Transformationspolitik in der Kritik


von RF-Online-Redaktion – 29. Oktober 2015
Es ist das Verdienst der beiden Buchautoren Klaus Blessing und Matthias Werner, dass sie das Thema Transformation in den Fokus der politischen Auseinandersetzung gestellt haben.
Schon vor über 100 Jahren fasste in der SPD die Vorstellung Fuß, man werde friedlich vom Kapitalismus in den Sozialismus hinüberwachsen. Wie weiland in der Bibel aus dem Saulus ein Paulus wurde, so ließe sich auch Finanzkapital und Großbourgeoisie läutern. Es gibt in der Weltgeschichte viele Belege dafür, dass bei einem demokratischen Regierungswechsel, bei dem auch die Machtfrage gestellt wurde, die tatsächlichen Machthaber dies nicht hinnahmen und freiwillig abtraten. Sie schlugen zurück und verteidigten ihre Macht. Man denke an Spanien 1936, an Chile 1973 oder an Griechenland 2015.
Dennoch scheint diese naive Vorstellung unausrottbar. Und manche meinen gar, wenn diese Idee von der angeblich friedlichen Transformation einer in die andere Gesellschaft denn aktiv verbreitet werde, dies absichtsvoll zur Lähmung des revolutionären Elans geschehe. Dagegen müsse man sich aktiv und mit Argumenten zur Wehr setzen.
Am 20. Juni 2015 fand deshalb in Berlin eine wissenschaftlich-kritische Konferenz des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV) statt: »Das OKV diskutiert« zum Thema »Kann man in den Sozialismus hinein tanzen? - Der Einfluss der Transformationstheorie auf linke Politik«. Der vorliegende Band vereint die Diskussionsbeiträge von Edeltraud Felfe, Herbert Graf, Ekkehard Lieberam, Herbert Meißner, Hans Modrow und anderen.
Wie ein roter Faden zieht sich durch das Buch die Ablehnung von pseudo-linker praktizierter Transformationspolitik. Bei manchem Leser werden wohl völlig neue Erkenntnisse vermittelt und bei anderen wiederum dürfte es so manchen „Aha-Effekt“ geben, weil sie Vergleichbares in ihrem Umfeld selbst erleben.
Dieses Buch ist aber mehr als nur die bloße Wiedergabe einer sehr regen Podiumsdiskussion, da es viel tiefer in diese schwierige Materie eindringt.
Den Autoren sei gedankt, weil hier in verständlicher Art, nicht nur für politisch Interessierte, ein Nachschlagewerk entstanden ist, sondern weil vor allem Anregungen zum Nachdenken und Handeln vermittelt werden.
Einziges Manko dieses Buches ist die fehlende sachliche Auseinandersetzung mit den Vertretern der Transformationstheorie, die leider trotz Einladung der Organisatoren zur besagten Podiumsdiskussion nicht reagierten und es bisher vorgezogen haben, in teilweise diffamierender Art und Weise in verschiedenen Medien zu dieser Thematik Stellung zu beziehen.
Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit aller zu behandelnden Themen und Sichtweisen. Es ist aber umso wertvoller, weil es neben den vielfach dargelegten Argumenten die so dringend notwendigen Impulse gibt, über den Weg zur Überwindung dieser kapitalistischen Gesellschaftsordnung nachzudenken. Die Zeit dazu ist auf Grund der großen Kriegsgefahr  und der nicht gelösten sozialen Probleme mehr als reif.
Klaus Blessing, Matthias Werner (Hrsg.):
Gefährliche Illusionen
Die Transformationspolitik in der Kritik
Verlag am Park, Berlin 2015
196 S., brosch.
ISBN 978-3-945187-37-1
12,99 Euro

Kommentar von Hanna Fleiss:
 

Lieber Harry,

ich weiß nicht, ob das Dein eigener oder der Titel des "Rotfuchs" ist, aber er schon verrät im Zusammenhang mit der "Transformationstheorie" eine ziemliche Prise Unverständnis dessen, worum es sich handelt.

Die "Transformationstheorie" ist ein Rückgriff auf Bernsteins und Kautskys Revisionismus des Marxismus und will uns klarmachen, dass wir den Kapitalismus auch ohne Revolution, durch Reformen und bürgerlichen Parlamentarismus besiegen können. Dass dies Traumtänzerei par excellence ist, dürfte einsichtig sein. Die "Transformationstheorie" wird von der Partei Die Linke zwecks noch mehr Kapitalismus-Kompatibilität, das heißt, das Mitregieren in einer bürgerlichen Koalition, benötigt. Womit alle Zweifel über den Charakter der Partei Die Linke ausgeräumt sein sollten. 

Was hält dich ab, dies auch so deutlich und unmissverständlich zu schreiben?

Lieben Gruß, Hanna





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