ALEX: Es ist nicht mehr schön
Lieber Harry,
ich lese wie immer im Schreiber Blog. Nach wie vor Zustimmung:
Rainer
Rupp zu Iran,Syrien u. Libanon; TTIP-Gegner, RotFüchse und mutige
Aufklärer, (Du gehörst dazu!) - sie finden meinen Beifall. Und dem
neuen Vorsitzenden des Fördervereins und Chefredakteur der jungen
Welt Arnold Schölzel natürlich meinen Glückwunsch zu seiner Wahl.
Der
Mut, gegen den Strom zu schwimmen, er richtet sich wirklich gegen das
hochgejubelte ICH. Ich will Dir das nur wissen lassen , weil ich ja
einige Zeit schwieg. Es ist keine Abstinenz gegenüber den uns
bewegenden Sorgen, besonders gesundheitiche. Sie erfordern
Zurückhaltunmg und nehmen mir viel Zeit.
Als
Ur-Plauener Kind bewegt mich gegenwärtig eine neue Form
„demokratischen Aufbegehrens“ in Gestalt sonntäglicher Demos -
bisher sechs an der Zahl - unter dem Motto „WIR SIND DEUTSCHLAND“.
Immer sonntags auf dem Plauener Altmarkt in der Zeit zwischen 17:00
und 18:00 Uhr.
Dass
mich das brennend interessiert, das kannst Du Dir ja vorstellen. Nun
beanspruche ich ja nicht Lokalpatriot zu sein. Aber 1952 zog ich die
Uniform an um zu helfen, dass sich Vergangenes nicht wiederholt. Ich
habe ja alle Bombenangriffe auf Plauen und all das folgende Elend des
Krieges als Plauener Kind erlebt. Das taten wir Jungen ja nicht nur
für Plauen. Und so fühlten wir uns auch als Patrioten. Dass 1989
alles zu Ende ging und wir in eine Situation gerieten, in der wir uns
nach den Willen Andersdenkender hätten in Jutesäcke kleiden sollen,
das ist ein zwar trauriges, aber doch wohl erledigtes Kapitel. Das
nahm ich an. Und die da riefen "Wir sind das Volk" - sie
bemerken heute, sie sind ein betrogenes Volk.
Wenn
ich Dir das schreibe, dann deshalb, weil ich mit vielen dieser
Menschen fühle. Nicht mit den rechtslastigen Wohlstandsbürgern. Und
nicht mit Ausländerfeinden. Im Widerstreit zu den die Bürger
bewegenden Fragen in meiner Heimatstadt wollte ich mehr wissen. Was
sind die Probleme? Wer wirft sie auf ? Welche Antworten? Werden in
den problematischen Fragen schon indirekt die Antworten und welche
impliziert ? Was hat sich gegenüber 1989/90 verändert? Also
habe ich die Scheu überwunden und mir die Videos einiger der
Kundgebungen / Demos angesehen und die Beiträge angehört. Es
ist ein Vergleich zwischen damals und heute. Ich erlebte Plauen
damals hautnah. Ich erlebe es heute jeweils mit den Sonntags -
Demos. Die große, bei ARD;ZDF; PHÖNIX und in den Printmedien sowie
im Internet dargestellte Politik und ihre Reflexion bei den Menschen
"auf der Straße", ich habe mir das einfach mal
"reingezogen". Es ist kein Pegida! Es ist anders.
Allerdings
kenne ich Geldgeber. Sie waren schon 1989 aktiv. Sie haben
heute mehr Geld als damals. Aber weniger erfüllte Erwartungen von
der gesegneten kapitalistischen Marktwirtschaft und den großen und
auch kleinen regionalen Politikern. Deshalb auch geschickter
aufgezogen als Pegida. Aber auch genau nach rechts abdriftend und den
enttäuschten Volkswillen benutzend. Die Organisatoren sind
Unternehmer. Die Agierenden sind Enttäuschte, zum Teil
"Gutmenschen"; AfD lässt auch grüßen, bissel religiös
Verbrämtes gehört auch dazu, deutsch-tümelnde
Sentimentalität und bissel Heinrich - Heine (denk ich an Deutschland
in der Nacht) ist auch dabei. Aber von Links kommt nix !! Außer ein
geschickt - hämischer Kommentar zu einer saublöden Plakatierung der
Linken gegen eine Nazi – Demo. Schweigen im Wald. Es ist nicht mehr
schön.
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