VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 27. JULI 2018
von Paul Craig Roberts – http://www.rubikon.news
Russland muss sich darüber im Klaren sein, dass es keinen Frieden mit den USA geben kann, solange es sich den USA nicht unterwirft, meint Craig Paul Roberts. Weder die Demokraten, noch die Republikanern wollen eine richtige Annäherung zu Russland. „Normale Beziehungen“ mit den USA bedeuten, die eigene Souveränität als Staat aufzugeben.
Wenn sie überleben wollen, müssen die Regierungen von Russland, China, Iran und Nordkorea ihre Illusionen darüber aufgeben, Abkommen mit den USA vereinbaren zu können. Zu Bedingungen, die diese Länder akzeptieren könnten, sind solche Abkommen nicht möglich.
Gewalt als Grundlage US-amerikanischer Außenpolitik
US-amerikanische Außenpolitik beruht auf Drohungen und Gewalt. Ihre Richtschnur ist die neokonservative Doktrin einer US-Hegemonie, eine Doktrin, die sich nicht mit der Akzeptanz der Souveränität anderer Länder vereinbaren lässt. Die einzige Möglichkeit für Russland, China, den Iran und Nordkorea, ein Abkommen mit den USA zu schließen, besteht darin, zu Vasallen der USA zu werden – wie Großbritannien, ganz Europa, Kanada, Japan und Australien.
Verhasster Trump
Die Russen – vor allem die naiven Atlantiker-Integrationisten – sollten die extreme, an Irrsinn grenzende, Feindseligkeit zur Kenntnis nehmen, die die gesamte US-amerikanische politische, mediale und intellektuelle Szene dem Treffen in Helsinki entgegengebracht hat. Putin irrt in der Annahme, die Beziehungen zwischen Russland und den USA seien in Geiselhaft eines internen politischen Kampfes zwischen den beiden Parteien genommen.
Die Republikaner sind ebenso verrückt und genauso feindselig gegenüber Präsident Trumps Bemühungen, die amerikanisch-russischen Beziehungen zu verbessern, wie die Demokraten, worauf Donald Jeffries hinweist.
Die US-amerikanische Rechte ist genauso ablehnend wie die Linke. Nur wenige Experten haben sich für Trumps Versuch ausgesprochen, die gefährlichen Spannungen zwischen den Atommächten abzubauen. Zu ihnen gehören Stephen Cohen und Jack Matlock, der zu Reagans Zeiten Botschafter in Russland war. Nur ein paar Kritiker haben die tatsächlichen Fakten und das, was auf dem Spiel steht, erläutert.
„Schurkenstaat“ Russland
In der außenpolitischen Arena der USA erfahren Trumps Friedenspläne mit Russland keine Unterstützung. Richard Haas, Präsident des Rats für Auswärtige Beziehungen, sprach für sie alle, als er erklärte, dass „wir Putins Russland als den Schurkenstaat behandeln müssen, der er ist.“
Russland ist ein „Schurkenstaat“ ganz einfach deswegen, weil er die Oberherrschaft der USA nicht akzeptiert. Einen anderen Grund gibt es nicht.
Selbst in Trumps eigener Regierung gibt es keine Unterstützung für die Normalisierung der Beziehungen mit Russland – außer, die neokonservative Definition normaler Beziehungen käme zur Anwendung. Für Neokonservative bedeutet „normale Beziehungen“ Vasallentum unter Washington. Dies, und nur dies, ist „normal“. Russland kann normale mit Beziehungen mit den USA nur auf der Grundlage dieser Definition von „normal“ haben. Putin und Lawrov werden diese Tatsache früher oder später anerkennen müssen.
Trump – ein russischer Lakai?
Eine Lüge, die immer und immer wiederholt wird, wird zur Tatsache. Dies ist bei Russiagate geschehen. Trotz der gänzlichen Abwesenheit an Beweisen ist es in den USA nun eine Tatsache, dass Putin selbst Trump ins Oval Office befördert hat.
Dass sich Trump mit Putin in Helsinki getroffen hat, wird als Beweis dafür angesehen, dass Trump Putins Lakai ist, wie die New York Times und andere es nun als offensichtlich darstellen. Dass Trump neben dem „mörderischen Verbrecher Putin“ stand und Putins Beteuerung akzeptierte, Russland habe sich nicht in die US-Präsidentschaftswahlen eingemischt, wird als doppelter Beweis dafür angesehen, dass einerseits Putin Trump in der Hand hat und dass andererseits die Russiagate-Geschichte wahr ist.
Wir wissen nun, warum der Neokonservative John Bolton das Treffen in Helsinki arrangiert hat. Es war eine Falle für Trump. Es bereitete ihn für die politische Exekution durch die Medien und den Kongress, beide vom Militär- und Sicherheitskomplex gesteuert, vor. Es gibt in den USA keinerlei Unabhängigkeit in den Print- und TV-Medien – mit Ausnahme Tucker Carlsons – und keinerlei Unabhängigkeit im Kongress. Dies sind gesteuerte Institutionen und auch Tucker Carlson wird nicht mehr lange toleriert werden.
Die Lüge über die russische Einmischung ist nun so fest etabliert, dass selbst der offene Brief, der in The Nation veröffentlicht und von solchen Koryphäen wie Daniel Ellsberg, Noam Chomsky und Gloria Steinem unterzeichnet wurde, feststellt: „Wir müssen einen gemeinsamen Nenner finden, um nationale Interessen zu schützen – wir müssen Schritte unternehmen, um die Wahlen abzusichern und einen Krieg zwischen den beiden nuklearen Supermächten zu verhindern.“ Selbst die klügsten Köpfe Amerikas müssen Russiagate als Tatsache hinnehmen und betrachten den Schutz der Wahlen als genauso wichtig wie die Verhinderung eines Atomkrieges.
Bloß kein Frieden mit Russland
Für Trumps Pläne zur Normalisierung der Beziehungen mit Russland gibt es weder in der Demokratischen noch in der Republikanischen Partei nennenswerte Unterstützung. Das Zusammenspiel einer zur Wahrheit gewordenen Lüge und der Macht gemeinsamer politischer Kampagnen des Militär- und Sicherheitskomplexes reicht aus, um jegliche Unterstützung für die Normalisierung der Beziehungen mit Russland im Keim zu ersticken.
Jeder US-Senator oder Abgeordnete, der Trump darin unterstützt, Russland von der Feindesliste zu nehmen, wird sich bei der Wiederwahl finanzstarken Widersachern gegenübersehen, die ihn als Verräter bezeichnen, der Trumps Verrat gegenüber den USA unterstützt hat, wohingegen seine eigenen Einnahmen an Wahlkampfspenden versiegen werden.
Frieden ist gleich Verrat
Das US-amerikanische Volk, das nicht auf der Gehaltsliste des Militärs beziehungsweise der Sicherheitsdienstleister steht oder anderweitig von dieser mächtigen Lobby abhängig ist, unterstützt den Frieden und hat Trump deswegen gewählt – nur um dann zu entdecken, dass ein Präsident, der für Frieden mit Russland steht, als Verräter gebrandmarkt wird.
Dies war schon häufig in der Geschichte der Fall. So hat zum Beispiel A. J. P. Taylor in seinem Geschichtswerk „The First World War“ („Der Erste Weltkrieg“) erklärt, dass alle Bemühungen, den katastrophalen, Europa zerstörenden Krieg zu beenden, abgeblockt wurden, indem man „jeden Fürsprecher für Frieden oder auch nur Mäßigung als Miesmacher, Pazifisten, vermutlichen Verräter“ verleumdete. Laut Taylor wollten die „Zylinderträger“ das Geld, und die „Mützenträger“ bezahlten dafür mit ihrem Leben.
Wir erleben gerade, dass eine Demokratie schwach und dysfunktional wird, wenn sie sich mächtigen Lobbyorganisationen gegenübersieht, die ihren Einfluss auf das Narrativ ausüben. In den USA ist die Kontrolle der Erklärungen so umfassend, dass die große Mehrheit in der Matrix (Anmerkung der Übersetzerin: Anspielung auf die allumfassende Scheinwelt des Films „Matrix“) lebt.
Positives Echo in Russland
Die russischen Medien haben den US-amerikanischen Ausbruch von Hass und Beleidigungen gegenüber Trump für den „Verrat an den USA“ ignoriert und das Treffen in Helsinki positiv dargestellt – als Anfang eines Weges zu besseren Beziehungen. Diese russische Betrachtungsweise ignoriert die Tatsache, dass Trump weder in der US-Regierung noch in den Medien Rückhalt dafür hat, diesen Weg einzuschlagen. Die russischen Medien müssen sich unbedingt mit den US-amerikanischen Reaktionen auf das Treffen mit Putin in Helsinki vertraut machen. In meinen jüngsten Kolumnen habe ich einige dieser Reaktionen gesammelt und über den Link in dieser Kolumne zu Donald Jeffries (siehe oben) kann man sich einen guten Überblick über die ablehnende Haltung der Republikaner gegenüber Trumps Versuch, die amerikanisch-russischen Beziehungen zu kitten, verschaffen.
So wie im Ersten Weltkrieg die britische, französische, deutsche und russische Regierung das Schlachten nicht beenden konnten, weil sie den Sieg versprochen hatten und sonst diskreditiert worden wären, wird die russische Regierung heute gezwungen sein, sobald sie den russischen Bürgern bessere Beziehungen zu den USA in Aussicht stellt, diese auch zu liefern. Dies wird aber bedeuten, dass die russische Regierung mehr aufgeben muss als sie gewinnt. Die russische Souveränität wird ein Teil des Preises für die Einigung sein.
Halten die Russen in ihrer verzweifelten Hoffnung auf Akzeptanz durch den Westen an der Illusion fest, dass Washingtons Hegemonie verhandelbar ist, wird das nicht nur sie selbst, sondern die ganze Menschheit in Gefahr bringen.
Postskriptum: Die Tirade eines Niemands ohne Verdienst oder Errungenschaft im weiter unten aufgeführten Link zu „Salon“, die, wie ich befürchte, vermutlich zum Bestand der CIA-Organ zählt, ist faktenfrei. Es ist aber ein treffliches Beispiel für den organisierten und inszenierten Angriff auf die Wahrheit und gegen jene Persönlichkeiten, die sich der Wahrheit verpflichtet haben, wie Jill Stein und Julian Assange.
Weil sie es darauf anlegen, Trump zu verunglimpfen, kann man die Schilderungen des anonymen republikanischen Staatssenators im „Salon“ nicht ernst nehmen, der seinen Glauben an Trump nur deswegen verloren haben will, weil dieser sich Putin gegenüber nicht provozierend verhalten hat. Trotzdem sind diese Schilderungen, selbst wenn sie erfunden sind, richtig in dem Sinne, dass sie das gesteuerte Narrativ widerspiegeln, das man dem US-amerikanischen Volk und den Untertanen des Washingtoner Imperiums einflößt.
Die russischen Medien müssen dringend den Artikel im Salon übersetzen und veröffentlichen, damit das russische Volk versteht, dass kein Abkommen mit den USA möglich ist, in dem Russland weiterhin ein souveräner Staat bleibt. Der Hass auf Russland, der gerade in den USA geschürt wird, ist außerordentlich. Er kann nur zum Krieg führen.
In der gesamten westlichen Welt haben Wahrheit und Fakten ihre Autorität verloren. Der Westen lebt in einer Lügenwelt, derselbe Westen, der sich der Welt entgegenstellt. Es ist mitleiderregend mit anzusehen, wie Putin und Lawrow sich immer wieder an Fakten und die Wahrheit berufen, wenn diese doch im Westen nichts bedeuten.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „America Overrules Trump: No Peace With Russia„. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.
Paul Craig Roberts
Paul Craig Roberts, Jahrgang 1939, ist ein US-amerikanischer Ökonom und Publizist. Er war von 1981 bis 1982 Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik im Finanzministerium der Regierung Reagan und ist als Mitbegründer des wirtschaftspolitischen Programms der Regierung Reagan mit dem Namen „Reaganomics“ bekannt. Er war Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal und Kolumnist von Business Week. Bei über 30 Anlässen wurde er im Kongress um seine Expertise zu Themen der Wirtschaftspolitik gebeten.
https://www.rubikon.news/artikel/der-staat-im-staate
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