Entnommen: https://linkezeitung.de/2024/09/08/putins-komplette-rede-beim-oestlichen-wirtschaftsforum/
Putins komplette Rede beim Östlichen Wirtschaftsforum
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 8. SEPTEMBER 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von Thomas Röper – https://anti-spiegel.ru
Am Donnerstag hat der russische Präsident Putin eine lange Grundsatzrede
zur Lage der russischen Wirtschaft und zu den Plänen der russischen
Regierung gehalten, die für Deutsche sehr ungewohnt klingen dürfte.
Ich habe Putins Rede, die er beim Östlichen Wirtschaftsforum gehalten
hat, komplett übersetzt. Ich will vor der Übersetzung darauf hinweisen,
dass es sich lohnt, bei der Rede darauf zu achten, wie viele
Investitionsprojekte die russische Regierung in der Region angestoßen
hat und welche Summen dazu in die Hand genommen werden, ohne dass der
russische Staat dafür neue Schulden machen muss. Beachten Sie alleine,
wie viele tausend Kilometer Autobahn- und Eisenbahnstrecke in der Region
gebaut wurden und in den nächsten Jahren noch gebaut werden sollen.
Oder beachten Sie die Pläne zum Ausbau des Flugverkehrs und der
Flughäfen in der Region. Oder all die anderen Projekte.
Und in der Rede hört man etwas, was es im Westen nicht mehr gibt: Die
Einbindung der Wirtschaft in soziale Projekte. Unternehmen übernehmen
soziale Verantwortung und bauen in den Gegenden, in denen sie sich
ansiedeln und wo von den staatlichen Programmen der Wirtschaftsförderung
profitieren, Krankenhäuser, Kindergärten und andere soziale
Infrastruktur, die das Leben lebenswert machen.
Vergleichen Sie das mit dem, was in Deutschland und Europa passiert.
Haben die EU-Kommission oder die deutsche Regierung ähnliche Pläne?
Werden in der EU ähnliche Summen in so konkrete wirtschaftliche und vor
allem soziale Projekte investiert? Wie hören sich die Aussagen deutscher
und europäischer Politiker zu den Themen Wirtschaft, Infrastruktur und
Soziales im Vergleich dazu an?
Damit man vergleichen kann, wie unterschiedlich westliche und russische
Politiker Probleme angehen, habe ich die Rede von Präsident Putin auch
dieses Jahr komplett übersetzt. Nach der Lektüre können Sie selbst
entscheiden, wie sie diese Unterschiede bewerten.
Beginn der Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Anwar Ibrahim!
Sehr geehrter Herr Han Zheng!
Meine Damen und Herren! Liebe Freunde!
Ich grüße alle Teilnehmer und Gäste des Neunten Östlichen Wirtschaftsforums.
Traditionell empfängt Wladiwostok, Russland, Anfang September Vertreter
aus Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft, Leiter führender
Unternehmen, von Regierungsbehörden, Fachleute, Experten und
Unternehmer, die sich für den Fernen Osten Russlands interessieren, für
die wahrhaft grenzenlosen Möglichkeiten, die diese einzigartige Region
unseres Landes für die Schaffung und den Aufbau von Partnerschaften zum
gegenseitigen Nutzen bietet.
Wie Sie wissen, haben wir die Entwicklung des Fernen Ostens, und unsere
Moderatorin Alexandra hat gerade darüber gesprochen, zu einer nationalen
Priorität für das gesamte 21. Jahrhundert gemacht. Die Bedeutung und
Richtigkeit dieser Entscheidung wird durch das Leben selbst, durch die
Herausforderungen, denen wir uns in letzter Zeit stellen mussten, und –
und das ist das Wichtigste – durch die objektiven Trends bestätigt, die
sich in der Weltwirtschaft verstärken, wenn sich die wichtigsten
Geschäftsverbindungen, Handelswege und ganz allgemein der gesamte
Entwicklungsvektor immer mehr nach Osten und in den globalen Süden
verlagern.
Unsere fernöstlichen Regionen bieten einen direkten Zugang zu diesen
wachsenden und vielversprechenden Märkten und ermöglichen es uns, die
Barrieren zu überwinden, die gewisse westliche Eliten der Welt
aufzuzwingen versuchen. Und vor allem ist unser Ferner Osten, wie ich
bereits gesagt habe, ein riesiger Raum für unternehmerische Initiativen,
für den Start komplexer Projekte und für die Schaffung ganzer neuer
Industrien.
Im Grunde ist der Ferne Osten heute ohne Übertreibung zum wichtigsten
Faktor für die Stärkung der Position Russlands in der Welt geworden, zu
unserem Aushängeschild in der neuen globalen wirtschaftlichen Realität.
Und die Zukunft unseres gesamten Landes hängt weitgehend davon ab, wie
sich der Ferne Osten entwickelt.
Rund einhundert Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und runde Tische
auf dem Östlichen Wirtschaftsforum sind genau diesem Thema gewidmet, dem
Bild der Zukunft. Insgesamt nehmen Vertreter aus mehr als 75 Ländern
und Territorien an den Veranstaltungen des Forums teil.
Es ist sehr wichtig, dass diese Diskussionen von einem substanziellen
wirtschaftlichen Dialog begleitet werden und zu konkreten
Investitionsentscheidungen und Handelsabkommen führen. Ich möchte darauf
hinweisen, dass allein auf den letzten drei Foren mehr als tausend
Vereinbarungen im Gesamtwert von über zehneinhalb Billionen Rubel (ca.
25 Milliarden Euro, Anm. d. Übers.) unterzeichnet wurden.
Kurzum, das Östliche Wirtschaftsforum hat sich zu Recht zu einer
anerkannten Plattform für den Aufbau enger Geschäftskontakte und die
Erörterung strategischer Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung des
russischen Fernen Ostens und der gesamten asiatisch-pazifischen Region
entwickelt.
Im Laufe meiner Rede werde ich über einige weitere Schritte in dieser
Richtung sprechen, über unsere Angebote an ausländische Partner zur
Stärkung von Investitionen, Handel, Produktion und technologischer
Zusammenarbeit in der asiatisch-pazifischen Region, und natürlich über
die Ergebnisse und Pläne für die Wirtschaft, die Infrastruktur und den
sozialen Bereich des Fernen Ostens sowie für die Verbesserung der
Lebensqualität unserer Bürger, der Bewohner dieser Region.
Ich erinnere daran, dass seit 2013 ein grundlegend neues strategisches
Programm und Managementsystem für die umfassende Entwicklung des Fernen
Ostens eingeführt wurde. Dieser Ansatz hat seine Wirksamkeit bewiesen.
In den letzten zehn Jahren wurden in der Region mehr als 3.500
Industrie-, Infrastruktur-, Technologie- und Bildungsprojekte auf den
Weg gebracht oder stehen kurz vor dem Start. Die Wachstumsrate der
Anlageinvestitionen im Fernen Osten ist in den letzten zehn Jahren
gestiegen und liegt dreimal so hoch wie im russischen Durchschnitt.
Das Ergebnis dieser Investitionen ist auch sichtbar. Etwa tausend neue
Unternehmen sind aktiv. Es wurden mehr als 140.000 Arbeitsplätze
geschaffen. Seit 2013 hat die Dynamik der Industrieproduktion in der
Region die nationale Rate um 25 Prozent übertroffen.
Ich erinnere daran, dass im Fernen Osten inzwischen 16 fortgeschrittene
Entwicklungsgebiete und der Freihafen von Wladiwostok in Betrieb sind.
Auf den Kurilen wurde eine Vorzugsregelung eingeführt. Auf der Insel
Russkij, wo unser Treffen stattfindet, wurde eine Sonderverwaltungszone
geschaffen. Diese Region hat übrigens bereits dafür gesorgt, dass
Vermögenswerte im Wert von mehr als 5,5 Billionen Rubel (ca. 55
Milliarden Euro, Anm. d. Übers.) aus Offshore-Gebieten und ausländischen
Gerichtsbarkeiten nach Russland zurückgeführt wurden. Mehr als hundert
Unternehmen sind in dieser Region ansässig geworden.
Wir werden auf jeden Fall weiter gehen, wir werden das Geschäftsklima in
Russland insgesamt und im Fernen Osten ständig verbessern, auch durch
die Anwendung neuer und effektiverer Ansätze für die Zusammenarbeit mit
ausländischen Investoren in dieser Region.
So wurde auf dem Östlichen Wirtschaftsforum im vergangenen Jahr
beispielsweise angekündigt, dass im Fernen Osten internationale Zonen
mit fortgeschrittener Entwicklung geschaffen werden sollen. Sie sollen
weltweit wettbewerbsfähige Bedingungen für ausländische Investoren
bieten, in erster Linie natürlich aus befreundeten Ländern.
Das erste internationale Zone soll hier, in der Region Primorskij,
geschaffen werden. Unsere chinesischen Partner zeigen großes Interesse
daran, ebenso wie Weißrussland, unter deren Beteiligung in Primorskij
ein neuer Tiefwasserhafen entstehen könnte. Ich fordere die Staatsduma
und die Regierung auf, die Arbeit an dem für die Einrichtung der
internationalen Zonen erforderlichen Gesetzentwurf zu beschleunigen.
Eine weitere gesetzliche Entscheidung soll ein zusätzlicher Faktor für
die Ausweitung der Arbeit mit ausländischen Partnern werden, nämlich: Ab
dem 1. September dieses Jahres sieht unsere Gesetzgebung die
Möglichkeit vor, ausländische Normen bei Planung und Bau zu verwenden.
Dabei handelt es sich natürlich um die Normen der Länder, in denen die
Anforderungen an Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit von
Investitionsgütern nicht niedriger sind als in unserem Land. Ich gehe
davon aus, dass dieser Ansatz auch in den internationalen Zonen des
Fernen Ostens seine Anwendung finden wird.
Die Entwicklung der Insel Bolshoi Ussuriysky in der Region Chabarowsk
ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit mit ausländischen
Partnern, für große Investitionen in den Bau und für die Schaffung von
Arbeitsplätzen. Es geht um die Schaffung großer Logistikkomplexe,
Grenzübergänge und den Ausbau des Autobahnnetzes.
Im Mai dieses Jahres haben wir mit unseren chinesischen Kollegen im
Rahmen des Staatsbesuchs in der Volksrepublik China vereinbart,
gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass es
der Entwicklung von Chabarowsk und der gesamten Region einen guten und
kräftigen Impuls geben wird. Ich bitte die Regierung, alle
organisatorischen und finanziellen Fragen zu klären, damit mit der
Umsetzung dieses Plans bereits im nächsten Jahr, in 2025, begonnen
werden kann.
Eine der wichtigsten Fragen für die Einleitung von Geschäftsinitiativen
in der verarbeitenden Industrie, im Wohnungsbau und bei der Erneuerung
des Verkehrsnetzes – in allen Bereichen und Sektoren – ist natürlich die
Stromversorgung.
Der Energieverbrauch im Fernen Osten wächst. Heute liegt er bei 69
Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, und bis zum Ende des Jahrzehnts
wird er voraussichtlich 96 Milliarden erreichen. Gleichzeitig sind
einige Bezirke, Ortschaften und Großinvestoren im Fernen Osten bereits
mit Stromengpässen konfrontiert und müssen auf die Inbetriebnahme neuer
Kraftwerke warten, was den Bau, die Industrieanlagen und die
Infrastruktur verzögert.
Ich habe die Regierung bereits angewiesen, gemeinsam mit unseren großen
Energieunternehmen und der Wirtschaft ein langfristiges Programm für die
Entwicklung von Energiekapazitäten im Fernen Osten auszuarbeiten und
Mechanismen zur Projektfinanzierung vorzusehen.
Im Rahmen dieses Programms müssen wir das prognostizierte
Elektrizitätsdefizit im Fernen Osten beseitigen, und zwar in erster
Linie durch die Inbetriebnahme neuer Erzeugungsanlagen, wie
beispielsweise des Wasserkraftwerks Nischni-Sejskaja in der Amur-Region,
das nicht nur die Region selbst und das östliche Eisenbahnnetz mit
Strom versorgen, sondern auch zum Schutz der Gebiete und Ortschaften vor
Überschwemmungen beitragen wird. Ich bitte auch darum, über den Bau von
Kernkraftwerken im Fernen Osten nachzudenken. Gestern haben wir mit den
Kollegen auch darüber gesprochen.
Ich möchte betonen, dass der Entwicklungsplan für die Energiewirtschaft
sowohl die aktuellen und künftigen Bedürfnisse der Unternehmen und
Bürger als auch die langfristigen Aufgaben unserer
Gebietskörperschaften, Städte und Gemeinden berücksichtigen muss.
Das gilt auch in vollem Umfang für die Stärkung der Transport- und
Logistikkapazitäten des Fernen Ostens und des gesamten Landes. Das
wichtigste und größte Projekt ist dabei natürlich der Ausbau des
östlichen Eisenbahnnetzes.
In den letzten zehn Jahren wurden auf der Transsib und der
Baikal–Amur-Line mehr als zweitausend Kilometer Gleise gebaut und mehr
als fünftausend Kilometer Gleise modernisiert. Über einhundert Brücken
und Tunnel wurden gebaut und rekonstruiert, darunter auch solche über
die Flüsse Lena, Bureya und Selenga. Bis zum Ende dieses Jahres dürfte
die Transportkapazität des östlichen Eisenbahnnetzes auf 180 Millionen
Tonnen ansteigen.
In diesem Jahr haben wir die nächste, die dritte Phase des Ausbaus
dieser sehr wichtigen Verkehrsader eingeleitet. Die Arbeiten laufen, sie
wird gebaut.
Ich betone, dass die Aufgabe nicht nur darin besteht, die engen
Abschnitte der Autobahnen zu „verbreitern“, mehr als dreihundert Objekte
in Betrieb zu nehmen, darunter die Ersatztunnel der Seweromuiski-,
Kusnezow- und Kodarski-Tunnel sowie die Brücke über den Amur, die
Aufgabe ist viel größer. So müssen beispielsweise auf der gesamten Länge
der Baikal–Amur-Line durchgehend zweite Gleise verlegt werden.
Gleichzeitig ist es notwendig, bereits jetzt an die Zukunft zu denken.
Ich bin der Meinung, dass wir die Baikal–Amur-Line nicht nur komplett
zweigleisig ausbauen, sondern diese Bahn auch elektrifizieren müssen.
In den nächsten acht Jahren werden im Ostteil 3.100 Kilometer Gleise
verlegt. Zum Vergleich: So viele Kilometer wurden in der ersten und
zweiten Ausbauphase der Baikal–Amur-Line und der Transsib zusammen
verlegt, und so viele wurden in den Jahren des Baus der Baikal–Amur-Line
von 1974 bis 1984 verlegt.
Kurzum, wir realisieren heute ein Projekt, das größer ist als das größte
Infrastruktur-Investitionsprojekt der Sowjetunion, das von allen
Republiken der UdSSR mit großem Aufwand durchgeführt wurde.
Wie die Transsibirische Eisenbahn soll der neue Autoverkehrskorridor von
St. Petersburg nach Wladiwostok zu einer kontinentalen Verkehrsader
werden.
Dabei geht es nicht nur um die Erhöhung des Güterverkehrsaufkommens und
die Verbesserung der Qualität des Straßenverkehrs. Mit dem Bau des
Korridors wird sich auch der Inlandstourismus entwickeln: Die gesamte
Strecke der Autobahn führt durch Dutzende von Regionen der Russischen
Föderation.
Der Ausbau des Korridors erfolgt in mehreren Etappen. Die moderne
Autobahn zwischen Moskau und Kasan wurde im vergangenen Dezember
eröffnet. Ende dieses Jahres soll sie Jekaterinburg und dann Tjumen
erreichen. Auch die Umgehungsstraßen von Omsk, Nowosibirsk, Kemerowo und
Kansk werden gebaut.
Wenn die moderne Straße Wladiwostok erreicht, wird der
Autoverkehrskorridor mehr als 10.000 Kilometer umfassen, einschließlich
der Zufahrten zu den Kontrollpunkten an der russischen Staatsgrenze.
In diesem Zusammenhang möchte ich an die in der Ansprache an die
Bundesversammlung formulierte Aufgabe erinnern, nämlich die
Warteschlangen an der Grenze zu reduzieren und die typische Kontrollzeit
für einen Lastwagen zu verringern. Sie soll zehn Minuten nicht
überschreiten.
Wir müssen dieses Ergebnis an den ersten fünf Grenzübergängen im Fernen
Osten bereits im Jahr 2026 erreichen. Übrigens haben die
Eisenbahnübergänge bereits eine gute Dynamik in Bezug auf die
Geschwindigkeit der Frachtabfertigung an der Grenze erreicht.
Ich möchte betonen, dass sowohl an der östlichen Eisenbahnstrecke als
auch an allen wichtigen Straßeneinrichtungen in Russland wirklich große
Arbeit geleistet wurde. Daran beteiligt sind Spezialisten, Ingenieure
und Konstrukteure aus vielen Regionen unseres Landes. Durch ihre
intensive Arbeit und ihr verantwortungsbewusstes Handeln beweisen sie,
dass Russland in der Lage und bereit ist, schnell, umfassend und
qualitativ hochwertig zu bauen, Infrastruktur- und Verkehrsprojekte von
nationalem und im wahrsten Sinne des Wortes globalem Ausmaß umzusetzen.
Zu diesen Projekten gehört auch der Ausbau der Nördlichen Seeroute zu
einer internationalen Logistikroute. In den letzten zehn Jahren ist der
Frachtverkehr auf der Passage um ein Vielfaches gewachsen: Wurden 2014
nur vier Millionen Tonnen Fracht über die Nördlichen Seeroute
transportiert, waren es im vergangenen Jahr mehr als 36 Millionen
Tonnen. Das ist fünfmal mehr als der Rekord aus der Sowjetzeit.
Wir werden den Frachtverkehr weiter steigern, unter anderem durch die
aktive Erschließung arktischer Rohstoffquellen, die Umleitung von Fracht
aus dem Westen nach Osten und die Erhöhung des Transits.
Der groß angelegte Plan zur Entwicklung des Nördlichen Seewegs wurde in
Angriff genommen. Wir bauen Eisbrecher, entwickeln Gruppen von
Satelliten, stärken die Küsteninfrastruktur und das Netz der
Rettungszentren. Um sozusagen neue Logistikrouten zu erschließen, wurden
vor zwei Jahren Kabotagefahrten auf dem Nördlichen Seeweg eingeführt.
Heute umfasst dieses Programm 14 Häfen im Nordwesten, in der Arktis und
im Fernen Osten.
Ich möchte darauf hinweisen, dass die Kapazität der russischen Häfen
innerhalb der Grenzen des Nördlichen Seewegs Ende letzten Jahres 40
Millionen Tonnen überschritten hat. Natürlich glauben wir, dass das erst
der Anfang ist. Wir werden die Kapazität weiter erhöhen, den
Güterumschlag modernisieren und die nahen und fernen
Eisenbahnverbindungen zu ihnen ausbauen. Dadurch wird es unter anderem
möglich sein, die Kapazität des Verkehrsknotens Murmansk auf 100
Millionen Tonnen zu erhöhen, und in Zukunft natürlich noch mehr.
Ich möchte darauf hinweisen, dass unsere Partner in der eurasischen
Integration ebenfalls an der Entwicklung des Verkehrsknotens Murmansk
interessiert sind. Meine Kollegen aus Weißrussland beispielsweise, die
ich bereits erwähnt habe, erwägen die Entwicklung von
Hafeninfrastrukturen und ihrer Terminals auf der Kola-Halbinsel. Und
natürlich laden wir auch andere Länder ein, an diesem Projekt
mitzuarbeiten. Ich weiß, dass es Interesse an dieser Arbeit gibt.
Ich möchte noch hinzufügen, dass alle großen Transport- und
Logistikinitiativen in Russland mit Hilfe fortschrittlicher Technik,
digitaler und umweltfreundlicher Lösungen umgesetzt werden, was eine
zusätzliche Nachfrage nach den Produkten der einheimischen Maschinenbau-
und Metallurgieunternehmen, des Baugewerbes und anderer
Dienstleistungen, der Wissenschaft und der High-Tech-Branche schafft.
Genau so – auf der Grundlage modernster Ansätze und unter
Berücksichtigung der qualitativ gestiegenen technologischen,
wirtschaftlichen und bildungspolitischen Fähigkeiten des gesamten Landes
– muss die strategische Entwicklung des Fernen Ostens angegangen
werden, einschließlich der weiteren Entwicklung einer so starken,
grundlegenden Industrie der Region wie der Nutzung des Untergrunds.
Heute werden im Fernen Osten sämtliche Wolfram-, Zinn-, Flussspat- und
Borerze Russlands gefördert, 80 Prozent der Diamanten und des Urans,
mehr als 70 Prozent des Silbers und 60 Prozent des Goldes des Landes.
Dabei sind die Reserven in den wichtigsten Bergbauzentren, darunter
Jakutien und Tschukotka, seit langem erschlossen und objektiv begrenzt,
während die Nachfrage nach Mineralien nicht nur für den Export, sondern
auch auf dem heimischen Markt steigt.
Wir müssen die Rohstoffsouveränität des Landes sichern, eine stabile
Basis für die ununterbrochene Versorgung der Volkswirtschaft, unserer
Regionen, Städte und Gemeinden mit erschwinglichen Roh- und Brennstoffen
bilden und eine Grundlage für die Produktion neuer Materialien und
Energiequellen schaffen. Und wie ich bereits sagte, muss dies mit
effizienteren einheimischen Technologien und wissenschaftlichen
Entwicklungen im Bereich der Ökologie und des Naturmanagements
geschehen.
Auf unserem Forum im vergangenen Jahr wurde die Regierung beauftragt,
gesonderte Programme zur Erforschung des Untergrundes im Fernen Osten
und in Sibirien auszuarbeiten und in das föderale Projekt „Geologie:
Wiederbelebung einer Legende“ aufzunehmen.
Diese Programme sind fertig. Es wird geschätzt, dass jeder Rubel
öffentlicher Mittel, der in die geologische Erkundung investiert wird,
mindestens 10 Rubel an privaten Investitionen anziehen wird. Das
Wichtigste ist jedoch, dass sich die investierten Mittel auf jeden Fall
auszahlen werden. Sie werden sich amortisieren, sie werden eine starke
Rendite bringen und eine komplexe Wirkung auf die gesamte
Produktionskette haben. Aber wir müssen diese Arbeit rechtzeitig
erledigen und den Investitionsplanungshorizont verstehen.
Ich fordere die Regierung auf, im Entwurf des föderalen Haushaltsplans
für die nächsten drei Jahre die Finanzierung dieser Programme in der
Höhe vorzusehen, die zur Erreichung dieser Ziele erforderlich ist.
Ich wiederhole: Der Ferne Osten hat das Potenzial für eine vielfache
Steigerung der geologischen Erkundung, einschließlich der Erkundung und
Gewinnung von High-Tech-Rohstoffen: Titan, Lithium, Niob und Seltene
Erden, die in der Wirtschaft der Zukunft benötigt werden. Und das
Wichtigste ist, dass wir all das haben.
Das Potenzial dieser Industrien für das Wachstum der fernöstlichen
Regionen, für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für die Erhöhung der
Verfügbarkeit verschiedener Dienstleistungen und Einrichtungen und für
die Stärkung von Verbindungen und Logistik ist enorm.
Wir werden im Fernen Osten die Entwicklung von fortschrittlichen,
kreativen Industrien, Big Data und Infrastrukturen für künstliche
Intelligenz unterstützen, einschließlich der Einrichtung eines Gebietes
für die Erprobung unbemannter Luftfahrzeuge für zivile Zwecke.
Wir werden das Wissenschafts- und Bildungspotenzial des Fernen Ostens
weiter ausbauen, um die Vorteile des technologischen Fortschritts in
vollem Umfang nutzen zu können. Die Region hat bereits mit der Umsetzung
neuer Universitätsprojekte in Juschno-Sachalinsk und Chabarowsk
begonnen, aber das reicht für den Fernen Osten natürlich nicht aus.
Ich schlage vor, mehrere weitere Projekte in Angriff zu nehmen, nämlich
den Bau neuer Campusse in Ulan-Ude, Petropawlowsk-Kamtschatski und
Tschita. Wir sind auch dabei, die zweite Phase des Campus der
Fernöstlichen Föderalen Universität hier in Wladiwostok zu bauen. Diese
Zentren werden den Studenten alle Voraussetzungen zum Studieren,
Arbeiten und Leben bieten und Plattformen für Jugendunternehmertum und
Business Clubs eröffnen.
Wir werden auch Universitäten in der Arktis entwickeln. Neben dem
bereits begonnenen Campus-Projekt in Archangelsk wird ein ähnliches
Projekt in Murmansk hinzukommen.
Schulen für fortgeschrittene Ingenieure werden ebenfalls auf der
Grundlage von Campussen arbeiten. Zwei solcher Schulen, in Sachalin und
Wladiwostok, sind bereits eingerichtet worden. Ihre Aufgabe besteht
nicht nur in der Ausbildung von Fachleuten für Industrie und
Landwirtschaft, Verkehr und Dienstleistungen sowie den Einsatz
künstlicher Intelligenz, sondern auch darin, originelle Lösungen für die
serienmäßige Umsetzung im Verwaltungssystem, im sozialen Bereich und in
den Wirtschaftssektoren anzubieten.
Das wissenschaftlich-technische Zentrum von RusHydro ist seit zwei
Jahren erfolgreich auf der Insel Russkij tätig. Es ist auf innovative
Entwicklungen im globalen Energiesektor spezialisiert. Sie werden
bereits aktiv im Programm zur technischen Neuausrüstung des
Energiekomplexes des Fernen Ostens eingesetzt.
Unter Beteiligung unserer führenden Unternehmen wird auf der Insel
Russkij ein weiteres großes innovatives wissenschaftlich-technisches
Zentrum auf der Grundlage der Föderalen Universität des Fernen Ostens
entstehen. Es wird sich auf Forschung und praktische Lösungen in den
Bereichen Meerestechnik, Biotechnologie, Biomedizin und anderen
vielversprechenden Bereichen konzentrieren.
Ich bitte meine Kollegen von der Regierung und der Region Primorskij,
die Instrumente der Fernöstlichen Konzession für die Umsetzung des
Projekts zu nutzen und Mechanismen in Betracht zu ziehen, um
Wissenschaftler aus anderen wissenschaftlichen Zentren in Russland und
anderen Ländern für dieses Zentrum zu gewinnen. Ich meine damit
wettbewerbsfähige, motivierende Programme und ein Sozialpaket für
Spezialisten und ihre Familien.
Liebe Kollegen!
Wir sind uns darüber im Klaren, dass der Erfolg bei der Umsetzung
unserer Pläne hier im Fernen Osten und im ganzen Land in erster Linie
von den Menschen, den russischen Familien abhängt.
Ich habe schon oft gesagt: Wir dürfen uns nicht von der alten Logik
leiten lassen, zuerst neue Anlagen und Fabriken zu bauen und dann an die
Menschen zu denken, die in den Unternehmen arbeiten. Diese Logik ist
nicht nur ungerecht, sie funktioniert in der modernen Wirtschaft einfach
nicht, in einer Wirtschaft der Zukunft, die buchstäblich um den
Menschen herum aufgebaut ist.
Genau deshalb haben wir zusammen mit den neuen Wirtschaftsplänen im
Fernen Osten wichtige soziale Initiativen und einen einheitlichen
Subventionsmechanismus eingeführt. Diese Subventionen werden für den Bau
und die Renovierung von Schulen und Kindergärten, Kliniken und
Krankenhäusern, Sportzentren, die Verbesserung der städtischen Umwelt
und die Modernisierung der Infrastruktur verwendet. Bis heute wurden
bereits fast zweitausend Sozial- und Infrastruktureinrichtungen gebaut.
Die einheitliche Subvention hat sich zu einem mächtigen finanziellen
Hebel für den Mechanismus der Fernöstlichen Konzession entwickelt. Seine
Aufgabe ist es, private Investitionen in soziale Projekte anzuziehen.
Die Unternehmen haben bereits geplant, mehr als 120 Milliarden Rubel
(ca. 1,2 Milliarden Euro, Anm. d. Übers.) für diese Zwecke zu
investieren. 36 solcher Initiativen werden derzeit umgesetzt. Die
Arbeiten laufen bereits.
So entsteht hier in Primorje beispielsweise ein ganzjähriges Skigebiet,
in Ulan-Ude wird ein nationales Museum und Theater gebaut, in
Petropawlowsk-Kamtschatski wird ein neues öffentliches Zentrum
entstehen, und in Chabarowsk wird ein Kunstmuseum gebaut. In Magadan und
Tschita werden neue Sportkomplexe gebaut. In Tschita und Birobidschan
wird die Stadtbeleuchtung vollständig modernisiert. Natürlich werden wir
die Arbeit der Fernöstlichen Konzession weiterhin unterstützen und sie
auf die Bedürfnisse der Bürger und die Möglichkeiten der Wirtschaft
abstimmen.
Was möchte ich gesondert hervorheben? Heute werden im Rahmen von
öffentlich-privaten Partnerschaften im ganzen Land Schulen, Flughäfen,
Brücken, Autobahnen und städtische Verkehrsmittel gebaut. Das Volumen
dieser Projekte ist jedoch noch relativ gering, weniger als drei Prozent
des BIP oder 4,4 Billionen Rubel (ca. 44 Milliarden Euro, Anm. d.
Übers.).
Um diesen Bereich intensiver zu entwickeln, muss die einschlägige
Gesetzgebung sowie den Mechanismus der öffentlich-privaten Partnerschaft
verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Risiken für alle
Teilnehmer, sowohl für die Behörden als auch für die Unternehmen,
transparent sind und gerecht verteilt werden, auch bei der Umsetzung von
gesellschaftlich wichtigen Projekten.
Unter Berücksichtigung der bestehenden Erfahrungen und der Praxis der
Projekte der technologischen Souveränität schlage ich vor, dass die
Entwicklungsgesellschaft des Östlichen Wirtschaftsforums zu einem der
obligatorischen Teilnehmer an den Projekten der öffentlich-privaten
Partnerschaft wird, so dass die Gesellschaft das System der
Risikoverteilung kontrolliert und die Vorteile des Projekts sowohl für
die Regierung als auch für die Wirtschaft bestätigt. Igor Schuwalow und
ich haben darüber gesprochen, und die Gesellschaft ist dazu bereit und
würde, wie bei der „Fabrik zur Projektfinanzierung“, die Anziehungskraft
für private Investoren stimulieren.
Ich fordere die Regierung auf, gemeinsam mit der
Entwicklungsgesellschaft des Östlichen Wirtschaftsforums die konkreten
Parameter und den Umfang der Transaktionen im Rahmen der
öffentlich-privaten Partnerschaften festzulegen, die, wie ich bereits
gesagt habe, mit der obligatorischen Beteiligung der
Entwicklungsgesellschaft des Östlichen Wirtschaftsforums durchgeführt
werden müssen.
Weiter: Es ist sehr wichtig, dass private Investitionen unter
Berücksichtigung langfristiger Pläne für die Entwicklung von Industrien
und Territorien sowie unserer Ortschaften, der Städte und Gemeinden,
angezogen werden. Für deren umfassende Entwicklung fördern wir aktiv ein
grundlegend neues Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität der
Menschen, die sogenannten Masterpläne. Viele kennen sie, zumindest
unsere russischen Kollegen.
Sie wurden bereits für 22 Verwaltungszentren und städtische
Agglomerationen im Fernen Osten, in denen mehr als vier Millionen
Menschen leben, genehmigt. Unter anderem wurde ein solches Dokument für
Wladiwostok und seine Satellitenstädte erstellt. Dieser Masterplan wird
die gesamte Agglomeration in eine Entwicklungslogik einbinden:
Wladiwostok, Artjom und der Bezirk Nadezhdinsky. Mit seiner Umsetzung
muss bereits im nächsten Jahr, 2025, begonnen werden.
Was sind die Besonderheiten, die Bedeutung und des neuen Ansatzes der
Masterpläne? Dazu müssen wir uns ansehen, was es vorher auf lokaler
Ebene gab. Die Wirtschafts- und Stadtplanungsdienste arbeiteten nicht
gut zusammen. Wirtschaft und Unternehmen entwickelten sich oft allein;
Bauwesen, Wohnungsbau, Versorgungseinrichtungen und soziale
Infrastrukturen entwickelten sich getrennt voneinander. Das Ergebnis
waren unausgewogene Lösungen und unausgewogene Stadträume.
Nun haben die Region und die lokalen Verwaltungen eine Reihe von
Gesprächen mit Einwohnern und Unternehmen geführt, Problempunkte
identifiziert, das Potenzial in allen Bereichen der Entwicklung ihrer
Städte ermittelt und ein individuelles langfristiges Modell für jede
Stadt entwickelt.
Zum ersten Mal wurden die Konzepte der sozioökonomischen und räumlichen
Entwicklung mit der Vergabe von Verkehrs-, Wohnungs-, Versorgungs-,
Energie- und anderen Infrastrukturen in einem Dokument zusammengefasst.
Und ich wiederhole: Die integrierte Aufgabe besteht hier darin, die
Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Das ist das Ziel.
Die meisten Maßnahmen der Masterpläne für den Fernen Osten befinden sich
in der Planungsphase, aber wir können schon jetzt sagen, dass bis Ende
dieses Jahres 70 Einrichtungen in Betrieb genommen werden. Und in
Zukunft dürfte sich das Tempo der Umsetzung der Masterpläne erhöhen.
Das Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis hat
ein spezielles Rating erstellt, um die Behörden zu würdigen, die bei
dieser Arbeit die aktivsten Fortschritte machen. Die Regionen Sachalin
und Magadan, die Republik Burjatien sowie die Gebiete Kamtschatka und
Chabarowsk sind jetzt führend bei der Umsetzung der Masterpläne. Ich
danke meinen Kollegen für die Dynamik, die sie erreicht haben, und bitte
sie, diese in Zukunft noch zu verstärken.
Gleichzeitig möchte ich anmerken, dass wir die Dynamik der Masterpläne
des Fernen Ostens jedes Jahr beobachten und die besten regionalen Teams
und föderalen Behörden auszeichnen werden, damit der Rest unserer
Kollegen ihrem Beispiel folgen und die besten Verfahren übernehmen kann.
Ich füge hinzu, dass wir Entscheidungen über zusätzliche Kredite aus dem
Haushalts für die Umsetzung der von der Regierung genehmigten
Masterpläne getroffen haben. Ich möchte betonen, dass bereits 30
Milliarden Rubel (ca. 300 Millionen Euro, Anm. d. Übers.) für diesen
Zweck bereitgestellt worden sind. Ich schlage vor, dass von dem
genehmigten Limit der Kredite für den Zeitraum von 2025 bis 2030 100
Milliarden Rubel (eine Milliarde Euro, Anm. d. Übers.) gezielt für die
Umsetzung von Masterplanprojekten für unsere fernöstlichen und
arktischen Städte bereitgestellt werden, also über die Limite hinaus,
die die Regionen im Rahmen der normalen Verteilung erhalten können.
Die Umsetzung von Stadtentwicklungsplänen darf bei der Ausarbeitung
neuer nationaler Projekte, die sich jetzt in der Endphase befinden,
nicht vergessen werden. Darüber hinaus müssen Mittel für die Entwicklung
der Städte im Fernen Osten in separaten Abschnitten bereitgestellt
werden, vor allem im Rahmen nationaler Projekte wie „Infrastruktur für
das Leben“, „Effektives Verkehrssystem“, „Familie“, „Langes und aktives
Leben“ und „Jugend und Kinder“.
Was ist hier noch wichtig? Die Hälfte der Ausgaben für die Masterpläne
der Städte des Fernen Ostens entfallen auf außerbudgetäre Quellen, also
auf Investitionen von Unternehmen und stadtbildenden Betrieben, die
bereit sind, Polikliniken, Kindergärten und Sportzentren zu bauen,
Straßen zu bauen, Versorgungsnetze zu erneuern, Kulturdenkmäler zu
restaurieren und so weiter.
Wie ich bereits gesagt habe, werden wir solche Unternehmensinvestitionen
auf jeden Fall unterstützen. Ich bin mir sicher, dass ihr Anteil mit
dem zunehmenden Tempo der städtischen Umgestaltung mit Sicherheit
steigen wird, auch seitens der strategischen Partner, der großen
Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer Sozialprogramme aktiv an der
Erneuerung der Städte beteiligen, in denen sie ihre Geschäfte
entwickeln. Ihre Ergebnisse, Kapazitäten und Erfahrungen sollten auch
für die Umsetzung der Masterpläne genutzt werden.
Strategische Partner können beispielsweise die Schaffung einer sozialen
Infrastruktureinrichtung in einer Stadt, einem Dorf oder einem Gebiet,
in dem ihre Investitionsprojekte durchgeführt werden, vollständig
finanzieren und nach der Übertragung einer solchen sozialen Einrichtung
an eine Gemeinde oder Region einen Ausgleich in Form von Steuern,
Vergünstigungen und anderen Präferenzen erhalten. Ich fordere die
Regierung auf, die Parameter eines solchen Mechanismus zu definieren.
Ich betone, dass die Erfahrungen des Fernen Ostens die Grundlage für die
Ausweitung der Praxis der Masterpläne bilden werden. Wie in der
Ansprache an die Bundesversammlung erwähnt, werden bis 2030 für 200
Ortschaften in Russland solche strategischen Dokumente erstellt, was
bedeutet, dass wir die Zahl der Ortschaften ausweiten werden: heute 22
im Fernen Osten und 200 im ganzen Land, einschließlich der Förderstädte,
die zur Stärkung der technologischen Souveränität Russlands beitragen.
Weiter: Ein komfortables städtisches Umfeld und eine umfangreiche
soziale Infrastruktur sind ein integraler Bestandteil der modernen
integrierten Wohnraumentwicklung. Investoren aus dem Fernen Osten, die
solche Projekte durchführen, haben Anspruch auf die Vorteile der Zonen
für fortgeschrittene Entwicklung im Rahmen des Instruments
„Fernöstliches Viertel“. Es wird derzeit in sieben Regionen getestet. Es
ist geplant, mit seiner Hilfe 1,8 Millionen Quadratmeter Wohnraum zu
bauen, in dem fast 70.000 Menschen leben werden.
Generell stelle ich fest, dass sich das Volumen der jährlich im Fernen
Osten gebauten Wohnungen in den letzten fünf Jahren etwa verdoppelt hat,
was ein guter Indikator ist. Am Ende dieses Jahres werden
voraussichtlich 5,6 Millionen Quadratmeter fertig sein.
Die Fernost-Hypothek hat hier eine wichtige, man könnte sagen
entscheidende Rolle gespielt. Wie Sie wissen, haben wir sie auf die
Teilnehmer der Militäroperation ausgedehnt. Auch junge Familien, in
denen die Eltern unter 36 Jahre alt sind, sowie Empfänger des
Fernöstlichen Hektars, Mitarbeiter von Unternehmen der
Rüstungsindustrie, Lehrer und Ärzte können das Darlehen zu einem
rekordverdächtig niedrigen Zinssatz von zwei Prozent pro Jahr in
Anspruch nehmen. Diese Hypotheken werden zu den gleichen Konditionen
auch in den arktischen Regionen vergeben.
Wir haben diese Programme bereits bis Ende 2030 verlängert. Ich weiß,
dass es in der Regierung Diskussionen über die Bedingungen für diese
Hypotheken in der Zukunft gegeben hat. Ich schlage vor, den Zinssatz für
Hypotheken im Fernen Osten und in der Arktis unverändert zu belassen,
nämlich bei zwei Prozent pro Jahr, um die Diskussionen zu beenden.
Ich möchte noch hinzufügen, dass Familien mit einem dritten Kind in der
Region Primorskij seit dem letzten Jahr das Recht haben, einen erhöhten
Zuschuss zur Hypothekentilgung zu erhalten, nicht 450.000 Rubel, wie im
Rest des Landes, sondern eine Million Rubel. (Anm. d. Übers.: Diese
Summen von bis zu 10.000 Euro Zuschuss vom Staat, sind in Russland, wo
Wohnungen auch in großen Städten für unter 100.000 Euro zu bekommen
sind, weil es keine Wohnungsnot gibt, eine große Hilfe)
Wir haben abgesprochen, dass für kinderreiche Familien in allen
fernöstlichen Regionen, in denen die Geburtenrate unter dem Durchschnitt
des Föderationskreises liegt, eine Zahlung in ähnlicher Höhe, also eine
Million Rubel, eingeführt werden soll. Ich bitte meine Kollegen, die
Verabschiedung der Verordnungen zu beschleunigen, damit diese Maßnahme
ab dem 1. Juli dieses Jahres, also rückwirkend, in Kraft gesetzt werden
kann.
Ich möchte gesondert auf sehr wichtige Fragen für Familien eingehen, für
unsere Bürger, die, wie sie es nennen, weit weg vom „großen Land“
leben, in schwer zugänglichen, kleinen Städten und Dörfern im Fernen
Osten und in der Arktis.
Unsere Aufgabe ist es, die regelmäßige, ununterbrochene Versorgung
dieser Ortschaften zu gewährleisten und den Zeit- und Kostenaufwand für
die Lieferung von Waren zu verringern. Im vergangenen Jahr wurde das
Gesetz über die nördliche Lieferung verabschiedet. Jetzt wird es
zentral, auf föderaler Ebene, geplant. Seine Umsetzung wird lokal, in
den Regionen, koordiniert.
Der Transport und die Wartung von lebenserhaltenden Gütern haben beim
Transport Vorrang. Für den Kauf und die Lieferung der nördlichen
Lieferungen können Kredite aus dem Haushalt bereitgestellt werden. Das
wichtige Transport- und Logistiknetz für die nördlichen Lieferungen,
einschließlich Autobahnen, Bahnhöfen, See- und Flusshäfen sowie
Flughäfen, wird ebenfalls ausgebaut.
Ab nächstem Jahr wird ein einheitlicher Seefrachtführer für die
nördlichen Lieferungen seine Arbeit aufnehmen. Vorerst wird er, im
Pilotbetrieb, Fracht in Tschukotka befördern. Künftig werden wir das
Arbeitsgebiet auf Jakutien, die Region Kamtschatka, das Gebiet
Archangelsk und die Region Krasnojarsk ausweiten.
Ein gesondertes Thema ist die medizinische Versorgung von Menschen, die
in schwer zugänglichen Regionen, Städten und Dörfern leben. Im Fernen
Osten gibt es Siedlungen, die nur mit der Eisenbahn erreicht werden
können. Gleichzeitig mangelt es an Fachärzten, die Gesundheitschecks und
medizinische Untersuchungen durchführen und medizinische Hilfe leisten
können.
Ab September dieses Jahres werden mobile Beratungs- und Diagnosezentren
in fünf fernöstlichen Regionen und im nächsten Jahr in acht Regionen in
Betrieb genommen. Diese Zügen sind echte moderne Polikliniken und
Apotheken auf Rädern, mit moderner Ausrüstung und Fachärzten.
Sie können eine breite Palette von Tests durchführen, sich mit Kollegen
aus den führenden wissenschaftlichen Zentren Russlands beraten,
Technologien der künstlichen Intelligenz nutzen, um sich eine
medizinische Meinung zu bilden, und natürlich professionelle Hilfe
leisten, zu der alle Bürger des Landes Zugang haben müssen, unabhängig
davon, wo sie leben.
In diesem Zusammenhang möchte ich der Russischen Eisenbahngesellschaft,
allen Ärzten, Krankenschwestern, Bahnmitarbeitern und anderen
Fachleuten, die an diesem edlen und dringend benötigten Projekt
beteiligt sind, meinen Dank aussprechen. Ich bitte die Regierung, dem
Unternehmen zu helfen und den reibungslosen Betrieb dieses modernen
medizinischen Zentrums und der Apotheke auf der Basis eines Zuges zu
gewährleisten.
Außerdem: Um die Beziehungen zwischen den Städten und Gemeinden des
Fernen Ostens zu stärken, werden wir die lokalen Flugverbindungen weiter
ausbauen. Wie ich bereits gesagt habe, soll die Zahl der Passagiere auf
Inlandsflügen in der Region bis 2030 auf vier Millionen pro Jahr
steigen. Ich habe die Regierung bereits angewiesen, einen entsprechenden
Plan mit konkreten Schritten und Maßnahmen zu verabschieden. Dessen
Ausarbeitung hat sich unbestritten verzögert. Ich bitte Sie, alle
notwendigen Entscheidungen umgehend zu treffen.
Ein wichtiges Thema ist natürlich die Flugzeugflotte. Wir müssen unsere
eigenen Flugzeuge bauen, zuverlässig, qualitativ hochwertig und in der
Menge, die wir brauchen. In diesem Zusammenhang bitte ich Sie, die
Entwicklung einer Passagierversion des leichten Mehrzweckflugzeugs
Baikal zu beschleunigen. Die Serienproduktion muss in naher Zukunft
beginnen. Dabei weise ich darauf hin, dass die Kosten und die
technischen Merkmale des Flugzeugs wettbewerbsfähig sein müssen, so dass
der Preis für Flüge mit diesem Flugzeug für die Menschen erschwinglich
ist. Und wenn die Situation anders aussieht, dann müssen wir es
subventionieren.
Liebe Freunde!
In den letzten Jahren hat der Ferne Osten an Attraktivität gewonnen,
sowohl für junge Menschen, die einen interessanten Beruf erlernen
wollen, als auch für ausgebildete Fachkräfte, die sich selbst, ihre
Fähigkeiten und Fertigkeiten unter Beweis stellen und sich in ihrem
Beruf ausprobieren wollen.
Seit acht Jahren in Folge verzeichnet der Ferne Osten einen Zustrom
junger Menschen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren, auch durch unsere
gezielten Fördermaßnahmen.
So wurden im Rahmen der Programme Landlehrer und Landarzt die
Pauschalzahlungen verdoppelt: bis zu zwei Millionen Rubel (20.000 Euro,
Anm. d. Übers.) für Lehrer und Ärzte, die in Dörfer und Siedlungen im
Fernen Osten ziehen, und bis zu einer Million Rubel für medizinisches
Personal der mittleren Ebene. Wir haben uns bereits darauf geeinigt,
diese Programme bis 2030 zu verlängern, wobei der erhöhte, doppelte
Koeffizient für Zahlungen aus Fernost beibehalten wird.
Eine weitere Entscheidung betrifft das Programm Ländlicher
Kulturschaffender. Damit sollen die Mitarbeiter von ländlichen Vereinen,
Kunstzentren, Bibliotheken, Musikschulen und Museen unterstützt werden,
also jene Menschen, die unsere kulturelle Souveränität, unsere
Identität und unsere traditionellen Werte bewahren und junge Menschen
erziehen.
Ich fordere die Regierung auf, ab dem 1. Januar nächsten Jahres mit der
Umsetzung dieses Programms zu beginnen. Und natürlich müssen wir für
Kulturschaffende, die in kleine Siedlungen im Fernen Osten gehen,
erhöhte, fernöstliche Koeffizienten für Einmalzahlungen vorsehen, sowie
die Möglichkeit, dass sie am fernöstlichen Hypothekenprogramm teilnehmen
können.
Ich möchte hinzufügen, dass wir im Fernen Osten sicher auch weiterhin
neue Museen schaffen werden, und als Teil dieser Arbeit weise ich an,
dass wir die Erinnerung an die Landungsoperation auf den Kurilen von
August bis September 1945 verewigen, die eine der letzten Schlachten des
Zweiten Weltkriegs und zweifellos ein Symbol für den Mut unserer
Soldaten und Offiziere war, die scheinbar uneinnehmbare feindliche
Befestigungen zerschlugen.
Liebe Kollegen!
Die gesamte Geschichte des russischen Fernen Ostens – dieser riesigen
Region, die fast 40 Prozent des Territoriums des Landes einnimmt – wurde
von entschlossenen, mutigen und willensstarken Menschen geschrieben.
Sie erforschten und verteidigten diese Gebiete, bewahrten die
Traditionen der einheimischen Völker, entdeckten neue Punkte auf der
Karte Russlands, bauten Städte und Fabriken, legten Straßen an und
erschlossen Rohstoffquellen.
Unsere Vorfahren, die den Fernen Osten erschlossen haben, waren ihrer
Arbeit und unserem Vaterland treu ergeben. Und ihre Liebe zum Vaterland
half ihnen, sich wahrhaft bedeutende, große Ziele zu setzen. Ihr
Heldentum, ihre Aufopferung und ihre Errungenschaften inspirieren noch
immer viele unserer Bürger, viele Fachleute: Ärzte, Lehrer,
Kulturschaffende, die eben genannten, Universitätsprofessoren,
Geschäftsleute – alle, die bereits im Fernen Osten arbeiten oder nur
planen, ihr Leben mit ihm zu verbinden, einschließlich der regionalen
und kommunalen Beamten.
Seit 2022 gibt es in der Region das Muravyov-Amursky-Programm zur
Ausbildung von Personal für den Staatsdienst. Das Programm wurde auf die
Arktis ausgeweitet und ist sehr gefragt. Die Konkurrenz ist so groß,
dass bis zu 80 Bewerber auf einen Platz kommen. Ehrgeizige junge
Menschen erkennen, dass die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis
eine der interessantesten und vielversprechendsten Aufgaben für unser
Land ist. Wir werden das Muravyov-Amursky-Programm definitiv bis
mindestens 2030 verlängern.
Ich wiederhole: Wir alle – Behörden auf allen Ebenen, Wirtschaft,
öffentliche Organisationen und Bürger – müssen uns aktiv an der
Umsetzung der neuen nationalen Projekte und Programme beteiligen, damit
sie eine breite fernöstliche Dimension erhalten und dazu beitragen, die
Entwicklung dieser strategisch wichtigen Region Russlands voranzubringen
und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Und natürlich werden wir die Beziehungen des russischen Fernen Ostens
und unseres gesamten Landes zu ausländischen Partnern, Freunden, Staaten
und Unternehmen, die an einer zuverlässigen, langfristigen und für
beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit interessiert sind, ausbauen
und damit die Position Russlands in der Welt weiter stärken.
Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam zweifellos erfolgreich sein werden.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Ende der Übersetzung
https://anti-spiegel.ru/2024/putins-komplette-rede-beim-oestlichen-wirtschaftsforum/
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