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Zu
einem Jahr Corona-Pandemie – Eine Frage des Systems
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅
13. MÄRZ 2021
von Patrik Köbele –
https://www.unsere-zeit.de/
Vor wenigen Tagen habe ich die Losung „Schließung
tötet“ an die Wand eines Krankenhauses in meinem Stadtteil
gesprüht. Dieses Krankenhaus ist Ende vergangenen Jahres geschlossen
worden. Das zweite innerhalb weniger Monate, mitten in der Pandemie,
mitten im armen Essener Norden. Eine alte Frau, als Notfall
eingeliefert, war nachts um halb zwei wegen Bettenmangels aus dem
verbliebenen Krankenhaus nach Hause geschickt worden. Am nächsten
Morgen erlitt sie einen Schlaganfall, wenige Tage später starb
sie.
Ich denke an die Bilder aus Bergamo – Tote,
Krankenhauspersonal und Ärztinnen und Ärzte völlig überlastet und
vor der Auswahl, wem die wenigen Beatmungsmöglichkeiten zugute
kommen und wem nicht geholfen werden kann. Das Virus ist gefährlich,
tödlich wird es aber oft erst in Verbindung mit einem
kaputtgesparten Gesundheitssystem – in Spanien und Italien
kaputtgespart auf Veranlassung der EU und zum Segen des deutschen
Imperialismus.
„Für die Wirtschaft wurde viel erreicht“,
sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Ergebnis des vergangenen
„Corona-Gipfels“. Das ist das Motto der Bundesregierung seit
einem Jahr Pandemie. Die kapitalistische Krise, die bereits Ende 2019
begann, wurde zur „Corona-Krise“ umdefiniert. Die Lasten werden
auf die Werktätigen abgewälzt. Es findet eine riesige
kapitalistische Marktbereinigung statt.
In einem
Gesellschaftssystem, dessen Prinzipien Profitmacherei und Konkurrenz
sind und das sich ein Virus so zunutze macht, lässt sich keine
konsequente Pandemiebekämpfung durchsetzen. Die Verfügungsgewalt
der Monopole über Fabriken und Banken wird nicht angetastet, das
Gesundheitswesen, die Impfstoffentwicklung und -verteilung müssen
profitabel sein, das Bildungswesen billig und eliteorientiert.
Solange es geht, wird die Geldmaschine am Laufen gehalten. Hunderte
zahlen dies täglich mit ihrem Leben. Drohen aber ernsthafte Folgen
für das System, wird der Bevölkerung die Schuld in die Schuhe
geschoben, das öffentliche Leben und die demokratischen Rechte
werden extrem eingeschränkt. Diese Politik erschüttert zu Recht das
Vertrauen der Menschen in die Regierung.
Die Länder mit
sozialistischer Orientierung haben anders gehandelt. Sie handeln nach
der Maxime: „Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das
Leben.“ (Nikolai Ostrowski). Mit Beginn der Pandemie fokussierten
sie ihr gesamtes staatliches Handeln auf die Bekämpfung des Virus.
In China wurde das öffentliche Leben der Region Wuhan gestoppt.
Millionen waren in Quarantäne. Die Menschen wurden zu Hause mit
Lebensmitteln und allem Nötigen versorgt. Das Personal im
Gesundheitswesen wurde aufgestockt, die Schichtzeiten verkürzt.
Innerhalb weniger Wochen wurden Testkapazitäten für Millionen
geschaffen. Grenzen wurden rigoros geschlossen, bis heute ist die
Einreise nur nach Quarantäne möglich. Die Zentralregierung hat die
Zügel in der Hand und setzte zur Bekämpfung der Pandemie auch
Polizei und Militär ein. Apps helfen zusätzlich bei der Überwachung
des Virus. Gleichzeitig hat die Volksrepublik China vielen Ländern
geholfen und teilt ihr Wissen. Das Vertrauen in die Regierung ist
gewachsen. Die Menschen merken, dass sie in ihrem Interesse
handelt.
Das Leben in China hat sich seit dem Sommer
weitgehend normalisiert. Ähnliches gilt für Vietnam. Auch Kuba
hatte das Virus im letzten Jahr in den Griff bekommen. Zurzeit gibt
es wieder viele Neuinfektionen – allerdings nur wenige
Todesfälle.
Nur wem der Antikommunismus das Hirn zerfressen
hat, zeigt mit dem Finger auf China. Alle anderen können sehen,
welches System das Ziel hat, Leben und persönliche Freiheit in
Einklang zu bringen.
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