„ZWEI
GEGEN RAGNAROK“ - Hans – Jürgen Hennig
BEKEHRUNG
MIT
DEM SCHWERT
Buchtipp
von Harry Popow
Bei
diesem Titel mag es neugierige und zugleich verwunderte Leser geben,
die sich fragen, was soll die Christianisierung des Nordens mit der
heutigen Zeit zu tun haben? Was motiviert den Autor, sich gerade
diesem außergewöhnlichen Thema zu stellen?
Liest
man die ersten Seiten dieses Bandes mit den insgesamt 818 Seiten, so
ist man unmittelbar gefangen, sowohl von der Ortskunde des Autors -
offenbar hat er die Lokalitäten alle persönlich aufgesucht -, als
auch von seinen enormen Geschichtskenntnissen.
Die
Handlung lässt sich kaum in nur wenigen Sätzen skizzieren, nur
soviel sei gesagt:
Der
Roman besteht aus 41 Geschichten. Jede
hat ihre eigene Spannung und ihren Höhepunkt. Das kann das Aufkeimen
einer zarten und wunderschönen Liebe zwischen Falki und dem
Slawenmädchen Jewa sein, oder das Flüstern der Nornen in Falkis
Ohren, als er ertrinkend im Fjord schwimmt, oder wie Thurid mit ihrem
besonderen Sinn die hungernden Wolfswelpen aufspürt, die sie
anschließend aufzieht.
Die
Geschichte spielt vor etwa 1000 Jahren im Norden Europas, zum Ende
der Wikingerzeit. Es ist auch jene Zeit, da die europäischen
Herrscher erkannten, dass sie im Bunde mit der Kirche ihre Macht
erheblich vergrößern konnten. Ritterorden und Mönche, beauftragt
von den Königen und Fürsten, begannen im Norden Europas die
Barbaren oder Heiden zu christianisieren. Sehr oft erfolgte die
Christianisierung auch mit dem Schwert: Kopf ab oder Taufe.
Kirchenfürsten
und Könige wissen, dass sie mit dem Christentum ihre Macht erheblich
ausdehnen können. Nicht selten erfolgte die Missionierung unter den Königen Olaf
Tryggvasson und später unter Sven Tveskæg gewalttätig. Der Mönch
Andreas, ein ehemaliger Ordensritter, der das Christianisieren mit dem
Schwert nicht mehr ertragen konnte, flüchtete davor in den Norden und
landet, wie durch Schicksalshand, im Dorf Björkendal.
Wie die Könige und Fürsten (z.B. Olaf Tryggvasson und Sven Tveskæg, Gabelbart) ihre Macht mittels Christentum ausweiteten und Völker unterwarfen, „im Namen Gottes“, ist historisch interessant und vielleicht denkt man auch an gegenwärtige Machtspiele in der Welt.
Wie die Könige und Fürsten (z.B. Olaf Tryggvasson und Sven Tveskæg, Gabelbart) ihre Macht mittels Christentum ausweiteten und Völker unterwarfen, „im Namen Gottes“, ist historisch interessant und vielleicht denkt man auch an gegenwärtige Machtspiele in der Welt.
Djarfur,
ein
Mann aus dem hohen Norden, befindet sich nach zwanzig Jahren
Abenteuer in der Welt, auf Heimreise. Viele Jahre lebte er auf der
Iberischen Halbinsel, bei den Umayyaden*. Sein Wissensdurst ließ ihn
in dieser Zeit zu einem hervorragenden Heiler und Wundarzt werden,
doch sein Wissensdurst und die Liebe zu einer Fürstentochter
kosteten ihm ein Auge und er musste mit ihr fliehen. Auf seiner
Heimfahrt, kurz vor dem heimatlichen Fjord, lässt ihn ein
merkwürdiger Sturm auf einer mysteriösen Insel landen, die es dort
eigentlich gar nicht geben dürfte.
In
vielen Details erfährt der Leser vom Leben an den Fjorden Norwegens,
von der täglichen Nahrung, bis hin zum Bootsbau, als ein alter
Bootsbauer für Thurid und ihre Freunde die Vona baut, das schnellste
Schiff, dass er je baute.
Der
Autor benennt in seinem Buch wie oben erwähnt zahlreiche
Örtlichkeiten und Namen, sodass die Geschichte an Authentizität
gewinnt, so zum Beispiel den Baum Old Tjikko und den Njupeskär
Wasserfall oben im schwedischen Fjäll (Hochebene im Gebirge) sowie
den Handelsort Haithabu und die norwegischen Könige Olaf Tryggvasson
und Sven Tveskäg, die nur erwähnt werden. Ich kenne kein ähnliches
Buch, dass mit so vielen Details (Essen, Handwerk, Natur und
Historie) Einblick in das Leben der mittelalterlichen Norweger gibt,
bis hin zu dem Rezept eines Kräutertees für die Monatsbeschwerden
bei Frauen ;o) und dabei noch hohe Spannung liefert, oder tief
berührt.
Von
besonderer Bedeutung im Buch sind der Zusammenhalt einer Gruppe von
Norwegern im Kampf, die Liebe zu ihrer Art zu leben und die
Entschlossenheit, für diese Werte zu kämpfen. Hier prallt die Welt
des sich ausdehnenden Christentums mit der Welt der nordischen
Mythologie zusammen. Hier agieren Götter, die fast menschlich sind
und ihre Hände schützend über Thurid und Falki halten.
Sprachlich
besticht dieser Roman durch die genaue Kenntnis der Geschichte
(Historie) sowie durch die Fabulierkunst des Autors. Sowohl die Natur
als auch die menschlichen Charaktere zeichnet er mit treffenden
Worten. Hervorzuheben sind seine Dialoge zwischen den Menschen sowie
die Darstellung der vielfältigen Motive ihres Denkens und Handelns.
Man fühlt sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Und
man versteht, weshalb die Völker des Nordens hart und mit
Verbissenheit ihre Freiheit vor den Bestrebungen der
Christianisierung verteidigt haben.
Wer
etwas für die nordische Mythologie übrig hat, wird hier fündig,
auch ohne wissenschaftliche Abhandlungen lesen zu müssen.
Darin
liegt auch der aktuelle Wert dieses Romanwerkes: Gegen jegliche
Unterdrückung und Bevormundung, vor allem gegen unterdrückerische
Gewalt eine klare Position eingenommen zu haben: Sie kann man nicht
nur mit guten Worten zurückweisen...
Das
Buch könnte Leser aller Altersstufen interessieren, ist es doch ein
Thema, was auch die jüngere Genration betrifft und die gerne eine
spannende Geschichte lesen und auch Tiefgang mögen, der sich nicht
zuletzt in vielen kulturellen Details des damaligen Lebens zeigt.
Hans-Jürgen
Hennig: „ZWEI GEGEN RAGNAROK“, Broschiert: 818 Seiten, Verlag: Engelsdorfer
Verlag; Auflage: 1 (16. August 2018), Sprache: Deutsch, ISBN-10:
3961453454, ISBN-13: 978-3961453450, Größe und/oder Gewicht:14,6 x 5 x
20,8 cm, Preis: 28,OO Euro
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen