Dienstag, 3. Mai 2022

AUFRUF ZUM 77. JAHRESTAG DER BEFREIUNG - Unentdecktes Land e.V.

 

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Heraus zum 77. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus


A U F R U F

M a h n w a c h e  v o r  d e m  s o w j e t i s c h e n  

E h r e n m a l   i m  T i e r g a r t e n  a m  8 . M a i  2 0 2 2


Zeitenwende“

Wir alle ahnen es, wissen es: Dieser 8.Mai wird ein vollkommen anderer sein als die Jahre zuvor. Zahlreiche Ehrenmale, die an die Befreiung vom deutschen Faschismus erinnern, sind in den letzten Wochen angegriffen und geschändet worden. Von staatlicher Seite wurden Gedenkfeiner abgesagt und man schreckte auch nicht davor zurück, den Angehörigen der in Buchenwald ermordeten Sowjetsoldaten die Einreise zur Gedenkfeier zu verbieten.

Begleitet wird dieses Drama von einem Erstarken jener Kräfte, die emsig an der Verharmlosung der Verbrechen des deutschen Faschismus wirken. Vergleiche von Russland mit Nazideutschland mehren sich, Vergleiche der Geschehnisse in der Ukraine mit den Ereignissen im Zuge des Holocaust sind längst kein Tabu mehr für Tageschau & Co. Die von den Medien und der Regierung in Gang gesetzte Russophobie hat ungeahnte Höhen erreicht, ob Sport oder Kultur – alles wird zur Bühne, um Russen auszugrenzen, zu schädigen, zu erpressen.

Dank Euch Soldaten der Anti-Hitler-Koalition

Vor allem ist dies alles eine Bühne für das Vergessen machen der deutschen Geschichte, in dessen Niederungen die zerschundenen Leiber von mehr als 25 Millionen ermordeter Sowjetbürger begraben liegen, Ukrainer, Belarussen, Russen, jede Republik der UdSSR hatte unzählige Opfer zu beklagen. Diese Menschen gaben ihr Leben für den Kampf der Anti-Hitler-Koalition zur Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus. Nicht zuletzt für den Kampf zu Befreiung Deutschlands. In der DDR war diese Anschauung Staatsdoktrin und verinnerlichtes Bewusstsein wohl der meisten ihrer Bürger, der 8. Mai war Staatsfeiertag. In der BRD hingegen war es schon immer und ist es vor allem heute ein schwierig Ding, mit dem Danke sagen. Denn der 8. Mai ist auch ein Tag der Mahnung vor dem Krieg vom Boden Deutschlands aus - seiner Verbrechen, die bis jetzt schwersten und systematischsten Verbrechen, die der Mensch dem Menschen je angetan hat.

Nieder mit der Bundeswehr und ihren Auftraggebern

Man möchte hier diese Mahnung klein reden, davon ablenken, die „Hitlers“ überall auf der Welt anklagen, nur nicht im eigenen Land. Wie sollte dies auch gehen, sind es doch Hitlers Personal und Geldgeber gewesen, die die BRD aufbauten, die wichtigsten Posten in Staatapparat, Justiz, Verwaltung und vor allem Militär besetzten. Von dieser Geschichte will man sich nur zu gern abkoppeln. Denn nur ein „normales“ Deutschland, befreit von besagter deutscher Geschichte, kann wieder mitmischen in den Kriegen, die seit dem Ende des Warschauer Paktes wieder zum alltäglichen Hintergrundgeräusch geworden sind. Diese Kriegszeit hat nicht gestern angefangen, auch nicht im Februar 2022. Der Frieden seit 1945 endete in Europa spätestens im März 1999 mit dem ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien. Mit diesem Krieg rechtfertigte man den Umbau der Bundeswehr zur weltweit agierenden Hightech-Interventionsarmee. Eine Armee, gebraucht von ihren Auftraggebern für die „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“.

Es ist wieder Krieg in Europa, diesmal muss er als Rechtfertigung herhalten für das größte Aufrüstungsprogramm des deutschen Militarismus seit 1945. Es geht dabei nicht nur um 100 Mrd. Sofort-Zahlung. Unverhohlen wird diese Aufrüstung mit einer Bedrohung begründet, die uns mal wieder aus dem Osten heimsuchen soll. Spätestens mit der Auslieferung schwerer Waffensysteme ins Krisengebiet Ukraine liegt offen zutage, dass den Auftraggebern der Bundeswehr nicht um die Beendigung des Krieges geht, sondern darum, einen Krieg gegen Russland zu gewinnen, um jeden Preis, auch um den Preis von noch mehr Opfern des Krieges in der Ukraine. Diese Tatsache deckt auch kein heuchlerisches Geschrei von „Frieden“ und Anteilnahme zu, nicht mal die bundesdeutsche Doppelmoral, die so groß scheint wie der Mond. Wir stehen noch wie gelähmt vor dieser Entwicklung, die sich im Wochentakt abspielt und sind entsetzt über Umfang und
Geschwindigkeit.

Jedes Jahr sollte an die Befreiung vom deutschen Faschismus erinnert werden

Im Jahr 2015 unternahm Unentdecktes Land e.V. anlässlich des Tages der Befreiung vor der Neuen Wache in Berlin, dem ehemaligen zentralen Mahnmal in der DDR für die Opfer des Faschismus und Militarismus, eine Mahnwache mit einem großen Transparent vor. Über dieses Transparent haben wir seinerzeit gut nachgedacht und für seine Herstellung entschieden, dass der Dank an die Befreier in diesem Staat mit seiner Geschichte nur in Verbindung mit der Kampfansage gegen den deutschen Militarismus und diejenigen stattfinden kann, die ihn gegen uns und anderen Völker in Bewegung setzten.

Mit der Bundeswehr steht eine deutsche Armee weltweit in Kriegsgebieten, die in Westdeutschland schon kurz nach dem Krieg vom Führungspersonal der faschistischen Wehrmacht aufgebaut wurde. Es waren noch nicht die Trümmer des letzten Weltkrieges beräumt, da schrien diese ehemaligen ehrmachtsgeneräle nach Rache, den ehemaligen Ostgebieten und vor allem – atomarer Bewaffnung.

Die Bundeswehr ist der wohl prägnanteste Bruch des Potsdamer Abkommens. Es gilt, diesen rückgängig zu machen. Es kann nicht darum gehen, naiv zu fordern, dass die Bundeswehr etwas sein soll, was sie nie war und wofür sie nie zusammengeschoben wurde, eine Verteidigungsarmee. Wir entschieden uns deshalb für die Transparent-Inschrift:

D A N K  E U C H  S O L D A T E N  D E R   A N T I - H I T L E R -

K O A L I T I O N –

N I E D E R  M I T  D E R  B U N D E S W E H R  U N D  I H R E N

A U F T R A G G E B E R N

Es ist am 8. Mai 2022 mehr als bisher von Nöten, an die Befreiung zu erinnern - gegen die Kräfte, die sie vergessen machen wollen. Mehr als bisher müssen wir uns schützend vor die Gedenkstätten und Ehrenmale stellen, sie sind in Gefahr. Vor allem aber gilt es mehr als bisher, dem deutschen Militarismus entgegenzutreten. Mehr als bisher gehört unser Transparent von 2015 auch am 8. Mai 2022 wieder auf die Straße.
Unentdecktes Land e.V.

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