Entnommen: https://linkezeitung.de/2021/09/18/was-ist-eigentlich-die-regelbasierte-weltordnung/
Was ist
eigentlich die „regelbasierte Weltordnung“?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 18. SEPTEMBER 2021
von
Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru
Westliche
Politiker sprechen in den letzten Jahren immer öfter davon, man
strebe eine „regelbasierte Weltordnung“ an, aber böse Staaten
wie China oder Russland stünden dem entgegen. Da stellt sich die
Frage, was die ominöse „regelbasierte Weltordnung“ eigentlich
ist.
Eigentlich ist die Sache ziemlich klar: Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde die UNO gegründet und ihre Charta wurde zur
Grundlage des modernen Völkerrechts. Es gibt also schon eine
„regelbasierte Weltordnung“ – warum fordert der Westen dann
aber explizit etwa Neues und hat dafür die Formulierung
„regelbasierte Weltordnung“ erschaffen? Um da zu verstehen,
müssen wir etwas tiefer in das Thema und in die jüngere Geschichte
einsteigen.
Die
UNO
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde unter der Führung
der Siegermächte die UNO geschaffen und die Siegermächte USA,
Sowjetunion, China, Großbritannien und Frankreich haben dabei den
UNO-Sicherheitsrat geschaffen. Man muss verstehen, dass die UNO
erschaffen wurde, als die Welt noch unter dem Schock der Schrecken
des Zweiten Weltkrieges stand und die Menschen daher die Forderung
„Nie wieder Krieg!“ noch ernst genommen haben, weil sie aus
eigener Erfahrung wussten, was Krieg bedeutet.
Daher war ein
ganz zentraler Punkt dieses neu geschaffenen Völkerrechts das
Gewaltverbot. In der UN-Charta ist ein Gewaltverbot festgeschrieben,
was bedeutet, dass Staaten andere Staaten nicht angreifen dürfen.
Die Ausnahmen sind in Kapitel VII der UN-Charta geregelt.
Das
Kapitel VII trägt den Titel „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch
des Friedens und bei Angriffshandlungen“ und damit ist eigentlich
schon alles gesagt. Ausnahmen vom Gewaltverbot sind nur vorgesehen,
wenn ein Staat militärisch angegriffen wird und sich dagegen
verteidigt, oder wenn man einem militärisch angegriffenen
Bündnispartner zur Hilfe kommt, oder wenn der UNO-Sicherheitsrat
einen Krieg gegen einen Staat ausdrücklich per Resolution gestattet.
Dazu muss der UNO-Sicherheitsrat zunächst feststellen, „ob eine
Bedrohung oder ein Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung
vorliegt“ (Artikel 39 der UN-Charta) und kann dann Maßnahmen
beschließen.
Zu den Maßnahmen, die nach einer solchen
Feststellung des UNO-Sicherheitsrates beschlossen werden können,
gehören auch Wirtschaftssanktionen gegen einen Staat. Das ist ein
wichtiges Detail, denn er bedeutet, dass alle Wirtschaftssanktionen,
die ohne UNO-Mandat beschlossen werden, völkerrechtswidrig sind.
Dazu werden wir hier später noch kommen.
Von Beginn der
Existenz der UNO an saßen sich im Sicherheitsrat Staaten gegenüber,
die unterschiedliche Interessen hatten. Zuerst war es der Kalte Krieg
zwischen dem Westen, bestehend aus den USA und ihren
Satellitenstaaten, einerseits und dem Osten, bestehend aus der
Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten, andererseits. Heute stehen
sich im UNO-Sicherheitsrat der Westen einerseits und Russland und
China andererseits gegenüber.
Die fünf Siegermächte des
Zweiten Weltkrieges haben sich als ständige Mitglieder des
UNO-Sicherheitsrat es ein Vetorecht eingeräumt, was dazu führt,
dass der UNO-Sicherheitsrat seine Entscheidungen de facto einstimmig
treffen muss. Und das ist natürlich schwierig, wenn dort Uneinigkeit
herrscht.
Hat die UNO
sich überlebt?
Dass die UNO sich überlebt hat, wird
heute vor allem von den Staaten des Westens suggeriert, die
argumentieren, der UNO-Sicherheitsrat könne blockiert werden. Das
klingt griffig und viele Menschen sind nach Jahren der ständigen
Wiederholung dieser Aussage inzwischen der Meinung, die UNO habe sich
überlebt und sei eigentlich überflüssig.
Das Gegenteil ist
der Fall, denn das Vetorecht hat einen Sinn. Der Sinn des Vetorechtes
ist es zu verhindern, dass eine Gruppe von Staaten sich einfach per
Mehrheitsbeschluss im Sicherheitsrat einen Persilschein geben kann,
jedes Land ihrer Wahl anzugreifen. Gerade die Tatsache, dass im
UNO-Sicherheitsrat Staaten mit unterschiedlichen Interessen gemeinsam
zu einer Entscheidung kommen müssen, würde Kriege komplett
verhindern, wenn man sich an das Völkerrecht halten würde.
Mit
anderen Worten: Wenn sich alle an das Völkerrecht halten würden und
auch die UNO ernst nehmen würden, könnte es keine Kriege geben.
Oder besser gesagt, es könnte sie nur dann geben, wenn ein Staat
tatsächlich so eine große Gefahr für den Weltfrieden darstellt,
dass sich alle Mitglieder der UNO-Sicherheitsrates trotz ihrer
unterschiedlichen Interessen darüber einig sind, dass die
Weltgemeinschaft militärisch (oder mit Wirtschaftssanktionen)
einschreiten muss.
Die
Kriege des 21. Jahrhunderts
Nun wissen wir aber alle,
dass es in den letzten 20 Jahren viele Kriege gegeben hat, was
zwangsläufig bedeutet, dass es Staaten gibt, die das Völkerrecht
brechen. Wikipedia listet 15 Kriege und Bürgerkriege auf, die es im
21. Jahrhundert bisher gegeben hat, wobei der Libyenkrieg und der
Jemenkrieg zweimal genannt werden, sie werden in jeweils zwei Kriege
unterteilt.
Von den damit de facto 13 Kriegen des 21.
Jahrhunderts hat der Westen nachweislich mindestens vier selbst
angefangen, nämlich die Kriege in Afghanistan, dem Irak, Syrien und
Libyen. Im Falle Syrien ist das nur wenigen bekannt, weil die
westlichen Medien gerne verschweigen, dass die USA den Krieg mit der
CIA-Operation „Timber Sycamore“ begonnen haben, Details finden
Sie hier. Und in Libyen wäre der (ebenfalls im Rahmen des
sogenannten arabischen Frühlings vom Westen befeuerte) Aufstand
gegen Gaddafi kaum zu einem großen Krieg geworden, wenn die
westlichen Staaten nicht unter Verstoß gegen eine Resolution des
UNO-Sicherheitsrates militärisch eingegriffen hätten. Der
UNO-Sicherheit hat dem Westen in Libyen nur die Einrichtung einer
Flugverbotszone gestattet, aber westliche Armeen haben sich darüber
hinweggesetzt und das Land bombardiert und sogar Spezialkräfte am
Boden eingesetzt, was dazu geführt hat, dass der Krieg außer
Kontrolle geraten ist. Das Ergebnis ist bekannt.
Den Krieg in
Mali, in den der Westen ebenfalls verwickelt ist, hätte es ohne den
Libyenkrieg nicht gegeben, denn erst die in Libyen nach Beginn des
dortigen Krieges massenhaft vorhandenen Waffen und die dort stark
gewordenen Islamisten haben den Krieg nach Mali getragen.
Hinzu
kommen noch zwei Kriege, die enge Verbündete des Westens (auch ohne
Erlaubnis des UNO-Sicherheitsrates) geführt haben, nämlich der
Jemenkrieg, in dem spätestens seit 2010 Saudi-Arabien kämpft, und
der Libanonkrieg 2006, in dem Israel den Libanon völkerrechtswidrig
angegriffen hat, um die Hisbollah zu bekämpfen.
Außerdem hat
der damalige georgische Präsident Saakaschwili in dem Glauben, die
USA würden ihn unterstützen, 2008 die umstrittenen Gebiete Ossetien
und Abchasien angegriffen, wo russische Friedenstruppen seit Anfang
der 1990er Jahre nach Bürgerkriegen die Kontaktlinie gesichert
haben. Da die westlichen Medien diesen Krieg immer anders darstellen,
verweise ich auf diesen Artikel, der das Thema im Detail
beschreibt.
Wikipedia listet auch noch den Krieg in der
Ukraine auf, der ebenfalls auf Initiative der USA begonnen hat, denn
nach dem Maidan-Putsch hat die Putschistenregierung den Befehl zum
Angriff auf die sich dem Putsch widersetzenden Gebiete im Osten des
Landes just an dem Tag angeordnet, als der damalige CIA-Chef in Kiew
war. Er hat sogar an der entscheidenden Sitzung des ukrainischen
Sicherheitsrates teilgenommen, bei der der Beschluss gefasst wurde.
Darauf bin ich in meinem Buch über die Ukraine-Krise von 2014 im
Detail eingegangen.
Wir können also festhalten, dass die
Staaten des Westens und ihre Verbündeten von den 13 Krieges des 21.
Jahrhunderts neun Kriege entweder selbst angefangen haben, oder aber
zumindest nicht unbeteiligt an deren Ausbrüchen waren.
Bei
den übrigen vier Kriegen des 21. Jahrhunderts, die Wikipedia
auflistet, handelt es sich um den Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste,
den Bürgerkrieg im Tschad, den Drogenkrieg in Mexiko und den
Bürgerkrieg in Sri Lanka.
Man kann also ganz objektiv
festhalten, dass der Westen und seine Verbündeten an 2/3 der Kriege
des 21. Jahrhunderts nicht nur beteiligt waren, sondern sie
(teilweise) sogar begonnen haben.
Wie passt das zu der vom
Westen verbreiteten Legende, er stehe für den Frieden?
Illegale
Kriege
Keiner der Kriege des 21. Jahrhunderts wurde
durch ein Mandat des UNO-Sicherheitsrates genehmigt, was bedeutet,
dass sie alle völkerrechtswidrig sind.
Die einzige
umstrittene Ausnahme ist der Afghanistankrieg, bei dem es eine
Resolution des UNO-Sicherheitsrates gab, aus der der Westen das
Selbstverteidigungsrecht der USA interpretiert, was den
Afghanistankrieg zu einem legalen Krieg machen würde. Diese
Interpretation ist jedoch mehr als nur umstritten, denn die
Resolution 1368 hat zwar eine Bedrohung des Weltfriedens festgestellt
und die Anschläge von 9/11 verurteilt, jedoch nicht – wie in der
UN-Charta vorgeschrieben – auch militärische Gegenmaßnahmen
gestattet.
Die USA berufen sich daher auf ihr Recht auf
Selbstverteidigung nach einem Angriff, aber erstens sind die USA
nicht militärisch angegriffen worden und zweitens war der Angreifer
nicht Afghanistan. Daher war der Afghanistankrieg, wenn man das
Völkerrecht genau nimmt (und das sollte man doch wohl tun),
ebenfalls ein völkerrechtswidriger und damit illegaler Krieg.
Der
Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass der Westen
(Deutschland und Frankreich) legal in Mail kämpfen, weil sie von der
dortigen Regierung eingeladen wurden und die Erlaubnis dazu haben.
Das allerdings ändert nichts daran, dass es den Krieg ohne die
vorherige Zerstörung Libyens durch den Westen wohl nicht gegeben
hätte. Informationen über die Hintergründe des Mailkrieges finden
Sie hier.
Wie
Völkerrechtsbrüche kaschiert werden
Bekanntlich tut
die westliche Presse alles, um ihrem Publikum zu verheimlichen, dass
der Westen die meisten Kriegen des 21. Jahrhunderts verursacht hat
und dass das zu allem Überfluss auch noch völkerrechtswidrig war.
Dazu lenken westliche Medien und Politiker vom Völkerrecht ab und
erfinden neue Begriffe. Wenn der Westen illegale Kriege vom Zaun
bricht, wird jedes Mal die Legende verbreitet, man tue das nur, um
einen bösen Diktator zu stürzen (den man dann gerne mit Hitler
vergleicht) und man wolle den unterdrückten Menschen Demokratie,
Freiheit und Wohlstand bringen.
Von der Tatsache, dass die
Kriege illegal sind, wird abgelenkt, indem man sich nicht auf das
Völkerrecht beruft, das man offen bricht, sondern neue
Formulierungen erfindet. Illegale Kriege werden vom Westen als
„humanitäre Intervention“ bezeichnet. Diesen Begriff kennt das
Völkerrecht aber nicht und außerhalb der Macht der westlichen
Medienblase wird der Begriff auch nicht verwendet.
Sogar das
deutsche Wikipedia sagt, dass es mit dem Aufkommen der Idee der
Menschenrechte Versuche gab, Kriege mit humanitären Vorwänden zu
begründen, aber:
„Das Allgemeine Gewaltverbot der Charta
der Vereinten Nationen veränderte diese Situation grundlegend und
schaffte die Möglichkeit einer solchen Intervention ab.“
Erst
in den 1990er Jahren begann der Westen, das Thema der Humanität als
Vorwand für Kriege wieder aufzugreifen und berief Kommissionen ein,
die unter dem Vorwand der Menschenrechte eine Konstruktion erfinden
sollten, die solche völkerrechtswidrigen Kriege legal aussehen
lässt. Aber alle vom Westen einberufenen Kommissionen ändern nichts
daran, dass als „humanitäre Intervention“ bezeichnete Kriege
illegal sind, denn die UN-Charta wurde nicht verändert, weshalb das
Gewaltverbot weiterhin gültig ist.
Die
„regelbasierte Weltordnung“
Daher versucht der
Westen alles, um die UNO zu schwächen, denn sie steht seinen Kriegen
entgegen. Deshalb hört man von den offiziell so friedensbewegten
Politikern und Medien des Westens gerne, dass der UNO-Sicherheitsrat
„nötige Beschlüsse verhindert“ und daher eigentlich ignoriert
werden könnte, weil er die Lösung von Problemen verhindert. Wahr
daran ist bestenfalls, dass der UNO-Sicherheitsrat mit den Vetos von
Russland und China verhindert, dass der Westen seine Kriege
legalisieren kann, aber das hört man in den westlichen Medien
natürlich nicht.
Um die Menschen daran zu gewöhnen, dass das
Völkerrecht – wenn es nach dem Westen geht – am besten gleich
ganz abgeschafft werden soll, werden immer neue Formulierungen
erfunden. Seit einigen Jahren fordert der Westen eine „regelbasierte
Weltordnung“, allerdings ohne zu erklären, was das für Regeln
sind und wer sie festlegt. Im Klartext sagt der Westen, wenn er diese
Formulierung benutzt, nichts anderes, als dass er die Regeln vorgeben
(und jederzeit ändern) und auch noch selbst überwachen will. Der
Westen will die Regeln für die ganze Welt festlegen, nur darum geht
es bei der „regelbasierten Weltordnung“.
Wenn man Aussagen
westlicher Politiker zur „regelbasierten Weltordnung“ hört, dann
fühlt man sich wie bei Orwell. Auf eine Anfrage eines
Bundestagsabgeordneten, was denn diese „regelbasierte Weltordnung“
sei, lautete die Antwort der Bundesregierung unter anderem, sie
beinhalte „das pünktliche Zahlen von Beiträgen„. Das ist
lustig, denn ausgerechnet die USA, die Führungsmacht des Westens,
die für die „regelbasierte Weltordnung“ eintreten, machen immer
wieder Schlagzeilen, weil sie zum Beispiel ihre Beiträge zu
internationalen Organisationen wie der UNO oft jahrelang nicht
bezahlen.
Orwell hätte seine wahre Freude
Aber richtig
nach Orwell klingt das, was der deutsche Außenminister Maas zum
Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz 2019 geschrieben hat.
Unter anderem schrieb er:
„Die internationale Ordnung steht
unter massivem Druck. Einige Akteure setzen verstärkt auf
Machtpolitik und untergraben die Idee einer regelbasierten Ordnung,
um das Recht des Stärkeren durchzusetzen.“
Es ist der
Westen, der „verstärkt auf Machtpolitik“ setzt und „die Idee
einer regelbasierten Ordnung“ untergräbt, um „Recht des
Stärkeren durchzusetzen.“ Das macht der Westen zum Beispiel, indem
er Wirtschaftssanktionen gegen jeden verhängt, der sich dem Willen
des Westens nicht unterordnen möchte. Solche einseitigen Sanktionen
sind nach der UN-Charta illegal, denn auch sie sind – wie auch
Kriege – im Völkerrecht nur dann vorgesehen, wenn der
UNO-Sicherheitsrat sie beschließt, was zum Beispiel für die
Sanktionen gegen Nordkorea gilt. Aber all die anderen Sanktionen des
Westens gegen Russland, Weißrussland, Venezuela, Syrien und so
weiter und so fort, sind völkerrechtswidrig. Sie tun genau das, was
Maas kritisiert, sie „untergraben die Idee einer regelbasierten
Ordnung, um das Recht des Stärkeren durchzusetzen.“
Orwell
wüsste wahrscheinlich nicht, ob er lachen oder weinen sollte, wenn
er so etwas lesen würde, wie es der deutsche Bundesaußenkasper Maas
allen Ernstes schreibt. Maas beklagt das, was er selbst tut.
Weiter
schreibt Maas:
„Wir müssen internationale Normen, Abkommen
und Institutionen schützen, wenn sie unter Druck geraten, ihr
Fortbestand oder ihre Finanzierung gefährdet sind.“
„Internationale
Abkommen schützen“ klingt auch toll, dabei ist es wieder der
Westen, der genau das Gegenteil tut. Das Atomabkommen mit dem Iran
zum Beispiel haben die USA einseitig gebrochen und kein europäischer
Verbündeter der USA hat etwas dagegen getan, im Gegenteil. Oder
warum macht der Westen keinen Druck auf die Ukraine, die noch keinen
einzigen Punkt des Minsker Abkommens umgesetzt hat? Und wie war das
mit der Nato-Russland-Akte, die es der Nato verbietet, Streitkräfte
dauerhaft in Osteuropa zu stationieren, was die Nato und vor allem
die USA aber im Baltikum, Polen, Rumänien und so weiter trotzdem
tun? Das waren nur ein paar Beispiele, die Liste ließe sich
fortsetzen.
Auch beim Schutz internationaler Institutionen,
den Maas fordert, sieht es traurig aus. Mit ihren
Wirtschaftssanktionen verstoßen die Staaten des Westens nicht nur
gegen die UN-Charta und damit gegen das Völkerrecht, sondern auch
gegen die Regeln der WTO. Von der UNO, der wohl wichtigsten aller
internationalen Institutionen, die der Westen ganz offen zu schwächen
versucht, anstatt sie zu stärken, gar nicht zu reden.
Worum
geht es bei der „regelbasierten Weltordnung“?
In dem Text
von Maas aus dem Jahr 2019 kann man auch lesen:
„Das
bedeutet, dass wir für einen offenen und fairen Welthandel
eintreten.“
Fairer Welthandel ist nach dem Verständnis des
Westens, wenn es keine Zölle und Handelsbeschränkungen gibt, damit
westliche Konzerne ihre Waren überall verkaufen können. Wenn ein
Staat seine eigenen Firmen durch Zölle vor den subventionierten
Produkten westlicher Konzerne schützen will, dann meckert der Westen
und spricht davon, dass jemand den freien Handel stört, was sich in
den westlichen Medienberichten wie eine Todsünde anhört. Fair und
offen ist der Welthandel aus Sicht des Westens nur, wenn seine
Konzerne die Märkte dominieren und gut verdienen.
Dass es dem
Westen nicht um „offenen und fairen Welthandel“ geht, zeigen
viele Beispiele, denn der Westen behindert die Freiheit des Handles
mit seinen Wirtschaftssanktionen ständig selbst immer mehr. Wenn zum
Beispiel russisches Gas billiger ist, als durch Fracking gewonnenes
und in Tanker als Flüssiggas nach Europa transportiertes Gas aus den
USA, dann wird eine russische Pipeline unter allen möglichen
Vorwänden bekämpft. Ist das etwa „freier und offener
Welthandel„?
Überhaupt ist das Wort „regelbasiert“ ein
Hohn, denn es gibt ja für alles internationale Regeln. Es gibt die
Regeln der WTO, die der Westen mit seinen Sanktionen bricht. Es gibt
die UNO-Charta, die dem Westen auf die Nerven geht, weil sie
verhindert, dass er seinen Willen überall mit Gewalt durchsetzen
kann. Es gibt unzählige Regeln und Abkommen und es ist der Westen,
der sie ignoriert und bricht, wenn sie für ihn nicht mehr
vorteilhaft sind.
Darum lautet meine These, dass die von
westlichen Medien und Politikern propagierte „regelbasierte
Weltordnung“ nur eines bedeutet: Der Westen will die Regeln alleine
festlegen und er will sie jederzeit ändern können, wenn er sich
davon Vorteile erhofft. Und diese Regeln will der Westen dem Rest der
Welt aufzwingen.
Aus Sicht der etwa 50 Staaten, die zum von
den USA dominierten Westen zählen, mag das sogar verständlich sein.
Aber wie sehen das wohl die restlichen etwa 140 Staaten der
Welt?
Richtig: Die finden das gar nicht gut und das liest man
außerhalb der Macht des westlichen Medienblase auch in aller
Deutlichkeit.
Zum Schluss ein aktuelles Beispiel
In
diesen Tagen hat die Verkündung eines neuen Verteidigungsbündnisses
Schlagzeilen gemacht, in dem sich die USA, Großbritannien und
Australien zusammengeschlossen haben, die Details finden Sie hier. Zu
den Kritikern des Abkommens sagte der der US-Außenminister nun, wie
man im Spiegel lesen kann:
„»Diese Vereinbarung (…) ist
nicht gegen irgendetwas oder irgendjemanden gerichtet«, sagte
Verteidigungsminister Lloyd Austin nach einem Treffen mit
Außenminister Antony Blinken sowie den australischen Amtskollegen
Peter Dutton und Marise Payne in Washington. »Wie bei allem, was wir
im Bereich der Sicherheit gemeinsam tun, geht es auch hier darum, die
auf Regeln basierende internationale Ordnung aufrechtzuerhalten, an
die sowohl Australien als auch die Vereinigten Staaten zutiefst
glauben und die sie verteidigen werden«, sagte Blinken.“
Was
denken Sie, mit wie viel Freude haben die nicht zum Wertewesten
gehörenden Staaten der Region diese Worte aufgenommen?
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