Donnerstag, 7. Februar 2019

KAPITALDIKTATUR


Wie funktioniert eigentlich die kapitalistische Diktatur?


Von Yavuz Özoguz

Im Gegensatz zu herkömmlichen Diktaturen, bei dem eine Machtelite offen auftritt und die Macht für sich allein beansprucht, funktioniert die kapitalistische Diktatur so ausgereift, dass die meisten Beherrschten gar nicht das Gefühl haben, in einer Diktatur zu leben. Dabei sind die weltweiten Ausbeutungsmechanismen der kapitalistischen Diktatur derart enorm, dass kein jemals in der Geschichte oder Gegenwart bekannter Diktator auch nur annähernd mit so viel Machtfülle herrschen konnte gepaart mit Unmenschlichkeit [1]. Die Methoden der kapitalistischen Diktatur sind dabei sehr ausgefeilt und subtil.

Beherrschung der Öffentlichen Meinung

Um ein Verbrechen derart auszuüben, dass die Opfer des Verbrechens niemals auf die Idee kommen, den Täter zur Verantwortung zu ziehen, ist es von entscheidender Bedeutung, die öffentliche Meinung zu beherrschen. Was in herkömmlichen Diktaturen durch die so genannten Staatsmedien erfolgt, wird in der kapitalistischen Diktatur durch die Lüge umgesetzt, es gäbe eine Art Meinungsvielfalt. Tatsächlich sind diktatorischen Staatsmedien „freier“ als der Medienzustand im diktatorischen Kapitalismus, denn sie wurden nicht vom „Kapital“ beherrscht und zudem wusste das Volk von der Manipulation. Im Kapitalismus gehören die Medien einer Handvoll Medienmogulen. Jene „Herrscher“ haben noch nicht einmal die Scham, ihre eigene Machtfülle zu kaschieren und bezeichnen sich selbst als Medienmogul [2]. Sie verdrehen die Welt nach ihren Machtinteressen. Typische Beispiele sind die Verdrehung von Opfer- und Täterrolle bei den zionistischen Verbrechen und die Aufhetzung der Bevölkerungen gegen finanzschwache Asylanten bei gleichzeitiger unvergleichlich astronomischer Finanzierungsunterstützung des Bankensystems ohne Murren in der Bevölkerung.

Ein weiterer Trick besteht – wie in allen Lebensbereichen – in der Privatisierung der öffentlichen Meinung auch in Bereichen, in denen es keine Privatisierung gab. So waren ehemals die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF und dazugehörige Dritte lediglich der eigenen Konkurrenz ausgesetzt und konnten viel kritischer und objektiver berichten, als sie es heute können. Nach der Privatisierung wurde der „Markt“ mit so vielen Sendern geradezu geflutet, dass die öffentlich-rechtlichen um mitzuhalten nur noch mitziehen, denn nicht die Wahrheit ist maßgebend, sondern die Einschaltquote.

Das private Bankensystem

Banken sollten die Aufgabe haben, das Wirtschaften in einem Land und damit das Zahlungsmittel zu transferieren, zu verwalten und zu schützen. Tatsächlich aber haben Banken in einer kapitalistischen Diktatur Funktionen, die mit dem Sektieren einer Geheimreligion zu vergleichen sind. So können Banken aus dem Nichts Geld „schaffen“, und die Jünger müssen daran glauben! Das mag für Uneingeweihte etwas skurril klingen, aber jeder, der sich in die Thematik vertieft, wird erstaunt sein, mit welcher Machtfülle Banken ausgestattet sind. Sie können darüber entscheiden, wer ein Konto haben darf und wer nicht. Tausende und abertausende Bürger Deutschlands, die z.B. durch Irankontakte ihre Konten in den letzten Jahren verloren haben, mussten auf ausländische Banken ausweichen. Kontenkündigungen bedürfen keinerlei Begründung und der Staat schütze seine eigenen Bürger nicht dagegen, eines Tages ohne Konto dazustehen. Die Geschäfte der Banken können ganze Staatssystem ins Wanken bringen. Spekulationen von Banken können selbst den eigenen Staat ruinieren.

Das privatisierte Handelssystem

Zweifelsohne gehört kaufmännische Tätigkeit in fast allen Ideologien und Religionen zu den privaten Wirtschaftstätigkeiten. Aber die Möglichkeit zu handeln muss der Staat gewährleisten. Genau das aber wird in der kapitalistischen Diktatur ausgehebelt. Multis wie Amazon, eBay und Google vernichten nicht nur Hunderttausende von Geschäftstätigkeiten, sie bestimmen auch darüber, wer verkaufen darf und wer nicht. Ist jemand nicht bereit auf die Knebelverträge von Amazon einzugehen, wird er von der Verkaufsplattform ausgeschlossen oder so behandelt, dass es einem Ausschluss gleichkommt. Während die Multis die kleinen Familienbetriebe geradezu versklaven, sind sie gleichzeitig so mächtig, dass kaum ein Politiker es wagt, von ihnen die Steuern einzuziehen, die jeder andere zahlen müsste. Das Ergebnis ist eine totale Verarmung der Bevölkerung bei gleichzeitiger überdimensionaler Steigerung des Kapitals einiger weniger, wie es zum Beispiel in den USA nicht mehr zu übersehen ist.

Privatisierung von Infrastrukturen

Zweifelsohne gehört das Gesundheitssystem wie auch die Energie- und Wasserversorgung aber auch die Post zu den Infrastrukturen eines Landes, von denen alle Menschen gleichermaßen Nutzen ziehen sollten nach Bedarf. Jene Infrastrukturen können auch nicht nach „Marktgesetzen“ funktionieren. Ein vernünftiges Pharmasystem müsste das Interesse haben, sich eines Tages selbst abzuschaffen. Ein Krankenhaus müsste darauf hinwirken, möglichst wenige Betten belegen zu müssen. Ein kapitalistisches Pharmasystem hat das Interesse, dass möglichst viele Menschen krank werden und das Krankenhaus muss ausgebucht sein. Ein auf Menschlichkeit beruhendes Energie- und Wasserversorgungssystem müsste das Interesse verfolgen, immer mehr einzusparen. Ein kapitalistisches Energie- und Wasserversorgungssystem hingegen wünscht immer mehr zu verkaufen. Sehr deutlich kann man jenen Irrsinn z.B. bei dem privatisierten Paketsystem erleben. Ein Unternehmen, dass täglich mit Paketen beliefert wird, erhält jeden Tag Besuch von 3-4 unterschiedlichen Paketboten, die allesamt den Weg von ihrem eigenen Lager zur Auslieferungsstelle fahren, eine Arbeit, die zusammengelegt viel entspannter, kostengünstiger und umweltfreundlicher durchgeführt werden könnte. Das Paketsystem ist gekoppelt an völlig überforderte Paketboten, die wie Sklaven in einer Scheinselbständigkeit nicht einmal krank werden dürfen, wenn sie keine drastischen Einbußen erleben wollen. Gleichermaßen kann diese Betrachtungsweise auf alle Lebensbereiche übertragen werden. Eine privatisierte Autobahn wünscht nicht weniger, sondern mehr Autoverkehr!

Anfixen von Trieben

Eine der perfidesten Methoden der kapitalistischen Diktatur zur Beherrschung der Menschen besteht in der Zerstörung der Familie und Fixierung der Menschen auf ihre Triebe. Die Zerstörung der Familie erfolgt durch die Lehre der „Selbstverwirklichung“, in der kein Platz für eine „Wirverwirklichung ist“. Die Triebe des Menschen werden vor allem durch die Ausbeutung von Frauen umgesetzt. Jede halbwegs berühmte Schauspierin muss sich ausziehen und Triebe von Zuschauern wecken. Einmal in den Strudel dieser Triebe geraten, kann die Sucht nur noch durch Steigerung der Dosis befriedigt werden. Ein von Trieben gesteuertes Tier aber kennt keine Solidarität. Flaut die Sucht in der Bevölkerung ab, gibt es sofort wieder ein kollektives Neuanfixen durch 50 Shades und ähnliche Absurditäten. Jedes Kind, das über ein Smartphone mit Internetanschluss verfügt, kann heute mit zwei Klicks Dinge in diesem Bereich sehen, die die Eltern noch nie getan haben (und auch kein Bedürfnis dazu haben). Hat das Kind aber kein Handy, ist es „out“.

Das Anfixen beschränkt sich nicht auf die Pervertierung der eigentlich paradiesischen Sexualität [3], sondern auf jede Form von Konsum, selbst wenn der Sexualtrieb mit am intensivsten missbraucht wird. Allein die Lebensmittelverschwendung in reichen Ländern würde mehr als ausreichen, um alle Verhungernden der Welt zu speisen [4].

Kapitalismus als Religionsersatz

Bei fast allen in der Welt verbreiteten Religionen gilt die Goldene Regel [5]. Global betrachtet würde die Anwendung jener Regel zu Gerechtigkeit, Frieden und dadurch wahre Freiheit für alle Menschen führen. Das aber wäre der Untergang des Kapitalismus, der sich von der Ausbeutung der Menschen ernährt. Daher etabliert der Kapitalismus Denkweisen, die geradezu absurd sind aber dennoch „geglaubt“ werden müssen. Der Glaube an das Entstehen von Geld aus dem Nichts wurde bereits erwähnt. Die „Märkte“ sind die Tempelritter jener Ersatzreligion mit alternativen Geistlichen. So entscheiden z.B. Notenbankchefs darüber, ob Märkte aufatmen können [6]. Märkte können eine Art Drogenabhängigkeit haben und auf Entzug gesetzt werden [7]. Märkte können, entscheiden, bestimmen, übertreiben, abflauen, aufheizen und vieles mehr. Märkte haben auch eine Art von Engel und Teufel, die Bullenmarkt und Bärenmarkt genannt werden. Jene Götzen stehen tatsächlich vor einige Aktienmärkten. Alle Märkte beten die Freiheitsstatue an, eine Art Zeus unter den Marktgötzen, der vor allem die Freiheit der Märkte bei gleichzeitiger Versklavung der Menschen gewährleistet, eine Versklavung, dem die Märkte Glückseligkeit durch Kapital verheißen.

Antikapitalisten werden zu Apostaten erklärt

Sobald die Kritik am Kapitalismus zu deutlich und offensichtlich wird, wehrt sich die Ersatzreligion mit dem Vorwurf einer Art Apostasie: Das Totschlagargument heißt Antisemitismus, womit jedem Kritiker das Wort entzogen wird [8]. Diese Methode wird gegen jeden angewandt, der den Kapitalismus gefährdet, völlig unabhängig davon, ob sein Hintergrund, links, rechts, islamisch, befreiungstheologisch oder humanistisch ist. Wer gegen die Märkte ist, ist Antisemit, basta!

Befreiung ist möglich

Viele Bürger, die die hier beschriebenen verbrecherischen Zusammenhänge verstehen, glauben, dass das Verbrechersystem so groß, so stark und ausgewachsen ist, dass es unmöglich sei, sich ernsthaft dagegen zu wehren. Doch auch die Verbreitung dieses Irrglaubens gehört zu der psychologischen Kriegsführung der Verbrecher. Wäre ein Widerstand zwecklos, müsste das System sich nicht mit zunehmend drastischeren Methoden wehren. Grundlage des Widerstandes ist aber das Privatleben. Bin ich bereit mehr zu bezahlen für Fairtrade-Produkte? Bin ich bereit Unterdrückungssysteme zu boykottieren, selbst wenn dieser Boykott selbst massiv bekämpft wird, wie bei der BDS gesehen [9]. Bin ich bereit weniger Fleisch zu konsumieren und gleichzeitig weniger Lebensmittel zu verschwenden, also auch einmal ein trockeneres aber genießbares Brot in den Tee zu dippen, um ihn nicht wegzuschmeißen? Muss ich neue Kleider und Schuhe kaufen, obwohl die alten noch gar nicht aufgebraucht sind? Wer bestimmt meine Mode? Bin ich bereit, meine Triebe zu kontrollieren und Selbstbeherrschung als wichtiges Element meiner Menschheitsentwicklung zu verstehen, um Verantwortung zu übernehmen? Derartige Frage ließen sich viele stellen. Sie münden in die Aussage: Befreiung ist möglich, aber sie beginnt bei mir selbst und nicht in den Märkten.




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