Wolfgang Bittner: „Der neue
West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise - Hintergründe und
Strategien“
ÜBERGREIFENDES
AUS ÜBERSEE
Buchtipp von Harry Popow
Der Schriftsteller Wolfgang Bittner,
Autor zahlreicher Bücher und promovierter Jurist, hat ein neues, den
allgemeinen Konsens gefährdendes Sachbuch vorgelegt, in dem er
beweist, dass der West-Ost-Konflikt eine Inszenierung ist. Kommt
Bittner damit auf den vom Mainstreamzensor verordneten Index? Schon
mit seinem 2015 erschienenen Buch „Die Eroberung Europas durch die
USA“, das abseits der sogenannten Qualitätsmedien ein Standardwerk
und Longseller wurde, prangerte er die allein auf eigenen Vorteil
ausgerichtete Interventions- und Sanktionspolitik der USA an; der
Untertitel lautet: „Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation
und Militarisierung“, womit das Aggressionsprogramm der „einzigen
unverzichtbaren Nation“ (Barack Obama) demaskiert war.
In seinem kürzlich erschienenen Buch
zum Ost-West-Konflikt, den er korrigierend West-Ost-Konflikt nennt,
hat er sich der Mühe unterzogen, den Unterstellungen, Lügen und
Behauptungen, mit denen Propaganda gegen Russland und andere
widerständige Länder gemacht wird, Fakten entgegenzusetzen.
Gutwillige, aufgeschlossene Politiker, Qualitätsjournalisten und
Historiker – soweit es sie noch gibt – werden ihre über
Jahrzehnte eingeübten Ansichten wohl oder übel revidieren müssen,
vor allem ihren Glauben an die Friedfertigkeit der USA.
Bereits auf Seite 11 bemerkt Bittner,
dass in der inzwischen multipolaren Welt durch den monopolaren
Anspruch der USA eine brisante, die gesamte Weltgemeinschaft
gefährdende, unerträgliche Situation entstanden ist. Vorrangiges
Ziel sei, Russland als Machtfaktor in der internationalen Politik
auszuschalten und das Land den westlichen Kapitalinteressen zu
unterwerfen Das allerdings sei bislang nicht gelungen. Dagegen sei
die Aufstellung Deutschlands als Frontstaat und Brückenkopf der NATO
fortgeschritten, und die Bevormundung durch Washington habe Formen
angenommen, die deutsche Souveränität zu einer Farce mache.
Sanktions- und Interventionspolitik
In mehreren Kapiteln geht Bittner auf
Provokationen, Ereignisse und Konflikte ein, die in jüngster Zeit
die Welt chaotisieren, die von den Medien einseitig hochgespielt
werden und Angst gegenüber dem „Hauptfeind“ erzeugen. Er stellt
Fragen, analysiert und schafft Klarheit, wo vernebelt wird. Themen
sind die völkerrechtswidrigen Kriege in Jugoslawien, Afghanistan,
Irak, Libyen, Somalia, Pakistan, Syrien und im Jemen sowie das
Vorrücken der NATO bis an die Grenzen Russlands. Hintergründe
werden deutlich, zum Beispiel zum Umsturz in der Ukraine mit dem
darauffolgenden Bürgerkrieg, zu den Sanktionen gegen Russland,
Venezuela und den Iran oder zur angeblichen Einflussnahme auf den
amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf.
Bittner gibt Antworten auf Fragen, die
von den Mainstreammedien umgangen, zum Teil auch manipulativ und
desinformierend beantwortet werden: Wozu die von den USA geforderte
Erhöhung der deutschen Militärausgaben von 1,2 auf 2 Prozent des
Bruttoinlandproduktes bis 2025? Warum der Ausstieg aus dem
INF-Abrüstungsabkommen? War die Abspaltung der Krim eine Annexion
oder ist das lediglich ein vom CIA geprägter Kampfbegriff? Was
steckte hinter den Giftgasanschlägen in Syrien? Wer hat den
Zwischenfall am Asowschen Meer als weitere Eskalationsstufe im Kalten
Krieg zu verantworten? Ist es denkbar, dass der russische Präsident
Putin den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17, Hackerangriffe auf
westliche Institutionen und den Giftgasanschlag auf den Doppelagenten
Skripal befohlen hat?
Zur Indoktrination der Bevölkerung
schreibt Bittner: „Jetzt weiß der Fernsehzuschauer über
Venezuela, Russland und über amerikanisches Frackinggas Bescheid. Es
hört sich alles recht vernünftig und logisch an, doch nichts ist
hinterfragt, die Behauptungen sind nicht bewiesen.“ (S. 252) Der
Autor führt nicht nur chronologisch die äußeren Erscheinungsformen
eines mentalen Angriffskrieges auf das Bewusstsein der Menschen vor
Augen, er beleuchtet auch die Ursachen, die zu dem neuen WEST-OST-
KONFLIKT geführt haben und entlarvt die Ziele und Methoden dieses
gefährlichen Spiels, das den Untergang des Planeten zur Folge haben
kann. Und Wolfgang Bittner ruft dazu auf, sich zu widersetzen, bevor
es zu spät ist.
Langzeitstrategie und unipolarer
Anspruch
Widerstand bedeutet, nachzudenken, zu
begreifen und zu handeln. Das erstere wird schon durch die permanente
Unterdrückung der Wahrheit erschwert. Wer sich allerdings der Frage
stellt, welche Ziele und Machtinteressen verfolgt werden, dem fällt
es nicht allzu schwer, die eigentlichen Ursachen für die zunehmenden
weltweiten Konflikte herauszufinden. Dabei greift zu kurz, lediglich
den „bösen Kapitalismus“ anzuprangern. Es geht zum einen um
wirtschaftliche Interessen, zum anderen um Sicherheitsaspekte und
strategische Ziele, militärisch wie energiepolitisch.
Bittner beschreibt eine
„Langzeitstrategie“ der USA, die unabhängig von der jeweiligen
Regierung seit mehr als einem Jahrhundert verfolgt wird. Dazu zitiert
er aus einer Rede des ehemaligen Direktors des einflussreichen
Thinktanks Stratfor, George Friedman vom 4. Februar 2015: „Das
Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten
Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg
waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil sie
vereint die einzige Macht sind, die unsere Vormachtstellung bedrohen
kann.“ Für die USA sei die Hauptsorge, dass sich „deutsches
Kapital und deutsche Technologie mit russischen Rohstoff-Ressourcen
und russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination
verbinden“, was die USA seit mehr als einem Jahrhundert zu
verhindern suchen.
Hochinteressant ist in diesem
Zusammenhang die vom Autor zitierte Feststellung des russischen
Historikers Nikolay Starikov, Hitler sei seit Anfang der 1920er-Jahre
„von interessierten Kreisen aus den USA gefördert und finanziert
worden“. England, Frankreich und die Finanz- und Wirtschaftseliten
der USA „hätten von vornherein die Absicht verfolgt, nicht nur
Deutschland ein für alle Mal zu vernichten, sondern es in einen
Vernichtungskrieg gegen die bolschewistische UdSSR zu schicken“ (S.
130). Diese Aussagen, so Wolfgang Bittner auf Seite 134, bedeuten
„weder eine Relativierung der ungeheuren Verbrechen der Nazis noch
eine Verleugnung des brutalen Stalinismus“.
So sei die 1949 entstandene
Bundesrepublik gegen die damalige Sowjetunion aufgestellt worden, (S.
142) und in diesem Zusammenhang geht Bittner auch auf „die
Dämonisierung und Verfolgung der Kommunisten“ ein. Er kommt zu dem
Schluss, Deutschland sei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs „als
Frontstaat weitgehend den US-Direktiven ausgeliefert und gegen
Russland aufgestellt“ worden. Diesem Thema, das auch die
Souveränität betrifft, widmet er ein längeres Kapitel (S. 141 ff.)
Resümierend stellt der Autor fest:
„Die Welt befindet sich im Krieg: Wirtschaftskrieg,
Propagandakrieg, Cyberkrieg, fortwährende Provokationen und
militärische Konflikte. Über allem hängt das Damoklesschwert eines
großen Krieges, der das Ende der Zivilisation bedeuten würde.“
Schlimmer noch: „Kein Schuldbewusstsein bei den Verantwortlichen,
sie haben nichts gelernt, weder Schamgefühl noch eine Spur von Moral
– sie sind einfach gierig und ‚cool‘.“ (S. 266 f.)
Wegweiser aus der Sackgasse?
In dem Kapitel „Langzeitstrategie und
unipolarer Anspruch der USA zitiert Wolfgang Bittner den
US-amerikanischen Ökonom und Publizisten Paul Craig Roberts: „Wenn
die Menschen in Amerika nicht zu Verstand kommen und die
Kriegstreiber in Washington hinauswerfen, ist Krieg unsere
Zukunft.“(S.231) Der Autor stellt sich die Frage, warum so viele
Menschen gegen das Bienensterben und für mehr Klimaschutz auf die
Straße gehen, aber nicht Millionen für Frieden, Abrüstung und
normale Beziehungen zu Russland zu mobilisieren sind. Er schreibt:
„Offenbar hat sich die Indoktrination einerseits und die Angst
vieler Menschen vor Repressalien andererseits inzwischen so weit
durchgesetzt, dass in existenziellen politischen Fragen Apathie
herrscht, völliges Desinteresse an positiven gesellschaftlichen
Veränderungen. Das würde auf Jahrzehnte hinaus Stagnation bedeuten,
widerspricht allerdings jeder historischen Erfahrung. Denn die
zivilisatorischen Errungenschaften, von denen die Menschen heute
profitieren, sind erkämpft worden, wenn auch unter unsäglichen
Mühen und Opfern. Jeder Erfahrung nach wird es weitergehen.“
Vor den Internationalen
Strafgerichtshof gehören – so Bittner – „sämtliche
US-Präsidenten der letzten Zeit und viele US-Politiker. (S. 265) Er
schreibt: „Die USA haben über Jahrzehnte hinweg ein
menschenverachtendes System geschaffen, ein Netzwerk der
Ausplünderung, Desinformation und Indoktrination über die ganze
Welt gespannt.“ Und da „Politik und Medien offensichtlich
versagen, müsste ein Impuls, ein Aufschrei aus dem sich als
aufgeklärt betrachtenden Bürgertum kommen“. Wolfgang Bittner
mahnt an: „Um die dringend erforderlichen Veränderungen
herbeizuführen, braucht es den Willen dazu, gesicherte Informationen
und ein grundsätzliches Umdenken.“ (S. 294)
Vielversprechend sei der von Peking und
Russland geplante Bau der „Neuen Seidenstraße“ unter
Einbeziehung der übrigen BRICS-Länder und weiterer Staaten von
China über Wladiwostok und Sibirien bis Moskau und Westeuropa, das
„größte Wachstumsprojekt der neueren Geschichte“, an das auch
Indien, Afrika und der arabische Raum angeschlossen sein sollen. So
würde unabhängig von den Flugzeugträgern der USA ein „gigantischer
Binnenmarkt“ mit der Folge entstehen, „dass die Vereinigten
Staaten nur noch eine übermäßig hochgerüstete Regionalmacht
zwischen Pazifik und Atlantik wären“.
Eine Friedensdrohne
Bittners Buch, das den neuen WEST-
OST-KONFLIKT nicht nur beschreibt, sondern die Hintergründe
durchleuchtet, geopolitische Zusammenhänge aufdeckt und auf mögliche
Lösungen hinweist, kann nur als fundamental bezeichnet werden. Es
ist sozusagen eine friedensstiftende Drohne im Duell mit der Macht
der Destruktion, des Zwangs nach Maximalprofit, das heißt mit
psychopathischen Kriegsbrandstiftern, die eine Gefahr für die
Menschheit darstellen. Sie werden allein mit Trommeln, Lichterketten
und Demonstrationen nicht zum Abtreten von der Weltbühne gebracht
werden. Wolfgang Bittner regt dazu an, sich der grassieren Verdummung
zu stellen, hinter die Kulissen des großen politischen Geschehens zu
blicken und entsprechend zu handeln, bevor alles zu spät ist.
Wolfgang Bittner: „Der neue
West-Ost-Konflikt.“ Untertitel: „Inszenierung einer Krise –
Hintergründe und Strategien.“ Klappenbroschur, 320 S., 20 Abb.,
19,90 €, ISBN: 978-3-943007-25-1.
(Erstveröffentlichung in der NRhZ)
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