Sonntag, 15. Dezember 2024

LESETIPPS zu "VOLLTREFFER"- Harry Popow

 

LESETIPPS

VOLLTREFFER

PLAUENER SPITZE & DER WELTENTRÄUMER

Es geht es um eine über 63-Jahre währende glückliche Ehe- und Liebesgeschichte zwischen dem Autor und seiner Ehefrau - beide im Krieg geboren und am Friedenswirken der DDR aktiv beteiligt.


Autor, Blogger, Rezensent, Hobbymaler: Harry Popow

http://cleo-schreiber.blogspot.com
Format: 12 x 19 cm
Seitenanzahl: 484
ISBN: 111-2-0000-0001-6
Erscheinungsdatum: 23.09.2024
EUR 36,95 als Buch
https://www.united-pc.eu/home.html

Achtung: Suchen unter Geschichte&Biografie


LESEPROBE – S. 6

Was auf der Seele brennt


Das aller persönlichste Glück ist die Liebe. Sagte Goethe. Davon kann ich als geborener Schütze und als gelernter „Bogenschütze“ im Arbeiter – und - Bauern - Staat der einstigen DDR einiges erzählen. Gerade jetzt im Jahre 2024, in dem wir beide, die Plauener Spitze an meiner Seite, unseren 62. Hochzeitstag feiern. Er steht unter einem noch sehr intakten persönlichen Stern.

Niemand wird dies ernsthaft abstreiten wollen: Ohne Erinnerung an gut Bewältigtes gibt es keine Zukunft. Am 7. Oktober war der Gründungstag der Deutschen Demokratischen Republik! Der Staat der deutschen Arbeiterklasse, der gegen den Imperialismus gekämpft hat, der brüderlich mit den Befreiungsbewegungen verbunden war, der den Internationalismus gelebt hat!

Lernen wir von der DDR, nehmen wir diesen Schatz unserer Geschichte für unsere heutigen Kämpfe!“

Siehe: (https://linkezeitung.de/2023/10/10/resolution-des-kommunismus-kongress-2023-communism-congress-resolution-2023/)

Wir machen uns nichts vor: Die Fragen nach dem WARUM im gesellschaftspolitischen Umfeld haben den Abgang gemacht, die geistige Einengung nimmt ihren Lauf, nur wer tief gräbt und weit blickt, hat Chancen, neue Blüten im sonstigen Trümmerfeld zu entdecken. Der Widerspruch liegt in allen Dingen – es kommt nur darauf an, die lösbaren zu finden, gute Ideen, neue Knospen zum Blühen zu bringen.

Die Untertanen glauben und gehorchen und marschieren in den nächsten Krieg. Weltweit. Und die Vision „Frieden ohne Kapitalismus“ wurde in der Luft zerschmettert, einfach gekillt. Angesagt: Das bedeutet Gleichschritt-Denken gegen Rot. Weg von Dialektik und Aufklärung, hin zur Irrationalität Erst Recht keine Zeit für Ursachenforschung. Dagegen wird eine erneute – wie gehabt – eine neue Bedrohung aus dem Osten kultiviert.

Die Bundesregierung unterstützt das korrupte Regime in Kiew. Hat es nicht die tausendfachen Judenmörder Stepan Bandera und Roman Schuchewytsch zu Nationalheiligen erhoben? Der Antislawismus - er spiegelt sich in der täglichen Hetze der deutschen Medien gegen Russland und in der Lieferung von Waffen wider, mit denen erneut Russen getötet werden.

In diesen verrückten Ohne-Ziel-Zeiten ohne weitreichende Inhaltsansprüche und mit zunehmend triumphierender Mittelmäßigkeit, kann es passieren, dass gewisse Kulturleistungen sanft entschlummern, ehe sie richtig wahrgenommen werden. In den braunen Zeiten wurden missfallen erregende Texte verbrannt. Heute werden sie – dank des gesteuerten göttlichen Bekenntnisses zu „Freiheit und Demokratie“ - ans Licht der Öffentlichkeit gelassen, so sie denn aber zu bissig werden, nur geduldet und schließlich totgeschwiegen. Schlimmer als eine Bücherverbrennung.

Was da dem streitbaren Volk mitunter verborgen bleibt ist gar nicht zu ermessen. So entstehen immer mehr Lücken im geistigen Kunstbetrieb und die Flut von übelriechender Kloake, mitunter mit brauner Soße vermischt, breitet sich aus über das politisch flach gebürstete Land.

Die angepriesene Vielfalt soll für Demokratie stehen. Das ist irritierend. Und bemäntelt gleichzeitig die wahren Absichten der oberen Zehntausend nach Macht und Profit auf Kosten des Sozialen. Verzettelung, Vereinzelung, Reduzierung auf´s Detail, die Entpolitisierung, die Negierung des Gesamtzusammenhangs – das ist Ideologie der schlimmsten Art, das ist Methode. Warum? Weil nach der der Friedens-DDR das Ende der Geschichte ausgerufen ist. Keine Veränderungen mehr. Genug der ROTEN. Alles bleibt beim Alten. Diese geduldete „Offenheit“ und „Meinungsfreiheit“ sind der geistigen Kommerz-Treibjagd durch Politik und Medien geschuldet. Was ist eine Hochwassergefahr, die gebändigt werden kann, gegen eine mächtiger werdende geistige Kloaken-Flut? Wie aufregend! Meinst du wirklich??? Wer fragt da nach Alternativen?

Eine Sache der Gewöhnung? So ist es. Nicht jeder lässt gerne Ernsthaftes an sich heran. Wie auch, wenn sich die herrschende Clique mit einem raffinierten Blendwerk umgibt und ihre wahren Ziele nicht so leicht zu durchschauen sind. Da lässt man lieber die Finger von aufklärerischen politischen Sachbüchern. Solche Politischen? Hände weg! Unterhaltung auf seichteste Art liegt immer gut im Rennen, lässt sich gut verkaufen, ist richtig cool. „Nur nicht langweilen“. Man kennt diesen Spruch.

Warum sollte man die geistigen und politischen Gedankenanstöße für eine bessere Welt nicht aus der bürgerlichen Friedhofserde kritischer Literatur wieder herauskratzen? Sie nicht bündeln? Für interessierte Leute. Für jene, die sich noch nicht – in Zeiten der politischen und kriegerischen Tumulte – satt zurücklehnen.















































































Mittwoch, 11. Dezember 2024

WOLLT IHR DIE TOTALE NATO? - rationalgalerie

 Entnommen: https://www.rationalgalerie.de/home/wollt-ihr-die-totale-nato

WOLLT IHR DIE TOTALE NATO?

CDU-Merz: „Der Weg in die NATO ist unumkehrbar"
Autor: Uli Gellermann
Datum: 11.12.2024
  
Die korrekte Antwort auf die Frage nach der totalen NATO hatte einst Joseph Goebbels gegeben. Es solle „totaler und radikaler (werden), als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können“. Sicher, die Goebbels-Frage meinte die nach dem totalen Krieg, aber die NATO ist DER KRIEG, und wer heute die Ukraine in die NATO aufnehmen will, der ist auf dem Goebbels-Weg. Und wo der hinführte, ist bekannt: In die totale Niederlage, zu einem total kaputten Deutschland.

Die Herren der Welt

Friedrich Merz will, dass die Ukraine in die NATO aufgenommen wird, und die NATO will den Russen mal zeigen, dass die Herren der Welt in den USA sitzen und dieser Anspruch gern mit militärischen Mitteln durchgesetzt wird.

Giftgas in den Konzentrationslagern

Friedrich Merz war Syndikus (Anwalt) beim Verband der Chemischen Industrie. Das ist jener Verband, der sich bis heute nicht von seiner Nazi-Vergangenheit distanziert hat. Weder von der profitablen Mitarbeit an der Massenvernichtung durch Giftgas (Zyklon B) in den Konzentrationslagern, noch von der Produktion des synthetischen Benzins für den flotten Krieg der Nazis.

Uran aus Russland

Als die Nazis Russland überfielen, hatten sie auch die reichen Bodenschätze der Russen im Auge. Das ist heute nicht anders. Russland liefert zum Beispiel 40 Prozent des angereicherten Uran für Kernkraftwerke. Das US-Unternehmen Centris durfte sogar die Sanktionen gegen Russland unterlaufen und erhielt eine Ausnahmegenehmigung der Regierung für Uranimporte aus Russland. Das russische Uran kann man, hoffen die USA, einfacher und billiger nach einem siegreichen Krieg haben.

Agent für BlackRock

März ist der deutsche Agent für BlackRock. Die 19,37 Milliarden-Dollar-Investions-Krake ist an den russischen und ukrainischen Rohstoffen heftig interessiert. Selbst wenn nach dem anvisierten Krieg mit Russland auf dem Boden Europas nicht mehr viel steht, unter dem Boden Russlands lagert das, was den Krieg für Profiteure so attraktiv macht.

Survival Condo in Kansas

Die Milliardäre, die einen Platz im „Survival Condo“ in Kansas (Preis ca. 4,5 Millionen Dollar) gekauft haben, sind jene Minderheit, die glaubt, einen Krieg gemütlich überleben zu können. Leute wie Merz hoffen, vom Trittbrett der Superreichen seine Nato-Parolen ungestraft in die Welt brüllen zu dürfen. Es gibt immer wieder tödliche Irrtümer.


Dienstag, 10. Dezember 2024

Erklärung zum 9. November 2024 - unentdecktes-land

 Entnommen: https://www.unentdecktes-land.org/


Es ist Krieg allerorten und "wir Deutschen sind wieder wer" und dabei und vorneweg. Krieg wofür? Als sich 1992 gerade der Staub der einstürzenden Mauerteile in Berlin gelegt hatte, gab es die Antwort von Bundeskriegsminister Rühe, dessen Sicht nach Osten keine NVA-Kaserne mehr störte:


 "Für die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt ..."

 Ab da war klar, was auf westdeutscher Seite hinter dem Stahlbeton der deutsch-deutschen Grenze über 40 Jahre auf Revanche gelauert hatte. Und war es nicht da schon klar, dann doch spätestens 7 Jahre später, als deutsche HARM-Luft-Boden-Raketen von deutschen Tornados-Piloten Krater in jugoslawischen Boden schlugen. Etwa dort, wo eine Generation zuvor der Donner der faschistischen Wehrmacht über Bergen von Ermordeten verhallt war.

 Spätestens seit diesem ersten deutschen Angriffskrieg seit 1945 war ein armselig dummer Tölpel, wer sich noch mit dem Sandsäcke-Schippen "unserer Jungs" beim Oderhochwasser oder der Aussetzung der Wehrpflicht die "Friedenstruppe" vorgaukeln ließ. Heute haben die Siemens, Krupp und Deutsche Bank das Märchen vom Frieden schon lange nicht mehr nötig. Die Militarisierung der Gesellschaft, angefangen beim Werben fürs Sterben schon bei Minderjährigen, bis zur offenen Kriegsvorbereitung erneut gegen den „Feind im Osten“, das alles ist schon lange normal, wieder. So "normal" wie finster blickende Landser der Bundeswehr auf Großflächenwerbung an der Straßenbahn oder „deutschen Panzern für den Kampf gegen die Russen“. Es geht schnell und soll noch schneller gehen, verkündet Generalinspekteur Carsten Breuer und die Tagesschau:

 „In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein…“

 Dafür wurde das größte deutsche Aufrüstungsprogramm seit 1945 angeschoben. Begründet wurde die „Zeitenwende“, wie auch das letzte große Aufrüstungsprogramm, mit dem der 2. Weltkrieg vorbereitet wurde mit der „Bedrohung aus dem Osten“. Und wenn es auch noch ein paar Jahre brauchen sollte, bis wir wieder militärisch „kriegstüchtig“ sind, verbal sind wir es schon lange. Den „Feind“ müssen wir ruinieren, kommandiert die deutsche Außenministerin, und Europa müssen wir militärisch führen, kommentiert eine deutsche Kriegsministerin.

 Mögen andere von ihrer Schande sprechen,

wir sprechen von der unsrigen


 Und alle reden von der Schande Russlands und seines Präsidenten. Der ist laut Handelsblatt ein „Faschist“, der, wie die FAZ berichtet, einen „Vernichtungskrieg“ führt. Vor frappierenden „Gemeinsamkeiten mit Hitler“ warnt der Spiegel. Kein militaristisches Getöse in diesem Land, das nicht einher geht mit der Relativierung und Verharmlosung des deutschen Faschismus und seiner singulären Verbrechen. Ein Zweiklang, er ist die Ouvertüre zum dritten Anlauf. Der Sound ist uns bekannt, es ist immer auch der Abgesang auf die deutsche Nachkriegszeit.

Krieg ist hier immer das, was Andere anrichten. Unsere Kriege verbuddelt man dagegen unter dem Geschrei von der Schande jener Anderen. Und wenn die Welt sich an jedem 8.Mai vor den Befreiern verneigt, um die Weltkriegstoten trauert und den Sieg über den deutschen Faschismus feiert, schweigt sich dieses Deutschland aus. Anders als in der  DDR, für die der 8.Mai der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus und ein Feiertag war, ist und bleibt dieser Tag in dieser alten neuen BRD ein „Trauertag der deutschen Niederlage“.

Bis heute hat die deutsche Regierung, wie alle Regierungen der BRD zuvor, am 8.Mai für nichts und niemanden zu danken. Seit Jahren untersagt man in Berlin am 8.Mai selbst die Fahne des Staates, der die größte Last im Kampf gegen das faschistische Deutschland trug, die Sowjetunion. Passend dazu verwehrt man offiziellen Vertretern der Regierungen verschiedener Staaten, die einst vom deutschen Faschismus überfallen wurden, die Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen in den KZ-Gedenkstätten. Eine Schande so groß wie der Mond, nur der Hochmut und die Heuchelei der deutschen Regierung sind noch größer.

 Vergessen sein soll der 2. deutsche Weltkrieg, und dass alles, was es an Bestialität gegen die Menschheit bis heute gibt, von Nazideutschland weit übertroffen wurde. Mit der Shoa definierte Deutschland neu, was an Feindschaft gegen das menschliche Leben möglich ist. Zum Entsetzen der zivilisierten Welt, die tat, was wir Deutschen zu unserer Schande nicht vermochten. Andere, und nicht wir, schlugen im Namen der Freiheit und des Lebens unter unsagbaren Opfern zurück und den deutschen Faschismus nieder. Die Anderen, das war die Anti-Hitler-Koalition, und ihre Tat war eine Befreiung.

 Sbasibo – Thanks – Merci und Danke!

 
Nach dem letzten Krieg


 Die Befreier vergalten nicht Gleiches mit Gleichem. Das deutsche Volk wurde nicht erschossen, erschlagen, verbrannt, weder ausgehungert noch vergast, so wie es die Deutschen mit Millionen getan hatten. Was stattdessen zu tun sei, war zu beraten. Dazu trafen sich die Regierungsspitzen der 4 wichtigsten Staaten der Anti-Hitler-Koalition. Und weil das in Potsdam geschah, genau am 2. August 1945, nannte man das Ergebnis dieser Beratung fortan das Potsdamer Abkommen. Seine wichtigsten Beschlüsse gingen als die "4 Ds" in die Geschichte – und im Osten auch in die Geschichtslehrbücher – und dort vor allem aber in das gesellschaftliche Leben ein. D wie ...

 1. Denazifizierung: Verbot der NSDAP und aller anderen Nazivereine, Bestrafung aller Kriegsverbrecher, faschistische, rassistische, antisemitische, chauvinistische Propaganda unter Strafe.  2. Demilitarisierung: Völlige Abrüstung, Zerschlagung aller militärischen und zum Erhalt der militärischen Tradition geeigneten Organisationen. Zerschlagung der Rüstungsindustrie.  3. Demokratisierung: Umgestaltung des öffentlichen Lebens auf demokratischer Grundlage, Abschaffung sämtlicher Gesetze und Verordnungen der Nazis, Zulassung antifaschistischer Organisationen.  4. Dezentralisierung: Vernichtung der bestehenden übermäßigen Konzentration der Wirtschaftskraft, dargestellt insbesondere durch Kartelle, Syndikate, Trusts und andere Monopolvereinigungen.

 Deutschland wurde aufgeteilt in vier Besatzungszonen, drei für Frankreich, Großbritannien und die USA und eine für die sowjetisch besetzte Zone, kurz SBZ. Während man in der SBZ daran ging, ein D des Potsdamer Abkommens nach dem anderen umzusetzen, blieb es in den westlichen Besatzungszonen im Großen und Ganzen beim Alten. Und auch in den Kommandohöhen von Wirtschaft, Politik, Justiz und vor allem Militär saßen wieder die Alten. Die Westmächte sahen immer großzügiger weg und rot. Nicht die Schlange des deutschen Faschismus, die sie eben noch an der Gurgel hatten, war mehr ihre Sorge. Das neue Feindbild hieß Kommunismus.

 Vergessen, was nie vergessen werden durfte

 Nie wieder Krieg und Faschismus wurden drüben passé. Die neue Rechnung der Westmächte lautete jetzt: „Jeder Feind der Bolschewisten ist mein Freund!“ Und wer nur kräftig genug ins antikommunistische Horn stoßen konnte, bekam Zucker und einen Marshallplan in den Arsch geschoben. Ob aus Wehrmacht oder SS, noch jede Faschistensau war gut genug für den Kampf gegen die Sowjetunion. Die vormals mit ihr gemeinsam getroffenen Beschlüsse gegen ein Wiedererstarken des deutschen Faschismus und Militarismus wurden in der Westzone eine störende Unwichtigkeit.

Auch das Betteln und Bitten der Sowjetunion, die auf die Umsetzung der Potsdamer Beschlüsse beharrte, konnten den Zerfall der Anti-Hitler-Koalition nicht aufhalten. Die drei Westzonen wurden eine große »Trizone«, gegen die SBZ. Ein Plan, der sich bald als Teilungsplan herausstellen sollte. Und schon vor der nahenden Teilung von Trizone und SBZ wurde der Umgang mit den Potsdamer Beschlüssen zur roten Linie dazwischen.

Während im Osten auf die Kriegsverbrecher und Finanziers Hitlers Enteignung und Todesstrafe warteten, kamen sie in Westdeutschland in die Regierung und bauten sich eine neue Armee und auf Basis ihrer Kriegsbeute neue Firmenimperien auf. Wo ihre Geschichte, die Geschichte der Siemens, Daimler, Deutsche Bank & Co., in der DDR mit der Überführung in Volkseigentum endete, ging sie in der BRD ungebremst weiter. Justiz, Wissenschaft, Forschung & Schule, Wirtschaft, Gesundheitswesen – wohin man auch schaute, der Osten machte es anders, der Westen machte nur weiter. Die BRD baute auf die alten Experten – wirtschaftlich rechnete sich das. Die DDR dagegen riss jede alte Struktur nieder, auch wenn erstmal nichts mehr funktionierte und sie das wirtschaftlich ins Minus riss.

 Durch Deutschland ging ein tiefer Riss, nicht nur entlang der Fragen des Potsdamer Abkommens. Für den Westen konnte er nicht schnell und tief genug gehen. Dort gab man Richtung und Geschwindigkeit vor: Verweigerung der vereinbarten Reparationsleistungen an die Sowjetunion, endgültige Spaltung des deutschen Wirtschaftsraums durch eine separate Währungsreform, Gründung des Separatstaates BRD, Einordnung in das westliche Militärbündnis NATO, Aufstellung der Bundeswehr unter Führung von Nazimilitärs. Der SBZ blieb nur, um den 1945 gemeinsam mit dem Westen eingeschlagenen Kurs zu betteln und dann mit Tatsachen zu reagieren: Gründung der DDR und des Warschauer Verteidigungspaktes, Aufstellung der NVA, Sicherung der Staatsgrenze der DDR.

 
Die Wahrheit ist immer konkret

Der Widerspruch, der den Riss zwischen den Himmelsrichtungen aufmachte, war weder die „Freiheit“, von was und wem auch immer. Der Widerspruch war ein anderer:

So wie das Führungspersonal des Nazi-Reiches in den Westen floh, flohen dorthin die Eigentümer der Banken und Konzerne, die ihren Hausmeister Adolf Hitler einst für den Raubzug groß machten. Jenseits der Grenzen der SBZ/DDR waren sie sicher. Die Umsetzung des Potsdamer Abkommens im Westen hätte auch ihr Ende bedeutet. So wurde die Staatsmacht BRD mit alledem, was sie ausmachte, zum Garanten der Nichtumsetzung des Potsdamer Abkommens in Westdeutschland. Sie wurde zur Schutzmacht der Banken und Konzerne, deren Vernichtung im Osten vollzogen wurde. Sie wurde zur Schutzmacht der Nazigrößen und Kriegsverbrecher, deren Bestrafung und Enteignung im Osten zur Realität wurde.

So wie die Trizone mit der Gründung des Separatstaates BRD diesen Status betoniert hatte, konnte auch die SBZ darauf nur mit einer Staatsgründung reagieren, um ihre Position an dieser Front zu befestigen. Die Deutsche Demokratische Republik wurde damit, mit alledem was sie ausmacht, mit alledem was man an ihr mochte und hasste, zum Garanten der Umsetzung des Potsdamer Abkommens. Sie wurde zum Garanten der Umsetzung der Forderungen der vom deutschen Faschismus Überfallenen wenigstens in einem Teil Deutschlands. Die Lösung „Mauer“ war, wie Kennedy sagte, „keine sehr schöne Lösung, aber ... verdammt noch mal besser als ein Krieg“.

 Auch wenn es diese Grenze nicht unmöglich machte, die DDR zu verlassen, und sie niemanden zwang zu bleiben – wie die über 300.000 beweisen, die einen Ausreiseantrag stellten – diese Grenze machte es den Leuten schwer, einfach zu gehen. Trotzdem gingen viele. Bis zum Ende der DDR über 2 Millionen. Drüben lockten höhere Löhne und ein Wirtschaftswunder, das alles andere als verwunderlich war.

Die für den Westen günstigen ökonomischen Teilungsproportionen, die dort unangetasteten gigantischen Kriegsgewinne deutscher Konzerne und Banken bewirkten zusammen mit der massiven Injektion von ausländischem Kapital durch den Marshallplan sowie den aus der DDR strömenden, gut ausgebildeten Arbeitskräften ein wachsendes Wirtschaftsgefälle zwischen BRD und DDR. Auch lockte der Westen mit der Ruhe vor der in SBZ/DDR tobenden Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit.

 In der DDR dagegen »lockte« erst mal nichts, nur das Versprechen, das alles anders würde. Dazu gab es anfangs harte Arbeit für Essensmarken und die Anwesenheit dieser Russen, die man zu hassen in den letzten Jahrzehnten von Kaiser & Führer von der Pike auf gelernt hatte. Tausend Widersprüche, tausend Probleme und Fehler und tausend offene Fragen von Menschen, die 100 Jahre lang gewöhnt waren, Kaiser und Führer hinterher zu rennen. Die DDR verlor diese Schlacht. Wohlstand, Wirtschaftswunder und der behagliche Schlussstrich unter die Geschichte hatten vor allem kurz nach dem Krieg für zu viele Deutsche weit mehr Anziehungskraft als Antifaschismus, Antimilitarismus und Sozialismus.

 Diese Grenze wurde aufgehoben, damit wir gemeinsam wieder in den Krieg ziehen

 Antifaschistisch-Antimilitaristischer Schutzwall – wer hat sich nicht alles über die „Propaganda der DDR“ lustig gemacht. Doch nach weit über 200 Mordopfern deutscher Faschisten seit 1990 und dem Einzug ihrer faschistischen Parteien in die Parlamente, nach dem Angriff der BRD auf Jugoslawien mit dem ersten deutschen Angriffskrieges seit 1945 - 9 Jahre nach dem Ende der DDR, mit jener furchtbaren seit dem Anschluss immer schneller galoppierenden Militarisierung aller gesellschaftlichen Bereiche, mit dem erneuten Einschwören und Kriegsertüchtigung der Bevölkerung gegen den Feind im Osten, mit jedem Schritt der ins Unermessliche ausartenden Aufrüstung, mit jedem Kriegseinsatz der Bundeswehr bleibt immer mehr das Lachen im Halse stecken.
Durch dies alles, durch jeden weiteren Schritt der Vorbereitung neuer, größerer Kriege der BRD um Rohstoffe und Absatzmärkte, mit jedem weiteren Bodengewinn des deutschen Militarismus in Schulen und Universitäten, mit jedem Aufhetzen gegen jene, die sozial an den Rand gedrängt werden, mit jedem weiteren Schlag des Abrisshammers in die Ruine des Rechts auf Asyl, mit den hunderttausenden Grenztoten auf dem Grund des Mittelmeeres, um die hier fast keiner eine Träne weint, wird klarer, dass diese Grenze aufgehoben wurde, damit wir gemeinsam wieder in den Krieg ziehen.

1999 fragte ein Bündnis aus Friedenbewegung und linken Organisationen mit an zwei Schwerlastkränen in die Höhe gezogenem Schriftzug, ob diese Grenze fiel, damit wir wieder gegen andere Völker in den Krieg ziehen. 2014 beantwortet der Verein Unentdecktes e.V. diese Frage mit einem 50 Meter langen Banner auf dem Alexanderplatz.

 Das Banner ist heute dasselbe, denn die Zustände sind noch dieselben. Doch auch wenn so vieles so unabänderlich erscheint und nicht besser wird. Die Welt verändert sich doch, kein Stein bleibt auf dem anderen. Rückschritt gegen Fortschritt, Geschichte wird gemacht jeden Tag. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ist der Kampf dagegen, sie Weltkrieg um Weltkrieg wiederholen zu müssen. Um den nebligen Weihrauch namens „Freiheit“, mit dem man uns davon abhalten und nicht nur in diesen Tagen die Tränen in die Augen treiben möchte, ist es nicht schade. Kühl der Kopf und klar die Augen, schauen wir uns endlich um!

 Wer möglichst viele Möglichkeiten hat, dessen Freiheit ist es. Hat der Arbeiter möglichst viele Möglichkeiten, ist es die Freiheit des Arbeiters. Hat das Kapital möglichst viele Möglichkeiten,

ist es die Freiheit des Kapitalisten. Schau um dich, wer möglichst viele Möglichkeiten hat,

und du weißt, wessen Freiheit das ist.*

 Unentdecktes Land e.V


Montag, 9. Dezember 2024

USA-Ziel im Ukraine-Konflikt: Dominanz über EU-Europa - Rainer Rupp

 Entnommen: https://www.freidenker.org/?p=20492

Das subtile Ziel der USA im Ukraine-Konflikt: Wiederherstellung der Dominanz über EU-Europa

9. Dezember 2024

Der US-Stellvertreterkrieg gegen Russland in der Ukraine hat Europas politische, wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit von den USA verstärkt. Während Russland von den Vereinigten Staaten offiziell als Hauptgegner präsentiert wird, scheint das wahre Ziel Washingtons die Wiederherstellung der US-amerikanischen Dominanz in und über Europa zu sein.

Von Rainer Rupp

Erstveröffentlichung am 02.12.2024 auf RT DE

Der ehemalige höchste Offizier der Bundeswehr und Ex-Vorsitzende der NATO-Militärkommission in Brüssel, Harald Kujat, hat jüngst in einem Interview beklagt, dass die Europäer in Bezug auf ihre Teilnahme am US-Krieg in der Ukraine weder eine europäische noch eine nationale Strategie haben. Das gilt gleichermaßen für die EU-Führungsgremien in Brüssel als auch für die Regierungsvertreter der wichtigsten militärischen Mittelmächte der EU.

Nach konkreten Zielen befragt, plappern die Europäer nur die US-Propaganda von der US-formulierten „regelbasierten Ordnung“ nach. Statt eigene Interessen zu definieren, folgen sie mit blinder Nibelungentreue den Amerikanern, die offensichtlich bereit sind, sie jederzeit über den Rand in den Abgrund zu stoßen, wenn es ihren US-Interessen dient.

Der US-Kriegsminister Lloyd Austin hatte bereits wenige Wochen nach Beginn der russischen Sonderoperation am 24. Februar 2022 in einer Rede in Warschau erklärt, dass das Ziel der US-amerikanischen Militär- und Finanzhilfe für die Ukraine in der „strategischen Schwächung Russlands“ bestand. Das Riesenland sollte so geschwächt werden, dass Moskau es nicht mehr wagen würde, sich außerhalb seiner Grenzen militärisch zu engagieren. Blindlings haben sich die transatlantischen Polit- und Medien-„Eliten“ in Europa auch diesem angeblich „erstrebenswerten“ Ziel angeschlossen.

In dieser ersten Phase des US/NATO-Stellvertreterkriegs in der Ukraine waren viele Analysten davon ausgegangen, dass Washingtons Offensive gegen Russland lediglich Teil der Vorbereitungen für einen ganz anderen, weitaus wichtigeren Konflikt war, nämlich den Krieg gegen China. Der wurde damals von US-Militärkreisen in aller Öffentlichkeit spätesten zum Jahr 2028 angekündigt. Deshalb, so die Überlegungen der Analysten, müsste zuvor Russland als wichtige Quelle moderner Waffensysteme für Peking und als zuverlässiger Lieferant von strategischen Rohstoffen ausgeschaltet werden. Auch mit diesem mittelfristigen US-Kriegsziel konnte sich die Mehrheit der in der Wolle imperialistisch gefärbten europäischen Eliten anfreunden.

Tatsächlich aber haben die USA bisher keines ihrer angeblichen Ziele erreicht. Das Gegenteil ist der Fall, und das war bereits früh erkennbar. Schon vor einem Jahr waren sich westliche Experten, die nicht in den Taschen des „Tiefen Staates“ steckten, darin einig, dass die russische Armee in allen Bereichen, die für eine erfolgreiche Kriegsführung wichtig sind, stärker denn je ist. In der Zwischenzeit operieren die russischen Streitkräfte noch perfekter in der Zusammenarbeit der verschiedenen Waffengattungen („combined arms warfare“) und für die NATO sind sie unschlagbar, falls das Angriffsbündnis tatsächlich im Osten Europas mit Bodentruppen zur Offensive gegen Russland übergehen würde.

Wenn es also tatsächlich das Ziel Washingtons war, die Ukraine und die Europäer zu nutzen, um Russland nachhaltig strategisch zu schwächen und als „Hilfstruppe“ für China zu neutralisieren, dann hat sich diese US-Strategie als gigantischer Rohrkrepierer herausgestellt. Aber war das wirklich das Ziel der Tiefen Staates in Washington? Verdeckt womöglich die Niederlage von US/NATO in der Ukraine einen gigantischen geostrategischen Erfolg der neo-konservativen Strippenzieher in Washington? Es ist allerdings ein Erfolg, der mit hochgradig kriminellen Methoden erzielt wurde und Hunderttausenden von „befreundeten“ Ukrainern das Leben gekostet hat.

Während der Ukraine-Konflikt auf den ersten Blick als geopolitische Auseinandersetzung mit Russland erscheint, deuten tiefere Analysen darauf hin, dass die Vereinigten Staaten hinter dem Nebel und Donner des Krieges in der Ukraine ein ganz anderes, unter vielen Propagandaschichten verborgenes Ziel verfolgen, nämlich die uneingeschränkte wirtschaftliche und politische Kontrolle über Westeuropa wiederherzustellen. Mit anderen Worten: Viele Indizien deuten darauf hin, dass dieser Krieg gegen Russland nur Mittel zu einem einzigen kardinalen Zweck ist – nämlich die Rückführung Europas in die US-amerikanische Vasallenschaft.

Europa befand sich nach dem Ende des Kalten Krieges auf einem Pfad, der es zunehmend in Richtung wirtschaftlicher und politischer Autonomie führte. Die technologische und wirtschaftliche Integration innerhalb Europas stärkte zugleich eine einheimische Elitenschicht, die vor allem in Paris und Berlin verankert war. Man denke nur zurück an die deutsche und französische Kritik und Nichtbeteiligung am brutalen, unprovozierten und völkerrechtswidrigen US-Angriffskrieg gegen den Irak im Jahr 2003.

Für Washington war das damals ein Schock. Diese von Paris und Berlin selbstsicher gezeigte souveräne Entscheidung widersprach den Kern-Interessen der USA, die traditionell auf ihre führende Rolle in der geopolitischen und wirtschaftlichen Architektur des Westens pochten. Seither hat der sogenannte Tiefe Staat des außenpolitischen US-Establishments systematisch daran gearbeitet, diese Entwicklung zurückzudrehen und die US-Dominanz über Europa wiederherzustellen – und sie hatten dabei umwerfenden Erfolg. Interessant ist, was der russische Präsident Putin anlässlich seines Besuchs in Kasachstan bei einer Pressekonferenz am 28. November zu diesem Thema gesagt hat:

„Mir kommt es einfach so vor, als sei dieses Europa furchtbar tief gesunken. Es hat aufgehört, als unabhängiges Zentrum, als unabhängiges politisches, souveränes Zentrum der Weltpolitik zu existieren. Die tanzen beim ersten Pfiff der amerikanischen Regierung die Schmetterlingspolka, selbst zu ihrem eigenen Schaden. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Leute auf sehr hoher Ebene, in der Bundesrepublik, in hohen Regierungspositionen, irgendeine Aufgabe des amerikanischen Geheimdienstes ausführen, aber dass sie nicht im Interesse ihres eigenen, in diesem Falle des deutschen Volkes arbeiten. Wie kann man allem zustimmen, was dort passiert?

Energie kostet beispielsweise auf dem US-amerikanischen Markt in manchen Bundesstaaten ein Drittel bis ein Fünftel von dem in Europa, beispielsweise in Deutschland. Ganze Betriebe, ganze Branchen schließen in Deutschland und ziehen in die USA. Und sie tun das, und sie tun es zielgerichtet. Die Amerikaner sind ein pragmatisches Volk; tatsächlich tun sie in ihrem eigenen Interesse möglicherweise das Richtige. Aber die da? Wenn denen gesagt wird: ‚Wir hängen euch auf‘, werden sie nur eine Frage haben: ‚Sollen wir das Seil selbst mitbringen, oder gebt Ihr uns eins?‘ Verstehen Sie? Das ist alles.

Volkswagen schließt, Stahlwerke schließen, Chemiefabriken schließen, Glasfabriken schließen. Es gibt bereits Tausende, jetzt mindestens Hunderte und vielleicht Tausende, die auf die Straße geworfen werden. Und nichts passiert, Stille. Nur irgendeine Aufregung über aktuelle innenpolitische Themen. Wie soll man mit solchen Partnern reden? Worüber verhandeln?

Daher ist es nicht unsere Schuld, dass sich unsere Beziehungen zu Europa so sehr verschlechtert haben. Das ist auch das Ergebnis der inneren Verfassung des europäischen Establishments und der europäischen Politik.“

(Übersetzung: Thomas Röper vom Anti-Spiegel)

Tatsächlich kann man seit dem US-orchestrierten Maidan-Gewaltputsch in der Ukraine 2014 beobachten, wie dank (unter dem Vorwand?) der zunehmend verschärften anti-russischen Politik der Tiefe Staat in Washington mit Hilfe seiner Sanktionen gegen Russland weitgehend unbemerkt begann, seine Strategie zur gezielten Schwächung Europas umzusetzen. Seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn der „russischen Sonderoperation“ in der Ukraine, haben sich die Sanktionen gegen Russland sowie deren viel schlimmere negative Auswirkungen auf die Wirtschaften der EU-Staaten potenziert.

Die Schäden sind heute nicht mehr zu übersehen: Sie haben die europäischen Märkte elementar geschwächt, die Wettbewerbsfähigkeit bisher zentraler europäischer, vor allem aber deutscher Industriebranchen ausgehöhlt. Viele große und mittlere Unternehmen sind bereits in die USA abgewandert, und das ist erst der Anfang. Zugleich ist durch diese Entwicklung das Ansehen und das Vertrauen der Bevölkerung in viele EU-Institutionen untergraben worden. Schon jetzt hat das dazu geführt, dass von der souveränen europäischen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit, die in den Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges sichtbar geworden war, nur noch Spurenelemente erkennbar sind. Ohne radikale Kehrtwende (aber nicht um 360 Grad) ist mittelfristig zu erwarten, dass Europa, vor allem aber Deutschland, jeden Gedanken an jedwede Eigenständigkeit endgültig aufgeben kann.

Tatsächlich haben die USA in den letzten Jahren kräftig an der Bredouille der Europäer verdient, indem sie ihnen riesige Mengen von Fracking-Gas und Waffen geliefert haben, für die die Europäer teuer bezahlt haben. Und weltpolitische sind es nicht die Russen, sondern die Europäer die weitgehend isoliert sind; schlimmer noch, sie werden von den meisten Ländern der Welt nicht mehr ernst genommen, sondern nur noch als US-Anhängsel gesehen. Wer will schon mit Hänschen sprechen, wenn er das mit dem amerikanischen Hans bereden kann? Eine Entwicklung, die die Europäer noch stärker zu Vasallen der USA machen wird.

Der Energiemangel und die stark gestiegenen Preise für Gas, die durch den Kaufstopp der Gaslieferungen aus Russland und die Sprengung von Nord Stream ausgelöst wurden, erhöhten die Produktionskosten in der gesamten EU. Unternehmen und Konsumenten mussten ihren Energieverbrauch massiv einschränken, was wiederum die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften schwächte.

Bezeichnenderweise nutzten amerikanische Unternehmen die Wirtschaftskrise in Europa für strategische Zukäufe von Firmen auf dem „alten Kontinent“. Denn der Rückgang der Unternehmensbewertungen in Europa, der durch Inflation und niedrige Liquidität verstärkt wurde, hat Europa zu einem El Dorado vor allem für strategische Schnäppchenjäger gemacht, die sich für „’nen Appel und ’n Ei“ bekannte Markenfirmen, die in Schwierigkeiten stecken, unter den Nagel reißen.

Ein weiterer Effekt der Krise ist der Exodus führender europäischer Unternehmen von regionalen Börsen wie der Euronext hin zur New Yorker Börse (NYSE). Deutsche und französische multinational Konzerne wie Linde und TotalEnergies suchen in den USA nicht nur höhere Finanzliquidität, sondern auch Zugang zu einem größeren Pool passiver Investitionen. Dieses Phänomen verstärkt den Kapitalabfluss aus Europa und stärkt die Position der Vereinigten Staaten als globales Finanzzentrum. Auch die Verlagerung dieser Unternehmen ist ein Indikator für die zunehmende Abhängigkeit Europas von den USA.

Vor diesem Hintergrund wird es schwierig zu glauben, dass der US-Stellvertreterkrieg in der Ukraine allein dazu dient, Russland militärisch, wirtschaftlich und politisch zu schwächen, wie das von den führenden US-Strategen als Zielsetzung behauptet wird. Eine militärische Niederlage Russlands galt von Beginn an ohnehin als unrealistisch, bedenkt man die Größe des Landes, seine strategische Tiefe und seine historische Widerstandsfähigkeit. Folglich scheint der Verdacht nicht unbegründet, dass mit dem US/NATO-Krieg in der Ukraine von Anfang an ein subtileres Ziel verfolgt wurde, nämlich die erneute ökonomische und politische Unterwerfung Westeuropas unter die USA.

Die wahre Tragödie des Konflikts in der Ukraine liegt in seiner Funktion als geopolitisches Werkzeug der Vereinigten Staaten. Washington konnte kaum hoffen, die historischen Bindungen zwischen Russland und der Ukraine vollständig auflösen zu können. Dennoch diente der Konflikt dazu, die wirtschaftliche Integration der Ukraine mit Russland zu erschweren, indem die Infrastruktur des Landes zerstört wurde und die daraus resultierenden hohen Kosten für den Wiederaufbau im Donbass eine weitere Bürde für Russland darstellen.

Noch folgenschwerer ist der Schaden, der Europa durch US-Sanktionen zugefügt wurde bzw. den die herrschenden Eliten in Europa als US-Befehlsempfänger ihren Völkern zugefügt haben. Durch die Verschärfung der Sanktionen und die Unterstützung der Ukraine in diesem militärischen Konflikt wurde und wird die EU als Ganzes wirtschaftlich geschwächt. Was wiederum den USA die Möglichkeit gibt, diese Schwäche weiterhin auszunutzen.

Fazit: Die wirtschaftliche und geopolitische Strategie der USA zielt offenbar weniger darauf ab, Russland direkt zu besiegen, als vielmehr Europa langfristig zu kontrollieren. Die Zerstörung der Ukraine und die Schwächung der europäischen Wirtschaft schaffen ein Umfeld, in dem die Vereinigten Staaten ihre wirtschaftliche und politische Hegemonie festigen können.

Vor allem aber ist ein heißer Traum des Tiefen Staats in Washington in Erfüllung gegangen: Mit dem US-Krieg in der Ukraine ist es gelungen, einen tiefen und breiten Keil in die deutsch-russischen Beziehungen zu schlagen, der auf absehbare Zeit nicht entfernt werden kann, da alle Grundlagen des gegenseitigen Vertrauens von der deutschen Politiker-Kaste hintertrieben und zerstört worden sind. Und je wahnsinniger die US/NATO-Eskalation noch in den letzten Wochen bis zur Amtsübernahme Trumps getrieben werden kann, umso tiefer und dauerhafter wird die Kluft zwischen Berlin und Moskau. Dabei liegt die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands nicht im absteigenden Westen, sondern in den Wachstumsregionen Russland, China und den anderen BRICS-Ländern.

Europa, vor allem aber Deutschland, steht nun an einem Scheideweg. Wird es möglich sein, die eigene Souveränität zurückzugewinnen oder werden wir weiterhin in die Rolle eines geopolitischen Werkzeugs der USA gedrängt werden? Die Antwort auf diese Frage wird entscheidend sein für die zukünftige Stabilität und Unabhängigkeit unseres Kontinents.

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes


Samstag, 7. Dezember 2024

1989 - Grenzöffnung für den Krieg - RotFuchs

 Entnommen: https://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2024/RF-321-12-24.pdf


Dezember 2024



RotFuchs

Tribüne für Kommunisten, Sozialisten und andere Linke



Seite 5

Zum 9. November 1989, der den Weg bis Rußland freimachte Grenzöffnung für den Krieg

Die Bekämpfung der DDR ist Chefsache. Also eröffnete der Bundeskanzler persönlich am 9. Oktober in Leipzig das diesjährige Staatsspektakel zur „friedlichen Revolution“ und gab die Linie vor. Er wiederholte die Lüge des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler vom 9. Oktober 2009, die Leipziger seien trotz der Gerüchte, daß in den Krankenhäusern der Stadt die „Blutkonserven aufgestockt“ und „medizinisches Personal zu Spät- und Nachtschichten eingezogen“ worden seien, auf die Straße gegangen. Egon Krenz wies am 11. Oktober darauf hin, daß dieses „Gerücht“ 20 Jahre nach 1989 erfunden wurde. Weder Blutplasma noch Leichensäcke waren bereitgestellt, statt dessen riefen Gewandhausdirigent Kurt Masur, der Theologe Peter Zimmermann, der Kabarettist Bernd-Lutz Lange und drei SED-Politiker zur Gewaltlosigkeit auf. Der Aufruf kam in der Scholz-Rede nicht vor. Er tat das, was erstes Erfordernis für Kriegstüchtigkeit ist – Haß predigen. Angeblich drohte 1989 ein „Tian’anmen-Massaker“ und die DDR bestand nach ihm aus Umweltzerstörung, „Indoktrinierung, Militarismus und Blockkonfrontation“. Folgerichtig war für Scholz, den größten westeuropäischen Waffen- und Geldlieferanten für Kiew, der Krieg gegen Rußland Mit einer Aktion und einer Ausstellung zur Geschichte der DDR präsentierte sich der gemeinnützige Verein „Unentdecktes Land“ am 9. November in Berlin. Die Mitglieder dieses Vereins erklären: Es ist Krieg allerorten und „wir Deutschen sind wieder wer“ und dabei und vorneweg. Krieg wofür? Als sich 1992 gerade der Staub der einstürzenden Mauerteile in Berlin gelegt hatte, gab es die Antwort von Bundeskriegsminister Rühe, dessen Sicht nach Osten keine NVA-Kaserne mehr störte: „Für die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt ...“ Ab da war klar, was auf westdeutscher Seite hinter dem Stahlbeton der deutsch-deutschen Grenze über 40 Jahre auf Revanche gelauert hatte. Und war es nicht da schon klar, dann doch spätestens sieben Jahre später, als deutsche HARM-Luft-Boden-Raketen von deutschen Tornados-Piloten Krater in jugoslawischen Boden schlugen. Etwa dort, wo eine Generation zuvor der Donner der faschistischen Wehrmacht über Bergen von Ermordeten verhallt war. (…) Heute haben die Siemens, Krupp und Deutsche Bank das Märchen vom Frieden schon lange nicht mehr nötig. Die Militarisierung der Gesellschaft, angefangen beim Werben fürs Sterben schon bei Minderjährigen, bis zur die Fortsetzung der „friedlichen Revolution“ mit anderen Mitteln: „Heute ist es die Ukraine, die in Europa die Freiheit an vorderster Front verteidigt.“ Das trifft auf seine Freiheit zu Hochrüstung und Krieg zu. Die Ukraine bewältigt die ihr von der NATO gestellte Aufgabe mit faschistischen Bataillonen, mit Russenhaß, der staatsoffiziell von den ukrainischen Nazikollaborateuren des Zweiten Weltkrieges hergeleitet wird. Rehabilitierung des Faschismus ist Teil deutscher Kriegstüchtigkeit. Selbst der imperialismusfreundliche Historiker Christopher Clark bezeichnete am 23. Oktober in der „FAZ“ Maßnahmen zur „Entrussifizierung“ in Odessa als „abenteuerliche Manipulation des Gedächtnisses der Stadt“: Schulkinder sollen nicht Russisch sprechen, russischsprachige Bücher werden aus Bibliotheken entfernt, Denkmäler geschleift … DDR-Bürger kennen das: Vernichtung von Millionen Büchern, von Kunstwerken, Verächtlichmachung wissenschaftlicher und technischer Leistungen, kostenlose Überlassung der Industrie an Ganoven und Flachzangen. Die Massenarbeitslosigkeit nach dem DDR-Anschluß war Resultat eines Feldzuges, der nun mit Panzern aus Deutschland in Rußland angekommen ist. Daher war die wichtigste Feier offenen Kriegsvorbereitung, erneut gegen den Feind im Osten, das alles ist schon lange normal, wieder – so „normal“ wie finster blickende Landser der Bundeswehr auf Großflächenwerbung an der Straßenbahn oder „deutschen Panzern für den Kampf gegen die Russen“. Es geht schnell und soll noch schneller gehen, verkündete Generalinspekteur Carsten Breuer und die Tagesschau: „In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein …“ (…) Durch jeden weiteren Schritt der Vorbereitung neuer, größerer Kriege der BRD um zur DDR-Annexion die Eröffnung eines NATOKommandos in Rostock am 21. Oktober unter Verstoß gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag. Siegesfeiern aber werden in Berlin zelebriert. Kürzungen bei Sozialem und Kultur? In der Hauptstadt wird am 8. und 9. November nicht gespart. Das ist nach der Leipziger Hetzrede des Kanzlers angemessen. Die Internetseite „mauerfall35.berlin“ kündigt ein „rauschendes Fest“ mit einer „Band für Freiheit“ an, tausende Plakate werden auf einem Teilstück des Grenzverlaufs installiert und es gibt dort „Events“. Höhepunkt ist ein Auftritt der russischen Band „Pussy Riot“ am 10. November im Ministerium für Staatssicherheit – Russenhaß importieren „wir“ aus Rußland. Kai Wegner (CDU), Berlins Stadtoberhaupt, meinte im „Tagesspiegel“, der 9. November 1989 sei ein „Glückstag“ gewesen. Der hatte Vernichtung von Millionen Arbeitsplätzen und Ende des Friedens nicht nur in Europa zur Folge. Im Glanz dieses Glücks wollen die heute Kriegstüchtigen vom 9. November 1918 oder 1938 nichts wissen. Arnold Schölzel Aus: UZ, 8.11.2024

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Mit einer Aktion und einer Ausstellung zur Geschichte der DDR präsentierte sich der gemeinnützige Verein „Unentdecktes Land“ am 9. November in Berlin. Die Mitglieder dieses Vereins erklären:

Es ist Krieg allerorten und „wir Deutschen sind wieder wer“ und dabei und vorneweg. Krieg wofür? Als sich 1992 gerade der Staub der einstürzenden Mauerteile in Berlin gelegt hatte, gab es die Antwort von Bundeskriegsminister Rühe, dessen Sicht nach Osten keine NVA-Kaserne mehr störte: „Für die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt ...“ Ab da war klar, was auf westdeutscher Seite hinter dem Stahlbeton der deutsch-deutschen Grenze über 40 Jahre auf Revanche gelauert hatte. Und war es nicht da schon klar, dann doch spätestens sieben Jahre später, als deutsche HARM-Luft-Boden-Raketen von deutschen Tornados-Piloten Krater in jugoslawischen Boden schlugen. Etwa dort, wo eine Generation zuvor der Donner der faschistischen Wehrmacht über Bergen von Ermordeten verhallt war. (…) Heute haben die Siemens, Krupp und Deutsche Bank das Märchen vom Frieden schon lange nicht mehr nötig. Die Militarisierung der Gesellschaft, angefangen beim Werben fürs Sterben schon bei Minderjährigen, bis zur die Fortsetzung der „friedlichen Revolution“ mit anderen Mitteln: „Heute ist es die Ukraine, die in Europa die Freiheit an vorderster Front verteidigt.“ Das trifft auf seine Freiheit zu Hochrüstung und Krieg zu. Die Ukraine bewältigt die ihr von der NATO gestellte Aufgabe mit faschistischen Bataillonen, mit Russenhaß, der staatsoffiziell von den ukrainischen Nazikollaborateuren des Zweiten Weltkrieges hergeleitet wird. Rehabilitierung des Faschismus ist Teil deutscher Kriegstüchtigkeit. Selbst der imperialismusfreundliche Historiker Christopher Clark bezeichnete am 23. Oktober in der „FAZ“ Maßnahmen zur „Entrussifizierung“ in Odessa als „abenteuerliche Manipulation des Gedächtnisses der Stadt“: Schulkinder sollen nicht Russisch sprechen, russischsprachige Bücher werden aus Bibliotheken entfernt, Denkmäler geschleift … DDR-Bürger kennen das: Vernichtung von Millionen Büchern, von Kunstwerken, Verächtlichmachung wissenschaftlicher und technischer Leistungen, kostenlose Überlassung der Industrie an Ganoven und Flachzangen. Die Massenarbeitslosigkeit nach dem DDR-Anschluß war Resultat eines Feldzuges, der nun mit Panzern aus Deutschland in Rußland angekommen ist. Daher war die wichtigste Feier offenen Kriegsvorbereitung, erneut gegen den Feind im Osten, das alles ist schon lange normal, wieder – so „normal“ wie finster blickende Landser der Bundeswehr auf Großflächenwerbung an der Straßenbahn oder „deutschen Panzern für den Kampf gegen die Russen“. Es geht schnell und soll noch schneller gehen, verkündete Generalinspekteur Carsten Breuer und die Tagesschau: „In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein …“ (…) Durch jeden weiteren Schritt der Vorbereitung neuer, größerer Kriege der BRD um zur DDR-Annexion die Eröffnung eines NATOKommandos in Rostock am 21. Oktober unter Verstoß gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag. Siegesfeiern aber werden in Berlin zelebriert. Kürzungen bei Sozialem und Kultur? In der Hauptstadt wird am 8. und 9. November nicht gespart. Das ist nach der Leipziger Hetzrede des Kanzlers angemessen. Die Internetseite „mauerfall35.berlin“ kündigt ein „rauschendes Fest“ mit einer „Band für Freiheit“ an, tausende Plakate werden auf einem Teilstück des Grenzverlaufs installiert und es gibt dort „Events“. Höhepunkt ist ein Auftritt der russischen Band „Pussy Riot“ am 10. November im Ministerium für Staatssicherheit – Russenhaß importieren „wir“ aus Rußland. Kai Wegner (CDU), Berlins Stadtoberhaupt, meinte im „Tagesspiegel“, der 9. November 1989 sei ein „Glückstag“ gewesen. Der hatte Vernichtung von Millionen Arbeitsplätzen und Ende des Friedens nicht nur in Europa zur Folge. Im Glanz dieses Glücks wollen die heute Kriegstüchtigen vom 9. November 1918 oder 1938 nichts wissen. Arnold Schölzel Aus: UZ, 8.11.2024 Rohstoffe und Absatzmärkte, mit jedem weiteren Bodengewinn des deutschen Militarismus in Schulen und Universitäten, mit jedem Aufhetzen gegen jene, die sozial an den Rand gedrängt werden, mit jedem weiteren Schlag des Abrißhammers in die Ruine des Rechts auf Asyl, mit den hunderttausenden Grenztoten auf dem Grund des Mittelmeeres, um die hier fast keiner eine Träne weint, wird klarer, daß diese Grenze aufgehoben wurde, damit wir gemeinsam wieder in den Krieg ziehen. (…) 


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RotFuchs“ abonnieren einfach gemacht Für den Bezug des RF als Printausgabe genügt ein Anruf bei Rainer Behr: 030-98 38 98 30 Wolfgang Dockhorn: 030-241 26 73 oder die formlose Bestellung per E-Mail: vertrieb@rotfuchs.net





Mittwoch, 4. Dezember 2024

Ein Leitstern - RotFuchs Dezember 2024

  Entnommen: https://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2024/RF-321-12-24.pdf Dezember 2024 

RotFuchs 

Tribüne für Kommunisten, Sozialisten und andere Linke 

Ein Leitstern 

Am 2. Dezember 1914 stimmte Karl Liebknecht als einziger Abgeordneter des Deutschen Reichstages gegen die Kriegskredite. In der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ von 1966 heißt es dazu: „Mit seinem mutigen Nein gegen den imperialistischen Völkermord gab Karl Liebknecht den Millionen Arbeitern in Deutschland und darüber hinaus allen friedliebenden Kräften ein leuchtendes Beispiel und ein weithin sichtbares Signal zum Kampf gegen Imperialismus, Militarismus und Krieg.“ 

Liebknecht erhielt nach dem 2. Dezember zwar viele Zustimmungserklärungen von SPD-Organisationen, von Arbeitern, Soldaten und bürgerlichen Kriegsgegnern, das konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen: Er stand in der SPD für eine Minderheit und hatte in der nationalistisch verhetzten Gesellschaft des Kaiserreichs mächtige Kräfte gegen sich. In heutiger Zeitungssprache war er ein „Zarenversteher“, also ein Landesverräter. Auch die 13 Genossen in der SPD-Reichstagsfraktion, an die er im November 1914 seine Begründung für sein Abstimmungsverhalten verschickt hatte, ließen ihn in letzter Minute im Stich. Ihnen hatte er geschrieben: „Einen Wesenszug des Imperialismus, dessen Hauptträger auf dem europäischen Festland Deutschland ist, bildet das wirtschaftliche und politische Expansionsstreben, das immer stärkere politische Spannungen erzeugt … Kleinasien und Syrien, Brennpunkte der internationalen Kapitalkonkurrenz, gehören zu den bedeutsamsten Siedlungsgebieten für das stürmisch vordringende deutsche Finanzkapital. 1 Hier liegt das Zentrum des imperialistischen Gegensatzes zwischen Deutschland und Rußland, hinter dem der englisch-russische Widerstreit zeitweilig zurücktritt.“ Das stammt aus dem Jahr 1914, könnte aber bei Austausch einiger Ländernamen auch heute geschrieben sein. 

International wurde Karl Liebknecht damals von einem Tag zum anderen bekannt. Zustimmung kam aus Holland und Dänemark, die französische „l’Humanité“ und die italienische „Avanti“ würdigten seine Haltung. In der bürgerlichen und sozialdemokratischen Geschichtsschreibung wird Liebknechts Nein dagegen bis heute verschwiegen, heruntergespielt oder als antinational verleumdet. Für die stets kriegsbereite Bundesrepublik, die versuchte, Rosa Luxemburg wegen ihrer vermeintlichen Kritik an den Bolschewiki zur SPD-Säulenheiligen zu machen, war Liebknecht nie von Interesse. Die wildeste Kampagne gegen Liebknecht veranstalteten die Kriegsbefürworter in der SPD. Anfang Februar 1915 versuchte Gewerkschaftschef Carl Legien auf einer Tagung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion sogar, Liebknecht aus der Fraktion ausschließen zu lassen. Das gelang ihm zwar nicht, aber die Fraktion verurteilte mit 65 gegen 26 Stimmen sein Abstimmungsverhalten vom 2. Dezember 1914 und bezeichnete seine Begründung als „unvereinbar mit den Interessen der deutschen Sozialdemokratie“. Gesagt, getan. Am 7. Februar zogen die Militärbehörden Liebknecht ein und zwangen ihn als sogenannten Armierungssoldaten zum Kriegsdienst. Er erhielt zwar zu Sitzungen des Reichstags und des preußischen Landtags Urlaub, durfte dann aber Berlin ohne Erlaubnis nicht verlassen, an keinen Versammlungen teilnehmen und keine mündliche oder schriftliche Agitation betreiben. Am 18. Februar 1915 mußte schließlich Rosa Luxemburg eine einjährige Gefängnisstrafe antreten, die im Februar 1914 wegen ihres Auftretens gegen die Kriegsvorbereitung verhängt worden war. Vergangene Zeiten? Das ist insofern richtig, als sich innerhalb der SPD kein Karl Liebknecht mehr findet. Die Partei strebt schon Ein Leitstern lange nicht mehr nach Überwindung der herrschenden Gesellschaftsordnung, vielmehr stellte sie von Gustav Noske, der am 15. Januar 1919 die Ermordung Liebknechts und Luxemburgs anwies, bis Boris Pistorius immer wieder besonders reaktionäre Kriegsminister und führte 1999 die Bundesrepublik in den ersten Angriffskrieg in Europa seit 1945. Die Stimmen innerhalb der SPD, die sich für Diplomatie statt Krieg einsetzen, sind schwach und fast so isoliert wie vor 110 Jahren Liebknecht, Luxemburg und ihr kleiner Kreis. 2 Das kann nur bedeuten: Nichts darf unversucht bleiben, diese Stimmen zu stärken. Für eine starke Friedensbewegung sind sie unverzichtbar. Der Mut Karl Liebknechts am 2. Dezember 1914 in scheinbar aussichtsloser, isolierter Situation ist ein Leitstern. Arnold Schölzel 

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Montag, 2. Dezember 2024

Rainer Rupp: Die Botschaft der "Haselnuss" an die Ukraine und NATO

 Entnommen:  Entnommen: https://www.freidenker.org/?p=20453

Die Botschaft der „Haselnuss“ an die Ukraine und NATO
2. Dezember 2024

Waffenstillstand
„Dank“ westlicher Provokationen ist der Ukraine-Konflikt zur gefährlichsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geworden. Sogar Einheiten der Strategischen Raketentruppen (RVSN) Russlands kamen jetzt zum Einsatz. Die Botschaft an die NATO war unmissverständlich. Aber wurde sie verstanden?

Von Rainer Rupp

Erstveröffentlichung am 26.11.2024 auf RT DE

Am 21. November 2024 wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der russischen Militärstrategie aufgeschlagen. An diesem Tag setzte die Russische Föderation ihre Strategischen Raketentruppen (RVSN) erstmals in einem realen Kampfeinsatz ein. Dieser Schritt markiert eine historische Eskalation und rückt die strategische Bedeutung dieser Spezialeinheit ins Rampenlicht, die seit ihrer Gründung in der Sowjetunion als die „Truppen der Apokalypse“ bekannt sind.

Die RVSN sind ein eigenständiger Zweig der russischen Streitkräfte, der die Verantwortung für das interkontinentale Raketenarsenal trägt. Diese „Soldaten der Apokalypse“ sind mit einer Feuerkraft ausgestattet, die theoretisch in der Lage ist, eine globale Katastrophe auszulösen. Während des Kalten Krieges standen sie mehrfach in höchster Alarmbereitschaft, insbesondere während Krisen wie der Kubakrise und der RYAN/Able Archer-Krise im Herbst 1983. Bis zu diesem Novembertag im Jahr 2024 wurden die RVSN noch nie in einem realen Kampfeinsatz verwendet.

Der Kontext des Einsatzes der „Oreschnik“ (Haselnuss)
Der Ukraine-Konflikt hatte sich in den Monaten zuvor zu einer der gefährlichsten Sicherheitskrisen der modernen Geschichte entwickelt. Die westlich-ukrainische Seite ignorierte wiederholt russische Warnungen, Langstreckenangriffe auf unbestrittenes russisches Territorium wie Brjansk und Kursk einzustellen. Provokationen der NATO, die als Hauptunterstützer der Ukraine agierte, trugen dazu bei, die Spannungen weiter zu verschärfen. Angesichts dieser Entwicklungen entschied sich Moskau, eine seiner mächtigsten Waffen einzusetzen – jedoch zunächst in einer nicht nuklearen Form.

Das Ziel des Angriffs war eine riesige ukrainische Rüstungsfabrik in Dnipro (Dnjepropetrowsk), in der schon in Sowjetzeiten Raketen hergestellt wurden, ununterbrochen bis letzte Woche. Die Waffe, die hierbei zum Einsatz kam, war die neu entwickelte russische Hyperschall-Rakete mit dem Codenamen „Oreschnik“. Diese Rakete wurde bisher nur theoretisch getestet und erwies sich nun in einem realen Kampfszenario als äußerst effektiv. In der Endphase der nicht zu berechnenden Flugbahn, trennen sich bis zu 36 Sprengköpfe von der Trägerrakete, die wiederum mit eigenem Raketenantrieb unabhängig voneinander ihre eigenen Ziele ansteuern. Dabei wird die Zerstörungskraft der jeweiligen Sprengköpfe noch durch die kinetische Energie der extrem hohen Einschlaggeschwindigkeit vervielfacht. Anscheinend hatte die „Oreschnik“ auf dem großen und weit gestreuten Areal des ukrainischen Rüstungskonzerns trotz ihrer nur konventionellen Bewaffnung die Wirkung einer kleinen taktischen Nuklearwaffe.

Mit ihrer beeindruckenden Geschwindigkeit und zerstörerischer Präzision hat die „Oreschnik“ daher auch als konventionelle Waffe auf den bisher blinden und tauben Regierungsetagen der europäischen NATO-Länder für Aufregung gesorgt. Denn die westlichen Kriegstreiber müssen jetzt damit rechnen, dass diese Raketen mit einer Reichweite von 6000 Km jeden Ort in Westeuropa – egal ob konventionelle oder nuklear bestückt – mit Hyperschall in kürzester Zeit erreichen können und zugleich keine westlichen Waffen existieren, die die „Oreschniks“ aufhalten können.

Botschaften an die Ukraine und die NATO
Aus russischer Sicht dürfte der Einsatz der „Oreschnik“ zwei zentrale Ziele gehabt haben. Erstens diente er als Test, um die Effizienz dieser neuen Technologie unter realen Bedingungen zu bestätigen. Zweitens war er eine „letzte Warnung“ an die Ukraine und deren westliche Unterstützer. Moskau wollte demonstrieren, dass es die Mittel und den Willen hat, auf die Eskalationen adäquat zu reagieren, ohne jedoch sofort auf den Einsatz von Nuklearwaffen zurückzugreifen.

Die Botschaft an die NATO war unmissverständlich: Es gibt keine existierende militärische Technologie, die Russlands interkontinentale Raketen aufhalten könnte. Sollten nukleare Optionen gewählt werden, würden die Ziele sicher getroffen werden – unabhängig von den Verteidigungsmaßnahmen der Atlantischen Allianz.

Für die Ukraine war die Warnung noch direkter. Der Angriff sollte verdeutlichen, dass niemand das Kiewer Regime vor den Konsequenzen seiner Handlungen schützen wird. Washington, das angeblich von Moskau 30 Minuten vor dem Start der „Oreschnik“ gewarnt worden war, dass es sich nicht um eine nuklear bewaffnete Rakete handelte, entschied sich für Untätigkeit.

Trotz tausender Experten, die darauf trainiert sind, auf nukleare Krisen zu reagieren, leitete die US-Regierung keine Gegenmaßnahmen ein. Diese Zurückhaltung könnte auf Angst vor einer weiteren Eskalation hindeuten oder auf die Annahme, dass das Ziel lediglich ukrainisches Territorium betreffen würde.

Die Entscheidung der USA, nicht zu reagieren, hat auch eine deutliche Botschaft an Kiew gesandt: Russland wird nicht vor Vergeltungsmaßnahmen gegen die Ukraine zurückschrecken, und im Falle eines nuklearen Angriffs würde die Ukraine die Konsequenzen alleine tragen müssen. Diese Haltung wirft auch Fragen über die kollektive Verteidigungsstrategie der NATO auf. Sollte ein Mitglied oder ein enger Verbündeter wie die Ukraine nicht durch direkte Unterstützung geschützt werden, könnten Zweifel an der Einheit und Verlässlichkeit des Bündnisses entstehen.

Allerdings berichtete die New York Times (NYT) am Montag, den 25. November, also nur wenige Tage nach dem Einsatz der „Oreschnik“, dass einige der neokonservativen Strippenzieher im Weißen Haus nichts dazu gelernt haben. Laut NYT hätten mehrere Regierungsbeamte sogar vorgeschlagen, dass US-Präsident Biden angeblich überlegt habe, „der Ukraine Atomwaffen zu überlassen. Das wäre eine sofortige und enorme Abschreckung“ gegen weitere russische Angriffe, so die Beamten. Diese Leute berufen sich dabei auf einen senilen Präsidenten, der alleine nicht einmal mehr den Weg zur Toilette findet.

Die Lage in Washington ist ungeheuerlich, denn angesichts der Gefahr eines Atomkriegs weiß niemand mehr, wer im Weißen Haus angeblich im Namen Bidens die Entscheidungen trifft. Selbst der NYT, die sich stets für die „Ukraine-über-alles“ eingesetzt hat, kommt das nicht geheuer vor, denn sie schreibt: „Ein solcher Schritt (Atomwaffen an die Ukraine) wäre kompliziert und hätte schwerwiegende Folgen.“

Der den RT-DE-Lesern bereits bekannte, ehemalige ukrainische Verteidigungsminister und Selenskij-Berater Andriy Zagorodnyuk trommelt derweil ebenfalls in der NYT für mehr Feuerkraft für die Ukraine, weil die Ukraine und ihre Verbündeten erst die Dynamik an der Front umkehren müssten, um die Voraussetzungen für Gespräche für einen erfolgreichen Waffenstillstand zu schaffen. Zugleich forderte er vom Westen ein ausreichendes Arsenal von Waffen mit größerer Reichweite, um sofortigen Schaden in Russland anzurichten, falls der Kreml die Feindseligkeiten wieder aufnimmt.

Offensichtlich haben viele Kriegstreiber immer noch nicht verstanden und „Oreschnik“ muss noch weiter Lehren erteilen. Diese scheinen allerdings in Teilen der angeblichen „Qualitätsmedien“ im Mainstream bereits angekommen zu sein. Wir sehen nämlich, dass es inzwischen zunehmend Forderungen nach diplomatischen Friedensbemühungen und Gesprächen mit den Russen gibt, etwas, das noch vor wenigen Tagen einen Shitstorm zur Folge gehabt hätte.

Schlussbetrachtung
Der Einsatz der „Oreschnik“-Rakete und die Einbindung der Strategischen Raketentruppen in den Ukraine-Konflikt zeigen die Entschlossenheit Moskaus, seine strategischen Interessen zu verteidigen, während gleichzeitig der Versuch unternommen wird, eine nukleare Eskalation zu vermeiden. Der 21. November 2024 wird zweifellos als Wendepunkt in die russische Militärgeschichte eingehen. Mit dem Einsatz der RVSN in einer aktiven Militäroperation setzte Russland einen Präzedenzfall, der die Dynamik moderner Konflikte neu definieren könnte. Die Entscheidung, zunächst auf konventionelle Raketen zu setzen, zeigt die Strategie des Kremls: Stärke demonstrieren, ohne sofort die schlimmsten Konsequenzen eines nuklearen Konflikts zu riskieren. Doch der Einsatz dieser „letzten Warnung“ unterstreicht auch die potenziell katastrophalen Konsequenzen, sollten diplomatische Bemühungen scheitern.

Die Zukunft des Ukraine-Konflikts bleibt ungewiss. Die Entscheidungsträger in Kiew täten gut daran, sich das Motto der russischen Strategischen Raketentruppen (RVSN) ins Gedächtnis zu rufen: „Nach uns – nur noch Stille.“ Dieses Motto erinnert an die verheerende Kraft, die diese Truppen entfesseln könnten. Durch diese Ereignisse wird deutlich, wie zerbrechlich die globale Sicherheit geworden ist. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob es möglich ist, diesen gefährlichen Kurs zu korrigieren und eine Basis für Verhandlungen und langfristigen Frieden zu schaffen.

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes