Samstag, 18. September 2021

DER MENSCH IM TEUFELSKREIS - Buchtipp von H.P.

 

Soeben veröffentlicht:

DER MENSCH
IM TEUFELSKREIS


Autor: Harry Popow

Dr. FAUSTUS

AUFERSTEHUNG


Das Drama des Menschen auf der Suche nach dem Lebens-Sinn und nach sich selbst



  • Wahres & Fiktives -





Exposè


Nach nahezu 200 Jahren völliger Stille in der Gruft von Dr. Faustus, den Goethe als den modernen Menschen darzustellen versuchte, erwacht Faust durch ungeheuren Lärm. Neue Särge werden in den Friedhof verbracht und neue Gräber geschaufelt. Bis das Getöse und Gedonner immer aufdringlicher wird. Er hält es nicht mehr aus - der Greis im Oberrock des 18. Jahrhunderts. Klettert aus der Grube und will es wissen: Was passiert in der Welt? Manche schreien außerhalb des Friedhofs das Wort „Pandemie“, andere wieder „Klima“, andere wieder „Krieg“, daneben immer zu hören: „Vorsicht vor einem Linksruck, da soll der Mensch ja erzogen werden.“ Dazu fuchtelt die Politik hilflos mit den Armen und jagt den Völkern Angst ein. Grauer Himmel über dem Planeten statt ein „Himmel auf Erden?“ Dem Alten wird übel: „Sind denn alle des Teufels?“

Im Streben nach Erkenntnissen will er ein Mensch bleiben, ein moderner, der stets von sich aus bejaht oder verneint, ohne einen Teufel befragen zu müssen. Um Abhilfe zu schaffen? Nein, dazu ist er nicht befugt, aber für Wißbegier nicht zu alt.

In dieser 382 Seiten umfassenden Lektüre bemüht sich Dr. Faustus – gemeinsam mit seinen gleichgesinnten Freunden – um die Dialektik der Widersprüche, wie es Goethe und alle fortschrittlichen deutschen Dichter und Denker bereits vor ihm getan haben. Sie stoßen auf Konflikte, lösbare und unlösbare. Und auf eine bodenlose Ignoranz, die in der Marktwirtschaft ihr Zuhause hat. Erschrocken wird er sich fragen, ob sein Ausstieg aus der Gruft nicht zu einer neuen und sehr „modernen“ führt? Erst tot und dann noch toter? Wer lässt sich das schon gefallen in diesem Teufelskreis?

In diesem zwischen Wahrem und Fiktivem gesellschaftskritischen Buch geht es weniger um Handlungsabläufe als um Treffen von Gleichgesinnten, die an verschienene Orten – zum Beispiel in Berlin „Zur Letzten Instanz“ und in Leipzig im „Auerbachs Keller“ über Geschichte und Philosophie debattieren. Die Protagonisten sind Freunde eines gewissen Buchnarren, der wirklich existiert und den „Faust“ von Goethe bereits als junger Mensch eifrig gelesen hatte. Alle Freunde, die sich um Faust zusammenschließen gab es und gibt es noch heute. Ein gewisser Michel dient lediglich als Symbolfigur für einen Bürger aus der einstigen Bundesrepublik.

Die Dialoge zwischen den Gleichgesinnten, dabei die Stadt Berlin und andere interessante Orte besuchend, markieren eine tolerante und wissbegierige Gemeinschaft von Menschen, die oft auch sehr unterschiedlich in ihrem Fühlen und Denken sind. Sie vereint mit Faust das Entsetzen über eine Gesellschaft, die zum alleinigen Maßstab das Profitstreben stellt und nichts mit der Geschichte Deutschlands, speziell den Vordenkern, den deutschen Dichtern und Denkern der Aufklärung, der Zeit des Sturm und Drangs, der Renaissance zu tun haben will. Denn schon im IV. und V. Akt zeige Goethe, „dass die europäische Kultur, die seit der Renaissance im Licht der Antike stand, sich am Ende seines Lebens zu verdunkeln begann.“ Zu Beginn des IV. Aktes werde die „barbarische Zeit“ sichtbar. (Siehe Rosa Luxemburg) Faust werde vom Schönheitssucher zum Tatendurstiger. Gewonnen hinsichtlich, den Menschen zu helfen, verloren aber, denn ohne Mephisto gehe es nicht. (Johann Wolfgang Goethe, Faust II, Walter Schaschafik, Reclam S. 68)

Faust lässt es keine Ruhe, in die Tiefe der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu dringen. So lernt er nicht nur das verlogene Menschenbild des Imperialismus, (siehe im Kapitel “Pfundsachen“) sondern auch in der „Festung“ im Verlies den Ursprung der Profiteure der Marktwirtschaft kennen.

Im Kapitel „Das Gespenst“ beschäftigen sich die Freunde des Dr. Faustus mit den für Faust noch unbekannten Philosophen Marx und Engels kennen. Und sie befreifen, dass es seit der Pariser Kommune und mit dem „Kommunistischen Manifest“ bei den Völkern - trotz technischer Fotschritte, die auch dem Gemeinwohl dienen - angesichts des „Gespenstes“ dem Geldkapital nach und nach an den Kragen geht und sie alles zusammenraffen, um diesen „Menschenrechtsverletzern, Querdenkern und Verschwörern“ und den „Verfassungsfeinden“, wie es heutzutage in den bürgerlichen „Qualitätsmedien“ heißt, Paroli zu bieten.

Auf dem Berliner Fernsehturm versuchen die Freunde ein wenig mehr Aussicht für die Zukunft zu gewinnen, werden aber angesichts des Missbrauchs der Digitalisierung im Sinne der Marktwirtschaft bitter enttäuscht.

Der Autor ist wegen der Ernsthaftigkeit des Strebens nach Aufklärung und zahlreicher notwendiger Zitate aus wissenschaftlichen Büchern und Beiträgen aus linken Zeitungen, die u.a. auch ein gewisser „Zeitzeuge“ den Freunden vermittelt, auch um Ironie und Satire bemüht, sich dessen bewusst, dass das Buch „Der Mensch im Teufelskreis“ kein Krimminalroman ist und noch weniger Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt

Gleichwohl kann es jungen Leuten dazu dienen, intensiver über den fortwährenden Klassenkampf zwischen den Industriemächtigen, den Banken, den Marionetten des Polittheaters und dem arbeitenden und unter neuen Kriegsdrohungen leidendem Volk nachzudenken.

Faust allerdings, der sich am Ende zeitweilig zur „Erholung“ in einer Klink wiederfindet, erschrickt bei dem Gedanken, hier auf Erden seine Rolle als moderner Mensch nur in Ansätzen erfüllen zu können. Deshalb kehrt er nicht in die Gruft zurück. Von einer Gruft in die nächste zu steigen, das bringt nichts. Er wird weiter wirken wollen... Raus aus dem Teufelskreis.

Der Leser, so er interessiert genug ist, wird also – so wie Faust – Bekenntnisse von Autoren, Publizisten, Politikern und Usern begrüßen, die sich diesem nahezu totgeschwiegenen Thema widmen. Mögen die Gedankensplitter, dieser bunte Kessel an streitbaren Texten, zu weiterem Nachdenken anregen, zur mentalen Flucht aus mitunter vorgegebener geistiger Enge, verbunden mit Fragen nach dem eigenen Tun. Ein Mix von Belletristik, Ironie, Satire und fundamentalen Erkenntissen, damit verbunden ein Dank an gleichgesinnte Autoren, deren kluge Aussagen sich in treffenden Zitaten wiederfinden.


Vita des Autors:

Der Autor: Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. Dort diente er bis 1986 als Zugführer, später als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Er betreibt als Rentner einen Blog, schreibt Buchrezensionen und Erinnerungen vor allem für die „Neue Rheinische Zeitung“ und für die „Linke Zeitung“. Er ist glücklich verheiratet seit 60 Jahren.


Harry Popow: "DER MENSCH IM TEUFELSKREIS", Sprache: Deutsch, ISBN: 9783754166666, Format: DIN A5 hoch, Seiten: 384, Erscheinungsdatum: 18.09.2021

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